8. Seite Nr. 147

Nagolder Tagblatt .Der Gesellschafter'

Dienstag, de« 27. Juni 1939

Grotzdeutschrrmds Lebens- und Nahrungsraum

Landwirtschaftliche Nutzfläche Anbanoerteilnng und Viehwirtschast

Erntehilfe der NS.-Frauenschaft

Eine Frauenschaftsleiterin erzählt vom letzten Sommer

Eroßdeutschland weist heute unter Einschluß der Ostmark, des Sudetenlandes, des Memel­landes und des Reichsprotektorats eine Ee- bietsfläche von 635 900 Quadratkilometer auf. Der Eebietsstand des Vorkriegsdeutschlands wird somit um 91900 Quadratkilometer oder um rund 18 v. H. überschritten So beträgt heute

Erotzdeutschlands Lebensraum:

Gesamtfläche Bevölkerung in 1000 qkm in Millionen

Altreich

170,5

68,31

Oesterreich

83,8 -

6,76

Sudetenland

29,0

3.70

Memelland

2,7

0,15

Protekt. Böhmen-

Mähren 49,9

7,00

Erotzdeutschland

635,9

95,95

Deutschland 1913

541,0

67,00

Nach den zur Zeit verfügbaren statistischen Unterlagen kann die großdeutsche Bevölkerung mit rund 86 Millionen angenommen werden. Sie übertrifft damit die Einwohnerzahl Vor­kriegsdeutschlands, die etwa 67 Millionen be­trug, um rund 19 Millionen oder 29 v. H. Die Bevölkerungsdichte das bedeutet die auf einen Quadratkilometer Eebictsfläche lebenden Menschen beträgt für Erotzdeutschland 135 gegen 121 im Jahre 1913. Sie ist mithin um 9 v. H. gestiegen. Nach dem derzeitigen Ee­bietsstand und der derzeitigen Vevölkerungs- ziffer entfallen auf das Altreich 115 Menschen je Quadratkilometer. Im Protektoratsgebiet kann die Bevölkerungsdichte auf 110, im Su­detenland auf 127 und in der Ostmark auf 81 angenommen werden. Das Memelland zeigt mit 56 die geringste Bevölkerungsdichte.

Die landwirtschaftliche Nutzfläche im groß­deutschen Raum beträgt nach den zur Zeit vor­handenen statistischen Aufzeichnungen 38,268 Millionen Hektar gegen 31,811 Millionen Hek­tar im Vorkriegsdeutschland. Die landwirt­schaftliche Erzeugungsgrundlage hat sich dem­nach gegenüber 1913 nur um knapp 10 v. H. erweitert.

Erotzdeutschlands Nahrungsraum:

Landw.

davon entfallen auf

Nutzfl.

Äcker

Wiesen

Wald

Altreich

28 724

19109

8 523

12 914

Oesterreich

4 356

1976

2 213

3135

Sudetenland

1668

1 220

439

911

Memelland

173

112

60

33

Protektorat

Böhmen-Mähren 3 347

2 627

631

1421

Eroßdeutschland 38 268

25 341

11 896

18 447

Deutschland 1913 34 814

25 523

8 584

14 223

Auf das Ackerland, das zur Zeit mit 26,36 Millionen Hektar anzunehmen ist, entfallen gegenwärtig 66,3 v. H. der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Im Vorkriegsdeutschland betrug da­gegen der Anteil des Ackerlandes etwa 73,5 v. H. der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Dem­gegenüber haben jedoch die Wiesen und Vieh­weiden an der landwirtschaftlichen Nutzfläche anteilsmüßig stärkere Bedeutung erlangt. Die auf rund 11,90 Millionen Hektar anzunehmende Fläche für Wiesen und Viehweiden macht rund 31,1 v. H. der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus. 2m Vorkriegsdeutschland betrug der An­teil der Wiesen und Viehweiden jedoch nur rund 25 v. H. von der damals landwirtschaft­lich genutzten Fläche. Eine sehr starke Vergrö­ßerung gegenüber 1913 hat die Waldsläche Großdeutschlands erfahren. Wenn im Deutsch­land der Vorkriegszeit 11,223 Millionen Hek­tar auf Forsten und Waldungen entfielen, ist nunmehr die Waldfläche aus 18,118 Millionen Hektar gestiegen. Dies bedeutet gegenüber 1913 eine Zunahme von rund 30 v. H. Bei den Weingärten hat durch die Schaffung Eroß- deutschlands eine Vermehrung der Rebfläche gegenüber 1913 um etwa 5 v. H. stattgefundcn.

Hinsichtlich des Getreidebaues nimmt auch weiterhin der Roggenanbau in Grotz- deutschland den größten Anteil ein. Von der Eesamtgetreideanbaufläche entfallen rund 38 v. H. auf Roggen, etwa 27 v. H. auf Hafer, rund 19 v. H. auf Weizen und etwa 16 v. H. auf Gerste. Der Kartoffelanbau, der in der Vorkriegszeit rund 3,4 Millionen Hektar aus­machte, ist auf 3,6 Millionen Hektar, das heißt also um rund 4 v. H. gestiegen. Eine stärkere Steigerung ist jedoch beim Zuckerrübenanbau erfolgt, der gegenwärtig etwa 650 000 Hektar einnimmt. Von den Sonderkulturen hat der Flachsanbau eine Ausweitung von 16 700 Hek­tar in der Vorkriegszeit auf rund 71900 Hektar erfahren. Dagegen ist trotz des starken Anbaues im Sudetenland und im Protektorat die Hopfenanbaufläche Großdeutschlands mit 21 000 Hektar um rund 22 v. H. kleiner als in der Vorkriegszeit.

Hinsichtlich des V i eh b e st a n d e s ist festzu­stellen, daß dieser mit Ausnahme bei Pferden und bei Schafen durchweg zugenommen hat. Der Rindviehbestand kann mit 26,4 Millionen um etwa 26 v. H. größer als 1913 angenommen werden. Der Schweinebestand mit rund 29,5 Millionen liegt mit rund 15 v. H. über den in der Vorkriegszeit ermittelten Beständen. So geben diese wenn auch nicht lückenlosen statistischen Aufzeichnungen ein anschauliches Bild von den derzeitigen landwirtschaftlichen Verhältnissen Großdeutschlands.

Erfolge deutscher Wollerzeugung

Von Dr. H.

Den Erfolgen der letzten Jahre, die in der Flachs- und Hanferzeugung fcstzustellen waren, stellt sich würdig in der Eigcnerzeugung tieri­scher Rohstoffe dis Steigerung der innerdeut­schen Wollproduktion an die Seite. Durch Schaffung einer auskömmlichen und gerechten Bezahlung der Schafwolle, die seit dem Jahre 1934 in gleichem Maße Gültigkeit hat, ist es gelungen, die inDeutschland erzeugte Wolle um rund 49 v. H. gegenüber dem Jahre 1931 zu steigern. Die Schafzah­le» sind in der gleichen Zeit unter Zugrunde-

Habil ^ I öckitieißwolleczeuyuny

in Nill.tig , iM,

M«

lyldqr, iqrt chr.

'»z-» iqzs 1 y,b Iy,7 ,y,s

Doehner

legung der Zählungsergebnisse des Dezembers eines jeden Jahres um rund 47 v. H. ge­stiegen. Diese erhebliche Veränderung war möglich, ohne daß den übrigen Nutz- und Zucht­viehbeständen ein Schaden zugcfllgt worden ist. Die vermehrte Schafhaltung ist daher zusätzlich erfolgt.

Auch in der Qualität der Erzeugung sind er­hebliche Verbesserungen erzielt worden. So ge­lang es vor allem, die Länge der Wolle erheb­lich zu verbessern, was auch durch besondere Prämien des Reichsministcriums für Ernäh­rung und Landwirtschaft begünstigt wurde. Außerdem konnte die Ausgeglichenheit der Wolle erheblich verbessert werden, wodurch die allgemeine Verwendungsfähigkeit der deutschen Wolle, vor allem für die Zwecke der Uniform- Herstellung, erreicht worden ist.

Die Aussichten, die deutsche Schafhaltung weiter zu vergrößern, sind immer noch als gut zu bezeichnen. Zwar leidet die Schafhaltung in ähnlichem Maße wie die Rinderhaltung un­ter dem Arbeitermangel. Denn ohne sachkun­digen Schäfer ist es nicht möglich, im Rahmen eines geordneten landwirtschaftlichen Betriebs Schafhaltung zu betreiben. Trotzdem finden sich aber, vor allem im Osten Deutschlands, so­wohl im Klein- wie auch im Großbetrieb, noch genügend Möglichkeiten, neue Schafhaltungen zu errichten. Beispielgebend sind in dieser Be­ziehung Süd-, Mittel- und Westdeutschland in den vergangenen Jahren gewesen, und auch Oldenburg und Schleswig-Holstein haben be­sonders in bäuerlicher Einzel- und Kleinschafhaltung wesentliche Erfolge erzielt. Auch für die nahe Zukunft ist unbedingt zu beachten, daß die neu entstehenden Schaf-

Wie überall im schwäbischen Land, so war auch die NS.-Frauenschaft sehr rege dabei, un­sere Bauern bei der mühsamen Arbeit der Flachsernte zu helfen. Dabei bekamen wir so recht einen Einblick in die Arbeitsgebiete der Bäuerin, die neben der Mithilfe in Feld und Stall ihre Pflichten als Hausfrau und Mutter zu erfüllen hat. Namentlich da, wo kleine Kin­der zu betreuen sind, waren die Anforderungen zur Erntezeit ungeheuer groß. Hilfe tat not. Eine Aussprache mit dem Ortsbauernfllhrer bestätigte die Notlage. Er selbst hatte sein Ijähriges Kind zu Verwandten nach auswärts geben müssen, weil es nicht möglich war, ein Pflichtjahrmädel zu bekommen. Dies ver­anlagte mich, eine Erntekindcrkrippe ins Leben zu rufen. Der Ortsbauernführer war sofort be­geistert von dem Plan, war es ihm doch da­durch möglich, seinen Bauern wenigstens für die Kinder Hilfe in Aussicht zu stellen. Der Bürgermeister wurde von dem Vorhaben in Kenntnis gesetzt und ich bekam von ihm Voll­macht, alles was ich für die Krippe benötige, auf Kosten der Gemeinde anzuschaffen.

Das Heim der NS.-Frauenschaft wurde zu einer Kinderkrippe umgestaltet. Die Küche, die ebenfalls der NS.-Frauenschaft gehört, wurde von der Gemeinde für unsere Kurse zur Ver­fügung gestellt; sie war überaus günstig, da wir dort einen elektrischen Herd und auch einen Waschkessel haben. Das Brennmaterial und die Waschmittel stellte uns ebenfalls die Gemeinde. Es fehlten jetzt nur noch die Helferinnen. Auch diese Frage war bald gelöst. Die Kinder­schwester, die drei Jahre in einer Kinderkrippe tätig war und eifriges Mitglied der NS.- Frauenschaft ist, hat sich sofort bereit erklärt, in ihrer freien Zeit mitzuhelfen. Sie Hai das Kochen der Schoppele und Gemüsle übernom­men, dazu das Waschen der Kinderwäschen. Die Frau des Bürgermeisters, ebenfalls treues Mit­glied der NS.-Frauenschaft, hat zusammen mit mir das Baden, Pflegen und Beaufsichtigen der Kleinen besorgt. Um die Mittagszeit war immer am meisten Betrieb, bis all die hung-

bestände nicht auf Kosten der Rinderhaltung oder des Bestandes von sonstigem Nutz- und Zuchtvieh errichtet werden, da der deutschen Volkswirtschaft nicht damit gedient ist, wenn z. B. zum Schaden der Milch- und Fetterzeu­gung mehr Wolle im Inland erzeugt wird.

Die Länder, die durch die Errichtung Ecoß- deutschlands in den vergangenen Monaten zum Reich zurückgekommen sind, bieten für Schafhaltung teilweise große Möglichkeiten. So wird vor allem in Oesterreich durch eine ver­größerte Vergschafhaltung erreicht wer­den können, daß die bisher v.nausgenützt lie­genden Almen, die für Rindvieh nicht geeignet sind, genutzt werden. Dabei ist natürlich der Ausdehnung der Schafhaltung im Hochgebirge insofern eine gewisse Grenze gesetzt, als der Bestand von Schafen einmal von der Verwer­tung der Schlachttiere im Herbst und znm an­deren von der Ueberwinterung gewisser Be­stände abhängig ist.

Die starke Erhöhung des deutschen Schaf­bestandes bringt auch einen höheren Anfall von Schlachtschafen mit sich, d. h. Tieren, die sich nicht zur Zucht eignen und daher gemästet werden müssen. In der vergangenen Zeit ist es gelungen, das anfallende hochwertige Schaf- und Hammelfleisch entsprechend unterzubringen, vor allem durch Einschaltung des Großver­brauchers, und zwar derjenigen Stellen, die wie Militär oder sonstige Verwaltungen Mas­senspeisungen verabreichen. Auch die großen Verbraucherkreise haben vor allem in den Hcrbstmonaten, wo genügend Frischgemüse vor­handen ist, in erheblichem Ausmaße zum Schaf­fleisch gegriffen und damit eine vorteilhafte Bereicherung des Küchenzettels mit nahrhafter Kost erreichen können.

Das Ziel, das der deutschen Wollerzeugung zunächst gestellt ist, und das in einer Vestands- vermehrung auf 6 Millionen Schafe zu sehen war, dürfte im Sommer dieses Jahres er­reicht sein unter der Voraussetzung, daß die bisher festgestellten Schäden, die die Maul­und Klauenseuche auch auf diesem Gebiete ver­ursacht hat, zum Abklingen gebracht werden, und daß auch die gefürchteten Nachkrankheiten sich sowohl im derzeitigen Bestand wie auch in der Nachzucht nicht haben gefährlich auswirken können.

rigen Mäulchen gestopft waren. Wir hatten Kinder von vier bis acht Monaten, die zum Teil bis dahin noch nie Gemüsle gegessen hat­ten, denen überhaupt das Essen mit dem Löffel eine ungewohnte Sache war. Morgens oft schon um 6 Uhr wurden die Kinder gebracht und waren bei gutem Wetter den ganzen Tag im Garten hinter unserem Heim. Ein Nußbaum war der Himmel über ihnen und ein zur Ver­fügung gestelltes Laufställchen im grünen Gras war der Spielplatz für die größeren unter ihnen. Stubenwagen, Kindersessele und Spiel­zeug aller Art wurden uns von Mitgliedern der NS.-Frauenschaft gestiftet.

Die Aufgabe und vor allem die Verantwor­tung, die wir übernommen haben, war keine kleine, aber der feste Wille, zu helfen, hat den glänzenden Erfolg dieser Einrichtung gewähr­leistet. Volle vier Wochen haben wir die Klei­nen betreut und durften dabei viel, viel Freude erleben. Die Kinder hatten sich rasch an die liebevolle Pflege gewöhnt. Das Vertrauen, das uns.die Bäuerinnen dadurch entgegenbrachten, daß sie uns ihr wertvollstes Gut anvertrauten, hat uns stark gemacht. Möchten sich immer mehr Frauenherzen und Hände finden, die sich in den Dienst der Volksgemeinschaft stellen und diese Verpflichtung in die Tat umsetzen, dann bekommt auch der Bauer wieder neuen Mut und wird in zäher Beharrlichkeit den Kampf um unseres Volkes Befreiung weiter tatkräftig mitführen können.

Verztliche Mahnbriefe an das Landvolk

Eine der wesentlichsten Voraussetzungen, die der Bewerbern meinenNeubauqrn- h o f erfüllen muß, ist neben der selbstverständ­lichen Eignung und Ausbildung für seinen Beruf seine volle gesundheitliche Tauglichkeit. Der Reichsnährstand legt deshalb bei der Eignungsprüfung größtes Ge­wicht auf die Feststellung des Gesundheits­zustandes. Mehr als 250 000 amtsärztliche Ein­zeluntersuchungsbefunde der Landbevölkerung aller Kreise bestätigen eindeutig das besonders starke Auftreten von Zahnschäden. Es wird also der Pflege des Gebisses viel zu wenig Sorgfalt zugewendet, weil man nicht bedenkt, daß gerade durch kranke Zähne eine große An­zahl anderer Erkrankungen, wie Magen- und Nierenleiden, Rheumatismus und sogar Herz­krankheiten als Folgeerscheinungen auftreten können. Da es zu weit führen würde, den einzelnen Bewerber mündlich zu beraten, tritt der Reichsnährstand durch Einzelschreiben an die erkrankten Personen heran, sie auf die be­stehenden Gesundheitsschäden aufmerksam zu machen (z. V. Zahnschäden, chronisch entzündete Mandeln, Vruchleiden, Schilddrüscnerkrankun- gen usw.), weist auf die zu erwartenden Folgen hin und rät die Inanspruchnahme eines Arztes an. Am Schluß eines solchen Eesundheitsbrie- fes wird meist noch eine Mitteilung über die erfolgte Behandlung oder eine Bestätigung des behandelnden Arztes erbeten.

Gewiß wird mancher im ersten Augenblick vielleicht einen Schreck, zumindest aber ein schlechtes Gewissen bekommen haben, wenn er so van einem ihm doch immerhin fremden Arzt auf die bei ihm vorhandenen Mängel aufmerk­sam gemacht wurde. Der Schreck war aber meist schnell überwunden und es folgte die Einsicht und die Tat, die sich in den lausend eingehenden Bestätigungen über vorgenommene Behandlungen und in den zahlreichen Dank­briefen zeigt. Selbstverständlich wird mit die­sem Verfahren der Einzelberatungen nur ein Teil der gesundheitlichen Mängel der Land­bevölkerung beseitigt. Eines ist aber bereits heute schon gewiß: Für Tausende von Familien wird solch ein Brief Anregung zum Nachdenken sein, so daß nicht nur der Einzelne, an den der Eesundheitsbrief gerichtet war, der Pflege sei­ner Gesundheit künftig mehr Aufmerksamkeit zuwendet, sondern darüber hinaus seine ge­samte Familie. So hat mit diesen Eesundheits- briefen der Reichsnährstand einen neuen Weg zur Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse beschritten, der bereits zu beachtlichen Erfolgen geführt hat.

Verantw. Schriftleiter: Erich Silgradt, (Landesbauernschaft Württemberg, Stuttgart)-