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Nagolder TagblattDer Gesellschafter'

Mittwoch» de« S. Zu«i1»40

Flamen und Wallone»

Me belgische Volkstumsfrage Geschichtliche Entwicklung und Tatsachen der Gegenwart

NSK. Die einzigartigen deutschen Waffentaten und die Kapitulation Belgiens haben die Blicke der ganzen Welt auf die Probleme in Belgien gelenkt. Bei näherer Betrach­tung der Dinge ist dann festgestellt worden, daß in Belgien gerade auch die Volksfrage einen entscheidenden Einfluß besitzt.

Belgien mit seiner Größe von 30 500 Quadratkilometern und seinen 8,3 Millionen Einwohnern gehört zu den Klein­staaten Europas, woran auch das gewaltige Kolonialreich von 2,3 Millionen Quadratkilometern mit 10,3 Millionen Menschen nichts ändert. Die belgische Bevölkerung setzt sich hauptsächlich aus zwei verschiedenen Volkskörpern zusam­men, den Wallonen und Flamen, die in ihrem Wesen völlig verschieden orientiert sind. Das ergibt sich schon aus der Verschiedenheit der Sprache: die 3,6 Millionen Wallonen sprechen französisch, während die 4,6 Millionen Flamen flä­misch, einen niederdeutschen Dialekt, sprechen, ein Problem, das für die belgische Regierung zu lösen nicht leicht war. Man versuchte, diesen Fragenkomplex derart zu lösen, in­dem man alle Bahnhofsschilder und Regierungsaufrufe a. a. zweisprachig herausgab, wozu noch in den von den Deutschen geraubten Gebieten und Eupen und Malmedy das Deutsche als dritte Sprache kam. Den belgischen Re­kruten stellte man es frei, sich als Ausbildungssprache das Flämische oder das Französische zu wählen.

Der belgische Staat ist ein noch junges Gebilde; er wurde erst durch die Juli-Erhebung 1830, die sehr von den Fran­zosen begünstigt wurde, aus den südlichen Provinzen der Iltrechter Union", den selbständigen Spanischen Nieder­landen, gegründet. In hundertjähriger Entwicklung hat sich sie Einwohnerzahl verdoppelt. Eine gewaltige Leistung, die von der gesunden, ungebrochenen Lebenskraft der Be­völkerung spricht. Der Schwerpunkt des so stark unterschied­lichen Wachstums des Volkes liegt besonders im flämischen Volksteil. Die Tatsache, daß heute die gesamte Existenz der Bevölkerung Belgiens durch die Flamen gesichert ist, hat das flämische Nationalbewußtsein sehr gehoben, das schon oft im Brennpunkt der Ereignisse stand.

Einst war die Heimat der Flamen, eines niederfränkischen Stammes, Kernstück des Deutschen Reiches. Das sieht man u. a. auch daran, daß noch heute Antwerpen stolz die Hanse­farben Weiß-Rot als Stadtsarben führt. Flandern und Brabant waren dieGermania inferior"; eine tatkräftige Gemeinschaft verband sie mit der deutschen Küste und den im Westen und Südwesten Deutschlands wohnenden Völker­schaften. Die alten deutschen Hansehäuser der Fugger und Welser und nicht zuletzt die aus Köln hatten im flämischen Lande genau so viel wie in vielen anderen Brennpunkten mittelalterlichen Handels ihre Bindungen. Noch heute haben viele angesehene Handelshäuser deutschsprachige Namen.

Durch Jahrhunderte verläuft die Volkstumsgrenze, die auch zugleich die Sprachsngrenze zwischen Flamen und Wal­lonen ist, unverändert von Dünkirchen über Neukirke, Wa­terloo und Aubel, die zugleich die Kampflinie gegen die Französierung aus dem Süden ist. Wir wissen von der Urbevölkerung dieses Gebietes nur, daß hier "rüher einmal Kelten oder Germanen gesessen haben. Im Laufe des 4. Jahrhunderts wurde es durch die Franken erobert, die südlich des Kohlenwaldes (Silva Carbonia) im - - schon seit Cäsar romanisierten Gebiet, nur eine dünne Ober­schicht bilden, während sie im Norden, in dem Sachsen and Friesen saßen, ein kräftiges Volkstum gründen.

In der Schlacht von Courtray (Kontryk) vom 11. Juli 1302, auch die Schlacht der goldenen Sporen genannt, haben die Flamen in Verbindung mit dem Graben Robert von Artois, den Franzosen eine furchtbare Niederlage bei­gebracht und damit die Stärke ihres Volkes bewiesen. Diese Blütezeit dauerte vom 12. bis 16. Jahrhundert. Reforma­tion und Gegenreformation gaben dann den Rückschlag. Die Lösung aus dem deutschen Staatsverband im West­fälischen Frieden tat dann das ihre. Der Schlag, den Eng­land gegen die niederländische Seefahrt durch die Ravi- gationsäkte 1651 führte, schwächte die Wirtschaftskrafr der Niederlande und damit auch Flandern, das ja zu den Nie­derlanden gehörte.

Der Wiener Kongreß schuf durch die Anerkennung oer Niederlande durch Habsburg eine neue Situation, Re den

Franzosen nicht zusagte. Sie entfesselten in Len südlichen Provinzen Volksunruhen und fanden auch bei den Flamen einen günstigen Boden für ihre Pläne, da Holland es nicht verstand, durch gerechte Behandlung Flamen und Wallonen an sich zu fesseln. Im Juli 1830 fielen die Südprovinzen von den Niederlanden ab und bildeten den in der Eroß- mächtekonferenz in London anerkannten Staat Belgien.

Die Stellung der Flamen im belgischen Staat kennzcich- nete ständiger Kampf um ihr Volkstum. Trotz zahlenmäßi­ger lleberlegenheit hatten sie schwierigen Stand gegen die Wallonen, die, ganz im französischen Fahrwasser, einen starken Rückhalt in Frankreich hatten und deren Sirdlunqs- boden an Frankreich grenzt. So wachen Flamen und Wallo­nen heute darüber, daß auch alte Rechte gewahrt werden, wobei von flämischer Seite immer wieder geltend gemacht wird, daß der politische Einfluß der Flamen noch lange nicht dem bevölkerungspolitischen Verhältnisstand entspricht.

In ihrem Kampf um das Volkstum einte die Flamen der Gedanke eines Flamentums in einem Niederländischen Reich. Erscheint uns auch heute noch die flämische Bevölke­rung zersplittert, so sind doch zwei Tatsachen nicht zu über­sehen:

Heute ist im Gegensatz zur Zeit von vor hundert Jahren die Liebe zum eigenen Volktum nicht nur bei einigen Ge­lehrten und Dichtern, sondern heute ist das ganze flämische Volk von der Sendung und der Stärke des Flamentums durchdrungen. Die flämische Bevölkerung wächst außerdem stetig durch den dauernden Geburtenüberschuß, während die Wallonen ähnlich wie die Franzosen ein sterbendes Volk sind. Sch.

Kriegsberichter schildern feindliche Greueltaten

Kriegsberichter Erich Leupold schreibt am 11. Mai 1940:

Ueber dem Städtchen Emmerich am Rhein an der hollän­dischen Grenze warf ein feindliches Flugzeug gegen 2 Uhr nachts sechs Bomben ab, von denen eine das dort im katholischen Krankenhaus eingerichtete Lazarett traf und große Verwüstun­gen anrichtete. Glücklicherweise wurde jedoch an dieser Stelle kein Mensch von den Bombensplittern getroffen, wohl aber einige hundert Meter weit davon entfernt von der zweiten Bombe, die mitten in die Wohnhäuser der Königstraße einschlug, einen schlafenden Einwohner im Bett tötete und vier weitere Zivilpersonen verletzte. Die dritte Bombe richtete ebenfalls nur Sachschaden an, da sie mitten in einen Hof des Wohnviertels fiel. Von den drei weiteren Bomben fiel eine in den Rhein, die zaei anderen landeten diesseits und jenseits des Stromes auf unbebautem Gelände. Militärische Ziele befanden sich nir­gends in der Nähe, konnten daher auch nicht zu treffen beab­sichtigt gewesen sein. Es handelt sich also einwandfrei um den verbrecherischen Anschlag eines feindlichen Fliegers auf eine offene deutsche Stadt und, was besonders für die skrupellose Kriegführung unserer Gegner charakteristisch ist, auf ein deut­lich mit dem Roten Kreuz gezeichnetes Lazarett.

Der Kriegsberichter Dr. L. Schulte-Strathaus schreibt am 18. Mai 1940:

Unweit La Capelle-en-Thierache hat sich in den Abendstunden des 17. Mai eine Ereueltat französischer Kolonialtruppen er­eignet, die an Abscheulichkeit nicht zu überbieten ist. Zwei deutsche Flieger, die das Unglück hatten, in die Gefangenschaft marokka­nischer Truppen zu geraten, wurden in gemeinster Weise miß­handelt und niedergemacht. Der Vorfall spielte sich nach den Berichten einer deutschen Panzerbesatzung und nach Eefangenen- aussagen wie folgt ab: Die notgelandete Maschine war sofort das Ziel heftiger Jnfanterieangriffe. Die Insassen halfen sich zunächst dadurch, daß sie ein Rad blockierten und den Motor laufen ließen, so daß sich die Maschine im Kreise drehte. Trotz­dem wurden sie bald überwältigt und fortgeführt. Inzwischen irafen deutsche Panzer ein, die versuchten, den Marokkanern ihre Gefangenen wieder abzujagen. Bei dem sich nun entwickeln­den Gefecht gelang es, den Feind auseinanderzuschlagen. Die beiden deutschen Flieger aber wurden kurze Zeit darauf er­mordet aufgefunden. Der eine hatte einen Genickschuß, der andere wurde von den Marokkanern vor seinem Tode bestialisch miß­handelt: man hatte seinen Unterleib mit Bajonetten durchbohrt und ihn dann erschossen.

Kriegsberichter Herbert Dörr schildert am 31. Mai eine Episode aus einer Panzerschlacht bei Abbeville:

Irgendwer von unserem Geschütz sagt plötzlich:Warum schießt denn unser MG. nicht?" Wir hatten zwischen dem 4. und 3. Geschütz ein ME. eingebaut. Da wankt einer über das Feld, bricbt ein vaarmal unterweas zusammen. raiit sicki wieder aur.

Zwei von uns gehen ihm entgegen, bringen ihn her. Wir ver­stehen nur immer, wie er zwischen den Zähnen hervorstößt: Feiglinge, Schufte..." Auf einen Munitionskasten setzt er sich nieder. Er hat einen Steckschuß in der Schulter und einen Streif­schuß am Oberarm. Notdürftig verbinden wir seine Wunden. Dann erzählt er, wie es ihm und seinen Kameraden vom ME. ergangen ist bei diesem Angriff.Wir haben gefeuert, bis wir keine Munition mehr hatten. Dann kamen sie auf uns mit ihren Tanks zu, fuhren über unsere Löcher weg, warfen Eier­handgranaten rein, die wir alle aber rauswerfen konnten. Dar­auf schaffen sie auf uns mit MG.s, obwohl wir uns nicht mehr wehren konnten. Meine beiden Kameraden waren sofort tot. Dann fuhren sie weiter zum nächsten Schützenloch. Ein englischer Offizier rief sie in deutscher Sprache an, und als sie mit er­hobenen Händen sich ergeben wollten, schoß der Offizier mit der Pistole aus einer Entfernung von zwei Metern die Kameraden nieder. Bei einem anderen Schützenloch war es so, daß die Be­satzungen von mehreren Tanks ausgestiegen waren und sich um einige Kameraden stellten, die sich ebenfalls verschaffen hatten. Ein englischer Offizier drängte dann seine Leute zurück, zog die Pistole und schoß auf die Kameraden. Ich selbst lag mit -meinen schweren Verletzungen vor dem Waldrand und konnte alles ganz genau beobachten. Nur mir ist es gelungen, mich bis zu euch durchzuschleppen."

Besuch in einem Gefangenenlager in Belgien

Von Kriegsberichter Dr. Eckert

(PK.) Die roten Feze leuchten durch den Stacheldrahtzaun. An den vier Ecken des Verhaues stehen Posten mit Stahlhelm hinter schutzfertigen MG.s. Der Oberleutnant, der das Lager kom­mandiert, sagt, daß die MG.s beinahe überflüssig wären, da die Gefangenen sehr brav und ruhig wären. Sie wären froh, daß der Krieg für sie zu Ende sei. Heute früh wurden 800 Mann nach St. Vith zurücktransportiert, abends sollen 900 neue Gefangene in das Durchgangslager kommen. Es ist ein Riesenverkehr von Lager zu Lager, von der Front nach Deutschland zurück. Eine merkwüridge Gesellschaft lagert hier auf der Wiese und schlüfr in der Sonne. Man wird oft an Polen erinnert. Nur haben die Franzosen bessere Uniformen an und sehen einheitlicher aus. Nur einige Männer tragen noch die alten horizontblauen Uni­formen und Zipfelkäppis, sonst sind sie alle khakibraun. Unter­schiede gibt es wesentlich in der Fußbekleidung Stiefel oder Wickelgamschen ist die große Frage und in der Hautfarbe. In der Mitte des Platzes sitzen 30 bis 40 braungesichtige Algerier. Eie plappern in gurrenden Kehllauten untereinander und fah­ren eifrig mit ihren Händen in der Gegend herum. Wenn sie mit den weißen Poilus sprechen, tun sie es in einem harten kollern­den Französisch, das völlig fremd und unverständlich klingt.

Die weißen Poilus haben sich von den Farbigen weit zurück­gezogen und liegen nahe am Stacheldraht. Sie haben zwei wich­tige Gründe dafür: Einmal stinken die Bunten wie die Mist­haufen und dann klauen sie wie die Raben. Alle Augenblicke kommt ein Poilu zu dem deutschen Posten und beschwert sich über dieKameraden". Dann geht der Posten mit wiegendem Schritt zu dem farbigen Haufen und macht ein drohendes Gesicht und schon streckt eine schmutzige braune Hand den gestohlenen Gegen­stand zaghaft dem Deutschen entgegen.La Cicilisation"...

Ein Elsässer erzählt von der anderen Seite. Die französischen Soldaten haben die Nase bereits gestrichen voll. Die deutschen Flieger haben ihnen den Mut restlos abgetaucht. Erst fielen die Bomben und dann hämmerten die Flugzeuge noch mir MG.s, daß die Fetzen flogen. Die Offiziere hatten dann gut befehlen, denn die Poilus blieben liegen, wo sie sich hingeschmissen hatten. Auch der Griff zur Pistole, der schon die polnischen Offiziere zu berüchtigten Gestalten gemacht hatte, half ihren französischen Kollegen nicht weiter. Also: Stimmung 10 Grad unter Null. Wer an dem Krieg Schuld trägt? Die Juden und die Engländer. Und wo die Tommys sind? Wahrscheinlich in Paris, wo sie Sekt saufen und sich amüsieren, während wir im Dreck liegen. Und belogen haben sie uns. Sie haben uns erzählt, die deutschen Tanks taugten nichts und die deutschen Flugzeuge werden am laufenden Band brennend abgeschoffen werden und zu essen hätten die Deut­schen auch nicht, sie liefen schon auf Holzsohlen und trügen Papteranzüge und die Munition wäre miserabel. O, was gaben sie uns alles gesagt. Und nichts ist wahr, alles ist anders, alles. O, eure Tanks und Flugzeuge!"

Ist es nicht eine Affenschande, wie die verantwortungslosen Demokraten die Völker belügen? Ist es nichr entsetzlich, daß ein Volk nach dem anderen auf den gleichen schmählichen Demo­kratenschwindel hereinsällt. Es ist Zeit, daß den Englänoern der Giftzahn ausgebrochen wird und wir werden das gründlich be­sorgen. Nach gut englischem Rezept:The Germans to the front."

an vonWcrtb

Ein Reiterroman von Franz Herwig

Verlag F.H. Kerle, Heidelberg Abdrucksrechte durch Berlagsanstalt Mauz, München.

7. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Vom Walfisch, oder wie er auch heißt: Richelieu."

Ei, ei, Jan, deine plumpen Finger in Politik?"

Antworte mir rasch, Joss Maria!"

Nun, ob bisn, die Antwort ist nicht eben leicht"

Hältst du zu einem Mörder, einem Verfolger der Wai­sen, einem Walfisch, der die kleinen Fische alle verschlingt?"

Wenn es so ist wie du sagst dann allerdings dann hielte ich nicht zu ihm. Aber"

Jan ließ ihn nicht ausreden.

Ich danke dir", rief er und preßte ihm mit wütender Ueberschwenglichkeit die blassen Hände.Und nun höre."

Und sich in der Rede überstürzend, zurückeilend, sich ver­irrend, erzählte er ihm die Erlebnisse des Abends.

Und wenn du nicht mitgehst", schloß er,dann dann laß uns die Degen nehmen! Du weißt das Geheimnis, leben darfst du nicht. Sag ja oder leg aus!"

Der andere ließ sich gelassen und vorsichtig auf seiner Bettstatt nieder.

Der kleine Jan", meinte er gedankenvoll,ei, ei, plät­schert in dem wilden Weltmeer der Politik, wie ein Säug­ling in der Badewanne. Kleiner Jan, ich sehe schon die Un­geheuer der Tiefe, die nach deinen Beinen schnappen. Deine Weiber müssen ihr Leben lang Kühe gehütet haben, daß sie gerade auf dich als ihren Retter verfallen."

Höre Joss Maria", stieß Jan durch die Zähne,sprich nicht ohne Respekt von der kleinen Marie-Anne!"

Und Griet?"

Und auch von Grieü nicht."

Aber deine kleine Marie-Anne wie präsentiert sie

sich? Ich denke so mit einem Gänsehals und Sommer­sprossen, auch dürfte sie lispeln."

Joss Maria!!"

Du weckst Tugendjosepha, Jan, moderiere dich."

Ach, wenn du wüßtest sie ist schön, wie ich nie eine Jungfrau sah. Ihre Haut blendet wie sonnenbeschienener Schnee, ihre Augen sind tief wie die Mare der Eifel, Joss Maria, und wenn du ihre Stimme hörst, denkst du an Mai­abende, wenn die Sonne hinter feuchten Bäumen unter­geht."

Der Magister sah seinen Jan groß an. Der errötete, ohne zu wissen warum und sagte mit leiser Stimme:

Und du wirst ihr Ritter sein. Du der Mann von Geist und höfischem Anstand wirst mit ihr plaudern, wenn erst diese verwünschte Stadt hinter uns liegt, auf den langen Landstraßen, indes ich mit Griet das Lied vom Innsbrucker Landsknecht singe."

Joss Maria atmete auf, ein leichtes Lächeln spielte um seinen Mund.

Nun wohl, kleiner Jan, ich bin mit von der Lenzfahrt."

Er wehrte Jan ab, der ihn umarmen wollte.

Aber du sprachst von Pferden. Wo sind sie?"

Ach höre", antwortete Jan,da gehst du morgen nach dem Ulretor zu, da ist der Gasthof ,Zum störrischen Ochsen'. Dort im Stall stehen immer gute Rosse zum Kauf, denn wir dürfen nicht auf Kleppern reiten."

Freilich nicht. Aber wie steht's mit dem Bezahlen?"

Richtig, richtig. Ja"

Und Jan kratzte sich hinter dem Ohr.

Laß mich einmal sehen. Da habe ich einen französischen Goldgulden, fünf Joachimstaler, aber nicht gekippt und ge­wippt, und Stücker zwanzig rheinische Heller."

Ich habe", sagte Joss Maria,ich habe-die Er­

fahrung, Jan, und die ist mehr wert als deine Gulden, samt den Talern und Hellern. Denn wolltest du zum Roß­kauf gehen, du würdest sicher betrogen."

An diesem Abend trank Jan aus Freude so kräftig, daß Frau Josepha, als er endlich stolpernd und stampfend die

Stiege heraufkam, ein wenig furchtsam vor sich hin flüsterte:

Was redet er da, der jecke Mensch?"

Jan aber tolterte großspurig vorbei:

Leg aus hochbeiniger Schuft leg aus! Ich will den Apfelstich an dir probieren. Dein Walfisch soll mich mit Haut und Gebein verschlucken, wenn ich dir nicht den Adamsapfel aufspieße. Heran du spitzmäuliger Schurke, Kinderfresser! Seid mutig, Freunde. Schießt, schießt. Löst die Bombarden. Und sagt der Mutter, sie soll nicht mehr weinen, ich spieß auch noch den Walfisch auf!"

*

So lang wie der nächste Tag, war Jan noch kein Tag zeit seines Lebens erschienen. Ein wahres Fieber hatte ihn gepackt, das ihn wie einen irrenden Geist im ,Blauen Hecht' treppauf, treppab trieb. Der Magister war schon frühzeitig auf den Roßkauf gegangen und hatte verspro­chen, am Mittag zurück zu sein, aber Jan wartete ver­gebens. Er ging die wenigen Schritte nach dem Rhein­stapel hinunter, um noch zum letztenmal das Bild der lauten und herzhaften Tätigkeit, zu sehen. Da zogen die breiten Koggen, tiefbeladen und ein wenig zur Seite ge­neigt unter dem Druck des großen braunen Segels den Rhein hinauf. Die Fähren trieben langsam hinüber und die ängstlichen Pferde schnaubten und wioherten. Am Ufer lagerten Wälle von Säcken, Mauern von Fässern und Türme von Kisten. Der große Kran, den der Kurfürst hatte bauen lassen, um die Ladegelder allein einzustecken, kreischte unaufhörlich und schwang mit seinem mächtigen Arm neue Güter aus den Schiffen an das Land, und auf der Höhe des geneigten Ufers zog sich die Werftmauer hin, mit Pfor­ten und Toren, gekrönt von winzigen Giebelhäusern, vor deren Fenstern Blumen blühten, und überragt von den Festungsmauern und der ungeheuren Masse deS Turmes Groß Sankt Martin, dessen Schatte« den Strom ver­dunkelte.