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Nr. 15

Donnerstag, äen 18. Januar 1940

114. Jahrgang

tVarum ist Lbamberlain - Oremierminifter?

DNB. Berlin, 17. Jan. Mit einem erstaunten Kopfschüt­teln hat die Welt Chamberlains Erklärung vernommen, daß der britische Kriegsminister deshalb ausgebootet werden muhte, weil erzu grohe Fähigkeiten besah".

Merkwürdigerweise hat das englische Unterhaus nicht mit s dem Kopf geschüttelt. Es muh also diese Erklärung über die Qualitäten, die ein englischer Minister besitzen muh, auch ganz i in Ordnung befunden haben.

Jetzt müssen wir beschämt gestehen, dah wir offenbar politisch doch völlig ungebildet sind. Wie primitiv wir doch denken! Der Premierminister derältesten Demokratie der Welt" belehrt uns: Ein Minister darf gar keine grohen Fähigkeiten besitzen, im Gegenteil, wenn er sie ausweist, dann wird er sofort un­barmherzig aus seinem Ministeramt entlassen!

Wie Schuppen fällt es uns jetzt von den Augen! Nun endlich verstehen wir alles, was uns bisher so rätselhaft geblieben war.

Jetzt begreifen wir endlich, weshalb z. B. Winston Churchill Erster Lord der Admiralität wurde.

Dah wir darauf nicht schon früher gekommen sind, dah ein Mangel an Fähigkeiten ihn im Negierungssystem zu einem solchen Posten prädestinieren muhte! Jetzt begreifen wir auch, weshalb Anthony Eden eine so erstaunliche Karriere gemacht hat. Alle Welt fragte sich damals: Wie ist es möglich, dah dieser Mann Minister wurde! Herr Chamberlain hat jetzt die Antwort gegeben. Weil er eben keine besonderen Fähigkeiten besitzt, des­halb wurde er Regierungsmitglied.

Und jetzt endlich bekommen wir eine Vorstellung davon, wa­rum die englische Regierung in ihrer Kriegführung gegen Deutschland soerfolgreich" ist. Nicht die Fähigkeit, sondern die Unfähigkeit ist ja nach Herrn Chamberlain die Voraussetzung, um in England regieren zu können.

Vor allen Dingen aber verstehen wir jetzt auch, weshalb Herr Chamberlain selbst britischer Premierminister ist. Er hat selbst es uns verraten.

Ob allerdings seine Kollegen diese Erklärung, warum sie auf ihren Ministerstühlen fitzen, sehr gerne gehört haben, möchten wir noch bezweifeln.

Es war sicher von Herrn Chamberlain keine Meisterleistung, das Geheimnis der englischen Regierungsmethode so offenherzig auszuplaudern. Das Dilema, die wahren Gründe für die Zu­rücknahme des Juden Velisha verheimlichen zu müssen, hat ihm diesen Streich gespielt,

nicht wahr, Herr Chamberlain! aber wie gesagt:keine Fä­higkeiten" -

womit wir denn auch der weiteren Entwicklung ruhig ins Auge sehen können.

Der jüdische Kriegsminister war zu befähigt!

Amsterdam, 17. Jan. In der Sitzung des englischen Unter­hauses am Dienstag kam es unter anderem zu einer kurzen Aussprache über den Rücktritt des früheren englischen Kriegs­ministers, des Juden Horc-Belisha. Da man sich offenbar eine Sensation von dieser Sitzung versprochen hatte, soll das Unter­haus übersüllt gewesen sein. Hore-Belisha selbst sprach einige belanglose Sätze, die ebensowenig die wahren Gründe seines Rücktritts als Kriegsminister wie die wahren Gründe für seine Ablehnung des ihm angeblich angetragenen Postens als Han­delsminister enthielten.

Ministerpräsident Chamberlain machte ebenfalls einige Be­merkungen zu dem Rücktritt seines früheren Kriegsministers und betonte hierbei u. a. wörtlich:Ich hatte sestgestcllt, dah sich aus den sehr grohen Qualitäten (!) Horc-Beli-

shas Schwierigkeiten ergaben, die nach meiner An­sicht eine Aenderung wünschenswert ma^"" "

2m übrigen übernehme er, so sch!>>. ,moerlain, die volle Verantwortung für alles Geschehen. Die Kriegshetzer haben es also für geraten gehalten, ihre schmutzige Wäsche diesmal nicht vor der Öffentlichkeit zu waschen.. Chamberlain schloß dann seine übliche sogenannte Uebersicht über die Kriegslage an. Er drückte seine tiefe Sympathie für Finnland aus, dem er erneut Kriegsmaterial versprach. An der Maginot-Linie hätten die englischen Truppen, so behauptete Chamberlain zur Beruhigung des französischen Bundesgenossen, jetzt ihren vollen Anteil über­nommen, wovon allerdings die Poilus bis jetzt noch nichts ge­merkt haben.

Das ist ein einzigartiger Fall in der Geschichte der Politik, ein Fall, der ganz neue Gesichtspunkte für politische Karrieren in England eröffnet. Daß Chamberlains Kriegskabinett nicht nach besonderen Befähigungen zusammcngestellt ist, darf als offenes Geheimnis bezeichnet werden. Aber daß besondere Fähig­keiten nun gar ein Grund dafür sind, ausgebootet zu werden, das wirft ein neues Licht aus die Ministerauswahl des immer hilfloser sich gebärdenden alten Mannes in London. Wir ken­nen zur Genüge die Qualitäten, derentwegen der allzu expo­nierte Vertreter des Judentums sich vorläufig hinter die Ku­lissen zurückzieht!

Berlin, 17. Jan. Die britische Handelsschiffahrt ist, wenn man den Londoner Meldungen den ihnen gehörenden Glauben schenkt, von einem seltsamen Mißgeschick verfolgt. Nachdem in letzter Zeit auffallend viele Dampfer auf geheim­nisvolle Riffe liefen oder mit anderen Schif­fen zusammen stießen, sind jetzt nicht minder geheim­nisvolle Brände die großeChurchill"-Sage geworden.

So berichtet am Dienstag das amtliche englische Reuterbüro, daß an der englischen Südwestküste auf einem Tankdampfer, dessen Name übrigens nicht genannt wird, Feuer ausge­brochen sei. Der Dampfer sei in zwei Teile zerbrochen. Diese Behauptung erscheint in einem seltsamen Licht, wenn man be­rücksichtigt, daß gerade in diesen Tagen die britische Admiralität mit allem Nachdruck diemaßlos übertriebenen deutschen Be­hauptungen" über die Versenkung britischen Tankschiffraumes dementiert hat, so daß man nach einigem Nachdenken sich offen­bar in London entschlossen hat, den erneuten schweren Verlust aufFeuer" zurückzufllhren.

Ferner ist, wie ebenfalls von London gemeldet wird, einer der neuesten britischen Handelsdampfer, der 8268 BRT. großePrince", ausbisher ungeklärten Gründen" manövrierunfähig geworden, so datz er von einem anderen britischen Dampfer in einen südamerikanischen Hafen abge­schleppt werden mußte. Zu dem Untergang des Tankdampfers gibt Reuter noch folgenden Bericht aus:Ein Küstenwachschiff hat gesehen, wie der Tankdampfer plötzlich in Flammen auf­ging. Drei Rettungsboote wurden sofort zu Wasser gelaffen. Auch andere Schiffe, die sich in der Nähe befanden, vor allem ein Patrouillenboot und drei Dampfer, eilten dem brennenden

3n den Krieg gehetzt

Südafrika muß unverzüglich aus dem englischen Staaten­bund austreten"

Amsterdam, 17. Jan. Der Abgeordnete der südafrikanischen Nationalistenpartei, Strydom, der bereits kürzlich in einer Rede die Regierung Smuts in schärfster Form angegriffen hatte, hat sich nach einer Meldung aus Südafrika erneut in einer Ansprache vor seinen Anhängern mit der Kriegspolitik der Regierung aus: ndergesetzt. Der Abgeordnete erklärte auf einer Versammlung in M rgenzon (Transvaal) folgendes: Falls, wie es von General Smuts behauptet wird, die Süd­afrikanische Union verpflichtet sei, sich an jedem Kriege Eng­lands zu beteiligen, so könne man das südafrikanische Volk nicht als ein freies, sondern nur als ein Sklavenvolk be­zeichnen. Da dieses Volk jedoch ein fr,ries Volk zu sein wünsche, so müßte es die Politik des Generals Smuts bis auf den Tod bekäinpfen. Er verlange, daß Südafrika unverzüglich aus dem englischen Staatenbund austrete. Die Rede wurde mit großer Begeisterung aus­genommen.

Der WehrmachlsLericht

Berlin, 17. Jan. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Keine besonderen Ereignisse.

Schiff zu Hilfe. Augenzeugen haben von der Küste her gesehen, daß das Schiff plötzlich in zwei Teile barst und daß einer der beiden Teile zur Küste Hintrieb. Gleich darauf ist im übrigen der Wrack gesunken. Der Tankdampfer konnte nicht identifiziert werden, aber er hatte anscheinend 10 000 BRT. Wasserver­drängung."

Amsterdam, 17. Jan. Holländischen Vlättermeldnngen zufolge ist der englische FrachtdampferStanlaka" (1800 BRT.) an der englischen Küste nördlich von Roker-Pier ,,ge» strande t".

Der englische DampferTynehome" (628 BRT.), der den Verkehr zwischen Rotterdam und Sunderland aufrecht erhielt, ist nach einem angeblichenZusammenstoß" untergegangen. Vier Besatzungsmiiglieder fanden hierbei den Tod.

Diesmal war es ein Korallenriff!

Amsterdam, 17. Jan. Wie aus Darwin (Australien) gemeldet wird, ist der britische PaffagierdampferMerkur" (5982 BRT.), der sich aus der Fahrt von Singapore nach Melbourne befand, an der nordaustralischen Küste auf ein Korallenriff auf­gelaufen. Es befanden sich 90 Fahrgäste an Bord. Andere Dampfer eilten zur Hilfeleistung herbei.

Explosionen auf einer britischen Schiffswerft

Ursachevöllig ungeklärt"

Amsterdam» 17. Jan. WieManchester Guardian" berichtet, haben sich am Samstag auf einer Schiffswerft in Northwich (Grafschaft Chechire) mehrere Explosionen ereignet, durch die er­heblicher Schaden angerichtet wurde. Alle Fensterscheiben der im Umkreis von einer Viertelmeile um die Werft liegenden Ge­bäude wurden eingedrückt, eiserne Träger und Behälter aus Wellblechplatten zu einer unentwirrbaren Masse zusammen- gepreßt. Während das infolge der ersten Explosion ausgebrochene Feuer bekämpft wurde, hatten sich zwei weitere Explosionen er­eignet, und zwar durch Einwirkung der Hitze auf Oxygen-Zylin- der. Die Explosionen seien so heftig gewesen, daß die Bewohner der Stadt aus dem Schlafe geweckt wurden und an einen Luft­angriff glaubten. Obgleich amtlich mitgeteilt worden sei, datz es sich bei den Explosionen nicht um Sabotageakte gehandelt habe, sei die Ursache der ersten Explosion noch völlig ungeklärt.

Havarierter englischer Dampfer

Panama, 17. Jan. Eines der neuesten britischen Handels­schiffePrince" (8265 BRT.) wurde am Dienstag von dem DampferCalifornia Star" in den Hafen von Balbaoa ein­geschleppt. Aus bisher ungeklärten Gründen war diePrince" 800 Meilen von der Küste manövrierunfähig geworden. Als das Schiff hilflos im Golf von Panama umhertrieb, brach plötz­lich auch noch unter Deck Feuer aus, das erst nach fünf Stunden gelöscht werden .konnte.

Was W. C. freiwillig zugibt

In einer Woche zwölf englische Schiffe versenkt

Amsterdam, 17. Jan. Nach einer Londoner Meldung berichtet die britische Admiralität, daß in der vergangenen Woche zwölß englische sowie vier neutrale Schiffedurch den

Anmaßende Antwort Englands

auf die Note der amerikanischen Regierung

Washington, 17. Jan. England hat jetzt auf die Note der amerikanischen Regierungen geantwortet, die sich mit Kriegs­handlungen innerhalb der sogenannten panamerikanischen Sicher- hritszone befaßte. Mit offenem Zynismus wird englischerseits darauf hingewiesen, daß die Erklärung von Panama die Preis­gabe der natürlichen Rechte eines kriegführenden Staates be­deuten würde. Die britische Regierung sei jedoch nicht bereit, ohne weiteres auf diese Rechte zu verzichten.

Mit gut geheuchelter Entrüstung weisen die britischen Macht­haber dieUnterstellung" zurück, daß britische Kriegsschiffe etwa in einer Art und Weise gehandelt haben und handeln werden, die die Ergreifung von Strafmaßnahmen gegen sie gerechtfertigt erscheinen ließen. Mit einer nicht mehr zu überbietenden ver­logenen Arroganz fügt die englische Regierung hinzu, daß die rechtmäßige Tätigkeit" ihrer Kriegsschiffe in der panamerika­nischen Sicherheitszone lediglich zur Sicherheit des amerikanischen Kontinents beitrage (!!).

In der Antwortnote versteigt sich die britische Regierung dann sogar dazu, folgende Bedingungen aufzustellen, unter denen sie »großmütig" gewillt wäre, die panamerikanische Sicherheitszone zu respektieren:

1. Die deutsche Regierung dürfe keine weiteren Kriegsschiffe i« diese Zone entsenden.

2. Die in amerikanischen Häfen befindlichen deutsche» Schiffe müßten für die Kriegsdauer festgehalten werden.

Bis zur Erfüllung dieser Bedingungen müßte sich die britische Regierung alle Rechte Vorbehalten.

Deutsch-ungarischer Warenaustausch

Tagung der Regierungsausschüsss erfolgreich beendet

Budapest, 17. Jan. Die deutsch-ungarischen Regierungsaus­schüsse für die Regelung der gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen haben vom 4. bis 16. Januar in Budapest ihre alljährliche ordent­liche Beratung abgehaltcn. Dabei sind, wie immer zu Jahres­anfang, für das laufende Jahr dis ordentlichen Vereinbarungen und Anpassungen getroffen und insbesondere die gegenseitigen Kontingente vereinbart worden. Die wie stets in freundschaft­lichem Einvernehmen geführten Besprechungen gaben gleichzeitig Gelegenheit festzustellen, daß sich der Warenaustausch in derselben auf steigenden Linie wie bisher weiterbewegte und daß die Kriegsmonate in keiner Richtung hin sich abträglich aus­gewirkt haben.

Seltsame Llnglütkssälle -er beitischen Aandelsftotte