5 . Seite — Nr. 119_Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter-
Go habest unsere Leinde gelogen!
Berlin, 27. Juni. Dem deutschen Volke ist es in den letzten Atonalen erspart worden, alle die viele» Lügenmeldungen unserer Feinde zu hören. Jetzt aber ist der Zeitpunkt gekommen, die damals von feindlichen Staatsmännern und Zeitungen gemachte» Aeutzerungen pzid Voraussagen unter die Lupe zu nehmen und sie im Lichte der inzwischen eingetretenen Tatsachen zu studieren.
Es ergibt sich daraus:
1. wie richtig es war, diese auf reine Agitation aufgebauten Lügenmeldunge» nicht im einzelnen weiterzuverbreiten;
2. die verbrecherische Frivolität, mit der diese Lügner und falschen Propheten den Ernst ihrer eigenen Lage zu verschleiern juchten;
3. die Tatsache, daß diejenigen Völker, die auf eine derartige verlogene und unsachliche Unterrichtung angewiesen waren, das Opfer von Verbrechern und politischen Scharlatanen wurden.
1. Chamberlain-Petaln
Ehamverlain-Rede vom 4. April 1940
Es war zu erwarten, daß der Feind die anfängliche lleberlegen- heit ausnützen würde, um zu versuchen, Frankreich zu überwältigen, ehe wir die Mängel ausgeglichen hätten. Das ist nicht geschehen. Hitler hat den Omnibus verpaßt.
Rede des französischen Ministerpräsidenten Marschall Petain am 17. Juni 1940, 13.39 Uhr.
Schweren Herzens sage ich euch Franzosen, daß der Kampf aufhören mutz. Ich habe mich an den Gegner um die Bekanntgabe der Wasfenstillstansbedingungen gewandt.
2. Polenfeldzug
„Oeuvre" am 1. September 1939
An höchster Stelle ist man in London und Paris sehr zuversichtlich, seit man hörte, daß die Deutschen überall aufgehalten wurden. Obwohl die deutschen Truppen überall mit äußerster Kraft vorwärtsstürmten, haben die polnischen Waffen ihren Angriff gebrochen. Hitler, der für den ersten Tag seinen großen Erfolg haben wollte, wurde also enttäuscht. Die polnische Luftwaffe hat außerordentlich gut gekämpft.
OKW. vom 1. September 1939
Au allen Fronten wurden die erwarteten Anfangserfolge erzielt. Die deutschen Truppen erreichen nördlich der Westbeskiden die Linie Neumarkt—Sucha. Sie überschreiten die Olsa bei Tesche«. Sie dringen in Richtung Czenstochau und nördlich Czen- stochau vor. Im Korridor erreichen sie die Netze bei Nakel. Deutsche Kräfte kämpfen dicht vor Graudenz.
„Oeuvre" am 2. September 1939
Die große Offensive des Führers hat bis jetzt in keiner Weise die polnische Front angetastet. Das ist eine große Enttäuschung für die Nazis. 2m deutschen Eeneralstab herrscht bereits große Uneinigkeit über die Führung der militärischen Operationen. An der Front fielen 1VÜÜ deutsche Tanks in die Hände der Polen. Warschauer Rundsunk am 2. September 1939 Die Deutschen befinden sich im Rückzug.
OKW. am 2. September 1939
Die deutschen Truppen nehmen Pletz, den Pavlunka-Paß und Wielun. Im Korridor wird die Weichsel südwestlich Graudenz erreicht. Die im nördlichen Korridor befindlichen polnischen Heeresteile sind abgeschnitten. Neue Erfolge der deutschen Lustawffe treffen die polnische Fliegertruppe in ihrem Bestand aus das schwerste.
„Daily Expreß" am 4. September 1939
Polnischer Sieg: Polen feierte gestern abend seinen ersten Sieg. Um 10.45 Uhr wurde von amtlicher Stelle in Warschau bekanntgegeben, daß die polnische Armee sich einen Weg nach Ostpreußen gebahnt habe und nun auf deutschem Boden kämpfe.
Radio Paris am 4. September 1939 Polnische Flieger sind in Richtung auf Berlin bis Frankfurt an der Oder vorgedrungen.
OKW. am 4. September 1939
Das oberschlesische Industriegebiet wird von den Polen überstürzt kampflos geräumt. Bei Sieradz gehen die deutschen Truppe» über die Warthe und nehmen die stark befestigte polnische Bunkerlinie. Erstmalig erreichen deutsche Truppen aus dem Landwege durch de» Korridor Ostpreußen.
Amtlicher polnischer Heeresbericht am S. September 1939
Kattowitz wird von Polen gehalten. Bei Rybnik erfolgreiche Gegenstöße der Polen. Polnische Kavallerie griff in Posen im Abschnitt Lissa—Rawitsch den Feind an, trieb ihn über die deutsche Grenze, verfolgte ihn stürmisch, Auf allen Fronten sind die polnischen Truppen zum Gegenangriff übergegangen. Die Polen schlagen sich wie die Löwen.
Ein polnisches Bombengeschwader hat Berlin bombardiert und ist ohne Verluste zurückgekehrt.
„Oeuvre" am 5. September 1939
Eine Atmosphäre größter Freude verbreitet sich auf die Nachricht hin, daß 30 polnische Flugzeuge sich ganz einfach nach Berlin begeben hätten, und daß sie heil zurückgekehrt seien. Zum erstenmal überflogen feindliche Flugzeuge Berlin.
OKW. am 5. September 1939
Das oberschlesische Industriegebiet wird von deutschen Truppe« besetzt. Die Kämpfe spielen sich weit von der deutschen Reichsgrenze entfernt ab. Die polnischen Flieger treten — mit Ausnahme einzelner Jäger bei Lodz — nicht mehr in Erscheinung.
„Epoque" am 8. September 1939
Nirgends hat es einen deutschen Durchbruch gegeben und nirgends eine polnische Niederlage. Große Hoffnungen find noch gestattet.
OKW. am 8. September 1939
Deutsche Truppen stehen 60 Kilometer vor Marsch««. Der Raren» bei Roza» und Pultusk wurde überschritten. 2» der Provinz Posen wurden weitere Gebietsteile besetzt.
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„Epoque" am 12. September 1939 Die Lage an der polnischen Front beginnt sich zugunsten her Polen zu bessern.
OKW. am 12. September 1939 Die aroke Scklackit in Bolen aekt westlich der Weichsel ihrem
Ende entgegen. Unsere Truppen stehen bei Modlin, Przemyjl und haben die Bahnlinie Warschau—Bialystok überschritten. '
„Times" am 10. September 1939 Die polnische Armee ist tatsächlich nicht geschlagen. Der polnische Kampfgeist ist ungebrochen. Es gibt keine Panik. Der polnische Rückzug wird die Deutschen weiter fesseln und große Bedeutung für die Schwächung der deutschen Kampskraft an der Westfront haben.
„Oeuvre" am 10. September 1939 Hitler wird sich darüber klar, daß dse polnische Strategie dahin geht, sich in guter Ordnung hinter die Weichsel zurückzuziehsn. Dort kann sich das polnische Heer auf einer verkürzten Front mit verhältnismäßig geringen Kräften halten und ist somit in der Lage im geeigneten Augenblick nach Ostpreußen zurückzu- stotzen. Der Führer weiß das und ist deshalb sehr in Sorge.
OKW. am 10. September 1939
Deutsche Truppe» überschreiten in Südpolen bei Sanok, bei Radymno und Jaroslau den San. Bei der großen Entscheidungsschlacht im Weichselboge« werden polnische Durchdruchsversuche nach Osten abgewiese». Auch der östliche Narewlauf wird bei Nowogrod und Wizna überschritten. Die polnischen Truppen find von der gesamten ostpreußische» Front bis zu 100 Kilometer zu- rückgeworsen.
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„Times" am 11. September 1939 Der polnische Soldat zeigt sich so hartnäckig in der Verteidigung, wie kämpferisch im Angriff. Die deutschen Schwierigkeiten dürfen nicht unterschätzt werden. Wenn die Polen den deutschen Vormarsch ein paar Tage anhalten können, dann wird es einen Stellungskrieg wie in Spanien geben.
OKW. am 11. September 1939
Die Vernichtungsschlacht im Weichselbogen zeitigt im Raume zwischen Radom und der Lysa Eora die ersten Ergebnisse: Mehr als vier polnische Divisionen strecke« dort die Waffen. Die «m Kutno eingeschlossenen polnische» Kräfte versuchen verzweifelt, aber erfolglos, nach Süden durchzubrecheu.
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Amtlicher polnischer Heeresbericht am 13. September 193»
Lodz ist durch polnische Truppen wieder erobert worden. „Havas" am 13. September 1939 An keiner Stelle ist es gelungen, die polnische Widerstandslinie am Bug, an der mittleren Weichsel oder am San zu durchbrechen.
„Oeuvre" am 13. September 1939 Nach englischen Berichte» aus Moskau kann Großbritannien mit der Entwicklung in Sowjetrußland sehr zufrieden sei».
OKW. am 13. September 1939
Der Führer besucht die Stadt Lodz. Der deutsch« Angriff bei Kutno schreitet vor, die eingeschlossene« polnischen Armee» geraten in zunehmende Bedrängnis. Die deutsche« Trnppen stoße» weit östlich des San bei Rawa Ruska und Tomaschow über di« Straße Lemberg—Lublin hinaus vor. Nördlich Sandomierz wird bei Annopol die Weichsel an mehrere« Stelle« überschritt«».
Polnische Botschaft Paris am 3. September 1939
Der polnische Rundfunk verkündet, daß Tschenstochau, das polnische Nationalheiligtum, in Flammen steht. Der Kreuzgang mit dem Bilde der Schwarzen Mutter-Gottes wurde am 2. September durch die deutsche Luftwaffe mehrfach mit Bomben belegt.
Erklärung des amerikanische« Sonrualifte« L. T. Lochner a« S. September 1939
„Ich habe mich davon überzeugt, daß die polnische» Behaap- tungen über die Zerstörungen des Mntter-Eottes-Bilde» «m Tschenstochau frei erfunden find."
Erklärungen vom Prior Pater Norbert Motylewski, Kloster der O. C. Paulinen, Tschenstochau, am 4. September 1939 Das wundertätige Bild der Tschenstochauer Mutter-Gotte» ist weder beim Einmarsch der deutsche» Truppen »och bis z»r Stpkde beschädigt worden.
„Oeuvre am 14. September 1939 Der Regen, der jetzt auf alle» Fronten niederfällt, hat eine» unermeßlichen Schmutz hervorgerufen. Er bereitet der deutschen Luftwaffe ungeheure Schwierigkeiten, ihre bisherige Aktion fortzusetzen. Die Polen haben Lodz wieder erobert. Hitler war i» seinen Annahmen also zu optimistisch.
„Times" am 14. September 1939 Die polnische Luftwaffe ist noch in voller Tätigkeit. Die deutsch« Presse verschweigt die Wiedereroberung von Lodz durch die Pc- len. Die deutsche Öffentlichkeit wurde dagegen informiert, daß Herr Hitler bei seiner Frontfahrt der Stadt Lodz eine» Besuch abgestattet habe.
OKW. am 14. September 1939 Deutsche Truppen kämpfen vor de« Toren Lembergs. Gdinge» wird besetzt. Die eingeschlossenen polnischen Divisionen versuche« vergeblich nach Südosten durchzubrecheu. Lodz liegt weit außer- halb der Kampflinie. Die deutsche Luftwaffe greift trotz schlechte» Wetters die Bahnlinien erfolgreich an und unterstützt de» Kampf gegen die bei Kutno eingeschlossenen Polen durch Bomben- und Tiefangriffe. Die polnische Luftwaffe ist längst ausgeschattet.
„Oeuvre" am 16. September 1939
Nach einer Wiedcraufrichtung, die angesichts der Lage Bewu»-l derung verdient, ist es der polnischen Armee gelungen, die Ver-I bindung zwischen den Heeresteilen in Posen und in Warschaus herzustellen. Es ist gewiß, daß das deutsche Heer unterernährt »st.,
OKW. am 18. September 1939
Die Vernichtungsschlacht im Weichselvogen geht ihrem Ende z»., Kutno wird genommen. Deutsche Truppen dringen aus Lublin ^ vor. Sdülich Brest reichen sich bei Wlodawa am Bug die deutsche» ^ Truppen der Süd- und Nordgruppe die Hand. Der Ring um de« von Polen bewohnten Raum des polnischen Staates ist damit» geschlossen.
Amtlicher polnischer Heeresbericht am 18. September 1939 Der polnische Widerstand ist nicht schwächer geworden. Die Moral des polnischen Volkes und der Regierung zeigt M uyd wird- bis zum Ende unangetastet bleibe», "
„Times" am 18. September 1939 Von polnischer amtlicher Seite wird mitgeteilt, daß Marschall Rydz-Smigly bei seinem Hauptquartier geblieben ist. Er hält sich — entgegen den Nachrichten, daß er nach, Rumänien abgereist
Freitag, den 28. Juni 1940
fei — wetter in Polen auf und leitet »ach wie vor die mitttT> rische» Operationen.
„Tempo" am 18. September 1939 Posen ist »och immer in den Händen der Polen.
„Havas" am 18. September 1931 Eine polnische Offensive hat in der Gegend von Grodek, westlich Lemberg, Erfolg gehabt. 12 000 Deutsche stad gefangen genommen und 100 Tanks erobert worden.
„Temps" am 18. September 1939 Die nach Osten vorstoßendeu deutsche« Truppen tzaden keinen sichtbare« Fortschritt gemacht. Die polnischen Truppen kämpfe» noch immer mit Erbitterung und halte» ihre Stellungen.
OKW. am 18. September 1939
Die Schlacht im Weichselboden ist zu Ende. Die ei«geschlosse«en polnische« Armeen kapituliere». 170 000 Gefangene ergebe« sich an der Bzura. Die Gesamtzahl der Gefangene« im Weichselbogen beläuft sich auf 300000.
3. Französische -Entlastungsoffenfive- während des Polen-Feldzuges
„Daily Expreß" am S. September 1939
Es ist den französischen Truppen gelungen, au mindestens Wölf Punkten die deutschen Linien zu durchbrechen.
„Excelstor". Eines ist sicher: Unsere Truppen habe» in Deutschland Fuß gefaßt.
OKW. vom s. September 1939 Lm Weste« bisher keine Kampfhandlungen.
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Havas am 8. September 1939
Teile des Westwalles wurden unter konzentrischem endlisch- franzöfischem Feuer in die Lust gesprengt.
OKW. vom 8. September 1939 Das de»tsche Hoheitsgebiet wnrde auch gestern nicht angegrifst«.
„Daily Telegraph" am 9. September 1939 Die französischen Armeen haben au der Weststont den Angriff begonnen. Der Tag einer wirksamen Entlastung der Polen ist somit näher gerückt.
„Herald Tribüne" am 9. September 1939
Die französische Armee geht täglich fünf Kilometer vor und hat demnach fast sämtliche Vorwerke des Westwalles genommen.
OKW. vom 10. September 1939 I« Weste» habe« erstmalig französische Spähtruppe« die deutsche Grenze überschritte» »nd sind in Eefechtsberühruug mit »»seren weit vor dem Westwall befindliche» Vorposte« getreten.
„Petit Paristen" am 12 . September 1939
Der Vormarsch der französischen Truppe« auf Saarbrücken geht beständig weiter. Der Augenblick ist zweifellos nahe, wo die Deutschen ihre Verteidigungslinie jenseits Saarbrücken zurück- verlegen müsse».
OKW. vom 12. September 1939
Oe etliche vorposte Empfe zwischen Saargemüud n«d Hör«- Hsch»
Rnndf»»k Lyon a« 14. September 1939 Der französische Vormarsch bei Saarbrücken hat bereits ein bedeutendes Ausmaß angenommen.
OKW. vom 13. September 1939 Der südostwärts von Saarbrücken gelege« virnberg wurde im Gegenangriff durch unser« Vorposten wieder gewönne«.
„Petit Parifieu" am 14. September 1939 Saarbrücken steht vor dem Fall.
„Daily Sketch am 17. September 1939 Nazis ziehen sich auf der ganzen Front zurück. Nazi-Artillerie deckt den Rückzug an der Westfront.
OKW. vom 17. September 1939 Im Weste» erlitt der Feind bei einige« Skoßtrnppnnterneh- m»»geu i» der Gegend von Saarbrücken erhebliche Verluste.
„Associated Preß" am 18. September 1939 Die Deutsche« ziehen sich langsam aus dem Moseltal zurück. OKW. vom 18. September 1939 2m Westen keine nennenswerten Kampfhandlnugea.
4. Norwegen-Feldzug
Reyuaav am 10. April 1940
Die strategische Lage der Alliierten ist durch den deutschen Vorstoß nach Skandinavien wesentlich besser geworden. Hitler habe genau so geblufft, wie einst Napoleon in Spanien.
OKW. vom 9. April 1949
Alle militärisch wichtige« Stützpunkte Norwegens befind « sich fest in deutscher Hand. Narvik, Drontheim, Bergen, Stavanger, Lhristiansand und Oslo wurden von starken deutsche» Kräften besetzt.
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Lo«d»«er Rr ^funk vom 14. April 1949 Man spricht von einem großen Fehlgriff Deutschlands, in Norwegen zu landen. 2u Frankreich sagt man, Nelson wird im Grab« lachen.
OKW. vom 14. April 1949
Deutsche Zerstörer »nter Führung des Commodore Bonke bestunden bei Narvik schwere Kämpfe gegen die wiederholten Eiu- K»«chm»«rs»che der englischen Streitkräste. Der britische Zerstöre« wurde in Brand geschossen. Der Zerstörer „Escimo" sowie weiter« Zerstörer wnrde« schwer beschädigt Lzw. vernichtet. Ebenso der britische Schlachtkreuzer „Repo«»" bejchädüö.
Londoner Rundfunk a« 18. April 1949 Wie leer und unsinnig erscheint heute die plumpe Prahlerei Nibbentrops, Deutschland würde dafür sorgen, daß kein Engländer oder Franzose sich während des Krieges in Norwegen halten könne.
OKW. am 2. Mai 1949
Die Operationen in Norwegen find in Verfolgnngskämpfe übergegangen. Die Briten räumen überstürzt und in Auflösung das Gebiet um Andalsnes. Unübersehbare englische Vorräte sind bei Dombaa» in die Hände unserer Truppe» gefalle»,
(Schluß folgt).