2. Seite — Nr. 131
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Freitag- dea 7. Juni 1S4I
Hauptstadt als ein weiteres Zeichen dafür angesehen, daß Ney- naud und seine Hintermänner jeden Franzosen zu beseitigen suchen, der die nationalen französische« Interessen jene« der Engländer voraastellea wolle.
Malta im Schatten Mussolinis
Malteserglocken über dem „Irland des Mittelmeers-
Ein schwieriges und dabei sehr zeitgemäßes Problem ist Malta. Man spricht von einer Insel Malta, und dabei sind es drei, nämlich Malta, Eozo und Comino, mit rund 300 Quadratkilometer Flächenraum und 230 000 Einwohnern, von denen nur etwa 10 000 Engländer sind. Man spricht von einem einzigen Problem Malta, und dabei gibt es drei: das englische, das italienische und das katholische. Wenn man sich eines anderen zeitgemäßen politischen Vergleichs bedienen wollte, könnte man sagen, Malta sei das Irland des Mittelmeers. Genau so wie über Irland schweigt die englische Presse über Malta. Nur Italien ruft seine Sehnsucht zu den erleuchteten Votschaftsfenstern in der faschistischen Hauptstadt empor. „Malta, Malta...!" tönen die Schreie. Wie ein scharfer eckiger Umriß liegt der Schatten Mussolinis über den begeisterten Demonstranten. Im Vatikan lauscht man interessiert. Im Foreign Office in London pressen sich die Lippen schmal und scharf aufeinander. England tut so, als ob es ein Malta-Problem nicht gibt. Es gibt keines, das heißt... solange die englische Mittelmeerflotte noch intakt ist.
Wer hat Malta für das Christentum gewonnen? Kein geringerer als der Apostel Paulus. Im Jahre 56 trieb er schiffbrüchig an die Küste der Insel, er predigte und die Malteser ließen sich taufen. Die Araber zerschlugen die zunge christliche Bewegung. Die Normannen eroberten die Insel zurück. Im Jahre 1530 suchte der Johanniterorden auf dieser Insel des Königreiches von Sizilien Zuflucht. Auf der Fahrt nach Aegypten eroberte Bonaparte durch einen Handstreich die Malteser insel. Auch er blieb nicht in ihrem Besitz. Die Engländer griffen zu und behielten das Land bis auf den heutigen Tag.
Das neugeborene junge Königreich Italien hat auf die Insel Malta nie verzichtet. Englisch ist dort die Amtssprache, aber schon die Schulsprache ist englisch und italienisch. Die Gerichtssprache ist italienisch. Die Gesinnung der meisten Malteser ist italienisch, weil sie sich den nationalistischen Strömungen der Inseln verschrieben haben. Aus dem faschistischen Italien grüßt die Malteser eine begeisterte Hoffnung auf die Zukunft.
Jeden Abend geht über die Inseln eine Flut von Tönen. Die Glocken der Hunderte von Malteserkirchen läuten ihren Sturm über das felsige Land. Dies Glockenläuten ist ein Ausdruck für das katholische Wesen der Inseln. Aber zwischen den Felsen ist der Beton der Kasematten emporgewachsen. Die englische Garnison liegt in ihren grauen Abwehrstellungen hoch über der Stadt. Die Engländer haben stolz verkündet, hier sind wir unangreifbar. Mussolini hat vor ein paar Jahren drohend bemerkt: für unsere Vombenflie- ger seid ihr sehr wohl erreichbar!
Der Name der Inseln von Malta liegt auf den Lippen der Italiener. Die Pläne der englischen Jnselbefestigungen ruhen sehr genau studiert in den Schränken des römischen Kriegsministeriums. Die Malteser aber verfolgen mit scharfen Augen und brennenden Herzen jede Zeitungsmeldung, die über die Weiterentwicklung des großen Krieges zu den grauen Felseneilanden herüberdringt. Malta war ein Mittelmeer-Problem; nun ist es zu einem Weltvroblem geworden.
Insel Malta unter britischem Terror
Nom, 8. Juni. Stefani meldet aus Syrakus, die von Malta eingehenden Nachrichten schilderten die immer bedrängter- Lage der gesamten Bevölkerung der Insel, die „Stunden der Spannung und Hoffnung" durchmacht. Die in den letzten Tagen durchgeführten Verhaftungen weiterer zahlreicher Malteser Nationalisten, darunter des Führers der Nationalpartei, Mizzi, des Rechtsanwalts des italienischen Konsulats und einiger Beamter der Regierung und des Arsenals sowie das Verbot des Blattes „Malta", hätten einen tiefen und schmerzlichen Eindruck gemacht, der noch erhöht werde durch dis antiitalienische Hetzkampagne, die durch die Duldung der Behörden von Lord Strickland, seinen Blättern und seinen Söldnern geführt werde, die unter dem Vorgeben, das Gespenst der Fünften Kolonne zu bekämpfen, die ganze Insel mit ihrem Terror unsicher machen.
Hinmordung von 7S Personen
durch die Franzosen in Abbeoille und Lille
In Belgien verhaftet, dann verschleppt und nach fürchterlichen Martern «mgebracht — Auch Rexistenfiihrer Degrelle vom gleichen Schicksal ereilt? — Der Bruder Musserts ermordet
Berlin. 6 . Juni. Die Deutsche Informationsstelle teilt mit:
Von Tag zu Tag mehren sich die Zeugnisse dafür, daß seit dem 10. Mai 1940, als die deutschen Truppen zur Abwehr des von England und Frankreich beschlossenen Vorstoßes gegen das Ruhrgebiet die deutsch-belgische und die deutsch-holländische Grenze überschritten, von den Franzosen sowohl in Frankreich selbst als auch in Holland, Belgien und Luxemburg ein wilder, bestialischer Terror gegen ganz bestimmte Kreise entfesselt worden ist. Dieser Terror richtete sich einmal gegen alle in jenen Gebieten ansässigen Deutschen und solche Nichtdeutschen, von denen angenommen wird, daß sie mit Deutschland irgend eine Beziehung hätten. Außerdem sind davon aber in besonders weitem Umfange auch diejenigen betroffen worden, die in ihrer Heimat als Repräsentanten alten bodenständigen Volkstums und admit als Gegner des korrupten Systems der plutokratischen Demokratien angesehen wurden.
Die Zahl der Menschen, die so dem verbrecherische« Wüten der Franzose« zum Opfer gefalle« sind, läßt sich heute noch nicht im entferntesten übersehen. Die eingeleiteten Ermittlungen hierüber werden sich erst nach Abschluß der Kampshandlungen und nach Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung in de« französischen Gebieten zum Abschluß bringen lassen. Aber in einer Reihe von Fällen ist es möglich gewesen, schon jetzt die Tatbestände festzu- stelle» und damit Dinge ans Licht zu ziehen, die an Scheußlichkeit und Grausamkeit auch die schlimmsten Befürchtungen über- tresfen.
Als ei« charakteristisches Beispiel werden nachstehend auf lsirund solcher amtlicher Feststellungen Einzelheiten über die Grauenvolle Ermordung von 72 Menschen in Abbeville und Lill^ mitgeteilt. Sie enthüllen ein wahrhaft schreckenerregendes Bild. Diese 72 Menschen waren in Belgien verhaftet worden, ohne daß ihnen das geringste Vergehen vorgsworfen werden konnte. Sie wurden dann von den Franzosen nach Lille und - später nach Abbeville verschleppt und dort »ach fürchterlichen Martern schließlich ermordet.
Es genügte, einen deutschen Namen zu tragen oder früher einmal in Deutschland gelebt zu haben oder als aufrichtiger Anhänger heimischen Volkstums zu gelten, um der sinnlosen Wut
^ÄlmeEa gegen sich selbst"
Ein Kommentar des „Giornale d'Italia" zu Churchills Bemühungen um amerikanische Intervention
DNV. Rom, K. Juni. Unter der lleberschrift „Amerika gegen sich selbst?" unterstreicht der Direktor des „Giornale d'Italia", daß die llnterhausrede Churchills vor allem den Vereinigte« Staaten gegolten habe. Er habe es hauptsächlich auf jene amerikanischen Kreise abgesehen, die eine Intervention Amerikas für den Fall vorsahen, daß England und Frankreich nicht imstande sind, den Krieg nur mit ihren Kräften zu gewinnen. Dieser Tag schiene nun gekommen zu sein. Die Möglichkeit eines unmittelbaren und aktiven Bündnisses zwischen den Bereinigten Staaten und den beiden imperialen Demokratien Europas lasse Deutschland und Italien vollkommen ruhig. Je mehr England und Frankreich Gebiete, Verteidigungslinien, Häsen, Soldaten, Waffe« und Produktionszentren verlieren, umso schwieriger werde es für einen Alliierten von llebersee, ihnen ohne Risiko seine Hilfe zukomme» zu lassen.
Vor allem, so betont das halbamtliche Blatt, sei es nicht wahr, daß die Bereinigten Staaten die alte Welt, das heißt Europa, retten müssen. England und Frankreich seien keineswegs ganz Europa. Diese beiden Nationen hätten nicht mehr als 8l> Millionen Einwohner, die beiden Achsenmächte dagegen hätten eine Bevölkerung von 130 Millionen und hinter ihnen stünden außerdem zahlreiche andere Nationen, die, wenn sie auch noch nicht Verbündete, so doch mit ihnen befreundet seien, und an ihren politischen und geistigen Richtlinien teilnehmen. Eine Inter
vention der Bereinigte« Staaten würde also lediglich eine ostentative und tollkühne Stellungnahme zugunsten eines kleine« Teiles gegen einen großen Teil Europas darstellen, eine Stellungnahme zugunsten eines Regimes gegen ein anderes Regime.
Es würde sich mit einem Wort um eine unberechtigte und freche Intervention handeln, die notwendigerweise die notweu- dige Reaktion in der Gegenwart und in der Zukunft würde auslösen müssen.
Das halbamtliche Blatt weist sodann daraus hin, daß die Bereinigten Staate« stets die Monroe-Doktrin (Amerika den Amerikanern) zum Leitfaden ihrer Außenpolitik gemacht hätten.
Wie Amsterdamer Geldjuden nach England flohen
Amsterdam, 6. Juni. Das „Nationale Dagblad" schildert die Flucht der Amsterdamer Geldjuden kurz vor der Kapitulation Hollands. Der Kapitän des Fischdampfers „Amstlstrom" sei durch einen holländischen Marineoffizier mit Waffengewalt gezwungen worden, 80 Juden nach England zu bringen. Auch die Besatzungen der Pmuidener Fischdampfer „Oostzee", „Jsabell", „Neptu- nes", „Maria" seien gepreßt worden. Juden und holländische und englische Heeresangehörige nach England zu bringen. Ueber das Schicksal dieser holländischen Schiffe hat man bisher nichts gehört.
der französischen Gendarmerie zum Opfer zu fallen. Nur dem Zufall, daß einer der Verschleppten, der dänische Ingenieur Winter, sich im letzten Augenblick retten konnte, ist es zu danken, daß in diesem Falle die Einzelheiten des begangenen Verbrechens sofort amtlich festgestellt werden konnten. Die Aussage dieses Dänen vor einer amtlichen deutschen Stelle bedarf keines Kommentars. Ihre Zuverlässigkeit ist in Abbeville sofort durch Nachforschungen deutscher Offiziere an Ort und Stelle einwandfrei bestätigt worden, insbesondere konnte nach den am Ort des Verbrechens gefundenen Legitimationspapieren die Persönlichkeit der 72 Ermordeten genau identifiziert werden. Es handelt sich danach um Angehörige folgender Staaten: Deutschland, Italien, Rußland, Ungarn, Holland, Belgien, Schweiz. Dänemark.
Besonders hinzuweisen ist auf die Aussage Winters über die Behandlung des bekannten Führers der Rexistenpartei, Leon Degrelle. Daß Degrelle mit verschleppt wurde, wird durch die Bekundigungen seiner Angehörigen bestätigt. Die Nachforschungen nach seinem Verbleib sind noch im Gange. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er aber in Lille erschossen worden.
Es steht fest, daß derartige Verschleppungen nach Frankreich in großer Zahl sowohl aus Belgien als auch aus Holland und Luxemburg durchgeführt worden sind. So ist z. B. der holländische Volkstumssührer Rost van Tonningen ebenfalls mit vielen Anhängern der holländischen Mussert-Beweauna nach Frankreich verschleppt worden, während der Bruder Musserts ermordet wurde. Erst durch den Vormarsch der deutschen Truppen wurde die Gruppe Rost van Tonningen in Calais wieder befreit. So sinnlos diese Verschleppung und die in den meisten Fällen darauf folgende Hinmordung unzähliger Menschen auf den ersten Blick auch scheinen mag, so liegt ihnen doch unverkennbar ein seit langem vorbedachterPIan zugrunde. Die Franzosen wollten in Frankreich selbst und auch in Holland, Belgien und Luxemburg olles vernichten, was deutsch ist oder infolge verwandter weltanschaulicher Ideen mit dem neuen Deutschland sympathisiert. In Belgien, Holland und Luxemburg haben die Franzosen unter dem Regime der von England und Frankreich abhängigen früheren dortigen Regierungen willige Werkzeuge für die Durchführung ihres Planes gefunden. Die Vollendung ihrer verbrecherischen Absichten haben die Franzosen aber durch die Verschleppung der unglücklichen Opfer nach Frankreich selbst in die Hand genommen, um nicht durch die heranmarschierenden deutschen Truppen daran gehindert zu werden.
Der unaufhaltsame siegreiche Vormarsch der deutschen Armeen wird dafür sorgen, daß die unglücklichen Opfer des französischen Terrors, wenn sie noch leben, bald befreit werden. Entsprechende Repressalien sind bereits etnge leitet. Auf jeden Fall aber werden die Untaten der schuldigen Verbrecher ihre gerechte Sühne finden und eine Wiederholung solcher Verbrechen in Zukunft ein und für allemal ausgeschlossen werden.
Belgische Königskinder als „Pfand-
Stockholm, 6. Juni. Die geflohene belgische Regierung beabsichtigt, wie aus Paris gemeldet wird, im Einverständnis mit der französischen Regierung, die Kinder des Königs Leopold, die 12 Jahre alte Prinzessin Josephine Charlotte und den 10 Jahre alten Kronprinz, die sich augenblicklich in einem südfxanzösischen Departement aufhalten, als Pfand in Frankreich zurückzubehalten. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß hier der Versuch zu einem politischen Kinderranb durchgeführt werden soll, möglicherweise um Erpressung durchuzführen.
Franzöfische Gastfreundschaft
Flüchtlinge aus Nordfrankreich und Belgien mitleidlos ausgenutzt
Genf, 6. Juni. Die Millionen Flüchtlinge, die aus den Kriegsgebieten Belgiens und Nordfrankreichs in das Innere Frankreichs geflohen sind, finden hier alles andere als Hilfsbereitschaft und gastliche Aufnahme. Im Gegenteil, man nützt sie dort nach Kräften aus und sucht durch Preissteigerungen noch an diesen Unglücklichen Geld zu verdienen. Diese Zustände sind derart furchtbar, daß sich sogar die Pariser Zeitung „Populaire" veranlaßt steht, dagegen anzugehen.
Nach dem aufschlußreichen Bericht des französischen Blattes finden die Flüchtlinge überall, wo sie eintreffen, verdoppelte und verdreifachte Preise. Kaum sind die Flüchtlinge in eine Provinzstadt gekommen, so gehen schon die Preise der Lebensmittel in die Höhe. In einer Provinzstadt zum Beispiel, in der die Industrie für Apfelsaft zu Hause ist, hat sich sofort der Preis für eine Flasche Apfelsaft verdoppelt. Preise für Butter, Eier und Mehl haben in den Flüchtlingsaufnahmegebietcn einen skandalösen Stand erreicht. Auch die Mieten sind noch mehr gestiegen. Der „Populaire" nennt die Ausnützung der Flüchtlinge eines der traurigsten Beispiele, wie sehr das französische Hinterland versagt, und fordert dann dazu auf, diese öffentlichen Uebeltäter an den Pranger zu stellen und mitleidlos zu bestrafen.
Evakuierung vou Ausländern in England. Das englische! Innenministerium hat einen Erlaß veröffentlicht, dem»! zufolge alle Ausländer, gleich welcher Nationalität, die i»Z Den Städten der Südostküste wohnen, nach Orten überfiedelnz Müssen, die mindestens 4S Kilometer vou der Küste ewt-4 ifernt find.
Lautsprecher ersparen Verluste
Von Kriegsberichter Edgar Bissinger
(PK.) Die deutsche Kriegführung des Jahres 1940 ist die humanste, die je ein Krieg gesehen hat. Das mag paradox klingen, weil es sich doch inzwischen in aller Welt herumgesprochen hat, daß die deutschen Stukas und ichweren Bomber, die deutschen Panzer und Pak-Geschütze die furchtbarsten Waffen der Neuzeit sind. Sie sind aber trotzdem human, weil sie durch ihren konzentrierten, von der Führung genau vorausberechneten Einsatz jeden Widerstand mit der größten Beschleunigung brechen, und jo vor allem die ungeheuren Nebenwirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung auf ein Mindestmaß reduzieren. Deshalb bietet auch heute Flandern und andere Kampfgebiete des Westens ein ganz anderes Bild als im Weltkriege Wo sich Widerstand zeigte, wurde er nnt äußerster Ärast und Entschlossenheit, mit Brutalität werden die anderen sagen, nievergekämpft, dafür aber sind weiteste Strecken vom Kriege völlig unberührt geblieben. Kilometerweit ist kein Haus, ja nicht einmal eine Fensterscheibe beschädigt, dann kommt wieder einmal ein Punkt, an dem sich der Feind festgesetzt hatte. Hier steht freilich nichts mehr. 300 Meter dahinter aber sind die Bauern bereits wieder bei den Feldarbeiten. Zudem hat es der Motor zuwege gebracht, daß sich säst alle Kämpfe ausschließlich an den Hauptverkehrsadern abgespielt haben. Eine kilometerweit durch das Land ziehende Zone des Todes, der absoluten Vernichtung jeglichen Lebens, wie sie der Weltkrieg kannte, ist in diesem Kriege nicht vorhanden.
Aus diesen Tatsachen erklären sich auch die im Verhältnis zu: ungeheuren Leistung und dem Angriffsgeist unserer Truppen so überaus geringen Verluste. Doch nicht genug damit, die deutsche Kampfesweise bemüht sich, auch dem Feinde trotz aller Härte, mit dem ihm entgegengetreten wird, unnötige Kämpfe zu ersparen. Solche Fälle treten insbesondere dann ein, wenn, wie dies bei unserer neuartigen Kampfesweise oft vorkommt. Stellungen des Feindes umgangen worden sind. Oft ist dann bei den eingeschlossenen Truppen des Gegners die wahre Lage nicht bekannt. Ihre Führung schiebt das Fehlen rückwärtiger Verbindungen auf im Kriege immer mögliche Störungen durch Artilleriebeschuß usw. Manchmal aber wird auch versucht, eine hoffnungslose Stellung noch eine Zeitlang zu halten, indem die Truppe über die wahre Lage getäuscht wird, wobei noch eine besondere Rolle die von der feindlichen Führung bewußt ausgestreuten Ereuelgerüchte spielen, die Deutschen schnitten allen Gefangenen die Hälse ab oder gäben ihnen keine Verpflegung. Selbstverständlich wäre es nur eine Frage der Zeit, einen solchen Widerstandspunkt durch Artillerie, Stukas oder durch einen Jnfanterieangriff niederzukämpfen. Dies würde aber einen Zeit-, Menschen- oder Materialverlust erfordern. In früheren Kriegen schickte man in solchen Fällen Parlamentäre, die sich aber nur an die Führung wenden konnten.
Heute ist der Lautsprecher in vielen Fällen an seine Stelle getreten. Am besten erläutert dies ein Beispiel. Nachdem Lille schon fest in unserer Hand war, verteidigten sich in einer Vorstadt noch etwa 4000 marokkanische Schützen, deren Offiziere jede Verhandlung ablehnten,, und die selbst mit der fanatischen Gläubigkeit des Afrikaners felsenfest annahmen, daß sie im Falle der Ergebung von den Deutschen auf das grausamste zu Tode gemartert würden. Wahrscheinlich schlossen sie von sich auf die deutsche Armee und hatten keine Kenntnis davon, daß wir uns auf ein solches Niveau der Kampfesweise niemals herabbegeben werden. Hier wurde nun der Lautsprecherzug einer Propkompagnie in vorderster Linie eingesetzt und in viermaligem Einsatz von verschiedenen Stellen aus wurden die Marokkaner über die Nutzlosigkeit ihres Widerstandes und über die in deutscher Gefangenschaft übliche Behandlung aufgeklärt. In geschickter Form würdigte ein mit der Denkweise dieser primitiven Menschen vertrauter Dolmetscher ihre Tapferkeit und forderte sie zur Uebergabe auf. Sie sollten mit erhobenen Händen über eine bezeichnet« Brücke kommen. Es würde da nicht auf sie geschossen werden. Zur gleichen Zeit wurden in deutscher Sprache unsere vordersten Posten von dieser Abmachung verständigt, und in der beginnenden Dämmerung kamen unter direkter Berufung auf den Lautsprecher etwa 200 Marokkaner, ide sich ergeben wollten. Am anderen Morgen ergab sich die gesamte Besatzung des Stadtviertels, wobei zur Sprache kam, daß durch die Bekanntgabe des Lautsprechers die Kampfstimmung der Marokkaner so gesunken war, daß eine weitere Verteidigung unmöglich wurde. In einem anderen Falle gelang es einem Dolmetscher, eine kleinere versprengte Gruppe zur Ergebung ebenfalls durch Lautsprecher aufzufordern und diese auch zu erreichen. So hat neben der Wirkung unserer Waffen der Lautsprecher seine Brauchba»« keit im Kampfeinsatz bewiesen. (ndz.)
'"England lebt wie in einem Trimm!"
. »Daily Mail- bereitet auf schwere Zeiten vor
A Senf. 6. Juni. In der „Daily Mail" stellt der Kriegsbericht«! Ltstatter des Blattes beim britischen Expeditionskorps nach sei» ner Rückkehr nach England fest, daß das englische Volk zum gro-I 8^" die wirkliche Lage gar nicht begriffen habe. Das eng-i nsche Volk sei noch gar nicht aufgewacht, sondern lebe wie inj hinein Traum. Es habe ne.h nicht begriffen, daß der Kanal kei«§ Iren wirklichen Schutz mehr vor deutschen Angriffen biete. England müsse sich auf sehr schwere Zeiten und Opfer gefaßt macben.