Nagoldcr Tagblatt «Der Gesellschafter"
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5. Seite Nr. 24
Der ProM des DeutWMS
Zum 80. Todestag Ernst Moritz Arndts am 29. Januar
Wieder einmal hallt die Welt wider von Krieg und Kriegsgeschrei. Alles, was deutsche Größe, deutschen Fleiß, deutsche Freiheitsliebe und deutsche soziale Einrichtungen haßt wie die Pest, ist mit wütendem Gekläff aufgestanden und umnebelt sich selbst mit dem Wahn, uns vernichten zu können. England, Frankreich und sogar Indiens Fürsten haben den Rhein zur westlichen Grenze Deutschlands erklärt. Sie müssen eben ein Kriegsziel haben, und wenn es die Verherrlichung der eigenen Dummheit ist.
Uns kann dieses lächerliche Gehabe und Getue nicht aus der Ruhe bringen. Wieder zu schreien und zu toben, jedes Gebrüll in gleicher Tonart zu erwidern, ist nun einmal nicht unsere Art. Uebsrflüssige Worte sind uns ein Greuel. Wohl aber gedenken wir in diesen gewaltigen Tagen in aller Stille des Mannes, dessen ehernes Standbild vom Alten Zoll in Bonn hinab auf den deutschen Rhein blickt, der auf ewig Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze sein wird: auf das Bild Ernst Moritz Arndts, dessen Todestag sich zum 80. Male jährt.
Er, der Sproß erbuntertäniger Bauern — erst sein Vater erwarb die persönliche Freiheit — und Zeuge einer großen, sturmbewegten Zeit, kannte wie kaum ein anderer den Wert der Freiheit, er hat wie kaum ein anderer sein ganzes Leben lang mit unermüdlichem Eifer für deutsches Volkstum, deutsche Ehre, deutsche Freiheit und deutsche Größe gekämpft. In seinen Liedern und Schriften war er der unerschrockene Feuergeist, der mutige Wegbereiter des Mannesmutes und des Soldatentums. Kein Wunder, daß der Dichter die Franzosen geradezu fanatisch haßte, ohne jedoch dabei in imperialistische Eedankengänge zu verfallen.
Würdig schlossen sich Arndts markige, packende Lieder den begeisterten, schwungvollen Strophen Körners und Len schwärmerischen Gesängen Schenkendorfs an. Ja, an augenblicklicher wie an nachhaltiger Wirkung übertraf er sie oftmals. Sie sind uns noch heute kostbarster Besitz, und eines von ihnen, das für Jahrzehnte das Nationallied der Deutschen wurde, ist gerade in unseren Schicksalstagen, da deutsche Volksstämme heimkehrten ins Reich, von prophetischem Glanz umwoben worden: „Was ist -es Deutschen Vaterland?"
„Das ganze Deutschland soll es sein!
O Gott im Himmel sieh darein
Und gib uns rechten deutschen Mut,
Daß wir es lieben treu und gut.
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein!"
Wir wollen es diesem deutschen Mahner und Warner nicht vergessen, daß er einer von jenen großen Männern ist, deren treues Wirken mithalf, jene Bausteine zusammenzutragen, aus denen Adolf Hitler das unvergängliche Gebäude des von den Vätern so heiß ersehnten Grotzdeutsch- land errichten konnte. Jenes Deutschland, das wir heute wieder gegen eine Meute von Feinden verteidigen müssen. Daß der Sieg unser ist, das ist nicht zum wenigsten dadurch bedingt, daß der Geist Arndts in uns lebt, und daß der Gott mit uns ist, der uns das Eisen wachsen ließ, auf daß wir keine Knechte würden.
3m «Land der
hunderttausend Toten"
Italienischer Berichterstatter fährt durch das anatolische Erdbebengebiet
Der Berichterstatter des „Messaggero", der nach dem zerstörten ostanatolischen Erzindschan eilte, berichtete soeben über seine Erlebnisse im Erdbebengebiet, das er erst nach endloser, trostloser Bahnfahrt über Ankara erreichte.
„Drei Tage bin ich erst im Erdbebengebiet. Es sind die vielleicht tragischsten Berichte, die ein Chronist je rn drei Tagen zu geben hatte. Tausende und Abertausende von Toten, dir meisten noch nicht begraben, Tausende und Abertausende von Kindern, die auf den Trümmern ihres Hauses sitzen und ganz still, ohne zu weinen, wie von einer seltsamen Sicherheit getragen, aus die Wiederkehr der Mutter warten. Ein langer, langsam rollender Zug hatte allein zwölf Wagen mit solchen Waisen zwischen 3 und 15 Jahren, die von der Provinz Erzindschan nach Ankara gebracht wurden...
Von Ankara nahm ich den Zug nach Siwas und Erzindschan — ein Tag und eine Nacht bis Siwas, ein weiterer Tag und eine weitere Nacht bis Erzindschan. Der Zug fuhr durch die eisige Nacht, ein Zug der Trauer, denn fast jeder Reisende im Zug hatte etwas in den Ruinen zu suchen. Eine Frau im Abteil zweiter Klasse nebenan hörte man ununterbrochen weinen. Ihr Mann war im Postamt von Erzindschan angestellt gewesen. Sie brach von Istanbul auf, um ihn zu suchen, sicher, ihn nicht mehr zu finden. Es schneit); von Zeit zu Zeit heulte die Lokomotive durch die Nacht. Auf den Stationen hörte man nur das Glockenzeichen, dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung und übertönte mit seinem Rollen das Schluchzen der Reisenden.
Vor Siwas in der Morgendämmerung begann man etwas von der Gegend zu sehen — eine wellige Landschaft in gewaltiger Ebene. Der Schnee machte sie noch eintöniger. Die Gelehrten sagen, daß diese Region im Alpen-Himalaya- gllrtel die unsicherste des ganzen Erdballs ist. Es ist die Landschaft der Erdbeben; sie wird jetzt „das Land der hunderttausend Toten" genannt, denn in der Tat, so groß ist die Zahl der Opfer, die seit dem Erdbeben von 1678 bis heute umkamen. Damals erfaßte das Erdbeben eine Zone von 200 Quadratkilometern — 57 000 Menschen kamen um. Ein weiteres Erdbeben 1882: 1700 Tote. 30 bis 40 000 sind die Opfer der diesmaligen Katastrophe. Die Srädte Jozgat, Trabsun, Samsun, Eümüshane, Ordu, Ama- sua, Eiresun, Tokat — alle diese wurden betroffen. Die beredten Zahlen sagen: In Erzindschan: 10119 Tote und über 4000 Verwundete. 2m Gebiet von Siwas 7335 Tote, 2001 Verwundete; in Tokat 6050 Tote und fast ebenso v-els Verwundete. In Eiresun (Kerassunt am Schwarzen Meer): 1450 Tote. Die anderen Städte haben Hunderte von Toten zu beklagen. Die zertrümmerten Häuser gehen in den erstgenannten Städten in die hohen Tausenbe — 7000 Häuser, 6000 Häuser zerstört usw. Bei dieser furchtbaren Statistik ist die ganze Provinz Erzindschan noch nicht einbegriffen. Die Verluste hier lassen sich wohl erst nach längerer Zeit feststellen. Denn von den verstreuten einsamen Hirtendörfern dieser Region weiß man noch nichts. Bisweilen kamen nur erschreckte, halbverhungerte Tiere an; >ie kamen im Galopp aus den zerstörten Dörfern, vielleicht angezogen von der Witterung des Menschen. In Erzind- >chan kam ein kleiner Esel schon fast verhungert gelaufen, blickte etwas um sich und fiel tot hin.
Die unglucksnacht vom 26. Dezember war besonders kalt, mit schneidendem Wind über den Flächen. Um zwei Uhr nachts hörte man ein dumpfes Heulen aus der Erde, wie Las Gebrüll eines Ungeheuers, dann ein furchtbarer Stoß von unten nach oben. Es war. als ob die Erde von einem plötzlichen Fieberwahnsinn ergriffen worden wäre. Diese wenigen Sekunden genügten, um auf ein weites Gebiet hin alles zu zerstören. Von Erzindschan stand nach diesem Stoß nicht ein einziges Haus mehr — mit einem Schlage waren sie zusammengestürzt.
„Es war kein Licht da", erzählte eine geflüchtete Ueber- lebende im Bahnhof von Siwas. „Ich weiß nicht, wie ich plötzlich auf die Straße geworfen worden war, in einer erstickenden Wolke von Staub und Trümmern. Ich konnte nicht atmen, und immer weiter stürzten Trümmer ringsumher. Ich schlief zuvor mit meinen Kindern — jetzt habe ich sie nicht mehr. Ich wußte nicht, wo ich war, wohin ich mich wenden sollte. Ich schrie und irgendjemand antwortete mir mit einem Wehgeheul. Ich traf eine Frau in den Trümmern, wir faßten uns an der Hand und stolperten, von
Moskau, 27. Jan. Die „Jswestiza" beschäftigt sich mit dem politischen „Freibeuter" Churchill. Das Blatt schildert die politische Laufbahn dieses Mannes, die ihn als wetterwendischsten und unzuverlässigste» aller englischen Politiker erscheinen läßt. Der „politische Freibeuter", so schreibt die Zeitung, sei nicht umsonst bei Kriegsausbruch wieder in das britische Kabinett genommen worden. Genau so wie er schon im Weltkrieg unablässig die Schaffung einer möglichst großen Zahl von Fronten gegen Deutschland erstrebte und schon damals die Erweiterung des Krieges auf dem Balkan und dem Nahen Osten predigte, sei er auch heute die treibende Kraft aller britischen Pläne, welche auf die Erweiterung des Kriegsschauplatzes gerichtet stnd. „Heute, wo das englisch-französische Oberkommando nicht in der Lage ist, einen aktiven Angriff gegen Deutschland einzuleiten, wo es im Gegensatz zu 1914 keine Ostfront gibt und keine russische Armee, die dem englisch-französischen Kapitalismus dient, träumt Churchill aufs neue von fremdem Kanonenfutter und wendet sich deshalb den Neutralen zu." Vom Standpunkt der neutralen Staaten könne man heute das England, in dessen Namen Churchill auftrete, mit einer Spinne vergleichen, welche die Fliege überreden will, „zu Besprechungen auf ihr Zimmer zu kommen". Die arme Fliege brauche nur auf diese verlockenden Reden cin- zugehen und sie werde sofort in das Netz der Spinne verstrickt. Die Spinne sauge ihr das Blut aus dem Leibe und werfe sie dann tot weg.
Eingeständnisse des MockademimsLers
England z« schwach, um seine Blockadepläne durchzuführen
Berlin, 27. Jan. Der britische Wirtschafts-Kriegsminister Croß, der hinsichtlich der Zahl seiner Reden seit Kriegsausbruch fast mit Churchill in Wettbewerb treten kann, hat im britischen Rundfunk wieder einmal über die Tätigkeit seines Ministeriums gesprochen. Dabei ist vor allem bemerkenswert, daß er zugeben mußte, daß Deutschland trotz der angeblich gewaltigen Anstrengungen seiner Behörde noch keinerlei Anzeichen einer wirtschaftlichen Erschütterung zeigt. Weder die Blockierung der deutschen Einfuhr, noch die Blockierung der Ausfuhr, noch der britische Wettbewerb auf den Deutschland noch zugänglichen neutralen Märkten, die Croß als wichtigste Einsatzpunkte seiner Tätigkeit bezeichnet-, haben bis jetzt irgend eine Erfolgsaussicht für England eröffnet. Es ist nämlich schon so weit, daß auch aus den neutralen Märkten die ständigen britischen Ankündigungen eines um jeden Preis geführten wirtschaftlichen Wettbewerbs gegen Deutschland nicht mehr ernst genommen werden. Nach den Erfahrungen der letzten Monate hat man bereits zweifelsfrei erkannt, daß England finanziell viel zu schwach ist, um derartige Pläne durchzusühren. Es ist auch bezeichnend, daß gerade die britischen Presseangriffe der letzten Tage auf Rumänien deutlich beweisen, daß England die Verdrängung Deutschlands im Handelsverkehr neutraler Länder nicht durch einen Ausbau seiner tatsächlichen wirtschaftlichen Leistungen bewirken kann und deshalb durch Drohungen mit politischen und wirtschaftlichen Repressalien dieses Ziel zu erreichen sucht.
Erstmalig in seinen vielen Reden und Erklärungen hat Croß jetzt auch zugegeben, daßmiteinemunmittolbaren wirtschaftlichen Zusammenbruch Deutschlands nicht zu rechnen sei, und daß man mit Hilfe des Wirtschaftskrieges nur nach einer langen Periode auf eine Entscheidung hoffen könne. Scheinbar hat die Kritik, die gewisse englische Wirtschastskreise und Presseorgane nach der letzten Unterhaus-Rede an den bisherigen Ergebnissen der Tätigkeit des britischen Wirtschastskriegsministe- riums übten, einigen Einfluß auf die neuen Aeußerungen des Ministers gehabt. Dies zeigt sich auch darin, daß er endlich zugibt, daß Deutschland nicht am Hunger zugrunde gehen würde, da es sich praktisch selbst ernähern könne.
Smuls einst und jetzt
Berlin, 27. Jan. Auch General Smuts, der gelehrige Schüler der Engländer, bezeichnet diesen Krieg in allen seinen Reden als einen „Heiligen Krieg", als einen „Krcuzzug für die Rechte der kleinen Nationen". Er hatte im südafrikanischen Kabinett den zweithöchsten Posten inne, als Premierminister Hertzog schon im Frühjahr des vergangenen Jahres in London vor der britischen Einkreisungspolitik und insbesondere der Garantieerteilung an Polen vertraulich warnte. Dann aber nahm er es Anfang September auf sich, seinen bisherigen Chef zu stürzen, um Südafrika in den britischen „Krieg für Polen" zu führen. Er setzte sich dadurch nicht nur in Gegensatz zu Hertzog und allen burischen Patrioten, sondern auch zu sich selbst. Denn einstmals auf der Versailler Konferenz hatte Smuts die Unmöglichkeit der von den Alliierten getroffenen polnischen Regelung und die Gefährlichkeit des polnischen Nationalcharakters sehr klar erkannt und vörausgesagt, daß daraus ein noch „größeres Unglück" als der Weltkrieg entstehen müßte. In Ray Stan- nard Bakers „Woodrow Wilson and World Settlement", Band 3, wird ein sehr ausführlicher Brief wiedergegeben, den der südafrikanische Staatsmann am 22. Mai 1919 an Lloyd George richtete. In dem Brief sprach er sich über Deuts ch- lands O st grenzen wie folgt aus:
„Ich bin überzeugt, daß wir mit der ungebührlichen Vergrößerung Polens nicht nur das Verdikt der Geschichte umstoßen, sondern einen politischen Kardinalfehler begehen, der sich in der Geschichte noch rächen wird. Das neue Polen wird Millionen von Deutschen einschließen und Gebiete, die eine deutsche oder russische Bevölkerung haben, oder die während einer langen Zeitperiode deutsch oder russisch gewesen sind. Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß sowohl Deutschland wie Rußland wieder große Mächte werden und daß das zwischen ihnen eingeklemmte Polen nur mit ihrer Zustimmung bestehen kann. Wie können
Lcylvmost ersaßt, vorwärts. Es roch verbrannt — Flammen traten an einigen Stellen aus den Trümmern und so wurde Licht — das Licht der Feuersbrunst!"
Alle Häuser hatten wegen des Frostes in dieser Nacht die Oefen brennen oder doch irgendeine Feuerung; so brannten Möbel und andere Gegenstände bei dem Zusammensturz auf. Bevor die Dämmerung anbrach, brannte ganz Erzindschan.
30 000 Menschen erlebten in dieser Nacht das gleiche Martyrium, erschlagen, erstickt, verbrannt oder lebend begraben zu werden. Weder Ankara noch Istanbul wußte von dem Unglück. Nur der Vizestationsvorsteher von Siwas merkte den Stoß und telegraphierte nach Erzindschan. Niemand antwortete — er rief Tokat an — Todesschweigen — Gire- sun — niemand, niemand antwortete! 12 Kinder in Erzindschan hatten sich nach der Katastrophe an einer Mauer zusammengefunden und warteten, daß doch die „Großen" ihnen zu Hilfe kämen. Man fand sie später, erschlagen von der zusammenstürzenden Mauer, auf, noch mit frostrotey Ohren und Händen..."
wir unter Viesen Umständen erwarten, daß Polen nicht zu einem Fehlschlag wird, selbst wenn es über die Fähigkeiten des Herr- schens und Verwaltens verfügte, die es, wie dick Geschichte beweist, nicht hat? Ich glaube, wie errichten ein Kartenhaus! Ich glaube, die beiden politischen Kardinalfehler des Vertrages sind die lange Besetzung des Rheins und die Vergrößerung Polens. In diesen beiden Fehlern steckt eine Fülle von Bedrohungen für den künftigen Frieden von Europa und ich möchte mit allem Nachdruck daraus Hinweisen, daß jedes Mittel angewandt werden sollte, sie zu beseitigen, ehe es zu spät ist!"
Smuts wird die seherischen Warnungen nicht vergessen haben, die er 1919 so eindringlich vorbrachte. So wird sich bei Ausbruch des gegenwärtigen Krieges die Stimme des Gewissens wohl in ihm geregt haben. Doch war ihm, dem Englandhörigen, auch an jenem schicksalsschweren Wendepunkt Großbritanniens imperi", Wisches Interesse wichtiger als jede andere Erwägung.
«Seriürtsfaal
Zuchthaus wegen Totschlagsversuchs au der Mutter
Stuttgart, 26. Jan. Die Strafkammer Stuttgart verurteilte den 29jährigen verheirateten Richard Neichmann aus Waib- lingen wegen eines Verbrechens des versuchten Totschlags an Verwandten aufsteigender Linie zu drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust.
Reichmann war in der Nacht zum 29. September 1939 in er- heblich betrunkenem Zustande, mit einem Schaufelstiel bewaffnet, in die Wohnung seines Stiefvaters in Waiblingen eingedrungen, um sich an seiner Mutter zu rächen, die er im Verdacht hatte, ihn wegen einer Uebertretung angezeigt zu haben. Nachdem er den ihm entgegentretenden Stiefvater bedroht und zur Flucht gezwungen hatte, versetzte er seiner Mutter einige Schläge ins Gesicht und drückte sie dann auf den Rand eines Bettes nieder, um sie weiter zu mißhandeln. In der Dunkelheit bemerkte er nicht, daß seine 19jährige Halbschwester Maria in dem Bett lag. Diese erwachte und richtete sich in dem Augenblick auf, als der Angeklagte zu einem Schlag mit dem Schaufelstiel gegen seine Mutter ausholte. Der Schlag traf das Mädchen an die Schläfe und verursachte eine Gehirnblutung, der sie noch am Abend des gleichen Tages erlag.
Die Strafkammer hielt die Tötungsabsicht des Angeklagten gegenüber seiner Mutter für erwiesen, verneinte aber die lleber- legung bei Ausführung der Tat. Strafmildernd wurde die bisherige Unbescholtenheit des Angeklagten gewertet, sowie die unglücklichen Familienverhältniffe, straferschwerend die Roheit und Ehrlosigkeit seiner Handlungsweise gegenüber seiner Mutter-
Schwere Strafen für Steuerhinterziehung
Tübingen, 27. Jan. Vor der Tübinger Strafkammer hatten sich der 46 Jahre alte Metzger August Kovp und der S6 Jahre alte frühere Fleischbeschauer Johannes Keller, beide in Nufringen wohnhaft, wegen Schlachtsteuerhinterziehung u>w. zu verantworten. Kopp erhielt wegen Anstiftung zur Falschbeurkundung im Amt in Verbindung mit einem Vergehen der Steuerhinterziehung ein Jahr fünf Monate Zuchthaus und 29 990 RM. Steuergeld- und Wertcrsatzstrase. Keller wurde wegen erschwerter Falschbeurkundung i> Aint in Verbindung mit einem Vergehen der Steuerhinterziehung zu einem Jahr zwei Monaten Zuchtliaus uno 66 090 NM. Stcuergeld- bezw. Wertcrja>iK«ll» verurKtlr
Zuchthausstrafe für Gewohnheitsverbrecher
Rottweil, 26. Jan. Die Strafkammer Rottweil verurteilte den bereits auf 15 Vorstrafen zurückblickendcn 42 Jahre alten Fabrikarbeiter Wilhelm Vosseler aus Trossingen wegen mehrerer Verbrechen des Diebstahls im Rückfall zu fünf Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverlust und Anordnung der Sicherungsverwahrung. Der unverbesserliche Gewohnheitsverbrecher hat immer wieder in gemeinster Weise seine Arbeit-kameradeu gestohlen und um ihr sauer verdientes Geld gebracht.
Die Versuchung war zu groß
Mannheim, 27 Jan. Der bereits vorbestrafte 21jährige Walter Stephan aus Neckarau hatte sich wegen Diebstahls zu verantworten. Der Angeklagte arbeitete bei einer Eroßfirma. Diese ließ aus Zweibrücken Rückwanderergut nach Mannheim befördern. Beim Transport eines Schrankes kam ein Fußball zum Vorschein, den Stephan entwendete. Sein Kamerad interessierte sich dann noch für die Boxhandschuhe und Sportschuhe, die er mitgehen hieß. Der Interessent erhielt fünf Wochen Gefängnis. Stephan verlor seine Arbeitsstelle und bekam außerdem noch vier Wochen Gefängnis zudiktiert.
Zuchthaus für gemeinen Diebstahl
Pforzheim, 27. Jan. Vor der Strafkammer stand der von seiner Familie getrennt lebgnde 31 Jahre alte Emil Binder aus Pforzheim unter der Anklage des Verbrechens gegen die Verordnung gegen Volksschädlinge. Binder ist am 8. November 1939 unter Ausnutzung der Verdunkelung auf dem Vuckenberger Hofgut, wo er längere Zeit beschäftigt war, in die Knechtekammer cingedrungen und hat dort den beiden schlafenden Knechten die Geldbeutel mit dem Wochenlohn aus den Hosentaschen gestohlen. Er entwendete weiterhin eine Taschenuhr, Kleidungsstücke und Schuhe. Der Gesamtwert des gestohlenen Gutes beträgt 83 RM. Die Strafkammer erkannte gegen den vorbestraften Angeklagten auf eine Zuchthausstrafe von drei Jahren und fünf Jahre Ehrverlust.
Zwei Ohrfeigen kosteten 200 RM.
Pforzheim, 27. Jan Einem hiesigen Gewerbetreibenden „rutscht zu leicht die Hand aus". In zwei Fällen hat er in einer Zornaufwallung seine Lehrlinge in einer Weise gezüchtigt, die über das erlaubte Recht hinausgeht. Eine Ohrfeige war so stark, daß die Lippe des Lehrlings platzte. Das Gericht verurteilte Lew Angeklagten wegen Körperverletzung zu 299 RM. Geldstrafe.
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