z. Seit- - Nr. 224
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Dienstag, den 24. September 1940
Unsere Herzen fliegen mit!
Das deutsche Volk und seine Flieger — Zwei Wochen Vergeltung
Von Wilhelm Ritgen
Taa für Tag und Nacht für Nacht donnern die Motoren deutschen Strafgerichts gegen England. Während die Heimat ihrer Arbeit in friedvollen Städten und Dörfern mckaeht, starten sie zu jeder Stunde aus ihren Feldflug- lmien brausen sie in kühnem Flug dem Feind entgegen, durchbrechen sie die Eisenriegel der Flak, durchstoßen sie die Schwärme der immer wieder erbittert und verzweifelt an- itiiinenden Jagdabwehr, finden sie vom Himmel herab ihr Ml und kehren mit der schlichten soldatischen Meldung zurück: „Befehl ausgeführt!" — sie, unsere Flieger. Ob in Staffeln, Gruppen oder Geschwadern oder allein auf stch gestellt, erfüllen sie ihren Befehl, der sie stolze Spitze des deutschen Schwertes und zuschlagende Faust des erbitterten Lölkes werden ließ, dessen Führer tausendfältige Vergeltung schwor.
Knapp, soldatisch, mit wenigen Worten und in sparsamer preußischer Sprache nennt uns jeden Mittag der Bericht die Entwicklung der gewaltigsten Luftschlacht, von der die Mlt jemals hörte, und des größten und kühnsten Bombardements, das von furchtbar frevelhafter Schuld herausgefordert wurde und mit der Erbarmungslosigkeit und Härte erfolgt, wie es der Niederträchtigkeit der englischen Mordslüge gegen friedliche deutsche Städte, Lazarette und Krankenhäuser, gegen Friedhöfe und Weihestätten entspricht.-Für jedes Wohnhaus, für jede Arbeiterlaube und jedes auf Churchills Verbrecherbefehl sorgsam als Ziel ausgewählte zivile Objekt, die getroffen werden, schlägt un- jere Vergeltung die Hauptstadt der Plutokratie in Schutt und Asche. In deutscher Hochherzigkeit und in einer Menschlichkeit, die dem Gegner nur als Phrase bekannt ist, suchen und finden aber unsere Vergeltungsbomben das militärische Ziel. Ihre Explosionen lassen die Hoffnungen britischer Vernichtungsträume, die Zentren der Wehrwirtschaft,- die Rüstungsindustrie und Nährstätten des englischen Hauses zu Ruinen werden.
So einzigartig wie Schuld und Sühne in diesen stählernen Wochen im Untergang einer Macht, die alle ihre Rechte in völkermordendem Mißbrauch verwirkte, und im Anstieg eines Europas neuer Ideale junger freiheitsstarker Völker sichtbar werden, so einzigartig und unerhört ist auch die soldatische Leistung und das fliegerische Heldentum, das diesen Spruch der Geschichte und des Volkswillens vollstreckt. Der ganzen Welt stockt der Atem vor dieser, auch von manchem ausländischen Militärfachmann kaum geahnten Entfaltung der jahrelang diskutierten deutschen Luftwaffe und vor der Gewalt ihrer Schläge, die nach Warschau und Rotterdam zwangsläufig ein neues Kapitel in das Buch des modernen Luftkrieges schreiben.
Das deutsche Volk weiß genau, daß der Führer diese unbesiegbare deutsche Waffe nicht von dem letzten Kommandeur des Richthofen-Geschwaders des Weltkrieges und dem heutigen Reichsmarschall schaffen ließ, um zu zerstören md zu vernichten. Sie war aus der Kraft der arbeitenden und opfernden Nation aufgebaut, um unser selbsterrungenes soziales Volksglück zu schützen und zu schirmen, sie sollte jeden Feind warnen, diesen nationalsozialistischen Kulturstaat anzugreifen und dem Reich seine Freiheit vorzuenthalten. Der Gegner, dessen einzige Parole Vernichtung und wieder Vernichtung alles Deutschen ist, — die sich so teuflisch in dem Schrei des Unterhauses nach der „Pulverisierung des verdammten Berlin" und nach der planmäßigen Zerstörung von zwölf deutschen Städten mit den Menschen, vor allem der Menschen, wie der Haß es ausdrücklich verlangte, so unverschleiert beweist —, hat unsere Luftwaffe vom Schild zum Schwert der Vernichtung gewandelt. Es gibt nun tagtäglich die einzige Antwort auf das jüdisch- kapitalistische Plutokratengebet, das der Vikar Whipp in die Worte britischer Frömmigkeit faßte, daß die ganze deutsche Rasse ausgerottet und alle Deutschen vernichtet werden sollen.
Es drängt heute jeden in der Heimat, für die unsere Jäger, Zerstörer und Bomber starten, unseren Fliegern zu danken und sie wissen zu lassen, wie unsagbar stolz wir alle auf ihren Einsatz, auf ihren Schneid und Todesmut sind. Das deutsche Volk liebt seine Flieger, jeden einzelnen der namenlosen Unbekannten aus der stürmenden Front der dröhnenden Motors und heißen Herzen, lebt in Gedanken mt ihnen und begleitet sie auf jedem Flug über den Kanal. -Venn früher bei uns der Satz galt, wie heute noch anders- wo daß jeden Flieger der Tod begleitet — bei uns sitzt an diesem Platz die tiefe Liebe, Bewunderung und der Dank der Gemeinschaft. Unsere Herzen fliegen mit, wenn unsere Maschinen vom Hellen Himmel oder aus nacht- kuIMarzen Wolken'ihr Ziel suchen, wenn sie im Verband Vder allein über das Meer in den Kampf jagen, der keine Schonung kennt.
Unsere Herzen sind bei ihnen, wenn sie von Scheinwerfern und Flakgeschossen auf ihren siegreichen Bah-
A^sosgt werden, wenn sich die Vombenschächte öffnen
no ore stählernen Garben den feindlichen Jägern entgegen-
"e Herzen fliegen mit den jungen Staffel- Pitanen, den Piloten, Funkern und Fliegerschützen, mit „A?"tmgenen Jägern, den stürzenden Stukas und mit den Mworenen Besatzungen der Kampfmaschinen. Trotz aller v mmelshohe, trotz aller Heimatferne, trotz der Einsamkeit !->-« MAchsstseuen Jägers, der mit brennendem Motor über k-i»« S me flandrische Küste noch zu erreichen sucht, — die oli»^- s Volkes sind allüberall und jederzeit bei ihnen harten Kämpfen, stolzen Siegen und im tapferen Soldatentod. den sie für unsere Zukunft sterben.
VE und seinen Alltag hineinzuhorchen klingt dieser Herzschlag eines heldischen Volkes iu>n ö» jeder Stunde bei seinen kämpfenden Söh-
,!.^s"^veEßt und nur den Wunsch hat, ihnen den ein? Ä ^„Kwft und den Glauben zu stärken. Es ist nur die aber dies Wort von den mit- DeuüM ursprünglich bekundet, daß jeder
teSmnA. m lungen Luftwaffe, und mag ihm auch jedes Verständnis fehlen, vertraut ist und alle unsere Me laa^ kennt: die gefürchtete Ju 88, die pfeilschnellen Do 17 ^0, die Verderben tragenden He 111 und
Storch ^"ado 196 und auch den hochbeinigen Fieseler
Hinim?/» ^ktkrieg, als die Flieger zum erstenmal den Boelck? ä^dgsschauplatz werden liegen und die Namen von Rickukiiä» -"^'"ann bis zum unsterblichen Fliegerhelden- des aller Munde waren, so kennt heute jeder
Ritzte 'E"'aaon-Volkes die Namen der neuen Sieger der den ersten, den du triffst, und er wird dir men des Majors Mölders nennen, der eben seinen
au. Luftsieg erstritt, und den Major Ealland dazu, der gleichzeitig den 36 Luftkampf als Sieger bestand. Die Namen der mit dem Ritterkreuz geschmückten Luftsieger Hauptmann Oesau, Tietzen und Wick, der Oberleutnante Müncheberg, Jhlefeld und Ioppien sind trotz des jungen Klanges unauslöschliche Begriffe des Angriffsgeistes und der Sieghaftigkeit unserer Flieger im ganzen Volk. Und wie jeder Einzelne die täglichen Abschüsse verfolgt, so weiß er voll höchster Bewunderung, daß seit August weit über 2000 Mglische Flieger vom Himmel über der belagerten Insel in stündlich todbereitem Einsatz heruntergeholt wurden, in dem wir die. leuchtende Verkörperung Heldenhaften Soldatentums erkennen.
Die Liebe zu ihnen allen, auch zu den stets unbekannten Flugzeugwarten und all den Männern des Bodenpersonals, >ft so stark wie das Vertrauen in ihren Geist und ihre Leistung, die uns Tag für Tag dem endlichen Sieg näherbringen. Sie beweist stch vielleicht gerade darin, das, der deutsche Volksgenosse nicht sensationsgierig auf die Ziffern der Abschüße spekuliert und mit ihnen Rechenexempel am Biertisch durchsührt, sondern daß er den Geist des unbekannten Fliegers würdigt und in diesem Idealismus strahlende deutsche Pflichterfüllung und Unbesiegbarkeit erkennt.
Sie alle sollen es bei jedem Flug und Angriff im Bewußtsein tragen, daß das deutsche Herz und deshalb der deutsche Sieg mit ihnen fliegt. Das Vermächtnis, das einst nur die Segelflieger hüteten: „Volk,-flieg du wieder!", hat sich im nationalsozialistischen Freiheitskampf erfüllt. Ueber Deutschland steht in diesen Wochen das Kampflied seiner Flieger, das Englands Untergang bis zum Ende begleiten wird, das vom ganzen Volk mitgesungen und von der ganzen Welt vernommen wird:
„Hört ihr die Motoren singen: Ran an den Feind!"
Krieg in der Wüste
Italiens Vorstoß über die ägyptische Grenze — Der politische und geographische Hintergrund
NSK Die Vertreibung der Engländer aus dem ägyptischen Erenzpunkt Sollum leitete eine italienische Unternehmung ein, die in der Geschichte von jedem Standpunkt aus als besonders kühn gekennzeichnet werden mutz. Der Tatsache, dah eine neuzeitliche Truppe mit ihrem vielseitigen Bedarf in diesen Teil der Libyschen Wüste kämpfend vordringt, mutz jeder Kenner der wirklichen Wüste höchste Bewunderung zollen.
Dir Trostlosigkeit, die Dürre, die Kahlheit und gleichzeitig der Eefahrenreichtum dieser riesenhaften Weiten unter ewig grell scheinender, weitzglühender, brennender Sonne lassen sich erleben, aber in Worten nicht auch nur annähernd eindrucksreich veranschaulichen. Hier wird jeder Schritt zur Qual. Der ausdörrenden Glut des Tages folgt erbarmungslose Kälte in der Nacht. Tem- peraiurgurz uno Teinperaturangleg vouzieyen gcy >o ra^cy, oatz keine Gewöhnung eintreten kann. Trotz aller Trockenheit ist man in dieser Wüste nicht einmal vor dem schlimmsten aller Witterungsübel, feuchter Kälte, sicher. Bei Nordwind, der hier wuchtig, atemhemmend durchstreicht, vermittelt der Uebergang aus der Sonne in den blauschwarzen Schatten einer Erhebung einen ähnlich unfreundlichen Eindruck, bringt genau so zum Frösteln wie der Weg aus deutscher Sommersonne in einen Kühlraum.
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In der Sonne ist es viel zu heiß, im Schatten viel zu kalt. Nicht einmal die Eisbildung ist den wenigen Bewohnern dieser Wüsten, den Menschen in den fünf „Großen Oasen", etwas Ungewohntes.
Ganz Kultur-Aegypten ist eine durch den Nil geschaffene Oase in der Sahara. Fehlte der Fluß, dann würde die lähmende Trostlosigkeit des neuesten Kriegsschauplatzes sich bis zum Roten Meer hin erstrecken. Aber der Nil wälzt gewaltige Wassermassen heran und ist deshalb umdrängt von der Eesamtbevölkerung des Landes. Aegypten ist doppelt so groß wie das Deutsche Reich. Die 14 Millionen zählende Einwohnerschaft ballt sich aber aus einem Raum von nur 38 000 Quadratkilometern zusammen. Das ist nahezu haargenau die Ausdehnung Hollands. Mit 8 Millionen Einwohnern sind die Niederlande bei einer Bevölkerungsdichte von 232 auf den Quadratkilometer eines der dichtest bevölkerten Länder der Erde. 2m ebenfalls wahrlich dicht besiedelten Deutschen Reich kommen „nur" 140 auf den Quadratkilometer. In Aegypten sind es 403 auf dem gleichen Raum!
So viele Menschen können auf so engem Raum besser als auskömmlich leben, weil die überschwemmten oder künstlich bewässerten Nilbereiche bis zu drei stets üppige Ernten ermöglichen. Unsicherheit in diese naturgegebene schöne Sicherheit, der Grundlage der großartigen altägyptischen Kultur, ist durch die Engländer hineingetragen worden. Sie entwickelten Aegypten mit dem Ziel der Lähmung des nordamerikanischen Üeberge- wichts zu einem der ersten Baumwolländer der Erde und zwangen dadurch dem Lande nahezu eine Monokultur auf.
Noch stärker als die wirtschaftliche Ordnung Aegyptens unterdrückt England seit dem Anfang der achtziger Jahre jedoch die politische und kulturelle Unabhängigkeit. Höher als die Zahl der Jahre von damals bis heute ist die Ziffer der uneingelösteu englischen Versprechungen an Aegypten, dem Lande seine Unabhängigkeit wiederzugeben. Die unabsehbare Zahl der englischen Wort- und Vertragsbrüche, das ungeklärte Verhältnis der englischen Truppen zu der ägyptischen Armee, klar nur einmal, als England die ägyptischen Truppen brauchte, um — angeblich für Aegypten, in Wirklichkeit für stch selbst — den Sudan zu erobern, die sich ständig jagenden Krise und Wiederversöhnungen gestalten die ägyptische Gegenwart friedlos und unruhevoll.
In den allerletzten Jahren sieht sich Aegypten in ständigem A l a r m z u st a n d. England vermehrte vertragswidrig aus nichtigen Ursachen die Besatzungsstärke. Der Secret Service überspannte das ganze Land mit seinen lleberwachungsorganen. Fährt man beispielsweise abends und nachts auf den guten Straßen von Port Said nach Kairo, dann kann es geschehen, daß man auf dem rund 200 Kilometer langen Wege acht- bis zehnmal zu Kontrollzwecken angehalten wird.
Im Verlaufe des Krieges zeigten sich die Engländer echt recht als Herren im Lande. Sie zwangen Aegypten eine sinnwidrige Kriegspolitik auf und beglückten es mit der Zusammenziehung großer Teile der sogenannten Armee des Mittleren Ostens. Australier, Neuseeländer und Rhodesier werden angesichts der Pyramiden von Gizeh zu Soldaten gedrillt und durch LOUsten- manöver auf kommende Ereignisse vorbereitet. Das Verhältnis zu den ägyptischen Truppen ist so schlecht, daß diese schon mehrfach meuterten.
Wüstenmanöver sind gewiß hart, aber doch noch lange kein Wüstenkrieg. In seiner härtesten Wirklichkeit zeigten sich die Italiener englischen Truppenteilen, die ihnen entgegentraten, voll überlegen. Italien erösfnete den Kampf auf libysch-ägyptischen Boden mit der Rüstung seiner Erfahrungen im nordasri- kanischen Krieg, nicht zuletzt auch der Erprobung seiner Heereseinrichtungen für die Truppenversorgung über erhebliche Streiken hinweg, weit von den Nachschubmittelpunkten entfernt.
Italien kämpft gegen England, nicht gegen Aegypten, solange es ihm als solches aus eigenem Entschluß nicht entgegentritt. Aegypten erlebt den Krieg, weil es bislang die englischen Unterdrücker, die Aegypten in jeder nur möglichen Hinsicht für englische Zwecke zu erpreßen suchten, nicht abzuschütteln vermochte. Englands Stellung in Aegypten erscheint nach außen hin sehr stark. Wieviel sich davon unter der ersten Gewaltprobe echt und standhaft erweist, wird d ie allernächste Zukunft erkennen lasten.
, Flugzeugabstürze in USA. Bei Vloomfield (Kentucky) stürzte ein Armee-Flugzeug ab. Der Pilot wurde getötet. Bei Jacksonville (Florida) entdeckten Flugzeuge der Küstenwache im Sumpfgebiet des südöstlichen Teiles des Staates Georgia das Wrack eines Armee-Flugzeuges. Man nimmt an, daß es sich um das Flugzeug handelt, mit dem Brigade- general Honeycutt und zwei Offiziere den Tod fanden.
Städte wandeln ihr Gesicht
Posen, Hohensalza und Litzmaunstadt
Von dem in den Gau Wartheland entsandten NSK.-Sonder- berichterstatter
NSK. Auch ein Bauernland braucht kraftvolle Städte, die Mittelpunkt sind der Führung und Verwaltung und die das Kulturleben aufbauen, leiten und weiterbilden sollen. Städte, die dem Warenaustausch dienen und eine auf die landwirtschaftlichen Notwendigkeiten abgestellte Industrie entwickeln. Im Gau Wartheland fallen diese Aufgaben in besonderem Maße den drei aufblühenden Städten Posen, Hohensalza und Litzmaunstadt zu.
Posen vor allem, der Eauhauptstadt mit rund 280 000 Einwohnern. Wer sie kurz nach dem Einmarsch der deutschen Truppen sah und jetzt nach einem Jahr wiederkommt, ist Zeuge des machtvollen Aufbauwillens, der da herrscht. Die Stadt hat wieder ihr deutsches Gesicht'bekommen, Sauberkeit und geputzte Fassaden, namentlich um das Rathaus herum, fallen auf. Handel und Wandel allüberall. Das sagt sich so leicht, aber es hat ungeahnte Tatkraft dazu gehört. Der Oberbürgermeister erzählt, wie er die Stadt ganz ohne Betriebskapital anfand, wie in der Stadtverwaltung kein einziger deutscher Beamter saß und von den polnischen die Hälfte auf und davon gegangen war. Nun hat die Partei Ordnung geschaffen. Ueberall ist man am Werk. Straßen werden verbessert, auch der Umbau des Posener Schlosses schreitet fort, der Alte Markt um das Rathaus wird zu einem Schmuckkästchen gestaltet — die endgültige großzügige Planung ist aber der Zeit nach dem Kriege Vorbehalten.
So auch zum wesentlichen Teil der Wohnungsbau: 30 000 Wohnungen stehen auf dem Programm! Der Generalbebauungsplan sieht weiter Umgehungsstraßen vor und knapp südlich soll auch die Reichsautobahn vorüberziehen; das Stadtgebiet selbst wird von 7000 auf 15 000 Hektar vergrößert. Die Posener Mess wird bereits im nächsten Jahr die Auferstehung feiern und es braucht nicht besonders betont zu werden, daß sie vorwiegend auf die Landwirtschaft abgestellt sein wird.
Im fruchtbaren kujawischen Landstrich: liegt Hohensalza; die Zuckerindustrie hat hier, kommt manfoom Süden, das Bcld der Stadt und ihre nächste Umgebung niicht unwesentlich beeinflußt. Hohensalza ist, so kündet eine Tafel, an der Stadtgrenze, vollkommen judenrein und damit ist eine Vorbedingung geschaffen für den weiteren Ausbau der heute 35 00» Einwohner zählenden Stadt zum Kurort. Ein weitflächiger uydfheute selbstverständlich
gepflegter Kurpark ist der Mittelpunkt der Kuranlagen. Sole und Moor sind die Heilmittel. Da muß das reizende Theater genannt werden, das in undenkbar kurzer Zeit aus einem alten Saalbau umgestaltet wurde, in bewußt schlichter und edler Linienführung.
Die größte der drei Städte ist Litzmannstadt. Zu Ende des 18. Jahrhunderts wies das Dorf Lodsch kaum 44 bewohnte Häuser auf. Deutsche Bauern haben den Grundstein gelegt, deutsche Bürger den Aufbau weitergetrieben und noch im Jahre 1860 waren von den damaligen 40 000 Einwohnern zwei Drittel Deutsche. Immer mehr und mehr füllten polnisches Arbeiterproletariat und jüdische Händler die Straßen, das deutsche Element trat immer mehr und mehr zahlenmäßig zurück. Mit 70 000 bildeten die Deutschen 1939 nur mehr ein Zehntel der Eesamtbevölkerung. Mit 11 400 Menschen auf den Quadratkilometer ist Litzmaunstadt die dichtest bevölkerte Stadt von Mitteleuropa, in dessen anderen Städten im Durchschnitt 2500 bis 3000 Menschen auf den Quadratkilometer wohnen.
Was die deutsche Verwaltung zur Lösung der Judenfrage — mehr als eine Viertelmillion dieser Schmarotzer lebte hier vom Fleiß anderer — getan hat, ist schon allgemein bekannt geworden: Die Juden sind in einem eigenen Stadtviertel unter sich, das übrige Litzmaunstadt ist judenfrei.
Der Aufbau hier ist wesentlich schwerer als in den anderen Städten; galt es doch vor allem, die umfangreiche Textilindustrie zu erhalten. Sie sieht auf den ersten Blick überbesetzt aus. Denkt man jedoch an den gewaltigen Bedarf der Landwirtschaft, so braucht man um die Zukunft der Fabriken nicht bange zu sein. Daß man bestrebt ist. die industrielle Grundlage der Stadt nicht allein aus dieser Monokultur zu belasten, ist selbstverständlich und es ist schon der Aufbau von auf landwirtschaftliche Notwendigkeiten ausgerichteten Industrien im Gange. So wird die Zellwoll AE. der Hermann-Eöring-Werke hierher kommen und von hier aus die gesamte deutsche Landwirtschaft mit Erntebindgarn versorgen.
Immer mehr und mehr bekommt die Stadt ein deutsches Gesicht, soweit das bei der baulichen Struktur von heute möglich ist. 20 000 Deutsche sind seit einem Jahr schon neu angesiedelt und im Verlaufe eines Monats kommen noch 10 000 Deutsche hinzu. Ein deutsches Theater hat sich aufgetan.
Drei Städte im Wartheland mit verschiedenartigen Gesichtern, doch mit einer Aufgabe: Nicht als isolierte Körper für sich zu leben, sondern sich einzusügen in die Struktur des Gaues, ja noch mehr, sich in ihrem Leben den Aufgaben, zu denen der Gau berufen ist, unterzuordnen. Dr. H. L.