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Nr. 111
Mittwoch, äen 15. Mai 1940
114. Jahrgang
hat kapituliert;
Der holländische Staat in fünf Tagen zur Kapitulation gezwungen. — Unter dem gewaltigen Eindruck der deutschen Angriffe
Das historische Schlachtfeld von Ligny erreicht
Deutsche Truppen in Diuant, Gipst und Gedan eiugerürtt
DNB. Berlin, 14. Mai. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Nach der Kapitulation von Rotterdam und angesichts der bevorstehenden Bedrohung der holländischen Hauptstadt hat der holländische Befehlshaber den ausfichtslosen Widerstand ausgegeben und seinen Truppen den Befehl zur Einstellung des Kampfes erteilt. Zn Zeeland geht der Kampf weiter.
DNB. Berlin, 14 Mai. Wie wir schon mitteilten, hat der Oberbefehlshaber der holländischen Truppen unter dem Eindruck ücr Kapitulation von Rotterdam sowie der bevorstehenden Einnahme von Utrecht und Den Haag für die gesamte holländische Armee die Niederlegung der Waffen befohlen. Damit ist am 5. Tage des gegen Deutschland provozierten Kampfes der holländische Staat zur Kapitulation gezwungen worden. Die Pro- rinz Zeeland umfaßt die vorgelagerten Inseln, über die der holländische Befehlshaber offensichtlich keine Vefehlsgewalt mehr besitzt. Jhe Besetzung durch deutsche Truppen ist nur eine Frage von Tagen. Dieser gewaltige Erfolg wurde errungen im Zusammenwirken der deutschen Truppen des Landheeres und der Luftwaffe. Er stellt eine militärische Leistung einziger Art dar.
DNB. Verlin, 14. Mai. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Unter dem gewaltige« Eindruck der Angriffe deutscher Sturzkampfslieger und des bevorstehenden Panzerangrisfs auf die Stadt hat Rotterdam kapituliert und sich dadurch vor der Vernichtung bewahrt.
Zn Nordbelgien haben deutsche Panzerverbände in der Verfolgung des zuriickslutenden Feindes Ligny, das historische Schlachtfeld von 1815, erreicht.
DNB. Berlin, 14. Mai. Deutsche Truppen sind nach gewaltigen Marschleistungen durch Siidbelgien bis an die Maas in Dinant, Givet und Sedan eingerückt.
Einbruch in die Festung Hnllnnd
Vordringen gegen die Schelde-Mündung — Der Turnhont- Kanal überschritten — Die Maas zwischen Namur und Di- vet erreicht — Die Maas auf sranzösischem Gebiet überschritten — Engländer und Franzosen südlich Pirmasens gefangen — Rund 18V Flugzeuge am 13. Mai abgeschossen DNV. Führer-Hauptquartier, 14. Mai.
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Ln Holland ist es gelungen, den Einbruch in die Grcbbe- Linie südostwärts Amerssoort zu erweitern und in Rich - tunglltrecht Raum zu gewinnen. Weitere Kräfte wer- den von Süden her in die Festung Holland hineingeführt, in der unsere Truppen nach Vernichtung einer feindlichen Kräftegruppe bei Dortrecht bis Rotterdam durchgestoßen sind. Weiter südlich drangen unsere Truppen über Breda gegen die Schelde-Mündung vor. Rosendaal wurde genommen.
Ln Belgien wurde gestern auch der Turnhout- Kanal südlich der gleichnamigen Stadt überschritten und weiter südlich die Große Gelte erreicht. Nördlich Nauru r stoßen unsere Panzerkräfte den auf die befestigte Dyle-Stellung zurückgehenden feindlichen Panzern nach, die burch die vorausgegangenen Angriffe aus der Luft und aus der Erde stark erschüttert sind.
Die Stadt LLttich ist in deutscher Hand.
Lm Raume südlich der Linie Lüttich — Namur haben unsere Truppen die Ardennen hinter sich gelassen und mit Anfängen die Maas zwischen Namur und Givet erreicht. Auch inSLdbelgien verlaufen unsere Bewegungen rasch und planmäßig. Die französisch-luxemburgische und französisch-belgische Grenze ist bis in die Höhe von M e - -irres — Charleville fast überall erreicht und an vielen Stellen überschritten. Unter dem Schutz von ununter- vrochen angreifenden deutschen Kampf-, Stuka- und Zer- ftorerverbiinden und deren niederschmetternder Wirkung gelang es, die Maas auch auf französischem Gebiet zu überschreiten.
Südlich Saarbrücken zeichnete sich der Leutnant eines Älsanterie-Regiments, Otto Schulz, dnrch besondere Tapferkeit aus. Ln Erweiterung der gestrigen Angriffs- Erfolge brachen wir in der Gegend von Merzig und süd- «ch Pirmasens in die feindlichen Stellungen ein «nd "ahmen Engländer und Franzosen gefangen.
Außer der starken Unterstützung des Heeres griff die Luftwaffe verschiedene feindliche Flugplätze an. Auf dem Flugplatz Hamstede wurden allein 28 am Boden stehende Flugzeuge zerstört. Im ganzen betrugen die Verluste des Gegners am 13. Mai etwa 15V Flugzeuge, Lavon wurden im Luftkampf 47, durch Flakartillerie 37 abgeschossen. 27 eigene Flugzeuge werden vermißt.
Neue deutsche Erfolge
Verfolgung geworfener britischer, französischer und belgischer Kräfte auf die Dyle-Stellung Berlin, 14. Mai. Deutsche Truppen warfen am Dienstag britsche, französische und belgische Kräfte an der Gelte und verfolgten sie in Richtung auf die Dyle-Stellung bei Loe- wen und Wavre.
Berlin, 14. Mai. 2m Laufe des Dienstags wurden «ach bis jetzt vorliegenden Meldungen im Raume von Sedan von deutschen Jagdfliegern 7V feindliche Flugzeuge abgeschossen. Es ist damit zu rechnen, daß das Abschußergebnis sich noch wesentlich erhöht.
Grotzkampf zwischen Panzerverbänden
Die Franzosen schwer geschlagen Berlin, 14. Mai. Nordwärts Namur kam es zum erstenmal in diesem Krieg zu einem Großkampf zwischen Panzerverbänden. Französische Panzergeschwader waren deutschen Panzerkriif- ten entgegengeschickt worden, um ihr weiteres Vordringen in Richtung auf die Dyle-Stellung zu verhindern. In engem Zusammenwirken mit Kampfoerbände« der Luftwaffe «ahmen die deutschen Panzerkräfte unverzüglich den Kampf aus. DieFran- zosen wurden geschlagen und flutete« zurück. Hierbei faßte die deutsche Luftwaffe sie nochmals. Stark erschüttert gehen sie nunmehr, verfolgt von de« deutsche» Panzerverbänden, auf die Dyle-Stellung zurück.
Großerfolge auch zur See
Zwei Kreuzer, ein Zerstörer versenkt
Ein Kreuzer, ein 25 000 Tonnen-Dampser in^Brand gesetzt Erfolgreicher deutscher Luftangriff im Seegebiet der niederländischen Küste
DNB. Berlin, 14. Mai. Die deutsche Luftwaffe hat heute im Seegebiet der niederländischen Küste feindliche Seestreitkräfte und Transporter erneut angegriffen. Es wurden zwei Kreuzer versenkt, ein Kreuzer durch eine Bombe schwer getroffen und in Brand gesetzt. Ein Zerstörer versenkt, ein 25 VVV-Tonnen-Dampfer von einer schweren Bombe getroffen. Dieser brennt seit mehreren Stunden. Weiter wurde ein 8000-Tonneu-Dampser durch Bombertrefser schwer beschädigt.
Die Maginot-Linie Belgien
Die Maas — natürliche Verlängerung der Maginot-Linte Berlin, 14. Mai. Nach dem OKW.-Bericht vom 14. Mai haben die deutschen Truppen mit Anfängen die Maas zwischen Namur und Givet erreicht. An anderen Stellen wird gesagt, daß feindliche Kräfte auf die Dyle-Stellung zurückgeworfen worden sind. Die Maas bildet in ihrem Lauf an der französisch-belgischen Grenze eine natürliche Verlängerung der Maginot-Linie nach Norden. Sie ist selbstverständlich von den Franzosen durch Befestigungen aller Art in jahrelanger Arbeit verstärkt worden. Seit Beginn des Krieges haben die Franzolen weiter an dem Ausbau dieser von der Natur besonders begünstigten Stellung gearbeitet. Die Verlängerung dieser Abwehrzone nach Belgien hinein bildet ebenfalls die Maas bis Namur, wo sie einen scharfen Knick nach Osten macht. Von hier aus über Wavre und Loewen nach Antwerpen hinauf ist der Abschnitt der Dyle als äußerste Verlängerung der Maginot-Maas-Linie durch besonders starke Stellungen festungsartig ausgebaut worden.
Für den Sachkenner ist hieraus ersichtlich, wie eng die Zusammenarbeit der französischen und belgischen Regierungen und Generalstäbe gewesen sein muß, und daß schon lange vor Beginn des Krieges der Ansbau der Befestigungszone auf die beiderseitige» Bedürfnisse abgeftimmt werden konnte.
Der siegreiche Vormarsch
Seit fünf Tagen befinden sich die deutschen Armeen im Vormarsch durch die Niederlande und Belgien. Es find Vorentscheidungen gefallen, die für die weitere Kriegführung von ungeheurer Bedeutung sein werden. Die stärkste Festung der Welt, Lüttich, wurde innerhalb von drei Tagen überrannt. Die belgische Hauptwiderstandslinie, die Albert-Kanal-Stellung, ist zu Fall gebracht, und zwar im Zusammenwirken zwischen Luftwaffe und Panzerkräften. In Südbelgien geht der Angriff planmäßig weiter und hat die französisch-belgische und französisch-luxemburgische Grenze erreicht.
Die Wehrmachtsberichte lassen erkennen, mit welcher Entschlossenheit die deutsche Führung ihren Operationsplan verwirklicht. Schon am zweiten Tag waren die nördlichen Provinzen von Holland bis zur Ostküste der Zuidersee besetzt. Südlich der Zuidersee hatten die Holländer ihre Hauptwiderstandslinie aufgebaut. Hintereinander liegen von Ost nach West die I s s e l st e l l u n g sowie die Gr ebbe- und Peellinie. Die Erebbelinie verläuft aus dem Raum von Amersfort nach Rhenen am Niederrhein; südlich davon ist in dem Maasbogen die Peelstellung eingebaut, die bis zu dem Dorf Roermond an der Maas verläuft. Alle drei Stellungen wurden bereits am 12. Mai von den deutschen Truppen in unaufhaltsamem Angriff durchstoßen. Den entscheidenden Einfluß auf diesen raschen Erfolg hat der Einsatz der Luftlandetruppen ausgeübt, die durch die Luftwaffe weit hinter den feindlichen Linien, und zwar in der Hauptsache in dem Raume von Rotterdam, abgesetzt worden waren. Wie der Wehrmachtsbericht vom Montag bekanntgab, haben die westlich des Süd-Willem- Kanals vorgehenden deutschen Truppen die Verbindung mit den auf dem Luftwege gelandeten Verbänden hergestellt. Hieraus ist zu schließen, daß der holländische Widerstand sich heute im wesentlichen nur mehr auf die „F este Holland" konzentriert, die etwa den Raum umfaßt, der sich zwischen der Rheinmündung und der Küste einerseits und der Linie Amsterdam—Utrecht andererseits befindet. Die Aufrollung dieser Verteidigungsstellung im Raum der Städte Hilversum, Utrecht, Rotterdam und Haag von Süden her ist im Gange. Der Einbruch in die Festung Holland ist bereits in vollem Gange.
Unter den Schlägen der deutschen Luftwaffe wurde nicht nur der Vormarsch vorbereitet, vor allem wurde die Luftwaffe der Gegner schwer getroffen. Meldet doch der Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht, daß schon in den ersten drei Tagen über 1000 feindliche Flugzeuge abgeschosjen oder vernichtet wurden. Diese Verluste machen sich jetzt schon in der Luftkriegführung gegen den deutschen Vormarsch bemerkbar.
Die Einnahme von Lüttich als des Eckpfeilers der starken Albert-Kanal-Stellung ist eine Großtat ersten Ranges, die den Weg in Mittelbelgien öffnete. Sie erfüllt jeden Deutschen mit höchstem Stolz. Die ausländische Prcsse ist einig darin, daß Lüttich zu den stärksten Festungen der Welt zählt. Die Bewunderung über die Leistungen der deutschen Truppen bei Lüttich ist deshalb groß. Bekanntlich wurde im Anschluß durch Luftunternehmungen und den dadurch erzwungenen Durchbruch von Panzerkräften die Albert-Kanal-Stellung zu Fall gebracht. Der Rückzug der Belgier wurde von unseren Truppen stark bedrängt.
Der Krieg ist in sein entscheidendes Stadium eingetreten. Noch ist der Zusammenprall mit den Massen des englisch- französischen Heeres nicht erfolgt, die Erfolge unserer Truppen seit Freitag geben uns die Zuversicht, daß auch weiterhin der deutsche Sieg immer näher rückt.
Hollands Regierung nach London geflüchtet
»Flammender Aufruf" an das verlassene Volk
Kopenhagen, 14. Mai. Der Ministerpräsident und die Regierung der Niederlande kamen, wie Reuter meldet, am Dienstag morgen in London an. Während sie sich schon auf dem Wege in das Asyl befanden oder bereits in London eingetroffen waren, das die Zuflucht so mancher Feinde einer neuen und gerechteren Ordnung der Welt geworden ist, erließen sie am Dienstag um 11 Uhr vom englischen Kurzwellensender aus in holländischer Sprache einen flammenden Aufruf an die Zurückgebliebenen, in dem es heißt: „Holländische Beamte im besetzten Gebiet tut ei"? Pflicht, flüchtet nicht und bleibt auf euren Posten." Sie vergcn . .r dabei zu sagen, wie wir!
Auch in diesem „flammenden Aufruf" hat die holländische Regierung nur die Methode jener englandhörigen Regierung.:: übernommen, die ihr elendes Leben rettend, ihr Volk dem Unglück überließen, in das sie es gebracht hatten.