k. Seite — Nr. 269
Nagolder TagVlatt „Der Gesellschafter«
Freitag, den IS. November igzg
Heilkräfte des Blutes
Zur fünfzigjährigen Wiederkehr der Entdeckung der Serumtherapie
I" diesem Jahr wird mit Deutschland die gesamte wis- senjchaftliche Welt sich der großen Verdienste Emil v Behrings erinnern, der mit der Entdeckung des Diphthene- und Tetanus-Serums die Grundlage für die Jmmunthera- pie schuf. Die Ehrung dieses großen Forschers wird ihren Höhepunkt am 4. Dezember in Marburg finden, wo die Universität Marburg eine Erinnerungsfeier mit anschließender Tagung am 5. und 6. Dezember veranstalten wird. Führende Persönlichkeiten des deutschen öffentlichen Levens sowie bedeutende Forscher des In- und Auslandes haben ihre Teilnahme an dieser Veranstaltung in Aussicht gestellt. Das Programm steht u. a. eine Denkmalsenthüllung sowie an den Tagen des wissenschaftlichen Kon grosses, dem 5. und 6. Dezember, eine Vortragsfolge von bedeutenden Forschern auf immunbiologischem Gebiet vor. Ferner wird ein großes immunbiologisches Forschungsinstitut gegründet werden, mit dessen Vorarbeiten sofort begonnen wird.
18gg. — Auf der ersten Seite des 49. Heftes der Deutschen Medizinischen Wochenschrift erscheint ein Bericht unter der Ueber- schrift „Ueber das Zustandokommen der Diphtherie-Immunität und der Tetanus-Immunität bei Tieren". Die schlichte Sachlichkeit des Aufsatzes in Inhalt und Stil läßt nicht vermuten, daß hier erstmals der Öffentlichkeit eine medizinische Lehre bekanntgegeben wird, die in der Heilkunde und damit im Leben der Völker umwälzende Bedeutung erlangen sollte. Schon im einleitenden Satz ist gleichsam das Fundament des neuen Lehrgebäudes zusammengefaßt: „Bei unseren seit längerer Zeit fortgesetzten Studien über Diphtherie und Tetanus find wir auch der therapeutischen und der Jmmunisierungsfrage nähergetreten, und bei beiden Infektionskrankheiten ist es uns gelungen, sowohl infizierte Tiere zu heilen, wie die gesunden derartig vorzubehandeln, daß sie später nicht mehr an Diphtherie bezw. am Tetanus erkranken."
1940. — Die wissenschaftliche Welt blickt ein halbes Jahrhundert zurück und gedenkt jener Persönlichkeit und ihrer Leistung, die, einander bedingend, in die Menschheitsgeschichte eingegangen sind und zu ihren größten Erscheinungen gehören. Nicht allein die Fachkreise halten im Behring- Gedenkjahr Rückschau, sondern die gesamte Öffentlichkeit, namentlich die deutsche Volksgemeinschaft, die einen Behring der Menschheit schenkte, besinnt sich darauf, was wohl wäre, wenn dieser geniale deutsche Mensch nicht gelebt und gewirkt hätte. Um so mehr ist sie dazu berechtigt und verpflichtet, als vom deutschen Volke dem Forscher Behring eine Ehrenbezeichnung verliehen wurde, die unter zahllosen anderen Ehrungen die höchste ist: „Retter der Kinder".
Wer war Behring? Die Antwort auf diese Frage soll nicht so sehr auf den äußeren Lebensablauf Bezug nehmen als vielmehr die Persönlichkeit schildern, wie wir sie im geschichtlichen Abstand eines halben Jahrhunderts heute sehen. Mit wenigen Strichen soll aber auch der Werdegang Behrings ausgezeichnet werden.
Emil Adolf Behring wurde am IS. März 1854 in Hansdorf bei Deutsch-Eylau geboren. Nach dem Besuch der heimatlichen Schule, an der sein Vater Lehrer war, der Stadtschule in Deutsch- Eylau und des Gymnasiums in Hohenstein (heute Behring- Schule) begann er 1874 seine militärärztliche Ausbildung in Berlin; 1878 promovierte er zum Doktor der Medizin. In den Jahren 1880—88 war er als Assistenzarzt bzw. Stabsarzt bei verschiedenen Regimentern tätig, beschäftigte sich aber schon während dieser Zeit mit wissenschaftlichen Arbeiten, denen er sich schließlich ganz widmete. Seine erste Großtat war die Einführung der Serumtherapie (1890). Die zweite war die Erfindung eines Schutzimpfstoffes gegen Diphtherie (1913). Als Professor der Hygiene wurde er 1894 nach Halle und ein Jahr später nach Marburg berufen. Umfangreiche Besitzungen in und bei Marburg, die Forschungs- und Produktionszwecken dienten, wurden 1904 als Vehringwerke zusammengefaßt. In diesem Werk, das heute zur I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft gehört, wird die Lebensarbeit Behrings fortgesetzt. — Geadelt und von allen Nationen geehrt, starb der Forscher am 31. März 1917 und wurde im Marburger Wald nahe seinem Werk bsigesetzt.
Das Werden einer Persönlichkeit läßt sich nicht in Daten festlegen; sie ist ein Strom, der aus vielen Quellen gespeist wird. Behring war Westpreuße mit allen Eigenarten, welche jene Erde ihren Kindern mit in das Leben gibt. Verschlossenheit, ausgeprägter Sinn für Ordnung und Pflicht einerseits und gewaltige
Pyantastebegabung andererseits — das sind einige der Gegensätzlichkeiten, die im ostdeutschen Menschen zu wohnen pflegen und deren Ausgleich oft sehr schwer ist. Bei Behring kam hinzu, daß er von Grund auf schwer hatte kämpfen müssen, um den Weg zu seiner Berufung und zur Freiheit eigener Schöpfung zu finden, wobei er mit geradezu unbändiger Rücksichtslosigkeit gegen sich selbst vorging. Sowohl im Elternhaus als auch an der militärärztlichen Hochschule war der preußisch-kantische Imperativ der Pflichterfüllung oberster Grundsatz.
Mit vielen anderen schöpferischen Gestalten des 19. Jahrhunderts teilt Behring eine charakterliche Eigenart, die wir zum großen Teil aus der Geistesbildung jener Zeit erklären müssen: Bei allem Idealismus besaß er einen ausgesprochenen Sinn für das Praktische. Es war eine enzyklopädische Epoche, in der er heranwuchs. An den Gymnasien und Universitäten lebte der Geist Lessings und Goethes. „Universalismus", „Synthese von Natur und Geist", „Wissen ist Macht" waren Zeitparolen. Dieser Zug in das Universale hat bei Behring verhindert, daß er Spezialist im engsten Sinne wurde. Reines Spezialistentum hielt er für verwerflich, da es unfruchtbar sei- „Sehen wir doch", schreibt er in einem Briefe, „wie die naturwissenschaftlichen Probleme im allgemeinen und die medizinischen im besonderen immer , auf dem Boden einer universellen Wissenschaft wachsen und nur im Zusammenhang mit den Nachbargebieten gereift und gelöst worden sind. Die Lebensrätsel sind echt philosophische, ja sogar metaphysische Probleme." Wie sehr er auch auf seinem ureigensten Forschungsgebiet Meister wurde, so blieb doch sein Geist bis zum Lebensabend universell, wie z. V. ein Blick in sein Tagebuch bezeugt, das er bis kurz vor seinem Tode führte und in dem er zu allen Geschehnissen des Tages Stellung nahm, mochten es Spannungen an den Fronten des Weltkrieges sein oder neu erschienene philosophische Schriften, Ereignisse in seiner Familie, im Werk oder wo auch immer. Menschheitsprobleme bewegten ihn, und unter dieser Perspektive hatte ihn auch schon früh die Idee des Heikens gepackt, der er bis zur Darbringung eigenen Glückes diente. Auch als Forscher blieb er immer Arzt! Die Ergebnisse seiner Förlck>'in"---"-^eit-n waren Erkenntnisse eines Arztes, der naturwissenschaftlich-exakte Forschung betrieb mit dem alleinigen Ziel, neue Erkenntnisse über Entstehung und Entwicklung der Infektionskrankheiten therapeutischen Bestrebungen nutzbar zu machen. Warum er gerade gegen dieDip h th erie und den Wundstarrkrampf zuerst die Waffe seines Geistes gerichtet hat, ist eine Frage, zu der er sich einmal selbst wie folgt äußerte: „Von diesen Krankheiten lenkte die elftere durch die große Zahl der Opfer, welche sie jahraus jahrein fordert, die andere durch das grausige Krankheitsbild, welches sie dar- biete, beide aber durch die Gewaltsamkeit, mit welcher sie den Menschen befallen, von jeher die Aufmerksamkeit auf sich."
Man bedenke, daß bis zum Jahre 1894 allein in Deutschland jährlich bis zu 50 000 Kinder im Alter von 1—15 Jahren der Diphtherie zum Opfer fielen. Mit Hilfe der Serumtherapie konnte diese ungeheure Zahl schon bald auf den fünften Teil herabgesetzt werden. Die Ziffer sank weiter, je mehr das Diphtherieserum angewandt wurde. Im Jahre 1938 starben in Deutschland von 150 000 diptheriekranken Kindern 5300. Diese Zahl hätte wahrscheinlich noch mehr gesenkt werden können, wenn nicht immer noch viele Fälle zu spät beachtet und der ärztlichen Behandlung zugeführt würden. Die Tragweite dieser Ziffern wird erst klar, wenn man sie unter der Perspektive ihrer allgemeinen Bedeutung betrachtet. Wenn schon dem deutschen Volk allein Millionen Menschenleben erhalten geblieben sind — die geretteten Kinder sind ja inzwischen Väter und Mütter geworden, deren Kinder und Kindeskinder vielleicht ebenfalls durch das Serum gerettet wurden —, so ist es nicht übertrieben, zu sagen, daß Abermillionen von Eltern in der Welt die Erhaltung des Lebens ihrer Kinder Emil von Behring zu danken haben! Noch gewaltiger wird die Leistung dieses Mannes, wenn wir bedenken, dag er durch seine zweite Erfindung vom Jahre 1913 den Weg gewiesen hat zur Verhütung der Diphtherie-Erkrankung. Heute geht aus den Vehringwerken zu allen Völkern der Diphtherie-Schutzimpfstoff, der tagtäglich zahllose Kinder vor der Seuche bewahrt. Als Ergebnisbeispiel sei hier nur folgendes angeführt: In Birmingham wurden unter 80 000 Schutzgeimpften nur noch 14 Krankheitsfälle beobachtet, und in als besonders diphtherieverseucht bekannten Gebieten Nordamerikas wurde durch die Schutzimpfung praktische Diphtheriefreiheit erreicht. Und wie ist es in Deutschland? Auch dafür ein Beispiel: Die auf Anordnung des Reichs- und Preußischen Innenministeriums vor einiger Zeit durchgeführten Massenimpfungen von 400000 Kindern in besonders gefährdeten Gebieten Westdeutschlands wurden abgeschlossen mit dem Ergebnis: „außerordentlich günstig" — (vgl. „Veröffentlichungen aus
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„Kimm nur", lud ihn der Anderlschuster ein. „Unterhaltung mag ich allweil."
„Mir geht's grad so. Mit dir kann man sich guat unterhalten. Und der Muatter werd es auch nix ausmachen, wenn ich komm?" fragte Vinzenz. „Vom Gittli weiß ich's schon, daß es ihr recht is, wo wir doch als Kinder schon allweil beinanderg'steckt sind und uns allweil gut vertragen haben."
Das Gittli gab keine Antwort darauf. Sie war offenbar sehr beschäftigt mit ihren Äpfeln. Sie wunderte sich nur, wie fein der Vinzenz alles ins Verkehrte drehen konnte. Er war doch stets immer derjenige gewesen, der stets Streit anfing und immer anderes wollte, als sie und der Florian. Ganz dunkel ahnte sie ja auch den Zweck seines Kommens. Aber da sollte er sich gewaltig täuschen.
Der Vinzenz aber war mit dem ersten Besuch schon recht zufrieden. Er rüstete sich zum Heimweg und lächelte heimlich, als der Anderlschuster sagte:
„Geh zua, Gittli, leucht ihm naus. daß er seine Brettln sind."
Gittli zündete die Sturmlampe an und leuchtete dem Vinzenz hinaus, wartete bis er die Brettln angeschnallt hatte und jagte: „Gute Nacht".
„Horch einmal, Gittli", sagte Vinzenz, bevor sie ins Hau» huschen konnte, „freut es dich, wenn ich öfters komm?"
„Ich kann dir doch das Haus net verwehr'«. Es g'hört ja net mir."
Das war deutlich genug. Aber Vinzenz war eine abgebrühte Natur. Er lachte sogar.
„Freundlich bist grad net. Aber da g'fallst mir erst recht, wenn du so kratzbürstig bist Gute Nachtl"
In sausender Fahrt glitt er den Hang hinunter und wurde von der Dunkelheit verschlungen.
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Am selben Abend und zur selben Stunde, als der Vinzenz das Anderlschusterhaus verließ, sagte di« Oberhoferin zu ihrem Mann:
„Was meinst du. Vater, wenn Ich die Anderlschuster- Brigitte fragen tät, ob sie auf Lichtmeß net zu uns kommen möcht. Wenn die Resl nach Neujahr heiraten möcht, muß ich eine haben für die Küch."
Florian, der mit dem Vater und dem Girgl, dem Oberknecht. tarockte. schnellte mit dem Kopf herum.
„Das Gittli?" fragte er beinahe erschrocken. Der Bauer aber zog zuerst seinen Stich ein und sagte ganz ruhig:
„Das Gittli könnt gar net unrecht sein. Ist eine feste G'jellin und is die Arbeit gewohnt von daheim. Laßt halt einmal anfragen die nächsten Tag. Oder laßt sie runterkommen. dann kannst gleich alles verhandeln mit ihr; ich red dir da nix ein. Geh zu. Florian, du kommst zum Ausspiel'n."
, Florian warf eine Karte hin. ganz gedankenlos.
„Was hast denn jetzt?" brummte der Vater. „Was willst denn mit dem Schell'nzehner? Paß doch ein bisst auf."
Nein, es war vorbei. Florian hatte seine Gedanken nicht mehr beim Spiel und nach einer Weile legte er die Karten weg und jagte, daß er Schlaf habe.
Droben stand er dann in seiner Kammer, sah durch das kleine Fenster hinaus in die Nacht und dachte nichts anderes als wie: ins Haus darf sie net kommen, das Gittli. Aber je länger er sich zermarterte, wie er das abwenden könnte, desto ruhiger wurde er. Schließlich sah er die Sache gar nicht mehr jo unmöglich an, wie sie ihm im ersten Augenblick geschienen hatte.
War es nicht fein? Er hatte dann da, Gittli tagtäglich um sich, und alle Angst, daß doch einmal ein anderer kommen könnte und sie chm wegnehmen möchte, war beseitigt für immer,
dem Gebiet des Volksgesundheitsdienstes" Band 47, Hxkj z 1936). Im Laufe der letzten Jahre wurde über weitere 15g W Kinder im Osten Deutschlands, die gegen Diphtherie geimvst wurden, berichtet. Der Erfolg war, daß die Diphtherie-Erkran- kungsziffer unter den Geimpften viel geringer war als unter den Nichtgeimpften (vgl. „Veröffentlichungen aus dem Gebiet des Gesundheitsdienstes" Band 52, Heft 7, 1939). Die Einsicht von dem Wert dieser Vorbeugungsmaßnahme dringt in immer weitere Volkskreise. v
Das Verdienst der zweiten Großtat des Jahres 1890, der aus gleicher Grundlage beruhenden Erfindung des Tetanus- Serums, teilt Behring mit seinem Mitarbeiter Kitasato. Erst an seinem Lebensabend war es ihm beschicken, die ganze Traq- weite dieser Leistung zu erkennen. Ungezählte Soldaten starben in den ersten Monaten des Weltkrieges an schweren Verwundungen, in die mit Schmutz und Erde die Sporen des Starrkrampfbazillus eingedrungen waren. 75 v. H. der Erkrankten mußten unter qualvollen Schmerzen ihr Leben lassen Erst mit der systematischen Einführung des Tetanus-Serums an allen Fronten stürzte die Sterblichkeitskurve rapid, so daß als offizielles Ergebnis der sanitätsärztlichen Erfahrungen erklärt werden konnte: „Die richtige Anwendung des Behringschen Serums gibt den Verwundeten einen fast völligen Schutz gegen die ebenso qualvolle wie gefährliche Wundinfektion."
Eine „Unvollendete" hinterließ Behring, eine ungelöste Frage die ihn seine ganzen Forscherjahre hindurch begleitet hatte, das Tuberkulose-Problem. Seine große Hoffnung, auch ein wirksames Tuberkulose-Serum Herstellen zu können, hat er nicht in die Tat umzusetzen vermocht. Doch seine unermüdlichen Untersuchungen sind nicht umsonst gewesen. Die Nachwelt hat auf ihnen aufgebaut und es sich zur Aufgabe gemacht, seine Arbeiten zum erfolgreichen Ende zu führen.
Zum Schluß ein kurzes Wort über die Vehringsche Heilmethode, dieSerumtherapie. Sie baut auf der grundlegenden Erkenntnis auf, daß der Körper gegen die krankmachenden Gifte (Toxine) der Diphtheriebazillen Gegengifte (Antitoxine) erzeugt, durch welche die Toxine unschädlich gemacht werden können. Behring dachte diesen Gedanken zu Ende und lehrt-, daß im Blut von Tieren, ohne diese zu schädigen, die Antitoxin! Bildung hervorgerufen und daß dieses im Blutserum enthaltene Antitoxin dem Menschen zur Verstärkung seiner Abwehrbereitschaft zugeführt werden kann. Die Serumbehandlung ist also ein biologisches Heilverfahren, eine Auswertung der natürlichen Abwehrmaßnahmen, wie sie der Organismus in Funktion setzt, sobald ihm durch Krankheitserreger Gefahr droht; wird das mit Antitoxinen beladene Serum dem an Diphtherie erkrankten Menschen zugeführt, so kommt es in seinem Körper nicht zum ungewissen Wettstreit zwischen Gift und Gegengift, sondern das letztere erlangt eins solche Uebermacht, daß die Infektion rasch überwunden wird.
Dank ihrer überwältigenden Leistungen reiht sich die Persönlichkeit Behrings ein unter die größten Wohltäter der Menschheit. Seine Ideen haben ungeahnte Früchte getragen. Nicht allein Diphtherie und Starrkrampf werden heute durch Serum bekämpft, sondern die Serumbehandlung hat auch ausgewertet werden können gegen zahlreiche andere Infektionskrankheiten.
Zwei Bücher unterrichten über die Persönlichkeit und das Werk Behrings, „Unvergängliches Erbe" von Dr. Helmut Unger, das eigentlich in jede Bibliothek gehört, und dis große Biographie „Behring — Eestalt und Werk" von den Professoren Zeiß und Bieling, die wissenschaftlichen Charakter trägt, und zu den Standardwerken dieser Art zählt. Wir empfehlen beide Bücher wärmstcns. Sie sind in jeder Buchhandlung zu haben.
Setteves
Zu den Gewohnheiten des Eeneralquartiermeisters von Stern gehörte es auch, sich bei jeder Gelegenheit von der Güte des Essens, das für die Mannschaften gekocht wurde, zu überzeugen. Eines Tages traf er zwei Soldaten, die eben dabei waren, einen dampfenden Kessel aus der Küche zu tragen.
Halt, Löffel holen, rief der General die beiden an.
Einer der beiden Soldaten wollte Einwände machen, aber der General duldete keinen Widerspruch. So wurde ein Löffel geholt und der General nahm eine Kostprobe, die er jedoch sogleich wieder ausspuckte.
Pfui Teufel, sagte er dann. Das Zeug schmeckt ja wie Spülwasser. Was soll das denn sein?
Spülwasser, Herr General!
Wie der Mutter nur das Gittli einfallen konnte. Es hätte genug andere Mädchen auch gegeben. Auf den Oberhos zu kommen, schlug wohl niemand aus, denn er war bekannt al» guter Platz, und die Dienstboten blieben jahrelang.
Vielleicht weigerte sich das Gittli, auf den Oberhof zu kommen? Bei dieser Möglichkeit spürte Florian, daß es ihm gar nicht?echt wäre, wenn sie das Angebot der Mutter ab- schlagen würde. In der kurzen Zeit hatte er sich an den Gedanken schon so gewöhnt. Die Mutter wollte es — gu" Warum sollte er sich dagegen stemmen. Es kam ja doch, wie es kommen mußte, und es war zwecklos, sich gegen etwas Unabwendbares zu wehren.
Am andern Morgen schon wurde der Iungknecht zum Anderlschuster geschickt, daß er das Gittli hole. Florian ärgerte sich, daß der Vater ihn mit dem Fuhrwerk in den Wald schickte. Er hätte gerne mit Gittli ein paar Worte ge- sprachen, bevor sie zur Mutter ging.
Als er aber gegen Mittag mit einer mächtigen Fuhre Daxen in den Hof fuhr, kam das Gittli gerade aus der Haustüre. Sofort eilte sie auf ihn zu.
„Gott sei Dank. Florian, daß ich dich treff. Wirst ia schon wiss'n, was dei' Mutter meint."
Florian begann die Pferde auszuspannen, als interessiere ihn das aufgeregte Mädchen gar nicht.
„Ich weiß schon", nickte er.
„Ia — aber das geht doch net, Florian. Was sagst denn du dazu?"
Florian lachte sie lustig an. ,
„Was ich dazu sag?" Er schupfte die Achseln. „Ich denk mir halt, es bleibt sich gleich, ob du jetzt schon einziehst m den Hof oder später. Die Hauptfach ist. daß du einmal herum bist, wenn auch vorerst noch als Küch'nmadl."
Das Gittli tat einen hörbaren Atemzug.
„Jetzt bin ich schon froh, wenn du so denkst. Zu deiner Mutter Hab ich g'sagt. ich müßt erst noch meine Leut fragen.
„Die werden doch nix dagegen haben?"
(Fortsetzung Mi)