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Nagolder TagblattDer Gesellschafter«

Einzelne Fleischwaren in mehrfacher Menge

Verschiedene Fleischwaren, wie beispielsweise Schweineköpfe, haben viel Knochen und weniger Fleisch, andere, wie etwa Fleischsalat, enthalten außer dem Fleisch noch andere Zutaten. Derartige Fleischwaren sind daher der Hausfrau schon bisher nur mit einem Teil ihres Gewichtes aus die Fleischkartenabschnitte angerechnet worden.

Durch eine neue Anordnung der Hauptvereinigung der deut­schen Viehwirtschaft sind die Anrechnungssätze sür solche Fleisch­waren neu geregelt und erheblich verbessert worden. Wie bisher kann die Hausfrau beim Einkauf von Schweinsköpfen (mit Ohr ohne Fettbackei, Ochsenmaulsalat, Rinderschwänzen, 2nne- reiensülze, Lunge und Euter die doppelte Menge auf einen Fleischkartenabschnitt erhalten. Darüber hinaus kann sie von nun ab aber auch Eisbeine, Kalbshaxen, Brägen (Hirn) und Herz auf jeden Abschnitt ihrer Fleischkarte in doppelter Menge einkaufen, während diese Fleischwaren vordem nur in einfacher Menge abgegeben wurden. Die vierfache Menge für einen Fleischkartenabschnitt wurde bisher nur beim Einkauf von Schweinekammknochen, Speerknochen, Vauchrippen, Rinder­köpfen, Karlbs- und Schafsköpfen, Spitzbeinen, Schweineschwän­zen, Rindermarknkochen, Fleck und Schwarten abgegeben. Nun­mehr bekommt die Hausfrau auch Fleischsalat und Konsumsülze in vierfacher Menge, während es diese Fleischwaren bisher nur in doppelter Menge gab. Für Mischkonserven, in denen Fleisch enthalten ist, bleibt es bei der alten Regelung, es wird also das volle Gewicht der Fleischeinlage auf die Fleischkarten- ebschnitte angerechnet. Dagegen ist nun einwandfrei klargestellt, daß die Hausfrau nachgeputzte Knochen mit Ausnahme von Rindermarkknochen kaufen kann, ohne dafür Abschnitte der Fleischkarte abgeben zu müssen. - - -

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Wirtschaflsberairmg für den Bauern

Für die Durchführung für die Erzeugungsschlacht ist die Wirt­schaftsberatung auf dem Lande von großer Bedeutung. Dank der Aufbauarbeit des Reichsnährstandes kann diese Beratung auch bis an das letzte Dorf herangetragen werden. Gegenwärtig stehen für die allgemeine Wirtschaftsberatung 8660 Kräfte zur Verfügung, die sich aus Diplomlandwirten, aus Lehrerinnen der landwirtschaftlichen Haushaltungskunde und technischen Kräften zusammensetzen. Auf den einzelnen Berater kommen rund 800 Betriebe. Die allgemeine Wirtschaftsberatung wird auch im günstigsten Falle immer eine Vielzahl von Bauernbetrieben zu beraten haben. Nicht die Zahl der Veratungskräfte ist entschei­dend, sondern die Tatsache, daß die Förderung der landwirt­schaftlichen Erzeugung letzten Endes vom Betriebsleiter selbst abhängt. Ausgabe der Beratung ist es, Anregungen zu geben und den Bauern und Landwirten unermüdlich bei ihrer schweren Arbeit zur Seite zu stehen. Um die Einzelberatung stärker in den Vordergrund stellen zu können, wurden die ehrenamtlichen Hofberater geschaffen. Ein weiterer Mitarbeiter ist der land­wirtschaftliche Berufsschullehrer. Durch den geplanten Ausbau des ländlichen Berufsschulwesens werden demnächst in jedem Kreise mehrere solcher Kräfte vorhanden sein, die der allge­meinen Wirtschaftsberatung zur Verfügung stehen. Daneben hat der Reichsnährstand eine große Zahl von Spezialberatungs- stellsn geschaffen. So werden zur Durchführung der Milch­leistungskontrolle über 10 000 Kräfte benötigt. Die tierzüchte- rischen Fragen werden durch 170 Tierzuchtämter wahrgenommen. In ähnlicher Weise stehen für alle Zweige der Landwirtschaft Sonderberater zur Verfügung.

Buntes LMevlet

Wenn es im Süden schneit

Da konnte man unlängst ein amüsantes und recht ungewöhn-" liches Bild in der Zeitung bestaunen: Schneeballschlacht in Rom. Da sah man römische Jugend, wie sie sich lachend mit Schnee­bällen bewarf. Man sah den jungen Leuten an, daß es sich für sie um ein außergewöhnliches Vergnügen handelte, in dessen Genuß sie wirklich sehr selten kommen. Warum, liegt auf der Hand. Es schneit nur sehr selten in Rom und gar ganz selten so heftig, daß sich Schneeballschlachten entwickeln können. Aber es war ja nicht nur die Schneeballschlacht in Rom. die für

Italien eine kleine Sensation darstellte. In Venedig froren die Lagunen zu, der Frost machte in einigen Kanälen den Verkehr zu einer Unmöglichkeit. Der Vesuv bei Neapel glänzte in einer weißen Schneehaube, und in Florenz wie in Mailand und Turin froren die Einwohner das, was wir auf deutschStein und Bein" nennen.

In Italien, auch in Norditalien, treffen wir in den Häusern nur selten auf richtige Oefen, ganz zu schweigen von der Zen­tralheizung, die es nur in einigen großen Hotels gibt. Nur in der Küche steht ein Herd, und darüber hinaus findet man auch in vornehmen Wohnungen selten mehr als ein Kohlenbecken, über dem man sich die klammen Finger wärmen kann. Dieser Punkt, daß man nämlich bei Kälte frieren muß, ist der einzige, in dem man in Italien noch nicht auf das große altrömische Vorbild zurückgegriffen hat. Das alte Rom hatte eine der besten undmodernsten" Heizungen aller Zeiten, die Heizung des Fuß­bodens durch darunter liegende Warmwasserröhren. Auf diese Weise hatten die Römer, die es sich leisten konnten, stets warme Füße und einen kühlen Kopf. Von Frieren konnte gar keine Rede sein.

Man sieht es in Italien, ebenso wie in anderenwarmen" Ländern, als unvermeidlich an, daß hin und wieder etwas ge­froren werden muß. Man trägt da eben einen gewissen Fatalis­mus zur Schau und schickt sich ins Unvermeidliche. Und tatsäch­lich ist es ja so, daß man wegen der paar kühlen Wochen im Jahre wirklich keinen Ofen benötigt. Wer besonders darunter leidet, ist auch keineswegs der Eingeborene, sondern der Fremde. Es kann einem Besucher passieren, daß er sich in Rom oder Venedig einen tüchtigen Schm . sen holt, weil er es versäumt hat, warme Kleidung mitzunehmen.

Wir brauchen also Italiener, Spanier und Portugiesen keines­wegs zu bemitleiden, weil sie jetzt ein wenig frieren müssen. Das geht bald wieder vorüber. Der Schnee, mit dem eine Schnee­ballschlacht geschlagen wurde, liegt noch nicht 18 Stunden, und die gefrorenen Lagunen halten auch nicht länger als ein paar Tage vor. Immer nur ein paar Tage, und dann strahlt wieder eine südliche Sonne am Himmel und läßt das bißchen Zähne­klappern und Klammheit schnell wieder vergessen. Frostbeulen bekommt deswegen keiner.

Und noch mit einem kleinen Vorurteil muß aufgeräumt wer­den. Daß es in Italien schneit, ist durchaus nichts Ungewöhn­liches. In Norditalien ist der Schnee etwas, was jedes Jahr fällt, genau wie bei uns, bloß nicht so oft und nicht so an­haltend und regelmäßig wie bei uns. Freilich, daß es in Nom schneit, und zwar so ergiebig wie vor einigen Tagen, das ist natürlich eine Seltenheit. Aber sogar im ungleich heißeren Sizilien ist schon Schnee gefallen.

Dem Italiener ist Regen viel unsympathischer als Schnee und ein bißchen Kälte. Regen mag er gar nicht. Wenn es regnet, dann gelten alle getroffenen Verabredungen automatisch als ab­gesagt. Bei Regen sind dann die Straßen im Nu menschenleer. Aber Schnee findet er lustig und interessant. Den Schnee genießt er in Mittel- und Süditalien als ein seltener, spannendes Naturschauspiel. W. B.

Bahnsteigkarte abgeschafst

Belgien will die Bahnsteigkarte abschaffen. Diese Ankündi­gung wurde dieser Tage von der belgischen Eisenbahngesell­schaft gemacht. An den Bahnsteigen findet demnach eine Kon­trolle nicht mehr statt. Die Fahrkarten werden erst in den Zügen kontrolliert. Eine ähnliche Regelung besteht seit längerer Zeit schon in der Schweiz. Sie hat den Vorteil, daß die Eisen­bahngesellschaften Personal einsparen können. Sie hat aber auch ! den Nachteil, daß sie blinden Passagieren weitaus bessere Chan- j cen gibt, sich in einen Zug einzuschleichen. Die Kontrollen wäh­rend der Fahrt müssen also viel strenger gehandhabt werden als in Ländern, in denen es vor den Bahnsteigen Kontroll- schalter gibt.

Sie so-len ihn nicht haben...''

In diesem Jahre jährt sich zum hundertsten Male der Tag, an ! dem das LiedSie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein" geboren wurde. Das GedichtDer deutsche Rhein" kam , damals aus der Feder eines Rheinländers, des am 8. Oktober s 1809 zu Bonn geborenen Nikolaus Becker, der 1838 Aus- l kultator und später bei einem Friedensgericht als Schreiber an- ! gestellt war. In dem Liede fand deutsches Gefühl volkstümlichen l Ausdruck und löste sichtbare Aeußerungen des Beifalls aus. Der Könia von Vrcußen sandte dem Dichter tausend Taler, König

Aber weinen sollst du nicht"

Von Oskar E. Foerster

Die junge Frau Irene starrte gedankenverloren in den Winter hinaus. Was für ernste Äugen sie bekommen hatte in diesen Wochen!

Die alte Frau, die im Halbdunkel des Erkers saß, räusperte sich energisch.Du machst dir mehr Sorgen als ich, mein Kind!" sagte sie mit ihrer tiefen, etwas brüchigen Stimme.Und ich bin doch seine Mutter!"

Vielleicht ist es deshalb"", erwiderte Irene leise,weil ich ihn erst so kurze Zeit kenne. Unsere Liebe ist noch jung, du hast ihn immer bei dir gehabt, all die Jahre..."

Glaubst du, daß meine Liebe deshalb geringer sei, Irene? Nein, sie ist wohl nur gläubiger und geduldiger. Sieh, Werner ist ein guter Soldat, seine Briefe, die er von der Front schreibt, sind so voll Kraft und Frohsinn, daß wir auch froh sein sollten."

Irene schwieg. Sie dachte an vergangene glückerfüllte Tage, an ihre Brautzeit; auch da gab es Sorgen: Werner hatte sein Eesangsstudium beendet und stellte sich an meh­reren Bühnen vor. Auch da gab es manck>? Enttäuschung und manche Träne aber dann kam die gr , ' frohe Stunde des Erfolges, des Engagements. Und knapp drei Wochen nach der Hochzeit zog Werner in den Krieg...Du müß­test dich mehr ablenken, Irene!" sagte Werners Mutter. Auch in deiner Freizeit! Früher hörtest du so gern Musik. Euer Schallplattenschrank ist ganz voll. Soll ich einmal eine auflegen?"

Irene preßte die heiße Stirn an die ki^le- Fensterscheibe. ..Vor sechs Tvaen kam der letzte Br--i non rbm". flüsterte sie.

Die alte Frau lächelte, öffnete leise ihre große Handtasche und entnahm ihr eine Schallplatte, die sie behutsam auf das Grammophon legte. Vorsichtig setzte sie die Nadel auf die kreisende Platte, dann lehnte sie sich behaglich zurück und lauschte.

Es war mählich dunkel geworden. Ein eisiger Wind schlug den Schnee gegen die Fensterscheiben. Und nun klang in sanftem piano eine altvertraute Musik auf; Helle Akkorde, heiterem Schlittengeklingel gleich, brachen die Stille und weckten Irene aus ihrem Grübeln. Dann aber stieg aus dem Dunkel eine Stimme auf, die den Raum mit der Wärme und dem Schmelz der lieblichen Melodie füllte. Und bei ihrem Klang löste sich etwas Schweres in Irenes Herz und ließ sie froh erzittern: Es war Werners Stimme, seine Stimme, die da wie durch seltsame Zauberkraft deut­lich und ganz nahe sang. Ein schlichtes altes Lied sang der

Geliebte vielleicht gab es Leute, die sagen würden, es sei ein Lied, das nicht viel mit ernster Kunst zu tun hätte. Aber in diesem Augenblick, da es wundersam aus weiter Ferne herüberzudringen schien, übte es auf die Herzen der beiden Frauen eine ungleich tiefere Wirkung aus als manche große und berühmte Arie. Seine rührenden Worte, voll Innigkeit und Wärme gesungen, schlugen eine ganz schmale Brücke zwischen den Frauen und dem Sänger in ungewisser Weite:

Alle Tage ist kein Sonntag, - alle Tage gibt's kein' Wein ...

Irene und die Mutter lauschten beinahe atemlos der Stimme Werners. Sie konnten es nicht hindern, daß die Tränen in ihre Augen traten, als die Melodie sich in zar­ter Steigerung zu dem Schlußvers erhob:

... du sollst denken an mich, , ^ jeden Abend, eh' du einschläfst, . ^ '

aber weinen sollst du nicht!"

Die Stimme verhallte, leise zitterte ihrKlang im Dunkel nach. Irene lächelte, während ihre Augen noch naß waren. Aber es war ein glückliches Lächeln, ihr war, als sei mit der Stimme des Geliebten eine tiefe Kraft in ihr Herz gedrungen.

Ich wollte dich überraschen, Kind!" sagte die Mutter. Werner schickte die Platte gestern. Hier ist der Brief, der für dich dabei war."

Meine liebe Irene" las die junge Frau glücklich,ich dachte, Du wärest ganz so tapfer und zuversichtlich, wie Deine lieben Briefe es sind. Mutter schreibt aber von Kum­mermienen und rotgeweinten Augen. Dagegen schick' ich Dir das beiliegende Mittel. Ich hatte einen Tag Urlaub und habe ihn dazu benutzt, in K. eine Platte mit diesem kleinen Lied zu besingen. Es ist meine erste Schallplatten­aufnahme und ich hoffe, daß sie Dir gefällt. Vor allem aber sollst Du immer, wenn Du sie hörst, wissen, daß ich nahe bei Dir bin, mit dem Herzen und den Gedanken. Und weinen, hörst Du darf Du nicht!"

Ja, so soll es sein, Irene!" sagte die Mutter gütig,wir müssen mutig sein wie die Männer da draußen. Und wenn wir einmal verzagen, wird dies Lied von seiner Stimme uns neue Stärkung geben!"

Der Schnee klatschte noch immer an die Scheiben, aber Irene hörte in seinem Rhythmus nicht mehr die trübe Me­lodie der Sorge und Einsamkeit. Auch in ihm lag wohl jetzt etwas von dem zauberhaften Klang des Liedes, von froher Zuversicht und Hellem Schimmer des Glücks.

Mittwoch de«. Januar 1S1K

Ludwig von Bayern schickte ihm einen Ehrenpokal und das Lied ist 70mal komponiert worden, ohne daß aber eine von den 70- Kompositionen wirklich populär wurde. Populär aber ist die Be­reitschaftsansage geblieben: Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein! Natürlich rief das Lied in Frankreich, desssxr Nationalstolz es Abbruch tat oder doch zu nahe trat, nachgeahmte Erwiderungen hervor, so Alfred de MuffesNous l'avons eu, votre Rhin allemand", und LamartinesFriedensmaseillaise". Heute nach hundert Jahren ist der Rhein so deutsch wie nur je. Sie sollen ihn nicht haben!

Mernes

Platin ist ein Wort spanischen Ursprungs. Das Metall wurde im Goldsand des Pinto-Flusfes in Peru im Jahre 1736 ent­deckt und von dem Schweden Scheffcr 1752 als eigenes Metall festgestellt. In der Uebersetzung bedeutet das Wort Kleinsilber, man glaubte nämlich, eine Art Silber, Plata, gefunden zu haben.

Die Zahl 37 hat die merkwürdige Eigenschaft, daß, wenn wir sie mit verschiedenen Zahlen multiplizieren, ein Ergebnis her­auskommt, das sich aus lauter gleichen Ziffern zusammensetzt, z. B. ist 3 mal 37 gleich 111, 12 mal 37 gleich 114, 27 mal 37 gleich S99. Aber auch 11 ist eine merkwürdige Zahl. Wenn wir sie mit sich selber multiplizieren, bekommen wir 121. Man beachte die Zusammensetzung dieser Zahl, die in der Mitte die höchste Ziffer hat, die dann nach beiden Seiten gleichmäßig abnimmt. Ebenso ist es, wenn man 1111 mit sich selbst multipliziert, dann kommt nämlich 1234 321 heraus. Und so kann man sich aus­rechnen, daß es immer weiter geht, z. V. 11: .1 mal 111111 123151321. Wenn man diesen Kniff erst kennt, kann man als Kopfrechner die Zuhörer verblüffen.

Kaunas am Flusse Nemunas ist nach Wilna die größte Stadt von Litauen. Sie hat 105 000 Einwohner und war bis zum Oktober Sitz der Regierung. Die neue Hajenstadt von Litauen heißt Sventoji und ist noch im Bau. Sie liegt nördlich von Memel auf rein litauischem Gebiet.

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Der Ausdruckeinen Korb bekommen" findet sich sowohl in der deutschen als auch in der holländischen, schwedischen und dänischen Sprache. Es soll angeblich früher einmal Sitte ge­wesen sein, daß ein achtbares Mädchen, das einen Bewerber batte, einen Korb zu dem Freier hinunterlassen mußte. Wollte sie auf die Werbung Nein sagen, so hatte sie den Korb so ein­gerichtet, daß er zerbrach, wenn sie den Freier hinaufziehen wollte. Später soll es Brauch gewesen sein, dem Bewerber einen Ärmeren Korb zu schenken, wenn man ihn nicht erhören wollte.

Kleines Sportallerlei

Deutschlands Ringer siegten im Länderkampf gegen Dänemark' in Kopenhagen überlegen mit 7:0 Punkten. Unser Federgewicht­ler Ferdinand Schmitz-Köln und Europameister Fritz Schäfer im Weltergewicht gewannen ihre Kämpfe entscheidend, während Pulheim-Köln, Nettesheim-Köln, Schweickert-Berlin, Leichter- Frankfurt und Liebern-Dortmund zu sicheren Punktsiegen kamen.

Die Prager Städtemannschaft des Ringerverbandes des Pro­tektorats wird am kommenden Samstag, 13. Januar, in der Wangener Festhalle gegen die Stuttgarter Ringer antreten.

Sprünge von über 78 Meter gab es am Sonntag in Ober­wiesenthal bei einer Skikonkurrenz um den Preis des sächsischen Reichsstatthalters Mutschmann. Hans Lahr stand 72 Meter,. Schneidenbach-Aschberg wurde Sieger mit 70- und 60-Meter- Sprüngen.

Die badischen Meisterschaften im Gerätturnen werden am- Sonntag, 4. Februar, in Mannheim durchgesührt.

Polnische Kriegsabenteuer

Von MatthiasWerner

Als der Leutnant D. beim Vormarsch auf Mlawa in einem polnischen Dorfe in Quartier lag und jenes Welt­versteck der Beschaulichkeit hinter dem Hause aufsuchte, wo der Mensch mit sich und seinen inneren Angelegenheiten allein zu sein wünscht, machte er eine peinliche Entdeckung. Das dort zu solchen Zwecken errichtete Wetterhäuschen er­mangelte nämlich der Rückwand. So was haut selbst einen Landsknecht in die Kniekehlen. Man kann doch wirklich nicht am hellerlichten Tage, sozusagen im blanken Lichte der Öffentlichkeit-

Stopp! Blos keine Entgleisungen! Aber man kann sich doch selbst in Polen, selbst im Kriege nicht gut ohne Rücken­deckung gegen Sicht zurückziehen, sozusagen als Blickfang für die erstaunte Dorfjugend. Also der Leutnant Kehrt auf der Hinterhand und eiligst zu seiner Quartierwirtin, die etwas deutsch verstand.

Matka Muschkat" redete er sie anmit eurem Abbau da hinten ist aber nicht mehr viel los. Der Laden ist mir zu offenherzig."

Mutter Muschkat machte ein Gesicht wie eine Kuh vorm Saxophon.

Was'che?" fragte sie.

Ich sage, Ihrem Schiskojedno da draußen fehlt ja die Rückwand! Da sieht einen doch jeder!"

De Rickwand?" fragte Mutter Muschkat ganz er­staunt und meinte dann tröstend:I Herr Offizier, von hinten kennt Ihn'n ja keener nich!"-

Es darf unerwähnt bleiben, wie der Leutnant der Schwie­rigkeiten Herr geworden ist. Nach einigen weiteren Eefechts- tagen lag er in einem anderen Dorfe und hatte das Bedürf­nis, sich endlich wieder einmal zu rasieren, um sich nach der Erdverbundenheit der letzten Marschtage als Höhenmensch zu fühlen. Aber der Rasierapparat war absolut nicht zu finden. Er erkundigte sich daher, ob nicht ein Schaumschläger im Dorfe ansässig oder sonst eine des Nasierens kundige Person aufzutreiben sei, und bald darauf erschien auch ein altes Weiblein, das neben anderen Eeheimkünsten auch Meisterin in der Barbierkunst sein sollte. Also heraus mit der Wangensense und eingehauen! Mehr als ein paar Liter deutschen Soldatenblutes wirds ja nicht kosten denkt der Leutnant, wickelt sich das Handtuch um den Hals und geht auf einem Schemel in Eefechtsstellung. Schon beim Ein­seifen merkt er, daß die alte Frau eine Künstlerin vom Fach ist.

Woher könnt Ihr denn so gut rasieren, Großmutter?" fragte er anerkennend, nachdem sie ihm eine Backe glatt wie eine Schlidderbahn geschabt hat.

Was'che?"

Wo Ihr so fein barbieren gelernt habt?"

Na, Herr Offizier" antwortet die Alte mit schlichtem Stolzwo ich doch immer die Toten rasieren muß! Ich fei doch de Leichenfrau." ^

Die andere Backe hat sich der Leutnant im nächsten Quartier rasieren lassen.