5. Seite Nr. 14

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter-

Moderne BMernmberWg in Zahlen

Einblick in Organisation «nd Betreuung für die heimkeh- renden Wolhyniendeutschen Einsatz und Tatbereitschaft in Ziffern

NSK. Die Taten des Nationalsozialismus find soweit sie sich in Zahlen ausdrücken gegenüber allen früheren Begebenheiten unvorstellbar, gewissermaßen überdimensio­nal. Hiervon konnten wir uns wieder einmal überzeugen, als wir uns einen Ausschnitt aus der Betreuung der ins Reich zurllckkehrenden Volksdeutschen ansahen, die aus Wol­hynien und den Rokitnosümpfen ihren Marsch ins Reich an­getreten hatten. Die Verpflegung und Unterbringung von 120 000 Menschen in kürzester Frist bereitstellen, heißt die Einwohnerschaft einer Stadt von der Größe von Münster oder Saarbrücken zu versorgen, die sich mit Kind und Kegel aus dem Marsch befindet. Es sind dies Kolonnen, die sich über Hunderte von Kilometer Panjewagen hinter Panje­wagen durch die Winterkälte vorwärtsarbeiten, um in Len vorbereiteten 60 Durchgangslagern eine erste Ruhe­pause zu finden.

15 Waggons mit Geschirr

In den Durchgangslagern mußten Wasseranschlüsse her­gestellt werden, Kocheinrichtungen waren zu schaffen, deren Kessel je 1000 Liter Fassungsvermögen besaßen; so rauchen heute annähernd 100 Kessel und Feldküchen, um unseren Volksdeutschen warmes Essen zur Verfügung zu stellen. Zum Essen c/ehört Geschirr, für Säuglinge müssen Milchflaschen beschafft werden. So sind 13 000 Milchflaschen für Klein­kinder besorgt worden, und 15 Eisenbahnwaggons mit Ge­schirr, Kannen und Kesseln sind in kürzester Fristin Marsch gesetzt worden".

Lastzüge transportieren das Esten

Schwierigkeiten über Schwierigkeiten entstanden, denn die Verhältnisse im polnischen Raum sind nicht zu vergleichen mit den Möglichkeiten, die wir in unserem zivilisierten Alt­reich besitzen. Weder waren Autos vorhanden, noch gestatten die Wegverhältnisse einen auf die Minute auszurechnenden Transport. Täglich müssen 15 Lastzüge aus den Zentral­lagern das Essen in die sonstigen Durchgangslager schaffen, 15 Lastzüge sind zu be- und entladen, ein riesiger Stab von hauptamtlichen und freiwilligen Helfern steht Tag und Nacht für die Kommenden bereit.

vvü Portionen Kaffee

NS.-Schwestern, Ordensjunker, Köchinnen und Gehilfin­nen, die das Deutsche Frauenwerk bereitgestellt hat, sind das notwendige leitende Personal. Darüber hinaus sind zahlreiche Hilfskräfte allein mit der Derpflegungsarbeit be­traut. 50 000 Portionen Kaffee je Tag und 24 000 Por­tionen Mittagessen, 12 000 Brote, 3000 Flaschen Vollmilch u. a. ist der durchschnittliche Tagesbedarf in den Durch­gangslagern. Das Essen bedarf einer besonderen Zuberei­tung, denn die Wolhyniendeutschen kochen fast salzlos, und manches andere ist zu berücksichtigen.

Für die auf dem Marsch und der Fahrt zerschlissene Klei­dung stehen 140 Nähmaschinen zur Verfügung. 400 Frauen, die vom Deutschen Frauenwerk größtenteils gestellt wurden, nähen Säuglingswäsche und sorgen für die Herstellung war­mer Kinderkleidung.

Gewaltige Leistung in Stille vollbracht.

Die Rückführung von 120 000 Menschen in der dafür am wenigsten geeigneten Jahreszeit würde in normalen Zeiten die Welt aufhorchen lassen. Heute geht dieses Werk der Rückgliederung unserer Volksdeutschen in den gesamten Volkskörpr still vor sich. Männer und Frauen der NSB. und des Deutschen Frauenwerks aber, die u. a. im Warthe­gau für die planmäßige Abwicklung der Rückgliederung Sorge tragen, sind Pioniere, welche die Leistung und Hal­tung der inneren Front eindeutig zum Ausdruck bringen.

W. R.

Ist die Maginot-Lmie veraltet?

Ein Vergleich mit dem Westwall Einblick in ein Festungswerk

In der Otto Elsner Verlagsgesellschaft, Berlin, erschien dieser Tage ein von I. Pöchlinger, dem Lei­ter der Pressestelle von Dr. Todt, verfaßtes Buch Buch vom Westwall". In ihm wird sowohl der Westwall als auch die Maginotlinie ausführlich ge­schildert. Mit Genehmigung des Verlages drucken wir nachstehend einen Abschnitt aus dem Kapitel über die Maginotlinie ab. Wir haben bereits das Buch besprochen.

Vom militärischen Standpunkt kann die Maginot­linie i n vier Abschnitte unterteilt werden: 1. der Abschnitt Rheingrenze von Kembs bis Ludwigsfeste in einer Länge von 160 Kilometer, 2. der Abschnitt von Ludwigsfests bis Longwy mit rund 200 Kilometer Länge, 3. der Abschnitt von Longwy längs der belgisch-französischen Grenze bei Dünkirchen, rund 300 Kilometer, und schließlich 4. die große Reservestellung für den ersten und zweiten Abschnitt, die gebildet wird von der alten Festungslinie Belfort, Epinal, Toul, Verdun, in einer Länge von 240 Kilometer.

Der erfte Abschnitt, die Rheingrenze, ist durch eine Doppelsperre von Betonbunkern, die stellenweise unmittel­bar am Rheinuser angeordnet sind, gesichert. Das Rückgrat dieser Vunkerreihen bilden die modern ausgebildeten Festungen Mülhausen, Neubreisach, Straß­burg, Molsheim und die Ludwigsfeste. 2m Falle eines Angriffs auf diesen Abschnitt, der durch den Rhein bereits eine natürliche Sicherungslinie hat, haben die Franzosen überdies zwei weitere parallel zum Rhein verlaufende Wasserschranken, den Jllkanal und den Jll. Aehnlich ist der Zugang zur Burgundischen Pforte ge­sichert: Durch Oeffnen der Kembser Schleusen kann der Eundgau überschwemmt werden. Diese Zone des Wasser» und der Bunker wird abgeschlossen durch den Kamm der Vogesen. Der-dlichste Eckpfeiler dieser Befestigungs­anlage ist die Großfeste Hochwald bei Vitsch, durch die sie gleichzeitig im zweiten Abschnitt verankert ist. Auch in die­sem Abschnitt von Ludwigsfeste bis Longwy bieten Stau- , werke an zahlreichen Stellen die Möglichkeit, das Vor­gelände unter Wafser zu setzen. Hier finden wir die stark befestigte Lauterbach-Stellung, die Stiitzpunktgruppen von Ct. Avold, die Festungen Buschborn und Dalstein und ins­besondere die Eroßanlage Hackenberg, hart an der luxem- burgisch-französisch-deutschen Grenze. Eine weitere Stärkung bekommt diese Linie durch die alten, jetzt wieder modern ausgebauten lothringischen Festungen Metz und Dieden- bofen.

In französischen Veröffentlichungen wird eine Eigentüm­lichkeit der Maginotlinie besonders hervorgehoben: nämlich die dauernde Verbindung, die zwischen allen ihren Teilen bestehe, indem ein unterirdischer, praktisch un- verletzlicherWegdie Verbindung zwischen den einzel­nen Festungswerken sichere. An gefährdete Punkte könnten durch dieses System der Verbindung Truppen und Kriegs­material rasch hingeworfen werden. Es sei dadurch auch möglich, Truppen aus den Reservestellungen ungefährdet nach vorne zu schicken. In allen Teilen der Maginotlinie seien unterirdische betonierte und befestigte Kasernen gebaut worden, die mit allem Notwendigen, wie Lebensmittel­magazinen und Munitionsdepots, versehen seien.

Betrachten wir nun einmal ein einzelnes Fe­stungswerk näher so finden wir auf Grund franzö­sischer Quellen ungefähr folgende Anordnung: In gleicher Höhe mit dem Erdboden erscheinen die betonierten Kase­matten und drehbaren Panzerkuppeln für die großen Ge­schütze und für die Flak. Jeder Turm ist mit einem Mu- nitionsaufzug versehen, jede Kuppel besitzt zwei Treppen, eine zum Auf- und eine zum Abstieg. Unter den Kuppeln ist ein Stockwerk mit Mannschafts- und Osfiziersunterküns- ten, darunter sind die Schlafräume, und noch ein Stockwerk tiefer liegen die Proviant- und Munitionsräume. Die ein­zelnen Stockwerke sind durch starke Betondecken gegen Be­schuß geschützt. Die Kasematten und Kuppeln sind mit Stahl verstärkt und durch Rasen und Bäume getarnt. Größere Anlagen verfügen über eigene Telephonzentralen, ein Krankenabteil mit Operationssaal, über eine Apotheke, eine Küche und eine elektrische Zentrale. Der Eingang zu einem solchen Werk liegt gewöhnlich einige hundert Meter zurück an einer vor der Feindwirkung möglichst geschützten Stelle. Ein unterirdischer, bombensicherer Tunnel stellt die Ver­bindung mit dem Merk her. Die einzelnen Räume wie auch die unterirdischen Verbindungsgänge können wie Schiffs­räume voneinander isoliert werden^ wenn die Beschießung zu heftig wird oder eine unerwartete Zerstörung eintritt. Zur Sicherung des Nachschubes sind entlang der Front unterirdische, gleichfalls bombensichere Feldbahnen gebaut, die die einzelnen Abschnitte miteinander verbinden.

Nach diesen kurzen Angaben stellt die Festungsanlage des Ministers Andre Maginot, dem seine Landsleute den Ehren­titelSergeant" geben und der im Weltkrieg als Frontoffi­zier vor Verdun schwer verwundet worden ist, zweifellos eine beachtliche Leistung dar. Die Mängel, die sie heute besitzt, sind durch die Vaugeschichte bedingt. Nach der bereits geschilderten französischen Mentalität ursprünglich als Aus­gangsstellung für offensives Vorgehen gegen Deutschland gedacht, fehlt dieser Riesenfestung seit der Beseitigung der entmilitarisierten Zone das Ausfallsglacis. Ihr lineares und starres System hat in Frankreich selbst verschiedentlich starke Kritik ausgelöft. Durch den Vergleich mit dem West­wall, der als befestigte Zone tief gegliedert über eine ganze Reihe von Hauptkampffeldern verfügt, werden die Urteile über die Maginotlinie noch ungünstiger. Erdrückend aber wirkt erst die Zahlengegenüberstellung: den 22 000 Panzer- und Betonwerken des deutschen Westwalls längs der fran­zösischen Grenze kann die Maginotlinie nur etwas mehr als ein Fünftel dieser Zahl gegenüberstellen. Entscheidend ist vom festungsbautechnischen Standpunkt, daß gegenüber den modernen Anlagen des Westwalls die Werke der Maginot­linie bereits zum Teil als veraltet anzusehen sind.

London und Paris wollen Deutschland provozieren!

Verstärkter Druck der Westmächte auf Holland und Belgie»

Berlin, 15. Jan. Die n i e d e r l ä nd i s ch e R eg i e r u n g hat beschlossen, vorläufig keine periodischen Urlaube zu gewähren.

Mittwoch» de» 17. Januar 1dt0

Auch Las belgische Verteidigungsministerium gab bekannt, daß sämtliche militärischen Urlauber unverzüglich zu ihren Einheiten zurückkehren müssen.

Wie man übereinstimmend aus gut unterrichteten Kreisen in Amsterdam und Brüssel hierzu erfährt, haben die englische und die französische Regierung in Amsterdam und Brüssel Informa­tionen souffliert, die die holländische und die belgische Regie­rung zu den von ihnen durchgesührten Maßnahmen veranlasseu sollten. Man habe den Eindruck, daß sich auf fraazöstcher Seit^ infolge des Drucks aus gewissen Kreise» eine stärkere Neigung zu einer lebhafteren Kriegstätigkeit durchgesetzt hat. Angesichts der Unmöglichkeit, an der Maginotlinie aktio zu werden, möchte man jetzt Deutschland in Belgien und Holland provoziere«.

London übertrumpft Münchhausen

Englische Flieger sahen Wien und München hell erleuchtet Wo Erfolge fehlen» müssen Lügen herhalten

Berlin, 15. Jan. Nachdem die britischen Flieger seit Beginn des Krieges bei sich ständig wiederholenden Angrisfsversuchen statt deutsche Schiffe und Küstengebiete die Schaumkronen der Nordsee und einmal sogar eine dänische Insel bombardiert hat­ten, sah sich die Londoner Admiralität vor einigen Tagen be­kanntlich veranlaßt, endlich einmal eine Erfolgsmel­dung in die Oeffentlichkeit hinauszuposaunen. Es wurde be­hauptet, britische Flugzeuge hätten erfolgreiche Erkundung s- vor stoße über Böhmen und Oesterreich durch- gcführt.

Die Lächerlichkeit dieser Behauptung ist von deutscher Seite dargelegt worden. Nun hat der Londoner Rundfunk einen kläg­lichen Versuch unternommen, um zu beweisen, daß britische Flugzeuge über Süddeutschland gewesen seien. Der Pilot des einen Flugzeuges, so erklärt nämlich der Londoner Rundfunk, habe Wienlängs der Donau" hell erleuchtet gesehen, während der andere Pilot die gleiche Beobachtung über München gemacht haben will. DieseBeweise" haben uns gerade noch gefehlt, um den plumpen Schwindel üoer diesen Erkundungsflug auf­zudecken. Jedes Kind in Deutschland weiß nämlich, daß sowohl München als auch Wien seit mehreren Wochen mustergültig abgedunkelt sind.

Schlußstrich unter eine Lüge

Zurücknahme der Ereuelmärchen über Tschenstochau

Berlin, 15. Jan. Die in Paris erscheinende polnische Zeitung Glos Polski" berichtet auf Grund der Mitteilungen eines pol­nischen Priesters, der Ende Oktober (!) in Rom eingetroffen ist, daß die Nachrichten über die angebliche Vernichtung des Klosters auf der Jasna Eora in Tschenstochau nicht der Wahr­heit entsprechen. Das Kloster habe keinerlei Schäden davon- gctragen.

Damit ist also der Schlußstrich unter eine der übelsten Lügen gezogen, die während des Polenfeldzuges von der deutschfeind­lichen Propaganda verbreitet wurden. Es ist bezeichnend, daß diese Feststellung von den in Frankreich lebenden Polen offenbar auf Befehl ihrer englischen Protektoren erst jetzt nach mehreren Monaten veröffentlicht werden darf. Unter dem Druck der amtlichen deutschen Veröffentlichungen über die von den Polen ohne jeden Zusammenhang mit den Kampfhand­lungen begangenen Pfarrermorde und Kirchenschändungen so­wie insbesondere der amtlichen deutschen Dokumentensammlung über die Ereueltaten an den Volksdeutschen in Polen steht man sich jetzt genötigt, den Rückzug anzutreten und die von deutscher Seite entkräfteten Behauptungen über die angeblichen Greuel­taten der deutschen Truppen zurückzunehmen.

Mit fremden Augen

»Deutsche" Friedenspunkte Die Heimkehr der SLdtiroler Kriegsziel-Gelalle Amerikaner zeigen die kalte Schulter

Berlin, 15. Jan. Derdiplomatische Mitarbeiter" des Lon­donerSunday Lhronicle" ist ein Mann, der mehr als das Gras wachsen und die Flöhe pipsen hört. Gerade jetzt hat er gehört, wie Adolf Hitler und Herr von Ribbentrop einen deut­schen Kriegsziel-Plan ausarbeiteten, der sieben Punkte enthält, die sich gewaschen haben und nach denen u. a.alle englischen und französischen Gebiete in Afrika an Deutschland abgetreten werden müssen, Frankreich Elaß und Lothringen abtreten wird, England und Frankreich zusammen aber eine Kriegsentschädi­gung in Gold zahlen müssen, die genügt, um das Reich wieder flott zu machen".Außerdem aber sind zum Beispiel Bedingun­gen vorgesehen, die Deutschland durch englische und französische Zugeständnisse die politische und wirtschaftliche Welthegemonie sichern; das arme Frankreich aber werde gezwungen werden was ja in der Tat zum Schaden den Spott fügen heißt, mit Deutschland einen Bündnisvertrag für die Dauer von 25 Jahren zu schließen."

Der kluge Mann desSunday Chronicle" weiß auch, daß diese Bedingungen demnächst in Deutschland veröffentlicht wer­den sollen. Warum erst demnächst? Wir beeilen uns, es schon jetzt demSunday Chronicle" nachzutun. Denn wir wüßten niemanden in aller Welt außer vielleicht der Madame Ta- bouis in Paris, dem wir mehr als demdiplomatischen Mitarbeiter" desSunday Lhronicle" aufs Wort glauben möchten, daß Adolf Hitler und Herr von Ribbentrop jeweils zu ihm als erstem eilen, um ihm und durch ihn der Welt ihr Innerstes offenbar zu machen.

Zu den meistgespielten Walzen des feindlichen Propaganda­leierkastens gehört die Moritat von dengeknech­teten Oester reichern", die mit weinendem Herzen auf die glühend ersehnte und von Frankreich und England ihnen ja auch fest versprocheneErlösung" von dem deutschen Joch warten. Einen seltsamen Beleg für die Wahrheit dieser Mär von der Sehnsucht desösterreichischen Menschen" findet der Berichterstatter der Madrider ZeitungA. B. C." in der Heim­kehr der Südtiroler ins Reich, dieser einzigen Oesterreicher, denen man jetzt die Möglichkeit gab, derdeutschen Knecht­schaft auf immer fernzubleiben und die sich nun geradezu in dieseKnechtschaft" drängen. Damit erhalte, meint derA. B. C."-Berichterstatter, .Deutschland keinen kleinen Beweis leben­digen Nationalbewußtseins. Wenn ein Volk, das seit Jahr­hunderten in wunderbarer Gegend wohnt und seine Heimat liebt, dieses Land verläßt, um sich bei Volksgenossen anzusie­deln, ist das ein prächtiges Beispiel geistiger Zusammengehörig­keit, Rassenverbundenheit und Treue zum Heiligsten. Wenn dieses Volk aber freiwillig beschließt, in ein kriegführendes Land zu gehen, das im Kampf auf Leben und Tod liegt, be­deutet ein solcher Entschluß noch weit Größeres." Eine der Licblingsbehauptungen der französisch-britischen Propaganda, das Märchen von Oesterreichs Unterdrückung, bekomme dadurch Len schwersten Schlag versetzt". Wir wußten schon, aber wir >

finden es doch der Kenntnisnahme wert, daß das nun auch von anderer Seite einmal den französischen und englischen Kennern" deutscher Dinge und ihrer Kundschaft in aller Welt gesagt wird.

Das immer dringlichere hm Verlangen des englischen und des französischen Volkes, von seinen hm Führern einmal zu erfahren, wofür sie eigentlich Deutschland den Krieg erklärten, haben über Sonntag in Frankreich der Staatspräsi­dent Lebrun selbst, in England der Schatzkanzler Simon -mit allgemeinen Redensarten aozuspeisen versucht. Es handelt sich in diesem Krieg, sagte der Biedermann Lebrun,nicht mehr um Nationen, die für Grenzberichtigungen oder Beseitigung früherer Ungerechtigkeiten kämpfen; heute hat der Kampf einen höheren und allgemeineren Grad erreicht. Heute geht es darum, ob die Freiheit oder die Unterdrückung des Rechtes, ob die Kraft des Geistes oder der Materie, ob die Zivilisation oder die Barbarei den Sieg erringt. Da aber Freiheit, Recht und Zivilisation nicht untergehen dürfen, werden wir siegen".

Immer dieselbe Plattheit, immer dieselbe banale und nichts­sagendeBeweisführung". Nach der zerschlissenen Schablone: Wir müssen, darum werden wir siegen." Aber auch der alte Herr Simon, der seinen Sonntagsspeech in Glasgow hielt, wußte seinen Leuten nichts Besseres zu sagen, um sie für den Gedanken zu begeistern, daß dieser Krieg von denfreien" Mif nern und Frauen Englands noch enorme Lasten und schwere Opfer fordern werde. Auch Herr Simon wußte als Lohn für solche enormen Opfer seinen Hörern kein anderes Kriegsziel zu zeigen, als daß dieser Ausgang zeigen werde,ob nicht die Selbstdisziplin einer freien Demokratie ein mächtigeres Instrument ist als der mechanische Drill eines totalitären Staates. Unsere Sache ist die größte in der Weltdie Freiheit". .. Was aber wird Herr Simon sagen, wenn diefreien Männer und Frauen Englands nun fragen, wo und von wem diese Freiheit denn bedroht worden sei? Dann doch schon besser dis Tollhäuslereien über die Rhein- und Odergrenze für ein dezi­miertes und in viele Dutzende von Vaterländchen versprengtes Deutschland. Da weih der freie Engländer dann doch, wie und wo.-

Ob freilich noch eine Möglichkeit besteht, die noch neutrale ^Welt für englische Kriegsziele zu begeistern, erscheint frag­würdig, wenn man beobachtet, wie skeptisch nun selbst inAme - rika viele Leute der englischen Kriegszielpropaganda gegen- Lberstehen. Bemängelt da doch der bekannte Publizist Vincent Eheean in der New Harker ZeitschriftCurrent History" sehr deutlichdas Fehlen klarer englischer Kriegsziele. England be­haupte zwar, für die Freiheit unterdrückter Völker zu kämpfen, halte jedoch z. B. 350 Millionen Inder unterworfen. Auch Frank­reich gebe vor, für die Freiheit zu kämpfen, bedrohe aber jeden mit Gefängnis, der auch nur von Frieden spreche". Sheean glaubt, daß weder der Kapitalismus noch das demokratische System selbst im Falle eines Krieges der Westmächte Aussicht hätten, das Kriegsende zu überleben, daß vielmehr auch in diesem Fall die Ausbreitung des Faschismus nicht zu verhindern sei. Dabei ist die Ausrottung des Faschismus, des National­sozialismus, doch das wichtigste Ziel des Krieges der West- mäckite.