?4iis Stadt und Kreis calw
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vom 17. bis 23. Mai
..Das Mutterherz ist der schönste unverlierbarste Platz des Sohnes, selbst wenn er schon graue Haare trägt — und jeder hat
Sammlung wertvoller Feldpostbriefe
Aufruf des NS-Krirgerbundes Briefe von Angehörigen, aber auch von Freunden, Arbeitskameraden und Kmeaer- lameradschaftsmitglieder, die im Felde stehen,
sind oft wichtig für eine Verwendung, die noch in diesem Kriege wie in späterer Zeit unserem Volke dienen soll. Der NS.-Reichs kr re» zerb und ruft deshalb seine Mitglieder sowie deren Familienangehörige auf, sich an riner großzügigen Sammlung von wertvollen Feldpostbriefen zu beteiligen. Es kommen Briefe aus allen Feldzügen seit 1939 in Betracht. Von besonderem Interesse für die Sammlung sind solche Briefe, die lebendige und anschauliche Schilderungen des gesamten Lebens an" und hinter der Front, auch auf dem Transport, im Quartier und ,m Lazarett, enthalten. Die Briefe sollen m o g l i ch st in Abschrift eingesandt werden. Wo das nicht möglich ist. gehen die Originale dem Einsender wieder zu. Die Einsendungen werden erbeten: An die Feldpostbriefsammlung der ..Reichskrieger-Zeitung". Berlin W30.
vor einem Jahre auf Anregung von Neichs- organisatonsleiter Dr. Ley gegründet sich auf einer Gastspielreise durch Siiddeutschland befindet. Es handelt sich um eine Tanzgruppe von großem künstlerischen Format, die sich me Pflege des klassischen, des Stil- und des Na- tionaltai-.zes zur Aufgabe gesetzt hat. Ihre Darbietungen waren denn auch m diesem Sinne programmatischer Art., Eingangs bezauberten Spitzentänzerinnen in einer Smte von neun Tänzen nach Melodien von Franz Schubert sowohl einzeln wie in Gruppen. Wundervoll abgestimmt und sein ausgewogen in Bewegung, Kostümen, Bühnenbild und Musik das den Geist der Renaissance atmende Tanzspiel „Primavera" (Frühling) nach dem berühmten Gemälde von Sandro Botticelli. eine Schöpfung der Leiterin des Balletts, Derra de Moroda, mit der Musik alter italienischer Meister und eigener The- men von Niioolf Sonner und Rudolf Perak. Und zum Schluß mitreißend über die Buhne wirbelnd das nach ungarischen Volkssitten und Volksmelodien ebenfalls von Derra de Mo- roda gestaltete Ballett „Hungaria", in dem die Ballettmeisterin selbst in einer Solopartie begeisterte. Alles war wie aus emem Guß, alles zeugte von hoher Kunstlerschaft. Kein Wunder, daß für das vor geladenen Gästen, Verwundeten und Riistungsarbeitern Dargcbotene mit stürmischem Beifall gedankt Wurde. Ü.-K. Lckultr
Das Eiserne Kreuz 2. Klasse wurde dem Ober- gefreitcn Matth. Kober von Altburg für beson- swvt» I'nvsprkpit vor dem Reinde verlieben.
„Ariadne auf Na-cc>s''neuinszeniert
»Ilt ZriUuo pni-alr io «len VViiilt. Siastotbeatern
Die Württ. Staatstheater führen zum Abschluß der Spielzeit vier Wochen lang ausschließlich Werke lebender Komponisten ans, ein neuartiges und großzügiges Unternehmen, wie es in dieser Art selbst bei Musik- festen nicht zu finden ist. Die unter dem Titel „Deutsches Opern schassen der Gegenwart" durchgeführte Veranstaltung ist von grundsätzlicher künstlerischer und kulturpolitischer Bedeutung und soll den Beweis erbringen, daß das heutige Opernschaf- fen kraftvoll und bedeutsam aenua ist. um einige Wochen lang den Opernspielplan füllen zu können. Die in das Repertoire au>ge- nommenen Werke haben alle bereits einmal im Stuttgarter Theater ihre künstlerische Wirksamkeit bewiesen, wenn auch einige der vorgesehenen Opern neue Inszenierungen ausweisen.
Als erste dieser Neuinszemerungen kam „Ariadne auf Naxos" von Richard Strauß in einer wahrhaft festlichen Aufführung heraus. H. E. Mutzendecher als Gast-Regisseur hatte die unter der beschwingten Stabführung von Herbert Albert stehende Aufführung nach jeder Richtung hin mit größter Sorgfalt durchgestaltet. . Eine grandiose Jllusionswirkung, wie sie die moderne Oper im Gegensatz zum überalterten Verismus anstrebt, tat sich vor dem festlich gestimmten Publikum auf, die durch die zauberhaften Bühnenbilder von Felix Cz rosset eindringlich unterstrichen wurde.
Unter den Sängern ragte Julius Patzak von der Staatsoper München darstellerisch und vor allem durch sein strahlendes und un- gemein tragfähiges Organ bedeutend hervor, ein Sänger, der sich schon durch sein jüngstes
Feierstunde für kinderreiche Mütter in Ealw
Oer 8ckön8te Dank tür äie Nutter i8t der 3U8 äen ^uZeu ilirer Kincter
Neue Geldlotterie für das Rote kreuz
Auch in diesem Jahre wird die Geldlotterie für das Deutsche Rote Kreuz durchgeftthrt. Für den Losvertrieb, der am 18. Mai beginnt und am 17. August endet, haben sich alle Angehörigen und Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes zur Verfügung gepellt. Der Preis des Doppelloses betrügt 1 Mark, eines Einzelloses 50 Pfennig. In der Ziehung -om 18. bis 21. August gelangen 179 840 Gewinne im Gesamtwert von 400 000 Mark zur Ausschüttung. Der Hauptgewinn eines Düppelloses betragt 50000 Mark.
HVickEiKes irr
Um den Arbeitseinsatz innerhalb der Landwirtschaft zu verstärken, setzen die landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Berufsschulen und Landwirtschaftsschulen ihren Unterricht im Sommerhalbjahr aus. Die freiwerdenden hauptamtlichen Lehrkräfte werden für ernäh- rungs- und betriebssichernde Maßnahmen zur Verfügung gestellt.
Der Reichsfinanzminister gibt durch Nund- erlaß bekannt, daß über Anträge von Angehörigen der Behörden, der Wehrmacht, der Dienststellen der NSDAP., ihrer Gliederungen und der angeschlossenen Verbände auf vorzeitige Rückzahlung des Eisernen Sparguthabens nicht das Finanzamt, sondern die Vorgesetzten Dienststellen des Eisernen Sparers entscheiden.
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Ab sofort wird ein beschränkter P o st- nachnah medien st vom Reich mit dem Ge. biet des Generalpostkommissars Ukraine ausgenommen. Dieser Dienst erstreckt sich nur auf die im Dienstpostverkehr aus dem Reich nach der Ukraine zugelassenen Postsendungen. Es gelten die deutschen Jnlandsgebühren und Versandvorschriften.
kultureller Rundblick
Das KöZ-Ballett begeistert in Stuttgart
Lei cker 18080. Versnslsliung kür Ule VVekrmaedt
Bei der 15 000. KdF.-Wehrmachtsveranstal- tung im Gau Württemberg-Hohenzollern, die am Sonntagvormittag im Großen Hans der Württ. Staatstheater in festlichem Rahmen vor sich ging, lernten wir das Ballett der NSG. „Kraft durch Freude" kennen, das.
Im festlich geschmückten Saal des George- näums wurde den kinderreichen Müttern durch die Ortsgruppenleitung der NSDAP, im Verein mit der Frauenschajt mitten in den schweren und harten Tagen des Krieges eine Stunde der Entspannung und Erhebung geboten. Unter den geladenen Gästen sah man außer den Müttern im Schmucke ihrer Ehrenkrenze Vertreter der NSDAP, und der Stadtverwaltung.
Ein Singchor der Oberschule unter Leitung von Th. Laitenberger und die Spielschar des BDM. bildeten nicht nur eine empfängliche und begeisterungsfähige Zuhörerschaft, sondern bereicherten und verschönten mit ihren musikalischen Gaben die gut vorbereitete und aufs beste durchgeführte Feier.
Den Hauptinhalt der Feierstunde bildete die in ernstem Ton gehaltene Ansprache von Ortsgruppenleiter Nick, die nicht nur der kinderreichen Mutter, sondern der Mutter überhaupt aalt. Zum dritten Mal während des Krieges feiern wir Muttertag; und gerade jetzt sind solche Feiern angebracht, sie bedeuten eine Anerkennung des großen Anteils, den die deutsche Frau und Mutter an dem Freiheitskampse unseres Volkes hat. Ohne sie wäre das deutsche Volk nicht in der Lage, seinen Lebensranm zu behaupten, oder, wie dies heute geschieht, so- ar zu erweitern. Ihr ist es zu verdanken, wenn eute der deutsche Soldat draußen im Feld seinen Mann stellt und heldenhaft, kühn und draufgängerisch den Feind besiegt. Der deutschen Mutter verdankt das deutsche Volk auch die großen, schöpferischen Geister, die Werke für die ganze Menschheit hervorgebracht haben. Schon das ist Grund genug, die deutsche Mutter zu ehren. Aber wir gcoenken auch alles dessen, was sie sonst für das deutsche Volk und die deutsche Familie leistet. Am Muttertag ist Mann und Kind bemüht, ein klein wenig an der großen Schuld abzutragen gegenüber der Mutter; ihr die Liebe zu vergelten, mit der sie die ganze Familie umgibt. Denn diese Mutterliebe schafft und tröstet, hilft und sorgt nicht etwa für sich, sondern stets für die andern. Und wieviel verdankt jeder Einzelne seiner Mutter von der frühen Kindheit an! Mit Recht rühmt darum
Carmen Silvia, die königliche Dichterin: „Der schönste Name im Erdenrund, das schönste Wort in Mcnschenmund ist: Mutter"!
Die Mutter erlebt den Krieg viel stärker als der Mann; auf ihr lastet der seelische Druck gewaltiger. Sie bangt mit ihrer Liebe um Mann und Sohn und Anverwandte; sie erlebt die Strapazen derer draußen mit; viel schlaflose Stunden zehren an ihrer Kraft. Und doch kennt sie kein Erliegen, auch dort nicht, wo das Schicksal mit harter Hand ihr ein Glück zerstörte.
Loch was hätte dies alles für einen Sinn, wenn nicht gleichzeitig das Volk in seinem Bestand gesichert würde! Darum gedenken wir heute im besonderen der Mutter, die in diesem ahr dem deutschen Volk ein Kind geboren hat. s ist bereits zur Sitte geworden, daß am Muttertag die kinderreichen Mütter besonders heraus- estellt werden als Anerkennung für ihre beson- eren Verdienste dem Staat gegenüber. Von Staats wegen wird diesen Müttern besondere Achtung entgegengebracht.
Wenn am heutigen Tage verschiedenen Frauen das Ehrenkreuz überreicht wird, so geschieht dies im tiefen Gefühl des Dankes. Der schönste Dank für die Mutter ist freilich der aus den Augen ihrer Kinder. Mit dem Wunsche, daß sie noch viele Jahre das Ehrenkrcuz tragen mögen, wurde das Ehrenzeichen sieben Muttern unserer Stadt feierlich überreicht mit einem farbenreichen Blumcnangebinde.
Bürgermeister Göhner sprach den mit dem Ehrenkreuz bedachten Müttern im Namen der Stadtverwaltung noch seine besonderen Glückwünsche aus.
Verliehen schon die musikalischen Darbietungen der Calwer Jugend der Feier einen festlichen Charakter, so besonders die ernsten und heiteren Gesänge von Fräulein Trude Sann- w a l d, die mit feiner Einfühlung am Klavier begleitet waren. Diese reichen Gaben für Herz und Gemüt vermochten jung und alt zu begeistern.
Das Erleben dieser Feierstunde wird noch lange in den Herzen der Teilnehmer nachklingen und neue Kraft zum Kampfe wecken.
Gastspiel »i oer ^kruvernore' in Sie verzen der Stuttgarter gesungen hatte und der setzt als Bacchus wieder eine schlechthin vollendete Leistung bot. Paula Kapper als Ariadne überraschte im Sologesang wie auch in, Duett mit Patzak durch den angenehmen/ wc-meu Wohlklang ihrer Stimme, während O-ga Moll eine entzückende Zerbinetta stellte, deren herrliche Koloraturen bei offener Szene Beifall fanden.
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Oie LanöeshauptstaöL melöet
Die Zahl der Ehren Patenfamilien in Stuttgart hat sich im vergangenen Jahr um 225 auf 1148 erhöht. Auch am diesjährigen Muttertag nahm Oberbürgermeister Dr. Strölin bei einer Feier im Konzertsaal der Liederhalle die neuen erbgesunden Familien, denen im Laufe des letzten Jahres das vierte Kind geboren worden ist (darunter elf Familien mit Zwillingen), in den Kreis der Patenfamilien der Stadt Stuttgart auf.
Unter Mitwirkung von sieben Musikkorps und 24 Spielleuten sowie einem aus 400 Unteroffizieren und Mannschaften des Heeres bestehenden Soldatenchor führte das Wehrkreiskommando V über Samstag und Sonntag drei Heeres-Großkonzerte zugunsten des Deutschen Roten Kreuzes durch. Sämtliche Veranstaltungen waren bis auf den letzten Platz ausverkauft.
Neues von den Wurticuidergischcn Staatstheatern. Im Zyklus „Deutsches Opernschaffen der Gegenwart" wird am 20. Mai, „Daphne" von Richard Strauß nach längerer Pause neu cinstudiert wieder in den Spielplan ausgenommen. — Am 22. Mai wird „Arabella" von Richard Strauß gegeben. — „Ich brauche dich", Hans Schwcikarts neueste Komödie, wird am 21. Mai nn Kleinen Hans erstaufgcfübrt. — Earl Orrs wird am 19. Mai der Aufführung seiner Kantate „Carmina Buraun" vora'chsic"'-h b? '' '
Oer Rundfunk am Montag
Reickisvrogramm: Wilhelm Kemvkt bielei allen Freunden des Klaviers Schövlunaen von Beclbvvcn in der Zeit von 18.80 bis 18 Uhr. — Gcvlicate Unterhaltungsmusik aus Over und Konzert von Svobr bis Smetana hören wir in dem „Nachmittagskonzert" des Unterhaltungsorchesters vom News- sender Wien von 18 bis 17 Uhr. Geltung: Max Schönberr.i — „Leichte Mischung" nennt sich dle Hamburger Sendung von 17.18 bis 18.30 Ubr unter Leitung von Otto Ebel von Tosen und Jan Hossmann, die mit beliebten volkstümlichen und tänzerischen Weisen Neierabendstimmung schasst.
Deutschlandseuder: Das Kammcrorcbester Karl Ristcnvart und die Solisten Karl von Baltr «Bio- linei und Hein» Höfs sKlöte) führen die ..Schön» Musik zum späten Nachmittag" von 17.18 bis 18.30 Ubr auf. — Julius Patzak bietet zur Begleitung von Michael Raucheisen von 20.15 bis 21 Ubr den zweiten Teil des Schubertschen Liederkreises „Tie schöne Müllerin". sSvrcchcr: Mathias Wicmann.i
Wochendienstplan der HI.
Hitler-Jugend Gefolgschaft 1/401. Montag: Uebung des SZ. 20 Uhr Turnhalle. — Dienstag: Antreten oer gesamten Scharen Handelsschule um 19.30 Uhr vor Ball 6. Alles Turnsport mitbringen. — Mittwoch: Antreten der gesamten Scharen 1, 2 und 3 (Calw) um 20 Uhr an der Alten Post. SZ. Instrumente mitbrin- geu. — Donnerstag: Sportdienst 20 Uhr am Sportplatz Hirsauerstraße. — Freitag: Antreten des gesamten Führerzugs um 20 Uhr an der Alten Post. Turnsport mitbringen.
Fähnlein 1 und 2/401. Montag: Antreten des Führerzugs um 19 Uhr mit Sportkleidung auf dem Brühl. — Dienstag: SZ. Uebung (Anfänger) um 19 Uhr. Mittwoch: Antreten des gesamten Standorts mit Sportkleidung auf dem Brühl um 15 Uhr. — Freitag: Um 19 Uhr SZ. und FZ. Uebung.
JM.-Gruppe 1/401. Dienstag: Turnen von JM.-Führerinncn und Sportdienstgruppen um 18 Uhr auf dem Turnplatz. Bei Regen fällt der Dienst aus. — Mittwoch: Schar 2 und 3 treten um 14.30 Uhr, Schar 1 und FA.-Schar um 16 Uhr mit Turnsport an der Turnhalle an. Scbar 4 tritt um 15 Ubr am Sal-kasteu -
Und mm liegt das Hey
i Roman von Else Jung-Lin bemann. l4. Fortsetzung)
Seine Schutzbefohlene, — War es so? Natürlich war es so. Er konnte ne doch nicht einfach im Stich lassen, nachdem er sie zu diesem nächtlichen Abenteuer verleitet hatte. Im Hellen Schneelicht des Morgens erschienen ihm die Erlebnisse der letzten Nacht wirklich wie ein Abenteuer.
Er sah auf seine Taschenuhr und erschrak. Das war doch nicht gut möglich! Zehn Uhr? Um elf ging der D-Zug von Weiden ab!
Eisenlohr fluchte, kleidete sich in Hast an. rasierte sich mit fliegenden Händen und warf plötzlich das ganze Zeug zusammen. Es hatte reinen Zweck, daß er sich abhetzte. Weiden war nur mit einem Auto zu erreichen. Woher sollte
so rasch ein Auto bekommen?
Und dann war auch Marlene da. Er mußte sich um sie kümmern, mußte so gut für sie geleigt haben, daß er beruhigt abreisen konnte.
Als er aus der Kammer trat, sah er Anni mit einem Tablett aus Marlenes Zimmer kommen.
„Ist unsere Patientin schon wach?" fragte er
Das Mädchen nickte. „Sie hat schon gefrllh- st'E — wenn Sie zu ihr gehen wollen —
Eisenlohr schickte sie „och einmal hinein und «teß fragen, ob sein Besuch angenehm wäre ,mußte eine kleine Weile warten, dann" riei ihn Anni herein.
„Guten Morgen, Fräulein M-rker". jagte er.
Marlene saß aufrecht im Bett und lächelte ihm froh entgegen.
„Es geht mir viel besser. Frau Müller, un- "2 aut« Wirtin, hat schon ein paarmal den mfchlag erneuert und jagt, daß die EejchMulst
zurllckgegangen wäre. Ich glaube, ich kann doch fahren. Was meinen Sie. Herr Doktor?"
Eisenlohr hatte mit einemmale seine» Aer- ger vergessen. Nun er Marlene sah. war es ihm nicht mehr so verdrießlich, daß von Weiden ein Zug abging, der ohne ihn nach Berlin fahren» würde.
„Ich meine, daß wir heute noch fleißig Umschläge machen werden, und wenn alles gut geht, morgen mit dem Neunuhrzug nach Berlin reisen. Heute kämen mir ohnehin nicht mehr von hier weg", sagte er beiter, als wäre es ihm selbstverständlich und ein Vergnügen, noch einen ganzen Tag und eine Nacht in einem Dorsgasthaus an der Strecke Regensburg—Hof zu verbringen.
-Liber das geht doch nicht!"
Marlene war verzweifelt. Sie sollte morgen schon im Dienst sein. Morgen war der fünfzehnte Januar. Rechts rnwalt Cordes rechnete init ihrem pünktlichen Antritt.
„Ich habe die Stelle durch eine Empfehlung bekommen", erklärte sie Eisenlohr. „Doktor Cordes hat sie mir so lauge offengehaltcn, weil ich durch einen Krankheit--, und Todesfall in meiner Familie nicht schon am ersten Januar eintreten konnte. Jetzt diri ich nicht länger auf mich warten lassen, Herr Doktor, das müssen Sie doch verstehen."
„Ich werde Ihren Chef anläutm. Fräulein Merker", antwortete Eisenkohr. „Wenn ich acfrühstückt habe, lasse ich mich mit Berlin verbinden. Das läßt sich leicht machen, da Ich auch in eigener Sache telefonier» ui uh, und den Arzt in Weiden werde ich ebenfalls anrufen und herbitten."
Marlene widersprach. Sie wollte keinen Arzt baben.
»Die kleine Verstauchung wird auch ohne ihn gut. Ich kann den Fuß schon wieder ein bißchen bewegen", sagte sie. ..Und nun gehen Sic UW lassen Hie sich einen heißen Kaffs« geben,
er ist ganz annehmbar, und die hausgemachte Wurst kann ich Ihnen au,b empfehlen."
Eisenlohr war gerührt. Er fand es netr von ihr, daß sie sich um sein leibliches Wohl kümmerte
„Geben Sie mir die Anschrift Ihres Ebefs. Vielleicht haben Sie sogar die Telefonnummer?"
Marlene hatte beides. Sic reichte Eisenlohr einen zusammengefaltenen Brief aus ihrer Handtasche.
„Auf dem Firmenkovf finden Sie alles was Sie brauchen — und vielen Dank für Ihre Mühe."
Unten in der warmen Gaststube wartete ein reichliches Frühstück auf ihn. Frau Müller leistete ihm Gesellschaft, und Eisenlohr erfuhr, daß leider kein Telefon im Hause wäre. Er müsse sich schon zur Postagentur bemühen, sie läge ganz nahe und wäre '.licht zu verfehlen.
Als Eisenlohr aus dem Haustor trat, blieb er überrascht stehen. Weiß, schneeweiß war alles. Die Zäune waren fast versunken, in einer Fülle frischgefallenen Schnees. Die Bäume neigten ihre schncebeladenen Acste tief herab. Aus den Dächern der kleinen Häuser, die den Kirchplatz umstanden, leacn dicke, weiße Polster.
Eisenlohr atmete tief aui. Köstlich rein war di« Luft. Es war nicht kalt, und als er nun in den frischen Spuren eines schweren Män- nerstiefels durch den Schnee ging, überfiel ihn ein fast jungenhafter Uebermüt.
Hatte er nicht Ferien? - Noch einen ganzen Tag?
Freilich, der Professor erwartete ihn. Aber er konnte ruhig noch einen Tag länger warten.
Und sein Urlaub? Der ließ sich verlängern. Er braucht« nur Professor Meininger „n Institut in München anzurufen.
Holla — das waren nun schon drei Gespräche. die er anmeldep mußte. Würde ein
bißchen lange dauern, bis er alles erledigt hatte. Was tat das schon? Er hatte ja so viel Zeit.
Das war auch etwas Ungewohntes — Zeit zu haben.
Als Eisenlohr die kleine Postagentur betrat, wappnete er sich mit viel Geduld und guirr Laune, und das war nötig, denn der Beau s war recht umständlich und fragte mehrmals, bis er alles begriffen Kalte.
' Während er die Gespräche nach Berlin anmeldet«, stand Eisenlohr an dem niedrigen Fenster und schaute einer heiß entbrennenden Schneeballschlacht der Dorsjugend zu. die eben aus dem gegenüberliegenden Schulhaus gestürmt war.
Am liebsten hätte er mitgemackt. Diese Buben! Es waren ein paar tüchtige Draufgänger unter ihnen, und die Mädchen standen dabei und feuerten die kleinen Kämpfer an.
Daß es so etwas noch gab! Ein verschneites Dorf, Jungen und Mädel stämmig und rotbackig, eine Schneeballschlacht — und wahrhaftig — dort drüben bauten ein paar Buben einen Schneemann!
Eisenlohr juckte es in den Fingern. Wie lange hatte er keinen Schneemann mehr ne- baut? Wie lange war er schon nicht mehr o richtig durch tiefen Schnee gestapft, und ein winterlich stilles Dorf, fernab von der Groß, stadt. war ihm auch etwas Fremdes geworden.
Die drei Gespräche, die er dann kurz Hinte-- einander führte, rissen ihn wieder ein wenig heraus aus dieser leisen Verzauberung, und e'z er di« Postagentur endlich verlassen konnte, stellte er fest, daß er zwei kostbar« Stunden darin verbracht hatte.
Zum Gasthaus zurückgekehrt, erlebte er eins Ueberraschung. Marlene war außer Bett. Sie saß in der warmen Stube auf dem Sofa, da» linke Bein hochgelagert, und war eben dabei, den Umschlag zu wechseln. (Fortj. folgt.).