4. Seite - Nr. 138

Nagolder TagSlattDer Gesellschafter'

Samstag, den IS. Juni 184 g

Mayold undAmgebuno

Nie ließ er sich überraschen, denn stets hatte er alle Möglichkeiten erwogen".

v. Treitsche über Bismarck.

IS. Juni: 1908 Kolonialpionier v. Wißmann gestorben.

18. Juni: 1922 Ostoberschlesien fällt an Polen.

vaeis, Vavis r

Die Glocken läuten über der Stadt, die Fahnen wehen durch alle Straßen, freudige Gesichter überall, und man hört nichts als Paris. Ueberraschend kam gestern mittag gegen 1 Uhr die große Nachricht: Die französische Front ist zusammengebrochen: unsere Truppen marschieren in Paris ein, die Franzosen haben sich doch entschlossen, ihre Hauptstadt nicht durch Verteidigung zu ver­nichten! Eine heiße Freude stieg in jedem auf, der die Nachricht hörte; und sie war alsbald überall bekannt. Genau 5 Wochen find es her, daß der deutsche Vormarsch im Westen begann. Nie­mand hätte mit einem so gewaltigen Erfolg in so kurzer Zeit rechnen können. Und mit Bewunderung danken wir unserem Heer und seiner Führung, die gegen die besten Heere der Welt Er­folge errungen haben, die ans Unerreichbare grenzen und die man irgends für möglich gehalten hätte. Möge auch weiterhin ihr heldenhafter Kampf die Früchte bringen, die er verdient!

Wenige Minuten nur, und schon wehten über allen Straßen aus allen Fenstern die Fahnen, und Punkt 1 Uhr begann das festliche Geläut der Glocken, deren schicksalschwerer Ton so stark an jedes Herz greift und uns auch der Opfer gedenken läßt, die dabei ihr Leben gegeben haben.

LVestwaUehvenzeitben

Das Westwall-Ehrenzeichen haben erhalten: Gefreiter Joachim Beck, Soldat Erwin Günther und Gefreiter Willi Harr; ferner Soldat Gottlob Hölzle von Oberschwandorf. Wir gratulieren.

Torrsilm-Tbeater

Die neue Wochenschau

führt zunächst nach dem Norden Norwegens, nach Narvik, wo unsere Truppen in verbissenem Kampf gegen einen überlegenen Gegner stehen. Flugzeuge donnern über die schneebedeckte Landschaft und bringen Verstärkungen heran, die mit Fallschirmen abspringen. Die Erzbahn, das Ziel der Engländer, wird vernichtet. An ihr stehen nach wie vor deutsche Truppen. Den Hauptteil der Wochenschau bildet aber wiederum die Vernichtungsschlacht in Belgisch- und Fran- zösisch-Flandern. Ungeheuer packende Bilder sind von einer Stuka aus im Tiefslug über einer Anmarschstraße des Feindes gemacht worden, die mit Bomben belegt wurde. Hier wie auch aus den nachfolgenden Bildern ist die vernichtende Wir­kung der Stuka-Waffe ersichtlich. Die modernsten Festungen der Welt werden zerschlagen, Panzerwagen zerschmettert. Unsere schwere und schwerste Artillerie schießt aus allen Rohren, um den zäh kämpfenden Gegner zur Aufgabe seiner Stellungen und sei­nes Widerstandes zu zwingen oder unserer Infanterie den Weg zum Angriff freizulegen. Mit dem schnellen Vormarsch unserer Truppen hält die Kamera Schritt. Vorbei an riesigen Trüm­merbergen von Tanks, Lastwagen, Geschützen und Verpflegungs­wagen, die in aller Hast von den Straßen geräumt wurden, um das Weiterrücken der deutschen Divisionen nicht aufzuhalten, geht der Weg immer weiter nach Westen der Küste zu. Löwen, Brüssel, Antwerpen, Maubeuge, Sedan sind die Stationen der Wochenschau. In diesen Städten wird der ganze Schrecken dieses Krieges sichtbar. Solche zerfetzten Stadtbilder hätte auch das Ruhrgebiet aufgewiesen, wenn der Führer nicht den Plänen der Westmächte blitzschnell zuvorgekommen wäre. In ohnmächtiger Wut über ihr Unvermögen gegenüber der deut­schen Wehrmacht verwüsteten die zuriickweichenden Engländer Antwerpen in kaum glaublicher Weise.

Die Wirkung unserer Angriffe läßt sich auch an den unüber­sehbaren Eefangenenzügen ablesen. Fast alle Völker der Erde find in diesen waffenlosen Kolonnen vertreten, die an der Ka­mera vorüber den Weg in die Gefangenschaft antreten. Hinter diesen wilden Gesichtern der Kolonialtruppen lauert die Bestie. Gleiche Stahlhelme und doch nicht gleiche Gesichter so stehen Franzosen neben Schwarzen, ein eindrucksvolles Bild des heu­tigen Frankreichs. Unsere Marine ist durch dieStukas des Meeres", die Schnellboote vertreten. Pfeilgeschwind flitzen sie durch die gischtenden Wellen, um sich dann in über­raschenden Stößen auf den Gegner zu stürzen und ihn durch Torpedos zu vernichten.

Weißer Flieder

betitelt sich der Hauptfilm. NachJohannisfeuer" hat Arthur Maria Rabenalt diesen heiteren Film inszeniert. Die neue Auf­gabe verlangte sehr viel Fingerspitzengefühl und einen Sinn für feinen Humor. Die Liebe eines jungen und von den Frauen ziemlich verwöhnten Mannes zu einem Mädchen, dessen Mutter nur durch einen Zufall nicht die Geliebte des jungen Casanova wird, ist der Anlaß zu hundert heiteren Situationen und zu einem Humor mit menschlichem Hintergrund. Die Fliedersträuße, die dem Film den Titel geben, erfüllen jede Szene mit einem Hauch verliebter Poesie.

Oberstaatsanwalt Pelin f

Wildberg. In Degerloch ist am Sonntag, kurz vor Vollendung des 82. Lebensjahrs, Oberstaatsanwalt a. D. Eugen Pelin gestorben. Er war ein bekannter, charaktervoller Jurist. Geboren am 30. Juni 1888 als Sohn des Finanzrats Pelin in Wildberg, durchlief er die Seminare Schöntal und Urach und trat 1876 in das Stift in Tübingen ein. Nach dem Einjährigenjahr ging er aber zu den Rechts- und Staatswissenschaften über. Seit 1892 war er Landrichter, seit 1893 Staatsanwalt und seit 1898 Land­gerichtsrat. 1901 wurde er als Staatsanwalt der Ratsstufe nach Ravensburg versetzt. 1903 bis 1910 war er bei der Staatsanwalt­schaft Stuttgart tätig. 1910 wurde er zum Oberstaatsanwalt in Hall ernannt. In dieser Stellung verblieb er bis zu seiner Zurruhesetzung, die 1928 erfolgte. Hohe Pflichtauffassung, umfas­sendes juristisches Wissen, eine reiche Lebenserfahrung und be­sonders die vornehme Art, wie er die Pflichten seines Amtes als Staatsanwalt auffaßte, sicherten ihm auf alletz Stationen seiner Amtstätigkeit das Vertrauen und die Zufriedenheit seiner Vorgesetzten für immer. Ausgestattet mit reichen Gaben des Geistes und des Gemütes hatte er sich aber auch Achtung und Zuneigung in allen Schichten der Bevölkerung errungen. Im Ruhestand hat er sich noch besonders mit Familienkunde und damit zusammenhängenden geschichtlichen Forschungen beschäftigt.

Wir gratulieren dem Alter!

In Haiterbach begeht heute Frau Katharine Graf geb. Helber den 73. und am Montag Frau Elisabeth Helber geb. Conzelmann den 70. Geburtstag. In llnterschwandorf wird heute Frau Maria Glöckle 78 Jahre alt. In Em- nr i n g e n vollendet morgen Frau Anna Maria Ehrsam geb. Vetsch das 76 Lebensjahr. - Allen herzliche Glückwünsche!

Schwenningen a. N. (llnvernunftmitdcm Lebenbe­zahl t.) In erhitztem Zustand sprang der aus Baden-Baden ge­bürtige und in Schwenningen in Arbeit stehende 18 Jahre alte Karl Pflüger, der rasch mit dem Rad nach Bad Dürrheim zum Baden gefahren war, in den dortigen Weiher. Er sank sofort unter und als er nicht wieder zum Vorschein kam, zog man ihn heraus. Wiederbelebungsversuche waren ohne Erfolg; eine Herz­lähmung hatte den Tod herbeigesührt. Wieder eine Mahnung, in erhitztem Zustande nicht in das kalte Wasser zu gehen!

Ulm. (Todesfälle.) Zwei um das hiesige Volks- und Mit­telschulwesen hochverdiente Männer sind in den letzten Tagen gestorben. In Weil im Schönbuch, wohin er vor einigen Jahren zog, um in der Nähe seines Sohnes, eines Arztes, seine ge­schwächte Gesundheit zu stärken, ist Mittelschulrektor a. D. Hein­rich Hartmann im 76. Lebensjahr verschieden. Er war an der Mädchenmittelschule in Ulm, zuletzt als Rektor der im Schul­gebäudeSammlung" untergebrachten Volks- und Mittelschulen tätig. Im hohen Alter von beinahe 80 Jahren ist Mitteschul­rektor a. D. Gustav Oechßler einem Schlaganfall erlegen. Er hat seine ganze ständige Dienstzeit in Ulm verbracht, fast ausschließ­lich an der Mädchenmittelschule.

Oberstetten, Kr. Mergentheim. (Henne verursacht Un­fall.) Dem 16 Jahre alten W. Hörner flog eine Henne in das Fahrrad, wodurch er stürzte und mit einem schweren Schädelbruch bewußtlos und in bedenklichem Zustande vom Platz getragen werden mußte.

Göppingen. (Selbstmord.) In einem Eöppingeer Easthof durchschnitt sich eine Frau in selbstmörderischer Absicht die Hals­schlagader. Sie verblutete und konnte nicht mehr gerettet werden.

Letzte SarSetttzte«

Dramatisches Kriegshetzertresfenirgendwo in Frankreich" Weygand schrie Churchill um Hilfe an DNB. Mailand, 15. Juni.Popolo d'Jtalia" schildert n. a. die dramatische Zusammenkunft, die sich zwischen de« leitenden französischen und englischen Persönlichkeiten am Mittwoch in einer kleinen Stadt Frankreichs abgespielt hat. General Weygand habe in großer Erregung die Entsendung von wenigstens 3ÜÜ 000 englischen Soldaten und vor allem Kriegsmaterial gefordert und England Fahnenflucht vorgeworsen.

Das Blatt meldet weiter, daß verschiedene politische Kreise Frankreichs Reynaud am Montag vor Augen hielten, daß die fast vollständige Abwesenheit der Engländer von den Schlachtfeldern Frankreichs in einer für die Nation tragischen Stunde im Lande eine wahrhafte Haßwelle hervorgerusen habe, in die auch die Person des französischen Ministerpräsidenten eiubezogen worden sei.

Auch Frankreich fühlt sich verraten England-Knecht Reynaud in peinlicher Verlegenheit DNB. Rom, 15. Juni. Während der Sitzung des Minister­rates zeigte sich, so berichtet Stefani, eine starke Meinungsver­schiedenheit zwischen Lebrun und Reynaud. Lebrun wurde das Verdienst zugeschriebeu, gegenüber Reynaud und Weygand dnrch- gesetzt zu haben, daß Paris zur offenen Stadt erklärt wurde. Lebrun habe Weygand die Schuld an der derzeitigen Lage gege­ben, indem er ihm zum Vorwurf machte, daß er am 7. Juni nicht seinen Platz anderen Männern habe räumen wollen, die weniger an den britischen Karren gebunden waren. Ferner habe Rey­naud fälschlicherweise behauptet, die Bereinigten Staaten seien bereit, sofort zu intervenieren. Von London sende inzwischen Churchill dem französischen Volk, das Kriegsmaterial und Solda­ten brauche, schöne Botschaften und leere Worte.

Finnisches Verkehrsflugzeug abgestiirzt - 10 Todesopfer

DNB. Helsinki, 15. Juni. Das finnische Verkehrsflugzeug Paleva", eine drrimotorige Maschine, stürzte aus dem Fluge von Reval nach Helsinki ab. Zehn Personen fanden den Tod.

Sämtliche Schulen in Frankreich geschlossen DNB. Genf, 15. Juni.Progres Lyon" schreibt, der französi­sche Erziehungsminister habe die sofortige Schließung aller össent lichen und privaten Schule« in Frankreich befohlen.

Gefallene: Wachtmeister Walter Dierlamm, 21 I., Altburg; Feldwebel David Grammel, 27 I., Freudenstadt ; Schütze Walter Seid, Klosterreichenbach.

Gestorbene: Maria Weimert geb. Schönhardt, 65 I., Zavel- stein; Karl Fleck, Maurer, 67 I., Mönchberg.

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1. Der Heldenkampf in Narvik. 2. Die gewaltige Ver­nichtungs-Schlacht im Weste». 3. Angriff auf feindliche Flughäfen. 4. Antwerpen, Löwen und Brüssel unter dem Bomdenhagel. 5. Sturm auf Panzerwerk M; Stukas brausen vom Himmel; wieder ein Punkt der Maginot­linie gefallen. 6. Unsere Marine greift ein. Sedan in Brand. General Glraud gefangen. Deutsche Bomber über St. Quentin und Maubeuge.

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Gottesdienst-Ordnung

Evangelische Kirche

Nagold, Sonnlag, 16. Juni: 9.30 Uhr Predigt (G.), 11 Uhr Kgd. u. Christenlehre s. d. Töchter; 20 Uhr Abendgotlesdienst im Vhs.

Montag, 20 Uhr im Vhs. Frauen« abend d. Ev. Frauenhilse.

Mittwoch. SO Uhr Betstunde in der Kirche.

Iselshausen, 16. Juni: 8.48 Uhr Kgd, 9.45 Uhr Chiistenlehrgot- tesdien (K).

Methodistenkirche

Sonntag, 16. Juni, 9.30 Uhr Pre­digt (Schuon), 10.45 Uhr Sonn­tagsschule, 20 Uhr Predigt (Biö- samle).

Mittwoch, 20.15 Uhr Bibelstunde.

Katholische Kirche

Sonntag. 16. Juni: 8.30 U. Gottes­dienst Attensteig. 10 Uhr Nagold.

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