Aus 8ladt und Kreis Calw

stimmt cias?

>l8LDu siehst die Sache aus einer falschen Perspektive an, Heinrich" sagte Fritz mit einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.Ich ar­beite von früh bis spät, ich rackere mich ab, ich schufte! Stimmt das? Wenn ich aber Tag für Tag nn Geschirr schwitze, so habe ich Wohl das Recht, einmal auszuspannen. Stimmt das?

Heinrich nickte eifrig.Stimmt, Fritz! Das R-cht wird dir keiner streitig machen!"

Warum meckerst du dann aber gegen mei­nen Pfingstplan? Wir kaufen uns eine Eisen­bahn, brausen durch die Landschaft, tauchen in einer idyllischen Waldschneise unter ..."

... zeihung, Fritz. Warum erst durch die Landschaft brausen, um unterzutauchen? Wald­schneisen gibt es doch auch hier, ganz in der Nähe!"

Fritz schien mit seinen Gedanken bereits durch ferne Wälder zu wandeln. Es dauerte ein Weil­chen, bis er sich mit seiner Antwort zurückfand.

der Nähe? Gewiß. Aber ... Der Sprung in die Weite löst uns vom Alltag. Irgendwo in der Ferne fühlen wir uns freier, aufgeschlosse­ner, entspannungsbereiter. Stimmt das?"

Ein bißchen Einbildung dürfte dabei sein, Fritz", antwortete Heinrich.Arbeiten müssen wir alle, tüchtig sogar. Warum nun seine Ent­spannung in der Ferne suchen? Da müßte die Reichsbahn unzählige Extrazüge einlegen, um die Pfingstentspanner durch die Landschaft zu rollen. Das geht aber in der heutigen Kriegs­zeit bei den ungeheuren kriegswichtigen Auf­gaben der Reichsbahn nicht. Sie hat keinen Platz für Reisende, die nicht unbedingt unterwegs sein müssen. Die idyllische Waldschncise in der Nähe tut es auch. Und wenn nicht... Der Krieg duldet keinen Aufschub. Unsere Pfingstfahrt kön­nen wir später immer noch nachholen. Stimmt das?"

Steuererleichterung für Rentner

Es gibt Steuerpflichtige, die Renten aus der reichsgesetzlichen Sozialversicherung und im gleichen Veranlagungszeitraum Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit beziehen, die aus einem gegenwärtigen Dienstverhältnis stam­men. Es kommt vor, daß solche Steuerpflich­tige nur deshalb veranlagt werden, weil die Einkünfte, die nicht dem Steuerabzug unter­liegen, mehr als 30g Mark betragen. Für diese Fälle hat der Reichsfinanzminister setzt be­stimmt. daß von den Nentenbezügen außer den 200 Mark Pauschbetrag für Werbungs­kosten ein besonderer steuerfreier Betrag von 600 Mark abzuziehen ist. Der besondere steuerfreie Betrag darf je­doch weder die Einkünfte aus den Nenten­bezügen noch die Arbeitseinkünste übersteigen. Für die Frage, ob die Grenze von 300 Mark überschritten wird, ist bei den Rentenbezügen von den Einnahmen nach Abzug der Wer- bnngskosten und des besonderen steuerfreien Betrages von 600 Mark auszugehen. Diese Regelung gilt erstmalig bei der Einkom­men sie uerve ranlag ung für 19k 1. Schon durchgeführte Veranlagungen werden von Amts wegen geändert.

Flaksplitter auf der Landstraße

Kein Entschädigungsanspruch bei Reifenschaden

Das Neichskriegsschädenamt hat in einer neuen Entscheidung (NKA. 1/16 12) grund­sätzlich zu der Frage Stellung genommen, ob ein Reifenschaden durch einen auf der Straße liegenden Flaksplitter unter die Entschädi- gungspflickit des Reiches fällt. Im Einverneh­men mit den Vorinstanzen hat das Neichs- kriegsschädeuamt den Entschädigungs­anspruch abaewiesen. In der Entschei­dung heißt es, baß der Reifenschaden keines­falls als die unmittelbare Folge einer Kampf­maßnahme angesehen werden könne. Auch wenn man unterstelle, daß der Flaksplitter von dem nächtlichen^,Flakbeschuß herrührte und

Zivil M»kl liegt illlS Hklj

Roman von Else Iu»g-Li» bemann.

K Fortsetzung»

Da war zuerst die Sekretärin des Rechtsan­walts Kühn, ein älteres Mädchen mit einer schwarzumränderten Hornbrille. Als Marlene hörte, daß Fräulein Schott schon sieben Jahre im "'"w der beiden Chefs tätig war. bat sie die Nrkeitskameradin um ihre Unterstützung.

Nicht wahr, Cie helfen mir? Sie sind schon eingearbeitet und können mir sicherlich manchen guten Wink geben.'

Die dunklen Augen des Mädchens schauten Marlene freundlich an.

Das ist doch selbstverständlich", sagte es. Wenden Sie sich nur an mich, wenn Sie et­was nicht wissen. IK kenne mich hier ans """ 7" 'ch kenne auch Herrn Cordes. Wenn im ?Nnen einen Rat geben darf, dann lasten Sie sich nicht von ihm einschuchtern. Me Ihre Borgangennnen wurden nervös und versagten bei der Arbeit, weil sie Angst vor ihm hatten. Bleiben Sie ruhig und tun Sie Ihre Pflicht denn mit einer tadellosen Arbeitsleistung ge- sich ihn am leichtesten." Gertrud Scbott lachte.Wober ich diese Weisheit habe, wollen Sie nun wohl wissen"- - Durch eigene Er-ahruiiq. d-nu ehe ich zu Nerrn R-chtsaii- walt Kühn hinttberwcchselte, Habs ich ein 'fahr bei Herrn Cordes gsarbeitel. Cs war keine leichte Zeit, aber wir sind trotzdem ganz gnt miteinander aiisgckommcn. Außerdem habe ich sehr viel bei ihm gelernt, vor allem Ord­nung und Konzentration."

Jetzt lach.e auch Marlene. Was die Kame­radin sagte, bette ihr Mut gemacht, und sie dankte ihr für den guten Rat.

den Reifenschaden in der ursprünglichen Lage verursachte, könne gleichwohl der unmittelbare Zusammenhang mit der Kampfhandlung nicht anerkannt werden. Die Kampfhandlung sei bei Eintritt des Schadens bereits beendet gewesen.

Offizierslaufbahn in per Luftwaffe

In Ergänzung der bisherigen Veröffent­lichungen gibt der Neichsminister der Luft­fahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe be­kannt: Schüler der sechsten bis achten Klassen der höheren Lehranstalten des Jahrgangs 1923 und älter sowie des Jahrgangs 1921, die die Offizierslaufbahn in oer Luftwaffe (Flieger­truppe einschließlich Jngenieur-Offizierslauf- bahn, Flakartillerie, Lustnachrichtentruppe) an­streben, müssen ihre Bewerbung bis 30. Juni bei der Annahmestelle 3 für Osfrziers- bewerber der Luftwaffe in München 23, Franz - Josef - Straße 1, eingereicht haben. Gleichzeitig mit der Bewerbung ist bei dem Wehrbezirkskommando der dort erhältliche Meldevordruck für die Einstellung von Freiwilligen (vorgesehen zur späteren Ueber- nahme als Fahnenjunker)" in die Wehrmacht auszufüllen. Erst damit ist eine Verwendung des Betreffenden in der Luftwaffe sichergestellt.

Die erfolgte Ausfüllung ist unter Angabe des Datums der zuständigen Annahmestelle für Ofsiziersbeweroer der Luftwaffe mitzu­teilen. Nur diejenigen Bewerber, die bis 30. Juni ihr Gesuch bei einer Annahmestelle eingereicht haben, können berücksichtigt werden Schüler der sechsten bis achten Klassen des Jahrgangs 1923 und älter erhalten den end­gültigen Annahmeschein bis 1. Juli. Die Schüler der siebten und achten Klassen dieses Jahrgangs werden spätestens bis 1. Juli durch Gestellungsbefehl einberufen: Schüler, die sich zur Zeit in der sechsten Klasse befinden, wer­den zu einem späteren Z-'tpunkt einberufen. Schüler der sechsten bis achten Klassen des Jahrgangs 1921 erhalten zunächst einen vor­

läufigen Annahmeschein. Die endgültigen An­nahmescheine werden ihnen spätestens ab 1. Juli zugestellt,

Der Neichsarbeitsminister hat die Neichs- treuhänder der Arbeit gebetem keine Beden­ken zu erheben, wenn Betriebsführer durch Tarisregelung, Betriebsordnung oder von sich aus für Inhaberinnen des Ehrenkreuzes der deutschen Mut­ter einen zusätzlichen Urlaub von drei Tagen gewähren.

«k

Um Mißverständnissen entgegenzutreten, wird von der Reichsarbeitsdienstleitung klar­gestellt, daß es Befreiungen von der Ablei st ung der Arbeitsdienst­pflicht für die weibliche Jugend, zu der grundsätzlich nur ledige Mädchen her­angezogen werden, nicht gibt. In dringen­den Fällen können lediglich befristete Zurück­stellungen erfolgen.

Die Reichswirtschaftskammer teilt mit. daß im Bauhandwerk, ganz abgesehen von der von der betrieblichen Ausbildung abwei­chenden Zielrichtung der Schulausbildnng. der Besuch sachlicher Schuleinrichtungen die praktischeLehrenichtersetzen könne. Daher könne die Anrechnung auch des Bau- gewerkschulbekuchs auf die Lehrzeit nicht er­folgen.

Der Rundfunk am Freitag

Neichsvrogramm: Melodien aus der wenig be­kannten OverHaNs Sachs" von Albert Lortzins, aus MarschnersHans Hciling", Webers Euryantbc" und anderes bieten das Grobe Orchester und der Chor des Reichsscnders Hamburg unter Leitung von Adolf Sccker mit Lisa Jungkind und Helmut Bogt als Solisten iinNachmittaaskonzert" von IS bis 17 Uhr. In derMusik zum Feier­abend" von 17.18 bis 18.M Uhr erklingt volkstüm­liche und tänzerische Musik für Orchester und Soli­sten, dargcboten vom Kleinen Orchester des Reichs- kenders Stuttgart unter Leitung von Willi

Wie sieht das neue Mehl aus?

IM jftm l388en 8>cli auck 8Lkm3kli3fte 8pei8en unä 63cliW3ren bestellen

Es hat viel Aufregung verursacht und manche Hausfrau hat bei sich gedacht: Neues Mehl ist in Aussicht! Wie soll ich damit fer­tig werden? Der Gedanke, sich vielleicht ein wenig umstellen zu müssen, behagte ihr gar nicht. Aber wir wollen dankbar sein, daß wir all das haben, was wir zum Leben brauchen. Dann bedeutet es uns nicht viel, wenn das Mehl für einige Zeit etwas dunkler wird. Wenn unser Brot ein dunkles Aus­sehen hat, so ist es darum nicht etwa schlech­ter. Zu erklären ist diese Veränderung fol­gendermaßen:

Unsere Versorgungslage bringt es mit sich, daß wir die Ausmahlung für Roggen und Weizen möglichst weit heraufsctzen. Das neue Mehl enthält säst die ganzen Bestandteile des Kornes. Das aber ist nahrhaft und kommt unserer Gesundheit sehr zugute. Um nun die Hausfrau mit den neuen Mehlsorten, die sie demnächst auf ihre Karten beziehen kann, vertraut zu machen, wollen wir uns einmal ein wenig darüber unterhalten. Auf die mit k gekennzeichneten Abschnitte der Brot­karte ä. werden folgende Typen abgegeben:

Roggenmehr Type 1790, Roggenvollkorn­schrot und Roggenbackschrot Type 1600, Wei- zenvollkornschrot und Weizenbackschrot Type 1700, Weizenbrotmehl Type 2800.

Für den Haushalt wird vor allem das Weizenbrotmehl in Frage kommen. In der Versuchsküche des Deutschen Fraucn- werkes wurde dieses neue Mehl schon auf die verschiedenste Weise verwendet. Es besitzt eine gute Bindefähigkeit und läßt sich zu Tunken und Suppen wie auch zu sonstigen Speisen gevrauchen. 10 Gramm Mehl genügen nach wie vor zu einem halben Liter Tunke. Da das Mehl eine ziemlich dunkle Farbe hat, lassen sich allerdings keine Hellen Mehlschwitzen mehr Herstellen. Aber das ist ja nicht das schlimmste, dann unterscheiden wir eben nicht mehr zwischen Heller und dunkler Tunke, son­dern haben nur noch eine Tunke.

Zur Herstellung von Kleingebäck und Kuchen mit Backpulver oder Hefe läßt sich Type 2800 nach den üblichen Vorschriften ver­wenden. Man muß nur etwas mehr Trieb nehmen. Der Teig läßt sich gut verarbeiten und klebt nicht. Stellen wir z. B. etwas Klein­gebäck für das Feldpostpäckchen oder für un­sere Kinder her, so müssen wir den Teig sehr dünn auswellen, denn se dünner er ist, desto knuspriger werden die Plätzchen beim Backen.

Das neue Mehl eignet sich natürlich ebenso wie das alte zur Brotverarbeitunss. Man mutz nur auf folgendes achtgeben: die Zutaten müssen genau abgewogen und dürfen nicht etwa nur geschätzt werden, wie man es manchmal gern tat. Den Vorteig macht man etwas größer und nimmt wenig Flüssigkeit. Alles muß gut vermengt werden. Am besten werden kleine Laibe hergestellt, die man gut geben und durchbacken läßt. Wir essen nie­mals frisches Brot, sondert: lassen es recht gut ablagern. Dann schmeckt es vortrefflich und ist ausgiebig.

Damit aber die Hausfrau auch in Zukunft noch die Möglichkeit hat, Helle Tunken. Klein- geoack und feinere Backwaren herzustellen, wird bis auf weiteres die Weizenaus­mahlung so gehandhabt, daß 25 bis 35 v. H. der Weizenmahlerzeuanisse als Mehl der bisherigen Type 1050 bezogen werden kann, und zwar auf die Abschnitte der Reichs­brotkarte 8. Mit diesem Mehl hat ja jede Hausfrau schon ihre Erfahrungen gemacht und sie weiß, daß es sich sehr gut zum Ver­arbeiten im Haushalt eignet.

Das wäre also das wichtigste über die neuen Mehlsorten. Wir verraten der Hausfrau, daß sie auch damit schmackhafte Speisen und Backwaren wird Herstellen können. Wenn sie es selbst erst einmal ausprobiert hat, dann wird sie selbst merken, daß sie mit eini­gem Geschick nach wie vor mit dem Mehl die verschiedensten Sachen Herstellen kann, und daß die neuen Mehlsorten durchaus kein An­laß sind, sich Sorgen zu machen. 1.8t.

VLIbk VOI.L VIOM

LkrLLVlvkL DIL SOSIOLS^I-S- 8DDNVL VUSLIkLkr OlLdlLIN

Butz, unterstützt vou Sängern, JnItrumeillaUlle» und denlustigen Musikanten". Zu bunten Klang­bildern aus dem Volksleben Hamburgs mit Liedern. Tänzen, Märschen und anderem vereinigen sich in der SendungAlles verhören" von 20.20 bis 21 Uhr das Grobe Orchester des Reichsscnders Ham­burg unter Leitung von Otto Ebel von Solen, Kam­mersänger Theo Herrmann und der Cbor der Ham- burger Staatsover, die Unterbaltungskapelle Jan Hoffmann und weitere Orchester- und Cborgcmein- schaften. ImHeiteren Spiel" vom Ncichssendcr Hamburg von 21 bis 22 Ubr bringen Ilse Kögel. Bernhard Jakschtat, Jan Hoffmann und Herbert Heinemann mit Cbor und Orchester Tanzstücke und Overettenweisen von Ravmond, Rixner, Kottmga. Distal und anderen.

Dentschlandsendcr: Der bekannte Komvonist Mark Lothar dirigiert eigene Werke in derSchönen Musik «um späten Nachmittag" von 17.30 bis 18.30 Uhr, darunter Bruchstücke ausSchneider Wibbel" und der Eichendorff-Suite. Anschließend erklingt Musik aus der Serenade und derBenezianischen Suite" von Wolf-Ferrari: Solist: Walter Hauck, Sprecher: Claus Clausen. Das Strob-Ouartctt mit dein Pianisten Friedrich Wührer stellt sich in der Sendung von 20.18 bis 21 Uhr vor: zum Bortraa gelangen PfihucrS vier Klavierstücke und Robert Schumanns Klavierauintett. Werk 11. Zum Geburtstag Richard Wagners bietet das Grobe Orchester des NeichSsenders Königsberg unter Leitung von Wolf- gang Brückner In der Sendung von 21 bis 22 Ubr wrniaer bekannte Werke des Meisters, darunter Sätze ans der v clnr-Svuiphonie und ein Klarinet- ten-?ldagio.

Kultureller NunMjrk

Die Goethe-Medaille für Professor Eder. DK Führer hat dem Hochschulprofessor Hof­rat vr. I>. c. Joseph-Maria Eder in Wien aus Anlaß der 50. Wiederkehr des Tages sei­ner Ernennung zum Hochschulprofessor in Würdigung seiner Verdienste um die wissen­schaftliche und technische Photographie die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen.

«SS Jahre altes Wohnhaus wird Heimat­museum. Das schon im 8. Jahrhundert ur­kundlich erwähnte und 1220 zur Freien Reichs­stadt erhobene Alcmannenstädtchen Pfül­lend orf besitzt in dem für die Entwick­lungsgeschichte des Fachwerkbaues interessan­ten Bärenhodschen Haus wohl das älteste Wohnhaus Süddeutschlands. Die in dem völlig aus Eiche bestehenden und gut erhaltenen Lolzwerk angebrachte Jahr^-abl 1317 bescheinigt dem Haus ein Alter von 625 Jahren. In dem ehrwürdigen Bau soll nach dem Kriege ein stadtgeschichtliches Hei­matmuseum eingerich'er we--

Tum

von Loksn^Sstsn

Ein jnnzer Mann Irrt heran, klappte die Hacken zusammen und verbeugte sich.

.^Gestatten Sie: Fred Busse, Kanzleivolontär."

Itzm folgte ein etwa siebzehnjähriger Junge mir rotcm Haar und e'n-r Anzahl Sonnner- sprnscn auf Stirn und Nasenrücken. Er klappte ebenfalls die Hacken zusammen und schiw:rfe in tauschend ähnlichen Tonsall:

Eicssl Schilp, Kanilei'ehrlino,"

Kanzleistift wolltest du wohl sagen", ver­besserte ihn Fred Busse,denn zum Lehrling reicht es bei dir noch lange nicht."

Bitterböse schaute Eustl zu ihm auf.

Wenns bei mir nicht zum Lehrling reicht, dann reicht es bei Ihnen auch noch lange nicht zum Volontär, Der Herr ist Kanzleigehilfe, Fräulein, den Volontär hat er sich selbst ange- hdngt, weils schöner klingt."

Die Ader auf Fred Busses eckiger Stirn schwoll rot an.

Mach, daß du an deine Arbeit kommst, du Lümmel, wir zwei sprechen uns noch", schrie er ihn an. und Eustl Schilp drückte sich.

Diese klein« Szene halt« viel dazu beigetra­gen, daß Marlene die Menschen, mit denen sie fortan zusammen arbeiten sollte besser kennen­lernte. Der Junge hatte ihr gefallen. Der Herr Volontär bekam eine weniger gut« Note.

..Darf ich Sie nun in Ihre Pflichten ein- snhren?" fragte der junge Mann.Die Chefs sind auf dem Erricht. Wenn sie zurückkommen, müssen die Akten, die zu bearbeiten sind, ge­ordnet und vorbereitet sein."

Er reichte Marlene einen Zettel, auf dem einige Namen verzeichnet waren.

Das sind die Klienten, die für heute nach­mittag bei Herrn Rechtsanwalt Cordes vor­sprechen wollen", erklärte er.und in diesem Regal finden Sie die betreffenden Akten nach den Namen der Klienten alphabetisch geordnet. Bitte, suchen Sie sie heraus und legen Sie sie mir nachher zur Durchsicht vor."

Marlene unterdrückte Sen leisen Unwillen, der in ihr ausstieg. War ihr schon di« ge­schraubte Redeweise dieses Menschen unange­nehm, so verdroß sie noch mehr der herablas­sende Ton, den er anschlug. Sie nahm sich vor, diese Art auf keinen Fall zu dulden. Jetzt schwieg sie und machte sich an die Arbeit. Ein­mal mußte sie fragen, weil sie einen Akt nicht finden konnte.

Busse lächelte spöttisch.

Gehts also doch nicht ohne mich, wie? Wo fehlts denn? Sie können Berglund nicht finden. Warten Sie, den haben wir mit ei­nem Griff."

Marlene war gespannt. Sie hatte die ganze Reihe durchgesehen. Einen Akt Berglund gab es nicht, oder sie müßte blind gewesen sein.

Nun war auch Busse mit der Durchsicht fertig.

Sollte scr Akt versehentlich rn eine andere Mappe gekommen sein?" murmelte er. Mar­lene sah, daß sich sein Gesicht rötete.

Blamiere dich nur, mein Junge, dachte sie schadenfroh. Doch dann kam ihr ein Gedanke. Vielleicht hat Berglund noch gar keinen Akt?" fragte sie.

Fred Busse schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

Stimmt ja! Das ist eine Neuanmeldung. Man wird in diesem Betrieb ganz kopflos es geht einem zu viel durch den Kopf."

Mehr Konzentration bei der Arbeit, Herr Busse", spöttelte Marlene.

Busse fuhr herum. Der Blick, den er ihr zu­warf, war spitz.

Behalten Sie Ihre Belehrungen gefälligst für sich, Fräulein Merker!" sagre er scharf. Vergessen Sie nicht, daß ich Ihr Vorgesetzter bin."

Marlene schüttelt« den Kopf.Ich glaube, darin irren Sie sich. Her: Busse. Meine Vor- gesetzten sind die beiden Lbrfs und Herr Büro­vorsteher Wagner."

Sehr richtig!" ließ sich Wagners Stimm» vom Fenster her hören.Die übrigen Ange­stellten sind Ihre Arbeitskameraden, nichts mehr und nichts weniger."

Fred Busse wandte sich wütend ab und beugte sich über die Akten, die Marlene ihm auf den Tisch gelegt hatte. Die ruhige, sichere Art der Neuen ärgerte ihn maßlos. Saß ja aus einem hohen Roß. das Fräulein Merker! Na, er würde sie sich schon ziehen. Es gab genug Mit­tel dazu.

Als Rechtsanwalt Eordes nach der Mittags­pause im Büro erschien und durch die Kanzlei ging, beachtete er Marlene nicht. Er winkle seinem Bürovorsteher und verschwand mit ihm hinter der großen Polstertür, die zu seinem Ar­beitszimmer führte. Eine Viertelstunde später ließ er Marlene rufen.

Cordes schaute kaum auf. als sie das mit schweren Klubmöbeln eingerichtete Büro betrat. Sie mußte ein« Weile stehen, ehe er ihr zu­winkte, näherzukommen und sich zu setzen.

Sie find mir zwar mann empfohicn nor­den", sagte er kurz. ..aber es ist meine Ge­wohnheit, meine Sekretärinnen vor ihrem Antritt zu examinieren.

Er schob ihr einen Stenogrammblock und einen Bleistift hin und begann gleich zu dik­tieren.

Es war ein schwieriges, juristisches Schrift, stück, in dem sich Fachausdrücke und Fremdwör- ter nur so jagten. In diesem Augenblick dankte Marlene ihren Lehrern auf dem Lyzeum und der Handelsschule für die gründliche Aus­bildung, die sie ihr hatten zuteil werden las­sen. Trotzdem versagte sie bei zwei Wörtern und mußte sie auslassen, als sie anschließend das Stenogramm in Maschinenschrisi übertrug.

Cordes sah nach der Uhr.

Fertig?"

-SoI-rt!"

lFortsetzung folgt.)