jSt»ng»»reise: In der Stadt und durch Boren monatlich RM. 1.50, durch die Post monatlich NM. 1.4g einschließlich 18 Pfg. Beförderungs­gebühr und zuzüglich 86 Pfg. Zustellgebühr Preis der Einzelnummer 10 Pfg. Bei höherer Zewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Zurückzahlung de» Bezugspreise».

eselllclinkter

Amtsblatt

des Ivettes «Lalw surr Nagold und Umgebung

Nagoläer Dagblatt / Segrünäet 1827

Fernsprecher: Nagold 42S / Anschrift:Der Gesellschafter" Nagold, Marktstraß, 14, Postfach dd Drahtanschrift:Gesellschafter" Nagold / Postscheckkonto: Stuttgart 5113 / Bankkonto: GewerLebank Nagold 856 / Girokonto: Kreissparkasse Calw Hauptzweigstelle Nagold Üb / Gerichtsstand Nagold

Anzeigeupreise: Die I spaltige mm-Zeile »der deren Raum 6 Pfg-, Familien», Verein», und amtliche Anzeigen sowie Stellengesuche 5 Pfg., Text 24 Pfg. Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an vorgeschriebener Stelle kann keine Gewähr übernommen werden. Nnzeigen-Annahmeschlufi ist vormittag» 7 Uhr.

Nr. 149

Donnerstag, äen 29. Juni 1939

113. Jahrgang

ZapanIwill mit England verhandeln

Tokio, 28. Juni. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes er­klärte am Mittwoch auf die Anfrage, ob Verhandlungen über die Tientsin-Frage in Tokio geführt worden sollen, daß nach einem Meinungsaustausch der zuständigen japanischen und britischen Behörden die Aufnahme von Verhand­lungen in Tokio beschlossen worden sei und daß die Vorbe­reitungen hierzu in nächster Zeit getroffen würden.

In politischen Kreisen wird erklärt, daß die Regierung in Uebereinstimmung mit allen militärischen und diplomatischen Stellen darauf bestehe, daß vor der Eröffnung von Verhand­lungen mit England in Tokio die Eesamtlage dahin geklärt werden müsse, ob England bereit sei,der neuen Situation in Ostasien Rechnung zu tragen und auf dieser Grundlage mit Japan in China zusammenzuarbeiten". Die britischen Vor­schläge, die der englische Botschafter in Tokio bereits angedeu- tet haben soll, liefen lediglich auf eine örtliche Lösung des Kon­fliktes in Tientsin hinaus, wobei allerdings ein gewisses Ent­gegenkommen von englischer Seite gezeigt werde.

Londoner Stimmungsmache

London, 28. Juni. Die Londoner Presse verfolgt mit großer Sorge die Entwicklung in Futsch au und Wen tschau, wo die Japaner Truppen zu landen beabsichtigen, bzw. schon ge­landet haben. Was die englisch-japanischen Verhandlungsmög­lichkeiten zur Beilegung des Tientsiner Zwischenfalles anbe­langt, so ist die Londoner Presse übereinstimmend der Ansicht, daß die Verhandlungen zwischen England und Japan jetzt so­fort ausgenommen werden müßten. Die Frage, die der Lon­doner Presse allerdings noch Sorge macht, ist die, welche For­derungen Japan bei diesen Verhandlungen stellen könnte. Wie der diplomatische Korrespondent desDaily Telegraph" wissen will, sollen die Verhandlungen in Tokio davon ausgehen, daß man den Tientsin-Fall alsernstlichen Zwischenfall" be­handeln werde. An England werde das Ersuchen gestellt wer­den, bei der Unterdrückung jeder terroristischen Betätigung in der Tientsiner Niederlassung mitznarbeite».News Lhronicle" schreibt, daß die vier Chinesen ausgeliefert werde» würden und daß man die Zusicherung abgebeu werde, daß die Konzes­sionsbehörden schärfere Maßnahmen gegen Pnefische Agitato­ren ergreifen würden. Sowohl in derDaily Mail" wie auch imDaily Expreß" wird die Ansicht vertreten, daß England weiter auf die Forderung eines internationalen Gerichtshofes zur Feststellung der Schuld der vier Chinese« bestehen werde.

DieTimes" stellt zunächst lamentierend fest, daß die japa­nische Ankündigung, Truppen in Futschau und Wentschau zu landen, einen neuen Druck des Neunmächtevertrages von 1922 und einen weiteren Schlag gegen die englische« Interessen in China darstellen werde. Weiter erklärt das Matt großspreche­risch, daß England die Herausforderung annehme. Das Blatt schreibt salbungsvoll, in London bestehe die emHe Hoffnung, Z> man eine Regelung finde« werde, aber die Geduld der bri­tischen Öffentlichkeit seinicht unerschöpflich". DerDaily Telegraph" erklärt ebenfalls drohend, sollte Japan weiter an seinem Vorgehen festhalten, so dürste die Zeit gekommen sein, wo man die Möglichkeit künftiger britischer wirtschaftlicher Ge­genmaßnahmen in den Vordergrund irgendwelcher Verhand­lungen stellen müßte.

Verhandlungen ans britischen Vorschlag

Tokio, 28. Juni. (Ostastendienst des DNB.) Das japanische Auswärtige Amt veröffentlicht folgende Verlautbarung: In Antwort auf einen britischen Vorschlag hat die japanische Regierung entschieden, Verhandlungen in Tokio einznleiten mit der Absicht, verschiedene Fragen, die mit der gegenwärtigen Lage in Tientsin Zusammenhängen, zu lösen. Vertreter der japa­nischen Behörden in Tientsin werden zu diesem Zweck nach To­kio kommen."

Japans Bedingungen für die Verhandlungen

Tokio, 28. Juni. Zu den angekündigten Verhandlungen, die a:«f Bitten Englands in Tokio über die Tientsin-Frage statt­finden sollen, veröffentlicht die militärische Kommandostelle in Tientsin folgende vier Forderungen als Voraussetzung für die friedliche Beilegung des Zwischenfalles:

1. Gemeinsame englisch-japanische Kontrolle und Feststellung der Terroristen in der britischen Niederlassung.

2. Ausreichende Ueberwachung der antijapanischen Elemente in der Konzession.

3. Vollkommene Zusammenarbeit zur Beendigung der wirt­schaftlichen Störungen in Nordchina.

4. Uebergabe von 48 Millionen Puan Silber an die vorläu­fige Regierung in Peking.

»

Englands Bittgang nach Tokio

Bon Chamberlain bestätigt

London, 28. Juni. Der Premierminister gab im Unterhaus aus eine Reihe von Fragen, die sich auf die L a g e in T i e n r s i n bezogen, eine Erklärung ab Er führte dabei u. a. aus, daß die lokalen britischen Behördenaktive Schritte" ergriffen, um den gegenwärtigen Lebensmittelmangel zu beheben. Wie er bereits am 19. Juni mitgeteilt habe, seien britischen Staatsangehörige, die die Grenze seit dem Beginn der Blockade überschritten hätten, einerrigorosen Durchsuchung" unterworfen worden. Bezugneh­mend auf die Fühlungnahme des britischen Botschafters in Tokio mit dem japanischen Auswärtigen Amt, erklärte Chamberlain, er sei jetzt in der Lage, mitzuteilen, daß infolge des Gedankenaus­tausches zwischen der britischen und der japanischen Regierung

man einig geworden sei, in Tokio Besprechungen abzu­halten, die sich zunächst nur auf lokale Fragen in Tientsin beziehen würden. Man verfolge dabei das Ziel, unter Aufrecht­erhaltung der Neutralität der britischen Konzession die britische Autorität" in der Konzession intakt zu halten und hoffe, daß dies tatsächlich der Fall sein werde. Uner diesen Umständen habe die britische Regierung daraus verzichtet, zu prüfen, ob es zweck­mäßig sei, den Streitfall dem Rat der Genfer Liga zu unter­breiten. Was das Anlaufen von Handelsschiffen in Swatau an­gehe, so sei die Lage hier noch immer undurchsichtig. Auf eine Frage Hendersons, ob sich die Besprechungen in Tokio auch auf die von einem japanischen Sprecher vorgebrachten weitergehenden Forderungen erstreckten, bestätigte Chamberlain ausdrücklich, daß diese Besprechungen sich auf die lokale Tientsin-Angelegenheit bezögen.

«k

Keine Aufhebung der Blockade

Verhandlungen über die lokalen Vorfälle in Tokio London, 28. Juni. Von maßgebender Seite wird mitge­teilt, daß im Prinzip die Aufnahme von Verhandlungen zwischen der britischen und der japanischen Regierung ver­einbart worden sei. Die Verhandlungen würden in Tokio stattfinden. Der Zeitpunkt und der Verhandlungsgegen­stand seien noch nicht bestimmt. Nach britischer Auffassung seien die Verhandlungen allein auf die lokalen Vorfälle in Tientsin begrenzt. Eine Aufhebung der von den japa­nischen Behörden in Tientsin ergriffenen Blockade- maßnahmen sei vorläufig nicht zu erwar­ten.

Die japanische Botschaft in London hat in diesem Zusam­menhangPreß Association" mitgeteilt, daß sie eine amt­liche Information aus Tokio erhalten habe, nach der d^ japanische Regierung beschlossen habe, in Tokio Verhand­lungen zu führen, um verschiedene Fragen im Zusammen­hang mit der Lage in Tientsin zu regeln. Die Regierung werde die in Frage kommenden Beamten von Tientsin nach Tokio beordern, um die Verhandlungen zu erleichtern.

Beginn der japanischen Operationen

gegen Wentfcha« und Futscha»

Schanghai, 28. Juni. Die angekündigten japanischen Opera­tionen gegen die südchinesischen Häfen Wentschau und Futschau haben am Dienstag mit der Besetzung einiger klei­nerer Inseln vor den beiden Hafeneinfahrten begonnen. Wäh­rend die vor Wentschau liegenden drei englischen Handelsschiffe durch japanische Flugzeuge, die Warnugen abwarfen, aufgefor- dort wurden, den Hafen bis Donnerstagmittag zu verlassen, hat ei» japanischer Marineoffizier die zwei vor Futschau lie­gende» englischen Zerstörer nochmals persönlich von der bevor­stehenden Schließung des Hafens unterrichtet.

Moskaus Botschaft in Tokio verwaist

Tokio, 28. Juni. WieJomiuri Schimbun" erfährt, hat Mos­kau den hiesigen sowjetrussischen Geschäftsträger Smetaniu zurllckberufen, ohne daß das Autzenamt in Tokio hierüber unter­richtet worden ist. Smetanin hat nach Abberufung des frühere» Botschafters Slaputski die Geschäfte geführt und auch die Fi­schereifrage mit Tokio verhandelt. Er verläßt Japan bereits am

5. Juli. Die Zeitung weift darauf hin, daß für die schon früher abberufenen Militär- und Marineattachses sowie für den Erste» Sekretär kein Ersatz eingetroffen sei. Man wisse daher nichts wie die diplomatische Vertretung aufrechterhalten werden sollen

Chamberlain weicht wieder aus

Keine Fühlung mit den baltischen Staaten

London, 28. Juni. Wie eine Erklärung zu den englisch-sowjet­russischen Verhandlungen ergibt, sagte Chamberlain im Unter­haus, er seinoch nicht in der Lage", seiner Erklärung vom 26. Juni etwas hinzuzufügen. Als der Labour-Abgeordnete Henderson hierauf fragte, ob der Premierminister die Presse­meldungen gesehen habe, denen zufolge weitere Anweisungen an den britischen Botschafter in Moskau abgegangen seien, antwor­tete Chamberlain mitJa".

Der Labour-Abgeordnete Fletcher fragte hierauf, ob die Ober­häupter der baltischen Staaten über den Verlauf dieser Verhandlungen informiert worden seien und ob die britische Regierung mit ihnen enge Fühlung halte. Chamberlain er­widerte:Wir stehen in Fühlung mit der französischen Regie­rung, aber ich kann nicht sagen: Wir stehen in Fühlung mit den Oberhäuptern der baltischen Staaten." Die weitere Frage Flet- chers, ob es nicht wichtig sei, daß man die Oberhäupter der bal­tischen Staaten über den Lauf der Dinge informiert halte, blieb unbeantwortet.

vor einem neuen Bittgang z« Molotow

Englandsneueste Antwort" an Moskau Kapitulation nm jeden Preis?

London, 28. Juni. Wie dieTimes" berichtet, ist die Antwort an Moskau ferttggestellt worden. Sie dürste Mittwoch beim britischen Botschafter in Moskau eintreffen. Sobald auch der französische Botschafter seine Instruktionen erhalten habe, würde man um eine neue Unterredung mit Molotow nachsu­chen. Die jüngsten britischen Beratungen seien darauf abge­stellt,eine Einigung näher zu bringen" und die Form der Zusammenarbeit klarzustellen. DerDaily Telegraph" weist darauf hin, daß man in London zu einer Kapitulation vor den Moskauer Forderungen deren Kern­punkt sich bekanntlich auf den Fernen Osten bezieht im­mer mehr bereit ist, wenn nur eine tragbare Formulie- -rung gefunden wird. Die neuen Instruktionen an den britischen Botschafter sollten für die Moskauer Regierungüberzeugend" fein. Baxter schreibt imDaily Sketsch", daß man über den Wert eines Bündnisses mit Sowjetrußland zwar verschiedener Meinung sei, daß man aber sowohl in diplomatischen wie in Finanzkreisen den Abschluß des Paktes alsäußerst wesentlich für den Frieden" anfehe.

Skandalöse Parlameutserklülmug

des britischen Kolonialministcrs

London, 28. Juni. Zum erstenmal in seiner Geschichte sieht sich Vngland einer mächtigen Aufklärungsaktion über seine unerhör­ten Schandtaten gegenüber, so daß das Parlament nicht umhin kann, sich damit zu beschäftigen. So wurde im Unterhaus Ko­lonialminister Macdonald gefragt, ob er die vom arabischen Zentralbüro in London ausgcgebene Erklärung über 19 Fälle von Brutalität der Behörden in Palästina gegen Araber geprüft habe und ob er in der Angelegenheit etwas unternehmen wolle. Macdonald erklärte, er habe eine Abschrift des in Frage stehenden Dokuments gesehen und diese dem hohen Kommissar i» Palästina zur Berichterstattung im einzelne« zugeieitet. Mt

eiserner Stirn übernahm der Minister es darauf, das erschüt­ternde Dokument alsein Stück Propaganda" hinzustellen, das eine Menge Fälschungen" enthalte. Auf die Frage, ob er Schritte gegen die Verbreiter unternehmen wolle, erwiderte War- donald, er wolle erst den Bericht des hohen Kommissars abuxrr- ten. Bei der erwähnten Anklageschrift über einen der grafte» Weltskandale, dessen Verantwortung England sich nun entziehe» will, handelt es sich um die Erklärung des 23. Zant. Hier wäre« scheußliche Folterungen durch eine infolge der englischen KoLnri-» sationsmethode völlig entartete Soldateska ausgesührt, welche de« gute« Rar««« der Attischen Armee i» uueichörber Wetze durchs den Schmrch zieht.

Polens Handgeld zur ELukreffuWshMe

Der Pnmp »och nicht perfekt

London, S8. 3«M. Zum Stand der brrtHH-potussche« FSüntz» Verhandlungen erkWrte Chcw^eÄctt», die Vehwechsuge« dauer­te» »och an n»d es ß» ihm »och mW eine ExMrrrqg

aWr^ÄL

Noch weitere franzöfifche Aufrüstung

Daladier vor der Kamme»

Parks, 28. Juni. Ministerpräsident Daladier nahm in der Kammer kurz vor der Verkündung des Dekrets des Staatsprä­sidenten über die Schließung der ordentlichen Session 1939 das Wort und erklärte, die Lage in Europa und in der Well sei »och «ie so delikat und ernst gewesen wie gegenwärtig. Dala­dier stellte darauf fest, es sei seine Pflicht, zu sagen, daß die Regierung die Landesverteidigung noch weiter verstärke» müsse. Die Regierung habe zu den vielen Milliarden, die bereits aus­gegeben seien, «och 15 Milliarden hiuzugeben müs­sen. Er wisse, daß dies eine schwere Last sei. Den Geschen ent­sprechend habe Frankreich zwar nicht die Wehrmacht, aber eise Reihe von Disponiblen unter die Fahne» gernfen. Dnrch ihre Anwesenheit cm den Grenzen sei der Friede garantiert. Frank­reich sei zu jeder Anstrengung einer friedfertigen Zusammen­arbeit bereit. Es müsse einig und wachsam sein «nd alles müsse der Verteidigung des Landes untergeordnet werden.

Zur Wahlrschtsvorlage erklärte Daladier, diefe müsse «och an den Senat verwiesen werde». Die Amnestiefrage werde durch Notverordnung geregelt werden. Auch eine Anstrengung zugun­sten der französische» Familie sei erforderlich. Möglicherweise würden die Parlamentsferie« kürzer sein als man glaube. An­schließend verlas Daladier das Echlnßdekret. Die Sitzung schloß mit der Abstimmung über die Annahme des Sitzungsprccko- kotls. Dabei kam es zu ohrenbetäubendem Lärm, bei dem sich besonders die Kommunisten durch Pultdeckeltonzerte hervorta­ten.

rr)ie Blutschuld Euglands

lS voo Waise» i« Palästina

Jerusalem, 28. Juni. Die Jerusalemer Vereinigung Christ­licher junger Männer hat jetzt znr Zeichnung eines Waiseu- stmds zu Gunsten der Opfer der Palästina-Unruhen ausgerufeu. Die Zahl dieser Psläftinu-Waiien. deren Anaebörtaen