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Ragolder TagblattDer Gesellschafter'

Mittwoch, den S. Juni 184 g

Mkneg-Panik in amerikanischer Stadl

Eens, 4. Juni. Die Erfolge des Bombenangriffs auf Part« am Montag werden durch zahlreiche französische Berichte be­stätigt. Nach Havas handelt es sich um eine der grössten Ope­rationen überhaupt. Weit um Paris wurde ein Gürtel von Bomben gelegt, die nach Feststellungen der militärischen Pariser Kreise militärische Ziele hatten. Die Bekanntgabe von Einzel­heiten wird aus militärischen Gründen verweigert. Mehr als 200 Personen sollen verletzt sein, darunter 48 tödlich. Die Ge­samtzahl der abgeworfenen Bomben wird auf über 1000 geschützt. Auch Brandbomben wurden bemerkt.

Nach der Schilderung von Oberst Fabry erschienen die deut­schen Bomber in riesigen Wellen. Oberst Fabry wirft der Be­völkerungMangel an den elementarsten Geboten der Haltung" vor und bezeichnet jede Panik als Defaitismus.

Der amerikanische Botschafter Bullitt in Paris behauptet, er habe sich während des deutschen Luftangriffes gerade mit dem französischen Luftfahrtininistsr bei einem Früb'iück befunden. Eine Bombe habe ihnbeinahe" getroffen. Sie sei nur sechs Fuß von ihm entfernt niedergegangen, zum Glück aber nicht explo­diert. Das wird in USA. schon wieder propagandistischs- gewertet.

Neuyork, 4. Juni. Wie sehr ein Teil der Neuyorker Presse durch seine einseitige Berichterstattung die Gehirne mancher Amerikaner durcheinander gebracht hat, geht aus folgender Nach­richt der ZeitungWorld Telegram" hervor:

Die Einwohner der Industriestadt Newark, die in der Nähe Neuyorks liegt, wurden am Montag abend von einer Blitzkrieg- Panik befallen. Kurz vor Mitternacht verlanaren Hunderte von Menschen aufgeregt vom Polizeipräsidium Auskunft über selt­same Motorengeräusche. Einige wollten wissen, ob die Stadt bombardiert werde, andere, ob schon Fallschirmjäger gelandet seien. Eine Nachprüfung ergab schließlich, daß die furchtbaren Himmelsgeräusche von einer mehrere Kilometer entfernten Auto- Rennbahn stammten, von der der Motorenlürm durch den starken Wind bis Newark getragen wurde. Diese Hysterie erinnert an die berühmte Panik, die gewisse Leute vor zwei Jahren erfaßte, als im USA.-Rundsunk eine Invasion der Marsbewohner geschil­dert wurde.

Mr. Bullitts sagenhafte Bombe

Berlin, 4. Juni. Mr. Bullitt, amerikanischer Botschafter in Paris, hat es wieder einmal verstanden, sich zum Mittelpunkt einer ebenso lächerlichen wie durchsichtigen Sensation zu machen. Mr. Bullitt liebt das. Er telephoniert notorisch gern und häufig und diese Leidenschaft hat ihm ja schon mehrfach zu einer höchst unrühmlichen Bedeutung verholfen. Daß er über den Draht nicht eben deutschfreundliche Ansichten eigenständigen Ursprungs zu äußern pflegt, weiß man seit seinem bekannten außenpoliti­schen Geplauder mit Mr. Viddle.

Gestern nun wurden von deutschen Flugzeugen militärische Anlagen von Paris bombardiert. Mr. Bullitt frühstückte gerade. Das schließt nicht aus, daß er sich, wie er selbst betonte, wäh^ rend des Bombardementsin äußerster Lebensgefahr" befand. Da ein amtliches französisches Kommunique besagt, daß die deutschen Flugzeuge Ziele militärischen Charakters angrifsen, darf man annchmen, daß Mr. Bullitt militärisch sriih^ stückte. Wie dem auch war...Er lunchte beim französischen Luftfahrtminister..."

Nachdem die letzte deutsche Bombe getanen war. batte der amerikanische Botschafter sein erstes Telephongesprüch mit Wa­shington, dieses wie alle anderen behandelte ausschließlich eine Bombe, die mit Mr. Bullitts Lebensgefahr in beinahe legen­därem Zusammenhang stand. Laut Telephonat Nr. 1 ist sie nur 6 Fuß von ihm entfernt niedergegangen, aber nicht explodiert. Die Vorsehung steht mir zur Seite. Gott ist mit mir", so meldete er seine Rettung. Auf Grund des zweiten Telephon- gesprüchs mit Mr. Bullitt erschienen jenseits des Ozeans sehr bald die ersten Extragblätter, die in Niesenlettern von dem glücklichen Zufall sprachen, der dem USA.-Botschafter in Paris das Leben rettete. Damit war Bullitts Ziel, sich und mit ihm ganz USA. alsMärtyrer der deutschen Aggression" hingestellt zu wissen, bis zu einem gewissen Grade erreicht/

Nur 10 Fuß von ihm entfernt, hieß es in den alarmierenden Sonderausgaben, sei eine Bombe niedergefallen, jedoch nicht explodiert, Die Erregung in Washington war entsprechend.

Telephonat Nr. 3 mitAssopreß". Resultat: USA.-Botschafter Bullitt hätte beinahe sein Leben eingebüßt, wenn nicht ein nur 1.80 Meter vor ihm niedergefallene Bombe ein Blindgänger gewesen wäre. Anschließend telegraphierte Mr. Bullitt ein­mal. Er gab einen telegraphischen Bericht nach Washington über seine wunderbare Rettung, in dem es hieß:Wir gingen nicht in einen Luftschutzraum, sondern blieben auf dem Balkon, um Flugzeuge anzusehen. Eine Minute später fiel eine Bombe auf ein Feld in etwa 100 Pards Entfernung. Eine weitere Bombe fiel direkt auf das Dach des Zimmers, in das wir uns zurückgezogen hatten, jedoch sie explodierte nicht."

Der Pariser Botschafter der USA., der wohlbekannte Mr. Bullitt, hatte nach diesem Telegramm anscheinend eingesehen, daß er sich mit den 100 Parks und dem Blindgänger auf jenes mysteriöse Dach zwischen zwei Stühle gesetzt hatte. Er ver- anlaßte in Washington noch schnell eine Richtigstellung, so daß vor demWeißen Haus" bekundet werden konnte, daß Mr. Bullitt gerade im französischen Luftfahrtministerium frühstückte, als jene Bombe die Decke des Raumes durchschlagen habe, um dannin seiner Nähe zu landen". Die sagenhafte Bombe des Herrn Bullitt hat ihm nichts weiter getan, aber ihm Stofs ftir ein Dutzend Telephongesprüche geliefert, die Mister Bulliti zu dem von ihm angestrebten Ruhme verhelfen mögen...

Leben gerettet haben, ihr Material und ihre Ausrüstung liegt unübersehbar auf den flandrischen und nordfranzösischen Straßen. Am 4. Juni fiel nach erbittertem Kampf Dünkirchen.

Der erste Abschnitt dieses Feldzuges ist beendet

Der gewaltige Erfolg wurde möglich durch den beispiellosen Einsatz der deutschen Luftwaffe; denn alle Tapferkeit und Stoß­kraft des Heeres konnten sich nun auswirken in dem von unserer Luftwaffe abgeschirmten Raum. Sic hat sich vom ersten Tage an die Herrschaft in der Lust erkämpft, die feindlichen Luftstreit­kräfte und ihre Boden-Organisation zerschlagen. Sie hat darüber hinaus ununterbrochenen, todesmutigen Angriffen mit der zer­mürbenden Wirkung ihrer Bomben sowohl als durch den Einsatz der Flak-Wasse direkt und indirekt das Heer in seinem schweren Kamps unterstützt. Sie hat feindliche Infanterie- und Panzer- Ansammlungen in ihrer Vorbereitung zu Gegenstößen rechtzeitig erkannt und mitgeholsen, sie zu vernichten. Sie hat endlich der deutschen Führung durch todesmutig geflogene Luftaufklärung ein laufendes Bild der Lage vermittelt. Den alliierte» Streit- krästen zur See fügte sie schwerste Verluste bei. Die Zerstörung der Kampfmoral der feindlichen Verbände sowie die Lähmung des feindlichen Führungsapparates ist ihr Verdienst.

Die ganze Größe des Sieges in Holland, Belgien und Nord­srankreich geht aus den Verlusten des Feindes und dem Umfang des erbeuteten Kriegsgerätes hervor. Die Verluste der Fran­zosen, Engländer, Belgier und Holländer betragen an Gefangenen zusammen über

1,2 Millionen Mann

Hinzu kommt noch nicht schätzbare Zahl der Gefallenen, Er­trunkenen und Verwundeten. Die Waffen- und Geräte-Ausstat- tung von rund 75 bis 80 Divisionen mit Geschützen bis zu den schwersten Kalibern, Panzerwagen und Kraftfahrzeugen aller Art wurden zerstört oder erbeutet.

Die Luftwaffe schoß vom 10 Mai bis 3. Juni 1841 feindliche Flugzeuge

ab, davon im Lustkampf 1142, durch Flak 099, mindestens 1800 bis 1700 weitere Maschinen wurden am Bode» vernichtet.

Auch zur See kostete der Versuch der Rettung des britischen Expeditionsheeres durch Kriegs- und Handelsschiffe dem Feinde schwere Verluste. Versenkt find durch Bombenangriffe:

S Kreuzer

' 7 Zerstörer

3 U-Boote

9 sonstige Kriegsschiffe sowie

66 Handels- und Transportschiffe.

Außerdem wurden durch Bombentreffer beschädigt und teil­weise vernichtet:

10 Kreuzer 24 Zerstörer

3 Torpedoboote 22 sonstige Kriegsschiffe sowie 117 Handels- und Transportschiffe.

Durch den wagemutigen Einsatz leichter Seestreitkräfte wurden versenkt:

8 Zerstörer 2 U-Boote 1 Transporter 1 Hilfskreuzer 1 sonstiges Kriegsschiff.

Demgegenüber stehen die im Verhältnis zur Größe des Er­folges geringen Verluste der eigene» Wehrmacht vom 10. Mai bis 1. Juni.

Ls starben den Heldentod 10 252 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften; die Zahl der Vermißten beträgt 8 463. Mit dem Tode eines kleinen Teiles dieser Vermißten muß noch gerechnet werden.

42 523 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften wurden verwundet.

Die deutsche Luftwaffe verlor in der Zeit vom 10. Mai bis 3. Juni 432 Flugzenge, wahrend die deutsche Kriegsmarine vor der holländisch-belgischen und nordfranzöfischen Küste kein Schiff einbüßte.

Wetteifernd in Angriffsmut und im Ertragen von Strapaze«, oft im Kampf gegen überlegenen Feind, haben alle eingesetzten ten Verbände der Wehrmacht eine in der Kriegsgeschichte einzig dastehende Leistung vollbracht.

Unzählig sind die Beispiele heroischer Tapferkeit, aufopfern­der Pflichterfüllung und unbeirrbaren Siegeswillens. Sie wer­den als Beweise deutschen Soldatentumes in unsere Geschichte eingehen. Im gläubigen Vertrauen zum Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht, in bester Waffenkameradschaft innerhalb der Wehrmachtsteile und Waffengattungen hat der deutsche Soldat das unmöglich scheinende möglich gemacht.

Holland und Belgien haben kapituliert, Frankreichs und Großbritanniens Stoßarmeen find vernichtet, einer der größten Siege der Weltgeschichte ist errungen.

Eroßdeutschland beherrscht das gesamte Ost- und Süd-Gebiet der Nordsee und den Kanal.

Da die Gegner den Frieden auch weiterhin verneinen, wie sie der Kamps bis zur völligen Vernichtung treffen.

Die wahre Lage in Frankreich

Ein Augenzeugenbericht

Madrid, 4. Juni. In San Sebastian treffen fortgesetzt lange Autokolonnen mit Flüchtlingen aus Frank­reich ein. Vertreten sind fast alle Nationalitäten, besonders Engländer. Ein Augenzeuge berichtet über die wahre Lage. Ueberall herrsche die Meinung, daß selbst ein Wunder Frank­reich nicht mehr retten könne. Niemand getraue sich, die mili­tärische Lage zu erörtern, da die Angst vor drakonischen Maß­nahmen gegen sogenannte Defaitisten groß sei. Die Sabotage­akte nehmen täglich zu. Die französischen Truppen seien un­diszipliniert. Zum Schluß betonte der Augenzeuge, überwiegend werde die Ansicht geäußert, daß für Frankreich die größte Ge­fahr im Innern drohe.

Fliegerangriffe auf nichtmilitärische Ziele. Wie amtlich

mitgeteilt wird, wurden vom 22. bis 31. Mai 165 feind­liche Luftangriffe auf deutsches Reichsgebiet ausgeführt, darunter 105 Angriffe auf ausgesprochen nichtmilitärische Ziele, auf Wohnviertel, Felder und Wälder.

Fliegeralarm in London. Nach einer Reuter-Meldung wurde London am Montag abend von feindlichen Flugzeu­gen überflogen. Es wurde Fliegeralarm gegeben.

Thüringische Betriebs- und Wirtschaftsführer spenden. Etwa 2000 Betriebs- und Wirtschaftsführer großer und klei­ner Thüringer Betriebs stellten dem Gauleiter in Thürin­gen zur persönlichen Verwendung des Führers für d«s Kriegshilfswerk für das Deutsche Rote Kreuz eine Sonder­spende von über einer Million RM. zur Verfügung. Gau­leiter Sauckel hat dem Führer dieses spontane Opfer der Thüringer Wirtschatf angesichts der gewaltigen deutschen Siege in Flandern und Nordfrankreich telegraphisch ge­meldet.

«Das Wunder Hai begonnen"

Lügen-Havas fälscht die Flandern-Katastrophe in einen Sieg" um

Berlin, 4. Juni. Seit Tagen schreit die englische und fran­zösische Presse nach demWunder", das die katastrophale Lage der Armeen der Westmächte wenden sollte. Ausgerechnet jetzt, in diesem Augenblick, fällt dasrettende" Stichwort. Nachdem von englischer Seite bereits versucht worden war, das Ausmaß der flandrischen Katastrophe abzuschwächen und das Wort vome r - folgreichen Rückzug" geprägt wurde, wird dieser blühende Unsinn von Pariser Seite nun noch übertrumpft. Die Lügen- agcntur Havas stellt mit naiver Dreistigkeit fest:Das Wunder hat begonnen. Der Rückzug in Flandern entwickelt sich zum Siege."

Höher gehts wahrhaftig nimmer! Das soll also das Er­gebnis der vergangenen drei Wochen sein! Ein englisch-fran­zösischer Sieg also, daß deutsche Truppen am Kanal stehen! Ein Sieg, daß die Kriegsmarine den Seeweg nach London be­herrscht, ein Sieg, daß die Entfernung der nächsten deutschen Luftbasis von England nur noch einige 40 Kilometer beträgt?

Auch die Pariser Presse begnügt sich nicht mehr damit, die Zertrümmerung der französischen und englischen Armee in Flan­dern und im Artois zu verschleiern und die blutige Niederlage abzuschwächen.Matin" spricht von demglorreichen Ethos von Dünkirchen". Es gebe Rückzüge, so wird den Lesern vorgegackert, die ebenso glorreich wie Siege seien. Die Flucht aus Belgien sei alles andere als eine klägliche Angelegenheit (!). Seien wir stolz: wir haben ein Recht dazu, und seien wir vertrauensvoll, unsere großen Soldaten und großen Matrosen haben große Füh­rer. Es gibt Rückzüge, die find ebenso glorreich wie Siege (!!). Ob dieser Appell an das Vertrauen des französischen Volkes viel nutzen wird?

Erlebnisbericht eines Vredaer Stadtrates

Franzosen versteckten sich hinter holländische Flüchtlinge*

Amsterdam, 4. Juni.Telegraaf" bringt einen Erlebnisbericht eines Stadtrats aus Breda, der mit anderen Bürgern dieser Stadt nach Frankreich geflüchtet war. Der Stadtrat erklärte, er müsse feststellen, daß mau in Nordfrankreich die Flüchtlinge schändlich behandelt habe. Selbst ein Glas Wasser hätten die Flüchtlinge bezahlen müsse«. Am schlimmsten für die Holländer sei aber gewesen, daß französische Soldaten hinter holländischen Flüchtlingen gegen die Deutschen Schutz gesucht hätten. Nach ihrer Befreiung durch deutsche Soldaten sei es ihnen gut ge­gangen. Die Mitarbeit der deutschen Behörden sei über alles Lob erhaben. Sie stellten Verkehrsmittel zur Verfügung, um die holländischen Flüchtlinge in die Heimat zurückzubringen.

Belgier protestiere»

gegen Frankreichs Knltnrschande

Berlin, 4. Juni. Die größte Kulturschande, die sich die West/ Mächte auch in diesem Kriege wieder zuschulden kommen lassen, ist die Entsendung schwarzer Truppen an die Front zurVer­teidigung der europäischen Zivilisation gegen die nazistischen Barbaren". Gegen diese Schamlosigkeit empören sich nicht nur das neutrale Ausland, sondern in erster Linie die Nationen denen durch die farbigen Truppen aus dem Innern Afrikasge­holfen" werden sollte, Das geht aus der nachfolgenden Erklärung hervor, die die Einwohner von Marbais am 19. Mai abgaben:

'Marbais (Brabant), den 19. Mai 1940.

Wir Unterzeichnete, Bürgermeister und Einwohner von Mar­bais, erklären, daß vor der Ankunft der deutsche« Truppen in unserer Gemeinde farbige Soldaten des französischen Heeres zahl­reiche von unserer Bevölkerung verlassene Wohnungen besetzt und geplündert habe». Aus dieser Tatsache gelangen an uns entrüstete Beschwerden der von ihrer Flucht bereits zurückkom- menden Bewol, r. Wir stellen fest, daß gleichartige Handlungen auch von Soldaten der verbündeten Armeen selbst begangen wurden.

gez. Eottaux, Deltour, Laurieux, Deschamps, Desecq.

Immer die alle Methode

Verlust kleiner Kriegsschiffe wird zugegeüe«

Berlin, 4. Juni. Die britische Admiralität gibt bekannt, daß drei britische Zerstörer,Basilisk",Keith" undHavant", ver­senkt worden sind. Außerdem seien 24 kleinere Kriegsschiffe ver­loren gegangen, darunter sechs Minenleger, ein Kanonenboot und acht Schaluppen. Amtlich wird sogar zugegeben, daß der ZerstörerHavant" durch einen Luftangriff versenkt worden ist. Es ist immer die alte Methode: die Verluste kleinerer Kriegs­schiffe werden zugegeben, während die Zerstörung der Schlacht­schiffe, Kreuzer usw. verschwiegen wird.

Marseille

Kurzer Blick auf das Niggerzentrum einesKulturvolkes"

Marseille ist Frankreichs zweitgrößte Stadt und sein bedeu­tendster Handelshafen, darum kann man mit Recht sagen, daß Marseille ein Spiegel, ein lebendiges Bild des ganzen Frank­reich ist. Wie sieht dieses Bild aus? Die Hafenstadt am Mittel­meer mit ihrem bunten und geradezu erschreckenden Rassen­gemisch, die Stadt des llntermenschentums, in der sich alle Laster der Welt ein Stelldichein geben, die Stadt des Rauschgift­handels, der organisierten Prostitution, des internationalen Mädchenhandels und der Korruption bis in die höchsten Veam- tenstellen hinauf ist ein Symbol für den kulturellen Nieder­gang Frankreichs.

600 Jahre vor Christus war das alte Masialia, das die Römer Massilia nannten, ein aristokratischer Freistaat, der eine Reihe von Kolonien an der gallischen und spanischen Küste anlegle und durch Handel und Schiffahrt blühte. Es blieb Jahrhunderte hindurch eine unabhängige Stadt und eine Pflegestätte grie­chischer Bildung. Marseille erlebte im Mittelalter, besonders im 13. und 14. Jahrhundert, als Handelsstadt seine größte Blüte­zeit, 1481 kam es an die französische Krone. In der französischen Revolution hat Marseille eine bedeutende Rolle gespielt. Aus der Hefe des Volkes und freigelassenen Galeerensklaven bildeten sich jene Marseiller Föderierten, auf deren Konto 1792 die furcht­barsten Greueltaten in Paris zu setzen waren.

Um den alten Hafen erstreckt sich heute amphitheatralisch dis Stadt, die auf bergigem Gelände liegt, die Hügel steigen an verschiedenen Stellen bis zu 200 Metern an. Das Delta der Rhone, die Marseille als Verbindungsweg mit dem gesamten Nhonebecken seine Bedeutung gibt, liegt weit genug abseits, um eine Verschlammung des Hafens zu verhüten, aber auch nahe genug, um diese natürliche Wasserhandelsstraße ausnutzen zu kön­nen. Das gesamte Stadtgebiet von Marseille ist größer als das von Paris. Berüchtigt sind vor allem die Viertel in der näch­sten Umgebung des Hafens, das Wohngebiet der untersten und elendesten Klassen von Fremden und Farbigen, wahre Heim­stätten der Armut, des Lasters und des Verbrechens. Nicht um­sonst flüchten alle von der Polizei gesuchten Verbrecher und Hochstapler mit Vorliebe nach Marseille, wo sie in den engen, gewundenen und meist unglaublich schmutzigen Gassen des Hafen­viertels ihre Spuren zu verwischen wissen.

Freilich hat Marseille auch bessere Stadtteile. Das Stadthaus aus dem 17. Jahrhundert am Nordufer des Alten Hafens und die neue Kathedrale am Quai de la Joliette, die im Stil einer byzantinischen Basilika erbaut ist, sind künstlerisch schöne Bau­werke. Besonders stolz sind die Marseiller auf ihre Hauptstraße, La Canebisre", die quer durch die Stadt, schräg abfallend, dem Meere zuführt.Wenn Paris eine Canebisre hätte, wäre es ein kleines Marseille", heißt ein altes Sprichwort. In dieser Hauptgeschäftsstraße, die zum Teil an das bunte Leben süd­licher Vazarstraßen erinnert, daneben aber auch repräsentative Geschäftsstraße ist, tritt dem Fremden das Nassengemisch der Bevölkerung am schlagendsten entgegen. Hier verwischen sich bereits völlig die Linien zwischen gebürtigen Franzosen und den farbigen Völkerstämmen der französischen Kolonialvölker. Die Canebisre ist Geschäftsstraße, aber nicht nur im guten Sinne, denn auch die großen Gangster im Frack, die in den letz­ten Jahrzehnten weit über Marseille hinaus einen verhängnis­vollen Einfluß auf den gesamten Verwaltungsapparat, auf HE