Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Samstag, de« 17. August ISIS
Raps- und Wsenbau im bäuerlichen Betrieb
Von Landesökonomierat Karr
Es darf heute schon zur Ehre unserer Bauern und Landwirte im Bezirk gesagt werden, dag sie dem Ruf nach verstärktem Anbau von Winterölfrüchten zu folgen gewillt sind. Das Anbausoll innerhalb der Kreisbauernschaft Ealw wird voraussichtlich voll erfüllt werden. Was ist nun beim Anbau von Raps -und Rübsen, dieser für einige Ortsbauernschaften neuartigen Gewächse zu beachten?
Für deren erfolgreichen Anbau ist eine erste Voraussetzung die Schaffung eines möglichst gartenmäßigen, garen Saatbettes; denn nur in einem solchen können die kleinen Sämchen gleichmäßig keimen und die wachsenden Pflänzchen in rascher Entwicklung die drohenden Schädlinqsgefahren überwinden. Die Schaffung eines solchen Saatbettes gelingt in der Regel am besten nach umgebrochenem Klee oder nach Futtergemenge. Aber auch Roggen und Gerste und mitunter auch Hafer lassen noch eine genügende Vodenfeinheit erzielen, wenn nach ihrer Aberntung sofort Stallmist (etwa 200—280 Zentner je Morgen) oder Pferch ausge- öracht werden Der möglichst weitgehend verrottete Mist muß sofort gestreut und in mitielticfen nicht zu breiten Furchen vollständig untergebracht werden. Hinterher läßt man das FM so lange als möglich sich setzen, um es vor der Saat einige Male, zuerst mit der schweren, dann mit der leichten Saategge gründlich durchzueggen. Wo zu diesen Arbeiten die Zeit nicht reicht, muß die Ringelwalze als Notbehelf eingreifen und den Boden festigen. Hinterher sollte aber durch die Feinegge für die nötige Krümelung des Bodens gesorgt werden.
Neben einer reichlichen Stallmistversorgung wollen Raps und Rübsen aber auch eine gehörige Kunstdüngergabe von 4 Pfund -lOprozentiges oder äOprozentiges Kalisalz und womöglich von 0 8 Pfund Thomasmehl je Ar, welche man vor dem Streuen sorgfältig mischt und vor der Saat gleichmäßig im Boden ver- eggt. In nicht gerade triebige Böden, vor allem zu Raps, der etwas mehr Nährstoffe braucht als der Rübsen, gehört gleichzeitig auch 1 Kg. Kalkstickstoff (zur Unkrautbekämpfung) oder dieselbe Menge an Kalkammonsalpeter bzw. an schwefelsaurem Ammoniak.
Wer genügend Arbeitskräfte oder eine Hackmaschine hat. kann Raps oder Rübsen mit einem Reihenabstand von 88—40 cm. (lei der 1,5 Nieter breiten Maschine mit 4 Scharen, bei der 1,78 Meter breiten mit 5 Scharen) säen. Bei den heutigen Verhältnissen aber wird man vielfach auf eine Drillweite von 50 cni. gehen niüssen, also bei der 1,5 Meter breiten Sämaschine also mit 3 Scharen säen müssen, damit zwischen den Reihen der
Hackpflug arbeiten kann. Rübsen sät man auf etwa 30 cm. Drillweite, da er weniger Blattmasse entwickelt als der Raps.
In der ersten Zeit ist auf das Sauberhalten von Unkraut sehr zu achten, späterhin halten sich dann Raps und Rübsen von selbst tauber.
Als günstigste Saatzeit kommt für diese Früchte in hiesiger Gegend allgemein die Zeit vom 15 bis 25 August in Betracht, Rübsen kann allerdings auch erst gegen Ende dieses Monats oder noch zu Anfang September ausgesät werden. Raps und Rübsen dürfen ruhig etwas üppig in den Winter kommen, nur Stengel treiben dürfen sie bis dahin noch nicht. Auch scheinbar erfrorene Saaten treiben im Frühjahr meist noch einmal aus. Als Saatmenge rechnet man bei uns mit 100—120 Gramm je Ar. Stets säe man mit abgehängten Gewichten, also so flach wie möglich, dann gibt es weniger Auswinterungsschäden. Zu lockeren und trockenen Boden walzt man vor der Saat an. Gut ist es, den Raps bzw. Rübsen vor Winter mit Pflug oder Handhacke durchzuhacken und leicht anzuhäufeln, sie erfrieren dann weniger. Allzu üppige Saaten lichtet man im Herbst unbedenklich dadurch aus, daß man mit der Hackmaschine, zur Not auch mit einem Kultivator oder mit einer Schaaregge, quer durch die Reihen fährt, und zwar, wenn die Pflanzen noch klein sind, etwa mit dem 6. Blatt, damit die Hackschare bzw. Zinken die ausgerissenen Pflanzen noch freigeben. Auch kurzes Abhüten durch den Schäfer kann vorteilhaft sein, freilich nicht, wenn die Pflanzen gefroren sind. Sinnlos ist das sogen. „Schröpfen", d. h. das Äbmähen der Blätter im Herbst, da die Pflanzen dadurch viel zu stark geschwächt werden und unter Umständen hinterher absterben. Gegen Erdflöhe als Hauptschädlinge im Herbst läßt sich wenig machen. Empfohlen wurde schon ein kurzes Waschen des Saatgutes mit Terpentin oder Erdöl, welche vermöge ihres unangenehmen Geruches die Schädlinge etwas fernhalten.
Nach Winter, bevor die erste Frühjahrswärme in den Boden cinzieht, gibt man dem Raps bzw. Rübsen eine reichliche Stickstoffgabe von 4—6 Pfund je Ar an Kalksalpeter, Kalkstickstoff oder schwefelsaurem Ammoniak auf die trockenen Pflanzen und hackt dann möglichst bald 1—2 mal flach durch. — Damit sind die wichtigsten Saat- und Pflegemaßnahmen geschehen; nur durch Frost hochgezogene, zu locker sitzende Oelsaaten werden vor dem Hacken mit der Ringelwalze bei abgetrocknetem Boden überwalzt.
Ueber die Behandlung der Oelpflanzen bei der Ernte werden später weitere Ausführungen folgen».
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wurden, ist durchaus zufriedenstellend. Die Leute leben förmlich aui und sprechen sich vor allem auch über die ihnen zuteil werdende Behandlung außerordentlich anerkennend aus.
Wann kommen wir nach Hause?
Es ist klar, daß die Gefangenen den einzigen Wunsch haben, bald nach Hause zu kommen. Sie fragten uns mehr als einmal, wann dies der Fall sein werde. Wir konnten ihnen jedoch mit aller Deutlichkeit klar machen, daß sie die Schuld ihrer Regierungen und vor allem der britischen Kriegshetzer mindestens noch so lange am eigenen Leib zu büßen haben würden, bis England leine restlose Vernichtung erfahren hat. In diesem Sinne waren M dann auch Besucher und Gefangene einig, und wir können die Worte eines Franzosen restlos unterstreichen, als er in diesem Zusammenhang die Feststellung traf: „Wann wir nach Hause kommen, weiß ich nicht. Das eine aber ist mir klar, daß die Deutschen ihre Operationen auch gegen England so lange und sorgfältig vorbereiten, daß es dann vollends schnell geht, vielleicht schneller, als wir uns heute vorstellen können!"
(mp) Dr. Max Löffler.
„Mir Han güet geläbt"
W>r geben im folgenden eine in den „Straßburger Neuesten Nachrichten" erschienene Plauderei wieder.
Zwei alti Stäckelburjer Han sich die Däj am Kläweres aetrofe. "Lüj do". hett der Emil g'saat, „d'r Fritz isch a Widder do." - „Aa, dü bischs, i hält di fascht net gekennt. M gehts d'r nun was macht d' Mamme?"
Ist Emil heit sich nit lang bettle lon unn hett der Reih „och verzehlt, was se silter ein letschte September alles mit- „eiiilicht Han. s' isch des gliche Lied g'sin, wie bi viele Wsser, die wo ziiem echtste inol ins Innere komme sin sich die Sach ganz andersch oorgeschtellt Han g'hett wie 's in Wirklichkeit dann isch g'sin. Schnn die Fahrt in de Bichwäje hett ne gar nit gepaßt, unn daß se vier, sinf Däj uff der Bahn rumgeläje sin, daß ne d'Kinder „Boches" noch- gebrielt Han nnns Schlimmste, se Han miehn in Stall unn Nichkiche schloofe. Do isch ne d'r Reschpäckt vor de Franzose uff aamol richti vergange.
Io", hett d'r Emil g'saat, „ich Hab satt vnn derc Wirtschaft krejt. Minsechs, so ebbs hält ich mer nit traame lon." Der Fritz hett numme e bessel dnrich d' Zähn gepfiffe, wie d'r Emil so gebabbelt hett. „Mintwäje", hett er dann g'saat, „ich kann d'r nit ganz unrücht gänn. Se Han uns nit grad sin behandelt. Awwer weisch, aans mecht i d'r doch saawe. Wenn i dran denk, daß mer die letschte zwanzich Iohr unseri Wej g'hett bau, daß mer nit wisse, was kommt unn daß mer im Elsaß unter de Franzose güet geläbt Han..."
„Aa", hett sich do d'r Emil ingemischt, „jetz Heer awwer uff! Ich weiß schun, wo dü nüswidd. Dir isch numme Angscht, daß es nimmi jede Daa zlle drej Kottlettl» unn vier Geggele langt. Unn sunsch isch dir alles wurscht. Hein?" Und wie d'r Fritz nix g'saat hett, hett d'r Emil widderschgemacht: „Ja, mer Han güet geläbt. Iüe güet sogar. Weisch, was mer gemacht Han? G'schloofe Hammer. Enfin, nit emool mir so mich, wie die, wo sich als unseri Herre betracht Han. Unn was sich debi erüskomme? Hesch dü villicht ebbs g'lähn mindere Armee, wo soviel Geld koscht hett wie d'franzeesch? Hesch dü gemerkt, daß sie güet llsgericht isch g'sin odder daß se e b'sundere Geischt hett g'hett? Ich nitt, Se hett nnmme aans, se hett noch dim Evangelium geläbt, se hett güet geläbt. Unn d'Ditsche Han „g'hungert" unn de Kriej gewunne, Meriksch ebbs?"
Wie d'r Fritz als noch widdersch gemüelt hett, isch im Emil d'Geduld gerisse. „Fritz", hett er g'saat, „jetz isch mers egal, ob mir Frind sin g'sin odder nit. Dü brüch mich morje nimm! anzellleje, wenn d' nit widd. Awwer des sawi der noch. Ich bin iwwerzejt, daß s' uns in der nägschte Zitt gar nit so schlackst gehn kann, wie de Franzose. Denn selle ihri Biere sin gässe. 's Ländel isch hin unn 's wurd lang brüche, bis es Widder ufgeböjt isch. Unn wies geht, wenn mer e Kriej verliert, kannsch d'r aa denke. Odder maansch, denne Herre im Frankreich wird ebbs g'schenkt?"
D'r Fritz isch do uff aamol ganz schtill worre. Er hett sine alte Kamerad zerscht lang angelüjt. Dann hett er sini Hand gepackt unn hett g'saat: „Emil, bigott, dü besch rächt. Weisch, ich Hab mer des alles noch gar nit so iwwerlajt g'hett. Awwer aans schtimmt. Uuser Ländel hett Gottsei- dank nit so gelitte wie s' Frankreich, unn mer miehn eijentlich ftoh sin, daß es so güet abgeloffe isch. Unn noch denne Zitte wäre a Widder ändert komme."
„Tuet, güet", hett do d'r Emil g'saat. „Ich Habs jo gemißt, daß d' nit so unvernimpfti bisch, wie d' dllesch. Unn n>k für ungüet. Awwer i Hab ders sawe miehn, will noch so viel nit g'heilt sin vun dem güete Läbe."
In Feindesland
Das Erlebnis eines Arztes aus dem Krieg 187V/7L, erzählt von Eva Gräfin von Vaudissin.
- Der in dieser Erzählung enthaltene Brief über
die Schlacht bei Boissy ist wörtlich ein Originalbries des Vaters der Verfasserin. Als junger Stabsarzt und Leibarzt des Eroßherzogs von Mecklenburg nahm er auch am Einzug unserer siegreichen Truppen in Paris teil.
^ war ungemütlich in diesem Hause, in dem der junge Staös- ^E*tier gesunden hatte — darin irrte sich sein rührend ^ .^Bursche Einfeldt nicht, vom Doktor „Einfältig" genannt,
" chm nichts für seinen Herrn gut genug war. Als er die
Skubenrür aufstieß, fand er den alten Lehrer wie unmer auf dem Sofa sitzend, neben ihm in einer Ecke die kleine schweia- iame Frau und am Fenster, in das Dunkel starrend, die schöne, nichr mehr junge Tochter, deren Antlitz von Gram gezeichnet mar. Irgendein Geheimnis lag über dieser Familie, das der Doktor in seiner rastlosen Arbeit Tag und Nacht nicht zu erforschen luchte. Aber auch er fühlte sich unbehaglich unter diesen Leuten, wenngleich ihn der Hausherr mit verbindlichem Lächeln willkommen hieß und sich nach Neuigkeiten erkundigte. Der Arzt zuckle nur die Achseln. Sollte er hier von seinen Verwundeten erzählen, Freund wie Feind, die das langgestreckte Schulhorts füllten? Nein, während er die dünne Suppe hinunterlöfselts, die Einfeldt ihm eben hingesetzt hatte, dachte er lieber an den Brief, den er am Morgen empfangen, und zog ihn mit der Linken aus der Brusttasche, um auf andere Gedanken zu kommen. „Monsieur haben Familie?" fragte plötzlich eine Stimme neben ihm. Ueberraschl blickte er auf: Dke Tochter stand neben ihm und neigte sich zu der Photographie herab, die eine reizende, junge Frau zeigte, von deren Schoß aus ein kleiner Junge unter einer winzigen Soldatenmütze mit ernsten Augen in die Welt blickte. „Ah. charmant!" stieß das Mädchen aus und berührte mit zitternder Hand das Bildchen. — „Ja, sie ist entzückend, meine Frau", sagte der junge Arzt warm. „Und unser Kind —"
„Ja, das meinte ich, nur das Kind", hörte er in leidenschaftlichstem Ton das Mädchen sagen und gleich darauf ein hartes Räuspern vom Sofa her. Er hob den Kopf und sah die Augen von Vater und Tochter in tödlichem Hatz ineinander brennen. Nein, es durchschauerte ihn: Er verbarg seinen Schatz wieder an seiner Brust und verließ den Raum. Spät in der Nacht weckte ihn Einfeldt, ein neuer Krankentransport war gekommen — und einmal hatte er doch geglaubt, Schritte und dann ein Ringen auf der Treppe zu hören. Als er unten an der nur angelehnten Tür vorüberschritt, trat das Mädchen leise heraus und flüsterte ihm zu: „Seien Sie vorsichtig, Sie sind überall von Feinden umgeben!" Er zuckte die Schultern, eine Mahnung konnte ihn jetzt wenig schützen. Und dann kam ein Morgen, ein Tag und wieder eine halbe Nacht, bis er erschöpft in sein kleines Zimmer zu kurzer Ruhe zurückkehren konnte. Aber er wollte nicht schlafen, all dem, was in ihm nachwogte, mußte er Ausdruck geben. Er griff nach einem Bogen und begann:
„Boissy-St. Leger. 30. 11. 70.
Meine Emmi! Ich schreibe Dir unter dem Eindruck einer gewaltigen, für uns gewonnenen Schlacht; ich schreibe Dir Doch in der Aufregung und in der Ermattung eines blutigen, mühevollen Tages. Es war ein furchtbarer Kampf, gäben's die Götter, es sei der letzte unter den Mauern von Paris! Seit 8 Uhr früh flammte das Feuer und raste der Tod; brennende Dörfer am Horizont und Eranatscherben zu unseren Füßen — stürmende Artillerie und wogende Reiterschlacht, Infanteriekolonnen mit Tambour battant über Felder und Gräben, dazwischen der Leichengesang der Mitrailleusen in höchst verständlichem Französisch. Der Haupangriffspunkt war unsere Vorpostenstellung auf Mont Neslis und in Bonneuil; die Wllrttem- berger Division hatte den Stoß zu tragen, Fort Charenton und Nongeant schmetterten in unsere Reihen, und mehr als einmal
an diesem Tage wandte sich Viktoria verhüllten Hauptes von uns. Das Generalkommando von Obernitz hielt auf der Hohen Straße zwischen Le Piple und Boissy: ich stand keine hundert Schritt von einem Bauernhaus, das in Flammen aufging. Mein Herz pulste bei jedem Schutz, und meine Seele jauchzte bei jeder Attacke! Ordonnanzen auf schäumendem Rotz, Artillerie raste vorüber — dort lohten Feuersäulen gen Himmel, und dort, dort — die tausend beweglichen Punkte, die schwarz und schattenhaft über die Felder glitten, das waren unsere Schützenschwärme, die zum Sturm vorgingen. Salven auf Salven — dann verstummte der Lärm, und nun wußten wir es alle: Nun arbeiteten Bajonett und Kolben geräuschlos für uns. Drüben am Horizont ragte Paris in den Himmel wie sonst, seine goldenen Dome glänzten, und seine Söhne verbluteten. Mit der Sonne dieser letzten Tage werden wohl die letzten trügerischen Illusionen Frankreichs untergehen und fortan bessere Einsicht vielleicht seinen Geistern und mildere Sterne den Fluren seiner dritten Republik leuchten. Die Pariser Armee hat enorme Verluste erlitten. An den Riesenspuren der Weltgeschichte haftet unsägliches Elend — gebe der Himmel, daß der endliche Ausgang den unermeßlichen Opfern entspreche."
Das Licht erlosch. Der Arzt blieb im Dunkel sitzen. Sein Herz bebte. Erst allmählich ebbte sein Pulsschlag ab. Aber — kamen da nicht Schritte, leise, schleichend, die Treppe empor? Er lauschte. Nein, seine Tür war nicht verschlossen. Einfeldt und die Lazarettgehilfen sollten ihn in jeder Minute erreichen können. Seine Hand tastete umher, um seine Pistolen zu suchen, aber sie lagen drüben an seinem Bett. Er lauschte wieder: Hielt man nicht vor seiner Schwelle? Vorsichtig schob er den Stuhl zurück: Es gibt überall Feinde für Sie", hatte das seltsame Mädchen gesagt — und da begann draußen ein Ringen, als wenn Menschen sich hart bedrängen. Er tastete sich zu seinem Bett, Licht durfte er nicht machen — er fand seine Pistole und spannte den Hahn. Da, ein schwacher Schrei aus Frauenmunde — vorwärts stürzte er, jede Vorsicht außer acht lassend. Im selben Augenblick wurde die Tür aufgestoßen, ein dunkler Knäuel drängte.sich herein. „Halt", schrie der Doktor, „halt! Oder ich schieße!"
Eine Sekunde war Stille. Sein Anruf schien die Eindringlinge gelähmt zu haben. Dann hörte er einen unterdrückten französischen Fluch, und jemand bewegte sich vorwärts, auf ihn zu.
„Ich schieße", rief er noch einmal, und da keine Antwort kam, sondern nur das Knacken eines Hahnes hörbar wurde,' schoß er in die Luft. Ein Schrei, wieder aus Frauenmund, erscholl, zugleich polterte es in rasendem Lauf die Treppe empor, auf der Schwelle stand Einfeldt, eine Laterne'in der Linken, das blanke Bajonett in der Rechten. Im schwankenden Licht erkannte der Doktor den alten Lehrer, den von rückwärts, um ihm am Schie, tzen zu hindern, die Tochter umschlossen hielt. Nun schüttelte er das Mädchen von sich ab, um doch gleich in ohnmächtiger.Wut die Flinte auf sie anzstlegen.
„Schieß nur", schrie sie in besinnungslosem Hatz, „es wäre der zweite Mord aus deinem Gewitzen, der erste —", anklagend wandte sie sich an den Doktor, „das war mein Kind, mein kleines, süßes Kind! Mit eigenen Händen hat er es erwürgt! Darum hasse ich ihn, hasse ihn, und nur Ihres Kindes wegen habe ich
A«. kLMreiner
Vas galt immer lckon,imä jetrt erst reckt.