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Was bedeutet Grundschuld?

VA. Hierunter versteht man die dingliche Belastung eines Grundstückes in der Form, daß an den Berechtigten, also an die Person, auf deren Namen die Erundschuld nn Grundbuch ein­getragen ist, eine bestimmte Summe au» dem Grundstück zu zahlen ist. Bei der Erundschuld liegt eine persönliche Forderung wie etwa bei der Hypothek nicht vor, sie ist vielmehr eine völlig selb­ständige Erundstücksbelastung. Der Berechtigte kann sich daher «wch nicht an das sonstige Vermögen des Eigentümers halten, wenn etwa bei der Zwangsversteigerung der Erlös nicht zur Be­friedigung seiner Ansprüche ausreicht. Die Erundschuld kann auch ftr den Eigentümer selbst eingetragen werden.

Eine Abart der Erundschuld ist die Rentenschuld, bei der aus dem Grundstück nicht ein einmaliger Betrag zu zahlen ist, son­der» eine Reihe von regelmäßig wiederkehrenden Leistungen Mente) zu erfolgen hat. Die Rentenschuld kann aber durch eine einmalige Zahlung abgelöst werden. Zu diesem Zweck wird bei de« Bestellung der Rentenschuld der Ablösebetrag festgesetzt.

Das Grundbuch wird vom Staat angelegt, es enthält u. a. die Rechte an Grundstücken. Das Grundbuch kann von jedem, der ein berechtigtes Interesse daran hat, «ungesehen werden. Jedes Grund­stück muß im Grundbuch eingetragen werde». Eine Ausnahme bilden die Grundstücke des Fiskus und anderer öffentlicher Stel­len. Für jedes Grundstück wird, ein besonderes Erundbuchblatt angelegt, doch können auch mehrere Grundstücke auf einein ge­meinschaftlichen Blatt geführt werden, wenn sie demselben Eigen­tümer gehören und im Bezirk desselben Erundbuchamtes liegen: been Erundbuchamt ist die Führung der Grundbücher übertragen.

Neue Sroß-§ilme

Sieg im Westen

Ein Heeresdokumentarfilm

(«p) Anfang 1941 wird als erster großer Heeresfilm und gleichzeitig als ein Teil eines gewaltigen Dokumentarwerkes der FilmSieg im Westen" erscheinen. Die Anweisung zur Herstel­lung dieses Filmes wurde vom Oberbefehlshaber des Heeres, Ge­neralfeldmarschall von Brauchitsch, gegeben. Zu seiner Herstel­lung wurden besonders ausgewählte Filmtrupps eingesetzt.

Außerdem wurde das Material der Heeresfilmstelle und der Propaganda-Kompanien insgesamt etwa 600 VOO Meter mit herangezogen. Von größter Bedeutung war ferner die Mög­lichkeit, umfangreiches, englisches, französisches und belgisches Beute-Film-Material mitzuverwenden, das eine außerordentlich wertvolle Ergänzung des von deutscher Seite zur Verfügung stehenden Materials bildet.

Der. abendfüllende FilmSieg im Westen" ist dabei an stch «ur ein Teil eines noch gewaltigeren Dokumentarwerkes, das i» seinem ersten Teil eine geschichtlich-politische Uebersicht zum heutigen Kriege und in seinem zweiten Teil eine Darstellung des Polenfeldzuges, des Winters 39 40, und des Norwegenfeld- -uges bringen wird. Dem Teil III wird noch ein IV. Teil folgen, der die Weiterentwicklung nach Abschluß der Frankreich-Offensive behandeln wird. Der Film hat sich eine hohe Aufgabe gesetzt. Er will nicht nur unser Heer und damit deutsches Soldatentum schlechthin dem Zuschauer und insbesondere der deutschen Jugend v»r Augen führen. Er will vielmehr gleichzeitig auch die Idee di^es Krieges aufzeigen. Es konnte daher weniger darauf an­kommen, alle Kampfhandlungen bzw. alle wichtigen Persönlich­keiten und alle Truppenteile in diesem Film festzuhalten. Er mußte vielmehr einzelne Schwerpunkte und besonders typische Erscheinungen dieses Krieges in den Mittelpunkt stellen. Ande­rerseits konnte sich der Film natürlich auch nicht auf die Dar­stellung reiner Kampfhandlungen beschränken. Es kam vielmehr auch darauf an, diesen Krieg in seinem Sinns als Kampf um den Lebensraum eines Volkes in seinen großen geographischen, geschichtlichen und politischen Zusammenhängen darzulegen, die Verbindung mit den anderen Wehrmachtteilen aufzuzeigen und auch den Zusammenhang zwischLn Front und Heimat zum Aus­druck zu bringen. Seine besondere Aufgabe blieb daneben natür­lich die Herausarbeitung des Typs des Kämpfers im heutigen deutschen Heer, die Darstellung der Aufgaben der Führung, der Bedeutung der einzelnen Waffengattungen und ihres Zusammen­wirkens im Gefecht, die Bildhaftmachung der gewaltigen Arbeit der rückwärtigen Dienste in diesem einzigartigen Feldzuge und der ungeheuren Leistungen, die vom deutschen Heere in allen sei­ne» Teilen vollbracht worden sind.

Dies alles wird der Film in zahlreichen Einzelausschnitten aus de» Kämpfen in Holland, Belgien und Frankreich, die durch Zeich­nungen und sorgfältig ausgearbeitete Zwischentexte untereinan­der verbunden sind, dem Zuschauer vor Augen führen. In einzel­ne» Kampfphasen, wie etwa dem Kampf einer Jnfanterie-Divi- sto» am Chemin des dames, dem Durchbruch einer Panzerdivision «« der Somme, dem Einbruch in die Maginotlinie, wird die Größe der gestellten Aufgabe, aber auch des Einsatzes des ein­zelne« Kämpfers jedem Volksgenossen deutlich werden, und er wird sich rin klares Bild von der Art des Einsatzes verschiedener Waffen machen können. Auch die Gegenseite wird an Hand des »erwendeten Veutematerials zu einer Würdigung kommen und so gezeigt werden, wie der deutsche Soldat sie gesehen und erlebt hat; denn ein tapferer Gegner kann die Größe der eigenen Lei­stung nur erhöhen und der deutsche Soldat schmäht einen Gegner nicht, den er im harte» Kampf durch seine eigene überragende Führung, durch seinen eigenen noch härteren Einsatz und durch seine eigenen, noch besseren und schlagkräftigeren Waffen nieder­warf. Der Film will den Krieg zeigen, wie er war und ist. Er wird deshalb an den ernsten Augenblicken und auch an Tod und Vernichtung nicht Vorbeigehen.

Er will aber auch Momente der Ruhe und des heiteren Er­lebens sichtbar machen und die menschliche Seite im Kriege zei­ge«. Die Musik dazu verfaßte Herbert Windt. Sie bringt^die Welt des Soldaten wie seine Heimatverbundenheit zum Aus­druck; aber sie reißt uns auch mit durch ihre schmetternden Fan­raren beimSieg im Westen".

Bismarck im Film

»nter den großen Gestalten des deutschen Geschichtsfilms hat sich nun auch Otto von Bismarck eingefunden. In festlicher Uraufführung ist das neue Filmwerk der Tobis in Berlin der Öffentlichkeit vorgeführt worden. Die Erschütterung und die si^rke Zustimmung, die es auslöste, werden die verdienstvollen Schöpfer des Films gewiß nur zu einem, wenn auch bedeutenden Teil, ihrer eigenen künstlerischen Arbeit zuschreiben. Stärker als alle Bemühungen der Bismarck wieder neu verehrenden Gegenwart sprach der Eiserne Kanzler selbst zu den Tausenden, die ergriffen dieses Schicksalsdrama einer einzigartigen politi­schen Leistung an sich vorbeiziehen sahen. Vor diesem Film müs­sen von selbst die üblichen Fragen nach der historischen Treue der filmischen Kleinarbeit und nach Recht oder Unrecht der jeweiligen Bildauswahl verstummen. Denn unsere Gegenwart, die selbst in einem Kampf auf Tod und Leben steht, erlebt den

Rag-lder TagblattDer Gesellschafter"

Dienstag, den 24. Dezember 194«

Bruchsal vor 300 Jahren

Im Jahre 1640 kam der Abt Nikolaus von Herrenalb gelegent­lich einer Besichtigungsreise auch nach Bruchsal, da sein Kloster hier begütert war. Seine Aufzeichnungen enthalten darüber einen kurzen Bericht, in dem er schreibt, daß die Kapelle gemeint ist St. Peter zwar noch erhalten sei, dagegen das Ordenshaus verödet liege. Ringsum sei alles durch Brand verwüstet. In die­sen drei Sätzen ist der damalige Zustand der Stadt hinreichend gekennzeichnet. Der schon über zwei Jahrzehnte wütende Krieg hatte unter der Bevölkerung gründlich aufgeräumt. Abwande­rung, Hunger und Krankheit haben das ihrige dazu beigetragen. Das Feld konnte nicht mehr bestellt werden, weil cs an Arbeits­kräften und Zugtieren fehlte. Die Stadt selbst blieb nur wegen ihrer nicht mehr zu vergrößernden Dürftigkeit vor weiteren Brandschatzungen bewahrt. Wer aber geglaubt hatte, daß mit dem Endo des Krieges auch das Ende der Leidenszeit gekommen sei, wurde bitter enttäuscht, denn die schwersten Schicksalsschläge standen noch bevor. Das aus deutscher Ohnmacht entstandene Elend, das sich damals über unser Vaterland zu legen begann, ist ein ewigesMenetekel" für die jetzt lebende Generation, der man von seiten unserer grimmigsten Gegner ein gleiches oder noch schlimmeres

Wohltäter etwas menschenscheu

Dicht vor der Küste des Stadtbereichs von Neapel nach dem Golf von Bajä zu liegen die beiden Inseln Nisida und Procida. Letzter« hat noch ein winziges Felseneiland Jvava zur Seite, auf der in einem sehr bescheidenen Häuschen seit langen Jahr­zehnten ein Doktor Domenico Scetto Lachianca lebre. Sein ein-

Schöpfer des Zweiten Reiches nicht mit der messenden Kühle eines geschichtlichen Abstands. Sie empfindet ihn im Kern seines Wesens, in der unbändigen Kraft seiner urdeutschen Leidenschaft als einen Zeitgenossen. Wie dieser große Staatsmann damals um die Idee der Reichseinheit rang, so ringen und streiten wir Heu­tigen gleichfalls für das Reich. Wir sehen über alle Unterschiede der Zeitepochen hinweg verbindende Schicksalsparallelen, Ähn­lichkeiten in den politischen Grundfragen. Deshalb ist es nur richtig, wenn auch der Film diese Brücken schlug, wenn er sein Bild von Vismack nicht nur aus den Geschichtsbüchern entlehnte, sondern einen Schuß Gegenwart in die Schläuche der Vergangen­heit goß. Denn nicht die historisch Gebildeten, die Eeschichts- kenner unseres Volkes allein galt es zu interessieren. Die ganze Nation sollte entflammt werden. Sie sollte in Bismarck ein blei­bendes Mahnbild unserer nationalen Erneuerung grüßen. In diesem Sinne ist der Film gelungen, und wir dürfen dankbar dafür sein, daß er gedreht wurde.

Wenn imm den Gesprächen besonders der Jüngeren zuhörte, die nach den aufwühlenden zwei Stunden der Filmvorführung ins Freie drängten, so überwog bei ihren Aeußerungen vor allem die Erschütterung über dis Einsamkeit des Kampfes, den Bismarck in einer ihn kaum verstehenden Umwelt durchfocht. Was für kümmerliche Zwerge saßen im Preußischen Landtag, aber auch in den Amtsstuben und Ministerien zu Füßen des Riesen. Wie unsicher und hin- und hergerissen zwischen politischer Nachgiebigkeit und preußischem Soldatenstolz war selbst der greise König, den Bismarck 1871 auf den deutschen Kaiserthron führte. Wie kläglich die Kabalen innerhalb der Königsfamilie, die Beeinflussung des Kronprinzen durch seine englische Frau, das Unverständnis der Königin. Wie unfaßlich die Verbohrtheit der Gegner, die im Film besonders der große Mediziner und schlechte Politiker Virchow repräsentiert, wird im Film beson­ders verdeutlicht.

Bismarck ragte in der Tat in diese Welt deutscher Verbohrtheit und abirrender idealistischer Verstiegenheiten wie ein Fels des Geistes und des Willens. Mag er in Wirklichkeit viel kompli­zierter, oft ein Nervenbündel und bisweilen auch ein Polterer und schwierigerChef" gewesen sein, der Film hat Recht, wenn er di.sen psychologischen Feinheiten nicht folgt, sondern die ,Schwarz-Weiß-Malerei des Mythos bevorzugt. Für Millionen bleibt Bismarck nur lebendig als Urbild. Dieses Urbild aber benötigt keine Retuschierungen. Es wirkt durch klare Kontraste, und diese sind im Film gegeben.

) Aber gerade bei grundsätzlicher Anerkennung dieser historischen .^Einsparungen" muß man der Lebenstreue des Films bei seiner Schilderung zeitbedingter Verhältnisse hohes Lob zollen. Das entscheidende Gespräch zwischen dem König und dem zukünftigen Ministerpräsidenten im Park von Babelsberg wird ebenso un­vergeßlich beschworen wie die Welt Habsburgs in Schönbrunn, der Bundestag in Frankurt, die Atmosphäre des Landtags, des- politischen Attentats auf den Kanzler, der Hofbälle beim Kaiser Napoleon, der Unterhaltungen mit den Freunden Roon und Moltke und der glanzvollen Siegesstunden im Berliner Schloß und in Versailles. Hier triumphiert nicht nur die Kunst der filmischen Maske, sondern auch die hohe Kunst der Darsteller und des Regisseurs. Und wenn ein Name in diesem Film be­sonders genannt werden muß, so ist es der Paul Hartmanns, als Bismarck, der eine Echtheit der Verkörperung erreicht, wie sie ähnlich nur Otto Gebühr in seinen großen Darstellungen des Alten Fritz aufzuweisen vermag. Vor der plastischen Kraft Hart­manns verstummt in der Tat jeder Einwand, der sich sonst histo­rischen Vühnenporträts gegenüber ausdrängt. Aehnlich großartig wird die preußische Königsfamilie vor allem durch Friedrich Kayßler und Maria Koppenhöfer gezeichnet. Aber auch die ge­waltige Zahl der übrigen Darsteller, die zu den besten und reif­sten Schauspielern des deutschen Films gehören, verdient unein­geschränkt die bewundernde Achtung, die sich auch in den Bei­fallsstürmen des Publikums entlud.

Wenn wir das politische Echo, das der Film bei seiner Urauf­führung auslöste, kurz zusammenfassen, so ist davon nur mit einem Hellen Blick auf unsere Gegenwart zu sprechen. Kein geschlagenes Deutschland, sondern erst ein kämpfendes, marschie­rendes und siegreiches kann Otto von Bismarck in seiner Größe voll verstehen. Wie dieser Fahnenträger einer besseren deutschen Zukunft niemals niederbrach, wie er sich aus allen Erschütte­rungen immer wieder , zu Wendepunkten des Schicksals durch- kämpfte, so ist auch unser heutiges Deutschland, das auf seinem Werk aufbaut, von einem unbeirrbaren Glauben an die Größe des Vaterlandes erfüllt, gegen den keine Kraft des Leides, der Not und der Entbehrung aufkommt. Dieser hohe Glaube er­füllte Bismarck von jenem entscheidenden Augenblick an, da er als Ministerpräsident die Verantwortung übernahm. Er jührte über den Dänenkrieg und den deutschen Bruderkrieg zum entscheidenden Erfolg der Jahre 1870/71. Diesen Optimismus einer höchsten politischen lleberzeugung hat das Deutschland von heute wiedergefunden. Der schmähliche Niederbruch der Jahrzehnte zwischen dem Ausscheiden Bismarcks aus seinem Amt und der nationalsozialistischen Revolution ist überwunden. Von dem Eisernen Kanzler zu Adolf Hitler führt ein innerlich grad­liniger Weg. Auch der Bismarck-Film verbindet ohne besondere Namensnennung diese beiden Männer. Er ist deshalb nicht nur künstlerisch, sondern im besten Sinnestaatspolitisch wertvoll".

K. F. Seifert.

siedlerisches Leben schuf um ihn einen Legendenkranz. Es hieß u. a., er wäre von einemtauben und unerbittlichen Geist". Mit keinem Menschen trat er in nähere Beziehung und als man ihm für eine beträchtliche Summe die kleine Insel abkaufen wollte, war er nicht dazu zu bewegen. Auf diesem Jnselchen ist der Arzt denn auch, 93 Jahre alt, jetzt gestorben.

Als man aber seine Wohnung betrat, in die zu seine» Leb­zeiten nie rin Mensch gelangte, fand man in dem bescheidenen Häuschen des seltsamen Doktors, der keinen Hauch von mensch­lichem Gemeinschaftsgefühl zu haben schien, sein Testament. Die­ses war eine große lleberraschung für alle. Denn der einsame Sonderling hatte, bis auf ein paar unbedeutende-Legate, sein ganzes Eigentum, die Insel, das Häuschen und acht Millionen Lire der Insel Procida vermacht, damit dort ein großes Kran­kenhaus erbaut werde. So hatte dieser Menschenscheue doch ein Ideal der Hilfsbereitschaft in sich getragen. Die Bewohner von Procida aber freuen sich über das schöne Krankenhaus, das nun ihr kleines Gemeinwesen erhalten soll.

Der Griff nach dem Schlafmittel

Schlafmittel sind keine Heilmittel Eine Stellungnah«« der Reichsgesundheitssührung

NSK. Es ist ein ebenso törichter wie gefährlicher Brauch vie­ler, ja leider viel zu vieler Menschen, jene sogenannten Schlaf­mittel, die in den verschiedensten Formen in Massen angeboten werden, jederzeit griffbereit zu haben und sie dann auch regel­mäßig vor dem Schlafengehen oder bei der geringsten Schlaf­störung zu nehmen. Der Massenkonsum an Schlafmittel» ist nicht etwa eine Erscheinung des Krieges, im Gegenteil ist der Ver­brauch jetzt sogar erheblich dadurch eingeschränkt, daß zahlreiche Mittel rezeptpflichtig gemacht wurden. Die Sucht nach dem Mit­tel liegt schon lange zurück, sie hat sich zu einer Modekrankheit ausgewachsen, die durch Werbung von Mund zu Mund und vor allem durch die Herstellerfirmen eine beachtliche Unterstützung erfährt. Da werden z. V. die Mittel alsvöllig unschädlich" an­gepriesen, oder es wird gesagt, daß man sich auch bei sehr langem Gebrauch nicht an sie gewöhnen werde. DiesenBeruhigungen" fallen natürlich die Süchtigen aller Grade, denen noch dann und wann Bedenken über ihr Tun kommen mögen, sofort zum Opfer.

Die Reichsgesundheitsführung hat zu diesem Thema schon häufig wegweisend Stellung genommen, und auch von Aerzten aus der Praxis liegen genügend Warnungen vor dem unkritischen Gebrauch der Schlafmittel vor. Es sei hier nur anf einen Aufsatz von Dr. Speer verwiesen, der kürzlich in derDeut­schen Medizinischen Wochenschrift" erschien und in dem diese Frage in überzeugender Gründlichkeit behandelt wurde.

Das Törichte und das Gefährliche der Schlafmittelsucht erken­nen wir, wenn wir uns dieUrsachen der Schlaflosigkeit klar­machen. Abgesehen von allen Fällen körperlichen Schmerzes, die den Schlaf hindern können, sind die allermeisten Schlafgestörten Menschen mit irgendwelchen neurotischen Zuständen. Sie haben ihr seelisches Gleichgewicht verloren, unterliegen einer Störung in der Erlebnisverarbeitung und fühlen .sich durch irgend etwas gekränkt". Dies erst-macht siekrank", und nicht etwa eine so oft angeführte Ueberarbeitung, die sie lediglich müde machen würde. Auch der sonst Gesunde kann vorübergehend solchen Stö­rungen unterliegen. Er überwindet sie jedoch gewöhnlich schnell: ihm kann sogar durch ein richtig angewandtes Schlafmittel ge­holfen werden. Man braucht gar kein grundsätzlicher Gegner davon zu sein. Aber nur der Arzt, der das verordnete Schlaf­mittel genau so gut kennt wie seinen Patienten, weiß, wann das richtige Mittel am Platze ist.

Bei neurotischen Zuständen ist das Schlafmittel dagegen gänz­lich unangebracht, weil es die Ursache der physischen Störung nicht etwa behebt, sondern nur noch verstärkt. Wie viele Men­schen legen sich bereits mit dem Zweifel ins Bett, daß sie gewiß doch nicht schlafen können. Sie wollen es wohl erst einmalver­suchen", denken aber doch unablässig an das Tablettenröhrchen im Nachttisch. Es muß einleuchten, daß die Psychose dadurch nur gesteigert werden kann; denn die psychische Störung läßt sich nur durch die psychische Behandlung heilen und nicht durch eine Narkose, die doch durch das Schlafmittel verursacht wird. Die Wirkung dieser Narkose ist eine Gehirnlähmung, die auch am Tage nicht gänzlich schwindet und darum eine vollwertige Ar­beitsleistung nicht zuläßt. Die Trägheit wird daher gewöhnlich durch ein anderes Antriebmittel (Koffein) zu beseitigen versucht. Mittel und Gegenmittel gehen aber zu Lasten der körperlichen Gesundheit, die hoffnungslos untergraben wird. >

Gewiß kann auch mal der Arzt bei schweren Neurosen ein Schlafmitiel verordnen, um dem Kranken von Zeit zu Zeit eine ruhige Nacht zu verschaffen. Aber dieses Mittel ist nur ein Behelf und niemals ein Heilmittel. Vor seiner Anwendung müs­sen alle anderen Behelfe erschöpft sein, wie etwa kalte oder warme Packungen, Massagen, sportliche Betätigungen, Atem; gymnastik usw. Erst am Schluß steht dasSchlafmittel", df« Narkose. H

Der Gesunde, Lebenstüchtige, kann sich von der Störung am natürliche Weise zumeist selbst befreien, der Haltlose, Süchtige dagegen wird es nie fertigbringen. Denn die Sucht ist kein phar; makologisches Problem, sondern ein Problem der Persönlichkeits- Haltung. ?

Nachdem jetzt zahlreiche gebräuchliche Schlafmittel rezeptpflich­tig geworden sind, hat ein Ansturm der Süchtigen auf die Aerzte eingesetzt, derartige Mittel verschrieben zu bekommen. Teilweise ist auch eine Abwanderung nach noch freien Schlafmitteln ein- getreten. Leider muß dabei erwähnt werden, daß auch jetzt noch manche Herstellerfirmen die Anwendung ihrer Erzeugnisse zu för­dern versuchen, indem sie den Aerzten formgerecht ausgesüllte Nezeptblocks ins Haus senden.

Zur Behebung der Schlafmittelsucht ist zweierlei erforderlicht einmal eine eiserne Disziplin der Aerzte, damit die Süchtigen nicht doch immer wieder verschreibwillige unter ihnen finde«, und zum anderen eine Aufklärung aller Bevölkerungskreise dar­über. daß dis Schlaflosigkeit niemals durch Schlafmittel, die nur ein Notbehelf und keine Heilmittel sind, bekämpft werden kann, sondern nur durch eine Behandlung der psychischen oder körpe» üchen Ursachen, die sie ausgeiöst haben.

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