5. Seite — Nr. 130
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'
Tagesbefehl des Führers
„Soldaten! Mein Vertrauen zu Euch war ein grenzenlose». Ihr habt mich nicht enttäuscht." — Der Kampf um die Freiheit unseres Volkes wird fortgesetzt bis zur Vernichtung der Gegner
Führerhauptquartier, 5. Juni. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat folgenden Tagesbefehl bekanntgegeben:
Soldaten der Westfront!
Dünkirchen ist gefallen! 40 V0V Franzosen und Engländer sind als letzter Rest einstiger großer Armeen gefangen. Unübersehbares Material wurde erbeutet. Damit ist die größte Schlacht der Weltgeschichte beendet.
Soldaten! Mein Vertrauen zu Euch war ein grenzenloses. Ihr habt mich nicht enttäuscht. Der kühn st e Plan der Kriegsgeschichte wurde durch Eure beispiellose Tapferkeit, durch Eure Kraft des Ertragens größter Strapazen, härtester Anstrengungen und Mühen verwirklicht.
In wenigen Wochen habt Ihr in schwerem Kampf gegen oft überaus tapfere Gegner zwei Staaten zur Kapitulation gezwungen, Frankreichs beste Divisionen vernichtet, das britische Expeditionskorps geschlagen, gefangen oder vom Kontinent verjagt. Alle Verbände der Wehrmacht zu Lande und in der Luft Lberboten sich gegenseitig im edelsten Wetteifer des Einsatzes für unser Volk und das Großdeutschs Reich. Tapfere Männer unserer Kriegsmarine nahmen an diesen Taten teil.
Soldaten! Viele von Euch haben ihre Treue mit dem Leben besiegelt, andere sind verwundet.
Die Herzen unseres Volkes sind in tiefer Dankbarkeit bei diesen und bei Euch.
Die plutokratischen Machthaber Englands und Frankreichs aber, die sich verschworen haben, das Aufblühen einer neuen, besseren Welt mit alle« Mitteln zu verhindern, wünschen die Fortsetzung des Krieges. Ihr Wunsch soll in Erfüllung gehen!
Soldaten! Mit dem heutigen Tage tritt die Westfront wieder an. Zu Euch stoßen zahllose neue Divisionen, die zum ersten Male den Gegner sehen und schlagen werden. Der Kampf um di« Freiheit unseres Volkes, um Sein »der Nichtsein für jetzt und für alle Zukunst wird damit fortgesetzt bis zur Vernichtung jener feindlichen Machthaber in London und Paris, die auch jetzt noch glauben» im Kriege das bessere Mittel zur Verwirklichung ihrer völkerfeindlichen Pläne sehen zu können. Ihre geschichtliche Belehrung wird unser Sieg sein!
Ganz Deutschland aber ist wieder im Geiste bei Euch.
Adolf Hitler.
Ueber Großdeutschlands Gauen flattern die Siegesfahnen im ersten Eommerwind und die Glocken läuten in allen Dörfern und Städten den Triumph der deutschen Heere. Das großdeutsche Volk in einmütiger Geschlossenheit ist stolz auf seine Söhne, die vom 10. Mai bis 4. Juni eine Leistung ohnegleichen vollbrachten und die größte Schlacht der Weltgeschichte siegreich beendeten.
In seinem Aufruf an das deutsche Volk hat der Führer die Ereignisse dieser dreieinhalb Wochen knapp Umrissen: „Holland und Belgien haben kapituliert. Das britische Ex- peditionsheer ist zum größten Teil vernichtet, zum anderen gefangen oder vom Festlande verjagt. Drei französische Armeen haben aufgehört zu existieren. In wenigen Wochen sind über 1,2 Millionen Gegner in unsere Gefangenschaft gefallen." Und schon sind die deutschen Divisionen und Luftgeschwader erneut angetreten zur Fortsetzung des Kampfes!
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt einen Ueber- blick über die große Schlacht in Flandern und im Artois. Das deutsche Volk soll daraus nur entnehmen, wie es zu diesem gewaltigen Sieg in so kurzer Zeit kommen konnte, und die Gewißheit des Endsieges erhalten. Dem Heldentum des deutschen Soldaten und dem deutschen Fllhrertum gibt der Bericht den Vortritt, um dann die Operationen strategisch knapp zu umreißen: den Vormarsch am 10. Mai, den schlagartigen Einsatz der Luftwaffe, die Bezwingung der Maas durch Panzertruppen, die mit den Infanteriedivisionen eine Bresche in die feindliche Front schlugen, das Vordringen durch Belgien und die überraschende Einnahme der Festung Holland in fünf Tagen, bis am 28. Mcy — nach 18 Tagen — der Ring um die feindlichen Armeen geschloffen war, was zur belgischen Kapitulation führte, und schließlich das Ende der Vernichtungsschlacht in Flandern mit dem erbitterten Kampf um Dünkirchen. Der erste Abschnitt des Feldzuges war damit abgeschlossen. Die ganze Größe des Sieges beleuchtet der Bericht an Zahlen, an der Gefangenenzahl der Gegner und an den deutschen Verlusten. Dabei kennen wir die Verluste der Gegner an Verwundeten, Gefallenen und Ertrunkenen nicht, aber sicher ist, daß sie sehr schwer gewesen sind, standen doch 75—80 feindliche Divisionen im Kampfe. Die besten französischen und englischen Divisionen sind aufgerieben oder nur als Trümmer ohne Waffen entkommen. Es gibt keine belgische und holländische Armee mehr.
Erst spätere Zeiten werden die Größe des Sieges ermessen und darzustellen vermögen, den deutscher Heldenmut und deutsches Führertum erzwang. Die Folgen der Niederlage der Gegner sind abzusehen, denn das deutsche Schwert ist für die neue Phase des Kampfes schon gezückt. Es gibt keinq Pause in dem gewaltigen Ringen.
Der Führer hat in seinem Tagesbefehl an die Wehrmacht davon gesprochen, daß die geschichtliche Belehrung, die nun durch die deutschen Waffen unseren Gegnern erteilt werden wird, unser Sieg ist. Daß diese geschichtliche Belehrung durch das Schwert erteilt werden muß, ist nicht unsere Schuld. Sie ist aber, nachdem unsere Gegner verantwortungslos und mutwillig sich jeder friedlichen Lösung der politischen Probleme verschlossen haben, der einzige Weg, um den Völkern einen wirklichen Frieden zu geben. Dieser Krieg zeigt immer mehr, daß es notwendig ist, die Entscheidung radikal zu treffen und ganz neue Grundlagen für die zukünftige Entwicklung der Völker und Staaten zu schaffen. Das aber ist nur möglich durch die endgültige Ausschaltung aller jener Kräfte, deren Politik niemals auf das Schicksal der Völker Rücksicht nahm, sondern dem nackten Vgoismus diente, und die ihre einzige Aufgabe darin erblickten, ihre Vorberr-
Donnerstag, de« 3. Zu«i 1343
schaftsstellung noch einmal mit dem Blut und den Opfern der Völker zu retten. Bis zu ihrer Vernichtung, bis zum deutschen Endsieg wird der Kampf getragen, da die Gegner den Frieden verneinen.
Ganz Deutschland blickt in tiefster Dankbarkeit und Bewunderung auf seine Söhne, die Deutschlands Freiheit und Zukunft auch in dem neuen Kampfabschnitt sichern werden, bis die endgültige Entscheidung gefallen ist. Es gedenkt in stolzer Treue derer, die ihr Leben für das Vaterland gaben, und opfert freudig für die Verwundeten. O Deutschland, hoch in Ehren!
Was wird der Duce tun?
Londoner und schwedische Stimmen
Kopenhagen, S. Juni. Londoner diplomatische Kreise hakten es nunmehr für wahrscheinlich, dass Mussolini seine Entscheidung über den Eintritt Italiens in den Krieg doch an der Seite Deutschlands treffen werde.« „Daily Heralds" außenpolitischer Mitarbeiter schreibt: „Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß der Duce jetzt handeln und die Entscheidung nicht länger aufschieben wird, daß er das italienische Volk in den nächsten Tagen zum Krieg gegen die Alliierten unter die Fahnen rufen wird." Aehn- lich beurteilt „News Chronicle" die Lage
Auch einige schwedische Ausländskorrespondenten yaben den gleichen Eindruck, wie der „Schwäb. Merkur" berichtet. Sie meinen, daß sowohl in London als auch in Paris die Sorge vor der weiteren Kriegsentwicklung alles andere überschatte. „Man hat es offenbar", so schreibt „Dagens Nyheter", „völlig aufgegeben, damit zu rechnen, daß Musfolin sich außerhalb des Krieges halten werde." — „Geht aber Italien mit", so führt der militärische Sachverständige des „Svenska Dagbladet" aus, „so muß dies als ein praktisch unumstößlicher Beweis dafür angesehen werden, daß die Deutschen drauf und dran sind, den Krieg zu gewinnen, denn Italien hat bisher draußen bleiben können, um die Lage zu beurteilen, so daß es jetzt den richtigen Augenblick wählen kann."
In Londoner Berichten von „Stockholms Tidningen" wird die zunehmende feindliche Psychose gegen alle Ausländer unterstrichen. Gemeint sind im besonderen die Italiener. Bezeichnend dafür ist es, daß alle Geschäfte und Gaststätten von italienischer Aufmachung mit einem Schlag ihre Namen und Firmen in englische verwandelt haben.
Der Pariser Korrespondent von ,/svenska Dagbladet" schreibt, daß in der Hauptstadt Frankreichs alles andere als Optimismus herrsche. Allem Anschein nach hätten die Franzosen in Flandern die härtesten Stöße erhalten. Alles erwartet die neue deutsche Offensive, und die öffentliche Meinung sei von dem Gedanken beherrscht, daß die Deutschen sich gegen Paris wenden und England zunächst noch liegen lassen würden
«ine Armee streckt die Waffen
Nach der belgischen Kapitulation — An Waffenabgabestellest vorüber — Bilder des Sieges
PK.-Sonderbericht von Kriegsberichter Georg Zeck
Belgien hat kapituliert. Eine Armee von nahezu einer halben Million Menschen streckte die Waffen. Kurz nach dieser einzigartigen Meldung reifte in uns der Plan, mit unseren Wagen mitten hinein zu fahren in den Raum, in welchem 500 000 Mann ihre Waffen niederlegcn. Wir sind uns vollkommen im klaren, daß es schief gehen kann, denn bei einer solch großen Armee, bei der durch den schnellen Rückzug alle Verbindungen abgerissen sind, können sich noch nach Tagen kleine Einheiten finden, die keine Ahnung davon haben, daß die Armee kapituliert hat. Wenn wir also Pech haben, ausgerechnet solchen Truppen zu begegnen, dann dürften uns einige blaue Bohnen sicher sein.
Wir haben unlere Maschinenpistole aül die Knie genommen.
unser Kradmelder hat seine alte gute „08" entsichert^neben sich auf der Zeltbahn und nun geht die Fahrt los. Von Menin in nördlicher Richtung nach Roulers, einer kleine» Stadt, um deren Besitz gestern noch erbittert gekämpft wurde. Die Spitzen unserer Infanterie sind bereits auf dem Vormarsch. Wenige Kilometer vor der Stadt kommen uns die ersten belgischen Soldaten entgegen, zu Fuß, auf dem Fahrrad, per Krad, feldmarschmäßig ausgerüstet. Nur die Waffen fehlen. Dazwischen immer wieder Wagen von Flüchtlingen. Aber auf einmal sehen all die Gesichter, diese Menschen, denen gestern noch die Verzweiflung aus den Augen sprach, Heller, zuversichtlicher, sogar freudiger aus.
Aus der Krieg. Vorbei —. Sie können wieder in ihre Heimat zurück, können wieder ihr Land bebauen und brauchen keine Angst mehr zu haben, daß sie inmitten der eingeschloffenen Soldaten von Granaten und Fliegerbomben zerrissen werden. Manche winken uns sogar zu. Ist das noch der Feind? Und die belgischen Soldaten, die an uns vorbeiziehen? Wir erfühlen es aus dem Eesichtsausdruck, daß ihnen jetzt in der ganzen Tragweite aufgeht, welch ein Verbrechen man mit ihnen begangen hat.
Wir sind an einer Waffenabgabe stelle. Reibungslos vollzieht sich die Entwaffnung. Die vorbeimarschierenden Kolonnen werfen ihre Gewahre und Patronen auf diesen gewaltigen Berg, der von Minute zu Minute noch wächst, die motorisierten Einheiten reichen sie aus ihren Fahrzeugen heraus. Auf allen freien Plätzen fahren die Abteilungen der Artillerie auf. Einige Kommandos noch, die letzten in diesem Kriege, nach wenigen Stunden ist in dieser Stadt alles entwaffnet. Es ist eine unübersehbare Menge an Waffen aller Art, die sich hier ausstapelt, und erst jetzt kann man übersehen, wie stark die Armee war, wie modern ausgerüstet, die uns gegenüberstand.
Nach Nordwesten geht nun unsere Fahrt. Immer dichter, immer geschlossener werden die Gruppen und Abteilungen, die uns auf der Straße begegnen. Oesters sind sie noch gar nicht entwaffnet, sondern noch in voller Kriegsausrüstung. Wir rufen ihnen zu, daß sie an der nächsten Stelle ihre Waffen abgeben sollen; verständiges Kopfnicken. Weiter!
Bis nach Hoglede geht die Fahrt, von hier aus in südlicher Richtung nach Westrosebeke. Es ist ein eigenartiges Gefühl, an lauter Feindkolonnen vorbeizufahren. Nicht ein einziges Fahrzeug von uns, mit dem vertrauten WH. ist zu sehen. Wir sind mutterseelenallein. Ringsum Tausende und Abertausende von Belgiern.
Am Marktplatz von Hooglede aber glauben wir unseren Augen nicht zu trauen. Tatsächlich — zwei deutsche Wehrmachtwagsn Lehen dort. Und entgegen kommt uns ein Manu in Osfiziers- uniform, den hunderttausend deutsche Volksgenossen jeden Abend hören: Ein bekannter Rundfunksprecher, der es tatsächlich fertix gebracht hat, noch einige Minuten vor uns hier zu sein. Mii dem selbstverständlichsten Gesicht von der Welt erzählt er uns, daß ihm eben ein belgischer Major sein Vataillo» übergeben Hube.
Berge von Waffen, Tausende von Soldaten, die müde und abgekämpft am Wegrand schlafen. Eine Arme- hat autzehört zu glichen. " ^lusk.
Faschistenjagd in ganz England. Wie der Londoner Nachrichtendienst meldet, verhaftete die englische Polizei am Dienstag in allen Teilen Englands zahlreiche Faschisten. Unter den Verhafteten befindet sich eine Anzahl faschistischer Kandidaten für die Parlamentswahlen. Allein in Manchester wurden fast 40 Faschisten festgesetzt.
Die britischen Krämer bringen ihr Eold in Sicherheit.
Der Neuyorker Bundesreservestank ging aus dem Ausland über Kanada eine auf 200 Mill. Dollar geschätzte Eold- sendung — meist Goldbarren — zu. Es ist dies eine der größten jemals hier eingetroffenen Eoldsendungen. Beamte der Reservebank lehnten es ab, die Herkunft des Goldes anzugeben. Finanzkreise nehmen jedoch laut Associated Areß an, daß der große Teil aus England stammt.
3m Flugzeug entlang der Kanalküste
Französische Schwadron kapituliert vor dem Moiorendonner Da drüben liegt Don--
Von Kriegsberichter K. Mittelmann
sPK.) Der Morgen graut über Nordfrankreich. Gleich mutz dic Sonne aufgehen. Wir klettern in unsere Kiste und hauen ab. Es ist eine schöne Aufgabe, die wir uns gestellt haben: Ein Flug über die Kampfstätten, auf denen die englisch-französische Armee zerschlagen und zerrieben wurde.
Cassel kommt in Sicht, die Stadt, in der englische und französische Elitetruppen zähen Widerstand geleistet haben, bis die Stunde kam, in der sie die Waffen strecken mußten. Verlassen die Straßen, qualmende Häusertrümmer, auf dem Marktplatz eine zusammengeschossene feindliche Batterie. Hier und da sehen wir einen deutschen Posten, etwas abseits der eigentlichen Stadt auf einer Terrasse sehen wir die Reste unseres Panzers, der bei dem Angriff auf Cassel vom Feind in Brand geschossen wurde. Wir denken an die Kameraden, die sich alle retten konnten und nun als Besatzung eines neuen Kampfwagens schon wieder gegen die Feinde rollen.
Weiter geht der Flug. 20 Meter hoch jagen wir über die Landstraße; endlose Flüchtlingskolonnen — ein erschütterndes Bild, eine schwere Anklage gegen jene Cliquen, die diesen Krieg vom Zaun gebrochen haben. Müde schleppen sich ganze Karawanen am Straßenrand dahin. Soweit das Auge das graue Straßenband verfolgen kann, überall das gleiche Bild.
Wir sind über der französisch-belgischen Vefestigungslinie. Wir sehen in ein ausgeklügeltes Grabensystem hinein, erkennen Bunker neben Bunker, alle die Front nach Nordosten gerichtet. Hier hat die französische Kriegsführung einen ihrer größten Jrr- tümer begangen, an denen dieser Krieg so,»überreich ist. Man hatte mit einem schnellen Durchbruch deutscher Panzerverbände durch Belgien gerechnet. Hier an diesem Befestigungsgürtel sollte der deutsche Angriff zum Scheitern verurteilt werden. Weit gefehlt. französische Operationsabteilung! Die deutschen Panzerverbände griffen im Rücken diesen starken Wall an, wo er niemals gegen einen deutschen Angriff entscheidend abwehrend zur Wirkung kommen konnte. Auf einer kleinen Wiese, mitten zwischen dem Gewirr von Drah-veryancn, To..l-.n un» >->chUi,en-
gräben setzte unsere Maschine auf. Bei jedem Schritt, den wir durch dieses Verteidigungswerk machen, erkennen wir mehr und mehr die Genialität der deutschen Gesamloperation in Nordfrankreich. Kostbarstes deutsches Blut wurde dadurch geschont Jahrelanger, planmäßiger Aufbau dieses Verteidigungswalles wurde durch die überlegene deutsche Führung und die Schlagkraft unserer Verbände in wenigen Tagen zerschmettert!
Durch eine niedergekämpfte Flakbatterie geht unser Start. Auf dem Mont des Cats tragen unsere Männer im ersten Morgengrauen gefallene Franzosen und Engländer zu Grabe. Die hölzernen Kreuze leuchten zu uns herauf. Wir nehmen Abschied von diesem blutgetränkten Berg, auf dessen Spitze sich das Kloster aus dem Gewirr zerschlagener Batterien und unübersehbarer Kraftwagenkolonnen herausbebt. Mont des Cats.
vom Gegner für uneinnehmbar gehalten, von dir herab weht jetzt das Hakenkreuzbanner!
Ppern kommt in Eicht. Mit wieviel Blut ist dieser Name im Weltkrieg geschrieben worden? Von hier stießen vor wenigen Tagen starke deutsche Kräfte nach Süden einen Keil in die von einem eisernen Ring umschlossene englisch-belgisch-französische Armee und vereinigte sich in Properinghe mit den aus der Gegend von St. Omer angesetzten Panzerverbänden.
Es ist kaum Gelegenheit zum Nachdenken, immer neue Bilder formen sich, jedes Stück für sich eine Erinnerung an die schweren Kämpfe des großen Krieges, wieder gutgemacht durch die Kampferfolge der jüngsten Tage. Ueber den an Höllenqualen erinnernden Kanal von Hpern fliegen wir hinüber zum Kemmel, um dann nach Westen abzudrehen.
Dünkirchen erscheint wie ein Hexenkessel. Trommelndes Artilleriefeuer, immer wieder zu neuen Bombenangriffen an- sctzende Stukas. Stunde um Stunde brodelt es hier schon, lecken die Flammen zum Himmel. Geschlagen, aufgcrieben, in seiner Tatkraft vernichtet, versucht der Engländer zu retten was zu retten ist. Wir machen um die Stadt einen Bogen. Es ist nicht unsere Aufgabe, uns in Luftkämpfe einzulassen. Immer wieder rollt die Filmkamera, fängt dieses Bild von Sieg und Vernichtung unter uns ein.
Ein unvergeßlicher Augenblick: Eine französische Schwadron sprengt über einen weiten Wiesenplan. Wir schießen heran. Kein Schuß jagt aus dem ME. Näher und näher kommen wir. Die Panik ist grenzenlos. Sie werfen ihre Waffen weg, springen van den Pferden und heben die Hände. Stumm sehen wir es mit an. Wie vernichtend muß hier unsere Luftwaffe gewirkt haben! Völlig demoralisiert geben sie den Kampf aus, wenn sich nur eine deutsche Maschine zeigt. Und in diesem Augenblick muß ich an einen Mann denken, der mir auf einer Vormarschstraße in einem blauen Schlosseranzug begegnete, auf mich zukam und mir seine Erkennungsmarke zeigte: „Ich bin Soldat, Franzose. Meine Kameraden und ich wollen nicht mehr kämpfen. Die Engländer haben auf uns geschossen, als wir unsere Stellung verließen und die Waffen streckten. Ich will nach Cayenne gehen, aber niemals wieder Fliegerangriffe mitmachen müssen!"
Unter uns ist das Meer, der Kanal! Transportschiffe flüchten nach England, gejagt von deutschen Bombern, ein Bild völliger Vernichtung. Wir drehen ab nach Calais. Da kommt die Hafenmole in Sicht. Calais weltberühmtes Kasino am Strand, kleine Badehäuser. Die Straßen find ausgestorben. Auf dem Hauptverteidigungsfort die deutsche Kriegsflagge. Wir sind in diesem Augenblick so unbändig stolz, zu einem Panzerverband« gehören zu dürfen, der zu seinem Teil dazu beigetragen hat, daß die deutsche Flagge über Calais Wirklichkeit werden konnte. Unter uns Calais in deutscher Hand, da drüben Dover, England!
Wir fliegen über die Straße nach Boulogne. Ueber uns sichernde deutsche Jäger. Vom Feind ist nichts zu sehen, lleberall winken deutsche Soldaten. Unsere Kameraden!
Mit Vollgas jagen wir zurück. Ueber Stätten der Vernichtung ging der Flug. Wir müssen uns beeilen. An der Waldspitze, hart am Rande einer kleinen nordfranzösischen Stadt, wartet unser Panzer. Der Flug ist zu Ende. Neue Aufgaben warten aus uns...