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Nr. 149
Donnerstag, äen 29. Juni 1939
113. Jahrgang
ZapanIwill mit England verhandeln
Tokio, 28. Juni. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte am Mittwoch auf die Anfrage, ob Verhandlungen über die Tientsin-Frage in Tokio geführt worden sollen, daß nach einem Meinungsaustausch der zuständigen japanischen und britischen Behörden die Aufnahme von Verhandlungen in Tokio beschlossen worden sei und daß die Vorbereitungen hierzu in nächster Zeit getroffen würden.
In politischen Kreisen wird erklärt, daß die Regierung in Uebereinstimmung mit allen militärischen und diplomatischen Stellen darauf bestehe, daß vor der Eröffnung von Verhandlungen mit England in Tokio die Eesamtlage dahin geklärt werden müsse, ob England bereit sei, „der neuen Situation in Ostasien Rechnung zu tragen und auf dieser Grundlage mit Japan in China zusammenzuarbeiten". Die britischen Vorschläge, die der englische Botschafter in Tokio bereits angedeu- tet haben soll, liefen lediglich auf eine örtliche Lösung des Konfliktes in Tientsin hinaus, wobei allerdings ein gewisses Entgegenkommen von englischer Seite gezeigt werde.
Londoner Stimmungsmache
London, 28. Juni. Die Londoner Presse verfolgt mit großer Sorge die Entwicklung in Futsch au und Wen tschau, wo die Japaner Truppen zu landen beabsichtigen, bzw. schon gelandet haben. Was die englisch-japanischen Verhandlungsmöglichkeiten zur Beilegung des Tientsiner Zwischenfalles anbelangt, so ist die Londoner Presse übereinstimmend der Ansicht, daß die Verhandlungen zwischen England und Japan jetzt sofort ausgenommen werden müßten. Die Frage, die der Londoner Presse allerdings noch Sorge macht, ist die, welche Forderungen Japan bei diesen Verhandlungen stellen könnte. Wie der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" wissen will, sollen die Verhandlungen in Tokio davon ausgehen, daß man den Tientsin-Fall als „ernstlichen Zwischenfall" behandeln werde. An England werde das Ersuchen gestellt werden, bei der Unterdrückung jeder terroristischen Betätigung in der Tientsiner Niederlassung mitznarbeite». „News Lhronicle" schreibt, daß die vier Chinesen ausgeliefert werde» würden und daß man die Zusicherung abgebeu werde, daß die Konzessionsbehörden schärfere Maßnahmen gegen Pnefische Agitatoren ergreifen würden. Sowohl in der „Daily Mail" wie auch im „Daily Expreß" wird die Ansicht vertreten, daß England weiter auf die Forderung eines internationalen Gerichtshofes zur Feststellung der Schuld der vier Chinese« bestehen werde.
Die „Times" stellt zunächst lamentierend fest, daß die japanische Ankündigung, Truppen in Futschau und Wentschau zu landen, einen neuen Druck des Neunmächtevertrages von 1922 und einen weiteren Schlag gegen die englische« Interessen in China darstellen werde. Weiter erklärt das Matt großsprecherisch, daß England die Herausforderung annehme. Das Blatt schreibt salbungsvoll, in London bestehe die emHe Hoffnung, Z>aß man eine Regelung finde« werde, aber die Geduld der britischen Öffentlichkeit sei „nicht unerschöpflich". Der „Daily Telegraph" erklärt ebenfalls drohend, sollte Japan weiter an seinem Vorgehen festhalten, so dürste die Zeit gekommen sein, wo man die Möglichkeit künftiger britischer wirtschaftlicher Gegenmaßnahmen in den Vordergrund irgendwelcher Verhandlungen stellen müßte.
Verhandlungen ans britischen Vorschlag
Tokio, 28. Juni. (Ostastendienst des DNB.) Das japanische Auswärtige Amt veröffentlicht folgende Verlautbarung: „In Antwort auf einen britischen Vorschlag hat die japanische Regierung entschieden, Verhandlungen in Tokio einznleiten mit der Absicht, verschiedene Fragen, die mit der gegenwärtigen Lage in Tientsin Zusammenhängen, zu lösen. Vertreter der japanischen Behörden in Tientsin werden zu diesem Zweck nach Tokio kommen."
Japans Bedingungen für die Verhandlungen
Tokio, 28. Juni. Zu den angekündigten Verhandlungen, die a:«f Bitten Englands in Tokio über die Tientsin-Frage stattfinden sollen, veröffentlicht die militärische Kommandostelle in Tientsin folgende vier Forderungen als Voraussetzung für die friedliche Beilegung des Zwischenfalles:
1. Gemeinsame englisch-japanische Kontrolle und Feststellung der Terroristen in der britischen Niederlassung.
2. Ausreichende Ueberwachung der antijapanischen Elemente in der Konzession.
3. Vollkommene Zusammenarbeit zur Beendigung der wirtschaftlichen Störungen in Nordchina.
4. Uebergabe von 48 Millionen Puan Silber an die vorläufige Regierung in Peking.
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Englands Bittgang nach Tokio
Bon Chamberlain bestätigt
London, 28. Juni. Der Premierminister gab im Unterhaus aus eine Reihe von Fragen, die sich auf die L a g e in T i e n r s i n bezogen, eine Erklärung ab Er führte dabei u. a. aus, daß die lokalen britischen Behörden „aktive Schritte" ergriffen, um den gegenwärtigen Lebensmittelmangel zu beheben. Wie er bereits am 19. Juni mitgeteilt habe, seien britischen Staatsangehörige, die die Grenze seit dem Beginn der Blockade überschritten hätten, einer „rigorosen Durchsuchung" unterworfen worden. Bezugnehmend auf die Fühlungnahme des britischen Botschafters in Tokio mit dem japanischen Auswärtigen Amt, erklärte Chamberlain, er sei jetzt in der Lage, mitzuteilen, daß infolge des Gedankenaustausches zwischen der britischen und der japanischen Regierung
man einig geworden sei, in Tokio Besprechungen abzuhalten, die sich zunächst nur auf lokale Fragen in Tientsin beziehen würden. Man verfolge dabei das Ziel, unter Aufrechterhaltung der Neutralität der britischen Konzession die britische „Autorität" in der Konzession intakt zu halten und hoffe, daß dies tatsächlich der Fall sein werde. Uner diesen Umständen habe die britische Regierung daraus verzichtet, zu prüfen, ob es zweckmäßig sei, den Streitfall dem Rat der Genfer Liga zu unterbreiten. Was das Anlaufen von Handelsschiffen in Swatau angehe, so sei die Lage hier noch immer undurchsichtig. Auf eine Frage Hendersons, ob sich die Besprechungen in Tokio auch auf die von einem japanischen Sprecher vorgebrachten weitergehenden Forderungen erstreckten, bestätigte Chamberlain ausdrücklich, daß diese Besprechungen sich auf die lokale Tientsin-Angelegenheit bezögen.
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Keine Aufhebung der Blockade
Verhandlungen über die lokalen Vorfälle in Tokio London, 28. Juni. Von maßgebender Seite wird mitgeteilt, daß im Prinzip die Aufnahme von Verhandlungen zwischen der britischen und der japanischen Regierung vereinbart worden sei. Die Verhandlungen würden in Tokio stattfinden. Der Zeitpunkt und der Verhandlungsgegenstand seien noch nicht bestimmt. Nach britischer Auffassung seien die Verhandlungen allein auf die lokalen Vorfälle in Tientsin begrenzt. Eine Aufhebung der von den japanischen Behörden in Tientsin ergriffenen Blockade- maßnahmen sei vorläufig nicht zu erwarten.
Die japanische Botschaft in London hat in diesem Zusammenhang „Preß Association" mitgeteilt, daß sie eine amtliche Information aus Tokio erhalten habe, nach der d^ japanische Regierung beschlossen habe, in Tokio Verhandlungen zu führen, um verschiedene Fragen im Zusammenhang mit der Lage in Tientsin zu regeln. Die Regierung werde die in Frage kommenden Beamten von Tientsin nach Tokio beordern, um die Verhandlungen zu erleichtern.
Beginn der japanischen Operationen
gegen Wentfcha« und Futscha»
Schanghai, 28. Juni. Die angekündigten japanischen Operationen gegen die südchinesischen Häfen Wentschau und Futschau haben am Dienstag mit der Besetzung einiger kleinerer Inseln vor den beiden Hafeneinfahrten begonnen. Während die vor Wentschau liegenden drei englischen Handelsschiffe durch japanische Flugzeuge, die Warnugen abwarfen, aufgefor- dort wurden, den Hafen bis Donnerstagmittag zu verlassen, hat ei» japanischer Marineoffizier die zwei vor Futschau liegende» englischen Zerstörer nochmals persönlich von der bevorstehenden Schließung des Hafens unterrichtet.
Moskaus Botschaft in Tokio verwaist
Tokio, 28. Juni. Wie „Jomiuri Schimbun" erfährt, hat Moskau den hiesigen sowjetrussischen Geschäftsträger Smetaniu zurllckberufen, ohne daß das Autzenamt in Tokio hierüber unterrichtet worden ist. Smetanin hat nach Abberufung des frühere» Botschafters Slaputski die Geschäfte geführt und auch die Fischereifrage mit Tokio verhandelt. Er verläßt Japan bereits am
5. Juli. Die Zeitung weift darauf hin, daß für die schon früher abberufenen Militär- und Marineattachses sowie für den Erste» Sekretär kein Ersatz eingetroffen sei. Man wisse daher nichts wie die diplomatische Vertretung aufrechterhalten werden sollen
Chamberlain weicht wieder aus
Keine Fühlung mit den baltischen Staaten
London, 28. Juni. Wie eine Erklärung zu den englisch-sowjetrussischen Verhandlungen ergibt, sagte Chamberlain im Unterhaus, er sei „noch nicht in der Lage", seiner Erklärung vom 26. Juni etwas hinzuzufügen. Als der Labour-Abgeordnete Henderson hierauf fragte, ob der Premierminister die Pressemeldungen gesehen habe, denen zufolge weitere Anweisungen an den britischen Botschafter in Moskau abgegangen seien, antwortete Chamberlain mit „Ja".
Der Labour-Abgeordnete Fletcher fragte hierauf, ob die Oberhäupter der baltischen Staaten über den Verlauf dieser Verhandlungen informiert worden seien und ob die britische Regierung mit ihnen enge Fühlung halte. Chamberlain erwiderte: „Wir stehen in Fühlung mit der französischen Regierung, aber ich kann nicht sagen: Wir stehen in Fühlung mit den Oberhäuptern der baltischen Staaten." Die weitere Frage Flet- chers, ob es nicht wichtig sei, daß man die Oberhäupter der baltischen Staaten über den Lauf der Dinge informiert halte, blieb unbeantwortet.
vor einem neuen Bittgang z« Molotow
Englands „neueste Antwort" an Moskau — Kapitulation nm jeden Preis?
London, 28. Juni. Wie die „Times" berichtet, ist die Antwort an Moskau ferttggestellt worden. Sie dürste Mittwoch beim britischen Botschafter in Moskau eintreffen. Sobald auch der französische Botschafter seine Instruktionen erhalten habe, würde man um eine neue Unterredung mit Molotow nachsuchen. Die jüngsten britischen Beratungen seien darauf abgestellt, „eine Einigung näher zu bringen" und die Form der Zusammenarbeit klarzustellen. Der „Daily Telegraph" weist darauf hin, daß man in London zu einer Kapitulation vor den Moskauer Forderungen — deren Kernpunkt sich bekanntlich auf den Fernen Osten bezieht — immer mehr bereit ist, wenn nur eine tragbare Formulie- -rung gefunden wird. Die neuen Instruktionen an den britischen Botschafter sollten für die Moskauer Regierung „überzeugend" fein. Baxter schreibt im „Daily Sketsch", daß man über den Wert eines Bündnisses mit Sowjetrußland zwar verschiedener Meinung sei, daß man aber sowohl in diplomatischen wie in Finanzkreisen den Abschluß des Paktes als „äußerst wesentlich für den Frieden" anfehe.
Skandalöse Parlameutserklülmug
des britischen Kolonialministcrs
London, 28. Juni. Zum erstenmal in seiner Geschichte sieht sich Vngland einer mächtigen Aufklärungsaktion über seine unerhörten Schandtaten gegenüber, so daß das Parlament nicht umhin kann, sich damit zu beschäftigen. So wurde im Unterhaus Kolonialminister Macdonald gefragt, ob er die vom arabischen Zentralbüro in London ausgcgebene Erklärung über 19 Fälle von Brutalität der Behörden in Palästina gegen Araber geprüft habe und ob er in der Angelegenheit etwas unternehmen wolle. Macdonald erklärte, er habe eine Abschrift des in Frage stehenden Dokuments gesehen und diese dem hohen Kommissar i» Palästina zur Berichterstattung im einzelne« zugeieitet. Mt
eiserner Stirn übernahm der Minister es darauf, das erschütternde Dokument als „ein Stück Propaganda" hinzustellen, das „eine Menge Fälschungen" enthalte. Auf die Frage, ob er Schritte gegen die Verbreiter unternehmen wolle, erwiderte War- donald, er wolle erst den Bericht des hohen Kommissars abuxrr- ten. Bei der erwähnten Anklageschrift über einen der grafte» Weltskandale, dessen Verantwortung England sich nun entziehe» will, handelt es sich um die Erklärung des 23. Zant. Hier wäre« scheußliche Folterungen durch eine infolge der englischen KoLnri-» sationsmethode völlig entartete Soldateska ausgesührt, welche de« gute« Rar««« der Attischen Armee i» uueichörber Wetze durchs den Schmrch zieht.
Polens Handgeld zur ELukreffuWshMe
Der Pnmp »och nicht perfekt
London, S8. 3«M. Zum Stand der brrtHH-potussche« FSüntz» Verhandlungen erkWrte Chcw^eÄctt», die Vehwechsuge« dauerte» »och an n»d es ß» ihm »och mW eine ExMrrrqg
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Noch weitere franzöfifche Aufrüstung
Daladier vor der Kamme»
Parks, 28. Juni. Ministerpräsident Daladier nahm in der Kammer kurz vor der Verkündung des Dekrets des Staatspräsidenten über die Schließung der ordentlichen Session 1939 das Wort und erklärte, die Lage in Europa und in der Well sei »och «ie so delikat und ernst gewesen wie gegenwärtig. Daladier stellte darauf fest, es sei seine Pflicht, zu sagen, daß die Regierung die Landesverteidigung noch weiter verstärke» müsse. Die Regierung habe zu den vielen Milliarden, die bereits ausgegeben seien, «och 15 Milliarden hiuzugeben müssen. Er wisse, daß dies eine schwere Last sei. Den Geschen entsprechend habe Frankreich zwar nicht die Wehrmacht, aber eise Reihe von Disponiblen unter die Fahne» gernfen. Dnrch ihre Anwesenheit cm den Grenzen sei der Friede garantiert. Frankreich sei zu jeder Anstrengung einer friedfertigen Zusammenarbeit bereit. Es müsse einig und wachsam sein «nd alles müsse der Verteidigung des Landes untergeordnet werden.
Zur Wahlrschtsvorlage erklärte Daladier, diefe müsse «och an den Senat verwiesen werde». Die Amnestiefrage werde durch Notverordnung geregelt werden. Auch eine Anstrengung zugunsten der französische» Familie sei erforderlich. Möglicherweise würden die Parlamentsferie« kürzer sein als man glaube. Anschließend verlas Daladier das Echlnßdekret. Die Sitzung schloß mit der Abstimmung über die Annahme des Sitzungsprccko- kotls. Dabei kam es zu ohrenbetäubendem Lärm, bei dem sich besonders die Kommunisten durch Pultdeckeltonzerte hervortaten.
rr)ie Blutschuld Euglands
lS voo Waise» i« Palästina
Jerusalem, 28. Juni. Die Jerusalemer Vereinigung Christlicher junger Männer hat jetzt znr Zeichnung eines Waiseu- stmds zu Gunsten der Opfer der Palästina-Unruhen ausgerufeu. Die Zahl dieser Psläftinu-Waiien. deren Anaebörtaen