5. Seite — Nr. 141
Ragolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Mittwoch, den 18. Juni 1948
SS Sahire Gewevbebans Nagold
Generalversammlung - Rütkblitk — Das LS. Geschastsiahv - Günstige Gntwttklnn«
Letzt: Volksbank
Unter der Leitung des Aufsichtsratsvorsitzenden Ernst Koch, Fabrikant, fand am Samstag, den 15. Juni 1948 die diesjährige ordentliche Generalversammlung der Gewerbebank Nagold e. G. m. b. H. statt.
Der Vorsitzende wies zunächst darauf hin, daß die Gewerbe- bank am 18. März ds. I. auf ein 75 jähriges Bestehen zurückblicken konnte, ein Ereignis, das würdig gewesen wäre, festlich begangen zu werden. Eigentlich sei dies vorgesehen gewesen, allein in der gegenwärtigen ernsten Zeit gezieme es sich eher, von einer besonderen Feier abzusehen, umsomehr, da viele der Genossen im Felde stehen und nicht daran teilnehmen könnten. Sodann begrüßte er die erschienenen Genossen, unter denen sich auch Kreisleiter Phil. Bätzner MdR. befand, der nicht nur als Mitglied, sondern auch in seiner Eigenschaft als Vorstand des Württ. Genossenschafts-Verbandes an der Versammlung teilnahm, außerdem galt sein Gruß dem ebenfalls anwesenden Leiter dieses Verbandes Herrn Bernlöh r.
Zur Tagesordnung übergehend erteilte Koch zu Punkt 1 der Tagesordnung:
Bericht des Vorstandes und Rechnungsvorlage über das 75.
Geschäftsjahr (1839)
dem Vorstandsmitglieds Dolmetsch das Wort.
Seinem Bericht ließ letzterer einen kurzen Rückblick auf die Gründung und Entwicklung der Genossenschaft vorangehen, aus dem zu entnehmen war, wie die im Jahre 1865 auf Anregung des damaligen Eewerbevereins als „Handwerkerbank" gegründete, im Jahre 1910 in „Eewerbebank" umgewandelte Genossenschaft alle Stürme der Zeit überdauerte und sich allmählich zur heutigen Größe und Bedeutung entwickelte. Dabei gedachte er in Dankbarkeit der Gründer sowie derer, die früher in Ausübung eines Amtes, sei es als Vorstands- oder Aufsichtsratsmitglied, ihre Kräfte und Kenntnisse in den Dienst der Genossenschaft gestellt haben. Er dankte aber auch all den Genossen und Sparern, die der Genossenschaft ihr Vertrauen schenkten und ihr die Treue hielten.
Sodann streifte Vorstandsmitglied Dolmetsch die großen Ereignisse im vergangenen Jahre und stellte fest, daß sich die Genossenschaft trotz all der damit verbundenen Spanungen weiter gut entwickeln konnte.
Aus seinem Bericht ist im einzelnen folgendes zu entnehmen:
Die Bilanz-Summe hat die 5 Millionen-Grenze überschritten und die Umsätze erreichten die Höhe von RM. 45 975 918.86 (gegenüber RM. 43 984 242.94 in 1938).
Die Gesamt-Einlagen belaufen sich auf rund RM. 4.5 Millionen (gegen RM. 3.95 Millionen Ende 1938).
Die Gesamt-A usleihungen betragen rd. RM. 2 965 880 — (gegen rund RM. 3 Millionen Ende 1938).
Das Wechselgeschäft hat, bedingt durch die veränderte Wirtschaftslage, eingebüßt. Demzufolge ist der Wechsel-Bestand auf RM. 153 622.23 zusammengeschrumpft.
Die zunehmende Eeldflüsfigkeit hat dazu gezwungen, die müßigen Gelder einerseits in Anleihen des Reiches und Pfandbriefen anzulegen, andererseits der eigenen Zentralkasse als
Festgeld zu überlassen. Der Bestand an Wertpapieren hat sich um rund RM. 558 888.— erhöht, und ist unter Beachtung der gesetzlichen Bestimmungen bewertet worden.
Daß die Zahlungsbereitschaft unter diesen Umständen gesichert ist, bedarf wohl keiner besonderen Erläuterung.
Die Beteiligungen bei der Zentralkasse Württ. Volksbanken mit RM. 3 688.— und bei dem Deutschen Genossenschafts-Verlag mit RM. 208.— haben sich nicht geändert.
Der Grundbesitz wurde durch Hinzukaus einiger qm erweitert, um sich eine Ausdehnungsmöglichkeit zu sichern.
Die Einzahlungen auf die Geschäftsanteile erfolgten regelmäßig Dieselben belaufen sich nach der Gewinn- Verteilung auf RM. 458 834.10. Dadurch hat sich das Eigen- Kapital im Sinne des Kreditwesengesetzes ganz wesentlich gebessert. Es zeigt sich hier die Auswirkung des in der General- Versammlung im Jahre 1937 gefaßten Beschlusses wegen Erhöhung des Geschäftsanteils. Nach der Gewinn-Verteilung setzen sich die Earantiemittel folgendermaßen zusammen:
Geschäftsguthaben RM. 458 008.—
Rücklagen RM. 165 808.—
Haftsummen RM. 1867 088.—
zus. RM. 1698 800.—
Wie alle dem Deutschen Genossenschaftsverband ungehörigen Kreditgenossenschaften leistet die Eewerbebank an den kreditgenossenschaftlichen Garattkiefonds alljährlich einen erheblichen Beitrag. Dieser Earantiefonds, dem jährlich RM. 1 Million zufließen, ist eine Einrichtung, die dem Gedanken der genossenschaftlichen Selbsthilfe entspringt und dazu bestimmt ist, die Gewähr für die Leistungsfähigkeit und vor allem für die Leistungssicherheit aller deutschen genossenschaftlichen Volksbanken zu bieten. Es sind also Vorkehrungen getroffen, die das Vertrauen der Sparer zu den Volksbanken durchaus rechtfertigen und geeignet sind, für letztere noch weitere Kreise zu gewinnen. Hier kommt noch das im Dezember vorigen Jahres erschienene Gesetz zu Hilfe, das den Volksbanken nunmehr gestattet, auch mit N i ch t Mitgliedern sämtliche Geschäfte (mit Ausnahme der Kreditgewährung) zu tätigen, z. V. den An- und Verkauf von Wertpapieren, die Aufbewahrung von Wertpapieren, die Einlösung von Coupons, die Vermietung von Schrankfächern (Safes),die Einziehung von Wechseln und Schecks usw.
Allerdings soll nicht verschwiegen werden, datz die Kreditgenossenschaften durch Las vorerwähnte Gesetz körperschaftssteuerpflichtig geworden find und zwar in Höhe von )ft des normalen Steuersatzes. Da diese Steuer bereits für 1939 zu entrichten ist, ist vorsorglich eine entsprechende Rückstellung erfolgt.
Das Eeschäftsergebnis darf als befriedigend bezeichnet werden. Nach Vorwegnahme der Steuer-Rückstellung und einer kl. Abschreibung auf Mobilien wird ein Reingewinn von RM. 33 468.75 ausgewiesen: (Verteilung desselben siehe Punkt 2 der Tagesordnung).
Wmte des Dankes zollte der Redner der Gefolgschaft, den Mitgliedern des Auffichtsrats, sowie allen Genossen und Ge
schäftsfreunden für ihr« treue Pflichterfüllung und Unterstütz? ung. Besondere Dankesworte aber fand er für diejenigen Genossen, Geschäftsfreunde und Gefolgschaftsmitglieder, die an der Front unsere Heimat schützen und für uns kämpfen und verband damit den Wunsch, daß sie alle gesund und siegreich heimkehren dürfen.
Zum Schlüsse wurde noch zum Ausdruck gebracht, daß die Gewerbebank nach 75 jährigem segensreichem Wirken mit neuer Kraft, das Erbe der Vorfahren bewahrend, die Arbeit aufnehme und auf Grund der nunmehr eingeräumten Freizügigkeit den Geschäftskreis zu erweitern hoffe. An die Genossen aber wurde die Bitte gerichtet, weiter für die „Volksbank Nagold", — wie dis Gewerbebank jetzt heißt — zu werben, damit sie noch mehr das werde und bleibe, was sie seither war, nämlich eine Stütze für die heimische Wirtschaft.
Zu Punkt 2 der Tagesordnung:
„Bekanntgabe der Prüfungsbericht« der Kontroll-Kommisfi-u und des Revisionsverbandes"
ergriff zunächst Stadtpfleger Schuster das Wort, anschließend trug das Vorstands-Mitglied Frasch den Prüfungsbericht des Revisions-Verbandes vor.
Es folgte nun Punkt 3 der Tagesordnung:
„Beschlußfassung über Genehmigung der Bilanz, sowie Gewinn- «nd Verlust-Rechnung, Entlastung de» Vorstandes und Auffichtsrats und Verteilung des Reingewinns".
Die Verteilung des Reingewinns in Höhe von RM. 33 468.75 wurde wie folgt vorgeschlagen:
1. 5?L Dividende und Stückzinsen auf die Geschäftsanteile RM. 22118.81
2. Zuweisung an gesetzliche Rücklage RM. 4 908.—
3. Zuweisung an Sonder-Rücklage RM. 5 800.—
4. Vortrag auf neue Rechnung RM. 1458.74
zus. RM. 33 468.75
Sämtliche 3 Anträge wurden einstimmig genehmigt.
Die satzungsgemäß ausscheidenden Mitglieder Karl Kau pp, Schreinermeister und Georg Köbele, Kaufmann, wurden einstimmig wieder gewählt.
Als letzter Punkt der Tagesordnung waren die „Anträge auf Aenderung des 8 1 der Statuten (Firmen-Aenderung)" sowie des 8 19 zu erledigen. Der Vorsitzende begründete den 1. Antrag damit, daß die Eewerbebank nicht nur Handwerker, Handel- und Gewerbetreibende, sondern auch Arbeiter, Bauern, Beamte, freie Berufe, dazu auch Sparer zu ihren Mitgliedern zähle und allen Schichten der Bevölkerung diene. Man könne also wohl sagen, daß die Gewerbebank im Laufe der Zeit eine
„Bolksbauk"
im wahrsten Sinne des Wortes geworden sei. Außerdem sei es das Bestreben sowohl des Württ. als auch des Deutschen Genossenschafts-Verbandes, die Firmierung aller gewerblichen Kreditgenossenschaften zu vereinheitlichen. Diese Maßnahme werde im ganzen Reiche durchgeführt, da damit die Einheit der kreditgenossenschaftlichen Organisation einen erhöhten Ausdruck gewinne. Es wurde außerdem betont, daß die Art der Geschäftsführung durch die Firmen-Aenderung in keiner Weise beeinflußt werde.
Zum 2. Antrag führte der Vorsitzende aus, daß es zweckmäßig
Ringetrsgene Oenossenscksk
Aktivs
8N
kM
Rsssenbsstsnd, Outkaden auk Reicksbankgiro-, kostsckeckkonto und Lorten (Barreserve) . .
29924.30
Lestsndswecksel
a) V/ecksel okne b).
153622.23
b) Vorsckuk-^Vecksel.
ft- Inkassowecksei.
3473.48
157095.71
Davon sind ^Vecksel, die dem § 13 Absatz 1 I4r. 1 des Oesetzes über die Deutsche Reicksbank entsprechen (Handelswechsel nach § 16 ^bs. 2 lies K^VO.) IM 133411.25
VIertpspiere (soweit nickt in 10 entkalten) a) ^nleiken unk Lckatzanweisungen cles Reiches u.
624959.02
cler Ränder.
b) Lonstige verzinsliche Wertpapiere (Pfandbriefe)
470472.50
1095431.52
In 6er Oesamtsumme 4 sink entkalten: Wertpapiere, clie clie Reicksbank beleiken Zar!:
IM 1094431.52
lösnkgulbaben
s) mit einer Balligkeit bis ?u 3 Normten
aa) bei genossensckaftl. ^entralkreclitinstituten
804 727.62
bb) bei sonstigen Kreditinstituten.
83 033.49
Von cler Oessmtsumme a) sincl fällig tätlich
887 761.11
(Klostrogutkaben) IM 287 761.11 b) längerfristige Outkaben bei genossensckaftl. Zentralkreditinstituten.
30000.-
917 761.11
Schuldner
b) Lonstige Lckuldner.
aa) in laufender Rechnung.
2092119.43
Hypotheken, Oruod- und kentenscduldsv, Raukgelder n. dergl. (einsckl. IM 69 888.89 Bnt- sckuldungskorderungen).-.
857120.67
Beteiligungen.
3200.-
Orundstücke und Oebäude.
b) bebaute Oruncistllcke (Lankgebäude) ....
30000.-
Betriebe und Oescksktssusstattung.
2000.-
kosten, die der Recknungsabgrensung dienen
10113.55
Lumme der Aktiva:
5194766.29
mit beschränkter Rsktpklickt
»i»L LL. LSLA
I*Ll8SIVL
kM
1. lrläubiger
b) Binlsgen deutscher Kreditinstitute.
814.54
c) sonstige Oläubiger.
2 558805.71
2559620.25
Von der Lumme b) und c) entfallen au!
aa) jederzeit fällige Oelder . IM 836307.27 bb) feste Oelder u. Oelder au! Kündigung
IM 1 723 312.98
3 Lpareinlsgen
a) mit gesetzlicher Kündigungsfrist.
119859.98
b) mit besonders vereinbarter Kündigungsfrist .
1803642.40
1923502.38
6. Oeschäftsgulbaben
a) der verbleibenden Mitglieder.
454330.78
b) der ausscheidenden Nitglieder.
22183.13
476513.91
7. Rücklagen nack § 11 K^VO.
a) gesetzliche Rücklage..
115100.-
b) sonstige Rücklage nack § 11 KVVO.
40000.-
155100.-
9. Rückstellungen.
5000.-
10. VVerlberickligungsposten.
40000.-
12. kosten, dle der Recknuogssbgrenrung dienen
13. Reingewinn
1561.-
a) Oewinnvortrag aus dem Vorjakr.
2410.35
b) Oewinn 1939 .
31 058.40
33468.75
Lumme der ksssivs
5194766.29
Nilgliecler-akl Rade 1939 .... -.
. . — 989
Oesamtkaktsumme .
. — RN
1067000.-
Oesamtgarantiemittel (nack Oewinnverteilung) ... — RN 1730000.—
Iftmsat? auf einer Leite des Hauptbuches.— IM 45 975 910.06
Xsgoid, 15. Nür? 1940
Der Vorstand:
Raul Dolmetsch Oeorg Brasch Hermann Kapp