Kleine politische Nachrichten
Kuibyschew Vorsitzender des Obersten SowjetwirtschaftS- rates. Der stellv. Vorsitzende des Rais der Volkskommissar« der Sowjetunion, Kuibyschew, ist zum Vorsitzenden des Obersten Somjetwirtschaftsrates ernannt worden. Kuibyschew wurde I888 in Omsk geboren. — Seit 1904 gehörte er der bolschewistischen Partei an.' Nach der Oktober-Revolution bekleidete er eine Reihe verantwortungsvoller Posten. Im Januar 1926 übernahm er an Stelle Kamenews den Posten des stellv. Vorsitzenden des Rats der Volkskommissare-
Polen hält seinen Anspruch aufrecht. Wie die Morgenbl. melden, hat die polnische Presseagentur in Paris folgende Note veröffentlichen lassen: Verschiedene Zeitungen hatten angekündigt, daß Polen auf einen ständigen Ratssitz im Völkerbundsrat verzichten würde. Auf Grund von Mitteilungen von autorisierter Stelle können wir erklären, daß die Haltung Polens in der Frag« eines ständigen Sitzes im Völkerbundsrat keine Aen- derung erfahren hat. Polen betrachtet weiterhin, die Erlangung eines ständigen Sitzes im Rate als ein Unterpfand für den Frieden in Europa und als unerläßliche Bedingung für ein engeres und wirksameres Zusammenarbeiten unter den Völkern.
100 Drusen bei einer Polizeiaktion getütet. Wie die Morgenblätter aus Beirut, melden, sind im Laufe einer Polizeiaktion in den letzten drei Tagen etwa 100 Drusen, darunter Fadlallah Pascha, Scheich von Nadjal und mehrere Führer getötet worden.
Ein chinesischer Journalist standrechtlich erschossen. In Peking wurde der Redakteur einer chinesischen Zeitung verhaftet und standrechtlich erschossen. Er hatte in seiner Zeitung Nachteiliges über den Militärgouverneur von Schantung, der augenblicklich in Peking ist, geschrieben. Dieses Todesurteil ist nur eines in der Reihe derer, die von chinesischen Militärs gegen unbeliebte Journalisten ausgesprochen und vollstreckt worden sind.
Mißerfolg der englisch-russischen Gewerkschaftskonferenz. Wie die Pariser Daily Mail mitteilt, hat die englisch-russische Gewerkschaftskonferenz, die in einem der ersten Pariser Hotels abgehalten wurde, mit einem Mißerfolg geendet. Di« Engländer weigerten sich, die Bedingungen anzunehmen, die von den Sowjetvertretern für die weitere Unterstützung der Streikenden Bergarbeiter gefordert wurden. Eine neue Zusammenkunft ist für Ende dieses Monats geplant.
Der Bey von Tunis in Paris. Der Bey von Tunis ist in Paris eingetroffen. Er wurde am Bahnhof vom Generalrefi- denten von Tunis, von Vertretern des Präsidenten der Republik und anderen Persönlichkeiten empfangen.
Unterzeichnung des spanisch-italienischen Schiedsgerichtsvertrages. Am Sonnabend Unterzeichneten Außenminister Dan- guas und der italienische Botschafter den spanisch-italienischen Schiedsgerichtsvertrag.
Studiendelegation in Rußland. In Moskau traf eine aus 70 Mitgliedern bestehende deutsche Arbeiterdelegation ein. Sie wurde auf dem Moskauer Bahnhof von Mitgliedern der russischen Gewerkschaften, sowie von höheren Regierungsbeamten begrüßt. Außer dieser Delegation weilen augenblicklich die deutsche Jugenddelegation, ferner eine Parlamentarierdelegation aus Japan und eine große DKgation amerikanischer Industrieller in Rußland. ^
Russische Protestnote an Frankreich. Anläßlich der Beschlagnahme des Bankdepots der Sowjethandelsvertretung in Frankreich hat die Söwjetregierung eine Note an di« französische Regierung gesandt, in der die sofortige Freigabe der beschlagnahmten Vermbgensstücke gefordert wird. Jmfalle der Nichterfüllung dieser Forderung will die Sowjetregierung alle russischen Handelseinrichtungen schließen und die Käufe in Frankreich einstellen. Die Söwjetregierung hat ferner Botschafter Rakowski beauftragt, sofort Schritte zur Freigabe der Sowjetguthaben zu ergreifen.
16. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Man bat sie, ein wenig Klavier zu spielen. Gern folgte sie dem Wunsche; dann brauchte sie wenigstens nichts zu sehen, was ihr wehe tat. Sie spielte, was die alte Dame gern hören wollte — aus Opern und Overetten. Ulla saß neben Karlo; sie mußte innerlich über dessen schwerfällige Art lächeln— wie fiel er doch neben dem eleganten, weltmännischen Freunde ab! „Ein seltsames, steifleinenes Eeschwisterpaar — einer spießiger als der andere!" dachte sie wegwerfend, indem sie Elisabeth musterte, die ein sehr schlicht gearbeitetes Kleid aus filbergrauer Seide trug, „— wie kann man sich nur so alt anziehen!"
Sie stand auf, blieb sinnend vor dem Weihnachtsbaum stehen, dessen Kerzen ihr mildes Licht ins Zimmer streuten und schlenderte dann wie von ungefähr in den daneben- licaenden Raum, weil sie Werner darin wußte, der damit beschäftigt war, die Siloesterbowle zu brauen.
Sie schreckte scheinbar bei seinem Anblick zusammen und tat so. als wollte sie schnell wieder zurücktreten. -
„Bin ich so furchterweckend, Fräulein Doktor?" rief er. „Bitte, wollen Sie Ihr Gutachten abgeben?" Er hielt ihr ein gefülltes Glas entgegen.
Sie nippte daran und nickte befriedigt. Kindlich beinahe sah sie zu ihm empor.
,^)ffen gestanden, Herr Doktor, ich Hab' immer ein wenig Furcht vor Ihnen-"
„Furcht —? Aber warum?", fragte er erstaunt.
. „Ich weiß es selbst nicht! Doch Tatsache: Sie find der erste Mann, der »ir «in solches Gefühl einflößt! Ueber die anderen habe ich immer nur lachen müssen."
Aachen?"
,Za, tatsächlich!"
„Weshalb aber, Fräulein Doktor? Sind Ihnen bis jetzt nur lächerliche Exemplare des männlichen Geschlechts Leaeane t?."
Riickbeh-
be» Reichsregierung »ach Nerlt».
TU Berlin, 9. Aug. Me die Telunion erfährt, ist Reichsaußenminister Dr. Stresemann am Sonntag, Reichskanzler Marx am Montag in Berlin wieder eingetroffen. Reichsinnen- minister Dr. Külz wird heute zurückerwartet.
Für den 12. August ist eine große Sitzung des Reichskabi- netts vorgesehen, an der voraussichtlich alle Minister teilnehmen werden. In der Sitzung des Reichskabinetts wird Dr. Stresemann voraussichtlich über die außerpolitische Gesamtlage, besonders über Völkerbundsfragen berichten. Ferner wird das Arbeitsbeschaffungsprogvamm der Reichsregierung beraten werden und auch die Verhandlungen mit dem Treuhänder für die Eisenbahnobligationen, die im Hinblick auf die noch ausstehende Bestätigung des Generaldirektors Dorpmüller von Bedeutung sind, werden erörtert werden.
Verstärkte Ingangsetzung des Wohnungsbauprogramms zur Arbeitsbeschaffung.
Der Gesamtplan des Reiches für die Arbeitsbeschaffung enthält auch den Hinweis auf eine verstärkte Ingangsetzung des Wohnungsbaus, da zurzeit noch über 100 000 Baufacharbciter Erwerbslosenunterstützung erhalten. Die Verhandlungen mit den Ländern haben in dieser Richtung zu einem gewissen Abschluß geführt. Die Aufnahme der Anleihen kann der Natur der Sache nach nur allmählich durchgeführt werden. Das Reich hat sich bereit erklärt, den Ländern Vorschüsse auf die im Laufe der Zeit aufzunehmenden Anleihen bis zu einem bestimmten Höchstbetrag zur Verfügung zu stellen- Dadurch wird ermöglicht, daß mit dem zusätzlichen Bauprogramm in aller Kürze begonnen werden kann.
Neue kommunistische Ausschreitungen.
In der vergangenen Nacht kam es in Schöneberg erneut zu Zusammenstößen zwischen Polizeibeamten und Mitgliedern des Roten Fronikämpferbundes. Die Kommunisten, etwa 500 an der Zahl, mußten durch Poltzeiverstärkungen auseinander getrieben werden, sammelten sich aber immer wieder und belästigten die Beamten, auf die u. a- Steine geworfen wurden. Insgesamt mußten 9 Kommunisten festgenommen werden.
Zusammenstoß zwischen Schützen und Roten Frontkämpfern.
TU Düsseldorf, 9. Aug. Gestern Abend kam es in dem benachbarten Stockum zwischen Teilnehmern eines Schützenfestes und von einem Ausfluge heimkehrenden Roten Frontkämpfern zu Reibereien, in deren Verlauf Schüsse auf das Fest-
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im „Caüoer Tagblatt" können Sie die Kauflust des Publikums steigern.
„Das nicht! Ich kann es nur nicht so sagen; es ist
Gefühlssache. Ich muß da unwillkürlich immer an einen Hühnerhof denken! Mir kommt alles so spaßig vor, das ganze Gebaren der Männer, wenn sie einem jungen Weibe gegenüberstehen und so gespreizt und unnatürlich tun —" sie kicherte spöttisch und leise.
Verblüfft beinahe sah er sie an, und er mußte denken, ob Elisabeths Gedanken auch so kühne, absonderliche Bahnen gingen!
„Dann lachen Sie also auch über mich?"
Ernsthaft schüttelte sie den goldroten Kopf.
„Nein, Herr Doktor! Dazu habe ich keine Veranlassung! Ich fürchte Sie, wie ich Ihnen schon sagte!"
„Ich tue Ihnen doch aber nichts, kleine Kollegin!"
Da hob sie die Augen und sah ihn mit einem seltsam scheuen Blick an, daß er beinah« verwirrt wurde.
„Nein! Sie tun mir nichts! sagte sie leise in einem eigentümlichen Ton.
Drüben spielte Elisabeth jetzt Carmen-»Doch wenn
ich lieb', nimm dich in acht —"
Ulla summte die Worte vor sich hin — „doch wenn ich
lieb', nimm dich in acht-" und aus ihren Rixenaugen
traf ihn ein schneller, heißer Blick, der ihn aus seiner kühlen Ruhe brachte. .
Was war sie für ein eigenprtiges, reizvolles Wesen! Sie wirkte unwiderstehlich auf die Sinne — und heute abend doppelt, wo er in besonders guter Stimmung war. Wie raffiniert sie sich angezogen hatte! Sie trug, wie am Weihnachtsheiligabend, ein schwarzes Seidenkleid, an dessen Halsausschnitt sie diesmal eine große brennendrote Phan- tasteblume angebracht, die den Blick auf ihren schneeweißen, zarten, wundervoll modellierten Hals ziehen mußte.
Sie hatte Leben, Frische, einen fremden, Hellen Ton in sein bei der Mutter sonst so geruhsam verfließendes Leben gebracht, ihn aufrüttelnd aus einer gewissen Bequemlichkeit, die Elisabeth Schwarz immer noch mehr unterstützt hatte.
Elisabeth! Der Gedanke an sie quälte, störte ihn plötzlich! Doch was sollte das —i Fort damitl
lokal Tannhof abgegeben worden sind. Es sollen mehrere Per» sonen verletzt sein.
Me die TU weiter zu dem Zusammenstoß zwischen Schützen und Roten Frontkämpfern bei Stockum erfährt, sind 16 Mitglieder des Rotfrontkämpferbundes festgenommen worden und dem Polizeipräsidium zugeführt worden, wo die Vernehmungen fortgesetzt werden. In das Marienhospital sind 7 Personen eingeliefert worden, die durch Kopf- und Bauchschüsse teilweise schwer verletzt sind. Die Zahl der Verletzten und Verwundeten läßt sich noch nicht genau übersehen; sie wird aber auf 30 bis 35 geschätzt.
Die Opposition im russischen Kommunismus.
Der Warschauer Vertreter des Asien-Ost-Dienstes befragt« eine hohe diplomatische Persönlichkeit Rußlands bei deren Durchreise durch Warschau über die gegenwärtige Lage Sowjetrußland. Der Diplomat betonte, zu Beginn seiner optimistischen Ausführungen, daß er nur seine private Meinung widergebe und fuhr fort: Die westeuropäische Presse irrt sich, wenn sie den Kampf innerhalb der Kommunistischen Partei Rußlands mit demselben Maße, wie die Kämpfe in den Ländern der Bour- g^, üe mißt. Wenn es in der kapitalistischen Welt zu einem solchen Kampf kommt, spielt der Klassenkampf dabet die Hauptrolle, während bei uns so etwas ausgeschloss enist. Die Kam. Partei kam unter sich verschiedene Meinungen über das Tempo der Revolution, über verschiedene Probleme, über die gegenüber dem Kleinbürgertum einzuschlagende Politik, aber keine prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten haben. Gleich nach dem Tode Lenins stellte sich heraus, daß zwei Führer der Kom- Partei Rußlands, nämlich Sinowjew und Kjmenew, ihrer weiteren Tätigkeit enthoben werden mußten. Als Lenin noch lebte, spielte Sirn wjew in Rußland die Rolle des maßgebenden Profeten, da er vor der ganzen Welt das aussprach, was Lenin dachte. Ein selbständiger Mensch ist jedoch Sinowjew nicht und gleich nach Lenins Tode merkte man, daß Sinowjew stehen blieb, wie ein Boot ohne Ruder und sich von den Wellen seines Temperaments treiben ließ. Es stellte sich heraus, daß dies für die Sowjetpolitik schädlich war. Kamenew ist ein ruhig überlegender Mensch, der eine große Anzahl Anhänger hat. Im fehlt aber zu viel, um ein Lenin zu sein und darum ist sein Einfluß sehr beschränkt geblieben. Wie Sie sehen, hat dieser Kampf in- nerhalh der Kom. Partei schon vor 2 Jahren begonnen. Für mich ist es klar, daß die Opposition in allernächster Zeit gezwungen sein wird, zu kapitulieren, da sie zu schwach ist. Vielleicht überrascht es Sie, wenn ich Ihnen sage, daß Sinowjew kaum 150 Anhänger innerhalb der Kom. Partei gehabt hat, überlist Tatsache. Kamenew wird in der nächsten Zeit von seinem Amt zurücktreten müssen und ich bin davon überzeugt, daß dies keine Wirkung auf die Innern- oder außenpolitischen Verhältnisse Rußlands haben wird. Ueber Trohki bemerkte der Diplomat^ Trotzki ist stark und hat eine festgelegte politische Richtlinie. In den breiten kommunistischen Kreisen Rußlands betrachte man ihn als einen Menschen, der sich erst letzthin zu den kommunistischen Ideen bekehrt hat. Trotzki wird höchstwahrscheinlich in allernächster Zeit wieder beim Heer verwandt werden.
Der Konflikt im englischen Bergbau.
Die elfte Woche im englischen Kohlenstreik.
TU London, 9. Aug. Gestern hat die 11. Woche der Ruhs im Kohlenbergbau begonnen. Der Vollzugsausschuß der Bergarbeiter tritt am Dienstag in London zusammen. Der Premierminister Baldwin. der seinen Besuch nach dem Kontinent verschoben hat, wird im Laufe der Woche nach der Downingstreet zurückkehren, um mit anderen Kabinettsmitgliedern zu beraten. Der Arbeits- und der Bergbauminister befindet sich ebenfalls in London. Eine prominente Persönlichkeit der Grubenbesitzer
„-ist das wirklich wahr, Fräulein Kollegin: »Doch
enn ich lieb', nimm dich in acht?" Er neigte den KopH gen sie, indem er forschend in ihre Augen sah.
Lächelnd hielt sie seinem Blicke stand. .
„Es kommt darauf an, Herr Doktor! Doch es ist emv »rlorene Zeit, darüber zu sprechen: denn ich nebe j« nach meiner Ansicht ist Liebe überhaupt ein
is dem Munde des blühenden jungen Weibes — doch re heißen, dunkelleuchtenden Augen führten eine andere arachs — die lockten und machten ihm das Blut unruhig.
„Meinen Sie, Fräulein Doktor? Den meisten Frauen »er ist die Liebe im Leben die Hauptsache —"
„Mir aber nicht! Die Göttin, der ich diene, ist mein« iissenschaft ^ ^
„Das ist sehr schade! Sie waren viel eher dazu angetan,
nen Mann zu beglücken und dessen Haus-"
„Aha, nach dem berühmten Imperativ: „Schmucke dein rim", „Koche mit Gas", „Wasche mit Luft" und so weiter handeln! Nein, mein kluger Herr Doktor, zu einer russrau verspüre ich durchaus kein Talent! Und er, der errlichste von allen, ist mir auch noch nicht begegnet — ist Ihnen auch noch nicht begegnet —" wiederholte langsam und fragend ihre letzten Worte.
„Nein!" sagte sie hastig, um dann in scheuer Verlegen- »it die Augen niederzuschlagen, Sie nestelte an der Blume i ihrem Kleide und hielt den goldroten Kopf tief gesenkt, in unwiderstehliches Verlangen faßte ihn, den weißen acken zu küssen. Er stand so dicht neben ihr, daß >enr tem die Löckchen an ihrem Ohre leise bewegte. Doch er >zwang sich; griff nur nach ihrer Hand — „Sie sind wun- rrschön!" kam es hastig von seinen Lippen. Er wußte selbst lcht, was ihn dazu trieb, ihr vas zu sagen. Nie hatte er h ja um die Frauen gekümmert — nie hatte eine Frau
ne Rolle in seinem Leben gespielt-und nun war
eses fremdartig schöne Mädchen ihm in den Weg gekontert und störte die Ruhe seiner Sinne-