2. Seite Nr. 9

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Donnerstag, den 11. Januar 1910

Neuer englischer Rechlsbruch

Bombenwürfe auf dänisches Gebiet

Berlin, 19. Jan. Im Rahmen der Patrouillenslügr, die die britische Luftwaffe in die Deutsche Bucht unternimmt, und die auch in der Nacht vom 9. zum 19. Januar ohne jeden Er­folg blieben, hat ein britisches Flugzeug, das aus südwestlicher Richtung kam, über der dänische» Insel Nöm Bomben abgeworsen. Wenn auch in diesem Falle kein Per­sonen- und Sachschaden entstand, so hat doch Großbritannien mit diesem Bombenabwurf erneut gezeigt, wie es die Hsheits- rechte der Neutralen zu achten gewillt ist.

Die finnisch-russischen Kämpfe

Helsinki, 10. Jan. Nach dem finnischen Heeresbericht ist der 9. Januar ruhig verlaufen. Abgesehen von der gewöhnlichen Artillerie- und Patrouillen-Tätigkeit haben keine Aktionen auf dem Lande, zu Wasser und in der Luft stattgefunden.

Moskau, 10. Jan. Nach dem Communiqus des Eeneralstabes des Militärbezirks Leningrad fanden am 9. Januar in der Ge­gend von Uhtua Jnfanteriegefechte statt, in deren Verlauf die Sowjettruppen gezwungen waren, einige Kilometer östlich von Suomussalmi zurückzugehen. Bei Repola und.Petrosavodsk wur­den nur Aufklärungs-Operationen unternommen. Auch auf der Karelischen Landenge herrschte nur geringe Artillerietätigkeit. Infolge des schlechten Wetters war der Einsatz der Luftwaffe keür beschränkt.

Wiborgs historische Schicksale

Die Festung wurde erstmals unter Peter dem Großen eingenommen

Die russisch-finnischen Auseinandersetzungen lenken den Blick

auf die Hafenstadt Wiborg, die von der Grenze auf der Kare­lischen Landenge etwa 80 Kilometer entfernt liegt.

Wiborg heißtheilige Burg". Der Name weist auf die Gründung der im Jahre 1293 von Knutfon auf einer Insel nahe dem heutigen Wiborg erbauten Burg hin. In diesem Jahre beginnt auch die Geschichte der Festung, die Jahr­hunderte hindurch für uneinnehmbar gilt. Seit dem 13. Jahrhundert wurde sie oftmals mehrere Monate hindurch belagert. Immer vergeblich. Vis es im Jahre 1710 dem Schöpfer der russischen Marine unter Peter dem Großen, General-Admiral Apraxin, gelang, Wiborg einzunehmen. Noch einmal sollte die Stadt, obwohl unter sehr veränder­ten Umständen, in der Geschichte hervortreten. Das war im Jahre 1906. Zwischen dem Zaren und seinem Parlament war es zu einem heftigen Streit über die soziale Frage gekommen. Die Reichsduma wurde aufgelöst. Das Rumpf­parlament versammelte sich aufs neue in Wiborg, von wo es erst durch die Drohung des Zaren, über den östlichen Teil Finnlands den Kriegszustand zu verhängen, vertrieben wurde und nach Petersburg zurückkehrte.

Heute ist Wiborg einer der wichtigsten Handelsplätze Finnlands überhaupt. Seine günstige Lage in der Wiborger Bucht ist dafür maßgebend. Alljährlich wurden in Friedens­zeiten mehr als eine Million Tonnen Papier, Holz und Zellulose ins Ausland ausgeführt. Die Einfuhr belief sich auf über 400 000 Tonnen. Auch mit dem finnischen Binnen­land pflegt Wiborg außerordentlich rege Handelsbeziehun­gen. Der Saima-Kanal, der bei Wiborg mündet, verbindet Saima, denSee der tausend Inseln", mit dem finnischen Meerbusen. Er wurde vor knapp 100 Jahren erbaut. Seit­her hat sich der Schiffsverkehr von dem Seengebiet nach Wiborg von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gesteigert. Jährlich passieren rund 11000 Fahrzeuge den 11 Kilometer breiten Kanal.

Die Stadt Wiborg selbst bietet zahlreiche architektonische Reize. Regelmäßige Straßen gliedern die Stadtanlage auf einer vorspringenden Halbinsel in schönem Gleichmaß auf. Sechs Kirchtürme, darunter auch ein schwedischer und ein russischer, ragen über schönen Wohnbauten, Regierungs­gebäuden, über zahlreichen höheren Fachschulen empor. Von ihnen blickt man weit in die Wiborger Bucht und nach Norden weit ins Land, in dem zahlreiche Seen blitzen, hin­ein. In den Sommermonaten herrscht in den Straßen von Wiborg ein reger Ausflugsverkehr. Aber der Fremden­besuch bildet nur eine kleine Einnahmequelle im Vergleich zu dem lebhaften Handel, der die Stadt durchpulst. Der Schiffsverkehr in das Innere Finnlands und das Ausland rief zahlreiche Fabriken ins Leben. Hier wird ein Teil der Bodenschätze Finnlands verarbeitet. Die Holz- und Metall­industrie steht im Vordergrund. Aus der ehemaligen Festung ist ein reiner Hafen- und Handelsplatz geworder Nur die alte, schöne Burg, die Stadtmauer aus dem 13. Jahrhun­dert und prächtige alte Bauten aus dem Mittelalter zeugen noch von der bewegten Geschichte des alten Wiborg.

England sucht 2vo Schiffe in NSA. zu kaufen!

New Park, 10. Jan.New York Times" meldet aus Washing­ton, England suche in den Vereinigten Staaten 200 Handels- tschiffe, hauptsächlich für den Pendelverkehr zwischen England jund Frankreich, zu kaufen. Die von den Deutschen versenkte »Tonnage beginne sich ziemlich fühlbar zu machen.

Washington, 10. Jan. Die Marinekommission gibt bekannt, daß sie die Gesuche genehmigte, vier amerikanische Schiffe in das Eigentum fremder Staaten übergehen und unter fremden Flag­gen fahren zu lasten. Eines von diesen Schiffen wurde von der amerikanischen Hawaian Steamship Company an eine hollän­dische Gesellschaft verkauft und wird die Flagge Panamas führen. Ein weiteres von ihnen die kanadische.

Der erste große Deutschlandring der Auto­bahnen befahrbar

Berlin, 10. Jan. Die Reichsautobahnen gehören zu dem stolzen Friedenswerk des nationalsozialistischen Reiches. Wie sehr das deutsche Volk von diesem Friedenswerk Besitz ergriffen hat, das zeigen die Rekordziffern über den Verkehr auf den Autobahnen im Juli und August 1939, zu einer Zeit, in der in den Ländern unserer Gegner der Erholungsverkehr bereits durch Kriegs­gerüchte und Kriegsangst bis auf einen Bruchteil seines Um­fanges geschwunden war. Mit diesen einleitenden Bemerkungen gibt Ministerialrat Schönleben in der ZeitschriftDie Straße" eine Uebersicht über die Reichsautobahnen im Kriegsjahr 1939. Den Umfang des zivilen Autobahnverkehrs zeigt er an einigen Zahlen. Es wurden danach getankt auf den Autobahnen im Juli 1939: 6,3 Millionen Liter, also mehr als das Doppelte der Menge des gleichen Monats des Vorjahres. Die Rasthäuser und Rasthöfe der Reichsautobahnen wurden im Juli 1939 von 350 000 Gästen, im August 1939 von 300 000 Gästen besucht. Am Rasthaus am Chiemsee" parkten allein im Juli 1939 rund 40 500 Wagen. Der Bauplan der Autobahnen war auch im

Jahre 1939 zunächst auf dasTausend-Kilometer-Programm" ausgerichtet, mit dem in diesem Jahr der 4000. Kilometer hätte erreicht werden sollen. Selbstverständlich wurden überall im Reich nach Kriegsbeginn die Kräfte auf diejenigen Baustrecken gesammelt, die für Kriegszwecke besonders wichtig erschienen.

Trotzdem ist es möglich geworden, bis Ende des Jahres 1939 den ersten großen Deutschlandring mit insgesamt 1650 Kilo­meter Umfang befahrbar zu machen. Durch diesen ersten Deutsch- > landring der Autobahnen werden die Reichshauptstadt und ? Mitteldeutschland mit dem Rheinland im Westen und mit Baden, Württemberg und Bayern im Süden des Reiches ver­bunden.

Reiseverkehr eingeschränkt

Bevorzugte Bewältigung des Kohlen- und Güterverkehrs

Berlin, 10. Jan. Im Interesse einer bevorzugten Vewälti- s gung des Kohlen- und Güterverkehrs hat die Reichsbahn mit ! dem heutigen Mittwoch einigePersonen-undSchnell- ! zöge ausfallen lassen. Durch diese Einschränkung des i Reisezugdienstes sollen Lokomotiven und Lokomotivpersonal für ^ die zur Zeit lebenswichtigeren Aufgaben der Versorgung der ! Wirtschaft und der Großstädte freigemacht werden und damit : Schwierigkeiten, die durch den Frost bedingt sind, überwunden werden. Die Reisenden werden gebeten, vor Antritt ihrer Fayrt sich bei den Auskunftsstellen der Reichsbahn über den Ausfall von Zügen zu unterrichten.

Durch diese Maßnahme werden der Berufsverkehr sowie der Wehrmachtsurlauberverkehr nicht betroffen. Um so mehr muß die Erwartung ausgesprochen werden, daß die Öffentlichkeit die Maßregel durch den Verzicht auf alle überflüssigen und nicht dringenden Reisen unterstützt.

Meine «acheiGte»

Sammlung für das Kriegs-Winteelckistwrrk. Eine vom Ceneralinspektor Dr. Todt im Bereich des Westmnlls durch­geführte Sammlung für das Kriegs-Winterhilsswerk er­brachte das erfreuliche Ergebnis von 43 739 NM. Der B-e trag wurde dem Winterhilfswerk des deutschen Volkes über­wiesen.

Britischer Kommandeur für die englischen Luftstreitkrüfte.

Wie das britische Luftfahrtministerium mitteilt, wurde auf Empfehlung des Kriegskabinetts ein neues Kommando der Royal Air Force" errichtet, dem alle Einheiten der briti­schen Luftwaffe in Frankreich unterstellt sind. Zum Kom- ^ mandeur wurde der Luftmarschall A. S. Barratt ernannt, j

Auch USA.Uruguay erfolglos. Wie verlautet, konnten. ^ auch die Verhandlungen über einen Handelsvertrag von s USA. mit Uruguay nicht zu einem erfolgreichen Ende ge- > führt werden. Da die Exporte von Uruguay denen von Ar» > gentinien nach den USA. sehr ähneln, hielt man es für rat­sam, jetzt diese Besprechungen infolge des Bruches der Ver­handlungen mit Argentinien zu beenden. !

Musikdirektor Henrron Richard Henrion, der unver­gessene Schöpfer der klangvollen Fansarenmärsche in der deutschen Militärmusik, ist am Dienstag im Alter von 86 Jahren gestorben. Die Kreuzritter-Fanfaren, der Ferbelli- ner Reitermarsch, Hie guet Brandenburg allewege sie haben neben den rund 330 Kompositionen, die er schuf, sei­nen Namen für immer erhalten.

Schnellzug fuhr in eine Lokomotive. Der Schnellzug Paris DelleBern, der mehrere Stunden Verspätung hatte, ist am Dienstag abend im Bahnhof Viel auf eine Lokomotive aufgefahren. Beide Lokomotiven und ein Eisen­bahnwagen wurden stark beschädigt. Der Lokomotivführer, em Heizer und ein Reisender wurden schwer, fünf Reisende leicht verletzt.

Drei 50 000er gezogen. In der Ziehung der dritten Klasse der 2. Deutschen Reichslotterie fielen drei Gewinne von je 50 000 RM. auf die Nummer 185 920. Die Nummer wird in der ersten Abteilung in Vierteln, in der zweiten und dritten Abteilung in Achteln gespielt.

Sie wollte ihre jüdische Abstammung verheimlichen Karlsruhe, 10. Jan. Das Karlsruher Schöffengericht ver­urteilte die 5ljährige verwitwete Volljüdin Elisabeth Sara Festcrling aus Ettlingen wegen Vergehens gegen das Wahl­gesetz, gegen die Vorschrift über die Führung jüdischer Vor­namen und Ilebsrtretung der Verordnung über Reisepässe der Juden zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten sowie zu einer Haftstrafe von zwei Wochen. Die Angeklagte hatte auf Veranlassung ihres im April 1939 verstorbenen arischen Ehe­mannes am 29. März 1936 bei der Reichstagswahl und am 10. April bei der Volksabstimmung und Rsichstngswahl ihre Stimme abgegeben, sie hatte es unterlassen, eine Kennkarte zu beantragen, einen jüdischen Vornamen zu führen und ihren Reisepaß abzugeben, dies alles um ihre jüdische Abstammung geheimzuhalten. Das Gericht war überzeugt, daß die Ange­klagte dabei nicht fahrlässig, sondern vorsätzlich gehandelt Hab

Sie wolltenNotpfennige" retten Mannheim, 10. Jan. Die Große Strafkammer verurteilte den 40jährigen Israel Hirsch von hier wegen geschmuggelter Ver­mögenswerte in Höhe von 1000 NM. zu 2 ft, Jahren Zuchthaus, 3 Jahren Ehrverlust und 4000 RM. Geldstrafe. Tie Mitange­klagten Eheleute Strauß erhielten'je 9 Monate Eesänams und 1500 RM. Geldstrafe zndiktiert. Der Hauptangeklagte, Israel Kirsch, bemühte sich, seinen Rassegenossen zu Helsen und ver­suchte es mit Schmuggel. Im Januar 1939 kam er nach Heidel­berg zu den Eheleuten Strauß, wo ihm die Eheleute ein Päck­chen mit wertvollem Schmuck zum Zwecke der Verschiebung nach der Schweiz aushändigten. Dafür ließ sich Kirsch eine hohe Proi-, 'on c>''"ahlen. Beim Hauptan'-klagten wurden die Geldstrafe und 6 Monats Untersuchungshaft eingerechnet. Die Strafe der Eheleute Strauß wurde durch die seil Februar 1939- erlittene Untersuchungshaft als verbüßt erklärt.

Wshrrnacht im Keisg

Militärische Begriffe, richtig gesehen Von Major von Kölker I.

NSK. (F. O.) Es ist nur natürlich, daß im heutigen Zeit- s geschehen das ganze Volk an den Ereignissen am stärksten teil- i nimmt, die mit dem Krieg im Zusammenhang stehen, um so mehr, s als im nationalsozialistischen Reich diests Volk stärker denn je mit seinen Soldaten verbunden ist uno seine Ehre und seinen ! Stolz darin sieht, in der Heimat nicht nachzustehen und es denen ! draußen gleichzutun im Opfern und Kämpfen um den Sieg des ! vom Führer geschmiedeten Großdeutschen Reiches. !

Das Oberkommando der Wehrmacht gibt be- ! kannt" wie oft haben wir in diesen Tagen diese Worte ge- i lesen und gehört. Ueberall heften die Menschen ihre Augen auf diese Stelle der Zeitungsülätter oder leiben scb-.veiaend ibr Ohr den Worten des Lautsprechers, damit ihnen von oem, was ihnen derKriegsbericht" zu sagen hat, nichts entgeht. Denn in diesem Kriegsbericht gibt täglich das Oberkommando der Wehrmacht bekannt, welche wichtigen Kriegsereignisse sich in den letzten 24 Stunden zu Lande, zu Wasser und in der Luft zu­getragen haben.

In den kurzen, nur das Wesentliche heraushebenden Bekannt­machungen sowie in Frontberichten, in Rundfunkreportagen, in Feldpostbriefen und in Eefechtsschilderungen sind häufig Aus­drücke und Worte enthalten, die nicht jedem verständlich sind oder zum mindesten ihm keine richtige Vorstellung geben von dem, was diese militärischen Ausdrücke bedeuten. Drum solle» im nachfolgenden in einigen Fortsetzungen die gebräuchlichsten und am häufigsten wiederkehrenden Ausdrücke erläutert werden, um sie dem Verständnis des Laien näherzubringen.

Der Aufbau der Wehrmacht

So ist es erst einmal erforderlich, zu wissen, daß sich die deutsche Wehrmacht aus den drei HauptreilenHeer",Kriegs­marine" undLuftwaffe" zusammensetzt. Während den Oberbefehl über die Wehrmacht der Führer und Oberste Be­fehlshaber der Wehrmacht Adolf Hitler führt, steht an der Spitze jedes der dreiW e h r m a ch tt e i l e" ein Oberbefehlshaber (O. des Heeres, O. der Kriegsmarine, O. der Luftwaffe) mit sei­nem Stabe.

DasHeer" selber gliedert sich im Kriege in dasFeld­heer" und dasErsatzhee r". Als Feldheer bezeichnet man alle die zum Kampf bereitgestcllten Heeresverbände und Trup­peneinheiten, während das' Ersatzheer alle diejenigen militäri­schen Dienststellen und Truppenteile umfaßt, die nicht zum Feld­heer (also zur kämpfenden Truppe) gehören. Sowohl das Feld­heer wie das Ersatzheer unterstehen dem Oberbefehlshaber des Heeres (Ob.d.H.). Den Befehl über das Ersatzheer führt in sei­nem Auftrag der Befehlshaber des Ersatzheeres (Vd.E.).

Das Feldheer selbst ist in mehrereHeeresgruppen" aufgeteilt, ^ von denen jede mehrereArmee n" umfaßt. Die Heeresgruppe § steht unter dem einheitlichen Befehl eines Oberbefehlshabers. Eine Armee wiederum setzt sich wiederum aus mehrerenAr­meekorps" und besonderen Armectruppen zusammen. Die Be­fehlsstelle ist dasArmeeoberkommando" (A.O.K.).

Jedes Armeekorps ist ein aus mehrerenDivisionen" und besonderen Korpstruppen zusammengesetzter größerer Truppen­verband, der von einem Kommandierenden General befehligt wird (Generalkommando), während eine Division einen Truppen­verband darstellt, der infolge seiner Zusammensetzung mit den notwendigen Waffeneinheiten zur selbständigen Führung eines

Küttevt die hungernden VSsel r

rrampses befähigt ist. Es gidt Infanterie-, Panzer-, rvevirgs- jäger- und Kavalleriedioistonen.

Krieg und Front

Ein Ausdruck, der wohl am häufigsten gebraucht wird, ist das WortFront". Als allgemeiner Ausdruck bedeutet Front so viel wie kämpfende Truppe. Dagegen bezeichnet im militärischen Sinne das Wort Front mehr noch die vordersten Teile der am Feinde liegenden Truppen (Kampffront, vor der Front der x. Armee usw.). Dagegen hat Front noch eine andere Bedeu­tung. Und zwar bezeichnet man damit die bei einer geschlosse­nen Abteilung dem Führenden und im Kampf dem Feinde zu­gewandte Seite. Darum ist unter dem AusdruckFrontal­angriff" ein Angriff zu verstehen, der in gerader Linie auf den vor dem Angreifcnden befindlichen Feind ausgesührt wird.

Man hat für die verschiedenen Arten des Krieges auch verschiedene Bezeichnungen. So nannte man früher einen Krieg, der nicht nur von Soldaten, d h. von der kämpfenden Truppe ausgefochten wird, sondern von dem auch das Volk einschließlich der Wirtschaft betroffen wird, einentotalen Krieg". Eine solche Totalität wird man in neuzeitlichen Kriegen immer annehmen müssen, weil das ganze Volk und die ganze LJirtschaft sich in den Rahmen der Eesamterfordernisse des Krieges einstigen müssen.

Der landläufige AusdruckBlitzkrieg" wird für einen sol­chen Krieg angewendet, der sich in außerordentlich kurzer Z rt abspielt und mit nicht vorgesehener Schnelligkeit die Entschei­dung herbeijührt.

Im großen Rahmen unterscheidet man bei einem Krieg den Bewegungskrieg" und denStellungskrieg". Der Bewegungskrieg ist eine bewegliche Kriegführung im freien Felde und die einzige Möglichkeit, durch operative Bewegungen eine Entscheidung herbeizufllhren. Im Bewegungskrieg können sich Führungstalcnt und Ausbildung der Truppe am besten aus­wirken. Außerdem gibt der Bewegungskrieg die Möglichkeit, dem Feinde das Gesetz des Handelns vorzuschreiben.

Der Stellungskrieg dagegen bezeichnet einen Kampf, bei wel­chem sich Heere oder Heeresteile in befestigten Stellungen gegen­überliegen und keine der beiden Parteien die überlegene Kraft, besitzt, den Gegner aus seiner Stellung herauszuwerfen. Es gibb aber auch Fälle, in denen aus bestimmten Gründen ein Heeres-^ teil an einem vorgesehenen Gelündeabschnitt zum längeren Feft- liegen gezwungen werden kann.

Die Kampfhandlung

Eine im Bewegungskrieg durch, den Angriff oder aus dem Stellungskrieg heraus gewaltsam herbeigefllhrte bewegliche Kampshandlung wird alsOffensive" bezeichnet. Eine Operation" ist im militärischen Sinne eine zur Erreichung eines bestimmten Zieles eingeleitete Heeresbewegung. Hierbei wird alsOperationsgebiet" der Gebietsteil bezeichnet, in dem sich diese Bewegungen und Kampfhandlungen abspielen.

Kampfhandlungen, die im großen Rahmen zwischen Heeren ausgetragen werden, bezeichnet man alsSchlach t". Während mit der BezeichnungAbwehrschlacht" die Form einer Schlacht gemeint ist, bei der dem angreifenden Feind in der Ver­teidigung stärkster Widerstand geleistet wird, nennt man eine Schlacht, in der die Entscheidung hauptsächlich durch Einsatz stärk­ster und überlegener Kampfmittel materieller Art herbeigesührt wird,M aterialschlach t".

Im Gegensatz zur Schlacht, die, wie gesagt, eine Kampfhand­lung im großen Rahmen darstellt, bezeichnet man eine solche in kleinerem Rahmen alsGefecht". EinBewegungsgefecht" ist ein Kampf, der sich entwickelte, wenn zwei Gegner vormar­schierend aufeinanderstohen. Eine besondere Art von Kampf» j Handlung ist derStraßenkamp f". Dieser spielt sich inner- ! halb einer Ortschaft ab und geht um die Besitznahme von -Stra- I ßenzllgen und Häusern. (Fortsetzung folgt.)