g Seite — Nr. 85
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter-
Samstag, den 18. März 1918
Lsn-ons Fiasko
Das Echo, das der Friedensschluß zwischen Rußland und Finnland in der ganzen Welt gefunden hat, ist für die Londoner und Pariser Kriegshetzer in allereindeutigstem Sinne niederschmetternd. Man versteht die Entwicklung, die sich vollzogen hat, richtig, wenn man die jetzige Weltmeinung etwa mit dem Stimmengewirr vergleicht, das der Ausbruch der Kämpfe zwischen Moskau und Helsinki in vorigen Herbst hervorrief. Damals nahm die Mehrzahl der euroMjchen und außereuropäischen Nationen gegen die Sowjetunion und für Finnland Stellung. Unter englischem und französischem Einfluß wurden die Forderungen der Sowjetunion an Finnland als unerhörte Vergewaltigung eines kleinen Landes angeprangert, ohne daß man sich große M ' e gab, die sehr verwickelten Beziehungen zwischen Finnland und seinem viel größeren Nachbarn in der Vergangenheit bis zur Gegenwart auch nur flüchtig zu studieren. Schon damals versprachen die englischen und französischen Kriegshetzer Finnland eine Hilfe, die bis heute mehr oder weniger auf dem Papier stehen blieb. Auch Finnland baute auf diese Hilfe, denn seit dem Weltkrieg hatte sich besonders der englische Einfluß auf die finnische Negierung von Jahr zu Jahr mehr verstärkt. Man fühlte sich in Helsinki, auch wenn man es nicht zugeben wollte, unter dem Schutz des „meerbeherrschenden Albion". Wie dieser Schutz 'N Wirklichkeit aussah, erlebte man erst bei dem Zusammenbruch der enaliichen Garantie für Polen. Aber auch jetzt noch war man überzeugt, daß nach den nötigen Vorbereitungen ein ähnliches Schicksal, wie es den Warschauer Machthabern beschieden war, von Finnland ferngehalten werden konnte. Die Forderungen der Sowjetunion, die auf eine endgültige Klärung der Verhältnisse im finnischen Meerbusen hinzielten, wurden nach längeren Verhandlungen abgewiesen Die Welt stand ja, wie immer versichert wurde, hinter Finnland. So vertraute man dem englischen und französischen Hilfeversprechen. Alan wählte den Krieg. Er war von finnischer Seite vom ersten Augenblick an so angelegt, daß er die russischen Truppen über den Winter Hinhalten sollte. Im Frühjahr mußte dann, so glaubte man, die englisch-französische Hilfe aktiv werden. Wie sich Schweden und Norwegen mit dieser englischen „Nordzange" abfinden würden, blieb im einzelnen reichlich ungeklärt.
Noch im letzten Augenblick, als nach dem Vordringen der Russen auf der Karelischen Landenge und dem Fall von Petsamo bereits direkte finnisch-russische Friedensverhandlungen in Moskau liefen, versuchten Chamberlain und Da- ladier die Ernsthaftigkeit ihres mit den Finnen im Norden vereinbarten Feldzugsplanes durch eine neue Formulierung ihres ursprünglichen Earantieversprechens zu unterstreichen. Unter schärfsten Vorwürfen gegen Norwegen und Schweden und unter Androhung einer offenen Verletzung der nordischen Neutralität behaupteten sie eine „Bereitschaft" zum offenen Kriege mit der Sowjetunion, für deren Auslösung nur Finnland, genau wie im Falle Polen, die Verantwortung übernehmen sollte. Aber dieser Bluff war bereits zerplatzt, ehe er gestartet wurde. Nicht nur den Finnen waren in tiefer Verbitterung die britischen Scheuklappen von den Augen gefallen. Auch in den englandfreundlichen Kreisen Norwegens und Schwedens war inzwischen die ungeheure Gefahr erkannt worden, die aus dem Londoner Nänke- spiel für den ganzen Norden erwuchs. Man kehrte aus Wölkenkuckucksheim zu den politischen Realitäten zurück. Während Chamberlain in der hofsnungsvollen Stimmung eines Hasardeurs jegliche Vermittlung im finnisch-russischen Konflikt ausschlug, befürwortete man besonders in Schweden, das sich eng mit Finnland verbunden fühlte, einen direkten Ausgleich zwischen Moskau und Helsinki. Das Ergebnis ist der jetzige Friedensschluß, der an die Friedensverträge nach dem nordischen Kriege und dem Frieden von Nystad (1721) wieder anknüpft und auch im Norden eine neue Ordnung stabilisiert, die Finnland seine Lebensrechte garantiert, ohne die berechtigten Forderungen Rußlands, die durch die beispiellos schweren Kämpfe des letzten Winters gehärtet wurden, in den Wind zu schlagen.
Die Wirkung dieses Friedensschlusses beleuchtet, wie gesagt, ein hundertprozentiges englisches Fiasko. Mit beispielloser Drastik ist die Lüge von dem „heiligen Krieg der Demokratien" auch in solchen Gehirnen zerplatzt, die bisher Len imperialistischen englischen Schwindel für bare Münze nahmen. Aber wesentlicher ist noch die Tatsache, daß der britische Krisgsplan gegen Deutschland, der schon durch den deutsch-russischen Ausgleich auf das schwerste erschüttert wurde, jetzt eine zweite sehr unerwarteten Niederlage erfuhr. Von der „Z a n g e n t h e o r i e" Churchills sind jetzt nur noch die türkischen Hoffnungen übrig geblieben. Es sind kümmerliche Hoffnungen, denn kein Mensch in der Welt würde verstehen, wenn sich in diesem Augenblick die Türkei an englische und französische Generäle verschriebe, die jetzt nicht im Zeichen eines Triumphes, sondern einer peinlichen Niederlage Ankara verlassen müssen.
Nimmt man noch den allgemeinen Prestigeverlust hinzu, den das Londoner Doppelspiel im Norden auslöste, so blickt man auf ein Trümmerfeld fehlgeschlagener britischer und französischer Hoffnungen, wie es außerhalb unserer Grenzen nur wenige voraussahen. Auf dem europäischen Festland aber ist die Frage nach dem Sinn oder Unsinn dieses Krieges wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt.
Was sich aus diesem Umsturz der Verhältnisse ergibt, ist im Augenblick noch nicht zu übersehen. Nur das eine ist
Nächtliche Artillerietätigkeit
Eine schwere Batterie im Westen beim nächtlichen Feuer. Auch in der Dunkelheit klappen die oft geübten Handgriffe wie am Tage. (PK. Rutkowski, Atl. Z.-M.-K.)
sicher, daß Deutschland durch die neue Entwicklung nicht geschwächt, sondern außerordentlich gestärkt worden ist. Der Märzfriede zwischen Finnland und Rußland steht au? der Haben-Seite unseres nationalen Kontobuches. Die Stellung Frankreichs und Englands aber ist ungewisser denn je. Wir würden Toren sein, wenn wir nicht darüber Genugtuung und Freude empfänden.
Das Leben für die Fahne
Heldentaten deutscher Fahnenträger — Zum „Tag der Wehrmacht"
NSK. Wenn am 17. März, am „Tage der Wehrmacht", die Sammler des Kriegswinterhilfswerkes mit den Büchsen herumgeben und uns für unsere Spende eine Fahne oder eine Standarte an den Mantelaufschlag heften, dann übergeben sie uns damit das ewige Symbol deutscher Opferbereitschaft, die in diesem Kriege ihre Krönung erfahren soll. Im Buch des deutschen Heldentums steht geschrieben, welches Maß an Opferbereitschaft deutsche Soldaten aufbrachten, um die Fahne zum Siege zu führen. Der Fahnenträger, der im Antlitz der Feinde um ihren Besitz rang, der im Kugelregen mit dem Schaft in der Hand fiel, dessen Leiche noch das heilige Tuch deckte, ruft uns aus vielen tausend Gräbern zu: „Wo die Fahne ist, ist auch der Sieg! Doch nur durch Opfer ist er zu erringen!" Schlagen wir einige Seiten dieses Buches auf, in denen solche Heldentaten des Weltkrieges verzeichnet sind:
Die siegreiche 6. Armee folgt dem geschlagenen Feind auf Luneville. 2n diesen Tagen, am 25. August 1914, leistet der Fahnenträger des 3. Bayer. 9. Jnf.-Reg., Sergeant Kunz, eine ganz besondere Heldentat. Das Bataillon verteidigt den Dorfrand von Mont bei Luneville. Munitionsmangel zwingt zum Ausweichen. Als letzter folgt der tapfere Fahnenträger. Da sinkt er, mehrfach verwundet, zu Boden. Mit letzter Kraft ruft er noch: „Rettet die F a h n e!", aber im Getöse des Kampfes hört ihn niemand. Kurz entschlossen nimmt er das Fahnentuch in die Zähne, die Stange ins Koppel und rollt sich, abwechselnd auf Bauch und Rücken, zurück. Aber nur eine ganz kurze Strecke, dann kann er nicht mehr. Bewußtlos bleibt er liegen. Als er wieder erwacht, ist es dunkle Nacht. Schritte nahen sich. Mit der Pistole in der Hand will er sein Heiligtum bis zum letzten verteidigen. Aber deutsche Laute schlagen an sein Ohr. Die Fahne ist gerettet!
Ein heroisches Beispiel von Treue zu seiner Fahne gibt am 7. September 1914 in der M a rn e s ch l a ch t der Fahnenträger des 3. Res.-Jnf.-Reg. 82, Unteroffizier Monecke. Beim Angriff auf Etrepilly erleidet das Bataillon schwerste Verluste. Ein Oberschenkelschuß läßt Monecke von dem Damm, hinter dem er liegt, in einen Bach Hinunterrollen. Mühsam richtet er sich auf und steht nun auf seinem gesunden Bein, sich auf die Fahne stützend, bis an den Hals im Wasser. Um sie zu sichern, bohrt er die Stange so weit in den Schlamm, bis das Schilf das Tuch verdeckt. Schließlich kann er sich mit Hilfe der beiden einzigen Leute, die bei ihm sind, aus dem Wasser herausarbeiten und schickt sie nach hinten, um Unterstützung zu holen. An sich denkt er nicht; er will bei seiner Fahne bleiben. Niemand kommt. Erst ein vorbeigehender Verwundeter holt Soldaten herbei, die di« Fahne retten. Der brave Monecke gerät in Gefangenschaft.
Bei Lask-Pabianice stand am 4. Dezember 1914 das Stral- sunder Jnf.-Reg. 42 in hartem Kampfe. Das II. 42 stürmt unaufhaltsam vor. Plötzlich fällt der Fahnenträger, Sergeant Zander. Der Bataillonskommandeur, Major von Knobelsdorfs, ergreift die Fahne, sinkt aber in demselben Augenblick zu Tod« getroffen nieder. Gerade noch, daß er sie seinem Adjutanten, Leutnant Eichstädt, übergeben kann. Aber auch diesen trifft da» Todeslos. Da arbeiten sich die Gefreiten Nothbart und Strecker trotz des rasenden Feuers heran, nehmen die Fahne und kriechen mit ihr, immer vom Tode umdroht, bis zu einem Wassergraben.
Weiter geht es nicht. Im eiskalten Wasser im russischen Dezember haben diese tapferen Soldaten Stunden um Stunden ausgeharrt, bis es ihnen mit Einbruch der Dunkelheit gelang, ihr Heiligtum zu retten.
Das sind deutsche Fahnenträger, deren Geist in der Wehrmacht des Führers wieder lebendig wurde. Wir tragen am Sonntag nur die Bilder der Fahnen unserer Wehrmacht. Nehmen wir den soldatischen Geist, der die Fahnenträger zu allen Zeiten beseelt hat, in uns auf, damit wir ihrer würdig werden. Das Opfer, zu dem wir aufgerufen werden, ist nichts im Vergleich zu dem Opfergeist unserer Soldaten, die unter diesen Fahnen für uns kämpfen. T.
Ratschlag für alle Stammtische
NSK. Die drei waren sonst in Ordnung, da gab es nichts dran zu tippen. Aber sie wußten auch manches besser oder glaubten wenigstens, es besser zu wissen.
Hatten sie da ihr rechtschaffen Teil tagsüber gearbeitet, kamen sie am Abend zusammen und spannen ein Garn. Keins von, denen, die miesmachen, sondern eins, das es in sich hatte. Denn immerhin hatten die drei im Weltkrieg die Knarre getragen.
„W ir müsse n", knallte der Huber die Faust auf den Tisch, Laß die Gläser tanzten, „also wir müssen endlich voran. Weshalb greisen wir denn nicht an!"
„Angreisen, du Depp", echote der Hinrich, „wir greifen doch nicht die Franzosen an, wir gehen zuerst gegen die Engländer, verstanden? Dann aber rauchts!"
„Die Engländer?" giftete sich der Dritte und glitzerte mit den Augen, „mit den Seeräubern machen wir erst ganz zuletzt kurzen Prozeß. Wir haben jetzt ganz andere Sachen zu tun, wir bauen zuerst unsere Stellungen aus."
Langsam hat sich der Wirt an den lebhaften Tisch geschoben. „Kinder", lächelt er und schüttelt den Kopf, „was ihr da alles für erzgescheite Pläne wälzt."
„Na", grunzt der Huber und nimmt einen kräftigen Schluck, „machst ja so ein superkluges Gesicht, weißt es vielleicht besser, was zu tun ist, wie?"
„Klar", entgegnet der Wirt und sieht die drei der Reihe nach an, „ganz bestimmt weiß ich es besser."
„Na und?" fragten sie durcheinander. „Angreifen? Abwarten? Oder was sonst?"
„Was sonst?" entgegnet der Wirt und dreht sich langsam um, „was sonst, das will ich euch sagen. Vertrauen haben, Männer, Vertrauen aus den da. Weiter nichts."
Sie folgten seiner ausgestreckten Hand mit ihren Blicken. Und trafen die klaren Augen des großen Bildes an der Wand. Die Augen Adolf Hitlers.
Verordnung zur Lehrlingsausbildung
Durch Verordnung des Reichswirtschaftsministers sind di« 127 b und 130 a der Reichsgewerbeordnung geändert worden. Die Berufsausbildung der deutschen Jugend ist Dienst am deutschen Volke. Das Lehrverhältnis ist ein Ausbildungs- und Erziehungsverhältnis mit besonderem Inhalt, ressen Gegenstand nicht die wirtschaftliche Arbeitsleistung des Lehrlings, sondern seine Ausbildung zur Fachkraft ist. Damit war es nicht mehr vereinbar, daß Lehrlinge aus den gleichen Gründen fristlos entlassen werden konnten wie erwachsene Arbeitskräfte. Die neue Verordnung läßt eine Kündigung nur noch dann zu. wenn ein gerade für die Auflösung des Lehrverhältnijses wichtiger Grund vorliegt. Aus dem Li aralt r des LehrvsB "stuisses folgt ferner die NotwcKst ststi laß es ' eendet lein wenn
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. I. l ist Nach . ,.ns erst m.t dem ' h d:r B r-or nun: endet . . n >:: t A b l a u i d e s rl » ' die Gesellen- st T.'.lstr-' in der Ver- i " ' ' : ' r'l minister
.. . ..ist s.st'.tzt.
Auch er fuhr in den Tod
Der holländische Dampfer „Nora" wurde an der englischen Südostküste durch eine Mine zerstört. An das Land getrieben, zerschlug das Wrack eine große Seebrücke.
(Associated Preß, Zand.-M.-K.)
sein Zweck, die B ru' au dem bisherigen R st> e. l Ablauf der vrr.ro l ch n L dos Lehrvcr' ä.' i n - c Monats, in c e m e i Prüfung besc'r >' T
ordnung gc' '' i " '
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Aus den jetzt im Wo»: . .st.^ nd. st chtlinie» d>e Reichs»
Innenministers ergaben ist. tterchstu.e er.uz., hotten iür den
künjtigen Ausbau des B, p c n e r w e. n s im Nahmen
der Volksgesundheitspflegr : .r Bedarf an Blutspendern be
trägt etwa einen aus 1000 - stner Dementsprechend sind für das Gebiet des Reiches etw. .0 000 Blutspender ersordeistch. Die Einrichtung der Vlutspen Kralen ist eine freiwillige Ee- meinschaftsaufgabe der Kranl.. ostr und Kliniken Ein -v p e n- drr kreis soll mindestens aus 20 Spendern bestehen, die sich auf die vier Blutgruppen verteilen. Die Ueberwachung Hai in jedem Bezirk das zuständige "'.fundheitsaml. Die Zentralst.Ile für die Bearbeitung aller ^ .nmrngen au> dem Gebierc des Blutspenderwesens ist das N.. ort-Koch-2n,riiul in Berlin Als Blutspender kommen in der Regel nur gesunde, unbescholtene Personen im Alter von etwa 21 bis 50 Jahren in Betracht. Sie erhalten einen amtlichen Svenderausweis. Die Vergütung iür die abgegebene Blutmenge beträgt i0 RM. für die ersten 108 ccm, 5 RM für jede weiteren angefangenen 100 ccm. mindesten» aber 20 RM Die Bluttransfusion Hai besondere Bedeutung auch bei der Behandlung lebenbedrohender Krankheiten im Kindesalter.
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