S. Seit« — »r. 14»
Ragolder Tagblatt,D«r Gesellschafter-
Freitag, d«« 28. Zu«i 1»4V
Waffenruhe an allen Fronten Frankreichs
Einstellung der Feindseligkeiten nach 45 Tagen eines beispiellosen deutschen Siegeszuges
DNB Soissons, 26. Juni. Wenige Stunden vor dem geschichtlichen Augenblick, da am 25. Juni in der Nacht um 1.35 Uhr das alte Soldatensignal „Das Ganze halt" geblasen wurde, hatten wir, so meldet der Sonderberichterstatter des DNV, in dem Pariser Vorort St. Denisein Gespräch mit einem alten französischen Weltkriegsteilnehmer. Das war ein silberlockiger rüstiger Greis von etwa 66 Jahren, braungebrannt, mit frischen Wangen und wasserhellen Augen. Er trat an unseren Wagen, als wir einen kleinen aufgeweckten Pariser Jungen, seinen Enkel, nach dem Wege fragten. Einige Schritte von dem Fahrzeug entfernt, gewissermaßen in vorgeschriebenem Abstande, blieb er stehen, ritz die Knochen zusammen, legte die Linke an die Hosennaht, die Rechte mit hochgewinkeltem Ellbogen, geschlossenen Fingern und angelegtem Daumen an die Stelle, wo während seiner Dienstzeit, ein wenig schief, sein Käppi gesessen haben mochte. Er trug einen alten kakhibraunen Militärrock, im Knopfloch das zerschlissene Bändchen der Ehrenlegion, auf der Brustseite eine lange Reihe schmaler, leicht verschmutzter Bändchen seiner Dekorationen. Vielleicht, wir haben ihn nicht danach gefragt, war ihm die so zur Schau getragene Erinnerung an den Weltkrieg ein Trost in dieser Stunde des vollständigen militärischen Zusammenbruches der grande Armee, der er so lange ^angehört hatte.
Kurz und knapp, militärisch gab er die erbetene Auskunft, ohne seine stramme Haltung auch nur eine Sekunde aufzugeben. Immer richtete er seine Antwort, wer ihn von uns auch fragte, an den uns führenden Offizier, obwohl drei Unisormträger im Wagen saßen. Das war gerade der richtige Mann für uns, ihn als alten Soldaten nach seinen Eindrücken von den Waffenträgern des nationalsozialistischen Deutschlands zu fragen. Erst als ihm unser Major bedeutet hatte, bequem zu stehen, gab er seine stramme Haltung auf. Mit echt französischer Lebhaftigkeit, beredtem Mienenspiel und erklärenden Gesten versuchte er darzustellen, was ihn, den alten Soldaten, schon lange bewegt haben mochte.
Ich kenne den deutschen Soldaten, sagte er, denn ich habe ihm vier Jahre gegenübergelegen, oftmals näher als mir lieb war. Ich habe die größten Schlachten des Weltkrieges mitgemacht, ich war unter denen, die nach einem mörderischen, tagelangen Trommelfeuer auf die deutschen Linien stürmten, von denen wir glaubten, daß sie kein Lebewesen mehr bargen, und die uns, als wir nahe genug herangekommen waren, mit einem Hagel von Handgranaten und einm wütenden ME-Feuer empfingen. Sie haben um jeden Meter gekämpft, auch als sie zahlenmäßig weit unterlegen waren, keinen Nachschub, keine Verpflegung und keine Munition mehr hatten. Selbst dann noch haben sie oftmals mit der blanken Waffe ihre Stellung verteidigt und sind lieber gestorben, als daß sie sich ergaben.
Auf unsere Frage, worin er denn den Unterschied zwischen den deutschen Soldaten von 1914 und 1940 sehe, weist er auf eine vorbeimarschierende Kolonne: Sehen Sie selbst, welche kräftigen, gesunden, wohlgenährten Burschen, welche Ausrüstung, welches Material, welche Waffen! Ich kenne sie jetzt nur vom Sehen, aber ich habe mich mit ihnen unterhalten, und glauben Sie mir altem Soldaten, daß ich schon erkennen kann, was in der Uniform steckt, welcher Geist ihren Träger erfüllt.
lleber die Ursache des völligen Zusammenbruches der französischen Armeen aber schweigt er umflorten Blickes. Mit einer verächtlichen Geste weist er über die Schulter... nach Paris, dem Sitz der Plutokratenklique von Englands Gnaden. Auch unsere tröstliche Versicherung, daß der französische Soldat von 1940 ein tapferer Gegner war, kann die Schleier der Trauer nicht mehr von seinem Gesicht ziehen. Stumm nimmt er wieder militärische Haltung an, grüßt und sieht uns mit stolzen Augen nach, bis der Wagen seine Fahrt fortsetzt.
Wie eine Bestätigung seiner Worte waren die Bilder, die wir auf den Spuren des beispiellosen Siegeszuges der deutschen Armeen fanden. Wir waren ihnen durch Belgien und Nordfrankreich, durch die verlängerte Maginot-Linie und die Verteidigungsstellung Weygands an Somme und Aisne gefolgt. Wir hatten den Stoß in das Herz Frankreichs, in die Hauptstadt Paris und die Verfolgung der geschlagenen französischen Armeen bis über die Loire nacherlebt. In Lompisgne waren wie Zeugen der weltgeschichtlichen Stunde der Uebergabe der Waffenstillstandsbedingungen an die Bevollmächtigten des besiegten Frankreich und der Huldigung der großdeutschen Wehrmacht an ihren Obersten Befehlshaber und Führer geworden. Wir hatten an dieser Stelle der tiefsten militärischen und politischen Demütigung der unbesiegten deutschen Waffen das beseligende Glück
einer getilgten Schmach erfahren, aber auch die erhabene Größe der Handlung unseres Führers, der einem zwar geschlagenen, aber tapferen Gegner jene ritterliche Haltung bezeugte, die ihm vieles von der Bitterkeit dieser Stunde nahm. Nun fahren wir über den blutgetränkten Boden der Champagne, die seit Jahrhunderten das Schlachtfeld Frankreichs war, in die alte Maginot- Linie in den Argonnen, wo Reste der französischen Truppen noch aussichtslosen, aber erbitterten Widerstand leisteten.
Auf der Straße Villers-Cotterets-Soissons erreichen wir das Sammelbecken der französischen Reserven, die von hier aus genau wie 1918 den entscheidenden Flankenstoß gegen die deutschen Armeen führen sollten. Es ist ein ideales Gelände mit vielen natürlichen Hindernissen. Die Straßen sind mit dichtbelaubten Bäumen bestanden, sie jede Einsicht von den Flugzeugen aus wehren, riesige Wälder bieten ganzen Armeen Unterschlupf. Von dichtem Buschwerk überzogene Höhen bilden natürliche Deckungen, Flüsse, Wasserläufe und Kanäle, schmale felsige Straßenpässe sind natürliche Hindernisse und Verteidigungsstellungen.
Als die deutsche Führung in einem Entschluß von höchst strategischer Kühnheit die Schwenkung auf Amiens durchfiihrte, die deutschen Tanker in einem unwiderstehlichen, alles zermalmenden Vorstoß nach vier Tagen die Küste bei Abbeville erreichten, hielt die deutsche Luftwaffe diesen idealen Sammelpunkt unter schärfster Beobachtung. Was die deutsche Führung vermutet hatte, fand sie in unerhört schwierigen Aufklärungsflllgen bestätigt. Der Gegner hatte seine Reserven in der Stärke von S—8 Divisionen an der gleichen Stelle gesammelt, von der auch 1918 der Vorstoß auf die große Ausbuchtung der damaligen deutschen Front unternommen worden war. Wie schwer diese Erkundung unserer Luftwaffe war und wie sorgfältig der Gegner seine Bewegungen zu verschleiern und durch eigene Luftstreitkräfte zu decken trachtete, dagegen zeugen die zahlreichen Trümmer abgeschossener Flugzeuge, die zerfetzt in den Baumkronen hängen oder auf den Feldern liegen, die Propeller tief in die Erde gebohrt, Tragflächen und Rumpf von den Einschlägen förmlich durchsiebt, oft in viele Stücke zerfetzt, die Hunderte von Metern auseinanderliegen. Auf einem französischen Feldflughafen ist anscheinend das ganze Geschwader von unseren Stukas überrascht worden, ehe die Motoren angeworfen werden konnten. Sie haben hier eine fürchterliche Ernte gehalten, und die Zahlen des Wehrmachtsberichtes über die am Boden vernichteten Flugzeuge des Feindes werden hier überzeugend veranschaulicht.
Die in diesem Becken zum Flankenangriff bereitgestellte Armee ist von unserer Luftwaffe erkannt,-gestellt und, wie der Wehrmachtsbericht sagte, in rollendem Angriff vernichtet worden. Die nüchterne, sachliche und militärisch tatsachenknappe Sprache dieser Berichte beschränkte sich darauf, festzustellen, daß der operative Einsatz unserer Luftwaffe dem Gegner die Möglichkeit nahm, seine Reserven zum Flankenangriff einzusetzen. Er gab aber nicht das alle Vorstellungen überschreitende Ausmaß dieser Dezimierung einer ganzen Armee mit der gesamten Ausrüstung an leichten und schweren Waffen, bespannten und motorisierten Abteilungen, Artillerie aller Kaliber, Pionier- und Nachrichtenmaterial, Munitions- und Verpflegungskolonnen wieder, über die sich der Bombenhagel unserer Stukas und Kampfgeschwader so lange ergoß, bis sie zerfetzt und zerschlagen in alle Winde auseinanderstoben. Aufgerissene Straßen- ausgebrannte Bahnhöfe, Trichterketten auf den Gleisanlagen, riesige Brandstellen in den ausgedehnten Wäldern, vom Erdboden wegrasierte Truppenunterkünfte und Berge von zerstörtem Kriegsmaterial, das wie von Riesenhand zermalmt über die Straßen und Wege, Dörfer und Städte, Felder und Wälder zerstreut ist, bezeugen den vernichtenden Schlag, den unsere herrliche Luftwaffe dem Gegner beigebracht hat.
Hier an dieser Stelle ist das ersehnte Wunoer, das Wunder zwischen Marne und Aisne zerschlagen, zum ersten Male in der Kriegsgeschichte eine ganze Armee aus der Luft besiegt, ausgerieben und vernichtet worden. Auch das ist ein Verdienst der genialen deutschen Führung, die den glorreichsten Waffentriumph aller Zeiten davongetragen hat. Von dieser überlegenen Feldherrnkunst als einer der wesentlichsten Ursachen für den Zusammenbruch der französischen Waffen konnte der Alte von Saint Denis freilich nichts wissen, der diesmal das entscheidende Ringen nur am heimatlichen Kamin erlebt hatte.
Bestellen Sie unleve Zeitung r
Deutscher Angriff auf den Donau
Zwei französische Divisionen eingeschloffen — Letzter ver» zweifelte» Widerstand der Franzosen — Waldkiimpfe in den Bogesen
Von Kriegsberichter Wilhelm Jung
(PK.) Zurückgeworsen von Norden und Osten, eisern eingeschlossen von deutschen Regimentern, leisten in den schluchtenreichen und unübersichtlichen Wäldern der mittleren Vo- gesenamgroßenDonon noch die Reste zweier französischer Divisionen einen letzten, teilweise erbitterten Widerstand. Nur wer die Vogesen aus eigenem Erlebnis kennt, wird die unerhörte und einzigartige Leistung unserer Truppen richtig ermessen können, die in diesem heimtückischen Gelände, wo auf jeden Trttt von im Hochwald verborgenen Schützennestern Feuerüberfälle zu erwarten sind, in unverhältnismäßig kurzer Zeit den Feind zu» rückgeschlagen haben und dabei sind, ihn völlig zu vernichten.
Mit dem Spitzenbataillon eines Infanterie-Regiments marschieren wir durch die Hochwaldschlucht des St. Quirin-Tales, das noch unter französischem Feuer liegt, vorwärts gegen die Donon-Höhe. Die Mannschaft des Regiments, das schon an dem Durchbruch durch die Maginot-Linie und dem stürmischen Vormarsch durch Nordlothringen einen hervorragenden Anteil hatte, besteht aus Saarländern, Pfälzern und Badensern. Ihnen ist die große Aufgabe zuteil geworden, auch die Quellen der Saar, die auf dem Donon liegen, zu befreien. Frische Soldatengräber am Eingang des St. Quirin-Tales sind die Zeugen des Kampfes, der in der letzten Nacht bereits hier getobt hat. In einem Gelände, das dem Infanterie-Kampf alle nur erdenklichen Schwierigkeiten bereitet, stießen in nächtlichem Kampf unsere Truppen vor und warfen den völlig überraschten Feind 15 Kilometer zurück. Trotzdem sind die Wälder immer noch durch Baumschützen gefährdet, deren hinterhältige Kampfesweise mancher Opfer gekostet hat, bis auch sie von den Bäumen heruntergeholt sind.
Nun gilt es, das letzte Bollwerk der von drei Seiten eingeschlossenen und bereits schwer dezimierten Division, den 1100 Meter hohen Donon, zu nehmen. Ohne Rücksicht auf das feindliche Feuer, das noch auf einigen Stellen der einzigen Vormarsch- straße in der St. Quirin-Schlucht liegt, rückt das Regiment nach vorn, an der Spitze ein schneidiger Oberst, der bereits im Weltkriege an allen Fronten im Westen, Osten und im Orient, als Infanterie-Offizier und Flieger gekämpft hat. Uns entgegen kommen bereits die ersten Gefangenen dieses Morgens, zum großen Teil Elsässer, die froh sind, der „Hölle von Donon" entronnen zu sein. Neben den elsässischen Gefangenen torkeln dunkle und zweifelhafte Gestalten, die — wie sich herausstellt — einem Sträflingsbataillon angehören, talwärts in die Gefangenenlager. Gesichert durch zwei leichte Pakgeschütze und eine Infanterie-Vorhut erkämpft sich das Regiment unter Ausnutzung der lleberraschung des Feindes in flottem Vorgehen den Weg bis etwa 6 Kilometer unterhalb des kleinen Donon, der dem großen Donon vorgelagert ist. Hier hat sich der Franzose in der letzten Nacht eingeschanzt, um den- deutschen Vormarsch auszuhalten. Plötzlich erhält die Spitze Feuer von einem Baumschützen. Zwei Mann sind schwer verletzt. Sofort schwärmt ohne Artillerie- Vorbereitung die Infanterie nach vorn und seitwärts gegen die Waldhöhen, in denen sich der Feind, gut getarnt, verteidigt. In zweistündigem Nahkampf, der wirkungsvoll durch Pak unterstützt wird, wird der Feind mit Handgranaten und Karabinern aus seinen Nestern geholt. In Trupps zu 20 und 30 Mann ergeben sich die Franzosen. Völlig demoralisiert kommen sie auf dem Schluchtweg an. Die Spitzenkompagnie macht allein fast 300 Gefangene in einer Stunde. Das Beispiel ihres jungen Kompagniechefs, des Oberleutnants H., hat sie mitgerissen. Schwer verwundet durch Kopf- und Knieschub liegt er am Boden.
Nur sehr gering sind dis eigenen Verluste der kühn vorstoßenden deutschen Truppen. Trotz des ungünstigen Geländes, obgleich gegen Steilhöhen angerannt werden mußte, und die feindliche Artillerie nicht mit Munition sparte, waren die Verluste so gering, weil der Feind sein Ziel viel weiter rückwärts wähnte, und nicht mit der Kühnheit dieses blitzartigen Vorstoßes auf einer kaum gesicherten Straße rechnen konnte. Unübersehbar werden gegen abend die Zahlen der Gefangenen. Endlos ist die Beute an Munition, Waffen, Fahrzeugen, Pferden. Nur noch wenige hundert Meter trennen die deutschen Truppen vom Gipfel des Großen Donon, der bereits unter dem Hagel der schweren deutschen Artillerie sturmreif geschossen wird. Das letzte Bollwerk des französischen Widerstandes in den Vogesen steht vor dem Fall. Das deutsche Heldentum in den Vogesen, für das im Weltkriege bereits so viele Beweise auf diesem heißumkümpften Boden erbracht worden sind, ist am Donon um ein weiteres Blatt bereichert worden.
Ein Reiterroman von Franz Herwig
verlig F. H. Kerl«, Heidelberg—AbdruSSrcchte durch Berlagsanstalt Manz, München.
38. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)'
Der General schob vertraulich den Arm unter den seinen:
„Vielleicht irrt Ihr. Man hat Exempel, daß ein Stubenhocker vorm Feind die größte Courage zeigt. Indessen andere, wie Gras Götz" — er schaute sich rings im Saale um — „er ist nicht da. Seht, Graf Götz, wenn Ihr ihn seht, meint Ihr, er müsse so eine Lumpenstadt wie Mantua mit einem Maulaufreißen verschlingen. Aber wenn der Feind nicht gleich ausreißt, kehrt er um. Collalto ist schweigsam, der hält fest."
„Collalto. Collalto klingt italienisch."
„Italienisch? Er ist in Mantua geboren —"
„Und würde gegen seinen Herzog —?"
„Gegen seinen Herzog zu Feld ziehen, sa, liebe» Werth. Und beim Herzog kommandiert vielleicht ein Deutscher. Die Welt kennt keine Treue mehr. Alle wollen Fvrtun machen. Gebt einem Menschen Aussichten und er verrat seinen Vater. Zeitlauf."
Jan sah den General groß an.
„Daß ich offen bin", sagte der, „wundert Euch. Gottdank, ich reise morgen nach Spanien ab. Darf schon ein wenig das Maul rühren und will's. Im übrigen, Euer Freund sieht nach Euch. Laßt ihn nicht warten."
Josö Maria winkte Jan zu. Er zog ihn in einen großen Kreis von Bürgern und Geistlichen. Jan kam neben eine stattliche Schöne zu stehen, die ihn um Haupteslänge überragte. Jan sah gerade auf ihren Busen und errötete vor Wohlgefallen. „Zackerbombenundflöh", knurrte er inner
lich und stürzte sich in ein Gespräch mit dieser Dame, als gelte es sein Leben.
Die Musik setzte ein. Sie schlug klingende Wellen, die von Decke und Wand melodisch zurückbrandeten. Spinola ging mit Aldringhen an Jan vorbei und nickte lächelnd.
„Ja", sagte der Magister auf eine Frage. „Der General hält große Stücke auf ihn. Er hat ihm die Kutsche nicht vergessen."
Und er begann den Umstehenden von dieser Kutsche und von Koewarden zu erzählen.
„Darf ich führen?" fragte mit einem gewaltigen Kratzfuß Jan seine Dame.
„Ja, Herr Kavalier, nennt mir die Namen der Generals."
Sie segelten davon, Jan eifrig und strahlend, das Fräulein ein wenig befangen, denn Jans heißes Herz wärmte ihr Mieder.
Ein paar Takte der Musik klangen hold wie ein langsamer Schleifer.
„Tanzen wir?" sagte Jan.
„Nicht doch, Herr Kavalier, das Zeichen ist noch nicht gegeben."
„Oh, das ist schade. Nächst dem Gefecht mit einem handfesten Burschen liebe ich nichts mehr wie das Tanzen. Vielleicht noch einen guten Trunk. Ihr müßt aber nicht glauben, daß ich ein Raufbold und Zecher bin", sagte er, als das Fräulein ihren Arm in seinem lockerte. Er klemmte ihn fest und fuhr fort: „Wenn ich ehrlich sein soll, so liebe ich allerdings den Tanz über alles, wenn wir im Lager auch nur italienische Fräuleins als Partnerinnen haben."
„Herr Kavalier —!"
„Euer Hochwohlgeboren!" rief Jan erschreckt, „verbannt den Gedanken, daß ich nicht einen Unterschied machen könnte. Jene Fräuleins —"
„Wir wollen umkehren."
„Ihr könnt ebensogut sagen, daß ich mich aufhängen soll. Entzieht mir Eure Nähe nicht. Mit Euch —"
Er wurde gestoßen. Eine Bewegung lief durch die Menge. Ei« schmutzbedeckter Kavalier eilte quer durch den Saal, ein Pergament in der Hand. Zwei Herren winkten aufgeregt der Musik, in deren Nähe Jan gerade war, zu schweigen. Sie brach ab mit einem Mißton. Eine dicke heisere Stimme rief etwas in den Saal hinein. Einzelne schrien Vivat.
„Vergebt, mein Herr", sagte Jan zu einem Nachbar, „was ist geschehen?"
„Herr Collalto ist zum Generalissimus —"
Die Trompeten schmetterten, die Pauken donnertxn. Alles schrie Vivat.
Jan zog sein Fräulein davon. Sie war ihm wichtiger als alle Generalissimi der Welt. Sie erreichten eine Seitengalerie, in der nur wenig Menschen waren, und zu Füßen einer Minerva, die ihr poliertes Alabasterknie dreist aus dem geschlitzten Gewand streckte, fanden sie eine Polsterbank.
„Beliebt es Euch ein wenig zu sitzen?"
Er blieb stehen, indem er die Linke auf das Postament der Minerva stützte und mit verklärten Blicken auf seine Schöne heruntersah.
„Zürnt Ihr mir noch? Ich bitte Euch, tut es nicht."
„Ich sollte es dennoch tun, Herr Kavalier", erwiderte sie und schlug die Augen auf, die er mit seinen Blicken festhielt.
„Jan", raunte etwas an seinem Ohr. Josö Maria flüsterte ihm zu:
„Teufelsjanl Reich ist sie, schön ist sie, und ihr Vater wird Bürgermeister. Aber ..und er entfernte sich mit einem alten lächelnden Herrn in geistlicher Kleidung. „Aber", rief er laut, „denk an Paris!"
Jan sah an der langen Tafel noch zwei Plätze frei. Er steuerte darauf zu und seine Schöne folgte ihm auch, wenn schon ein wenig widerstrebend.
- (Fortsetzung iklüt.)