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Nr. 31

Dienstag, äen 6. Februar 1940

114. Jahrgang

Schwierige Lebensmiiieweesorguns in Keansrreich

Die französische Presse fordert die Einführung von Lebensmittelkarten / Eine Mahnung an die reichen Leute, sich rechtzeitig einzudecken

DNB. Berlin, 5. Febr. Seit einigen Tagen fordert die franz. Presse immer dringender die Einführung von Lebensmittelkar­ten. Angesichts der sonst streng durchgeführten französischen Zen­sur kann es sich hier jedoch nur um ein Vorbereitungsmanöoer der französischen Negierung handeln.

Obwohl Frankreich auf Grund seiner landwirtschaftlichen Struktur und verhältnismäßig geringen Bevölkerungsdichte durch­aus in der Lage sein müßte, seine Versorgung in jeder Bezie­hung sicherzustellen, werden die Mangelerscheinungen in der Le bensmittelversorgung von Tag zu Tag fühlbarer. Man hat schon drei fleischlose Tage in der Woche einsiihren und die Abgabe von Fleischgerichten in den Gastwirtschaften beschränken müssen. Auch in zahlreichen anderen Lebensmitteln, sogar Weizen, Zucker. Speiseöl und Kaffee kann die normale Versorgung schon seit längerer Zeit nicht mehr aufrecht erhalten werden. Der durch Sie zahlreichen Einberufungen bedingte Arbeitermaugel in der Landwirtschaft hat dazu geführt, daß im letzten Herbst die Be­stellung der Felder nur zu etwa 40 v. H. erfolgen konnte. Da überdies durch die Beschlagnahme und Requirierungen von Rin­dern und Pferden die ländlichen Transportmittel sehr beschränkt find, sieht man sich also gezwungen, eine Rationierung der Le­bensmittel zu fordern.

ie enttäuscht

Moskauer Blatt über die Grundlagen

Moskau, 5 Febr. Die Moskauer Gebiets-ZeitungMoskowski Bolschewik" gibt in einem aufschlußreichen Artikel ihren Lesern einen Ueberblick über die Grundlagen und Ziele der britischen Kriegspolitik. Lange Zeit hindurch, so schreibt das Blatt, hat England gehasst, Deutschland und die Sowjetunion als die Hauptgegner seiner Weltherrschaftspläne gegeneinander aushetzen und zum Kriege treiben zu können. Je fühlbarer das Gewicht der Sowjetunion in der internationalen Politik wurde, und je mehr Deutschlands wirtschaftliche und militärische Kräfte wuch­sen, desto größere Hoffnungen setzte England auf einen Krieg zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Getreu ihren alten Traditionen sah sich die britische Diplomatie einer lohnenden Aufgabe gegenüber: die stärksten Mächte des Kontinents sollten in einen Krieg gestürzt werden, um so den britischen Imperia­lismus gewinnen zu lassen. Stalin hatte jedoch schon im März vorigen Jahres diese Absichten Englands durchschaut. Deutsch­land hat ebenso die britischen Kriegsprovokatcure enttäuscht, in­dem es sich nach der Münchener Konferenz nicht gegen dis Sow­jetunion aufhetzen ließ. Darauf hat die englische Politik das Steuer herumgeworfen und versucht, nunmehr die Sowjetunion in ihre Einkreisungsfront gegen Deutschland einzubcziehen. Je­doch ist es Stalins Weitblick im Laufe der Verhandlungen nicht verborgen geblieben, daß England und Frankreich auch weiterhin in erster Linie den Konflikt zwischen Deutschland und der Sowjet­union wollten. So wurden mit dom Abschluß des deutsch-sow­jetischen Nichtangriffspaktes die Pläne der Kriegstreiber dann endgültig vereitelt, und aus dem Feldzug Deutschlands gegen Polen entwickelte sich nicht ein Zusammenstoß, sondern ein Freundschaftsvertrag zwischen Deutschland und der Sowjetunion.

Die Berechnungen der britischen Kriegspolitik sind also auf Sand gebaut gewesen. England, das von jeher alle seine Kriege von langer Hand und mit der gleichen Sachlichkeit wie ein beliebiges einträgliches Geschäft vorbereitet, hat sich örundsätzlichverrechnct. Die französische Armee sitzt jetzt untätig hinter der Maginotlinie, während der Seekrieg für die Westmächte täglich neue Verluste bringt. Englands Versor­gung mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen hat sich bedeutend verschlechtert, und die Blockade gegen Deutschland kann als ge­scheitert bezeichnet werden, denn Deutschland wird durch die Blockade weder in der Ostsee noch auf dem Balkan noch im Zen­tral- und Südostraum in seinem Handel beschränkt. Es ist klar, daß diewild gewordenen britischen Kriegsbrandstifter" im gegenwärtigen Moment sich nicht die geringsten Hoffnungen machen können. Deshalb gehen jetzt ihre Bestrebungen auf Er­weiterung des Kriegsschauplatzes und aus den Fang neuer Bun­desgenossen aus, um so Deutschland trotz alledem zu einem Zwei­frontenkampf zu zwingen.

Die gegenwärtigen Ziele der britischen Kriegspolitik umschreibt das Blatt abschließend folgendermaßen:England will jetzt den Krieg an der Maginotlinie einfrieren lassen und mit seiner Kriegsmarine und mit Hilfe der Handelsflotten eines neutralen Staatenblockes Deutschland mit der dürren Hand des Hungers an der Kehle zu packen. Schweden, Rumänen, Belgier, Griechen und Türken sollen Kanonenfutter liefern und Deutschland in die Flanke fallen. Jedoch unterliegt es keinem Zweifel, daß Eng­land dabei weder aus den Patriotismus seiner eigenen Veoölke- rung noch auf die Kräfte ferner Kolonialreiche zählen kann. In­dien, Australien, die Südafrikanische Union, Aegypten usw. zeigen keine besondere Lust, sich am Kriege zu beteiligen. Die herrschen­den Kreise Englands, die der Gefahr eines mächtigen Aufloderns des nationalen Befreiungskampfes in diesen Ländern gegen-- uberstehen, können es nicht einmal wagen, ans ihre Kolonien denselben direkten und unverhüllten Druck auszuüben, den sich Herr Churchill gegenüber den neutralen Staate» Europas er­laubt. Jedoch die breiten Massen der neutrale» Länder be- b^rfe» das Wesen der englischen Politik, und mit jedem Tag wachst ihr Widerstand gegen Englands Versuche, sie in de» im­perialistischen Krieg hineinzustoneu."

Es ist dabei bezeichnend, daß man die Art utzd Weise der Einführung getreulich von dem britischen Bundesgenossen über­nimmt. Anstatt für alle unerwartet und überraschend die Lebens­mittelkarten einzuführen, wird erst lang und breit in der Presse darüber geschrieben, damit sich auch der bornierteste Reiche in Frankreich, gestützt auf seine Geldmittel, rechtzeitig mit all dem versorgen kann, was in Kürze rationiert wird. Die arbeitenden Schichten in Frankreich, deren Löhne den Preiserhöhungen nicht gefolgt sind, haben dagegen keinerlei Möglichkeit zum Einkauf der Lebensmittel. Nach dem unsozialen britischen Beispiel dient also auch die plutokratische führende Schicht in Paris in erster Linie der besitzenden Klasse. Der breiten Masse des Volkes wer­den jedoch die schwerste» Lasten dieses Krieges ausgebürdet.

Der Wehrmachlsbericht

Berlin, 3. Febr. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Der Tag verlief ruhig.

wiegsbvandfMee

und Ziele der britischen Kriegspolitik Eine schwere Niederlage der Westmachte-

Moskau zum Ergebnis der Belgrader Konferenz

Moskau, 5. Febr. In einer Stellungnahme zur Belgrader Konferenz erklärt der Moskauer Rundfunk, die Valkanstaaten hätten den Westmächten auf der Belgrader Konferenz eine schwere Niederlage beigebracht. Da der ursprüngliche Plan Eng­lands und Frankreichs, die Balkanstaaten in ein militärisches Abenteuer gegen Deutschland zu stürzen, von Anfang an fehl- geschlagen fei, habe der Vertreter der Türkei auf der Belgrader Konferenz einen anderen Plan vorgelegt, nach dem eine Defen- siv-Allianz auf dem Balkan gegründet werden sollte. Das je­doch wäre nichts als eine andere Version des englisch-französi­schen Planes und habe ebenfalls keinen Anklang gefunden. Es könne kein Zweifel darüber bestehen, daß auch die Versuche, die wirtschaftlichen Bindungen d-r Valkanstaaten zum Deutschen Reich zu unterbrechen, scheitern mußten und auch in Zukunft erfolglos bleiben würden. '

Französische Militärsorgen

Der ehemalige Kriegsminister sieht Schwierigkeiten voraus

Brägel, 5. Febr. Der ehemalige französische Kriegsminister Fabry unterstreicht imMatin" die dringende Notwendig­keit, den Kadres des Heeres besondere Aufmerksamkeit zu schen­ken. Fabry gibt zu, daß das englische Heer erst Ende 1940 oder Anfang 1941 das Aussehen haben werde, das die britische Re­gierung ihm zu geben beabsichtige. Das französische Heer gehe langsam seiner vollkommenen Entwicklung entgegen, aber die Westmächte würden den Höchststand erst erreicht haben, wenn Deutschland seine Armeen zur höchsten Entwicklung gebracht habe. Die Schwierigkeiten beständen nicht so sehr in der Aus­rüstung als in der Schaffung von Kadres, denn ein Heer sei immer nur so viel wert, wie die Kadres wert seien. Di»-' oberste französische Heeresführung müsse deshalb dieser Frage zerade ihre besondere Aufmerksamkeit widmen.

Churchills neueste Milchmädchenrechnung

Amsterdam, 5. Febr Die jüngsten Erfolge der deutschen See- kriegsührung, die Versenkung von weiteren 14 bewaffneten Han­delsdampfern und Dorpostenbooten durch die deutsche Luftwaffe und die stolze Bilanz von elf Tagen mit 145 000 BRT. ver­senkten Schiffsraumes haben in England einen niederschmettern­den Eindruck gemacht. Der erste Liigenlord der Admiralität hat ja erst vor wenigen Tagen an die britische Oeffentlichkeit die Zu­mutung gestellt, an einen englischen Eesamtverlust von nur 480 000 BRT. in sämtlichen vergangenen fünf Kriegsmonaten zu glauben, eine Behauptung, deren groteske Lächerlichkeit durch die deutsche Erfolgsziffer besonders unterstrichen wird.

Zu dem Gesamtverlust von 145 000 BRT. in elf Tagen erklärt Mr. Churchill, 46 000 BRT. neutralen Schiffsraumes seien tat­sächlich verloren gegangen. Britische Schiffe werden also, wenn man seinem neuerlichenDementi" Glauben schenken soll, von der deutschen Kriegsmarine und vor allem von den Minen, die vermutlich mit einer besonderen Apparatur zur Unterscheidung der Nationalitäten ausgerüstet sind, seltsamerweise fast völlig verschont. Nur sieben englische Schiffe, versichert Mr. Churchill mit frommem Augenaufschlag, seien verloren gegangen, und ihre Gesamttonnage mache wenig mehr als 18 000 BRT. aus.

Sieben Schiffe? Meint Mr. Churchill vielleicht dieProthe- filaus (9557 BRT.) und dieFerrykill" (1086 BRT.) die ge­heimnisvoll gestrandeteKirlpool" (4842 ART.) oder die Bannest" (4450 BRT.), deren SOS-Rufe sogar vom Reuter­büro gemeldet wurden, die TankdampferCaroni River" (7807 BRT.), undBritish Triumph" (8500 BRT.), oder dieValt- anglia" (1523 BRT.)? Sollte Mr. Churchill tatsächlich diese sie­ben englischen Schiffe, deren Verlust in der genannten Zeit von (Fortsetzung stehe Seite 2)

Kronzeuge Clemenceau

Aussprüche, die Frankreich vergaß Deutliche Worte

über de» hochgepriesenen Bundesgenossen

Von Dr. Bäh r, Beauftragter des Neichsstudentenführers

NSK. Wie grelle Blitze durchzuckten die Drohungen Tle- menceaus die Zeit der tiefsten deutschen Erniedrigung. Schneidend fuhr sein Satz von den überzähligen 20 Millio­nen Deutschen in die furchtbarste Notzeit unseres Volkes hinein. Durch den Kampf der nationalsozialistischen Be­wegung wurde sein Wort Geschichte; denn wie eine Peitsche ging es in den Jahren des Kampfes um die innere Macht enthüllend und aufrüttelnd durch die deutschen Lande. Es war eine politische Satzung von so ungeheurer Offenheit und Brutalität, daß selbst jene Kreise unseres Volkes, die längst im Verhängnis der politischen Trägheit stecken geblieben waren, im Getöse dieses Hasses wach wurden und empor­geschreckt in Bewegung gerieten.

So redete Clemenceau zu uns, ein Todfeind, aber ein Gegner von Rang. Deutschland hat ihn gehört und hört ihn heute noch, Frankreich hat bis auf seine Hatzparolen gegen Deutschland alles vergessen, was er seinem Volk sagte. Denn das meiste von dem, was Deutschland dem Poilu heute über England und den Engländer zu sagen hat, könnte der französische Soldat genau so gut in dem Werk Clemenceaus Größe und Tragik eines Sieges" lesen.

Die britische Politik hetzt die Völker des Kontinents gegeneinander auf, damit sie sich gegenseitig lähmen und selbst die Bahn frei machen für den Marsch in die bri­tische Versklavung. Ist diese Behauptung ein Phantasie­gebilde der deutschen Propaganda? Clemenceau soll entscheiden:

Innerhalb unserer Regierung, im Parlament und in der Oeffentlichkeit, überall sehe ich nur schwächliches Nachgeben. Unsere Verbündeten, die Entbündeten, haben dazu bei­getragen. Wir haben allerdings auch nichts getan, um sie daran zu hindern. England ist auf verschiedenen Wegen wieder zu seiner alten Politik zurückgekehrt. Es sucht aus dem europäischen Kontinent Streit zu stiften. Großbritan­nien genoß infolge seiner insularen Lage stets den Schutz des Meeres. Deshalb hält es sich für verpflichtet, unter den Völkern aus dem Festlande Zwietracht zu säen, um de« friedlichen Besitz seiner Eroberungen zu gewährleisten. Diese Politik hat England auch schon auf unsere Rechnung große Vorteile eingebracht."

Nicht aus eigener Macht und Kraft, sondern mit Hilfe von Bundesgenossen versucht Großbritannien, Europa in der Richtung des britischen Nutzens zu kommandieren. Es pflegt dabei nach alter Tradition biszumletztenSol- daten des Partners zu kämpfen und Feldzüge so zu führen, daß hauptsächlich der gefesselte Freund den blutigen Kriegszoll zu zahlen hat. Diesmal hat wieder, wie von 1914 bis 1918, Frankreich die Ehre, seine Jugend für die briti­schen Börsenkönige auf dem Schlachtfeld zu opfern. Ist auch das eine deutsche Erfindung? Hören wir wieder Cle­menceau:

Unsere Verluste wäre« viel schwerer als die der Eng­länder. Diese hatten noch große Reserven in England selbst. Anstatt davon Gebrauch zu mache« «nd ihre Streitkräfte zu verstärken, verminderten sie die Zahl ihrer Truppen auf dem Kriegsschauplatz, gerade als man dort um jeden Preis alles einsetzen mußte."

Die totale Allianz zwischen Frankreich und England ent­spricht weder den Interessen des französischen Volkes noch den Erfahrungen der französischen Geschichte. Phantasie oder Wirklichkeit? Ein letztesmal mag Clemenceau uns Antwort geben:

Nach meiner Rückkehr aus Indien begab ich mich über London nach Oxford, um den Titel eines Dr. honoris causa entgegenzunehmen. Lloyd George bat mich um meinen Be­such im Unterhaus. Seine erste Frage war, ob ich ihm etwas zu sagen hätte.

Ja", antwortete ich,ich hätte Ihnen zu sagen, daß ich zu der Feststellung gekommen bin. Sie sind seit dem Waffen­stillstand der Feind Frankreichs geworden."

Na, und wenn", erwiderte Lloyd George,ist das nicht unsere traditionelle Politik?"

An der traditionellen britischen Politik festhalten bedeu­tet in Lloyd Georges Sprache, das europäische Festland um des Triumphes des Jnselreiches willen z« entzweien. Das hat uns die gegenwärtige Anarchie eingebracht, in der wir zu versinken drohen."

Stärker als je hat sich Frankreich heute an England ge­bunden und zum kontinentalen Degen der britischen Welt­räuber erniedrigt. Es ist nicht unser Amt, Frankreich zu warnen, wohl aber der Sinn unseres Schicksalskampfes, den Kontinent von der britischen Drohung und der britischen Gewalt zu befreien.