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Nr. 147
vienslag, äen 27. Juni 1939
113. Jahrgang
Reichslagung der deutschen Forstwirtschaft
Reichsforstmeister Generalfeldmarschall Göring sprach
Berlin, 26. Juni. Im festlich geschmückten Reichstagsfitzungssaal der Krolloper wurde am Montag nachmittag in Anwesenheit des Schirmherrn, Reichssorstmeister Generalfeldmarschall Göring, die Erotzdeutsche Reichstagung der deutschen Forstwirtschaft eröffnet. Fast 2000 Mitglieder des Deutschen Forstvereins hatten sich versammelt, neben ihnen zahlreiche ausländische Forstleute. Auch war die italienische Abordnung vertreten. An ausländischen Abordnungen waren anwesend: Italien, England, die Niederlande, Portugal, Schweden, Bulgarien, Dänemark, Finnland, Lettland, Litauen, Estland, Norwegen, Rumänien und Ungarn.
Mit stürmischem Beifall begrüßten die deutschen Forstmänner den Reichsforstmeister, der vor der Krolloper zunächst eine Ehrenhundertschaft von Forstanwärtern abgeschritten hatte und dann durch ein Spalier von Forstmännern den Saal betrat. Nach einem feierlichen Vorspruch eröffnete Generalforstmeister Staatssekretär Alpers, der Leiter des Deutschen Forstvereins, die Tagung. Unter anhaltendem Beifall stellte er fest, daß die Forstmänner von Freude erfüllt seien, ihren Reichsforstmeister sehen und sprechen hören zu können. Er begrüßte dann unter neuen Beifallskundgebungen die zahlreichen Abordnungen der ausländischen Forstverwaltungen und Vertreter forstlicher Organi- tionen, besonders herzlich die starke italienische Abordnung. Er hob die ungeheure Arbeit Görings aus politischem Gebiet, bei der Schaffung der deutschen Luftwaffe und als Beauftragter für den Vierjahresplan hervor, und fuhr dann unter stärkstem, sich immer wiederholenden Beifall der Versammlung fort: Die kurze Tätigkeit des Reichsforstmeisters ist ausreichend, um ihm in der Geschichte der deutschen Forstwirtschaft einen Namen zu sichern. Aus organisatorischem Gebiet wie auf sachlichem Gebiet wurden durch die Tatkraft des Reichsforstmeisters grundsätzliche Maßnahmen durchgeführt. In der Praxis des deutschen Waldbaues wurde ein Wandel herbeigesührt. Durch eine Marktordnung wurde nicht nur unter schwierigsten Verhältnissen der Bedarf unserer Wirtschaft an Holz gedeckt, sondern darüber hinaus gezeigt, wie
! wir Nationalsozialisten wirtschaftliche Aufgaben anfassen. Schließlich wurde durch das Reichsjagdgesetz in der ganzen Welt ein Widerhall erweckt, so daß die ganze Welt aus diese Ihre Schöpfung blickt. Die deutschen Forstmänner stehen bereit, dieses große Werk bis ins Letzte fortzusetzen und eine einheitliche und schlagkräftige deutsche Forstwirtschaft zu schaffen.
Nach alter deutscher Forstmannssitte grüßte die Versammlung ihren Reichsforstmeister mit einem Hellen Horrido. Der Beifall erneuerte sich nochmals, als dann Eeneralfeldmarschall Reichsforstmeister Göring selbst das Rcdnerpodium bestieg und sich an die deutschen Forstmänner wandte. Stürmischer und lang anhaltender Beifall dankte dem Reichsforstmeister für seine Ausführungen. Dem tiefempfundenen Dank gab Eeneralforstmeister Staatssekretär Alpers beredten Ausdruck.
Geschrvindigkeitsrekord der Reichsbahn
Triebwagen erreicht 215 Stundenkilometer Berlin, 26. Juni. Am vergangenen Sonntag wurde auf der Strecke Berlin—Hamburg eine Versuchsfahrt mit einem drei- teilgen Schnelltriebwagen durchgeführt. Aus der Fahrt von Hamburg nach Berlin konnren ohne Schwierigkeit und bei überraschend gutem Lauf über einen längeren Streckenabschnitt Slun- dengeschwindigkeiten von über 200 Kilometer und eine Spitzengeschwindigkeit von 215 Stundenkilometer erreicht werden. Mit dieser Triebwagen-Schnellfahrt hat die Deutsche Reichsbahn erneut einen Eeschwindigkeitsrekord aufgestellt mit einem Fahrzeug, das für den öffentlichen Verkehr bestimmt ist, also keine Sondereinrichtung zur Erzielung außergewöhnlicher Leistungen enthält. Dieser dreiteilige Schnelltriebwagen wird nach Beendigung der Versuchsreihe demnächst auf der Strecke Berlin—Hamburg dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.
Unterhaus äußerst unruhig!
Zehn Wochen Verhandlungen mit Moskau
London, 26. Juni. Zu den Verhandlungen des kapitalistischen Albions mit den Sowjets erklärte Ministerpräsident Chamber l a i n im Unterhaus, die britische Regierung prüfe in Konsultation mit der französischen Regierung die sowjetrussischen Kommentare zu den Vorschlägen, von denen er in seiner Erklärung vom 19. Juni gesprochen habe. Außenminister Lord Halifax hoffe, in Kürze in der Lage zu sein, dem britischen Botschafter in Moskau neue Instruktionen zu geben. Auf die Frage des Labour-Abgeordneten Dalton, ob die Regierung, nachdem die Verhandlungen nun schon seit zehn Wochen im Gange seien, und seit der Abreise Strangs nach Moskau auch schon über zehn Tage verstrichen seien, nicht weitere Maßnahmen, z. B. durch die Entsendung eines Ministers nach Moskau, ergreifen wolle, antwortete Chamberlain: „Ich glaube nicht, daß Lies der Lage dienen würde." Auf die weitere Frage, ob es nicht klar sei, daß diese noch bestehenden Schwierigkeiten in Berlin größte Befriedigung Hervorrufen und die Gefahren steigere, sagte Chamberlain, das möge schon sein, da die Sowjetregierung auch daran denke. Auf weitere Fragen weigerte sich Chamberlain, Einzelheiten über die Konsultation mit der französischen Regierung bekanntzugeben.
Im Unterhaus wurde Chamberlain gefragt, ob er von der ,japanischen Regierung eine sofortige Entschuldigung und Genugtuung wegen der Schädigung des britischen Prestiges und der „unwürdigen Behandlung" britischer Staatsangehöriger in Tientsin fordern und die Meistbegünstigungsklausel für Japan außer Kraft setze» wolle. Chamberlain erklärte hierauf ausweichend, die „Lage in Tientsin sei im allgemeinen unverändert", er bedauere jedoch, sagen zu muffen, daß eine Reihe von „Entwürdigungen" britischer Staatsangehöriger durch die Japaner vorgekommen seien. Eden fragte, ob die Hoffnungen des Premierministers allein auf die Fühlungnahme mit Tokio zurückgingen, oder ob sich die Lage lokal gebessert habe. Lham- berlain erwiderte, seine Hoffnungen seien mit den Besprechungen mit der japanischen Regierung in Tokio verknüpft.
Eine peinliche Bilanz
Ei« Bericht des britische« Botschafters über die bisherigen Verhandlungen
London, 26. Juni. Von maßgebender Seite wird jetzt bestätigt, daß während des Wochenendes der Bericht des britischen Botschafters über die letzten Unterredungen bei der britischen Regierung eingetroffen ist. Der Bericht, der in der Sitzung des außenpolitischne Ausschußes des Kabinetts erörtert wurde, gibt eine allgemeine Uebersicht über den Stand der Verhandlungen und beschäftigt sich eingehend mit den von sowjetrussischer Seite
vorgebrachten Bedenken. Der Ausschuß hat in diesem Zusammenhang den gesamten Stand der britisch-sowjetrussischen Paktverhandlungen eingehend durchberaten. Es wird angenommen, daß nach der heutigen Sitzung des außenpolitischen Ausschusses neue Instruktionen an den britischen Moskauer Botschafter abgehen werden. Die Verhandlungen mit Molotow werden, wie ferner mitgeteift wird, voraussichtlich in einigen Tagen „erneuert" werden.
Japan läßt sich nicht einschüchtern
Tokio, 26. Juni. In der Pressekonferenz am Montag stellte der Sprecher des japanischen auswärtigen Amtes auf eine englische Anfrage alle Berichte über angebliche Mißhandlungen von Briten in Tientsin energisch in Abrede. In englischen Kreisen scheint man trotz dieser eindeutigen Erklärungen an den durch Reuter verbreiteten Lügen festzuhalten.
Die stets gut unterrichtete „Tokyo Asahi Schimbun" schreibt hierzu. Chamberlain betrachte anscheinend schon die Tatsache, daß Briten durch japanische Soldaten kontrolliert würden, als eine „unerträgliche Beleidigung". Eine weitere Behauptung Chamberlains, daß Japan angeblich England die Führung seiner Außenpolitik vorschreiben will, sei ebenso unverständlich. Japan habe nur betont, daß die gegenwärtige Lage durch die japanfeindliche Politik Englands verursacht worden sei, und daß infolgedessen eine Beilegung des Tientsin-Zwischenfalles ohne Lösung dieser Grundfrage nicht möglich sei. Japan lehne die Verantwortung für die gegenwärtige gespannte Lage ab und werde sich auch nicht durch britische Drohungen einschüchtern lassen.
London, 26. Juni. In großer Aufmachung und mit großem Lärm berichtet die Londoner Presse über neue „Mißhandlungen" von Engländern in Tientsin; man vermeldet die Tatsache, daß selbst Frauen sich der Untersuchung haben unterziehen müssen. In Swatau sollen die Japaner die Blockade verschärft und zwei britische Schiffe daran gehindert haben ,eine Ladung für Hongkong an Bord zu nehmen. Der Befehlshaber der japanischen Flotte, Admiral Kondo, hat bei den englischen Marinestellen einen scharfe» Protest dagegen eingelegt, daß britische Handelsschiffe unter Begleitung eines englischen Kriegsschiffes in den Hafen von Swatau eingelaufen sind.
Der diplomatische Berichterstatter der „Times" meint, daß die britische Regierung immer noch hoffe, daß sich eine „örtliche Lösung" finden lassen werde. Bei weiteren Forderungen der Japaner könne es indessen „keinen Kompromiß geben". Die britische Regierung sei aber noch immer bereit, die japanische Forderung auf Auslieferung der vier Chinesen in Tientsin zu prüfen. Der diplomatische Berichterstatter des ,/Daily Hsrald" will wissen, daß die Regierung in der Kabinsttssitzung am kommenden Mittwoch „Vergeltungsmaßnahmen" beschließen witt», falls aus Tokio keine Anzeichen der Bereitschaft fiir eine friedliche Lösung vorlägen. Voraussichtlich werde man Gegenmaßnahmen auf wirtschaftlichem Gebiet ergreifen.
Damit Roofeveit
feine Wahl gewinnt...
tauscht England Baumwolle gegen Kautschuk
Das Tauschabkommen, von dem in den Vereinigten Staaken von Amerika schon seit langem gesprochen wurde, ist durch die Untrzeichnung am 23. Juni in London nunmehr wirklich zustande gekommen. Wie alle großen Pläne der De- § mokratien in der letzten Zeit macht das Endprodukt lang- § jähriger Verhandlungen aber auch hier den Eindruck eines stark gerupften Spatzes. Ursprünglich wollte man nämlich viel mehr. Da sollte sich das Abkommen nämlich nicht nur aus Kautschuk, sondern auch auf Weizen und Zinn erstrecken. Die Widerstände dagegen waren jedoch allzu groß. Kanada, das man für die englische Luftaufrllstung nun einmal notwendig braucht, drohte sehr deutlich, daß es einen Tausch auf der Grundlage von amerikanischem Weizen gegen Zinn und Kautschuk als einen unfreundlichen Akt Englands empfinden würde. Es will den englischen Markt in erster Linie für seinen Weizen reserviert wissen, nicht aber für amerikanischen Weizen.
Die Schwierigkeiten beim Zinn lagen darin, daß die erheblichen Mengen, die nach den amerikanischen Plänen vorgesehen waren, allzuleicht den Zinnpool ins Wackeln gebracht hätten. Dessen Preispolitik, die so schon auf genügend Schwierigkeiten stößt, wäre von Neuyork aus sehr leicht zu stören gewesen, wenn die Amerikaner auf diese Weise in den Besitz großer Vorräte gekommen wären.
llebrig blieb daher von den ganzen ursprünglichen Tauschplänen nur noch der Tausch KautschukgegenBaum- wolle. Für die Amerikaner ist auch dieses Tauschgeschäft noch ein beachtlicher Erfolg. Herr Roosevelt kommt endlich wenigstens etwas von seinen hohen Vaumwollvorräten herunter. Er hat es also leichter, die Vaumwollfarmer, die bisher eine großen Teil seiner Anhänger darstellten, bei der Stange zu halten und erhält durch das Tauschgeschäft praktisch einen stattlichen Wahlfonds.
Das ist in erster Linie auch der Grund für England gewesen, dieses Geschäft abzuschließen. Das politische Ziel, den „Freund Roosevelt" in den Vereinigten Staaten an der Macht zu erhalten, läßt die Engländer über manche wirtschaftliche Unebenheit hinwegsehen. Zwar enthält das Abkommen die Bestimmung, daß die Vorräte auf beiden Seiten sieben Jahre lang aufbewahrt werden müssen, wenn nicht vorher der Fall eines Krieges eintritt. Durch diese Bestimmung ist die Preispolitik des Internationalen Kant- schukausschusses, in dem England führt, scheinbar gesichert. Allerdings bedeutet die Existenz großer Kautschukvorräte in Amerika immer einen Druck auf den Kautschuk-Ausschuß, denn der Nachweis, daß die Vorräte in Friedenszeiten nicht doch eingesetzt worden sind, wird nicht immer leicht zu führen sein, besonders, wenn man berücksichtigt, daß in nächster Zukunft die von Henry Ford auf dem amerikanischen Kontinent angelegten großen Eummiplantagen in Ertrag kommen. Das Abkommen bedeutet auf jeden Fall eine Schwächung des Kautschuk-Ausschusses, in erster Linie also Englands, und es zeigt sich auch hier wieder einmal, daß die Engländer heute auf allen Gebieten Bedingungen annehmen müssen, die noch vor wenigen Jahren niemand gewagt hätte, dem stolzen Albion zu bieten.
Neben den Engländern find aber auch dieHollä«der Leidtragende. Um die benötigten zusätzlichen Mengen des Abkommens zu liefern, find aus jeden Fall Produktionsausdehnungen erforderlich, die natürlich nicht ohne weiteres rückgängig gemacht werden können, wenn die Situation sich einmal verändert hat. Hoklrnd muß also auf feden Fall mit einer verstärkten Konkurrenz rechnen. Es hat freilich nicht die Machtmittel gegenüber England in der Hand wie Kanada hinsichtlich des Weizens und muß die Erfahrung machen, daß die guten englischen Freunde sich über die Interessen der kleine« Länder glatt hinwegsetzen, wenn es ihnen gerade so patzt. Zusammen mit der Eiuschrän- «rug der englischen Rahrungsmitteleinfuhr aus Holland zu- gmrsten des Empires sind das Matzuahmen, die den brave» Mynheers doch Anlaß sein sollten, einmal zu erwägen, ob England wirklich auch ihre Interessen vertritt. Ein Blick auf de« belgischer Nachbar Knute sie gleichfalls belehren, wie brutal England auch de« beste» Freundes gegenüber seinem Wille« Geltung zu verschaffen sacht.
Daß schließlich das Abkomme» ein Bruch sowohl der eng-
als auch der amerikanischen Handelqwtttik ist, und Herr« Hall zu der famosen Ansrede nötigte, „es fei kein Anstauschgeschäft, sondern eine Auswechslung", werden wir uns auf jeden Fall für geeignete Fälle vermerken.
'Japan verlangt Einstellung der englischen LSgenagitatto« Tokio, 26. Juni. (Ostasiendienst des DNB.) In einem schriftlichen Protest des japanischen Generalkonsuls Taschiro in Tientsin an den britischen Generalkonsul Jamieson werden die fortgesetzten englischen Liigenmcldnngen über angeblich schlechte Bebandlung von Briten als unerhörte Beleidigung des Ansehens der japanischen Armee und der Konsulatspolizei schärsstens aebrandmarlt. Japan, so heißt es weiter, erwarte entsprechende Schritte Englands zur Unterbindung die-