s. Seit« - Nr. 14«

Ragolder TagvlattDer Gesellschafter'

Dienstag, den 18. Juni 194«

Lydien,

die 1V. Provinz des Imperiums

Aus einer Wüste wurde in 3V Jahren blühendes Land

Tripolis und Cyrenaika stehen bei den Ereignissen im Mittelmeer mit an vorderster Stelle.

Im Anschluß an den Krieg mit der Türkei okkupierten die Ita­liener im Jahre 1911 das Gebiet von Tripolis, sieben Jahr« später besetzten sie di« östlich anschließende Cyrenaika und beide zusammen bilden die italienisch-nordafrikanische Kolonie Libyen. In knapp dreißig Jahren ist hier eine wahrhaft gigan­tische Arbeit geleistet worden. Wer heute in Tripolis neben den engen malerischen Eingeborenen-Vierteln die prächtigen euro­päischen Stadtteile sieht, der kann sich kaum vorstellen, daß die Italiener bei ihrem Einzug hier nur ein schmutziges Hafennest vorfanden, kaum gepflasterte, mit Abfällen verunreinigte Gassen eine Stadt, der es an allem gebrack. Nicht einmal Trinkwasser war vorhanden. Heute strömt das Wasser in zwei Aquädukten ausreichend herein. Auf den asphaltierten Straßen herrscht ein lebhafter Fahrzeugverkehr, den der Verkehrsschutzmann auf dem Kastell-Platz mit lässiger Hand regelt. Tripolis nahm einen raschen Aufstieg zur Hunderttausend-Stadt, aber auch diese Etappe ist heute längst überschritten. An die lange Quai-Straße lehnen sich ungezählte schneeweiße öffentliche Gebäude, meist in jenem orientalischen Arkadenstil, der dem Ucbermaß an Sonnen- Helligkeit angemessen ist. Riesige Hotels übertragen mit vielem Geschmack die heimische afrikanische Kunst auf europäische Bedürf­nisse. Tripolis hat kein pockennarbiges Gesicht wie so viele an­dere Kolonialstädte. Schön, ebenmäßig und edel ist sein architek­tonisches Bild.

Eine der wichtigsten kolonialen Pioniertaten war der Bau der Litoranea", einer sieben Meter breiten A u t o st r a ß e, die über 1800 Kilometer von der tunesischen bis zur ägyptischen Grenze reicht. Sie ist das feste Rückgrat der italienischen Auf­bauarbeit. Als der Gouverneur Balbo im Oktober 1930 in be­schleunigtem Tempo die Fertigstellung der Litoranea erstrebte, bestanden schon wichtige Teilstrecken dieser Autostraße. Reichlich tausend Kilometer waren vorhanden; es handelte sich jetzt dar­um, die fehlenden Verbindungsglieder einzufügen, insgesamt 800 Kilometer. Aber diese neuen Stratzentrakte führten durch die unwirtlichsten, heißesten Zonen Nordafrikas. Dazu muhte die Litoranea, ein Triumph über die Wüste, in einem knappen Jahr fertig sein, denn dies Jahr 1930 siel mit dem Abessinienkrieg zusammen. Es schien fast wie ein Wunder, daß der letzte Hammer­schlag zum vorgesehenen Termin erfolgte. Die 103 Millionen Lire Baukosten waren auf zehn Jahresbudgets der libyschen Regierung bequem verteilt. Die Litoranea hatte sich sozusagen selbst finanziert.

Heute wohnen 100 000 Italiener in Libyen. Sie leben als arbeitsame Kolonisten draußen vor den Oasen, als Handwerker, Beamte, Geschäftsleute und Unternehmer in den Städten. Mit dem Fortgang der Kolonisationspolitik vermehrt sich diese wert­volle Bevölekrungsschicht von Jahr zu Jahr. Beim Beginn der Aufbauarbeit im Jahre 1911 waren es 1500'Italiener, heute ist das erste Hunderttausend überschritten, und nach dem Willen Mussolinis werden in einem Vierteljahrhundert 300 000 Italie­ner Libyen bewohnen und das ganze Land kolonisiert und frucht­bar gemacht haben.

In dem großen Organismus einer Kolonie gleichen die Häfen den Atmungsorganen. Das trifft vor allem auf Libyen zu. Vom Mittelmeer strömt Leben und Kultur nach Nordafrika herüber. Die Natur hat die libysche Küste nicht sonderlich begünstigt. Was die Italiener bei der Besetzung vorfanden, genügte bei weitem nicht den bescheidensten Ansprüchen. Auf der offenen Reede von Bengasi mußten noch vor ein paar Jahren die Postdampfer wie­der umkehren und nach Syrakus unverrichteter Dinge zuriick- fahren, wenn die See etwas bewegt war. Die wirtschaftliche Er­schließung der italienischen afrikanischen Provinz setzte gute Häfen voraus, mit ausreichenden Tiefenverhältnissen und schützenden Kaianlagen. In Tripolis und Bengasi wurden die Hasen­anlagen mit ungeheuerlichen Kosten großzügig ausgeüant. Aber a»L die kleineren Häsen wie Zuara, Misurata und Del na rückten in den Gesichtskreis der italienischen Hafenpoli­tik. Mit der allmählichen Umformung des Landes, mit dem Zu­wachs eines dichter besiedelten Hinterlandes erhalten auch sie ein größeres Tätigkeitsfeld. Märchenhaft würde aber erst der Aufschwung der libyschen Häsen werden, wenn es den Italienern gelingen sollte, von Bengasi oder Tripolis aus mit einer Transsahara-Bahn" die reichen Naturschätze Zentralafrikas er­schließen zu helfen. Es existieren dafür bereits viele Projekte. Am aussichtsreichsten dünkt die Italiener natürlich jenes Grog­

projekt, das Libyen in einen dauernden Verkehrszusammenhang mit dem fernen Abessinien bringen könnt«.

Nur ein verhältnismäßig schmaler Gürtel Libyens eignet sich zur intensiven Kolonisation. Da ist zunächst die sandige Stepp« vor der Oase von Tripolis, dann gibt es die niederschlagsreiche I. zweite Bauernzone im tripolitanischen Djebelgebiet, die schon ' vor zweitausend Jahren eine blühende altrömische Kulturland- 7 schüft war, dann folgt drittens die landwirtschaftliche Zone un- ! «eit der Wüste von Misurata und als vierter und wichtigster s agrarischer Distrikt schließlich langgestreckte Hochflächen in der Cyrenaika. Dort schweift der Blick über unabsehbare neugewon­nene Felder; die leuchtend weißen Kolonistenhäuschen schwimmen geruhsam wie Boote auf dem weiten Ozean neuer Fruchtbarkeit. Diegrüne Cyrenaika" ist das erklärte Lieblingskind der italienischen Kolonisation. Dort arbeiten jetzt schon 2000 Fami­lien mit 20 000 Familenangehörigen, denn die Acht-Kinver- Familie ist der Typ des Siedlerhaushalts. Libyen braucht Bauern, und Marschall Balbo will so lange den Volksüberschuß aus Italien herüberholen, bis der Sättigungsgrad erreicht und das anbaufähige Land restlos verteilt ist.

Das Ziel Italiens ist ein Mittelmeerreich, das sich auf zwei Kontinente stemmt. Der politische Sinn dieser Neuordnung kün­digte sich deutlich an, als die libysche Küstenzone bis zu einer Tiefe von 400 Kilometer aus der Gesamtkolonie herausgelöst und verwaltungsmäßig in vier Kommissariate aufgeteilt wurde. Es besteht die sichere Aussicht, daß sie alsbald als Provinzen im Mutterland ausgehen werden. Auch in ihrem Aeußercn suchen die vier Hauptstädte der Präfekturen ihren erhöhten Verpflich­tungen Rechnung zu tragen: das wachsende Tripolis, die Oasen­stadt Misurata mit ihrer heimischen Teppichweberei und den Kolonistendörfern, das auflebendc meerwärts schauende Bengasi und schließlich das in Palmen gebettete Derna.

Früher war zwischen Tunis und Aegypten ein luftleerer Raum. Libyen war eine Küste ohne Menschen. Seitdem die Italiener das große Land in sichere Verwahrung genommen haben, ist der luft­leere Raum verschwunden. Libyen ist zu einer römischen Provinz geworden. Zu denweißen Armeekorps", die Italien schon immer in Libyen stationiert hatte, gesellen sich die Kaders der Eingebo­renen. Mit der Waffe zu dienen, ist ein Vorrecht, das in den muselmanischen Sonderbürgergesetzen festgelcgt ist. So hat Rom vomvierten Strand" Besitz genommen und mit der 19. Provinz politisch, militärisch, wirtschaftlich und kulturell auf dem afri­kanischen Kontinent Heimatrecht erworben.

Einst wird man dich fragen

Non Erich Otto Funk

Einst wird man dich fragen, der heute du lebst, wie viel du getragen, wie du dich erhebst, wie stark deine Seele, dein Herze entbrannt, wie du dem Befehle gehörtest, dem Land!-

" Einst wirst du erbeben

wie immer dein Stand:

Was Hab ich gegeben dem Vaterland?.

Verantwortung! Der verantwortungslose Volksgenosse geht bei Fliegeralarm oder Flakbeschuß auf die Straße, oder stellt sich auf den Balkon, neigt sich zum Fenster hinaus! Kurzum, er zeigt, daß er ein Kerl ist. Seine Hinterbliebenen werden es ihm bis über das Grab hinaus danken. Der verantwortungsvolle Volks­genosse aber geht in den Luftschutzraum, steht einsatzbereit für den Selbstschutz, kurzum, er weiß, was er seiner Familie, seinem Va­terland und dem Führer schuldig ist. Zu welchen beiden ge­hörst Du?

Flieger-Kameradschaft

Eine Geschichte von Heinrich Zerkaulen

Es war an einem Frühlingstag des Kriegsjahres 1916, als der deutsche Kampfflieger Oberleutnant Rudolf den fremden Vogel zum Niedergehen zwang. Dies geschah kurz hinter dem deutschen Graben. Oberleutnant Rudolf merkte, wie die grauen Kameraden schon über die Brüstung klet­terten. Der Franzose war mit Bruch gelandet. Aber auf­setzen und gefangennehmen, das würde ein Oberleutnant Rudolf auch fertig bringen. Und also geschah es.

Die Männer aus dem Graben sahen noch, wie der Fran­zose ein paar Worte niederschrieb, die er jetzt in seiner eige­nen Kartentasche dem Sieger reichte. Der deutsche grüßte knapp, ging pfeifend zu seiner Maschine zurück, streifte mit der Hand die beiden Tragflächen ab, als klopfte er den Hals eines braven Tieres, und machte sich wieder startbereit. Die Landser aus dem Graben umstanden noch eine Weile wie große Kinder den toten Vogel, bis ein Unteroffizier den französischen Leutnant abführte.

Jahre schleppten sich hin. Der Krieg war aus und der Strom der Grauen zurückgeflutet.

Oberleutnant Rudolf tat längst Dienst in der Aufseher­loge neben einem Fabriktor. Die Interalliierte Kontroll­kommission wurde erwartet. Der Oberleutnant knirschte leise mit den Zähnen. Der Oberleutnant sollte die Fremden durch die Fabrik führen, in deren weiten Hallen zerschlagene Geschützrohre wie Leichensteine starrten.

Da lief nämlich eine Bretterwand quer durch die Halle 0, gut verkleidet, tadellos getarnt. Es sah so aus, als hörte die Halle hinter dieser Bretterwand auf.

Wenn es glückte, das mit der Bretterwand, dann würde der Oberleutnant morgen nacht auf der Bahn sitzen und ^-..Klasse mit ein paar Kisten als Reisegepäck davonfahren. Für die Interalliierte Kontrollkommission waren diese Kisten nicht weiter von Bedeutung. Aber das Gesindel, das sich da an der polnischen Grenze breitmachte, sollte sich ein wenig an den Kisten und ihrem Inhalt freuen!

Der Wagen, dem die Herren der Kommission eben ent­stiegen, hatte scharf gebremst. Zögernd öffnete der Ober­leutnant die Tür der kleinen Aufseherloge. Eine Stille entstand, eine peinliche Stille, bis der Leiter der Kommis­sion plötzlich nahe an den Oberleutnant herantrat und leise in deutscher Sprache sagte:Ich danke Ihnen, Herr Ka­merad."

Oberleutnant Rudolf verstand nicht. Er sah einen Men­schen vor sich, einen Colonel in Uniform:Sie erkennen mich nicht? Ich habe Sie sofort erkannt. Ich weiß, es war verboten, damals. Aber Sie haben trotzdem die Tasche rich­tig über meinem Flughafen abgeworfen. Der Brief ist an­gekommen, und meine Frau wußte damit, daß ich unverletzt in deutsche Gefangenschaft geraten war. Der fremde Offi­zier schwieg. Dann glitt ein Lächeln über sein Gesicht:Es war mein erster Luftkampf, und ich war seit drei Tagen verheiratet."

Oberleutnant Rudolf wischte mit der Hand über die Stirn und versuchte, vier Jahre seines Lebens zurückzu­denken. Aber das ging schwer. Und darüber hatte der Rund- gang schon begonnen. Halle K, Halle 8 waren abgeschritten. Ja, so leichtsinnig konnte man damals sein, daß man un­gedeckt bis in den feindlichen Flughafen vorstieß, um ein Versprechen zu erfüllen, das man einem gefangenen Feind gegeben hatte.

Und die Bretterwand hier? Was ist hinter der Bretter­wand?"

Nichts", antwortete der Oberleutnant mit seltsamer Be­tonung. Der Colonel sah ihn an. Blick ruhte in Blick, lange, stumm. So mochte einst der deutsche Oberleutnant den Franzosen auch angeblickt haben.

Bis der Colonel zwei Finger an die Mütze legte und sagte:Es ist gut. Ich danke, Herr Kamerad." Die Besichti­gung war zu Ende.

Als der Wagen längst fort war, stand Oberleutnant Ru­dolf immer noch da und lächelte vor sich hin. Wie ein Kind stand er da. Und er fühlte den Frühling, und sein graues Herz wurde hell.

KetteveS

Schütze Paul Kimmel liegt auf dem Operationsfisch. Paule soll seines Blinddarms entledigt werden. Die Schwester hält ihm den bekannten Wattebausch mit leidlichem Erfolg vor die Nase. Paule gibt den Grad der Betäubung durch die vorge- schriebenen Zahlen kund:

...sieben, acht, neun, zehn, Bube, Dame, König, -As...."

Wo haben Sie im feldmäßig gepackten Tornister das Wäsche­päckchen?" will der Oberst wissen.

Zu oberscht, Herr Unterscht!" -

Jan donWeM

Ein Reiterroman von Franz Herwig

Perlilg F. H. Kerle, Heidelberg Abdrucksrechtc Lurch Berlagsanflal! Mauz, München.

18. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

An den Gedanken hatte er sich inzwischen schon gewöhnt, daß die Affäre mit den Fräuleins nicht glatt abgelaufen war. Heute war die Abenddämmerung des fünften Tages, er selbst war seit zwei Tagen hier, aber kein Herzbruder ließ sich sehen. Inzwischen gefiel es Josö Maria imDra­goner von Breda" ausnehmend. Mit Meisje Drommeloe, der Wirtstochter, die eine saubere Person gegen die dreißig war, mit milchweißer Haut und Apfelbacken, verband ihn bereis eine zarte Liebe, eine gemeinsame Liebe, um deut­lich ßu sein, zu guten eßbaren Dingen. Als wenn es gleich- gültig ist, ob man den Leib mit diesem Fuhrmannsessen vorschlägt oder Gerichte verzehrt, die infolge des Aufgebots von Geist, mit dem man sie ersann, gleichsam geadelt sind. Freilich würden ketzerische Gemüter daran Anstoß genom­men haben, wenn sie Josö Maria am Herd gesehen hätten: eine weiße Schürze vorgebunden und den Kochlöffel in der Hand. Denn so konnte man ihn in der Tat sehen, neben ihm mit andächtigem Gesicht Meisje, mit bloßen Armen und einem Grübchen am Ellenbogen.

Ach dieser selbstbewußte Veteran von einem Herd! Der sich nicht in irgendeinem Küchenwinkel verbarg, sondern in einer überbauten Nische breit und frei in der Gaststube stand, als wollte er sagen, daß jedermann sehen dürfe, was auf ihm gekocht wurde. Jedermann begleitete sein Gericht vom ersten Aufbrodeln an über die mannigfachsten Ge­rüche, bis es vor ihm auf dem Eichentisch dampfte, eine schöne Vorbereitung auf eine so wichtige Handlung wie das Essen. Und eine vertrauenerweckende Reihe von blitzenden Kupferkesseln, die Meisjes Magd zweimal in der Woche an

der Maas scheuerte, stand auf dem Bordbrett über der -Herdnische.

Ja", sagte Josö Maria,nun einen Schuß Genever."

Er hatte zwei Kessel über dem Feuer, das sein und "Meisjes Gesicht beschien. In dem einen schmorten zwei * Hühner, in einer kurzen Brühe, die nach Machandelbeeren ^'roch. In dem anderen brodelte dick ein seltsames Ragout von einem halben Quart Rotwein, von Schinkenwürfeln (ohne Speck selbstverständlich), jungen Gemüsen und kleinen Bällchen, die aus dem gewiegten Fleisch der Hühnerlebern, .-Herzen und Mägen bestand. Eine winzige Spitze Knoblauch war auch daran, die man mit der Nase kaum wahrnahm. Und nun sollte noch ein Schuß Genever hinzu.

So", sagte Josö Maria, und nahm die Hühner vom Feuer. Meisje mußte sie in kleine Stücke schneiden und in den anderen Kessel tun.

Eins halbe Stunde noch lasse man das Ganze schmo­ren", sagte er feierlich und kostete die Sauce.

In diesem Augenblick trat ein Gast in die Schenke, der von dem Herdfeuer nur unsicher und zuckend beleuchtet war.

Josö Maria blinzelte in die Dunkelheit und plötzlich er­kannte er Jan. Er ließ den Löffel fallen und breitete die Arme aus:

,Herzensjungei Jan! Densäieamus Domino! Er ist da!"

Jan bleich, und mit beschmutzten Kleidern, trat näher und sagte mit bitterer Stimme, ohne die ausgebreiteten Arme zu beachten:

Ah, man ergötzt sich hier, man läßt sich's wohl sein, meiner Treu! Indes unsereiner die Kugeln um sich pfeifen hört, mit Mehlbrei erstickt und dann gehängt werden soll. Und in den Wäldern schläft wie ein wildes Tier, jawohl. Und verraten wird von denen, die er geliebt hat, für die er sich in Not und Gefahr begeben hat. Verleugnet und ver­raten! Meint Ihr, das sei nicht möglich, ehrwürdiger Herr, wo Ihr doch im Begriffe steht, zum Festschmaus Euch zu setzen, während Euer Gutgesell schon auf dem Schindanger faulen würde, wenn Gott und die vierzehn Nothelfer ihm nicht beiaestanden hätten?!" ^

Eine lange Rede, eine verteufelte Rede, Jan. Trink ein wenig von diesem guten Weißwein aus Soissons, damit dein Kopf klarer wird."

Und er reichte ihm eine behäbige Kanne, die Jan an den Mund setzte und nicht eher losließ, bis der köstliche Strom versiegt war.

Dann ließ er sich auf die Bank fallen, streckte die Beine aus und seufzte sich eine Last von der Seele.

Indessen setzte Meisje die Schüssel auf den Tisch und Jans Nasenflügel begannen zu zittern. Langsam richtete er sich auf und hob den Deckel ein wenig,

Was habt ihr da?"

Da es nun wirklich ein Festschmaus wird", sagte Josä Maria und band die Schürze ab,so wollen wir das Ge­richt Ragout Saint-Jean nennen. Im übrigen ist es ein Essen für einen Kardinal "

Und sie setzten sich zu dritt an den Tisch, und es wurde eine zwar stumme, aber desto innigere Feier.

» »

Und welches sind nun deine Pläne, Jan", frayte Joss Maria, nachdem Jan ihm seine Geschichte erzählt hatte.

Pläne?", machte Jay;nur einen Wunsch habe ich: den falschen Weibern meine Verachtung ins Gesicht zu sagen. Dazu muß ich nach Paris. Morgen schon."

O Jan, wie sehr beklage ich, daß ich dich lebensfremden Jüngling in die große Welt geleitet habe! Du bist ein Kind, das sich zu Unrechter Stunde von den Röcken der Frau Joseph« losgerissen hat. Bleib sitzen, Feuerkopf. Bist d» denn sicher, daß Ehren dein Richter dich nicht angelogen hat? Und wenn er die Wahrheit sprach, was wirfst du den Kindern Untreu und Verrat vor? Hätten sie sich zu dir be­kannt. würde man ihnen dann nicht bös zugesetzt haben? Und wenn sie um den Preis der Lossage von dir sich frei­machten, bist du wirklich so wenig ritterlich, daß du ihnen das Opfer deiner selbst nicht bringen würdest? Meisje, meine Freundin, er bleibt ein Bauer, er wird mich fressen, aber sei's drum."

(Fortsetzung folgt.)