Nagoldcr Tagblatl „Der Gesellschafter'
ch, den 18. Januar 1818
t. Der Hunger drängt die einen sie friedliche Tiere zu Wälder aufhalten und sich erblicken lassen. Sie lebe» einschaften zu zwei und zu zanzen Familien zusammen Rudeln auf. Sie schließen uf Raub auszugehen. So- , ist er feig und furchtsam, ge. Wird er vom Hunger der wildesten Bestien. Er zt jedem Schreckmittel. >egeben sich die Rudel auf leichsam zu Nomaden. So und Februartagen auch in :n. Einer der letzten echten :s Jahres 1L06 in Schlesien
Feind
iuchbliitter des Soldaten
ungsfeuer
rem Werk des Wegebaues jle in den Boden, andere rren alle nicht mehr salon- . Von schwarzen Stiefeln
löglich sind, heult es durch Unterstände. Jetzt jaulen m Wald.
nde des Waldes an und -rannten zerkrachen in den lagen in den Boden und Zweige ab.
näher. Kommt ein Treffer ster der Männer drücken^ r in den Krieg zieht, der' haben. Dü als Vorposten, t, erwischen kann es einen
n Unterstand vorbei. .,Da igen", sagt der Oberfeld- ich noch keine Verluste ge-
: bleiben, denn der Franz- rchmal kommt er nochmal irück. Ja, wenn es damals len wäre, dann hätte es he mutz ich übrigens mal
sind
Sonnabend war ich mit md habe die Brückenstslle ck waren wir am anderen lessen, die Uferbalkenlage ege ausgemacht. Am nächst unseren Lagerplätzen die getroffen.
n mit unseren 3 Lkw., die erät beladen waren, von en Lichter der abgedunkel- 8ei M. erloschen auch die. Line eigene Sperre, alles
Ein Spähtrupp geht nach Ort vom Feinde frei ist. ier. V. ist feindfrei. Wir gen folgen. Eine Gruppe -eit.
seine Gruppe mit einem er nur 2 Mann in den
dich. Wir haben nach n es Zeit ist. Iß erst
'ann nicht, Onkel." über den Scheitel. Sern mimen. .Armes, armes r und jetzt quält dich der
ein Onkel mal Diktator, trinkst ein Glas Wein
mden Mädchen Auftrag.
klappst mir heute oder , Hanna, wir werden
ihren Onkel, dann faßte mich.
will bei Kräften bleiben, chuldig halten?"
schuldig halten?" n. daß er frei von aller lgen und zum Kämpfen ^ Kind, denn wir haben
Zarten zusammenzuckte, m voll rührender Bitte, igte Frau Eschler-Hoch-
in aus und aß die Bis--
st entfiel das Glas ihrer ihren Augen verstärkte
mk"
na verzweifelt auf, „ich
sustizrat Leverkom. die n.
osem Staunen an. „Ich
Kragen, Herr Michael." lFortletzung folgt.)
7. Seite - Nr. 8
Mittwoch, de« 18. Januar 1918
Kahn. Vierzehnmal setzte er über, bis er alle seine Leute drüben hatte/Der Wind hatte sich gelegt, als wir an der V. ankamen. Die Wolken hatten sich verzogen, vom Himmel leuchtete, von den Sternen eingerahmt, ein blasser Mond. Vor uns lag wie drohend ein dunkler Höhenzug. Auf dem Kamm stand ein bläulich-schwarzer Tannenwald. Auf der Höhe lagen die Franzosen. Unten im Grund zog die B., wie ein silbernes Band, durch dunkle Bäume eingefaßt, ihre Bahn. -
Ohne Hammer und Nagel
Wir mutzten sehr vorsichtig sein, die Nacht war klar und hell, wir waren nur 500 Meter vom Feinde ab. Die Fahrt der Kähne ging unter einer gesprengten Brücke hinweg. Die freigebliebene Oeffnung ließ die Kähne nicht durch. Was nun?
Aber ein Pionier, der sich' nicht zu helfen weiß, ist einfach kein Pionier. Wir luden das Holz von einem Kahn auf den anderen. Der sinkt tiefer ein und kommt durch. Dann das umgekehrte Manöver. Beide Kähne sind durch. Natürlich ging das nicht so schnell, wie ich das jetzt hier erzählt habe. Na, aber endlich waren wir am Ziel.
Unser Brückenschlag ging sonst ganz gut vonstatten. Ohne einen Nagel, ja ohne Hammer haben wir die Brücke gebaut. Wenn es auch gehörig Schweiß gekostet hat, aber gehört hat der Franzmann nichts. Morgens, gegen 3 Uhr, waren wir fertig.- Unsere Sicherung trat schon den Rückzug über unsere fertige Brücke an. Um 5 Uhr trafen wir wieder in unserem Quartier ein und schliefen bis Mittag den Schlaf der Gerechten."
Ganze Männer
2m Verlauf dieser Erzählung hatte sich das Feuer langsam gelegt. Wir traten aus dem Unterstand heraus. Die Arbeiten wurden fortgesetzt, als ob nichts gewesen wäre. Nur die neuen - Eranattrichter und die zersplitterten Bäume legen von dem ! Feuerübcrfall Zeugnis ab. Wieviel stilles Heldentum sieht man i hier am Westwall! Das sind alles so ganz kleine Episoden, von s denen kein Bericht meldet, und dennoch erfordern sie ganze s Männer. Und solche findet man hier auf Schritt und Tritt, hier bei der Wacht am Westwall.
erkundete feindliche Widerstandslinie !
DNV. Im Vorfeld, 7. Jan. (PK.) „Der Auftrag ist klar! So ! hoffe ich, daß ich euch morgen früh gesund und lebend wieder- ! sehe!" Damit entließ uns der Kompagniechef. In den frühen s Morgenstunden sollte angetreten werden, um tief ins Feindes- ^ land vorzudringen. Die gegnerischen Vorposten mutzten dabei - umgangen werden. Die Voraussetzungen für das Gelingen dieses s Planes hatten zwei vorbereitende Unternehmungen geliefert. l Jetzt wurde der Versuch gemacht, bis an die Widerstandslinie des Gegners heranzukommen, um deren Lage und Besetzungsstärke > festzustellen.
Es ist eine sternenklare, Helle Mondnacht. Um 2 Uhr waren ^ wir geweckt worden. Gut, daß die kurze Nachtruhe vorbei ist. Das , Ungewisse der kommenden Stunden schwingt selbst im Schlaf : leise mit, und erst der Augenblick des Abmarsches löst diese Span- > nung und macht einem Gefühl der Sicherheit und kaltblütigen ; Ueberlegung Platz, das nötig ist für diese Unternehmungen im s Vorfeld und im Niemandsland. ^
Der Boden ist gefroren. Die Fahrspuren in den Wegen und j die Trichter der Eranateinschläge bedeckt eine dünne Eisschicht. Auf den Aesten der Büsche und Bäume glitzert und funkelt es leicht; es ist der Rauhreif. Weithin über den harten Boden hallt der Schritt des Wachpostens, der an uns vorüberzieht, als wir uns auf dem Marktplatz eines kleinen deutschen Erenzstädtchens treffen. Zwei Mann fehlen noch. Plötzlich sind sie da, keiner ? hörte sie kommen. Wenn alle so leise treten, wird uns der sran- s zösische Wachposten auch nicht hören. ^
Noch ist die tote Landschaft des Niemandslandes in das mil- ; chigweiße Hell des Mondlichtes getaucht. Taghell liegt der lange ! Kugel vor uns, über den wir hinweg wollen. Jetzt kommen wir ! .an den stehenden Spähtrupps vorbei an der Waldecke, schlüpfen ! Lurchs Drahthindernis und sind im Feindesland. Leutnant G. kennt den Weg. Erst gestern war er draußen und hat die Lücke ! in der französischen Vorpostenkette entdeckt. Schon werden die ! Schatten länger, doch der Schein des Mondes enthüllt noch deut-
ttch sichtbar' alle Formen der Landschaft. Wir warten deshalb «och eine Stunde. Immer tiefer sinkt das nächtliche Gestirn, bald muß es versinken. „In fünf Minuten geht's vor!" — „Gott sei Lank, endlich!" " " '
kn den französischen Graben
Wohl tausend Meter steigen wir den langgestreckten AüM hstck an, vorsichtig die Tritte setzend. Oben auf der Höhe sind französische Stellungen, gestern waren sie verlassen... Geduckt schlei- 'chen wir uns auf der Höhe in einem Hohlweg auf die (Stäben zu. iEin Sprung über die Erdhaufen, die davor liegen — drin — und mit entsicherter Pistole vor. Die sorgfältig ausgebaute Vor- ,Postenstellung ist auch heute unbesetzt.
Wir wollen noch beobachten. In einem splitterstcher gedeckten Unterstand des Franzmannes warten wir eine weitere halbe Stunde. Jetzt geht der Weg wieder einige hundert Meter den Hügel hinab, bis zu dem Dorf, an dessen Anfang eine Straßensperre liegt. Weit zur Linken von unseren jetzigen Stellungen find schon französische Vorposten. Rechts und links vom Dorf zieht sich irgendwie die erste Verteidigungslinie des Gegners. Bis dorthin woelln wir vor. „Marsch!" heißt es da. Die tagklare Helle ist in dieser halben Stunde verschwunden. Von den Wiesen steigen Nebelschwaden empor und verhüllen Büsche und Wälder, so daß ein Schleier über dem Lande liegt. Ein schwacher roter Schimmer zeigt die Stelle, wo der Mond untergegangen sit. Wie ein schützender Mantel umgibt uns der Dunst des Frühmorgens. „Sie bleiben als rückwärtige Sicherung hier!" befiehlt mir flüsternd der Leutnant. Wie Gespenster verschwinden die anderen Kameraden. Ich bleibe allein.
Die gegnerischen Stellungen erkannt
Ein Gefühl grenzenloser Einsamkeit löst die starke Spannung ab. Die Ungewißheit, wie das Geschehen ablaufen wird, jagt unaufhörlich die Gedanken durch das Hirn, um auf alle Möglichkeiten den richtigen Ausweg zu finden. Da fällt rechts, sehr nahe, ein Schutz! Nichts weiter. Doch Schritte tapsen. Das in der Nacht sehr feinhörige Ohr mag die Entfernung kürzer schätzen als sie ist. Dennoch bestätigt sich die Annahme, dort rechts liegt eine besetzte französische Stellung. Artillerieeinschläge rollen dumpf in der Ferne. Ganz nahe raschelt es plötzlich, als käme dort jemand. Angestrengt schaue ich zu den beiden Baumstämmen hinüber, Sekunden vergehen, da flimmern die Augen u. die Baumstämme scheinen sich zu bewegen. Steht jemand dahinter? Die übliche Täuschung, wenn man zu lange auf eine Stelle starrt. Nichts ist zu sehen, doch man fühlt es: Hier steht der Feind. Zur Rechten und zur Linken werden die Laute deutlich vernehmbar. Die unseren sind weiter vorn an der Arbeit. Man hört deutlich knackende Geräusche der Drahtschere, Sie durchschneiden jetzt das feindliche Drahthindernis. Zu Leiden Seiten liegen starke französische Stellungen. Wir sind jetzt einige Kilometer in Frankreich. Da — Schüsse, ein Feuerschein, dann das Krachen einer Handgranate, einer zweiten, einer dritten, dazwischen hämmert von rechts ein Maschinengewehr. Plötzliche Stille, eine Minute war noch nicht vergangen.
Vorwärts erklingt Stimmengewirr. Aufgeregt, hetzend kommen Schritte eilends näher. Noch sind wir unmittelbar im Wirkungsberich der französischen MG.s, die tatsächlich so standen, wie es nach den Geräuschen zu vermuten war. Da ist der Trupp heran. „Was ist los?" Sie schleppen einen Kameraden mit, bewußtlos, schwer getroffen. Doch jetzt vor allem zurück, die lange Höhe hinan, an der uns der Feind noch lange treffen kann. Schwer keuchend tragen ein Oberfeldwebel, ein Gefreiter und ein Feldwebel abwechselnd den Verwundeten, sein junger Körper ist schwer. „Deckung!" ruft der Leutnant. Taghell alles um uns her erleuchtend, steigt eine Leuchtrakcte hoch; als ob ein Blitz uns niedergedrückt hätte, so liegen wir auf den Boden gepreßt auf dem Leib und warten die langen Minuten, bis das am Fallschirm pendelnde Licht erlöscht. Auf, weiter. Alle 50 Meter wechseln die Träger im Tragen ihrer Last ab.
«Was ist passiert?"
Alles war glücklich abgelaufen, ein tragisches Geschick hat unseren Kameraden getroffen. Er lag als Sicherung nahe an der Straßensperre, seitwärts sicherten zwei llnteroffizere; der Leutnant und die übrigen drei hatten die Drahthindernisse durchbrochen, waren an das von der Sperre noch 50 Meter entfernt liegende Haus gelangt, entdeckten und zerschnitten sofort Tele-
phondrähte am Haus: Eine Vermittlungsstelle? Hier muhten Posten liegen! Da fiel auch schon der Alarmschuß des Postens. In den Fenstern tauchten vier andere Gewehre auf, ihre Läufe richteten sich ins Dunkel, schließlich auf die Straßensperre, in der Annahme, dort käme der Feind. Das MG. muß auch blindlings auf die Sperre geschossen haben. Dort wurde der als Sicherung verbliebene Kamerad getroffen. Mir drei Handgranaten wurden die Feinde außer Gefecht gesetzt. Die Explosion in dem kleinen Raum muß tödlich gewirkt haben, alles wurde still drinnen.
Die Heimkehr
lieber 5 Kilometer tragen die Kameraden den Verwundeten, der bewußtlos geworden war, auf der Schulter. Seine Verletzungen sind schwer, er kam nicht mehr zum Bewußtsein zurück. Es war am Tage vor Heiligabend, da er von uns ging.
Am zweiten Weihnachtstag wurde unser Kamerad zu Grabe getragen. Manch junges Grab liegt ihm zur Seite, Soldaten, die — wie er — vorm Feinde fielen.
An der Westfront ist Ruhe; dennoch greift das Schicksal bisweilen grausam in die Kampfgemeinschaft der Front ein, es ist Krieg — auch bei nur „geringer Spähtrupptätigkeit".
Kurt Günther.
Wie entsteht Rauhreis?
Kristalle glitzern in der Wintersonne
An den kalten Wintertagen sehen die Räume und Sträucher wie gezuckert und gepudert aus. An den Telefondrähten und Drahtzäunen glitzert und flimmert es. Die Welt ist noch weißer, noch strahlender geworden, als sie es allein durch Schnee zu werden vermag. In den Stunden der Dämmerung liegt ein Nebeldunst in der Luft. Das kristallinische Flimmern in den Wäldern wird gleichsam zu einem spritzigen Lichtkonzert, wenn in den Mittagsstunden die Sonne aufleuchtet. Es ist der Rauhreif, der diese Verzauberung bewirkt. Was aber ist Rauhreif?
Danz ist das Geheimnis dieser Erscheinung von der Wissenschaft noch nicht gelüftet. Aber man kennt einige Gesetze, denen der Rauhreif seine Entstehung verdankt. Luftmassen können reich und arm an Feuchtigkeit sein. Sie können sogar von Feuchtigkeit übersättigt werden. Dann beginnen sie gleichsam z« schwitzen. Sie müssen den Wasserstoffgehalt vermindern. Das geschieht in sehr unterschiedlicher Weise. In den Sommermonaten kommt es meistens zu Regenfällen. In höheren Luftregionen bilden sich aus dem Wolkendunst die Regentropfen, die auf die Erde herabfallen. In den Nächten streichen feuchtigkeitsgesättigte Luftströmungen über den Erdboden hin. An Bäumen, Sträu- chern und Gräsern setzen sich kleinste Wasserteilchen ab. Am Morgen glitzern die Tautropfen, die in der Sonne wieder verdunsten oder von der Erde aufgesogen werden.
In ganz ähnlicher Weise entstehen der Reif und der Rauh- reif. D'e Temperatur mutz unter dem Nullpunkt liegen. Oberhalb der Nullgrenze gibt es Tau und unterhalb entsteht Reif. Auch an den kältesten Tagen können wärmere feuchtigkeitsgesättigte Luftmassen über die Erde hinstreichen. Man beobachtet dann die Erscheinung des Winternebel-- An den Zweigen und Aesten, auf den Dächern und Schneedecken setzen sich kleine Wasserstoffteile ab, die sofort gefrieren. Meistens bilden sich die Tropfen zu glitzernden Kristallen, ebenso wie der Schnee in Gestalt kunstvoller kleiner Kristalle herabfällt. Die Rauh- reif-Kristalle bilden sich in höheren Luftregionen, jene auf der Erdoberfläche. Ein genauer Beobachter kann feststellen, daß der Reif sich stets an der Windseite absetzt und daß erst nach und nach auch die Windschattenseiten bedeckt werden.
Dennoch ist die Reifbildung nicht völlig zu erklären. Es kann Vorkommen, daß trotz günstigster Bedingungen, trotz großem Feuchtigkeitsgehalts der Luft keine Reifkristalle entstehen. Vielleicht hängt dies damit zusammen, daß an manchen Tagen die Luft mit 'Millionen von Staubkernen durchsetzt ist, während sie , zu anderen Zeiten fast völlig staubfrei ist. Vielleicht spielen auch elektrische Kräfte eine Rolle. Aber das ist bis zum heutigen l Tag noch nicht genau erforscht.
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l59. Fortsetzung.)
„Das habe ich schon gespürt, Herr Justizrat Aber ich kann trotz alledem nichts anderes sprechen als die Wahrheit."
Der Verteidiger sah ihn verzweifelt an. „Verehrter Herr Michael, wir, Ihre Freunde glauben an Ihre unbedingte Schuldlosigkeit, aber das Gericht und die Geschworenen richten nach dem Indizienbeweis, und der ist erdrückend für Sie."
Klaus Michael sah ihn mit einem seltsam fragenden Blick an und schüttelte dann den Kopf.
„Fühlen Sie sich krank. Herr Michael? Sagen Sie es Der Prozeß wird abgebrochen, wird vertagt."
„Durchaus nicht, Herr Iustizrat! Ich bin völlig gesund und Herr meiner Nerven Zuweilen kommen mir die Menschen nur etwas unverständlich vor, halb wahnsinnig, will mir scheinen. Ich kann zum Beispiel nicht begreifen, daß man mnen vollkommen unbescholtenen Menschen, der bereit ist, vor Gott und den Menschen zu schwören, daß seine Hände rein smd, verurteilen will "
„Das ist unbegreiflich, Herr Michael, aber Sie werden verurteilt."
„Wohl gar zum Tode, Herr Justizrat?" Bitter sagte er es
„Damit müssen Sie rechnen. Wenn auch kaum damit zu rechnen ist. daß der Präsident es unterschreibt."
Da war es eine Weile still
Klaus sah mit unbeweglichem Gesicht nach seinem Zellenfenster. Die Sonne ließ ein paar spärliche Strahlen herein, die das unfreundliche Zimmer verschönten
Werner stand einige Schritte von dem Bruder entfernt und fah mit einem Blick herzlichster Bruderliebe auf Klaus
Seine Lippen zuckten und seine Stimme klang heiler
„Du mußt leben, Klaus Denke an Hanna!"
„Ich werde leben. Werner. Aber vergiß nicht unseres Vaters Vermächtnis. Bis heule ist unsere Straße gerade gegangen. Sollen wir aus Feigheit auch nur einen Schritt abweichen? Ich vermag es nicht"
Werner kämpfte mil sich, dann begann er wieder:
„Vater wird dir nicht grollen. Klaus. Kämpfe um dein Leben Ich bitte dich herzlich "
„Was kann ich denn anderes tun, als die Wahrheit sprechen? Rede ich anders, es paßt ihnen doch m den Indizienbeweis Verstehst du nicht, ich muß schuldig sein. Was fall auch heule noch kommen? Die Zeugenvernehmung ist
geschlossen. Der Justizrat spricht, der Staatsanwalt spricht, und dann verkünden morgen die Geschworenen ihr Urteil."
„Ich muß heute Ihr Ja haben, Herr Michael," sagte der Iustizrat wieder dringend.
„Nie, nie, Herr Iustizrat. Ich will mich nicht vor mir selber schämen."
* *
Als die Verhandlung wieder begann, war der Gerichtssaal bis auf den letzten Platz besetzt.
Nach der letzten Zeugenvernehmung schloß der Vorsitzende die Beweisaufnahme und erteilte Iustizrat Leverkom das Wort.
Unter größter Anteilnahme des Publikums begann er sein Plädoyer Seine Freunde vom Gericht schüttelten den Kopf.
War das der Iustizrat Leverkom, über den man immer gespottet, den keiner recht ernst nahm?"
Das Plädoyer war meisterhaft.
Der Verteidiger begann ruhig und sachlich, rollte die Entwicklung der Brüder von ihrer Jugend an auf, schilderte das Verhältnis der Brüder zu ihren Stiefbrüdern und entwarf den Geschworenen und dem Publikum ein getreues und gerechtes Charakterbild
„Sehen Sie sich die Angeklagten an Vom ersten Tage an bis heute sitzen sie und warten auf die Gerechtigkeit, denn sie sind rein von jeder Schuld Sehen Sie meinen Klienten ins Auge, die Schuld sitzt nicht darin."
Dann behandelte er den Ermordeten näher, entwarf sein Charakterbild ohne Gehässigkeit, aber auch ohne Beschönigung Ebenso verfuhr er mit dem Kommerzienrat.
Den Indizienbeweis zerpflückte er bis ins Kleinste, und je länger er sprach, umso hoffnungsvoller wurde das Publikum.
„Meine Herren." wandte er sich nach zweistündiger glänzender Rede an die Geschworenen, „betrachten Sie das makellose Leben des Hauplangeklagten, denken Sie daran, daß alle gehörten Zeugen dem' Angeklagten das glänzendste Zeugnis ausgestellt haben, daß sie alle erklärten, keinen der Angeklagten einer solchen Tat fähig zu halten, und dann, meine Herren Geschworenen," — seine Stimme erhob sich zu größter Wuchtigkeit — der Hauptangeklagte war mit Fräulein Hanna Eschler-Koldwey. einer der reichsten Erbinnen Deutschlands, so gut wie fest verlobt Herr Eschler-Hochheim hat mich ermächtigt, zu erklären, daß er, beziehungsweise seine Frau von diesem Herzensbund bereits vor der Verhaftung wußten und ihn beide billigten. Glauben Sie, daß ein Mann, der im Begriffe steht, ein vielfacher Millionär zu werden, mordet?"
Einen Augenblick war Totenstille im Saale, dann brach ein ohrenbetäubender Beifall los.
Die Glocke des Vorsitzenden konnte das Publikum nicht beruhigen.
Als lvwoei aluye war, ttang die gehässige Stimme des Staatsanwaltes durch den Saal:
„Ich bitte, den Angeklagten zu befragen, ob ihm bekannt war, daß Fräulein Eschler vermögend ist."
„Sagen Sie ja, Herr Michael," flüsterte der Iustizrat in höchster Erregung seinem Mandaten zu.
Aber Klaus schüttelte den Kopfs Das Bild seines Vaters stand ihm vor Augen, und er hörte leine Stimme: Gerecht und wahr, auch wenn es dein Schade ist „Nein, ich wußte es nicht," schrie er in den Saal Da war es mit einemmal totenstill Entsetzt iahen sich die Anwesenden an Manchem stockte das Herz. Fassungslos blickten sie auf den Angeklagten. Herr Eschler-Hochheim sah auf Hanna, die sich bemühte, aufrecht zu bleiben.
„Kind. Hanna! Komm', ich bringe dich nach Hause." „Nicht, nicht," flehte sie kaum hörbar.
Sie hörte nicht auf seine Worte, sie sah nur auf den Geliebten, der mit starren, harten Zügen dastand. Sie allein iah, wie er kämpfte, wie seine Seele blutete, sie iah das ungeheure Leid, das aus seinen Zügen schrie Sie schleppte sich an die Schränke, die den Geliebten von ihr trennte „Klaus, du," flehte sie.
Er faßte nach ihren Händen und zog sie an sich „Ich bin schuldlos. Liebste."
„Ja, Klaus, aber sie wollen dich verderben," schluchzte sie auf. Dann verließen sie die Kräfte, mit einem erschütternden Schrei brach sie zusammen. (Fortsetzung folgt.»