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Nr. ! 31 breilag, äen 7. Juni 1940 114. Jahrgang

Dlanmätzigerverlauf der neuendeutschen ^Offensive

Wichtige Flugplätze in Mittelfrankreich und an derZOst- und Südküste Englands, sowie Hafen von Cherburg erfolgreich mit Bomben angegriffen

Fast ISO Flugzeuge vernichtet Gefangenenzahl von Dünkirchen auf 58000 erhöht

DNB Führer-Hauptquartier. 6. Juni.

Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Die gestern begonnenen Operationen in Frankreich ver­lausen planmäßig. Unsere Truppen haben überall nach SüdwestenRaumgewonnen.

Die Zahl der Gefangenen bei Dünkirchen hat sich auf 58 Kvü erhöht. Die Beute an Sachen und Kriegsgerät aller Art ist unübersehbar.

Die Luftwaffe belegte am 5. Juni Truppenansamm­lungen und Kolonnen hinter der angegriffenen feindlichen Front mit Bomben. Sie griff ferner mehrere wichtige Flug­plätze in Mittelfrankreich, den Kriegs- und Handelshafen Cherbourg und in der Nacht zum K. Juni zahlreiche Flugplätze an der Ost- und Südostküste Englands mit gutem Erfolg an.

Die Eejamtoerlust des Gegners betrugen 113 Flugzeuge. 19 wurden im Luftkampf, 19 durch Flak ab- geschossen. der Nest am Boden zerstört. 19 deutsche Flugzeuge werden vermißt.

Der Feind wiederholte seine Luftangriffe gegen nicht­militärische Ziele in der Nacht zum 6. Juni inNord-und Westdeutschland. Wesentlicher Schaden ist nicht an­gerichtet worden. Drei feindliche Flugzeuge wurden hierbei abgeschossen, davon zwei über Hamburg durch Nachtjäger, ein drittes in den Niederlanden durch Flak.

Die neue Offensive

Im Urteil der Welt

Zu der am Mittwoch begonnenen zweiten großen Offensive der deutschen Truppen schreiben die italienischen Blätter, sie entwickle sich mit geradezu unglaublicher Geschwindigkeit.

In England ist der niederschmetternde.Eindruck des deut­schen Sieges in Flandern durch die Rede des Ministerpräsiden­ten womöglich noch gesteigert worden. Mit der Erkenntnis des Umfanges der Niederlage wachsen auch die Befürchtungen für das Schicksal Frankreichs. Dieses gehe, so schreibtNews Chro- nicle", jetzt einer neuen schweren Belastungsprobe entgegen, nachdem es schon bisher die Hauptlast der Kämpfe habe tragen müssen, Aengstlich klammert man sich an die Hoffnung, daß der deutsche Hauptstoß vorläufig gegen Frankreich gerichtet sei.

In Paris herrscht ein tolles Durcheinander. Unter dem Ein­druck der Flandern-Niederlage, des Bombenangriffs auf militä­rische Anlagen von Paris und der neuen Regierungsbildung ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt, verstärkt durch allerlei dra­stische Maßnahmen des Juden Mandel, wie Beschlagnahme der Autos, Stillegung von Vorort- und Untergrundbahn, Schließung der Schulen usw., sowie durch den Flüchtlingsstrom. Und nun die neue Offensive. Havas weiß folgendes mitzuteilen:Am Ende des ersten Kampftages konnte die deutsche Panzerwaffe an ver­schiedenen Punkten durchbrechen, aber die französische Wider­standslinie oder vielmehr die tiefgestaffelte Zone des Widerstan­des, die durch die Panzerabwehrstützpunkte gebildet wird, hält." Dieser Unterschied, den Havas machen muß, zwischen Widerstands­linie undtiefgestaffelter" Widerstandslinie, ist das erste vorsich­tige offizielle Eingeständnis von französischer Seite, daß die so­genannte Weygand-Linie durchstoßen ist.

, Auch in der s o w j e t r u ss i s ch e n Öffentlichkeit ist der Ein- ! druck der gewaltigen Bilanz der Flandernschlacht ungeheuer.

, Presse und Rundfunk haben den Bericht des deutschen Ober­kommandos ausführlich wiedergegsben und auch bereits die ersten ! Nachrichten über die neue Offensive mitgeteilt. Man bewundert, ! so schreibt das Blatt der russischen Armee.Krasnaja Swjesda", insbesondere die Schnelligkeit, die Unaufhaltsamkeit und den klugen neuartigen Aufbau der deutschen Offensive unter meister­hafter Ausnutzung der neuen Kriegsmittel.

Auch in den Vereinigten Staaten, io insbesondere von dem Korrespondenten Barnes der Associated Preß undNeuyork Herald Tribüne", wird die Flandernschlacht als eine der entschei­dendsten in der Geschichte bezeichnet, s Die Kopenhagen er Presse berichtet in allergrößter Auf- ! machung über den Beginn der neuen deutschen Offensive gegen l die französische Nordfront unmittelbar nach dem Sieg in der Flandernschlacht. Sie verzeichnet unter starker Hervorhebung die ersten Erfolge dieses Vorstoßes und gibt zugleich der lleberzeu- gung von fortgesetzten und entscheidenden Ergebnissen Ausdruck.

Französische Bomben auf Schweizer Gebiet

Amtliche deutsche Ergänzung einer Havas-Meldang

Berlin, 6. Juni. Havas verbreitet aus Bern die Mitteilung, daß am 5. Juni früh ausländische Flugzeuge sechs Bomben auf schweizerischem Gebiet abgeworfen hätten. Bom- bens ollen auf Häuser und Landstraßen gefallen sein und Schaden verursacht haben.

Wir erfahren hierzu von amtlicher deutscher Seite, daß ein­wandfrei beobachtet wurde, wie französische Bombenflugzeuge auf Schweizer Gebiet und auf deutschem Gebiet bei Konstanz hart an der deutsch-schweizerischen Grenze Bomben abgeworfen haben. Havas versucht die Neutralitätsverletzung der französischen Flugzeuge schamvoll der Weltöffentlichkeit zu verschweigen da­durch, daß es die ihm bekannte Nationalität der Flugzeuge nicht m seine Meldung übernimmt.

Der Führer verlieh neue Ritterkreuze

Führer-Hauptquartier. 6. Juni. Der Führer und Oberste Be­fehlshaber der Wehrmacht hat auf Vorschlag des Oberbefehls­habers des Heeres, Generaloberst von Brauchitsch, an folgende Offiziere das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen:

Oberst Freiherr von und zu Gilsa. Kommandeur eines In­fanterieregiments; Oberst Hans Jordan. Kommandeur eines Infanterieregiments: Oberstleutnant Günther Schubert, Kom­mandeur eines Jnfanteriebaiaillons; Major Friedrich Filzin- ger, Kommandeur einer Artillerieabteilung; Oberleutnant Langenstraß, in einem Pionierbataillon.

Oberst Freiherr von und zu Gils aHat mit seinem Infanterie­regiment bereits im polnischen Feldzug hervorragend tapfer ge­kämpft. Bei der großen Westoffensive durchbrach das Regiment unter persönlichem Einsatz seines Kommandeurs eine wichtige feindliche Brückenkopfftellung und überschritt die Maas, wobei es gelang, durch schnellen, kühnen Vorstoß die einzige noch nicht ge­sprengte Brücke des Abschnitts unversehrt in die Hand zu be­kommen.

Oberst Hans Jordan überwand mit seinem Regiment in schwerem feindlichem Feuer die Maas und traf, selbst weit voran, die erforderlichen Maßnahmen für die Fortführung des An­griffes, die den Erfolg des Tages bedeutete. Unter seiner kalt­blütigen Führung nahm das Regiment Befestigungen, deren Aushaltung für die Durchführung dxr Eesamtoperationen von großer Bedeutung war Oberst Hans Jordan, der 1892 im Kreis

DNB. Genf,?. Juni. Die Pariser Militärbehörden haben ver­anlaßt, daß in breiten Straßen und auf Plätze« in Paris Auto­busse und Lastwagen quer gestellt würden, um Barrikaden zu schassen.

DNB. Genf, 7. Juni. Der französische Ministerpräsident Reynaud hat am Donnerstag abend, offensichtlich unter dem Eindruck des neuen deutschen Vormarsches und der durch die Re- gierungsumbildung zutage getretenen innerpolitischen Schwierig­keiten wieder einmal eine Rundfunkrede gehalten.

Der wahrhaft klägliche Hilferuf dieses Börsenschiebers und Kriegshetzers, der den völligen Bankerott seiner Politik vor Augen sieht, begann mit der vielsagenden Feststellung, daß er innerhalb von 11 Tagen zum drittenmale im französischen Rund­funk spreche und daß erimmer schlechte Nachrichten" habe. Nach der erneuten Beteuerung, daß die Lagesehr ernst" sei, ver­suchte er sich hinter General Weygand zu verschanzen, der angeb­lich seine Zufriedenheit über die Art, wie die neue Schlacht begonnen habe und wie seine Befehle ausgeführt wurden, ge­äußert habe. Damit dürste dann gleich der nächste Sündenbock für die neuen zu erwartende« Niederlagen gefunden sein.

Nicht recht verständlich ist es, weshalb Reynaud sich über die angebliche Brutalität der deutschen Offensiven aufregte, den« unserer Ansicht nach war es viel brutaler, Deutschland diesen Krieg auszuzwingen und es durch Blockade vernichten zu wollen. Herr Reynaud irrt, wenn er behauptet, die Deutschen versuchten mit ihrem Luftangriff dieMoral von Paris" zu breche«. Die Moral der Franzosen ist uns völlig gleichgültig. Unser Ziel ist es lediglich gewesen, Flugplätze zu zerstören und das ist uns auch in vollem Ausmaß gelungen.

Wirklich weise ist die Feststellung Reynauds, daß Adolf Hitler in der großen Offensive alle Kräfte zusammennehme. Das würde Frankreich ebenfalls machen, wenn es diese Kräfte noch hätte. Ein wesentlicher Teil davon befindet sich aber eben bereits in deut­scher Hand.

Wenn der Ministerpräsident beklagte, daß er in 11 Tagen be­reits zum dritte« Mal und immer mit schlechten Nachrichten sprechen müsse, so erlauben wir uns, die Hossnung zu äußern, daß sich das Tempo seiner Reden noch verstärken wird. Unsere Wehr­macht wird ihr möglichstes tun, damit es ihm an Stoff für seine schlechten Nachrichten niemals fehlt.

Reynaud kam dann natürlich auch wieder mit der alten Phrase, Frankreich verteidige das Interesse aller Länder Europas. Die Ruine» von Warschau, von Rotterdam und von Ppern sowie die Millionen von Flüchtlinge», die die Länder durchstreifen, legen das beste Zeugnis dafür ab, wie diese Verteidigung in Wahr­heit aussieht. Es gibt kein Land in Europa mehr, das sich nicht für diese Art von Interessenvertretung händeringend bedankt. Herr Reynaud sollte endlich eingestehen, daß nicht die Interessen Europas, sondern die der englischen und französischen Plutokra- tien gemeint sind.

Den Schluß der Rundfunkrede Reynauds bildete ein verzwei­felter Appell an die französische Einigkeit. In pathetische« Wor­ten forderte er zur Rettung Frankreichs anf und wiederholt die nicht mehr ganz neue Festellung, daßdas Vaterlaud in Gefahr" sei. Die Demokratien hätten die Idee des Vaterlandes vernach­lässigt, jammerte der internationale Börsenschieber und Beauf-

Rastatl geboren wurde, trat 1912 in ein Infanterieregiment ein und rückte 1911 als Leutnant ins Feld. Beim Vormarsch im Westen wurde er durch Knieschuß verwundet. Im Verlauf des Krieges zeichnete er sich als Führer einer MGK. und als Ba­taillonsführer aus. Nach Einsatz in einem Freikorps wurde Ober­leutnant Jordan in das Reichsheer übernommen. Der Dienst in der Truppe wechselte ab mit der Tätigkeit als Lehrer und Kommandeur an mehreren Kriegsschulen. Seit Beginn dieses Krieges steht Oberst Jordan an der Spitze eines Infanterie­regiments. mit dem er sich durch hervorragende Tapferkeit aus­zeichnete.

Oberstleutnant Schubert ritz durch seinen persönlichen tapfe­ren Einsatz sein Bataillon zu besonderen Leistungen mit, wobei der Truppe trotz schwerer feindlicher Gegenwirkung der ent­scheidende Uebergang über die Maas gelang. Der von ihm er­kämpfte Brückenkopf wurde unter feiner energischen Führung gegen alle feindlichen Gegenangriffe gehalten.

Major Friedrich Filzinger hat sich bei der Abwehr eines Angriffes schwerer feindlicher Panzer durch sein kaltblütiges Ver­halten und seine zweckmäßigen Maßnahmen besonders ausgezeich­net, so daß die erfolgreiche Abwehr wesentlich seinem persönlichen Einsatz zuzuschreiben ist.

Oberleutnant Langenstraß, dessen Tat bereits im OKW.- Bericht vom 25. Mai erwähnt wurde, nahm an der Spitze seiner Pioniere ein neuzeitliches Fort bei Maubenge, das einen Eck­pfeiler dieser Festung bildete und den Weg für den entscheidenden Angriff sperrte.

tragte der Londoner City, aber jetzt müsse man mitwilder Energie" arbeiten und alle Uneinigkeiten beiseite lassen. Frank­reich sei ruhig und stolz wie sei« Verbündeter eine Behaup­tung, die schließlich durch die von hysterischer Angst erfüllte« Ergüsse Reynauds selbst am besten widerlegt wird.

Reynaud bootet Daladier aus

Dritte Pariser Kabinettsumbildung auf Befehl Churchills

Berlin, 8. Juni. Zum drittenmal seit Beginn der großen deutschen Mai-Offensive wurde das französische Kabinett in der Nacht zum Donnerstag umgebildet. Die wichtigste Veränderung ist die sang- und klanglose Ausbootung des einstige» Minister­präsidenten und bisherigen Außenministers Daladier. Das Außenministerium wurde von dem Oberkriegshetzer Reynaud mit übernommen, so daß also Ministerpräsidentschaft, Verteidigungs- Ministerium und Außenministerium in der Hand dieses ehemali­gen Börsenschiebers vereinigt sind.

Reynaud soll in Fragen der auswärtigen Politik durch Paul Baudot« und in Fragen der nationalen Verteidigung durch Ge­neral de Gaulle unterstützt werden. Finanzminister wurde der bisherige Generalsekretär Bothillier. Pernot übernahm außer dem Eesundheitsministerium das Ministerium für die französische Familie. Der bisherige Jnformationsminister Frossard wurde, anscheinend wegen seiner groben propagandistischen Böcke, durch Jean 'Prouvost ersetzt. Das Erziehungsministerium erhielt D e l b o s.

Die Umbildung der französischen Regierung bestätigt die wie­derholten Nachrichten über schwere Zusammenstöße zwi­schen den Pariser Machthabern und beweist, wie sehr die Kriegstreiber durch den glänzenden deutschen Sieg und die au^ dem Fuße folgende neue Offensive aus dem Gleichgewicht geworfen wurde. Sie ist zugleich ein Zeichen für die Schwäche der französischen Position. Die Nacht zum Donnerstag muß für die Plutokratenclique alles andere als erfreulich gewesen sein. Havas meldete zunächst, Reynaud werde zurücktreteu und ein neues Kabinett bilden. Kurze Zeit später wurde diese Meldung zurück­gezogen. Es ist sehr interessant und aufschlußreich, daß die Um­bildung der französischen Regierung dann nicht von Havas, son­dern von Reuter gemeldet wurde. Das ist gewiß befremdlich, aber nicht für den, der weiß, daß die Befehlsstelle für die französischen Politiker seit vielen Monaten ihren Sitz in London hat.

Es ist ja auch kein Geheimnis, daß Daladier, obwohl er seinerzeit Frankreich vollständig ins Schlepptau Englands brachte, schon lange in London in Ungnade gefallen war. Seit dem Sturz feines Freundes Gamelin, der ja auch auf Churchills Konto geht, war sein endgültiges Verschwinden aus dem Kabinett nur «och eine Frage von Tagen. Reynaud, der Liebling der Lon­doner Plutokraten, hat die unbequeme Konkurrenz ausgeschaltet >»nd sich zum alleinigen Tyrannen ausge>chwungen. Es ist kein Zweifel, daß er mit allen Mitteln versuchen wird, den Krieg dveiterzuführen, aber es ist auch kein Zweifel, daß ihm einmal das französische Volk, das er ins Unglück stürzte, fluchen wird.

Warum Daladier gehen mußte!

DNB. Belgrad, 6. Juui. Die Ausbootung Daladiers wird in politischen »nd diplomatischen Kreisen der jugoslawische»

Wachsende Lievvosttat in 4-avis

Autobusse als Straßensperren Reynaud hatimmer schlechte Nachrichten" Neuer Hilferuf des französischen Ministerpräsidenten Verzweifelter Appell an die Franzosen Daladier mußte gehen, weil er nicht englandhörig genug war