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Ragolder TagblattDer Gesellschafter-

Freitag, den 2. Februar 1918

Weg der Schulen vom Frieden zum Krieg

Eine Bilanz

Berlin, 31. 2an. Eine aufschlußreiche Bilanz des deutschen Schulwesens zieht der Referent im Reichserziehungsmtncsterium Tr. Krause inWeltanschauung und Schule". Während die Neugestaltung des höheren Schulwesens 1938 vollzogen wurde, ist die Verkündung der neuen Richtlinien für Volks- und Mittel- sckulen durch Reichserziehungsminister Rust Mitte Dezember 1939 auf einer Berliner Tagung der Schulaufsichtsbehörden er­folgt. Nähere Mitteilungen hierüber werden in Kürze von amtlicher Seite gemacht werden. Es lag aber, wie der Referent bemerkt, schon durchaus im Sinne der bevorstehenden Neu­ordnung, daß im Verlaufe von 1939 die konfessionelle Volks­schule entsprechend den Wünschen der Elternschaft und Lehrer­schaft fortschreitend durch die Gemeinschaftsschule er­setzt wurde, ein Prozeß, der nahezu abgeschlossen ist. Ebenso lag oie Förderung des Mittelschulwesens schon durchaus im Sinne der kommenden Reform. Das gleiche gilt für den nun erreich­ten Abschluß des Lesebuchwerkes der Volksschulen. Zum ersten Male in der Geschichte des deutschen Schulwesens haben die Volksschulen des ganzen Reiches in allen Klassen eine Lese­buch mit dem gleichen Kernteil, unterschieden durch die ein­geschmolzenen Heimatteile. Bei den höheren Schulen ist der Ausbau der Zubringerschulen auf dem Lande, die Einpassung der privaten Anstalten in die Schulreform und die Vertiefung der erzieherischen Arbeit nach den neuen Richtlinien hervor­zuheben. Wir sind jetzt so weit, daß wir für sämtliche Unter­richtsfächer auf nahezu allen Stufen der höheren Schule neue Lehrbücher haben. Die Frage des Lehrernachwuchses und der Lehrerbildung, von der die Zukunft der Schule noch mehr als von jeder Schulreform abhängt, trat durch die Einrichtung von Aufbaulehrgängen in einen neuen Abschnitt. Hier wer­den gegenwärtig 2409 ausgewählte Absolventen der Volks- und Mittelschulen und des Landjahres zur Aufnahme in die Hoch­schulen für Lehrerbildung vorbereitet. Der Aufbau des deut­schen Schulwesens in ehemals polnischen Gebieten verlangt weitschauende Planung. Es hat sich z. B. ergeben, daß der Warthegau und das ehemals pestpreußische Gebiet in abseh­barer Zeit wesentlich mehr deutsche höhere Schulen haben müs­sen, als vor 1918 vorhanden waren. Sind doch allein aus Est­land und Lettland 14 höhere deutsche Schulen mit über 200 Lehrern und annähernd 3000 Kindern zugezogen.

34 Millionen Tonabzeichen des KWHW.

Wie sie entstehen

Man ist von jeher bestrebt gewesen, die Herstellung der WHW.« Abzeichen in Industriegebiete zu legen, in denen die Heimarbeit eine bedeutende Rolle spielt. Auch für die 34,5 Millionen Wil- Helm-Busch-Figuren, die nach Entwürfen der Majolika-Manufak­tur in Karlsruhe hergestellt werden, ist dies der Fall. Insgesamt zehn verschiedene Werke mit vielen tausend Mann Belegschaft und Heimarbeiterschaft in Baden, der Steiermark, der Eifel und an der N o rd s e e k ü st e sind mit der Fertigstellung betraut worden, so daß die Porzellan-, Majolika- und Ton­industrie auf Monate hinaus darin Beschäftigung fand.

Es handelt sich bei diesen Februar-Abzeichen, die unter dem KennwortWilhelm-Busch-Abzeichen" Max und Mo­ritz, die Witwe Volte, Meister Böck, Nolte mit der Zipfelmütze, die fromme Helene, Julchen. Herrn und Frau Knopp, Adele, Maler Kleckse! und die gute Tante mit der Flügelhaube dar- siellen, um 3,5 Zentimeter große Halbrrliefs, die der Bildhauer Max Heinze aus der Flächenzeichnung Wilhelm Büschs in die Plastik umsetzte in einer Form, die typisch die Merkmale im Sinne des Meisters widergeben. Der Entwurf wurde in Ton modelliert und dann in Gips abgegossen. Danach wurden Hun­derte und Aberhunderte von Negativgipsformen hergestellt, in denen die Tonmodelle ausgedrllckt wurden. Bei der Fertigung dieser Gipsformen mußte besonders sorgfältig verfahren werden, da jeder kleinste Fehler den Eesamtarbeitsprozetz störend beein­flußt hätte. Das Füllen der Eipsformen, von denen jeder Ar­beiter in einem Arbeitsgang eine Vielzahl bearbeitet, kann nur von geschickten und geübten Arbeitern ausgeführt werden. Auch muß die Arbeit sehr sauber ausgeführt werden, damit die feinen Eesichtszüge nicht verquetscht werden und sich auch nach dem Trocknen die kleinen Figuren einwandfrei aus den Formen aus- lösen lasten. Zu hundcrtstückweise werden sie auf gleichmäßige Eipsplatten gelegt und auf einwandfreie Beschaffenheit aevrüit.

Nach langsamem Trocknen werden sie sorgfältig in Schamotte­kapseln gelegt und im Brennofen bei 1000 Grad Hitze gebrannt. Danach laufen sie in die Malerei, wo in erster Linie Frauen be­schäftigt sind. In Gruppenarbeit wird von jeder Arbeiterin eine einzige Farbe gemalt Die Ausmalung von Mund und Augen sind mit besonderer Schwierigkeit verknüpft und können daher nur von sehr geübten Arbeiterinnen ausgcführt werden. Außer den Malerinnen in den Betrieben ist noch eine große Zahl von Heimarbeiterinnen beschäftigt. Den letzten Arbeitsgang stellt die Kleberei dar, bei der mit einer Kittmasse die Nadeln sorg­fältig ausgeklebt werden. Nach dem Trocknungsprozeß machen die Abzeichen den Weg durch die Packerei, wo sie zu hundertstück­weise in Kartons verstaut werden. Wird dieser Arbeitsprozeß auf die Zahl von 34,S Millionen Stück umgerechnet, so erhellt die Bedeutung der von Monat zu Monat in der Zahl steigenden WHW.-Abzeichen für die verschiedenen Industrien, bei denen Glas, Porzellan, Majolika, Ton und Holz im Vordergrund stehen.

CH. K.

Krankenhauspflege 2. oder 3. Klasse?

Wer trägt die Kosten?

Wird seitens der Krankenkaste Krankenhauspslege gewährt, so bestehen häufig Zweifel darüber, ob und wann Aufnahme in die höhere (2.) Pflegeklaste des Krankenhauses verlangt wer­den kann. Wie die Reichsversicherungsordnung ausdrücklich be­stimmt, darf die Krankenhauspflege das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Als notwendig kann aber in der gesetz­lichen Krankenversicherung nur Kur und Verpflegung in der allgemeinen (3.) Pflegeklasse der staatlichen oder kommunalen Krankenanstalten oder vertraglich verpflichteten Privatkliniken angesehen werden. Denn die allgemeine Pflegeklasse eines Kran­kenhauses sichert eine gute und ausreichende Versorgung.

Bei dem Wunsch dieses oder jenes Versicherten, in eine höhere Pflegekasss ausgenommen zu werden, handelt es sich zumeist um Scnderinteressen; es liegt daher auf der Hand, daß die Kran­kenkasten auf die Erfüllung derartiger rein persönlicher Wünsche keine Rücksicht nehmen können. Andernfalls würde das auf eine Benachteiligung minderbemittelter, aber in gleichem Matze an der Beitragsleistung beteiligten Mitglieder hinauslaufen, die im Bedarfsfälle auf eine Einweisung in die allgemeine Pflege­klaste angewiesen sind.

Anders liegen die Dinge dann, wenn die 3. Klasse überfüllt ist oder sich der Heilerfolg dort nicht durchführen läßt, weil beispielsweise eine besondere Diätkost erforderlich ist oder eine besondere Schwere des Krankheitsfalles vorliegt. Dann ist die Einweisung des Patienten in die höhere Pflegeklaste ein Gebot der Notwendigkeit und von der Kaste ohne weiteres zu ge­währen.

2m übrigen steht es dem Versicherten frei, ob er sich in eine höhere Pflegeklasse aufnehmen lassen 'will. Er hat dann aber die entsprechenden Mehrkosten d. h. den Unterschiedsbetrag zwischen den Verpflegungssätzen der höheren und niederen Klasse -- selbst zu tragen. 2n solchen Fällen bildet zumeist die Sonder­liquidation des Krankenhausarztes eine böse Ueberraschung, zu­mal hier Privatsätze gefordert werden können, die das Kassen­honorar erheblich übersteigen,

Kann der Versicherte dann die Zahlung des Privathonorars ablehnen mit der Begründung, er habe den Arzt lediglich als Kastenpatient in Anspruch nehmen wollen? Das wird von der Rechtsprechung der Zivilgerichte übereinstimmend verneint. Man geht dabei von der Erwägung aus, daß jeder Patiec.c dem Arzt als selbstzahlender Privatpatient gegenübertritt, wenn er ihm nicht den Krankenschein überreicht oder ihm ausdrücklich erklärt, daß er ihn als Kastenmitglied in Anspruch nehme. So­fern nicht besondere Umstände darauf Hinweisen, braucht der Arzt nicht damit zu rechnen, daß ihn der Patient nach Abschluß der Behandlung auf die Krankenkasse verweist.

Wer sich also in eine höhere Pflegeklaste einweisen läßt, muß sich darüber im klaren sein, daß das seine Privatangelegenheit ist und er demgemäß auch das Privathonorar des Kranken­hausarztes zu zahlen hat. Es kann daher den Versicherten zwecks Vermeidung von Enttäuschungen und unliebsamen Auseinander­sitzungen nur dringend geraten werden, sich möglichst rechtzeitig bei der Krankenkasse über die Kosten der höheren Pflegeklaste zu unterrichten und sich insbesondere bei Operationen mit dem Krankenhausarzt über die Höhe des Privathonorars zu verständigen. Mitglieder der Deutschen Arbeitsfront werden in solchen Fällen bei der Rechtsberatungsstelle der Deutschen Arbeitsfront Rat und Unterstützung finden.

Dev Stevne«bkmmel km Sebvuav

Am hellsten leuchtet Sirius Von Dr. Dr. Carl E. Lornegius

Während sich im 2anuar die Zunahme der Tageslänge na­mentlich morgens noch wenig bemerkbar macht, ist im Februar der Bann der längsten Winternächte schon fühlbar gebrochen. Die Veobachtungsmöglichkeiten für den Sternenhimmel werden jedoch durch die zunehmende Abendhelle kaum beeinträchtigt, und die schönen Winterbilder erstrahlen in den Abendstunden (An­fang Februar um 23, Mitte um 22, Ende um 21 Uhr) in un­vermindertem Glanze.

Neben den wie auf einer Schnur aufgereihten Planeten am Südwesthimmel zieht besonders der Südhimmel mit seinen fun­kelnden Konstellationen den Blick auf sich. 2n einem Drittel der Himmelshöhe leuchtet hier Sirius, der hellste aller Fixsterne. Um ihn gruppieren sich horizontnah die übrigen Lichtpunkte des Großen Hundes sowie westlich die des Hasen Darüber finden wir Orion, den himmlischen 2äger, zu dessen drei bekannten, in gleichen Abständen stehenden Eürtelstcrnen symmetrisch die Sterne erster Größe Rigel (der weiße rechts unten) und Beteigeuze (der rötliche links oben) angeordnet sind. Ein ähnlich rot­funkelnder Fixstern in der Nähe, nur noch höher und mehr nach Westen zu, ist Aldebaran, der Hauptstern des Stiers, leicht kennt­lich durch die an ihn anschließende V-förmige Sterngruppe der Hyaden.

Während sonst meist die weiß erscheinenden Sterne als glühende gasförmige Gebilde zu den massensörmig größten Ob­jekten des Weltraumes gehören, ist Aldebaran trotz seiner Ab­kühlung noch immer als ein Sonnengigant anzusprechen. Um mehr als das Hundertfache übertrifft er unser Tagesgestirn an Größe. Noch höher, unweit vom Scheitelpunkt des Himmels, fällt die weißgelbe Capella im Fuhrmann auf, während Castor und Pollux in den Zwillingen und Procyon rm Kleinen Hund die Linie der Hellen Sterne wieder zu Sirius zurückführen.

Auf der Ostseite des Himmels ist in halber Höhe der Löwe mit dem schönen sichelförmig geschwungenen Kopf zu erblicken. Regulus, sein hellster Stern, steht genau in der Ekliptik, der scheinbaren jährlichen Sonnenbahn, die auch den Monatsweg des Mondes kennzeichnet und auf der sich die schönsten Konstellatio­nen zwischen den Wandelsternen abspielen. Die wenig auffallen­den Sterne unterhalb des Löwen gehören zu Wasserschlange und Becher. Den Nordostquadranten füllen die bekannten zirkum- polaren Bilder Großer und Kleiner Bär mit dem dazwischen lie­genden Drachen, an die sich zum Horizont hin Bootes, Nördliche Krone und Herkules (die letzteren erstmalig wieder abends sicht­bar) anschließen. Den Nordwesten durchzieht in voller Breite das Silberband der Milchstraße.

Die Planeten bieten am Abendhimmel eine wechselnde und sehr eindrucksvolle Szenerie. Zutiefst am Abendhorizont steht Merkur im letzten Monatsdrittel, in dem er bei günstigen Ve- wölkungsbedingungen um 18.15 Uhr gesehen werden kann. Venus, in ständig zunehmendem Glanze, bleibt bis in die zehnte Abendstunde sichtbar. Sie nähert sich ständig dem 2upiter, an dem sie im Abstand von knapp zwei Vollmondbreiten am 20. vorbeizieht. Aehnlich geht. Mars an Saturn in freilich größerem Abstand vorüber: beide Wa> delsterne verschwinden gegen 23 Uhr. Auch die äußersten Planeten können am Abendhimmel aufgesucht werden: Uranus bis Mitternacht an der Grenze von Widder und Stier, Neptun mit kleinem Fernrohr während der ganzen Dunkelheit zwischen Löwe und Jungfrau.

Die Sonne tritt am 19. aus dem Zeichen des Wassermannes in das der Fische. Die Tageslänge steigt von 8 Stunden 56 Mi­nuten am 1. auf 10 Stunden 43 Minuten am Monatsletzten. Der Mond zeigt folgende Hauptlichtgestalten: Neumond am 8. um 8 Uhr 45 Minuten, Erstes Viertel am 16. um 13 Uhr 55 Minuten, Vollmond am 23. um 10 Uhr 55 Minuten. Die vierte Mondphase, das Erste Viertel, fällt im Februar des 2ahres 1940 aus.

öleM-llMtdarl

vurresLa-irccrrrLLci-lur? ovnc» vLvr/rs «-irizieir v/eno/vu (77. Fortsetzung.)

Es ist um die Gerechtigkeit, Lord Clive."

Ein offenes Wort, Herr Präsident. Das Urteil war maß­los hart. Man hält es überall, bei uns in England wie in Spanien, für ungerecht, und ich ielbst bin seinerzeit über die Härte erschrocken. Das Bestreben Ihres Ministers, die Rechts- zustände zu bessern, in Ehren. Aber er ist bestimmt zu weit gegangen."

Ein Lauf folgt dem anderen und reißt das Interesse des Publikums an sich.

Als der zehnte Lauf kommt, ist die Spannung schier zur Siedehitze gestiegen.

Klaus Michael läßt sich eben massieren. Er erhält eine Karte von Hanna. Keine Zeile steht darauf, außer einem Wörtchen:Hanna," und ihr süßes Bild

Er sieht das Bild an und zuckt zusammen. Die Starre seines Gesichts, die seine Freunde ängstigte» löst sich für Augenblicke.

Sieh, Werner, Hanna denkt an mich."

Sie schaut dir zu, Bruder. Sie wartet auf deinen Sieg."

Klaus blickt dem Bruder voll in die Augen und legt beide Arme auf seine Schultern.

Ich will siegen, wenn es noch geht. Du wirst mich wohl überflügeln."

Nein, Bruder, du bist der Stärkere."

Vielleicht heute noch, morgen nicht mehr, Werner."

Werner würgt es im Halse, er will sprechen» aber jedes Trostwort, das aufrichten soll, schien ihm schal.

Es geht schon, Bruder," stößt er dann hervor.

Es hat alles ein Ende. Dank unserem Vater habe ich eiserne Nerven erworben Aber auch die versagen einmal oder stumpfen ab zur Trägheit. Heute kann ich noch, Werner. Sei ruhig Ich will siegen!"

Der sensationelle zehnte Vorlauf kommt.

Klaus Michael blendet die Sonne, als er auf dem Riesen­platze steht und seine Augen im Stadion Umschau halten

Aber er sieht nicht die Tausende und Abertausende, die ihm zuwinken, er trinkt die Sonne in sich ein Mit einem Schlage versinkt alles hinter chm. Er fühlt nur die Sonne und atmet tief.

Als die Startplätze verlesen werden, schreckt er empor.

Der Staatssekretär steht an keiner Seite und läßt kein Auge von der prächtigen Gestalt.

Nicht so starr. Herr Michael." spricht er herzlich zu Klaus. Es wird alles gut werden."

Herr von Seelingen. wenn ich endgültig hinter Zuchthaus­mauern begraben bin, dann werde ich Ihrer Güte bedenken."

Nicht so trostlos, Herr Michael.Sie müssen siegen."

Ich bin nicht trostlos, ich bin nur ohne Illusionen Ver­laßen Sie sich darauf, daß ich im Vorlauf bestimmt siegen werde "

Und dann

Dann wird Werner alles in Grund und Boden laufen, wenn ich es nicht mehr vermag."

Der weibliche Teil der Zuschauer hängt begeistert an seinen Zügen.

Seine Ruhe und Selbstverständlichkeit imponiert allen

Die Reporter knipsen, und Klaus ist liebenswürdig. Seit die Geliebte um lein Schicksal weiß, ist die große Ruhe über ihn gekommen. Der Sportarzt. Dr Hupfer, fühlt noch ein­mal seinen Puls und schüttelt den Kopf:Mensch, Michael, Sie haben eine schweinemäßige Ruhe!"

Klaus hat den urderben Arzt sehr gern.

Doktor, da wundern Sie sich?"

Michael, reißen Sie sich bloß zusammen. Machen Sie Kein Kraftkunststückchen. Ihre Nerven sind bewundernswür­dig, können aber auch aussetzen."

Keine Sorge, Doktor. Ich bin nicht totzukriegen."

Der Arzt lacht halblaut auf, aber in seinen Augen ist doch ein wehmütiger Ausdruck.

Starten.

Der zehnte Lauf verläuft so ureinfach, daß sich die Zu­schauer erst ansehen, ehe sie in Beifallssturm ausbrechen.

Klaus Michael gewinnt buchstäblich im Schritt. Er ist selbst erstaunt

Als er wieder zu Werner tritt, streckten sich ihm zwanzig Hände zum Glückwunsch entgegen.

Nun wird alles gut. Michael." ruft der Schweizer Suto- rius bebeistert.

Gens Gott, Kamerad!" sagt Klaus herzlich. Der Ton des Schweizers heimelt ihn an.

Der spielende Sieg erweckt natürlich eine Riesenlensation. Als man aber die Zeit erfährt 11,3 ist man enttäuscht.

Die Zeit ist mäßig. Dann aber sagt man sich wieder: Er hat ja im Schritt gewonnen, und die Hoffnung auf Klaus Michaels Sieg steigt höher.

Der Kommerzienrat Michael ist wie ein Raubtier auf der Lauer. Der große Kopf sitzt zwischen den Schultern, und die flackernden Augen irrlichtern böse in die Arena.

Dann blickt er nach links in die Loge des Herrn Eichler» Hochheim, und ein hohnvoller Zug spielt um die blutleeren Lippen, als er die beiden schönen Frauengestalten mustert, deren Augen voll Erwartung und Sehnsucht in der Arena suchen.

Er spricht vor sich hin. Unaufhörlich bewegen sich seine Lippen Verwünschungen scheinen sie zu formen.

Eben tritt man zum ersten Zwischenlauf an. Klaus Michael bestreitet ihn mit neun ernsten Gegnern, die sich für die Zwischenläufe qualifiziert hatten.

Der Start klappt schlecht.

Nach sechs Fehlstarts verwarnt der Vorsitzende des olym­pischen Komitees den belgischen Läufer Vardener und den Kanadier Sarslong.

Dann klappt es.

Klaus kommt brillant ab, wie alle überhaupt. Auf einem Haufen liegt die Läuferschar.

Zwanzig Meter vor dem Ziele liegen nur noch Klaus Michael, der Kanadier Sarslong, der Amerikaner Pall und sein Landsmann Summer vorn dicht zusammen, wie ein Vier­gespann.

Weiter geht es dem Ziele zu. Das Publikum wird erregt-

Michaeli" schreien welche.

Da kurz vor dem Ziele eins zwei drei Sätze.

Klaus Michael siegt mit einem Meter Vorsprung.

Riesenhafter Beifall aller Nationen lohnt seinen Sieg.

Als er zu dem Bruder zurücktritt, umarmt ihn Werner herzlich. Seine Augen sind voll Glückseligkeit.

Und die Sportkameraden.

Alle wollten sie die Michaels schlagen. Aber in keiner Seele scheint Feindseligkeit zu sein. Sie fühlen, um was es für Klaus geht, daß er um seine Freiheit kämpft. Unfaßbar ist es ihnen, daß dies ein Mensch noch vermag.

Unfaßbar ist es auch dem dicken Krause. Mister Purlin- broke ist zu ihm gekommen, lächelnd mit seinem glatten Dankeegestcht

Nun Mister Krause! Was sagen Sie nun?"

Der Klaus schlägt alles!"

Ich denke. Sie haben aus Sulliven gewettet."

Habe ich ooch!"

»Und trotzdem

(Fortsetzung folgt.)

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