k. Seite — Nr. 225
Mit Galiziendeutschen ins Siedlerdors
Aus dem Sammellager aus die neuen Höfe — Der große Tag galiziendeutscher Bauern
NSK Der Wagen stolpert langsam über das Rundkopfpflaster der kleinen Kreisstadt. Der Bahnhof ist unser Ziel. Der Sonderzug mit den galiziendeutschen Siedlern mutz schon eingelaufen sein.
Fuhrwerk über Fuhrwerk: Kastenwagen und Leiterwagen, kleine Panjewagen und lange Gutsgespanne, schnobernde, nik- kende, stampfende, auskeilende Pferde. 190 galiziendeutsche Ansiedlerfamilien hat der Sonderzug gebracht, ein wirres Durcheinander scheint auf den ersten Blick zu herrschen. Hier wuchten zwei Männer eine schwere Bauerntruhe auf das Fuhrwerk, ein seltsam moderner Kinderwagen kommt hinterher. Dort reicht die sechzehnjährige Enkelin der alten Ahne hilfreich die Hand, die über das große Rad auf den Wagen hinaufklettert, auf dem schon die Kinder aus Säcken. Kasten und Koffern zusammensitzen. Rasselnd fahren wieder einige Gespanne vorbei, nach hinten, wo die Gepäckwagen ausgeladen werden.
SÄ.- und //-Männer eilen durch das Gewühl, helfen hier, bringen dort Ordnung in das Durcheinander, treiben da ein Gespann zurück, das sich vorgedrüngt hat, geben Auskunft, fahren einen polnischen Kutscher an, der die Pferde nicht ruhig halten kann. Rufe, Befehle, Wagenrasseln liegt in der Luft.
«Heber allem eine erregte, frohe Spannung. Sie geht von den Männern aus, die ihr Hab und Gut auf die Wagen geladen haben und wartend danebenstehen, bis der Fahrbefehl gegeben wird. Sie geht von den Frauen aus, die zwischen Kindern und Gepäckstücken oben sitzen und darauf zu achten haben, daß all ihr Kleinvolk beisammen bleibt. Und sie geht vielleicht ani meisten von den vielen Kindern aus, den großen und kleinen, den bezopften Mädeln und den Jungen mit der Schirmmütze schief auf dem Kopf, die auf den Wagen beisammen hocken oder auch den Versuch machen, nur für ein Augenblickchen — ein ganz klei. nes Augenblickchen! — zu dem Nachbargefährt herüber zu laufen und zu sehen, wie es dort aussieht. „Uns ist wie vor Weihnachten", sagr ein dunkler, schnurrbärtiger Bauer, mit dem ich in ein Gesorüch gekommen bin.
Sie haben in dem Jahr, das nun hinter ihnen liegt, allerhand erlebt, diese Menschen! Den Polenterror in ihrer galizischen Heimat und den Krieg; den Sieg der deutschen Waffen und das Harren auf den Einmarsch deutscher Soldaten. Das lange, ungeduldige Warten, das Beisammensitzen am Lautsprecher, wenn einer im Dorfe war, bis endlich die Nachricht kam: der Führer hat euch nicht vergessen. Er ruft euch heim ins Reich. Und dann das Packen, das Auflösen der Hausstände. Winter ist es geworden, ein selten harter Winter selbst für die galizischen Bauern, als nun der Befehl zum Aufbruch kommt. Im Treck ziehen die Männer, lange Wagenzüge, die mühsam Tag und Nacht aus eisigen Straßen durch metertiefe Schneeverwehungen keuchen, während Frauen und Kinder in langen Sonderzügen der Jnter- essengrenze entgegensahren.
Der Empfang an der Sanbrücke — keiner wird ihn vergessen —, und dann die Ausnahme in Sammellagern, das erste Erleben des Reiches. Der Frühling.kam ins Land und dann der Sommer. Woche für Woche, Monat für Monat verging in langem, ungeduldigem Warten. Und nun war der Tag gekommen, nun stehen sie auf dem Platz vor dem Bahnhof der k l e i n e n Kr e i s- stadt im Warthegau. Nur noch Stunden, und sie werden wieder das Brummen des Viehes hören und prüfend den Acker abschreiten, der feucht und prüfend riecht nach den langen Regengüssen der vergangenen Nacht. Deutsche Bauern, die endlich wieder deutsche Erde ackern sollen.
Lang und blond, ein Sinnbild überlegener Ruhe und klaren Willens, steht der junge //-Führer, der Leiter 'les Ansiedlungskommandos, inmitten des scheinbaren Durcheinanders von Bauern, Pferden, beladenen Wagen. Nun hebt er die Hand, und rasselnd setzt sich der erste Treck von 8, 9 Fuhrwerken in Bewegung. Jeder Wagen ist mit einer großen Nummer gekennzeichnet, die auf den Gepäckstücken widerkehrt, die der Ansiedler aus einem weithin sichtbaren Pappschild auf der Brust trägt und die Nummer des neuen Siedlerhofes darstellt. Vorn der erste Wagen des Dorftrecks trägt ein Schild mit der Bezeichnung des Dorfes. Alles ist durchdacht, alles bis ins letzte durchorganisiert.
Vor einer Stunde lief der Zug auf dem Bahnhof ein. Im Laufe dieser Stunde hat sich das Ausladen von 190 Familien, das Ordnen der Gespanne, das Verladen des Gepäcks vollzogen, und nun rollt bereits Treck für Treck über das holprige Pflaster der Stadt, verteilt, sich auf die Ausfallstraßen, zieht langsam weithin sichtbar die Alleen hinunter, die das Kennzeichen dieser östlichen Landschaft sind.
Wir sind einem der Dorftrecks gefolgt, der soeben die ersten
Kampf unErr
f^oman von si/I. Lorgomann
Orksdsr ksctitSLckvtri l)ssi Quellen Vsflog. Xönig-drück (Ver. Vxsrclsn)
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Der Ingenieur setzte seine Wanderung fort und blickte in alle Abteile. Als ec den vorletzten Wagen betrat, war es ihm, als hätte irgendwo jemand geschossen. Doch konnte er er es bei dem Rattern des Zuges nicht richtig unterscheiden und vermutete, daß es draußen gewesen sei.
Wieder ging er von Abteil zu Abteil. Die meisten waren unbesetzt. In dem letzten Abteil des vorletzten Wagens waren die Vorhänge zugezogen. Da er nicht wußte, wer das Abteil besetzt hielt und vielleicht nicht gestört sein wollte, klopfte er zweimal höflich an.
Als niemand antwortete, befiel ihn eine Unruhe und er öffnete die Tür.
Und was er da sah, ließ ihm beinahe das Blut in den Adern erstarren.
Auf dem weichen Polster des Abteils lag ein junges Mädchen ausgestreckt. Ihre Hand und das rechte Bein hingen schlaff herunter. Ein Mann, dem das Haar in wirren Strähnen über der Stirn hing und dessen Gesicht und Hände deutlich die Spuren eines Kampfes aufwiesen, hielt krampfhaft den Hals des Mädchens umkrallt.
Als der Mann sich plötzlich herumdrehte und mit einem jähen Zusammenzucken von dem Mädchen abließ, erkannte Hartung den Verräter Lipinski.
Der Ingenieur stürzte sich, von einer rasenden Wut gepackt. auf den Mann, ergriff ihn mit beiden Händen an den Schultern und schleuderte ihn mit seiner ganzen Kraft gegen die Außenwand des Wagens.
Fensterscheiben klirrten, ein Schrei höchsten Entsetzens erklang, und dann war alles wie ein Spuk vorüber ...
Rolf Hartung führte taumelnd die Hand zur Stirn.
_ Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter« _
Häuser des neuen Heimatdorfes der Ansiedler erreicht hat. Durch die flatternde Hakenkreuzfahne am Giebel oder über der Tür. durch die sichtbare Ansiedlernummer sind die Ansiedlerhöfe von weitem gekennzeichnet. Ein Ortsbauernführer empfängt die Siedler. Wir schließen uns dem ersten Wagen an, der polternd von der Dorfstraße in den Hof einbiegt. Einen Augenblick sitzt die Ansiedlerfamilie still auf ihren Gepäckstücken, während der polnische Pferdeknecht zögernd und unschlüssig hinter sich blickt. Nun springt der Junge vom Wagen, der Vater folgt, dann die anderen Kinder. Die Frau klettert als letzte schwerfällig herunter.
„Das soll nun euer Hof werden, wenn ihr euch bewährt. Es wird tüchtig Arbeit geben, und ihr müßt euch nicht schrecken lassen, wenn ihr vieles vorfindet, das eben noch polnisch ist. An euch wird es ja liegen, daß der Hof ein deutscher Hof wird."
„Daß wir nun endlich da sind", sagt der Bauer, „dasSchaf - fen sind wir gewohnt."
Ein kurzer Händedruck. Der //-Führer vom Ansiedlungskom- mando mutz weiter. Acht Familien sind in dem Dorf eingetroffen, und jeder will einige Worte sagen.
Wir haben den Rundgang durch Haus und Hof mitgemacht, haben in den Stall gesehen und das Kopfschütteln über den Zustand des abgemagerten Viehes beobachtet, waren zusammen in der Scheune und mußten den Brunnen begutachten helfen. „Der ist gut", meint der Bauer. „Steinerne Brunnen sind immer die besten, die halten das Wasser rein."
Und dann kommt ihm noch eine wichtige Frage: An dem Hause ist manches schadhaft, und die Fenster schließen nicht recht. „Ja, da können Sie ohne Sorge sein, da schicken wir unsere Bautrupps, die bringen Ihnen all das in Ordnung. Nur zwei Wochen kann es dauern oder drei, so lange müssen Sie sich schon gedulden."
Ja, das will er gerne, er ist froh, daß er hier nicht gleichsam seinem Schicksal überlassen bleibt, und wir können ihm nun manches erzählen von der Vetreuungsarbeit der NSV., von der Vauernsiedlungsgesellschaft, die ihn mit dem nptigen Inventar und Saatgut versorgt, von all den umfassenden Maßnahmen, dis ihm das Wurzelschlagen in der neuen Scholle erleichtern soll.
Weites, wartendes Land liegt der neue Osten Deutschlands da, die künftige Kornkammer des Reiches, das Zukunftsland bodenständigen deutschen Bauerntums. Die Ansiedlung der heimgekehrten Bauern aus Wolhynien und Galizien geht nun ihrem Ende entgegen und ist dennoch nichts mehr als der erste Anfang der großen deutschen Ostsiedlung, an deren Beginn wir stehen. Sie wirDbestimmt durch die Züge des bäuerlichen Frontkämpfers, auf den der weite Osten wartet, der heute noch draußen seine Pflicht tut und der nach Schluß des Krieges einziehen soll in die großen festen Höfe, die dann nach weit angelegter Planung im Osten errichtet werden.
Vorhut dieser Siedlerwoge, deren Ausmaß und Umfang das künftige Schicksal des deutschen Ostens bestimmen wird, aber sind sie, jene baltendeutschen, wolhynien- und galiziendeutschen Bauern, die der Führer ins Reich zurückrief und deren Seßhaft- machung den ersten Punkt des großen Aufbauprogramms im Osten bildete, vor dessen Verwirklichung das deutsche Volk in dieser geschichtlichen Zeit steht.
Dr. Heinrich Bosse.
verschiedenes
Die Kastanien rollen
Der Herbst hält seinen Einzug. Man spürt es an dem beginnenden Verfärben des Laubes. Schon hat Freund Herbst in seinen Farbtopf gegriffen und streicht die ersten goldenen Töne über die Landschaft. Zwischen den Nadelwäldern leuchtet hier und da e^n gelber oder brauner Laubbaum auf, und die Landstraßen ziehen wie ein lichtes Band in die Ferne.
Den Anfang haben auch diesmal die Kastanien gemacht, Sie haben sich in ein festliches Herbstgewand gehüllt und stehen fast feierlich inmitten der großen beginnenden Farbensinfonie, die den Ausklang des Sommers einleitet. Wie unter einem goldenen-
Erst wenn wir unsere Zähne richtig pflegen, werden sie nicht mehr unsere Sorgenkinder sein.
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Mittwoch, den 25. September 18D
Dach schreitet man durch manche alte baumbestandene Straße wo schon die ersten Blätter lautlos von den Zweigen sinken und raschelnd über den Boden tanzen, wenn der Herbstwind durch die Straßen weht.
Für die Kinder ist die Zeit, da die reifen braunen Früchte über den Boden rollen, jedesmal ein besonderes Fest. Mit lautem Fall stürzen von dem Kastanienbaum die Früchte aus den Boden und rollen munter nach allen Seiten. Sie werden rasch von Kinderhand gesammelt und sind in dieser Jahreszeit das schönste Spielzeug.
Dort, wo die Kastanienbäume in größerer Zahl stehen, in der Stadt und auf dem Dorfe, haben die reifen braunen Kasta- nienfrüchte gerade in dieser Zeit noch einen anderen wichtigeren Zweck zu erfüllen — sie sind ein außerordentlich nützliches Futter für Vieh und Wild und werden zu diesem Zweck sorgfältig gesammelt. Aber auch das Einsammeln macht, ganz besonders für unsere Jungen und Mädel, viel Freude. Nicht jeder weiß, woher der Name Kastanie eigentlich stammt. Der Baum, der in Südosteuropa heimisch ist und sich von hier aus über das übrige Europa verbreitet hat, trägt seinen Namen nach der antiken Stadt Ka- stana, die am Schwarzen Meere lag.
— Kranke und Gebrechliche bei Fliegeralarm. Trotz wiederholter Hinweise besteht in der Oeffentlichkeit immer noch Unklarheit darüber, wie mit Kranken und Gebrechlichen bei Fliegeralarm zu verfahren ist. Es kann nicht davon die Rede sein, daß kranke oder gebrechliche Personen in ihren Wohnungen „zu bleiben haben". Vielmehr können sie in ihren Wohnungen bleiben. Die 10. Durchführungsverordnung zum Luftschutzgesetz sagt hierzu: „Alle Personen, die sich in Gebäuden befinden, haben sich beim Fliegeralarm sofort in die Luftschutzräume zu begeben. Die Verpflichtung zum Aufenthalt im Luftschutzraum erstreckt sich aber nicht auf Personen, deren körperlicher Zustand dies nicht zuläßt einschließlich des Pflegepersonals. Wenn also ein alter, gebrechlicher Volksgenosse den Luftschutzraum aufsuchen will, so müssen die Luftschutzwarte oder anderen Selbstschutzkräfte ihm dabei behilflich sein. Hat er dagegen die Absicht, in seiner Wohnung zu bleiben, so ist hiergegen nichts einzuwenden."
nsg Auftreten des Frostspanners ln unseren Obstbaumanlage«. In einigen Kreisen unseres württembergischen Landes ist nach einer Veröffentlichung des Pflanzenschutzamtes im Wochenblatt der Landesbauernschaft Württemberg ein stärkeres Auftreten des Frostspanners zu erwarten. In den Gebieten, wo der Frostspanner stärker auftritt, wird man um ein umfangreiches Anlegen von Leimringen nicht herumkommen. In stärker befallenen Gebieten, sogenannten Frostspannerlagen, ist das Anlegen von Leimringen umso wichtiger, als durch Winterspritzungen mit Obstbaumkarbolineum in normaler Konzentration gegen die Eier des Frostspanners nicht immer ein befriedigendes Ergebnis erreicht werden kann. Im allgemeinen dürfte das Anlegen der Leimringe bekannt sein, trotzdem sei aber darauf hingewiesen, daß das Anlegen unbedingt sorgfältig, und zwar in der Zeit von Ende September bis Anfang Oktober bzw. je nach Witterung bis Mitte Oktober zu geschehen hat. Bis in den Januar hinein müssen die Leimringe fängig bleiben.
— Verpackung und Aufschrift der Päckchen und Feldpostpäckchs«, Wie das Reichspostministerium mitteilt, lassen Verpackung und Aufschrift der Päckchen und Feldpostpäckchen noch immer zu wünschen übrig. Die Deutsche Reichspost bittet erneut, nur widerstandsfähige Pappschachteln und starke Papierumhllllungen zu verwenden und dabei Hohlräume der Päckchen mit Papier, Holzwolle oder Aehnlichem auszufüllen, damit nicht der Inhalt oder andere Sendungen beschädigt werden. Zur Aufschrift sollten nur Tinte, Schreibmaschine oder nicht glänzender und unverwischbarer Tintenstift verwendet werden. Um Unzuträglichkeiten einzuschränken und die große Zahl beschädigter und unzustellbarer Sendungen zu verringern, werden die Postämter mangelhaft verpackte oder beanschriftete Päckchen (auch Feldpostpäckchens künftig nicht annehmen oder, wenn sie durch Briefkasten eingeliefert wurden dem Absender zurückgeben.
— Fahrräder nur zu notwendigen Fahrten benützen. Für die Erteilung von Bezugscheinen für Ersatzbereifungen von Fahrrädern gelten strengste Maßstäbe. Die Notwendigkeit, längere Wegstrecken zurückzulegen, muß nachgewiesen werden. Dem Ersatzbedarf kann daher nicht voll entsprochen werden. Unter diesen Umständen ist es, wie ein Erlaß des Reichserziehungsministers ausführt, nicht tragbar, daß die Jugendlichen und Schulkinder, die noch über Reifen verfügen, mit ihren Rädern Spazier- und Ausflugsfahrten unternehmen, wobei die Reifen sogar oft nicht schonend genug behandelt werden. Die Schüler und Schülerinnen aller Schulen sollen eindringlich auf ihre Pflichten im Gebrauch ihrer Fahrräder hingewidsen werden. Die Benutzung von Fahrrädern bei Schulfabrten wird für die Kriegsdauer verboten.
Doch nur einen Augenblick, dann hatte er seine alte Fassung wiedergewonnen. Er beugte sich vor und sah, wie das junge Mädchen leicht den Kopf bewegte.
„Grith!" Es war ein Schrei voller Freude und Verzweiflung zugleich. „Grith!" Er nahm ihren Kopf in seine Hände und richtete sie auf. Seine Wut war mit einem Male verflogen. Ihre Bluse war halb aufgerissen und um ihren Hals bemerkte er deutlich rote Würgemale.
Rolf zog sein Taschentuch und wischte ihr die Blutflecken von Hals und Gesicht. Dann rief er zärtlich ihren Namen. Seine Augen, die starr, auf Griths Antlitz gerichtet waren, brannten vor Schmerz. Aber plötzlich bemerkte er, wie ihre blutleeren Lippen zu zucken begannen. Er lehnte sie in die Polster zurück, entnahm ihrem Handtäschchen ein Fläschchen Parfüm und rieb sie damit ein.
Der Erfolg zeigte sich sofort.
Ihre Wangen überzogen sich langsam mit einer rosaroten Farbe. Das Leben in ihrem Körper pulsierte immer stärker und stärker. Und plötzlich hoben sich die Augenlider, und das junge Mädchen schaute mit Blicken um sich, in denen noch das Entsetzen stand.
„Wo bin ich? — Du — Rolf?"
„Ja, ich bin es, Liebste. Du hast nichts mehr zu befürchten!" sagte er weich.
Bei diesen Worten kam Grith Raimund die Erinnerung.
- Sie sah sich auf dem Polster liegen, den schweren Körper . des Mannes über sich gebeugt, der wie eine Klammer ihre , Kehle umschlossen hielt.
„Rolf!" Es war ein Schrei aus tiefster Herzensnot. Noch zitternd und vor Erregung fast von Sinnen, ergriff sie seine Hand, um sich zu vergewissern, daß es kein aus ihrer » Angst geborenes Phantom war, das sie jetzt vor sich hatte,
- und vielleicht seinen Spott mit ihr trieb.
Der Ingenieur nahm ihren Kopf in sein« Hände und küßte sie auf den zuckenden Mund. Sie waren sich keiner ' Bewegung bewußt, als ob eine unsichtbare Macht sie ein-
- ander in die Arme trieb ...
Endlich fragte er besorgt:
„Bist du verletzt. Grith?"
Ein stummes, hilfloses Zucken des jungen Mundes Erst nach einer Weile, als sie ihre Tränen getrocknet und sich etwas gefaßt hatte, antwortete sie flüsternd:
„Der Hals schmerzt mir sehr."
Hartungs Gesicht flammte von neuem auf.
„Wir werden bei unserer Heimkehr gleich vr. Wolfs kommen lassen. Das war hoffentlich die letzte Untat, die der . Verbrecher begangen hat! Aber wie ist das nur alles ge» schehen? Saß der Kerl denn schon in deinem Abteil?"
„Nein, er stieg erst ein, als der Zug schon im Fahren . war", antwortete Grith und erzählte, wie sich alles ab- ^ gespielt hatte.
Der Ingenieur knirschte mit den Zähnen.
„Warum hast du ihn nicht einfach niedergeschossen, als er dir mit dem Stilett drohte?" Er ballte die Fäuste. »Ich bedaure es jetzt, daß ich den Kerl in meiner ersten Wut mit ^ solcher Gewalt gegen die Wand schleuderte, daß er durch die - große Scheibe aus dem Wagen stürzte!"
. Griths Augen weiteten sich in jähem Entsetzen. Sie ' wendete den Kopf und sah die zersplitterten Reste des ^ Außenfensters.
„Wie — du hast —?"
Er nickte.
„Ich glaube nicht, daß er mit dem Leben davon- t gekommen ist. Besser so, als so. Damit wäre dann auch der Mord an unserm Kameraden Koch gesühnt. Und Vlada — ' gegen diesen Erzverbrecher fehlt uns nun zwar der Zeuge, traber wir wollen schon dafür sorgen, daß er nicht leer aus- kgehtl" Der Ingenieur griff nach der gelben Aktenmappe.
' „Das ist die Tasche, die der Fremde dir aushändigte?" Er " öffnete sie und brachte sechzehn Raimundaktien zum Vor- ? schein. „Was sagtest du vorhin, wie der Mann hieß, der ,ck»i« Mappe überbrachte?"
„Madochey!" ^
Hartung nickte.
" , (Fortsetzung folgte