5. Seite Nr. 140

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Dienstag, den 18. Zuni 1940

Ein Berliner Stimmungsbild

Wie die Neichshauptftadt die Sondsrmeldung von Frank­reichs völligem Zusammenbruch erfuhr

Berlin, 17. Juni. Uebsrall von den Berliner Häusern grüßten an dem ersten Tag dieser Woche noch die Siegesfahnen, mit denen sich die Reichshauptstadt geschmückt hat, als die Stunde von Vem Fall von Paris die Herzen aller Deutschen aufzucken ließ. Drei Tage sind seitdem vergangen. Die Fahnen bauschen sich im leichten Wind, ihr Leuchten glänzt über dieser sonst so nüchternen Stadt der Arbeit, in der die Menschenmengen mit feiertäglichen Gesichtern umhergehen.

Die Zeiger der Uhr gehen ans die fünfte Nachmittagsstunde. In den Fabriken und Büros wird zum Feierabend gerüstet. Die Berliner machen sich auf den Heimweg. Auf den Straßen herrscht das um diese Zeit übliche Gedränge. Auf den Terrassen der Kaffeehäuser sitzen sommerlich gekleidete Menschen. Da irgend wer hat es gerufen. Aufgeregt fahren die Köpfe herum. Ein Lautsprecher aus einem der großen Geschäft tönt über die Straße. Die Fetzen einer Marschwelse schallen herüber. Was ist los? Mit hochroten Gesichtern kommen zwei Verkäuferinnen aus dem Laden gestürzt. Eben ist eine Meldung von weitesttragendcr politischer und »militärischer Bedeutung aus dem Führer-Haupt­quartier angekündigt worden ruft die eine von ihnen mit einer Stimme, in der die Erregung klingt. Immer mehr Menschen hasten über den Fahrdamm.

Wer denkt da noch an die Heimfahrt. Eine Frau stürzt zur nächsten Telephonzelle. Aber dort stehen schon andere Volks­genossen Schlange, die ihre Lieben zu Hause oder gute Freunde aufmerksam machen wollen. Ein dichtbesetzter Autobus fährt vor­über. Die wissen noch nichts! Hallo! Hallo! Arme recken sich hoch und winken. Neugierige Gesichter blicken aus dem Bus her­aus.Aussteigen Sondermeldung!" ruft ein dicker Mann mit dröhnender Stimme. Die Wartenden haben Verstärkung be­kommen. Leer mutz der Autobus seine Fahrt fortsetzen. Mit trau­rigem Gesicht, auf dem aber dennoch gespannte Freude liegt, blickt der Schaffner zurück. Es ist noch zu sehen, wie er sich weit aus dem Wagen herausbeugt und einigen Fußgängern etwas zurief.

Berlin ist in wenigen Minuten eine große Familie geworden. Was wird sein? Diese einzige Frage beherrscht die Seelen der Millionenstadt. Jetzt endlich die Spannung, die schier un­erträglich auf allen lastet, erreicht ihren Höhepunkt. Das Frank­reich-Lied erklingt aus dem Lautsprecher, und dann das allen bekannte Signal: Trommelwirbel undEs braust ein Ruf wie DonnerhaN!"

Und nun nun die ruhige, klare Stimme des Ansagers. Frankreich mußdieWaffen niederlegen! Frank­reich muß...? Ganz stille sind die Menschen jetzt. Mit starren Gesichtern, in denen die Augen brennen, stehen sie da und hören die herrliche Kunde.Spätere Geschlechter werden uns darum beneiden, daß wir diese historische Stunde erleben durften!" er­klingt die Stimme aus dem Lautsprecher. Und dann schwingt das Deutschland-Lied empor. Die Arme recken sich zum Gruß der Deutschen, Heller Glanz leuchtet auf allen Gesichtern. Wie ein Schwur braust es durch die Straßen:Deutschland, Deutschland über alles!"

Es lebe der Führer, unsere Soldaten Sieg-Heil!" Von irgendwoher kam der Ruf, der sich fortpflanzt, durch die Straßen und Häuser Berlins tönt und in den Herzen der Menschen auf- tlingr!

Der Bann hat sich gelöst. Jubelnde Freude bricht sich Bahn. Menschen, die sich nie gesehen, halten sich bei den Händen und lachen und sprechen aufeinander ein.Unser Führer, unsere Sol­daten", das kehrt immer wieder. Die Fahnen wehen über der verzauberten Stadt, leuchten und glänzen über Deutschland, die Fahnen des Sieges!

Der Führer verlieh neue Ritterkreuze

Berlin, 17. Juni. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Luft­waffe, Gcneralfeldmarschall Göring, das Ritterkreuz des Eiser­nen Kreuzes verliehen: dem Hauptmann Wilhelm Balthasar in einer Jagdgruppe, dem Oberleutnant Harras in einem Flak-Regiment.

Hauptmann Wilhelm Balthasar hat, wie schon der Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht vom 15. Juni beranntgab, im Luftkampf 20 Gegner zum Absturz gebracht und elf feind­liche Flugzeuge am Boden durch Angriffe aus der Luft ver­nichtet. Ihm wurde die hohe Auszeichnung verliehen für seine persönliche Tapferkeit, in Anerkennung des kühnen Angriffs­geistes, den er als Jagdflieger bewiesen hat.

Oberleutnant Horst Harras hat am 24. Mai mit einem Ge­schütz seiner schweren Flakbattcrie die Mauer der Zitadelle von Boulogne sturmreif geschossen. Unter schwerstem Abwehrfeuer brachte er das Geschütz 20 bis 80 Meter vor der Mauer in Stel­lung. Nachdem er in die Mauer Vreschen geschossen hatte, drang er mit seinem Erkundungsosfizier und einem llnterwachtmeister zur Erkundung der Angriffsmöglichkeiten in die Zitadelle ein und war so der erste deutsche Soldat, der die Zitadelle von Bou- loone betrat. Er stürmte mit einer Schützenkompagnie sodann den Weg zur Zitadelle und entwaffnete dort trotz heftigen Feuers, das den Angreifern aus der mittleren Burg entgegenschlug, die Besatzung in Stärke von 2500 Mann. Er zwang dadurch den Kommandanten zur Aufgabe des Widerstandes und machte den Nest der Besatzung in Stärke von 6000 Mann zu Gefangenen. Durch hervorragende Tapferkeit, Mut und in besonderer Einsatz­bereitschaft eroberte so Oberleutnant Harras die Zitadelle von Bo.logne im Handstreich.

Wie Tanger besetzt wurde

Begeisterung in der Bevölkerung Die Häuser im Flaggenschmuck

Madrid, 17. Juni. DRV. erfährt aus Tanger folgende Einzel­heiten über die Besetzung durch die spanischen Truppen:

Am 14. Juni um 9.00 Uhr morgens lief im Hafen von Tanger als erstes spanisches Schiff seit Ende des Bürgerkrieges das Mi­nensuchbootVulcano" mit einer Kompanie Marine-Infanterie em. Gleichzeitig fuhren auf Lastwagen aus Tetuaa kommende Abteilungen der Kalifen-Earde Mehalla unter Befehl des spa­nischen Oberstleutnants Earpia Ripoll und des Inspekteurs der genannten Gruppe Puste ein. Die Nachricht von der Ankunft der spanischen Truppe verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter der Bevölkerung. Nach kurzer Zeit standen bereits alle von Spa­niern und Italienern bewohnten Häuser im Flaggenschmuck. Die spanischen Truppen besetzte« die strategischen Punkte der Stadt und marschierten mit dem Kommandeur zu Pferde an der Spitze durch die Straßen der internationalen Stadt. Auf dem Frank­reich-Platz und dem Großen Markt hatte sich eine riesige Menge Europäer und Eingeborener eingefundeu, welche die Truppen mit begeisterte« Hochrufen empfing.

Der spanische Vertreter besuchte am Mittag die Vertreter der Mäckts des Tanaeritatutes. um ibnen den Entschluß der spani­

schen Regierung mitzuteilen. Der englische und der französische Gesandte forderten daraufhin ihre Kolonien auf, keinen Wider­stand zu leisten und Zwischenfälle zu vermeiden. Das Leben ver­läuft normal. Die internationale Bevölkerung und die Behörde« stellen sich widerstandslos unter spanischen Befehl.

Historischer Rückblick aus eineinternationale Stadt"

Das nordwestafrikanische Protektorat Spanisch-Marokko zieht sich in einer bogenförmigen etwa 250 Kilometer langen Strecke von Melilla bis zur Straße von Gibraltar. Die Bevölkerung dieses Gebiets besteht vorwiegend aus Berbern, den arbeitsamen, freiheitsliebenden und seßhaften Rifkabylen. Sie wird auf 800 000 geschätzt; die kleinen steinernen Wohnhäuser liegen meist eng zusammengedrängt in den Dörfern des Rifgebirges. Im Innern Spanisch-Marokkos ist die einzige größere Stadtsiedlung das rein berberische Tauen; am Eebirgsrand nahe der Küste liegt dis Hauptstadt Tetuan, im westlichen Vorland an der Handelsstraße von Tanger nach Fez-Ksar-el-Kebir. Die Küsten- und Hafenstädte Larache, Arzila, Leuta, Mililla und das internationalisierte Tanger weisen einen starken spanischen Einschlag auf. Die geo­graphische Lage Tangers gegenüber Gibraltar am Eingang in das Mittelländische Meer hat es von selbst mit sich gebracht, daß die Stadt lange Zeit umstritten war.

Im Jahre 1912 wurde durch eine englisch-französische Verein­barung in Tanger eine internationale Polizei eingerichtet, der vor allem der Schutz der in der Stadt wohnenden ausländischen Gesandtschaften anvertraut war. Tanger ist die größte See­handelsstadt Marokkos; fein früher stark versandeter Hafen ist unmittelbar vor dem Weltkriege durch deutsche Jngeieure wesent­lich verbessert worden. Im Sommer 1914 begannen in Madrid Verhandlungen, die das Ziel einer internationalen Regelung im Gebiete von Tanger anstrebten. Sie fanden einen jähen Ab­schluß durch den Ausbruch des Weltkrieges, wurden aber im Jahre 1923 wieder ausgenommen und führten zu der sogenannten Pariser Konvention, die bis zur Gegenwart bestand. Danach wurde die Stadt von einer internationalen Delegation verwaltet. An der Spitze dieser Stadtverwaltung stand ein Vertreter des Sultans von Marokko, dem ein Verwaltungsbeamter und zwei Stellvertreter beigegeben waren. Sie hatten die Beschlüsse der Versammlung durchzuführen, nachdem sie von der Kontrollkom­mission, also den in Tanger wohnende« Konsuln Englands, Frank­reichs und Spaniens gutgeheißen waren. Außer der Stadt ge­hörte die Umgebung im Umkreis von 7 Kilometern zu dem inter­nationalen Gebiet, zu dessen Sicherheit eine eingeborene Gendar­merie von 250 Mann unter einem belgischen Offizier bestellt war.

Die Italiener waren sehr verstimmt und haben es den Fran­zosen nicht vergessen, daß sie im Jahre 1923 zu den Tanger-Ver- Handlungen in Paris nicht zugezogeu wurden. Auf der andern Seite haben es aber auch die Franzosensehr übelgenommen", daß Mussolini kurz nach dem Abschluß der Pariser Konvention italienische Larabinieri nach Tanger geschickt hat, um die italie­nischen Interessen unmittelbar zu wahren und um das italie­nische Generalkonsulat und die Post zu besetzen. Im Jahre 1928

Don Versailles nach Paris

Juni 1940, Juni ISIS Gedanken beim siegreichen Ein­marsch unserer Truppen in Pi"

NSK. In dem Augenblick, da unsere siegreichen Truppen den Boden der französischen Hauptstadt betreten haben, gehen unsere Gedanken zurück zu jenem Ereignis, als am 28. Juni 1919 also vor 21 Jahren in Versailles das Diktat zur Ausbeutung und Unterdrückung des deutschen Volkes unterzeichnet wurde. Welch eine Welt liegt dazwischen! Am 28. Juni 1919 geschah der größte Wort­bruch, den die Weltgeschichte je erlebt hat, denn die Alliier­ten setzten sich über die Lansing-Note vom 5. November 1918, die bindendes Recht geschaffen hatte, hinweg. In dieser Note waren die Wilsonschen Grundsätze, die berüchtigten 14 Punke, nach denen es weder Sieger noch Besiegte und keine An­nexionen, Kontributionen oder einen Straffrieden geben sollte, enthalten.

Bon Wilsons 14 Punkten wurde keiner erfüllt. Statt dessen sollte Deutschland durch die 440 Artikel des Versailler Diktats für alle Zeiten ohnmächtig am Boden gehalten werden.

Was sich hier im Spiegelsaal von Versailles in diesen Monaten abspielte, war der Beginn eines Dramas für Deutschland. Mitte Juni 1919 übermittelte Llemenceau dem Leiter der deutschen Delegation, Graf Vrockdorf- Nantzau, das Schlußwort der sogenannten Siegermächte. Es war ein bedingungsloses Ultimatum. Viele Monate lang hatten sich die Alliierten um die Beute gestrit­ten. Am 18. Januar 1919 wurde die sogenannte Friedens­konferenz eröffnet und der fanatische Deutschenhasser Cle­in e n c e a u zum Präsidenten gewählt.

Man verhandelte hinter verschlossenen Türen von etwa Mitte März an im engsten Kreise im sogenanntenRat der Vier". Hier wurde das Schicksal Europas beraten und entschieden, ohne Arbeitsplan, wochenlang sogar ohne jedes Protokoll. Zahlreiche Sonderkommissionen tagten. Präsident Wilson zeigte sich in der ersten Phase der Konferenz im großen und ganzen ziemlich standhaft und verteidigte sein Programm gegen den Ansturm der Engländer und Franzosen so gut es ging. Bis er sich am 3. April infolge eines Erippe- anfalles ins Bett legte. Die Krankheit fesselte ihn fünf Tage ans Bett, und auch heute noch schwebt ein geheimnis­voller Schleier über dieser Erkrankung, die der Konferenz den Wendepunkt gab. Nach seiner Rückkehr in die Heimat erlitt er im September 1919 einen Schlaganfall, von dem er sich nie wieder erholte.

Nach seiner Erkrankung wurden alle bis dahin aufgescho­benen Entscheidungen, wie über die Frage der Reparatio­nen, des Rheinlandes und des Saarlandes getroffen und am 7. Mai endlich das Dokument den Deutschen überreicht, das angeblich denFrieden der Völker" enthalten sollte. Die Zeremonie fand im großen Saal des Hotels Trianon-Palast in Versailles statt. Erst wenige Stunden vorher war das erste fertige Exemplar aus der Druckerei gekommen, und es ist Tatsache, daß niemand auf der ganzen Konferenz dieses sogenannte Friedensdokument als Ganzes gelesen hat. An einer riesigen hufeisenförmigen Tafel saßen die Vertreter von 27 Nationen.

Als sich Llemenceau erhob, starrten seine Augen herrisch aus dem Mongolengesicht. Schon der zweite Satz sagte alles: Die Stunde der schweren Abrechnung ist gekommen."

Aber Graf Brockdorsf-Rantzau erklärte:Es wird von uns verlangt, daß wir uns als die Alleinschuldi­gen am Kriege bekennen. Ein solches Bekenntnis wäre in meinem Munde eine Lüge." Der deutsche Vertreter war während seiner 45 Minuten dauernden Rede übriaeus

England, Frankreich und Spanien als vierte Macht der ürter- wurdeu diese Streitigkeiten dadurch beseitigt, daß Italien nebe» nationalen Verwaltung von-Tanger beitrat.

Spanien ist mit dieser Verdrängung seines alleinige» Em- flusses in Tanger im Herzen niemals einverstanden gewesen. All­gemein war im Lande der Wunsch verbreitet, daß die Stadt, die ja auch zur spanischen Jnteressenzone in Marokko gehörte, ganz an Spanien fallen möchte. Die Wünsche Spaniens wurden aber von Frankreich und England stets überhört und mußte» daher bis auf eine günstige Gelegenheit zurückgestellt werden. Diese günstige Gelegenheit bot sich nach der Ansicht des spanischen Dik­tators Primo de Rivera schon Ende August 1926, als Abd el Krim nach Scheitern seines Ausstandes sich den Franzosen ergeben hatte. Das Kabinett von Madrid brachte wenige Tage später seine Wünsche den Mandatsmächten in offizieller Form zur Kenntnis, die Regierungen in Paris und London erklärten aber, daß der Zeitpunkt für eine internationale Tangerkonferenz «och nicht gekommen wäre.

Das aus der spanischen Verwaltungszone herausgeschnrttene Gebiet von Tanger blieb auch während des Viermächteabkom­mens weiter ein Zankapfel. Während des spanischen Bürger­kriegs drohte immer wieder eins Besitznahme und endgültige Ein­verleibung Tangers durch Frankreich. Ilm einer solchen Entwick­lung ein für allemal einen Riegel vorzuschieben, hat jetzt Franco in das internationale Gebiet seine Truppen einmarschieren l<H- sen. Der begeisterte Jubel in Spanien zeigt deutlich, welcher Popularität sich das entschlossene Vorgehen des Laudiüo erfreut.

Isländischer Protest

gegen den gewaltsamen llebergriff Englands

Kopenhagen, 17. Juni. Nachdem bisher über die Besetzuug Is­lands durch britische Truppen am 10. Mai keine nähere« Nach­richten Vorlagen, erfährt jetzt Ritzaus Büro, daß die isländische Regierung am 10. Mai mündlich und schriftlich gegen die englische Besetzung Islands einen energischen Protest eingelegt hat. Gleich­zeitig hat der isländische Geschäftsträger in London gegenüber der englischen Regierung schärfstens protestiert.

Aus Anlaß der Tatsache, daß der deutsche Generalkonsul in Reykjavik auf einem britischen Kriegsschiff nach England über­geführt worden ist. hat die isländische Regierung ebenfalls eine« Protest eingeleitet und durch spätere Demarche» Lei den britische« Behörden auf freie Heimsendung gedrungen.

Japanische Glückwünsche für Mussolini. Der japanische Kriegsminister Hato und der Generalstabschef des japani­schen Heeres, Fürst Kanin, haben folgendes Telegramm an Mussolini gerichtet:Duce! Anläßlich des Kriegseintritts des faschistischen Italiens möchten wir Ihnen den aus tief­stem Herzen kommenden Wunsch aussprechen, daß die italie­nische Wehrmacht ihrer glorreichen Tradition getreu, dis überwältigsten und glanzvollsten Siege erringen möge."

vt« einzigen Minuten, in Lenen die Deutschen überhaupt wahrend der ganzen Konferenz zu Worte kamen sitzen geblieben, was die hohen Häupter der Konferenz entrüstete. Er tat das mit lleberlegung, um nicht den Eindruck des Angeklagten zu erwecken.

Für die llebersetzung der 440 Kapitel, über deren Inhalt die deutsche Delegation nichts wußte, war eine Frist von 14 Tagen gestellt worden, während sich die Verfasser des Dokuments genau ein halbes Jahr Zeit gelassen hatten. Als das Dokument entziffert war, wurden auch die schlimm­sten Erwartungen übertroffen. Es war ein Buch des H a sses undder Rache! Die deutsche Delegation reiste ab. Am 28. Juni 1919 Unterzeichneten dann der damalige Außenminister Hermann Müller von der Sozialdemokratie und der Justizminister Dr. Bell vom Zentrum das Diktat, das erst am 10. Januar 1920 in Kraft trat.

Das Diktat war unmenschlich! Deutschland ver­lor außer seinen Kolonien insgesamt 70 580 Quadratkilo­meter Land mit sechseinhalb Millionen Einwohnern. Ost­preußen wurde durch den Korridor von dem Mutterlands getrennt, das Saarland für 15 Jahre unter Völkerbundsver­waltung gestellt, das Rheinland besetzt, der Anschluß Oester­reichs verhindert.

Durch die Auslieferung und Vernichtung gewaltiger Ma­terialreserven, darunter des größten Teiles seiner Handels­flotte, und durch die sogenannten Reparationen sollte Deutschland wirtschaftlich vernichtet, durch die infame Kriegsschuld- und Kolonialschuldlüge disqualifiziert, die militärische Ohnmacht durch Entwaffnung und dauernde einseitige Abrüstung verewigt und die Souveränität Deutsch­lands durch entmilitarisierte Zonen eingeschränkt werden. Das sind nur einige der einschneidendsten Bestimmungen dieses Eewaltdiktats.

Wie Deutschland, so wurden auch seine Verbündeten be­handelt. In ihrer Gesamtheit werden diese Friedensverträge Pariser Vorortverträge" genannt, weil sie in verschiedenen Pariser Vororten unterzeichnet werden mußten. Deutsch­land: Versailles, Oesterreich: St. Eermain, Ungarn: Tria- non, Bulgarien: Neuilly, Türkei: Ssvrcz. Auch diese mit Deutschland im Weltkriege verbündeten Länder wurden schwer verstümmelt und in wirtschaftliche Knechtjchajt ge­bracht.

Wenn AdolfHitler von Anfang an seinen-'Äkermüd- lichen Kampf gegen Versailles gerichtet hat, so entsprang dieses Programm nicht, wie es Deutschlands Feinde oft be­hauptet haben, dem Wunsch nach einem billigen p«H'uiären Schlagwort. Versailles war für ihn die Manifestation der Ohnmacht Deutschlands. Er hatte Versailles, immer nur Versailles vor Augen, als er das deutsche Volk zur Samm­lung ries. Stein um Stein hat Adolf Hitler von dieser Zwingburg um Deutschland herausgerisseu, Glied um Glied -er Versailler Kette zersprengt.

Heute ist Versailles tot. Alle wunden Stellen bis auf die Kolonialfrage sind ausgeheilt. Der Versuch der Feinde, ein lleber-Versailles" zur endgültigen Zertrümmerung des Deutschen Reiches zu schaffen, ist verhindert worden. Ver­sailles, das man einmal einschmutziges Irrenhaus" ge­nannt hat und von dem ein englischer Journalist schrieb, das Diktat sei einWahnsinnsattest", liegt wie em Alptraum hinter uns. Vor uns aber zeichnen sich die Konturen eines neuen Europas ab.

Die Epoche von Versailles ist endgültig liquidiert. Vor 21 Jahren wurde den Deutschen das Diktat überreicht. Dem nationalsozialistischen Reich werden niemals mehr Be­dingungen gestellt werde«. Keine Macht der Welt kann sein Lebensrecht, seine Ebre und Größe durch Forderungen Umäleru. g. ^