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Nr. 21
Donnerstag, äen 25. Januar 1940
114. Jahrgang
Neuer schwerer Schlag sür England
Der britische Zerstörer „Exmouth" in der Nordsee vernichtet
Berlin, 24. Jan. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
In der Nordsee wurde der britische Zerstörer „Exmouth" vernichtet. - '
Sonst keine besonderen Ereignisse.
*
Berlin, 24. 2an. Der in der Nordsee vernichtete britische Zerstörer „Exmouth" ist ein Flottillenführer und von gleicher Bauart wie der vor wenigen Tagen versenkte Flottillenführer „Eren- ville". Der Zerstörer, der eine Geschwindigkeit von 36 Seemeilen
Schanghai, 24. Jan. Am Mittwoch vormittag wurde die Tsing- tauer Konferenz eröffnet, die die Vorbedingungen zur Bildung der neuen chinesischen Zentralregierung schaffen soll. An der Konferenz nehmen teil: Wangtschingwei als Vorsitzender des Zentralvollzngsausschusses der orthodoxen Kuomintang, Wangkehmin als Vorsitzender des Vollzugsausschusses der vorläufigen Pekinger Regierung und Lianghungtschin als Vorsitzender des Vollzugsamtcs der Nankinger Erneuernngsregie- rung. Auf der Tagesordnung stehen Vorschläge für die Organisation des neuen zentralen politischen Ausschusses, der die neue China-Negierung ins Leben rufen soll.
DNB. Schanghai, 25. Jan. In der ersten Sitzung der Tsingtauer Konferenz wurde einstimmig beschlossen, daß die neue Regierung Wangschingweis „Nationalregierung der Republik China" heiße, Nanking die Hauptstadt und die alte Kuomintan- flagge die chinesische Landesslagge bleiben soll. Die leitenden Grundsätze für die neue Regierung sind Zusammenarbeit mit Japan und Förderung des Fernöstlichen Friedens. Auch anderen Parteien neben der orthodoxen Kuomintang soll die Teilnahme an der Regierung ofsenstehen. Es soll ein neuer zentral-politischer Rat aus Mitgliedern der Kuomintang der vorläufigen Peking-Regierung, der Nankinger Erneuerungs-Negierung und der mongolischen Regierung gebildet worden. Dieser Rat wird Mitte März eine Sitzung in Schanghai abhalten. Mitglieder der jetzigen Tschungking-Regierung, die ihre antijapanische Politik auf- geben, können ebenfalls zu Mitgliedern des politischen Rates gewählt werden.
Der „Asama-Maru"-Zwischenfall
Auslieferung der 21 Deutschen gefordert
Tokio, 24. Jan. Der japanische Außenminister Arita, der den britischen Botschafter Craigie am Dienstag abend erneut in das Auswärtige Amt gebeten hatte, erhob bei ihm weitere Vorstellungen wegen des „Asama-Maru"-Zwischenfalles. In einer Unterredung von einer halben Stunde legte Arita den japanischen Standpunkt klar und betonte, daß der Zwischenfall die japanische Nation sehr erregt habe. Er ersuchte die britische Negierung um genaueste Beachtung des Protestes und wankte gleichzeitig vor einer Wiederholung. England möge die auf dem japanischen Dampfer „Asama Maru" völkerrechtswidrig gefangen genommenen 21 Deutschen freiwillig ausliefern, da Japan sonst gezwungen würde, offiziell die Auslieferung der Deutschen zu fordern. Wie Domei sagt, erwarte man in Tokio, daß England dieser Anregung Folge leisten werde.
Tokio, 24. Jan. Die dreiste und herausfordernde englische Aktion gegen das japanische Motorschiff „Asama Maru", die von der Presse als „Piraterie vor den Toren Tokios" treffend gekennzeichnet wird, wirkt sich immer stärker auf die Stimmung des japanischen Volkes aus. Immer neue Entschließungen »on Parteien und Verbänden, die Ankündigung von Massenversammlungen sowie Besprechungen innerhalb des japanischen Kabinetts lasten erkennen, dah Japan offenbar entschlossen ist, seinem Protest gegenüber England auf jeden Fall Anerkennung zu verschaffen. Die Soziale Mastenpartei verlangt in einer Entschließung, daß die japanischen Gewässer unverzüglich von den britischen Piraten gesäubert werden müßten.
erreicht, hat als Bewaffnung acht Torpedorohre, fünf 12-Zenti- meter-Eeschütze und sieben Maschinengewehre. Die Länge beträgt 103 Meter, die Breite 10.40 Meter.s Die Besatzung, die 175 Mann stark ist, ist allem Anschein nach in voller Stärke Zusam- men mit dem Zerstörer untergegangen. Der Zerstörer, der im Jahre 1934 erbaut wurde, ist 1475 Tonnen grog.
Norwegischer Ev-Tonnen-Dampfer gesunken
Oslo» 24. Jan. Der 4000-Tonnen-Dampser „Sydfeld" aus HauMund ist an der schottischen Küste gesunken. 19 Mitglieder rer Besatzung sind von einem anderen norwegnchen Dampfer gerettet worden. Fünf Seeleute werden vermißt.
Schon wieder ein japanischer Dampfer durchsucht
Empörung in Tokio über die neue «unglaubliche Mißachtung"
Tokio, 24. Jan. Obwohl die gewaltsame Durchsuchung des japanischen Dampfers „Asam Maru" und die Verhaftung der deutschen Pastagiere in ganz Japan einen Entrüstungssturm ansgelöst hat, obwohl die gesamte japanische Presse die Engländer vor einer Wiederholung einer solchen Brüskierung warnte und sogar das Auhenamt dem britischen Botschafter einen scharfen Protest überreichte, hielt jetzt schon wieder ein englischer Zerstörer in der Nähe von Honolulu einen japanischen Dampfer an. Es handelt sich um den Dampfer „Tatsata Maru", der streng durchsucht wurde. Die Frage des japanischen Kapitäns nach Namen und Nationalität des Kriegsschiffes blieb wieder unbeantwortet.
Die Blätter in Tokio verurteilen in schärfster Weise de« neuen Gewaltakt Großbritanniens. In lleberschriften wie „Leberfall auf Tatsata Maru" und „Neue englische Gewalttat an japanischem Dampfer" kommt die Entrüstung zum Ausdruck. Wie die Agentur Domei berichtet, verlautet in Kreisen de» Außenministeriums, daß das Verhalten Englands trotz der ernsten Warnung als eine unglaubliche Mißachtung Japans empfunden wird, die nicht ohne Folgen bleiben werde. Dis- antibritische Bewegung nimmt erneut stark zu
Bom finnischen Kriegsschauplatz
Lebhafte Artillerietätigkeit an der karelischen Front
Helsinki, 24. Jan. Die lebhafte Artillerietätigkeit an der Karelischen Front wurde, wie der finnische Heeresbericht vom 23. Januar mitteilt, fortgesetzt. Ein Aufklärungsversuch der Russen zwischen Summa und Muolaiärvi soll abgcwiesen worden sein. Vom Nordostcn des Ladoga-Sees meiden die Finnen erfolgreiche Kämpfe. Das Artillerieseuer bei Aittojoki und 2lo- mantsi dauert an. Russische Angriffe auf Aittojoki konnten abgewiesen werden. Die/Küstenbatterien der Seestreitkräste sollen mit Erfolg russische Schiffe unter Feuer genommen haben. Die finnische Luftwaffe meldet Jagd- und Erkundungsflüge. Sech», russische Flugz-euge sollen abgeschossen worden sein.
' Was Paris verschwieg
Die deutschen amtlichen Veröffentlichungen über Kriegshetzer Campinchi
Brüssel, 24. Jan. Die französische Presse hat es bisher nicht gewagt, auch nur mit einem Wort die deutschen Veröffentlichungen über die kriegshetzerischen Erklärungen des französischen Kricgsmarineministers Campinchi zu erwähnen. Wie immer, wenn es sich um unbestreitbare Tatsachen handelt, die durch kein auch noch so fein gesponnenes Lügengewebe aus der Welt geschafft werden können, hüllen sich die Blätter in schamvolles Schweigen in der Hoffnung, daß auch über diesen neuen Beweis der kriegshetzerischen Machenschaften gewisser französischer Kabi- nettsmitglieder Gras wachsen wird.
Der neue britische Kriegsplan
Engländer zusammen mit den Franzosen befinden sich auf der Suche nach einem neuen Kriegsplan, und der Ausweg, auf den die politischen Strategen verfallen sind, heißt Erweiterung der Flanken. Die gewünschte Erweiterung nach Norden und Süden hat natürlich gar keinen anderen Zweck, als unbeteiligte Länder in den Dienst der britischen Kriegführung einzuspannen. Dis Beseitigung der Neutralen wird mit einer Offenheit angestrebt, die auf den gefährdeten Flanken verblüfft haben dürfte, weil man dort die Richtung des neuen britischen Kriegsplanes zunächst wohl noch übersehen hatte. Eine allzugroße Vertrauensseligkeit beginnt nun Beklemmungen Platz zu machen. In dieser Vertrauensseligkeit haben sich manche Länder seit Kriegsbeginn viel von den Engländern gefallen lassen. Wir berichteten einige frappierende Fälle, die zeigen, was sich neutrale Kapitäne in ihrem eigenen Heimatshafen von britischen Agenten bieten lassen mußten, ohne von ihren Regierungen gegen die laufenden Uebergriffe geschützt zu werden. Die Engländer aber stellen sich hin und sagen, das würde alles besser werden, wenn sie erst gesiegt hätten. Dann würde alle wieder frei sein.
Worin diese Freiheit der Neutralen und des Kontinents überhaupt besteht, sollte die Geschichte doch hinreichend gelehrt haben, so schreibt die „DAZ.". Die britische Weltherrschaft maßt sich an, die Freiheit aller anderen in dem Augenblick auszuschalten, wo sie mit ihren Interessen nicht mehr vereinbar ist. Das haben die Dänen durch die Bombardierung von Kopenhagen, die Spanier durch den Raub von Gibraltar, die Argentinier durch die Wegnahme der Falklandinseln, die Mittelmeermächte durch Malta und durch Lypern und viele andere sonstwo in der Welt erfahren. Jeder, der sich verführen ließ, ist immer noch durch England betrogen worden. Die Freiheit von Englands Gnaden ist ein kapitalistisches Truggebilde. Die Handels- Herren und die Reeder dürfen so lange Geschäfte machen, wie es den Engländern patzt. Dafür werden sie von den Engländern prompt immer dann lahmt gelegt, wenn England einen Krieg gegen den Kontinent führt. Dies geschieht seit 300 Jahren mit größter Regelmäßigkeit und bisher konnten die Engländer weitgehend darauf rechnen, daß sie mit der trügerischen Hoffnung aus spätere Freiheit andere Völker einlullen konnten. Diesen anderen ist häufig nicht recht zum Bewußtsein gekommen, was mit ihnen getrieben wurde. Sie dachten nicht genug darüber nach, welcher Wert einer Freiheit überhaupt zukommt, die in allen entscheidenden Perioden der Geschichte prompt durch England außer Kraft gesetzt wird. Sie fühlten sich wohl gar mit als die Nutznießer der britischen Seepolizei in friedlichen Zeiten, und das Gefühl für nationale Würde wurde nur allzu leicht beschwichtigt. Man tröstete sich damit, daß es „nachher" ja wieder besser werden würde, und merkte nicht, daß man in Wirklichkeit sich aus dem Lauf der Welt gerade immer dann ausschalten ließ, wenn es allein darauf angekommen wäre, als Volk frei und unabhängig zu fein und den Anspruch auf selbständige Entschlüsse durchzusetzen. Auch heute gibt es in neutralen Ländern manchen, der sein Verhalten oder gar seine Denkweise mit dem Hinweis auf eine Zwangslage decken möchte, hinter dem nichts anderes steckt als der Verzicht auf Selbständigkeit gegenüber England, der Verzicht auf eigene Verantwortung, fast könnte man sagen, das Aufgeben des nationalen Anspruchs überhaupt.
Reichlich Stoff zum Nachdenken haben ihnen die kriegerischen Reden geliefert, die der britische Außenminister Lord Halifax und der Erste Lord der Admiralität Win- ston Churchill gehalten haben. Die dänische Zeitung „Politiken" meint, die provozierenden Worte Churchills seien ein Schnitzer gewesen, weil sie die deutsche Argumentation stützten, daß England die Neutralen in den Krieg ziehen wolle. Die Rede des „derben englischen Seemanns" deutet das Blatt als eine Einladung der Neutralen zur Kriegsteilnabme an der Seite Englands und Frankreichs. Diese Einladung sei n»n den nordischen Ländern schon abgelehnt worden. Das Blatt hofft noch, daß es sich lediglich um einen Tempera- mentsauslruch Churchills gehandelt habe, stellt aber doch die bange Frage, ob es die Einleitung einer neuen englischen Politik gegenüber den neutralen Mächten bedeute.
Es handelt sich ganz einfach um den neuen britischen Kriegsplan, den Churchill seiner ganzen Veranlagung nach nicht so salbungsvoll formulieren kann, wie Lord Halifax. Churchill weiß vielleicht über die Kriegslage, über das Scheitern des bisherigen britischen Planes, besser Bescheid als Halifax, und so ist seine Rede plumper ausgefallen. Die beiden Reden kommen aber auf dasselbe hinaus. England sieht keinen Weg mehr zum Siegs nach dem Kriegsplan Nr. 1. Es fühlt sich sogar immer stärker bedroht. Eben muß die britische Admiralität Mitteilen, daß sie keinerlei Verantwortung mehr für Schiffs übernehmen könne, die Liverpool anlaufen wollen. Nur eine schmale minensreie Fahrrinne sei angeblich noch offen.' Gerade an der b r i t i s ch e n W e st k ü st e ist in letzter Zeit allerhand passiert, und die Bekanntmachuna der Admiralität!
Britische Flottillenführer in der Nordsee gesunken
In der Nordsee wurde der britische Zerstörer „Exmouth" vernichtet. Er ist ein Flottillenführer und von der gleichen Bauart wie der vor wenigen Tagen versenkte Flottillenführer „Gren- ville", den unser Bild zeigt.
(Scherl Archiv, Zander-M.-K.)
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Einstimmiger Beschluß der Tsingtauer Konferenz — Nanking Hauptstadt