8. Seite — Nr. 101
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
samkeit der Deutschen zur See, meinte, es wären ausgesprochene Schwächezeichen und hoffte, daß die Amerikaner bestimmt dabei lein wollten, den Frieden zu garantieren und bei der Lösung ökonomischer Probleme mitzuhelfen, wenn der Krieg vorbei sei. Aber Norwegen und Schweden sollten sich über die Linie besprechen, die sie im Falle eines Krieges zu verfolgen gedächten, und was sie zur Unterstützung brauchten und erwarteten. Und das sollten sie durch ihre Gesandten in London Vorbringen, je eher desto besser, sagte er. Dies Letztere unterstrich er mehrmals.
Ihr ergebener: gez. M. Martinsen.
England erklärt auch den Walfischen den Krieg
Bruch der internationalen Abmachungen über die Fangzeit
WPD. Der Walfängerverein für 1939 hat kürzlich dis endgültigen Produktionsziffern der Fangsaison 1938/39 bekanntgegeben. Mit einer Ausbeute von 2,821 Mill. Faß liegen die Erträgnisse abermals erheblich unter den Vor- jahrsziffern. 1937 38 wurden 3,655 Mill. Faß, in der Saison 1936/37 3,211 Mill. Faß gewonnen. Der starke Rückgang gegenüber 1937,38 wiegt um so schwerer, als gegenüber dieier SaHon die Zahl der Waliaimmutterichine von 31 aus 34 und der Fangb'oote von 256 aus 281 gestiegen war. Da der wesentliche Teil der Iahreserträge, rund 83 v. H., auf die Expeditionen entfällt, die der internationalen Walfangvereinbarung angeschlossen sind und im großen und ganzen in der Saison 1938.39 die neuen Schutzbestimmungen in Kraft waren, mag der Rückgang gegenüber den Voriahrserträgen zu einem gewissen Umfang durch die starke Beachtung dieser Schutzregeln erklärt werden.
Die Gefahr der „Ueberfischung" der Antarktis schien durch den Ausbruch des europäischen Krieges und die weitere Verminderung der nach der Antarktis gehenden Expeditionen gemindert. In der letzten Saison 1939/40 waren nur 28 Mutterschiffe und 226 Fangboote unterwegs. Teilweise haben diese Expeditionen über recht gute Fangergebnisse berichtet, so einige norwegische und insbesondere japanische Gesellschaften. Finanziell wird sich das Ergebnis für diese Gesellschaften noch günstiger stellen, da die Preise für Waltran inzwischen erheblich gestiegen sind — von 15 bis 16 Pfund Sterling aus 40 Pfund Sterling.
Die Preisentwicklung dürfte mit ein Anlaß für den neuen englischen Rechtsbruch gegeben haben: die englischen Koche- reien und Fangschiffe haben im Gegensatz zu der internationalen Vereinbarung und dem Verhalten der übrigen Gesellschaften sich nicht an den Schluß der Fangsaison gehalten, die am 7. /März endet, sondern in der Antarktis weiter gejagt. Ich rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht bedeutet dieser englische Rechtsbruch einen beispiellosen Äer- stoß gegen internationale Vereinbarungen. Er wiegt um so schwerer, als er ein Abkommen zerschlägt, das auf besonderes Betreiben der Engländer zustandekam und am 8. Juni 1937 in London von allen am Walfang beteiligten Ländern imit Ausnahme von Japan) unterzeichnet wurde. Auf Grund der Proteste dieser Länder hat die englische Regierung erklärt, daß es sich um ein „selbständiges Vorgehen" der englischen Walfanggesellschaften handelte. Die Entschuldigung der britischen Regierung ist unwahr und töricht. Denn England wie dem Ausland ist bekannt, daß die britische Schiffahrt seit dem 1. Februar der Regierung untersteht und keinerlei Dispositionen selbständig treffen darf. Es würde dem britischen Schiffahrtsministerium und dem englischen Nachrichtendienst ein trauriges Zeugnis ausstellen, wenn die englische Regierung vom 1. Februar bis zum 7. März nicht eine Verbindung zu ihren Walfanggesellschaften Herstellen könnte, ganz abgesehen davon, daß die Unterstellung der britischen Handelsflotte unter die Regierung schon monatelang vor dem 1. Februar in allen Einzelheiten vorbereitet wurde. In Wirklichkeit hat die prekäre Rohstofflage auch auf dem Gebiet der Margarineherstellung und die aus der ständigen Entwertung di^- Pfundes wachsende Schwierigkeit, Walöl im internationalen Markt zu kaufen, die Engländer dazu bestimmt, ohne Rücksicht auf international verbürgte Rechte auf die Erhaltung des Walbestandes und die Lebensinteresfen und Arbeits
möglichkeiten anderer Völker, die Fanggebiete der Antarktis auszubeuten.
Die Ergebnisse werden allerdings kaum die Ausfälle wettmachen, die England aus dem Verzicht auf die norwegischen Lieferungen und Bestände erwachsen. Denn für die Sicherung seines normalen Bedarfes pflegte England in normalen Zeiten den größten Teil der norwegischen Walöl- erzeugung aufzukaufen.
Bade»
Geheimrat Dr. Karl Bosch f
Heidelberg. In der Nacht zum Samstag ist hier Eeheimrat Prof. Karl Bosch von der 2G. Farbenindustrie AG. gestorben. Bosch wurde 1874 in Köln geboren. Er unterzog sich zunächst für ein Jahr einer praktischen Tätigkeit in der schlesischen Ma- rienhütte. 1899 trat er in die damalige Badische Anilin- und Sodafabrik ein und begann damit seine große Erfinderlaufbahn, die zu größten praktischen und wissenschaftlichen Erfolgen führte.
Geheimrat Prof. Dr. Carl Bosch ist bekannt geworden durch die Erfindung der Stickstoff- und der Venzinsynthese. Lange Jahre stand er an der Spitze des Aufsichtsrates der JE. Farbenindustrie AE. Für seine großen praktischen und wissenschaftlichen Leistungen wurden Bosch zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen zuteil. So war er u. a. Präsident der Lilienthal-Ee- sellschaft für Luftfahrtforschung, Präsident der Kaiser-Wilhelm- Eesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, Wehrwirtschaftsführer und Mitglied des Eeneralrates der deutschen Wirtschaft.
Karlsruhe. (W e i n - „V e r b e s s e r e r" vor Gericht.) Die zweite Strafkammer verurteilte den Weingroßhändler Eottlieb Wilhelm Kronenwett aus Karlsruhe wegen fahrlässiger und vorsätzlicher Vergehen gegen das Weingesetz zu vier Monaten Gefängnis, verbüßt durch die Untersuchungshaft, sowie 8000 RM. Geldstrafe. 23 800 Liter Wein wurden eingezogen. Der Angeklagte hatte seine Vuchführungspflicht verletzt, Weine zweier Jahrgänge vermischt und unter irrefübrenden Bezeichnungen verkauft, Weine rückverbessert und mit Malaga verschnitten.
Karlsruhe. (Verkehrsunfall.) Am Freitag nachmittag wurde am Hotel „Germania" eine Frau mit einem Kinderwagen, in dem sich ein vier Monate altes Kind befand, von einem Lieferwagen, als sie die Straße überqueren wollte, an- gcfahren. Die Frau wurde erheblich, das Kind leicht verletzt. Tie Schuld liegt bei dem Lenker des Wagens.
Heidelberg. (Slowakische Schriftleiter) Die auf einer Rundreise durch Deutschland begriffenen slowakischen Schriftleiter trafen im Omnibus über die blühende Bergstraße von Frankfurt kommend in Heidelberg ein. Sie machten noch eine Rundfahrt und fuhren dann nach Würzburg weiter.
Mosbach. (Der „selige" L a stz u g f a h r e r.) Der Last- traftwagenfahrer L. Schmitt hatte unterwegs auf der Heimfahrt non Heilbronn so lange „getankt", bis er „selig" war und schließlich am Steuer einschlummerte. Der Wagen machte sich natürlich selbständig und riß am Bahnübergang der Strecke Mosbach— Osterburken Teile der Bahnschranke weg, fuhr dann ein Stück auf dem Eleisweg weiter und landete an einer Böschung. Der Fahrer wurde sofort abgeführt.
Lahr (Schwarzwald). (Verkehrsunfall.) Ecke Lotzbeck- und Geigerstraße stieß ein Radfahrer mit einem Lastkraftwagen zusammen. Der Anprall war so heftig, daß der Radfahrer'zu Boden geschleudert wurde und schwer verletzt liegen blieb. Man verbrachte den Verunglückten ins Krankenhaus, wo er bald daraus verschied. Es handelt sich um um 62 Jahre alten Kaufmann Hans Wittwann von hier.
Meßkirch. (Der lebende Leichnam.) Im benachbarten Krumbach schwänzte ein Faulpelz die Arbeit und machte sich einen vergnügten Tag damit, daß er in der ganzen Gegend umherging und einem Krumbacher Bürgersohn die Leiche ansagte. wobei er natürlich von allen geladenen „Leidtragenden" ein Taschengeld bekam. Als die Leute sich die die schöne Leich ansehen wollten, weilte sie noch im Diesseits. Allerdings lag die „Leiche" krank zu Bett. Der Spaß sollte dem Faulpelz schlecht bekommen. Er wurde von der Gendarmerie abgeholt.
Wies bei Schopfheim. (Tödliche Folgen.) Im Krankenhaus Schopfheim starb der 40 Jahre alte Karl Schultheiß von Etockmatt an den Folgen eines Unfalles. Schultheiß war Ende vergangener Woche auf der Heimfahrt von seiner Arbeitsstätte mit dem Rad gestürzt.
Dienstag, den 38. April ),«,
Kenzingen (Baden). (T o t g e d r ü ck t.) Der Ibjähriqe hold Erhardt geriet im benachbarten Malterdingen beim laden von Bierfässern in Eisenbahnwaggons zwischen die fer zweier Wagen und wurde totgedrückt.
Ludwigshafen a. Rh. (Kind überfahren.) Vormittag stieß auf der Kreuzung Wrede- und Maxstraße ein auswärtig Lastzug mit einem zwölfjährigen Radfahrer zummmen Hi» bei kam der Junge zu Fall und wurde überfahren wobei » lebensgc'ährliche Verletzungen davontrug. Der Verunglückte iil nun auch im Städtischen Krankenhaus gestorben.
Sei bereit! Herne helfen für den Soll der Not —
Arbeite mit im veutfcheij Noten kreuz!
Aus dem Gerichtssaal
Zuchthaus für Kriegswirtschaftssünder Mannheim. Das Sondergericht verurteilte den 38jährigen Erizst Keck aus Karlsruhe wegen Verbrechens gegen das Kriegswirtschaftsgesetz in Verbindung mit verbotswidriger Preiserhöhung und Zwischenhandels zu 1ö Monaten Zuchthaus und zwei Jahren Ehrverlust. K. hatte rund 500 Taschenlampenbatterien unter betrügerischem Vorwand gehamstert und Stab- und Normallampenhülsen aufgekauft, angeblich weil er sie für Soldaten und Westwallarbeiter benöt'ge. In Wirklichkeit setzte er sie in zweifelhaften Lokalen mit einem Aufpreis ab.
Zuchthausstrafe für Volksschiidlinge Konstanz. Die Große Strafkammer Konstanz verurteilte drei Angeklagte wegen Verbrechen nach 8 4 bezw. 2 0er Volksschädlingsverordnung. Der 31jährige Paul Döbele aus Konstanz, der sich im September 1939 in Ueberlingen 100 RM. mit der frei erfundenen Behauptung erschwindelte, sein Bruder sei in Polen schwer verwundet worden und er müsse nun für dess»n Familie sorgen, erhielt ein Jahr Zuchthaus und drei Jahre Ehrverlust.
In gewinnsüchtiger Absicht suchte auch der 44jährige, in Konstanz wohnhafte Max Büttner, die durch den Krieg geschaffenen besonderen Verhältnisse auszunützen, indem er auf der Insel Reichenau und Allensbach nicht nur ..bezugscheinfreies" Oel und Kaffee anbot, sondern auch Vorauszahlung verlangte, obwohl er sich derartige Waren nicht beschaffen konnte. Das Gericht erkannte hier auf eine Zuchthausstrafe von drei Jahren und drei Jahren Ehrverlust: der Angeklagte war bereits zweimal wegen Betrugs vorbestraft.
Das Urteil gegen den 20jährigen Hermann Beck, der sich wegen schweren Diebitahls und Diebstahls unter Ausnutzung der Verdunkelung zu verantworten hatte, lautete auf ein Lahr sechs Mo< Wte Zuchthaus und drei Jahre Ehrverlust.
Liederliches Kleeblatt wandert ins Gefängnis Ulm. Der 20 Jahre alte Joseph V. aus Erbach sowie die beiden 18 Jahre alten Max F. und Wilhelm Sch. aus Ulm hatten sich Anfang Dezember verabredet, nichts mehr zu arbeiten «nd verließen ihre Arbeitsstätte, wo sie ihr Auskommen gehabt hatten. Alle drei Burschen sind schon wegen schweren Diebstahls, einer auch wegen Sittlichkcitsverbrechen, vorbestraft. Natürlich hatten sie kein Geld zu ihrem Lebensunterhalt. Sie beschlossen daher, die Opferstöcke in den Kirchen der Umgebung zu plündern und suchten zu diesem Zweck die Kirchen in Herrlingen, Arnegg, Klingenstein, Ehrenstein und drei Kirchen in Ulm heim. In den Landkirchen war die Beute nicht groß, und in den drei StaLr- kirchen konnten sie nur einen Opferstock erbrechen, da die anderen diebessicher angebracht waren. Nach diesen Untaten begaben sich die Burschen in ein Kloster in Ulm und ließen sich mehrmals als „hungernde Wanderburschen" ein Abendessen geben. Sie nächtigten in Bauhütten und erbrachen in einer solchen einen Kasten, aus dem sie Zigarren. Zigaretten und Verbandmaterial entwendeten. In einer Wirtschaft ließen sie es sich bei Speise und Trank gut sein und verschwanden ohne Bezahlung. Einer der Angeklagten sagte ganz frech, er habe eben keinen Magen zum „Arbeiten" gehabt. Das Urteil lautete bei V. auf drei Jahre, bei den beiden anderen auf je zwei Jahre Gefängnis. Für das nächstemal wurde ihnen Zuchthaus und Sicherungsverwahrung angedroht.
Vvr gro886
Itsrnsr
KMLU v.vMlNkns Nkkxen
aecursscuore ookrcu vear/ro
iSL» »
(65. Fortsetzung.)
„Sie irren, Kommandant!" sagte er kalt. „Herr Karner dürfte jetzt Deutschland erreicht haben. Ich bin sein Stellvertreter und bitte Sie, aus mich Ihre Gastfreundschaft zu übertragen."
„Sie . . . sind . . .?" schrie Bellock, in dessen Augen maßlose Wut aufstammte.
Mit geballten Fäusten und blutunterlaufenen Augen wankte er auf ihn zu. während Heese gefaßt stand.
„Fürst Maximilian Michailoff, Mitarbeiter Karners, der ihm. . . wie ein Zwillingsbruder ähnlich sieht."
Ein paar Schritte wankte Bellock, dann brach er stöhnend zusammen.
Heese sprang hinzu und stützte ihn. Laute Kommandos. Leutnant Ball, gefolgt von zwei Matrosen, stürzte in die Kajüte.
Sie trugen den bewußtlosen Bellock hinaus.
Als Michailoff dem Kommandanten allein gegenüberstand, sagte er voll Hohn: „Glauben Sie nun, daß Karners Wort und Werk England schlagen wird?"
Der Kommandant sah ihn mit lodernden Augen an, aber er hielt den grausamen Siegerblick des Jungen nicht aus.
Stumm verließ er die Kajüte.
* * *
*
„Sie haben Herrn Karner die Flucht nach Deutschland ermöglicht!" sagte Sekretär Williams zu dem Grafen Tako, der die „Tokio" befehligte. „England hätte von seinem Bundesgenossen soviel Solidarität erwartet, daß er Herrn Karner unverzüglich festhielt und auslieferte. Sie wissen, um was es geht, Herr Kommandant. Karners Programm bedroht nicht nur uns, sondern auch Sie."
Der kleine Japaner schüttelte erstaunt den Kopf.
„Ich verstehe Sie nicht, Sir Williams. Wir haben Sir Gyrell, Hauptmann beim englischen Marineministerium, auf ^ feinen Wunsch hin unser Wasserflugzeug zu einer Reise nach, Glasgow zur Verfügung gestellt."
Williams sah in das verbindliche Gesicht des Asiaten. Eine furchtbare Wut packte ihn. Er wußte, daß er log und . . . muhte ihm doch glauben.
„Ihren Worten. Sir." begann Graf Tako in seinem harte»
Englisch L ieder, „entnehme ich. daß Herr Karner Gefangener der englischen Regierung war. Ich möchte Ihnen nicht verhehlen. daß Japan ... in diesem Punkte sicher nicht mit Ihnen einig gehen wird."
„Wir wollen den Frieden der Welt erhalten."
Wieder das unergründliche, verbindliche Lächeln „Mir steht kein Urteil zu, Sir. Ich bin Soldat und kümmere mich . nicht um Politik. Es ist nur meine Privatmeinung."
Der Sekretär verabschiedete sich sehr schnell. Als er wieder an Land war und nach dem Hotel fuhr, dachte er unwillkürlich darüber nach, wie sich Karners Wort auf Japan auswirken müsse.
Und ein unangenehmes Gefühl packte ihn, denn er kam zu dem Schluß, daß Japan ohne Mühe sich hinter Karner stellen konnte.
* *
*
Minister Willgreuve hatte sich unter Aufbietung aller Kraft bis vor das Karnerwerk geschleppt. Dort verließen ihn die Kräfte. Er brach zusammen und lag ächzend am Boden.
Er fühlte, wie die Kraft immer mehr Gewalt über ihn gewann und mühte sich, einen Gedanken zu fassen. Aber es war ihm unmöglich.
Wie lange er gelegen hatte, wußte er nicht.
Mit einem Male fühlte er, wie die lähmende Kraft geringer wurde. Wie eine schwere Last fiel es von ihm ab. Frei atmete er wieder und erhob sich.
War Karner noch zur rechten Zeit gekommen?
Er schritt dem Karnerwerk zu und stand nach wenigen Minuten vor dem Verwaltungsgebäude, vor dem sich die Massen stauten.
Er drängte sich durch die erregten Arbeiter und gelangte bis zum Eingang.
„Ich muß zu Herrn Karner!" sagte er zu dem Hausmeister Seyfert, dem man die Erregung noch ansah. „Ich bin Minister Willgreuve."
Der Hausmeister schüttelte den Kopf.
„Sie können nicht zu Herrn Karner, Herr Minister!" sagte er gepreßt. „Vor wenigen Minuten hat man Herrn Karner aus der Erzeugungsabteilung gebracht. Leblos! Wir wissen nicht, ob er noch lebt! Es war ein furchtbarer Anblick, Herr Minister!"
„Kann ich Herrn Hallenbach . . .?"
Wieder schüttelte der Hausmeister den Kopf..
„Unmöglich, Herr Minister. Bleiben Sie in Karnerstadt. Kommen Sie morgen wieder. Herr Hallendach muß das . Werk wieder in Gang bringen."
Da nickte Willgreuve. Er ahnte, daß Hallenbach in den nächsten Stunden Uebermenschliches leisten mußte.
10 .
Karner liöHt im Sterben!
Am nächsten Tag schrien es die Zeitungen und der Rundfunk in die Welt, und sie erzitterte unter der Wucht dieses furchtbaren Ereignisses. Das deutsche Volk, so ties erfreut es war, daß Karner wieder gekommen, so verstört war es jetzt ob dieser Tatsache.
Was wurde nun?
Meldungen von einer furchtbaren Katastrophe, die durch Karners rechtzeitiges Eintreffen im Karnerwerk vermieden worden war, schwirrten überall herum.
Nirgends wußte man Genaues Von den aus Karnerstadt geflüchteten Arbeitern erfuhr man von der Einwirkung einer ungeheuren Kraft. Sie wußten jedoch alle nicht zu sagen, was es eigentlich gewesen war. Die Stromversorgung Deutschlands aber war keinen Augenblick gestört gewesen.
Welch großes Geheimnis lag hier vor?
Hallenbach hatte alle Hände voll zu tun, um das Werk richtig im Gang zu halten. Der Schrecken der Nacht lag den Arbeitern, die alle inzwischen zurückgekehrt waren, noch sehr in den Gliedern, und alle Beredsamkeit, die letzten Reserven von Nervenkraft mußte Hallenbach aufbieten, um viele Furchtsamen umzustimmen.
Aber es gelang.
Am nächsten Abend war alles wieder in Ordnung und ging seinen gewohnten Gang. Da gelang es Willgreuve endlich, Hallenbach zu sprechen.
„Können Sie mir die Wahrheit . . über Herrn Karner sagen, Herr Hallenbach?" fragte der Minister.
„Die Wahrheit? Ja, das kann ich. Die Zeitungen haben recht. Herr Karner liegt totkrank nieder. Wir hoffen, daß er uns erhalten bleibt. Wir hoffen es. Weiter kann ich nichts berichten."
„Wünschen Sie, daß ich Ihnen ärztliche Autoritäten sende. Das Leben Karners ist für Deutschland jo wertvoll, daß alles eingesetzt werden muß."
Hallendach schüttelte den Kopf.
„Das würde nichts nützen. Dem Fall stehen alle Autoritäten der Welt machtlos gegenüber. Herr Karner liegt starr und steif wie ein Toter. Das Herz steht still, kein Organ arbeitet. Er ist nach der Wissenschaft eigentlich tot. Aber ... der Inder Karsavari streitet es ab. Karner tebft Er behandelt den leblosen Körper mit Strom. Wie, weih ich nicht. Ich wage nicht, ihm dreinzureden. Der Mann weiß, was er will, und wir müssen warten und hoffen, Herr Minister."
(Fortsetzung folgt )