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Samstag, den 16. März igzy

Deutsche Seidenraupenzucht

Motiven, warumb die Plantation der weißen Maulbeerbäume in hiesigen Landen anzustellen.. " Mit diesen Worten beginnt eine Denkschrift aus der Zeit des Kurfürsten Friedrich lll., der äch bereits mit seinem ganzen Einfluß für die Seidenraupenzucht in Preußen einsetzte. Doch auch der Soldatenkönig und sein Sohn Friedrich der Große erkannten die Bedeutung dieses Erwerbs­zweiges für denStaatssäckel", und förderten ihn nach Kräften. Vom königlichen Küchenjungen, Bauern, Lehrer und Pfarrer bis zum Minister und Geheimrat wurden alle preußischen Untertanen m Bewegung gesetzt, um das große Werk vorwärtszubringen. Es verfiel allerdings nach dem Tode Friedrichs des Großen durch die napoleonischen Kriegswirren ziemlich schnell und wurde erst in unseren Tagen zu neuer Bedeutung erweckt. Wie zu den Zeiten der preußischen Könige wurden viele freie Straßen- und Kanal­böschungen sowie Ränder von Feldern und Sportplätzen mit Maulbeerbäumen besetzt.

In Deutschland wird hauptsächlich der Maulbeerseidenspinner gezüchtet, der in Ostasien beheimatet ist. Den bläulichen oder violetten Eiern entschlüpft eine häßliche gehörnte Raupe. Das geeignetste Futter dafür sind die Blätter des weißfrüchtigen Maulbeerbauems. Die Seidenraupe wächst sehr schnell, häutet sich viermal während ihres sechs- bis siebenwöchigen Lebens und spinnt sich dann ein. Die Farbe der Raupe ist je nach der Art verschieden, zuerst schwarzbraun, später perlgrau, um dann ins Bräunliche oder Gelbliche zu spielen. Die Spinnwerkzeuge liegen wie auch bei den anderen Spinnern an der Unterlippe. Beim Einspinnen bewegt die Seidenraupe den Kopf in Form einer liegenden Acht. Beim Laien löst dieses monotone groteske Schau­spiel meist größtes Erstaunen und Belustigung aus.

Nach drei bis vier Tagen ist das Gespinst fertig, das außen locker, innen dagegen sehr fest ist. Den inneren Abschluß bildet eine bräunliche, geglättete Kapsel, die die Puppe enthält. Die

Hausfrauen, verwertet das Koch- oder Dampswaffer vom Gemüse zu Soßen.

Fadenlänge des europäischen länglich-ovalen Gespinstes, das je nach der Art grün oder weißgelb gefärbt ist, beläuft sich auf 3000 bis 4000 Meter Die Durchsnchittslänge des gewöhnlichen chine­sischen Kokons beträgt hingegen nur 1200 Meter. Durch ziel­bewußte Kreuzungen der Spinnerarien hat man goldgelbe und andere prachtvolle Farbtönungen erzielt. Nach sechs bis acht Tagen verpuppt sich die Raupe im Kokon, um nach einer weiteren Woche das durch einen scharfen Saft erweichte Gespinst zu durch­bohren. Die ausgeschlüpsten Schmetterlinge paaren sich bald darauf; das Weibchen legt noch 200 bis 400 Eier, worauf die Tiere absterben.

Die Seidenraupenzucht selbst ist nur in besonderen, gegen Wit- terungseinslüsse geschützten Räumlichkeiten von Erfolg begleitet. Voraussetzungen hierfür sind die Fütterung mit nur trockenen, gesunden Blättern, eine regelmäßige Durchlüftung und das Ab­sammeln erkrankter Raupen. Vor Zuchtbeginn müssen die Räume sorgfältig desinfiziert werden. Die Eier werden in Brutappa­raten erbrütet und gelangen von dort, je nach dem Zeitpunkt des Ausschlüpfens, auf dieZuchthorden".

Tagsüber wird den Raupen alle drei Stunden Futter gereicht, wobei die Blätter auf durchlöcherten Papierböden nicdergelegt werden, durch welche die Tiere gerne hindurchkriechen. Nach 30 bis 50 Tagen ist die Entwicklung der Spinner abgeschlossen; sie fressen nun nicht mehr. Man errichtet nun dieBetten", Spinn­hütten aus Stroh, Reisig oder gefaltetem Papier, in. denen sich die gesunden und reifen Raupen einspinnen. Zehn Tage nach diesem Vorgang werden die verpuppten Tiere durch Dampf oder heiße Luft getötet. Dann erst kann man die Gespinste sortieren und ihrer Verwendung zusühren. Absatzsorgen gibt es heute für den Seidenraupenzüchter natürlich keine. Die an die Spinnhlltte gelieferten Kokons werden dort zunächst abgehaspelt und dann an die Webereien weitergeleitet, die sie verarbeiten. Die neuzeit­liche, wissenschaftliche Forschung hat es ermöglicht, drei bis vier Zuchten hntereinander, sogenannte Staffelzuchten, durchzuführen, wodurch der Ertrag noch wesentlich gesteigert werden kann. So hat der Mensch eine kleine unscheinbare Raupe in den Dienst seiner Bckleidungsbedürfnisse gestellt, indem er sie dazu zwingt, jene endlosen Seidenfäden zu spinnen, aus denen dann Industrie und Technik Stoffe. Strümpfe und Wäsche hervorzaubern.

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

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58 Jahre Firma C. Berner- Pforzheim

Das Fachgeschäft für Damen-, Mädchen- und Kinderkleidung L. Berner, Pforzheim, Ecke Metzger- und Vlumenstraße, feiert in diesen Tagen sein 50jähriges Jubiläum. Die Firma E. Berner wurde im März 1800 in Karlsruhe von dem 1925 verstorbenen Kaufmann Christian Berner und dessen Frau als Fachgeschäft für Damenstoffe gegründet. Im Jahre 1890 wurde das Geschäft vergrößert und Damen-, Mädchen- und Kinder-Fertigkleidung hinzugenommen. Die durch Umsicht und Fleiß der Gründer bewirkte weitere Vergrößerung der Firma machte eine Verlegung des Geschäftes in das neuerrichtete Haus am Platz des früherenRömischen Kaisers" in Pforzheim, Ecke Metzger- und Blumenstraße, nötig, das Herr Christian Berner im Jahre 1910 erwarb. Die Geschäftsräume wurden im Jahre 1925 im 1. Stock erweitert und der Charakter des Ge­schäftes als reines Fachgeschäft für Fertig-Kleidung wurde damit vertieft. Nach dem Tod des Gründers Christian Berner übernahm seine Frau Berta Berner, die großen Anteil an dem Aufblühen des Geschäftes hatte, mit dem jetzigen Inhaber Willi Berner, der sich ebenfalls bald viel Vertrauen bei der Kundschaft erwarb, zusammen das Geschäft. Ein Stamm un-

Aeine NloBade

hält unseren Steg ans!

Es ist der britischen Hunge'blockade geglückt, die Unterernährung der Kinder bereits im Mutterleib zu bewerkstelligen. Ich weiß, daß nicht nur zehntausend Deutsche, die noch ungeboren sind, zu einem Leben körper­licher Minderwertigkeit bestimmt sind, sondern daß auch tausende Deutsche, die noch nicht empfangen sind, das gleiche Los treffen wird."

Das bedeutet, daß es im Jahre 1940 aller Wahrscheinlichkeit nach nur noch ein physisch degeneriertes deutsches Volk geben wird.

Dir englische Freimaurer F.T. Wile hat imWeekly Dispatch" am 10. Juli 1918 diese gemeine Prophe­zeiung ausgesprochen.

Der Führer hat die Erfüllung dieser ver­brecherischen Hoffnung vereitelt. Das deutsche Volk von 1940 steht stark, gesund und zu einer unüberwindlichen Einheit zusammengeschweißt gegen das gleiche England, das mit dem gleichen Ziel der Aushungerung und Vernichtung Deutsch­lands einen neuen Meg entfesselt hat.

Dieser uns aufgerwunsene rkvies mutz rum glorreichsten Sieg dev deut­schen Geschichte werden. Das ist dev unerschütterliche Wille des Führers und seines Sci-Millionen-Dolkes r

ermüdlicher, langjähriger Mitarbeiter, trug ebenfalls viel zum guten Ansehen der Firma bei. Unsere besten Wünsche beglei­ten dieses alte Pforzheimer Fachgeschäft beim Eintritt in das zweite halbe Jahrhundert seines Bestehens.

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Lin Srenenbilck au; ckem ki'lm von unserer jungen Luktvaffe ,l) III 88", cken Herbert bkaiseb (llexi«) unck Hans Lertrrm (üugteckniscbc Leitung) kür ckie lobis gestalteten.

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Ns«« Karner

(30. Fortsetzung.)

Das Zeichen zur Ablösung für die indischen Arbeiter in der 'Erzeugungsabteilung," erklärte Hallendach.Kommen Sie, meine Herren, wir müssen uns zurückziehen. Es ist nicht ganz ungefährlich, hier zu stehen, wenn die Tür geöffnet wird."

Erstaunt sahen ihn drei Augenpaare an. Hallendach erzählte, während er mit den Michailoffs zurück durch die Halle ging:

Einmal war ein Arbeiter aus Neugier dicht bei der Tür stehengeblieben, als sie geöffnet wurde. Der Mann brach im gleichen Augenblick zusammen und war gelähmt. Es werden Jahre vergehen, ehe er die Wirkung der furcht­baren Kraft, die ihn zu Boden warf, überwunden hat. Stellen Sie sich vor: die Erzeugungsabteilung Ist eine un­geheure Kraftsphäre, in der nur Menschen sich aufhalten können, die darauf trainiert sind in jahrelangen Vorberei­tungen. Es dringt in der einzigen Sekunde, trotz aller Schutzmaßnahmen, ein winziger Bruchteil dieser ungeheuren Kraft, die darin die ganze Atmosphäre erfüllt, in diese Halle. Wir wissen alle nicht, was es für eine Kraft ist, aber daß sie furchtbar ist, bemerken wir an dem winzigen Bruchteil, der bei der Ablösung immer in dieser Halle zu spüren ist. Dort kommt übrigens die Ablösung."

Sechs Inder mit unergründlichen Gesichtern schritten an ihnen vorbei.

Vor dem eisernen Tor machten sie Halt.

Ein Inder setzte einen Klöppel in Bewegung.

Mit einem plötzlichen Ruck öffnete sich die Tür, und mit Blitzgeschwindigkeit schloß sie sich wieder hinter den Indern.

Die drei Besucher aber fühlten mit einem Male, wie ihnen schwarz vor den Augen wurde. Ein Gefühl des Schwindels packte sie, das aber bald wieder wich.

Verstört sahen sie auf Hallendach.

Herrn Karners Erfindung ist groß und furchtbar," sagte Wladimir noch ganz benommen.Und sie schützt sich selber."

Ja!" antwortete Hallenbach.Die Männer, die in dieser Hölle schaffen, auch Herr Karner, haben jahrelang ihren Körper an die furchtbare Kraft gewöhnt. Sie halten es aus.

Aber nur siel Uns allen ist der Tod oder ewiges Siechtum gewiß, wenn wir versuchen wollten, den Fuß über die ver­botene Schwelle zu setzen."

Wieder öffnete sich die Tür, und sechs braune Gestalten sprangen heraus.

Wieder die gleiche Wirkung.

Die Inder haben nur zwei Stunden drin gearbeitet! Sehen Sie sich die Kerle an! Sie sind so hinfällig, daß sie sich kaum auf den Beinen zu halten vermögen."

Sie schloffen sich den Indern an und verließen mit ihnen die Halle V. Draußen warteten zwei Autos, in die die Inder mehr krochen als stiegen.

Seltsam bewegt sahen ihnen die Michailoffs nach.

» *

*

Nach herzlichem Abschied von Karner und seinen Söhnen reiste der Fürst am nächsten Tage ab.

Hallendach ließ den jungen Michailoffs eine Wohnung in einem Einfamilienhaus dem alten Cramer gegenüber, ein­räumen.

Als die Michailoffs am gleichen Tag im Oktobersonnen­schein auf der Veranda saßen, bemerkten sie, wie ein junges Mädchen das Haus gegenüber verließ.

Es war Anne Walthaus, die sich anschickte, bei Herrn Karner vorzusprechen.

Erstaunt sah sie auf die Brüder. Sie erkannte . . . Karner und wunderte sich sehr, daß er nicht so herzlich wie sonst, sondern verwundert grüßte.

Kurzentschlossen schritt sie über die Straße und rief:Kann ich Sie auf einen Augenblick sprechen, Herr Karner?"

Die Brüder standen auf. Maximilian sagte höflich:Ich . kann Ihnen leider nicht dienen, mein Fräulein. Ich bin nicht Herr Karner. Ich bin Maximilian Michailoff, und das ist mein Bruder Wladimir."

Anne errötete und strich sich verwirrt das Braunhaar zurück.

Ich bitte um Verzeihung, mein Herr, aber Ihre Aehn- lichkeit mit Herrn Karner ist so stark, daß Sie meinen Irr­tum begreifen werden. Ich bin Anne Walthaus und wohne Ihnen gegenüber."

Wir freuen uns, Fräulein Walthaus," sagte Maximilian verbindlich. Seine bewundernden Augen umpfingen das schöne Mädchen.Wir werden uns bemühen, Ihnen recht gute Nachbarn zu sein. Herr Karner hat uns für wert gefunden, seine Mitarbeiter zu sein."

Ich beglückwünsche Sie dazu, meine Herren," sagte Anne. Sie haben damit eine Aufgabe, die Ihnen Freude und Befriedigung bringen wird."

Die Brüder baten daraus Anne, ihnen doch ein wem- Gesellschaft zu leisten, und Anne willfahrte dieser Bitte.

Sie unterhielten sich etwa eine halbe Stunde. Dann fuhr Anne nach Karnerstadt.

Die Brüder sahen ihr lange nach.

Sie ist schön, Wladimir!" sagte Maximilian verträumt. Man muß sie lieben, wenn man sie ansieht." Wladimir legte die Rechte auf des Bruders Schulter.

Maximilian, vergiß nicht, daß unsere Kraft, unser Leben dem Herrn der Karnerwerke gehört."

Das will ich keinen Augenblick vergessen, Bruder!" ant­wortete der Jüngste begeistert.

* *

Anne kam zu Hallendach.

Karner war nicht zu sprechen. Der alte Cramer musizierte, und um alles in der Welt wagte Hallendach nicht, ihn da zu stören.

Wenn es geht, dann tragen Sie mir Ihr Anliegen vor. Ich berichte dann morgen Herrn Karner."

Daraufhin erzählte Anne:

Die Tochter des Arbeiters Skuller, Martha, kam vor einigen Tagen zu mir. Das Mädchen war tiefunglücklich. Sie ist von einem Meister der Werke verführt worden und . . . es machen sich die Folgen bemerkbar."

Tief bedauerlich! Das ist nun schon der zweite Fall. Der erste war wohl gewissermaßen Ihre . . . wie soll ich sagen? Feuerprobe."

Ja!" sagte sie in Gedanken.Das war das erste, was ich in meiner neuen Arbeit kennenlernte, der erste Fall, in dem ich unerfahrenes Ding um Rat gefragt wurde. Was sollte ich raten? Ich stand sehr befangen und wußte nicht, was ich sagen sollte, eine schlaflose Nacht hatte ich. Aber dann habe ich Mut gefaßt und habe den Mann zu mir gebeten. Und . . . Gott segnete meine Arbeit. Der Mann heiratet das Mädchen in vierzehn Tagen, und ich soll . . - Taufpate sein!"

Sie haben also keine . . . üble Erinnerung an diesen ersten Fall?"

O nein! Erst dachte ich, daß mein ganzer Idealismus zugrunde gehen müsse, mein Glaube an die Reinheit des Weibes . . . aber ich habe gewonnen durch den ersten Blick ins Leben. Diesmal ist der Fall trüber, Herr Hallenbach. Der Mann weigert sich, die Verführte zu heiraten."

Wer ist es?"

Werkmeister Klingler!"

(Fortsetzung folgt.).