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Nagolder TagLlatt „Der Sesellschaster'
Mittwoch, den 13. November M
Auf den Spuren des Sieges
Stationen einer Frontfahrt Von Kriegsberichter K. G. Stolzenberg (PK.)
NSK Langemarck. Ein Name, der in das Herz unseres Volkes eingeprägt ist durch die Erinnerung an blutende, siegende Jugend wie durch den Klang seines nordischen Wortstammes.
Ein Oberstleutnant steht an der Stelle, die den Toten der jungen deutschen Regimenter väst 1914 geweiht ist, und spricht über die Schlachten bei Langemarck. Mitkämpfer von damals, Soldat auch des Heeres, das 1940 von neuem hier seine Fahne auspflanzte, macht der Offizier aus der sachlichen Schilderung der Kampfhandlungen ein dramatisches Erlebnis. Mit der Skiz- zierung der Lage an dem entscheidenden Tage 1914 und 1940 und der Beschwörung deutscher kriegerischer Tat verbindet sich die Bewegung einer Stunde, die denen, die heute wieder hier im deutschen Ehrenfriedhof unter dem weiten Himmel Flanderns stehen, unvergessen bleibt.
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Im Rathaus zu.Eent: Im steinernen Saale sind die farbenprächtigen alten Wappen, Zeichen niederdeutscher Edler der Vergangenheit, und der schwarze Aar der alten Kaiser fehlt nicht darunter. Die den Willkomm blasenden Herolde im altertümlichen Kettenhemd stehen über uns wie Reisige des Reiches, das schon einmal in der Stadt des güldenen Drachens gebot, der heute noch oben auf dem Rathausturm in den Wind dräut wie damals.
Ueber die grauen Treppen, die glatt geschliffen sind von den Schritten ereignisreicher Jahrhunderte, gehen wir hinauf zum Thronsaal der Herzöge von Brabant, den der deutsche Kaiser Karl V. oftmals zum Schauplatz seiner Herrschaft machte. Das Bild des Führers hängt heute im historischen Thronhimmel über dem Stuhl des Kaisers, in dessen Reich die Sonne nicht unterging. Gelbe Kerzenflammen erhellen matt das hohe Kreuzgewölbe und flackern im uralten Saal.
Vergangenheit und Gegenwart reichen einander die Hand.
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Zerfetzte Eisenträger, geschmolzene Helme, verkohltes Leder, rostende Wracks, verbrannte Lagerhäuser, zertrümmerte Kais: Dünkirchen. Man schaut im stürmischen Wehen, das vom Kanal her kommt, auf die halbversunkenen Transporter der geflohenen Briten, den Rest des explodierten Munitionsschiffes, das hier den Hafen sperrt, und erblickt noch einmal in den Ruinen des draußen schwarz und rostbraun liegenden Zerstörers das Gesicht des Krieges, das sich in der Schlacht um Dünkirchen grauenvoll über uns erhob.
j Auf diesem, von der Hille gezeichneten, mit Schutthaufen und tapetenflatternden Mauern umstandenen Fleck wachen und arbeiten deutsche Soldaten unter Entbehrungen und Aufopferung, in Erwartung des Feindes, der von seiner Insel herüberfliegt und in ohnmächtiger Wut Tod und Verderben seiner ehemaligen Riickzugsbasis noch übertrumpfen möchte. Und doch erkennt man unter dem Bild der britischen Zerstörung den Organismus der großen europäischen Hafenstadt, die, in deutscher Hand, trotz allem immer noch ihre Aufgabe hat. ^
Auf der Mole von C a l a i s - N o r d, dessen zackige Silhouette aus Trümmern hinter uns taub und blind zum Himmel ragt, flattert in kurzen, harten Stößen die Reichskriegsflagge mit dem Eisernen Kreuz. Auch Calais ist nun ein Teil der Front, an welcher der dumpfe Hall der Fernkampfbatterien dröhnt und im Dunkel der Nacht die Flak ihre feurigen Bahnen beschreibt, wo deutsche Marine mit den Frontarbeitern Todts und den Jungen vom Reichsarbeitsdienst Wache hält.
Ueber die sonnenbeglänzte Fläche des Pasde Calais sieht England herüber. Fast griffbereit steht 35. 36, 37 Kilometer entfernt von uns die Helle Kreidekii st «Englands. Mit bloßem Auge unterscheiden wir die Schatten an Schluchten und Vorsprüngen, deren Band sich am Horizont dahinschlängelt, um dann rechts und links im Meeresdunst unterzugehen. Das also ist die Burg des Weltstörenfriedes, die langsam, aber sicher, von Bomben und Granaten zerfetzt wird. Dieser weiße Küstensaum drüben über den Wassern bedeutet das einst für jeden Feind unerreichte Land.
Die Männer der schwersten Artillerie lassen die Riesenrohre sich langsam aufrichten. Die Mammutwaffen zeigen wie Mahnzeichen drohend nach England hinüber. Der drohende Alp des feldgrauen Heeres lastet auf Britannien und unterhöhlt seine Moral ebenso wie die Bomben unserer Luftgeschwader und die Blockierung durch die deutsche Kriegsmarine. Der Zusammen
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Hochland-Roman von Hans Ernst
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Der Oberhofer antwortete:
„Du hast aber g'laubt, es sei so besser, wie du er dir eingebildet hast."
„Ich nehm die Dinge so. wie ich sie seh, Vater."
„Das ist einesteils richtig", belehrte ihn der Vater. „Aber da bin ich anders. Ich such zuerst, woher die Dinge kommen und wo sie hingehn. Wirst es auch noch so lernen müssen, Florian."
Und da war Florian irgendwie gepackt von der wissen« den, stillen Art des Vaters. Es kam ihm überhaupt oft so vor. als wisse der Vater alles, was in ihm vorging. Und er wartete stets darauf, daß irgendwie einmal ein Wort sollen könnte wegen Gittli.
Aber es fiel keines. Es war noch tiefes Geheimnis. Sie zeigten sich auch nicht in der Öffentlichkeit, suchten sich an den Sonntagnachmittagen Wege aus im Wald, die verschwiegen waren und einsam. Sie wußten der stillen Plätzchen viele, wohin kein Mensch kam.
Aber einmal stand doch plötzlich die Baronin vor ihisen. Der Waldboden hatte ihre Schritte gedämpft, sie mußte vom Wege abgekommen sein, denn sie lächelte ein wenig, als sie die beiden an den Stamm einer mächtigen Buche gelehnt, sitzen sich. Sie fragte nach dem Weg, und Florian wies ihn ihr. Und da es nach der erschöpfenden Auskunft nicht mehr gut möglich sein konnte, sich zu verirren, konnte die Baronin sich'» wohl erlauben, ein wenig stehenzubleiben und das Wort an die beiden jungen Menschen zu richten.
Wie gut sie noch alles wußte. Das Gittli bekam einen roten Kovf. als die hohe Frau mit freundlichem Lächeln sagte:
klang aller drei Wehrmachtteile ist das große Erlebnis der Front am Kanal. Fiel dem Heere auf den zurückliegenden Schlachtfeldern der Löwenanteil zu, so wetteifern heute an der Küste mit seinen Taten die Kameraden im Luftwaffenblau und im Dunkelblau der Marine.
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Der Platz im Walde von Compidgne ist heute eingeebnet und leer. Die hohnvollen Sehenswürdigkeiten, die früher hier prahlten und noch die Unterwerfung des Pseudosiegers von 1918 unter den wahren Siegern erleben mußten, sind gesprengt und verschwunden. Nur noch das Denkmal des Marschalls Foch ist geblieben und macht den Wandel doppelt sinnfällig.
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Chateau-Thierry an der Marne, im Weltkrieg in der Mai-Offensive 1918 vorderster, von der 7. Armee eroberter Punkt. An der Brücke über die hellgrünen Fluten des Schicksalsflusses steht zerschossen ein weißes Denkmal, das die Wallstreet der hier untergegangenen nordamerikanischen Division setzte. Daneben zwei frische Soldatengräber. Zwei junge Männer ruhen hier, die für den Führer und das deutsche Volk 1940 an gleicher Stelle sielen. Ihr Andenken beschwört ein Augenzeuge ihres Kampfes, Teilnehmer auch schon der alten Marneschlacht.
Wir verweilen still an dem vor kurzem noch kampfdurchtobten Platz inmitten zertrümmerter Straßen und eingestürzter Häuser. Und dann eröffnet sich oberhalb der Stadt der Blick auf den klassischen Boden der Kriegsgeschichte umschließenden Marne- bogen. Unter uns der Fluß, der Frankreich durch seine Rettung damals heilig ward und auf den es abermals seine Hoffnung setzte.
Wie eine Vision erhebt sich in der feuchten Herbstluft vor den durch die leidenschaftliche Schilderung des Zeugen jener Zeit Erschütterten wieder die Tragödie des Weltkriegssoldaten. An der Marne erreichte das deutsche Heer, dessen Führung den Ereignissen an der Front damals nicht nahe genug war, der vom Feind als Wunder aufgenommene Rückzugsbefehl. Nach jahrelangem Stellungskampf leitete Ludendorff und Htndenburg dann noch einmal eine große Offensive ein, die abermals bis hierher vordrang und stehen blieb.
Die verbittert zurückgehenden Frontsoldaten stellten, damals die bange Frage: „Wird das deutsche Heer noch ein drittes Mal hier.Vorkommen?" Und das deutsche Heer kam nach 22 Jahren zum drittenmal und siegte unter Führung eines namenlosen Frontsoldaten von damals.
Dreimal Marneschlacht! Am gleichen Punkt, wo 1918 der herrliche, zuversichtliche Geist von 1914 verlorengegangen war, schlug das neue Deutschland abermals die Entscheidungsschlacht. An diesem Flusse zerbrach schließlich im Stoß unserer Panzer zur Loire, nach Vesancon und zur Schweizer Grenze die französische Front von 1940 — Wendepunkt zum drittenmal. Es ist die Stelle, an der die Geschichte zu uns spricht: "der Weg eines Volke« ist der Weg seines Soldatentums.
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> Von der Marne nach Verdun und zum Douaumont. Wir« den hieß die Festungsstadt einmal, ihr französischer Name Verdun hat sein Schwergewicht erst durch die Ströme von Blut Ler Weltkriegskämpfe bekommen. Klar und rein ist die Luft jetzt über der Stadt, die wir vor wenigen Monaten in hitzigem Artilleriefeuer der Forts angingen und in einem einzigen Lauf einnah- men. Wie war es möglich, daß diesmal die Einnahme von Verdun binnen zweier Tage erfolgte?
Der Führer der siegreichen Division, Generalleutnant Weisenberger, erläutert das Geschehen. Im dumpfen Tonnengewölbe einer Kasematte des For^ Douaumont stehen wir an einer rostigen Feuerstelle und lauschen den durch das Halbdunkel schallenden Worten des Generals. Taschenlampen strahlen die Karte an der Wand an. Noch einmal erleben wir das Eindringen der Niedersachsen unter dem Kreuzfeuer der Schnellfeuerkanonen an der Maas hindurch in Verdun. Im Weltkrieg lag dort unter
Das wichtigste Gebot der richtigen Zahnpflege ist und bleibt: keinen Abend mit ungeputztcn Zähnen zu Bett!
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Schlamm und Feuer als Regimentskommandeur Reichsleiter General Ritter von Epp. Der Divisionskommandeur, der jetzt als Sieger zu uns spricht, hat als Leutnant zweimal dort ver- wundet zuriickgemußt. Aber: „Verdun gebar einmal die Front- gemeinschast und damit den Nationalsozialismus", schließt der General.
Wir gehen durch Psützen und Schuttpflanzen und Stacheldraht Wir gedenken des Oberleutnants Prollius, der im Winter M mit 40 Mann das Fort gegen die feindliche Sturmflut verteidigte und dessen letzte Botschaft die durch Brieftauben Verbrachte Anforderung von Verstärkung war. Die von dem mit seinen 40 Mann heldenhaft Untergegangenen erbetene Verstärkung ist nach 24 Jahren doch noch gekommen.
Die Sonne läßt durch die Wolken einen Hellen Schein auf deii Douaumont und das riesige Gräberfeld an seinem Fuße fallen.
— Sternschnuppenfälle wieder zahlreicher. In der Zeit vom 12. bis zum 14. November schneidet unsere Erde die Bahn eines ehemaligen Kometen, die im Sternbild des Löwen die Erdbahn schneidet. Dadurch besteht die Wahrscheinlichkeit des Auftretens gehäufter Sternschnuppenschwärme, die wegen ihres Ausgangspunktes die Leoniden genannt werden. Die Sternschnuppenschwärme der Leoniden sind schon seit 1800 Jahren bekannt aber erst seit dem Jahre 1866 weiß man. daß es sich bei den. Sternschnuppen um Zerfallsprodukte ehemaliger Kometen Han-' delt. Der Schweifstern, dessen Reste die Sternschnuppen der Leoniden verursachen, hat im Jahre 126 nach der Zeitrechnung durch die Einwirkung des Planeten Uranus seine endgültige -Bahn angenommen und sich dann unter der Kraftwirkung der Sonne inseine meteorischen Bestandteile aufgelöst. Von den einzelnen Sternschnuppen, die gelegentlich als Meteore auf die Erdoberfläche gelangen, weiß man, daß es Fels- oder Eisenstücke sind, die im Gewicht zwischen einigen Kilogramm und einigen Tonnen schwanken. Sie schießen mit großer Geschwindigkeit aus dem Weltenraum in den Luftmantel der Erde ein, geraten durch den plötzlichen Widerstand und die Bremswirkung der Lust ins Glühen und ziehen so lange in einer leuchtenden Bahn dahin, bis sie die Erdatmosphäre wieder verlassen haben oder in ihr verdampft find. Leider wird der Anblick der Leonidenschwänne bei uns durch eine Bewölkung des Herbsthimmels sehr oft verhindert, doch wenn es sich ermöglicht, ist er stets lohnend.
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„Wenn ich Reitunterricht habe, bekomme ich immer Kopfschmerzen! Geht es Ihnen auch so Fräulein Fiedler?"
„Aber im Gegenteil . . . ganz im Gegenteil . . ."
Das Kind wollte nicht einschlafen.
Die besorgte Mutter fragte: „Soll ich ihm etwas vorfingen?"
Der Vater brummte: „Versuch es erst noch einmal im Guten!"
Lustiges aus der Karbolkaserne
Auskunftsstelle über Verwundete in Lazaretten. Herein flattert ein süßes Mädel und wendet sich an die Vorstandsdame:
„Ich möchte Herrn Oberleutnant V besuchen, in welchem Lazarett liegt er?" — „Der darf nur Besuch von Angehörigen empfangen. — „Ich bin seine Schwester!" — „Ich bin seine Mutter!!" (Kriegszeitung der 7. Armee).
Der Chefarzt eines Reservelazaretts, ein bekannter Chirurg, liebt es, sich mit den Verwundeten und Kranken freundlich zu unterhalten. Bei seinem täglichen Rundgang kommt er auch an das Bett eines Neuankömmlings, den er u. a. nach seinem Zivilberuf fragt. „Herren- und Damenschneider" erhält er zur Antwort, worauf der Arzt lächelnd meint: „Ach, da sind wir ja Kollegen!" (Armeezeitung der x-Armee).
Meinem Bettnachbarn hat der Arzt eine Medizin verschrieben, die vor Gebrauch umzuschütteln ist. Heute morgen wälzte sich nach dem Einnehmen der Brave wie toll von einer Seite aus die andere. „Hast du so große Schmerzen? fragte ich teilnehmend. „Dös net grad", stöhnte er, „aber i Habs Schüttele vergessen, da hol i's als nach!" (Der Champagne-Kamerad).
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Ein Soldat erhielt während eines Gefechtes einen Schuß in die Verlängerung seines Rückgrats. Er weiß nun nicht, wie er das seiner Braut schonend Mitteilen soll und telegraphiert dann folgendermaßen: „Liebe Braut! Schuß in beide Backen erhalten, Gesicht nicht verletzt! Hugo". (Der Bayerische Landwehrmannj,
„Es scheint, daß es doch wahr wird, daß du den Florian heiratest, wie du als Kind einmal sagtest."
Ihr Blick glitt dabei wohlgefällig über die beiden Menschen hin, und plötzlich war dann ein Zug von Schwermut in ihrem Gesicht, der sie um Jahre alterte. Gleich darauf wandte sie sich aber an Florian.
„Und wie ist es mit dir, Florian? Willst du immer den Koffel noch bezwingen?"
Seine Hellen Augen strahlten.
„Das werd ich noch. Aber heimlich muß es gehn, meine Leut dürfen es net wissen. Ich muß mir erst alles heimlich verschaffen. Ein Seil und Mauerhaken und was ich so brauch."
„Komm zu mir, Florian, ich will dir die Sachen verschaffen. Jedenfalls, laß es mich wissen, wenn es soweit ist. Nimm es nicht zu leicht. Florian, es wäre schade um dich." Wieder kam dieser schwermütige Zug in ihr Gesicht, dann ging sie rasch davon.
„Wie sie noch alles weiß", staunte Gittli.
„Hast es net gesehn. an der Schläfe find ihre Haar schon ganz grau, und sie ist doch gar net viel älter wie mei' Mutter", jagte Florian."
„Es soll schon wahr sein, daß sie viel Kummer hat mit ihrem Buben", wußte Gittli. „Der Vater hat kürzlich im Park drüben ein paar Bäume Umschlag » müssen, und da ist er unverhofft Zeuge geword'n, wie s'.r hart aneinandergeraten sind, die Baronin und der Helmut."
„Und war eigentlich als Bub ein ganz patenter Kerl", meinte Florian. „Aber was geht es uns an. Reden wir lieber von uns selber, Gittli. Sag. wie soll es denn einmal werden?"
Und das Gittli wußte auf diese Frage so Vielerlei und so Schönes, daß Florian gar nicht glauben konnte, daß es jo viel Herrliches gäbe. Sie breitete die Zukunft in Hellen Bildern vor ihm aus, wie sie einmal in der KinderFeit die Sagen und Märchen ausgebreitet und erzählt hatte.
Die Stunden vergingen wie im Fluge dabei. Und auf einmal war jene leise Stunde zwischen Tag und Dämmerung La, in der Gott sein Schweigen geheimnisvoll über die Erde
breitet. Als gewaltiger Feuerball gelangte die Sonne zum Grat der Berge und überfloß noch einmal für diesen Tag m flammenden Strömen Berge und Wald. Dann war iie drunten, und im Tal begann mit schweren Akkorden die Stifls- glocke zu läuten. Ihr Rufen klang durch die Dämmerung und drang hinein in die Waldwinkel, in denen wartend die Dunkelheit hockte.
Am Waldrand trennten sich Florian und Gittli. „Gute Nacht!" sagten sie beide und eins trat vom andern zurück. Es war das letzte Mal für lange Zeit, daß sie sich getroffen hatten, denn am andern Tag hing ein bleigrauer Himmel über dem Land, und am Abend hatte es schon soviel Schnee, daß man im Oberhof die Schlitten aus dem Schuppen nahm.
Es war endgültig Winter geworden.
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An einem der langen Winterabende schnallte der Nieder- Hofer-Vinzenz die Ski an und fuhr hinauf zum Anderllchuster- Haus. Er hielt es nicht mehr aus. Wochenlang hatte er sich in Sehnsucht verzehrt nach Gittli und hatte eingesehen, daß sie ihm mehr bedeutete als die andern, die er in leichter Liebe genommen und wieder — vergessen hatte.
Freilich — das sagte er sich unumwunden —. mit dem üblichen Geplänkel, mit dem er sonst feine zärtlichen Erfolge einzuleiten pflegte, wird er bei Gittli kein Glück haben. Dazu kannte sie ihn schon zu lange. Aber es gab doch so manches Mittel, um einem Mädel den Kopf zu verdrehen. Im übrigen glaubte Vinzenz, daß der Florian keine ernsteren Absichten hatte. Dazu waren dem seine Eltern viel zu stolz, als daß sie so ein armes Kleinhäuslmädl als Schwiegertochter anerkennen würden. Bei ihm war das anders. Er würde seinen Willen schon durchzusetzen wissen. Und es wäre doch gelacht- wenn er das Gittli nicht für sich gewinnen könnte. Es war wohl am besten, wenn er gleich das Heiratsfähnchen em wenig winken ließ. Nun, er würde schon etwas findeik.
^ ' (Fortsetzung folgt) ^