8. Seite Nr. 138

Samstag, de» IS. J«»i 194,

Und welches Interesse haben Sie an der Sache?" wollte die mürrische Stimme wissen.

Ich habe einen... Bekannten, der fliegt die Strecke", sagte Sabine ganz, ganz leise.Es ist... er heißt Geißler."

Merkwürdig, die Stimme jenes anderen klang mit einem Male gar nicht mehr böse und unfreundlich. Sehr sanft war sie, beruhigend, wie das Brummen eines gutmütigen, tolpatschigen Bären.

Also, Fräulein", sagte er,da gehen Sie man ruhig wieder schlafen! Das Flugzeug hat Zwischenlandung ge­macht, wegen des Nebels wird wohl erst am Morgen seinen Flug fortsetzen. Und der Herr Geißler und auch seine Fahrgäste liegen wohl schon längst in den Federn. Na. ist's nun gut?"

Sehr gut, danke", hauchte Sabine, und dann mit einem Male waren sie auch schon getrennt.

Sabine lief nach Hause, mit tänzelnden Schritten, und am liebsten hätte sie gesungen. Das ging natürlich nicht, mit­ten in der Nacht, und es wäre ihr auch schwer gefallen, denn ihr Herz klopfte noch immer sehr ungebärdig. Aber jetzt war das ein süßes und angenehmes Gefühl, denn es klopfte nicht mehr aus Angst, vielmehr vor Freude. Als am nächst- sten Morgen der Vater beim Frühstück aus der Zeitung vor­las, was Sabine doch schon wußte, seit mindestens acht Stun­den, da konnte sieAch" sagen und furchtbar erstaunt tun.

Am Donnerstag traf sie Sven. Sie fuhren ins Grüne, und Sven spendierte eine Flasche Wein. Als er ihr das Glas entgegenhob, sagte er plötzlich:Uebrigens... der Funker vom Flughafen, Eenbom heißt er, der hat mir er­zählt, daß Sie vorgestern nacht angerufen Hütten und wegen meines Flugzeuges angefragt..."

Nicht des Flugzeuges wegen", unterbrach ihn Sabine und sah ihn fest und zuversichtlich an, wobei sie allerdings nicht verhindern konnte, daß sie doch ein ganz bißchen rot wurde.Deinetwegen, Sven, deinetwegen..."

Und über das Glas hinweg, in dem der Wein golden schimmerte, grüßten ihn Sabines Augen, ihr roter, lächeln­der Mund.

Allerlei Erfindungen für Karlenfpieler

-.Abend für Abend sitzen unzählige Männer mit totern­sten Gesichtern beisammen und versuchen mit vom ange­strengten Nachdenken krausen Stirnen, das Glück auf ihre Seite zu zwingen. Kaum ein Wort fällt. Klatschend fallen Buben, Damen und Zehnen auf die Tischplatte, wenn es um die Eewinnaussichten schlecht steht. Aber das alles bringt die Unentwegten kaum aus der Ruhe. Spiel auf Spiel wird erledigt, gewissenhaft werden dieAugen" gezählt und vermerkt, und nur, wenn sich die immer wiederkehrende Frage erhebt:Wer gibt eigentlich?", beginnen die Augen unruhig zu werden.

Man soll Skatspieler nicht bei ihrer Beschäftigung stören, denn man setzt sich der Gefahr aus, übel anzulaufen. Aber wenn der Streit darum geht, wer die Karten für das nächste Spiel zu verteilen hat, dann sollte man ihnen getrost sagen:Meine Herren! Wozu der Streit um das Karten­geben? Sie sollten daran denken, daß ein braver Rhein­länder eine Kartengebeanzeigeoorrichtung erfunden hat, die keinen Zweifel darüber läßt, wer das nächste Spiel zu geben hat!" Diese gewiß allen Kartenspielern willkommene Vor­richtung steht nämlich tatsächlich unter Nr. 648 290 in Klasse 77 d der Patentrolle verzeichnet.

Auch die Kartenspieler sollten den Erfindern dankbar fein, die immer auf der Suche nach dem Neuen, Nochnicht- dagewesenen sind, das bestehenden Bedürfnissen abhelfen soll. Was der Mann vom schönen Rhein erdachte, ist näm­lich nicht die einzige Erfindung für^ Kartenspieler. Die Er­finder wissen seit je um die Nöte der Skatspieler. Man denke an die bekannte Geschichte von dem sagenhaften Mann, der sich einmaltotgemischt" haben soll. Gewiß ein trauriges Schicksal! Aber es mag für die Erfinder Anlaß gewesen sein, dem Problem des selbsttätigen Mischens und Austeilens der Spielkarten ganz energisch zu Leibe zu gehen. Beim Durchsehen der Patentrolle stößt man immer wieder auf Misch- und Eebevorrichtungen der verschieden­sten Konstruktionen. Ein Kartengeber ohne besondere Misch­vorrichtung, ein solcher mit einem drehbaren Kartenbehäl- rer und eine Spielvorrichtung zum Verteilen der Karten von einem Stapel aus das ist nur eine kleine Auslese aus der großen Zahl der erteilten Patente.

Das Kartenspiel soll eben wirklich zu einer geruh- und erholsamen Beschäftigung werden. Deshalb haben die Er­finder ihre Aufmerksamkeit auch auf das so wichtige aber auch lästige Berechnen und Anschreiben der Gewinn- und Verlustpunkte gerichtet. Denn ähnlich wie mit demGeben" steht es mit demSchreiben", wie es in der Ekatsprache heißt. Keiner tut's gern. Da gibt es nun eine Skatspiel- zähl- und Anzeigevorrichtung, eine Anzeigevorrichtung für die Spielvorgänge und eine solche, die den jeweiligen Stand des Spielens angibt. Das ist wirklich beinahe mehr, als man sich wünschen kann. Da brauchen die Spieler also an nichts weiter zu denken, als wie sie das gegnerische Spiel 7,rumreißen" können. --

Es sollte zwar nicht Vorkommen, aber es geht auch beim Skat manchmal nicht alles mit rechten Dingen zu. Was zum Beispiel mag der gute Mann aus der Schweiz für Erfahrungen mit seinen Spielpartnern gemacht haben, der sich 1932 die von ihm erfundenenundurchsichtigen" Spiel­karten patentieren ließ? Es ist wahrscheinlich kein erfreu­licher Anlaß gewesen, der ihn auf diesen Gedanken kom­men ließ. Man soll zwar nichts Schlechtes denken aber sicher hat er das gleiche erlebt wie ein anderer findiger Kopf, der vier Jahre später einen Sichtschützer für Karten­spiele beim Patentamt einreichte und auch ein Patent er­hielt. Und schließlich nicht nur die Frauen wißen ein Lied zu singen von ausgedehnten undfeuchtfröhlichen" Skatsitzungen. Es wurde manches Kartenspiel untauglich zum weiteren Gebrauch, nachdem es eine regelrechteBier­taufe" über sich hatte ergehen lassen müssen. Vielleicht war cs ein Gastwirt, der auch daran dachte undwasserfeste" Spielkarten zum Patent anmeldete, denen keine Flüssigkeit etwas anhaben konnte.

Die Kartenspieler können sich also nicht beklagen. Es ist reichlich für sie gesorgt. Und wenn auch manche dieser Erfindungen ein verstaubtes Aktendafein führen, wenn andere uns eigenartig anmuten und wir versucht sind, die

Nagolder TagvlattDer Gesellschafter"

Sache von der humorvollen Seite zu nehmen es ist eben nun mal die Bewilligung einer Patentnummer nicht gleich­bedeutend mit einer Anweisung auf das große Los. Aber 'vas hindert die Erfinder nicht, mit nieversagendem Mut weiter die große Neuheit zu suchen, die Glück und Wohl­stand bringen soll. A. N.

Immen und Imker auf der Wanderung

nsg Mit dem Beginn der Heuernte ist in vielen Gegenden des Landes die Haupttrachtzeit für die Bienen vorüber. In den noch kommenden Sommerwochen können sie daher in der Regel nur noch so viel einsammeln, als sie für ihren eigenen Bedarf benö­tigen. Dagegen beginnt in anderen Teilen des Landes, so auf der Schwäbischen Alb, im Oberland und in den Waldgebieten des Schwarzwaldes und des Schwäbischen Waldes, erst jetzt die eigentliche Erntezeit der Imker. Aus diesem Grunde wandern nun viele Imker der Frühtrachtgegenden mit ihren Bienen in diese besonderen Trachtengebiete. Gerade in der Kriegszeit ist die Wan­derung mit Bienen von besonderer Wichtigkeit, weil dadurch die Möglichkeit besteht, wesentlich mehr Honig und Wachs zu erzeu­gen, als dies ohne Wanderung der Fall wäre. Der Wanderimker benützt zur Durchführung seines Wandervorhabens in der Haupt­sache Lastkraftwagen, da die Wanderbienenstände meistens ab­seits von Eisenbahnlinien aufgestellt werden. Die Wanderung mit Bienen ist für den erfahrenen Imker keine schwierige Ange­legenheit. Allerdings kommt es dabei oft auf Tage an. Sobald die Nachricht vom Königen der Espersette, der Sumpfdistel oder gar der Fichten und Weißtannen eintrifst, schließt der Wander­imker am Abend nach dem Aufhören des Fluges die Fluglöcher seiner Bienenkästen, indem er gleichzeitig dafür sorgt, daß von hinten oder oben durch die sogenannten Wandergitter Luft zu den eingeschlossenen Bienenvölkern Zutritt hat. Die beweglichen Teile der Bienenkästen werden befestigt und gesichert. Gegen Morgen, je nach der Entfernung des Wanderplatzes etwas früher oder später, werden dann die Vienenkästen auf einen Lastkraft­wagen verladen. In rascher Fahrt geht es dem Wanderplatz zu, wo man früh morgens, bevor die Sonne zu heiß herniederbrennt, eintreffen will. Rasch werden die Bienen auf einen bereits vor­handenen Wanderstand oder auf einem behelfsmäßig vorberei­teten Wanderplatz aufgestellt, nach kurzer Zeit der Ruhe die Fluglöcher geöffnet und bald fliegen die Bienen am neuen Platz, als ob sie schon immer hier ihre Heimat gehabt hätten. Wichtig ist dabei, daß die Bienen vor den Unbilden der Witterung ge-

Wie sah Kaiser Rotbart aus?

Zu seinem 750. Todestag am 10. Juni 1940.)

Von Professor Dr. Paul Klopfer-Lorch

Wir stellen uns Kaiser Rotbart mit einem langen roten Bart vor so sieht ihn unsere Phantasie im Kyffhäuser, im unter­irdischen Schloße, wartend auf die Stunde, die ihn und sein Reich erlösen soll.

In der Erablege der Hohenstaufen, in der ehemaligen Kloster kirche zuLorchimSchwabenlande liegen wenig tief unter dem rötlichen Ziegelpflaster des Fußbodens die Gebeine des Gründers und seiner Gemahlin sowie einiger weiterer Angehö- hörigen der Stauferfamilie in offenen Steinsärgen. Von den Pfeilern rings blicken wie stumme und mahnende Wächter acht Bilder von Staufenfürsten herunter; sie halten Wache wie jene Ritter, die in der Hofkirche zu Innsbruck um das Grabmal Maximilians geschlossen sind.

Von den Herrschern steht uns heute noch Friedrich Bar­barossa am nächsten. Breit und mächtig von Gestalt, angetan mit einem kostbaren, pelzverbrämten Rock, die hohe Kaiserkrone auf dem Kopf, in den Händen Reichsapfel und Kaiserschwert, so malte ihn der Künstler damals im Aufträge des kunstsinnigen Abtes Lorenz Autenrieth (15261548) in der Klosterkirche zu Lorch.

Als der Maler sein Werk schuf, waren seit dem Tode dieses Kaisers dreihundert und fünfzig Jahre vergangen! Das 12. Jahr­hundert bedeutet in der Kunst die Höhe derRomantik", die in großen Domen, in herrlichen Steinbildern, in feinen Minia­turen (Buchverzierungen), in Ritter-Epen und -Liedern gepflegt wurde. Dreihundert und fünfzig Jahre später war von dieser ritterlich-staufischen Kunst nichts mehr zu spüren. Versuchen wir, durch die Werke von damals in den Geist der Zeit zu dringen, so muß uns um dies vorweg zu nehmen die Gestalt Barba­rossas ganz anders erscheinen, als sie eigentlich gewesen sein wird. Sehen wir das Lorcher Bild allein in seinen Äußerlich­keiten an, so mag es uns in der Mächtigkeit des gedrungenen Körpers und der ungeschickt gegebenen dicken Kleidungimpo­nierend,,, nicht aber schön erscheinen. Damals bedeuteteschön" soviel wie stark und mächtig. Wie der Maler dieser Zeit Barba­rossa malte, so hat auch ein Lucas Cranach oder ein Holbein d. I. gemalt; genau so, wenn auch künstlerischer, sahen deren Gestalten aus: dick, untersetzt und vollbärtig, mit kostbaren Pelzen behängt und in Wämse aus Samt und Seide gehüllt. So also mußte unser Maler in seinem Geiste die Gestalten der Hohenstaufen sehen; er fragte nicht, ob seine Vorstellung der einstigen Wirk­lichkeit nahelam.

' Erst die forschende Wissenschaft der letzten Jahrzehnte hat bis zu den Quellen Vordringen können, d. h. bis zu den in alten Schriften verborgenen Miniaturen. So besitzen wir aus der Vati­kanischen Bibliothek in Rom eine Miniatur Kaiser Rotbarts: sie stellt (entgegen der Tatsache, daß der Kaiser von kleiner Sta­tur war) einen langen schlanken Kreuz-Ritter vor, der einen kur­zen Vollüart trägt. Dieses Bild stammt aus den Jahren 1199/89 -- es ist also zu Lebzeiten Barbarossas entstanden, als er, ein naher Siebziger, sich zu jenem Zuge nach dem Heiligen Grabe rüstete, der zugleich sein Weg in den Tod sein sollte. Unser Bild läßt nun aber auf alles andere als auf einen so alten Mann schließen; schon dies kann uns zu der Frage verleiten, ob der zeich­nende Mönch den Kaiser überhaupt je gesehen haben mag.

Auffällig ist die überschlanke Körperhaltung des Kaisers. Wenn sie dem Original durchaus widerspricht, so muß es doch einen anderen Grund geben oder gegeben haben, daß der Künstler aus eigenem Ermessen heraus sie schuf und daß dieses Ermessen ge­führt wurde von der damals herrschenden Sitte und Anschauung!

Nun befindet sich in der Kappenberger Kirche im Münster- schen eine ganz besondere Kostbarkeit, wie es heißt, eine Büste Barbarossas.

Von dem Kopf wird behauptet, er seiein hervorragendes Bildnis des Kaisers, das die vornehme Feinheit, das vorbildliche Wesen verhältnismäßig lebendig wiedergäbe. Wir finden im Zuge unserer Betrachtung des Kopfes denselben Typus, den

schützt sind. Damit sie nicht auf den Heimatstand zuriickfliegen, muß die Entfernung des Wanderstandes von diesem mindestens 3 Kilometer betragen. Nachdem sich der Imker überzeugt hat, daß alles in Ordnung ist, kehrt er beruhigt nach Hause zurück', um etwa alle 8 Tage wieder nachzusehen, ob die Honigräum» gefüllt sind und ausgeschleudert werden können oder ob sonst eine Arbeit an den Bienen notwendig ist. Wenn dann auch am Wanderplatz die Tracht nachlätzt, holt der Imker die Völker zu­rück. um sie für die Ueberwinterung vorzubereiten.

Roter Winkel" verpflichtet

Eine vorbildliche Anordnung hat der Reichsstätthalter i» Mecklenburg Gauleiter Friedrich Hildebrandt erlassen. Er hat mit sofortiger Wirkung verfügt, daß jeder Besitzer eines Per­sonenkraftwagens mit rotem Winkel verpflichtet ist,bei Not­stand und in Krankheitsfällen" allen Volksgenossen seinen Wa­gen zur Verfügung zu stellen, um damit zum Arzt usw. zu fahren. Dem Autobesitzer ist dafür ein Entgelt von fünfzehn Pfennige» je Kilometer zu zahlen. Der dafür verwandte Betriebsstoff wird dem Autobesitzer von den zuständigen Verwaltungsstellen gestellt bzw. ersetzt.

Heiteres

Dreizehn zu ei«s

Ein Prediger von Missouri wurde kurz vor dem Gottesdienst in die Sakristei gerufen. Ein junges Paar möchte sofort getraut werden. Der Pastor erklärt, daß er im Augenblick keine Zeit habe. Er werde dem Brautpaar jedoch am Ende der Predigt einen Wink geben; dann solle es vor den Altar treten, damit die Zeremonie vollzogen werden könne. Als die Predigt zu Ende war, rief der Geistliche mit feierlicher Stimme: Jene, die in den heiligen Stand der Ehe treten wollen, mögen jetzt zum Altar kommen!" Dreizehn Frauen und ein Mann traten vor.

Vom Backen

Ein Weib hatte den Teig im Ofen, mußte aber hinaus zum Holzmnchen. Da schickte sie ihren fünfjährigen Buben in die Siube: er solle Nachsehen, ob der Teig gehe. Der Bub kam gleich wieder heraus und sagte:Jawohl, Mutter, er nimmt grad d' Schuh an". Da lief die Mutter hinein und sah, daß der Teig am Ofen herablief und in die Schuhe hinein, die am Ofen standen. - -

wir in der Miniatur Kaiser Rotbarts als Kreuzritter erkannt haben, selbst der Bart ist jenem Bilde ähnlich.

Tatsächlich war der Vollbart damals nicht lang, sondern stark beschnitten und in kleine, mit Goldfäden umwickelte Büschel auf­gelöst; man nannte diese goldblinkenden BärteTressen". Da diese Mode mit dem Ausgang des 10./11. Jahrhunderts wieder ver­fiel und dann vornehmlich das glatte Gesicht gepflegt wurde, so mag in der Tat Barbarossas Kopf mit dem Barte besonders aus­gefallen sein und zu eben seinem Beinamen oerholfen haben.

Dem Barte entsprechend wurde auch das Haupthaar gepflegt, llm den Kopf lag ein Band, welches das Haar fest zusammen- vreßte. Die darunter hervorstehenden Haare wurden in feine Löckchen gebunden und gedreht. Wir brauchen nicht erst die Kap­penberger Büste daraufhin zu betrachten. Die weltbekannte Figur des Vamberger Reiters zeigt die gleiche Haarpflege unter der Krone. Und finden wir nicht Ähnlichkeiten bei den Köpfen am Parthenonfries und am Zeustcmpel zu Olympia?

Es muß auch hier dahingestellt bleiben, ob mit der Büste von Kappenberg Kaiser Barbarossa gemeint war hier finden wir den Typus wieder, der der damaligen Zeit eigen war, wenn­gleich der Bart uns veranlaßt, an das Abbild einer bestimmten Person zu denken.

Nun wissen wir aus der Geschichte Barbarossas, daß er das im Jahre 1158 von den Mailändern zerstörte Lodi (bei Mailand) wieder aufgebaut und mit reichen Privilegien versehen hat. Dem zum Danke errichtete die Stadt an ihrem Rathaus ein mar­mornes Denkmal in Form einer Büste. Dies geschah im Jahre 1615. Die Büste beweist schlagend, was wir bei der Betrachtung des Lorcher Pfeilerbildes feststellen konnten: daß es dem Künstler einfach unmöglich war, ein Porträt zu schaffen, wie es in Wahr­heit dem Antlitz des Kaisers entsprach, daß er im Gegenteil ab­hängig von seiner eigenen zeitlichen und kulturellen Umgebung formen oder malen mußte. Wir sehen am Lodischen Denkmal einen Kopf ohne Krone, mit glatt gescheiteltem Haar, breitem Vollbart und einem langen hängenden Schnurrbart, der jenen seitlich um ein Wesentliches überragt. Der lange Schmurrbart sollte wohl dasGermanische" in dem knochig geformten Kopf darstellen.

Es besteht nun ein Siegel der Stadt Lodi, und zwar auf einer Veröffentlichung aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Von dieser Veröffentlichung wird gesagt, daß ihr ein Bild Friedrichs beigegeben ist, sehr ähnlich den Siegeln, die man auf den Ur­kunden dieses Monarchen findet. Es zeigt ein Brustbild in der Mitte eines Kreises und trägt eine Turmkrone auf dem Kopfe.

Wenn wir annehmen, daß Barbarossa sein Siegel selbst oft genug verwendet haben wird, und wenn wir glauben, daß das hier gegebene Abbild dem Bild auf den Siegeln wirklich ent­spricht, so dürfen wir in der Tat ein kaiserliches Abbild vor uns haben, dem auch im heutigen Sinne eine gewisse Aehnlich- keit zugesprochen werden kann. Vergleichen wir dieses Porträt mit dem der Miniatur, so finden wir in dieser eine treffliche Bestätigung unserer Annahme: So mag Kaiser Barbarossa wirk­lich ausgesehen haben!

Literarisches

Schwabenland" über Kaiser Barbarossa. Vor 759 Jahren starb Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa. Die illustrierte Heimatzeitschrift für den Gau Württemberg-HohenzollernSchwa­benland" bringt in ihrer neuen Ausgabe eine eingehende Dar­stellung des Lebens Kaiser Friedrichs I. und eine sachliche Wür­digung seines Werkes. Zur Gegenwart, zum Kampf unserer Tage spricht Eaupropagandaleiter A. Mauer, MdR., in seinem Deutsche Sonnenwende Wende der Zeit" betitelten Beitrag. Zum 65. Todestag Eduard Mörikes zeichnet August Lämmle in einem größeren Artikel das Leben des großen schwäbischen Dichters. Auch dieses Heft derSchwabenland" eignet sich wie alle Ausgaben vorher in bester Weise zur Verschickung an die Soldaten an der Front als Gruß der Heimat. Der Bildschmuck des Heftes ist außerordentlich gelungen.

Alle unter dieser Rubrik aufgesührten Bücher und Zeit­schriften sind zu beziehen durch die Buchhandlung E. W. Zaiser^ Nagold.

Lin

den

vorweg.