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Nr. 207

Mittwoch, äen 4. Zeptember 1940

114. Jahrgang

England kommt nicht zur Ruhe

Am Montag 93, bis Dienstag mittag 54 Feindflugzeuge vernichtet 59V. Luftsieg des Zerflörergeschwaders 76

Italienische Flieger erzielten Volltreffer auf Schlachtschiff und Slugzeugträger

Berlin, 3. Sept. Wie das DNB. erfährt, sind seit dem Bormittag des Dienstags wieder deutsche Fliegerverbände zum Angriff gegen England unterwegs. Im Norden vo» London wurden militärische Anlagen angegriffen, iu Siid- england sind verschiedene Ziele mit Bomben belegt worden.

Es entwickelten sich wieder Luftkämpfe. Nach den bis Mittag vorliegenden Meldungen wurden bereits 39 bri­tische Flugzeuge abgeschossen und weitere 15 am Boden zerstört.

Ser deutsche Wehnnachtsbericht

83 feindliche Flugzeuge vernichtet 5VV. Luftfieg eines deutschen Zerstörer-Geschwaders Erfolgreiche Tag- und Nachtangriffe unserer Kampffliegerverbände

MB Berlin, 3. Sept. Das Oberkommando der Wehr­macht gibt bekannt:

Am 2. September griffen unsere Kampf-undJagd- verbände, wie bereits bekanntgegeben, feindliche Flug­plätze in Süd-England an. In Hornchurch, Eravesend, East- church, Detling wurden Hallen und Unterkünfte durch Vom- beutresser zerstört und zum Teil in Brand gesetzt. Dabei lm es zu einer Reihe von Luftkämpfen, die für unsere Megerverbiinde siegreich verliefen.

Nachtangriffe unserer Kampffliegerverbände rich­tete» sich gegen Hafenanlagen an der englischen West- und Meiste, gegen Werke der Rüstungsindustrie in Mittel- England und gegen Flugplätze. So wurden die Häfen von Liverpool, Swansea, Bristol, Plymouth, Portland, Pools und Portsmouth und Rüstungswerke in Birmingham, Co­ventry und Filton mit Bomben belegt. An mehreren Stel­len entstanden starke Brände.

Das Verminen britischer Häfen wurde fortgesetzt.

Britische Flugzeüge warfen in der Nacht in West- und Südwestdeutschland an verschiedenen Stellen Vom- ° e n. Außer der Zerstörung eines ländlichen Anwesens ist «der Sach- noch Personenschaden angerichtet worden.

Der Feind verlor gestern insgesamt 93 Flugzeuge, davon wurden 86 feindliche Flugzeuge in den Luftkämpfen am Tage, ein Flugzeug durch Nachtjäger, eines durch Flakartil­lerie und eines durch Flakartillerie der Kriegsmarine abge- !Wsen und vier am Boden zerstört. 23 eigene Flugzeuge «erden vermißt.

Das Zerstörergeschwader 76 hat seinen 5VV. Luftfieg er­äugen.

Der italienische Wehrmachtsberichl

Englische Flottenformation im Mittelmeer angegriffen Bombenvolltreffer auf Flugzeugträger, Schlachtschiff» Kreu- und Zerstörer Malta erneut bombardiert Eng­länder beschießen italienisches Lazarett-Flugzeug

DM Rom, 3. Sept. Der italienische Wehrmachtsbericht hat senden Wortlaut:

Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt:

»Eine feindliche Flottenformation, die im mittleren Mittel- ^ "kündet wurde, ist von unserer Luftwaffe gestellt und angegriffen worden. Die heftige Flakabwehr und ^Epfe mit den feindliche» Jagdflugzeugen konnten dem Angriffsgeist unserer Bomber-Verbände und «Isk»"^!^^amvfbomber lPicchiatelli"j nicht daran hindern, itm- Ergebnisse zu erzielen. Ein Flugzeugträger ist «id I ^ V"? getroffen worden, ein Schlachtschiff, ein Kreuzer Zerstörer erhielte« Volltreffer und wurden schwer be- iS»» feindliche Flugzeuge wurden im Kampf abge- «im- , obigen Ergebnisse find durch photographische Aus- o >en kontrolliert worden.

Zwischenzeit wurde der Flottenstützpunkt Malta heftig

Flugzeuge find nicht zurückgekehrt.

«ouKgckLazarett-Wasserslugzeuge, das die ^Mn-benen Abzeichen des Roten Kreuzes trug, ist ange- »ach beschossen worden, während es sich auf der Suche

Zn gestürzten Flugzeugen befand,

waaen feindliche Truppenlager und Lastkraft-

wnden ^°babi am Fluß Adbara lSudan) bombardiert

bei der im gestrigen Heeresbericht gemeldeten lungen au/"^ """ Assab belaufen sich nach weiteren Feststel- r>wa 2« Verwu d°^ ^^iener und acht tote Eingeborene sowie

Flugzeuge, di« wie gewöhnlich aus der Schweiz s«'s,rtj " Ortschaften Rorditaliens überflogen. Durch Loin^n ns,», - brr Abwehr konnten sie nur auf Genua

>2 8envui>n»t "" ""ter der Bevölkerung zwei Tote und k«d. Drei beklagen sind. Der Sachschaden ist unbedeu-

bei^"^g* Ünd von der Flak brennend abgeschossen ' zwei weiteren ist der Abschuß wahrscheinlich.

Wieder über der Schweiz

Genf, 3. Sept. Zur Ueberfliegung der Schweiz wird vom Ar­meeblatt folgendes Communiqus ausgegeben:

In der Nacht vom 1. zum 2. September haben wieder fremde Flugzeuge unseren Luftraum durchslogen. Die Alarmsirenen sind an mehreren Orten der Westschweiz und in St. Gallen in Tätig­keit getreten. In der Nähe von Au bei St. Gallen wurden einige Bomben auf freies Feld abgeworfen. Es werden keine Verletzten gemeldet. Im St. Ealleschen Rheintal haben die Truppen das Feuer auf die Flugzeuge eröffnet. Eine Untersuchung über die Nationalität der Flugzeuge ist eingeleitet."

An näheren Einzelheiten wird noch gemeldet, daß von den Flugzeugen zunächst Brandbomben abgeworfen wurden und anschließend mehrere Explosivbomben. Die eine der Bombe« ex­plodierte auf der Uferböschung des Rheins, die Splitter einer anderen Bombe beschädigten Häuser in der Ortschaft Oberfahr. Nach weiteren Meldungen von zuständiger Stelle dürfte es sich um mehr als 29 Flugzeuge gehandelt haben.

Wie stets kamen die englischen Flugzeuge aus der Schweiz." Diese nüchterne Feststellung des italienischen Hee­

resberichtes wird in römischen politischen Kreisen als eine un­mißverständliche Warnung an dieneutrale" Schweiz gedeutet. Man hat sich in der Schweiz indigniert gezeigt, daßEiornals d'Jtalia" schon vor einigen Tagen von deruntätigen" schwei­zerischen Neutralität sprach; aber glaubt man in Bern und Zürich im Ernst, daß einige Noten und einige erwiesenermaßen wir­kungslose Schüsse der schweizerischen Flak ausreichen, um die Neutralitätsverpflichtungen zu, erfüllen, die der Schweiz gegen­über sämtlichen Kriegführenden obliegen? Die Engländer haben auf die Schweizer Proteste mit dem Ausdruck höchsten Bedauerns und feierlichen Verpflichtungen geantwortet, gleichzeitig aber wurden den englischen Fliegern Befehle gegeben, ruhig die alte Ronte nach Oberitalien zu flie­gen und die hell erleuchtete Schweiz als Orientierungsmöglich­keit und Wegweiser zu benützen. Man hält es in Rom für an­gezeigt, Bern nachdrücklich auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen. Außer Noten, die noch dazu mit unerhörtem Zynis­mus gleichsam vor den Augen des lleberreichers zerrissen und in den Papierkorb geworfen werden, gebe es jo auch noch andere Mittel, mit denen ein Staat einem notorischen Rechtsbrecher gegenüber sein Recht durchsetzen könne.

London hatte siebenmal Lustalann in 24 Stunden

Fabriken und Oellager in der englischen Hauptstadt getroffen Millionen englischer Arbeiter faßen still"

DNB. Genf, 3. Sept. Wie Reuter meldet, wurde heute um 11 llhr,als das zweite Kriegsjahr begann", der erste Luftalarm in London gegeben, dem weitere folgten. Die Zeitangaben darüber gehen auseinander.

lleber die vergangene Nacht berichtetDaily Mail":Kurz nach Eintritt der Dunkelheit gab es in London zwei weitere Alarme, sowie einen dritten nach Mitternacht. Es war der siebente innerhalb von 24 Stunden". Zwar versucht die Lon­doner Zeitung, die Wirkung derBombensalven" über verschie­denen Teilen der Stadt herabzusetzen, muß aber schüchtern zugeben, daß Fabriken und Oellager schwer getroffen wurden.

Daily Expreß" schreibt:Seit drei Wochen läuft alles in die Luftschutzkeller. Millionen englischer Arbeiter saßen still. Die­ses Jmkellersitze» hat uns eine Menge lebenswichtiger Arbeit gekostet, die wir nie wieder einholen können.

Traurige Jahresbilanz derTimes"

Unaufhörliche zerschmetternde Schläge"

lleber die pessimistische» Phantasien hinaus". -Militärische Talente, die Moltke oder Ludendorsf keineswegs nachstehen."

Das stolze Frankreich nach drei Wochen in Staub"

DNB. Bern, 3. Sept. Ganz offensichtlich hat der 3 .Septem­ber in London sehr trübe Gedanken ausgelöst. Der naheliegende Vergleich mit dem, was England vor einem Jahre wollte, als es mutwillig den Krieg vom Zaune brach und dem, was inzwi­schen geschehen und für die nächste Zeit zu erwarten ist, wirkt so deprimierend, daß selbst dieTimes" sehr klein geworden ist.

Zwar bemüht sich das Blatt krampfhaft in einem Artikel Das erste Jahr", dem Volke Hoffnungen aus einAbebben der Flut" zu machen, an die es wahrscheinlich selbst nicht glaubt, kann aber nicht umhin, die Ueberlegenheit der deutschen Wehr­macht und ihre vernichtenden Erfolge im erste« Kriegsjahr zu­zugeben. Wenn selbst dieTimes" einen solchen Ton anschlägt, muß cs auch dem größten Optimisten klar werden wie es um England bestellt ist.

Im allgemeinen, so schreibt nämlich die maßgebende englische Zeitung, sind die Verluste an Menschenleben in diesem Kriege viel geringer gewesen, als man vor einem Jahre vorauszusagen wagte. Andererseits haben wir eine weitaus schlimmere Reihe von strategischen Zusammenbrüchen erlitten, als sich selbst die pessimistischste Phantasie damals vorstellen konnte.

Einer nach dem anderen unserer Verbündeten ist durch un­aufhörliche zerschmetternde Schläge getroffen worden. Sie be­weisen, daß Deutschland heute den härteren Geist Bismarcks übertrumpft und daß es über militärische Talente verfügt, die einem Moltke oder Ludendorsf keineswegs nachsteheu". Nachdem dieTimes" das Schicksal Polens, Norwegens, Hollands und Belgiens beklagt, fährt sie fort:Schließlich hat die mächtige Sichel der deutschen Attacke die großen Armeen Frankreichs glatt durchschlagen, die britischen Streitkräste ans Meer getrieben und die für uneinnehmbar gehaltene gehaltene Maginot -Linie ver­ächtlich beiseite geschoben, so daß die stolze Republik «ach drei Wochen Krieg am Boden lag".

Fürwahr eine für England traurige Bilanz, die dieTimes" mit diesem Geständnis ziehen muß, sie wird auch dadurch nicht bester, daß das Blatt wieder einmal den Rückzug des geschlage­

nen Expeditionskorps aus Dünkirchen als großenErfolg" z« feiern versucht. Der kärgliche, durch nichts begründete Optimis­mus, zu dem sich das Blatt noch aufzuschwingen versucht, wird ebcnso verfliegen, wie die Siegestrompeten, die vor einem Iahe übermütig aus seinen Spalten klangen, verstummt sind.

DerDaily Telegraph" berichtet am 2. September, am Sams­tag sei ein englischer Flieger, der mit dem Fallschirm über einer Vorstadt Londons abspringen mußte, von einer Menschenmenge für einen Deutschen gehalten und fast ge­lyncht worden. Ein Stratzenbahnschaffner, der den Flieger als Engländer erkannt habe, habe Lurch sein DazwischSntreteu den Mord verhindert. Unter der Menge hätten sich auch viek Mitglieder der Heimatwehr befunden. Das sind die Folge» der wüsten Hetze zum Heckenschützenkrieg. Die offene Aufforderung der englischen Regierung und anderer Behörden zur Ermordung der in Lustnot befindlichen deutschen Flieger trägt bereits Früchte, allerdings Früchte, wie sie Churchill, Eden und Genossen wohl nicht gewünscht haben. Daß unter der mordgierigen Menge viele Mitglieder der sogenannten Heimatwehr waren, bestätigt nur alle Nachrichten über die moralische Qualität dieser Auchsoldateu.

Nachdem es der englischen Regierung nicht gelungen ist, durch die zahlreichen Bettage die Hilfe für den von der englischen Negierung heraufbeschworenen Krieg herabzuslehen, soll nun­mehr nach einem Vorschlag aus englischen Kirchenkreisen, den die Times" veröffentlicht, znm Beten auch noch das Fasten rreten. Der nächste Bettag am 8. September soll, so wird von den Geistlichen vorgeschlagen, gleichzeitig auch als Fasttag begangen werden. Das Kabinett Churchill steht diesem Vorschlag nicht feindlich gegenüber, weniger weil es sich davon irgend einen Einslutz auf den Himmel verspricht, sondern weil ei» solcher Fast­tag einige Lücken in der immer knapper werdenden englischen Nahrungsmittelverjorgung schließe« würde.

Blockadefahrt gegen England

Nekordboot der deutschen Flotte: 293 999 BRT. versenkt Jeder Torpedoschuß trifft Englands Lebensnerv Von Kriegserichter Herbert Kühn

DNB .. .., 3. Sept. (PK.) Unter dem leuchtenden Sternen­himmel eines warmen August-Abends geistern die grellen Schein­werfer. Kurze seemännische Kommandos erklingen von der Brücke: U..." läuft von Fernfahrt gegen England kommend in den Hafen eins Nach schneidigem Manöver liegt das Boot am Pier fest.

Als erster klettert Korvetten-Kapitän Rösing, der Komman­dant des Rekord-Bootes der deutschen Unterseebootswaffe, an Land und meldet dem Stützpunktleiter seine Heimkehr und sei­nen stolzen Erfolg.

Sieben weiße Siegeswimpel wehen am Sehrohr leicht im lauen Atlantikwind. Sieben Dampfer mit insgesamt 48 990 Tonnen? Damit hat dieses U-Boot als erstes deutsches Unterseeboot die 200 009 Tonnen-Erenze überschritten. Fürwahr ein stolzer Erfolg deutschen Kampf- und Siegeswillens, ein Triumph deutscher Technik schlechthin und das glänzendste Zeug­nis deutscher Seegeltung.

Wir sitze» noch in der Nacht gemeinsam am Tisch, vier Unter­seebootskommandanten sind unter uns, Korvettenkapitän Rö­sing, der Held des Tages, Kapltänleutnant Kretschmer, der erst kürzlich für seine Heldentaten vom Oberbefehlshaber der