6. Leite - Nr. 144
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschaster'
Freitag, den 23. Juni 1939
KleirrLierzrrchL schafft MMardemverLe
köppinge», 21. Jullr. Die Landcsfachgruppe Württemberg der Eeflügelzüchtervereine hielt dieser Tage in Göppingen ihren Landeszüchtertag ab. Der Leiter der Landessachgruppe, Kepler, i erstattete einen aufschlußreichen Jahresbericht. Dann gab der z Geschäftsführer der Reichsfachgruppe, Mathias-Berlin, einen interessanten Ueberblick über die seither geleistete große Arbeit. ! Die Reichssachgruppe zählt heute 21 Landesfachgruppen mit z 350 Kreisfachgruppcn, in denen 4000 Vereine mit 140 000 Mit- s gliedern zusammengeschlossen sind. Die deutsche Rasscgeflügclzucüt j steht heute wieder an erster L M in der Welt Es ist deshalb s nicht verwunderlich, wenn auch die von uns beschickten inler- j nationalen Ausstellungen in Holland, Belgien und Paris für s Deutschland zu vollen Erfolgen führten. Diese wirken sich aus in - immer mehr steigendem Export von deutschem Rastegeflügel. Der Vorsitzer der Landesgruppe Württemberg der Kleintierzüchter, Teufel-Stuttgart, sprach über die Landeskleintierschau, die vom 9. bis 11. Dezember 1939 in Stuttgart in der , Eewerbehalle stattfindet. Ausgestellt werden dabei Geflügel, ; Kaninchen, Ziegen, Pelztiere (Nutria usw.), auch der Seidenbau : und die Bienenzucht werden vertreten sein. Interessant ist die : Tatsache, daß der Erzeugungswert der deutschen Kleintierhallung ; über 1 Milliarde jährlich beträgt und so der Produktionssumme s der deutschen Autoindustrie gleichkommt. Tierzuchtinspektor i Maier-Stuttgart verbreitete sich über das Verhältnis von Einfuhr und deutscher Erzeugung von Eiern, Hühnerfedern. Pelz- warcn usw. Der Züchtertag 1940 soll in Schwenningen statt- ! finden. -
Kampf der Kinderlähmung!
Alljährlich sucht die Kinderlähmung, vornehmlich im Spätsommer, ihre Opfer unter der Jugend Deutschlands. Zwar gesundet der weitaus größte Teil der Erkrankten, doch fordert diese Krankheit auch eine Anzahl von Todesopfern. Eine weitere, nicht unbedeutende Anzahl von Volksgenossen, die von dieser Krankheit betroffen wurden, erleidet gesundheitliche Einbußen durch Lähmung einzelner Körperteile.
Wer diese Krankheit überstanden hat, trägt Schutz st offe § gegen sie in seinem Blut. Diese Schutzstofse seines Blutes werden zum Schutze von Neuerkrankten gegen die gefllchteten Lähmungen verwendet. Der von der Kinderlähmung Genesene kann Blutspenden wiederholt in Abständen von einigen Wochen abgeben, ohne selbst die geringste gesundheitliche Einbuße zu erfahren. Im ganzen Reich wird diese gegenseitige Hilfe, zu der jeder Deutsche seinem kranken Volksgenossen gegenüber verpflichtet ist, unter örtlicher Leitung der Gesundheitsämter durchgeführt; das gesammelte Blut wird hierbei zur Verhütung von Äebertragung anderer Krankheiten vor Abgabe an die Kranken in geeigneten Laboratorien untersucht und aufbereitet.
Kinder und Erwachsene, die die Kinderlähmung in den letzten sechs Jahren überstanden haben, werden zu Blutspenden gegen ! eine Anerkennungsgebühr von 10 RM. je 100 Kubikzentimeter i Blut, wie in den Vorjahren, aufgcsordert werden. Der Bedarf ist allgemein groß, zumal wenn die für den Spätsommer zu erwartende Häufung der Erkrankungen den vorjährigen Umfang erreichen oder übersteigen sollte. Vielen Kranken ist schon in den letzten Jahren durch Genesende geholfen worden; mögen auch diese jetzt wieder bereitwillig dazu beitragen, daß durch ihr Blut den neuerdings Erkrankenden geholfen wird.
Süden in Badern und Kurorten
Der Reichsinnenminister hat im Einvernehmen mit dem Reichspropagandaminister n e u e R i ch t l i n i e n für die Regelung des Besuches jüdischer Kurgäste in Bädern und Kurorten erlassen. Danach sind jüdische Kurgäste in Heilbädern und heilklimatischen Kurorten dann zuzulassen, wenn ihnen durch örtliches Attest im Einzelfalle eine Kurbehandlung verordnet ist, und wenn außerdem die Möglichkeit besteht, sie getrennt von den übrigen Kurgästen in jüdischen Kur- ^ anstalten, Hotels, Pensionen und Fremdenheimen usw. unterzu- j bringeü. Voraussetzung ist dabei, daß in diesen Anstalten und
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Es sind keine Höfe in der Nähe; die Straße, die ein paar Dutzend Schritt entfernt den Forst durchschneidet, bildet zugleich in großen Umrissen die Grenze zwischen feinem Besitz Und der Flur des Rittergutes Altschönau. Und von da drüben, irgendwo aus dem Wald des Nachbarn, dringt der Hundelaut zu ihm herüber.
Muß er nicht Nachsehen, was dieses Heulen zu bedeuten hat? Kann nicht ein Unglück passiert sein? Kann nicht vielleicht der Jagdherr von drüben einen Unfall erlitten haben und nun hilflos im Forst liegen, darauf angewiesen, daß des Hundes Hals Hilfe bringe?
Der Jagdherr da drüben heißt Adalbert von Facius, der nicht mehr Röggs Freund ist.
Nicht mehr sein Freund? Das sagt zu wenig, er ist sein Feind seit jener Stunde, da die beiden Männer an jenem Grenzstein dort standen und Heinold von Rögg ihm einige schmale Papiere vor die Augen hielt.
Und nur der Besitz dieser Papiere sichert den Gutsbesitzer vor dem offenen Bezeigen der Feindschaft, die Tatsache ist, wenn man sie auch nach außen nicht merken lassen darf.
Ja, man darf es Heinold nicht verdenken, wenn er nicht viel Lust verspürt, das Revier des anderen, noch dazu in Jagdausrüstung, zu betreten.
Heinold wartet immer noch, bleibt an den Stamm einer hohen Kiefer gelehnt stehen.
Worauf wohl wartet er?
Nun ist ihm, als knirschen Schritte auf der durchnäßten Straße. Unwillkürlich gleitet die Doppelbüchse von der Schulter und schmiegt sich in seinen Arm. Man weiß nie, wer des Nachts unterwegs ist, und ist Wilddieberei dank der eifrigen Aufsicht der Förster hier auch glücklicherweise so gut wie unbekannt, so ist Vorsicht doch immer am Platze.
Aber in diesem Falle ist sie nicht mehr länger nötig, das erkennt Rögg sehr bald.
Tenn der Mann, der da hastig einherstapft, ist der Lauer Kibelke, den er gut kennt.
Betrieben deutfch-kütiges werbliches Personal unter 4b Jahren nicht beschäftigt wird. Ein von einem jüdischen Behandler ausgestelltes Attest für die Kurbehandlung bedarf der Bestätigung durch das Gesundheitsamt. Gemeinschaftseinrichtungen, deren Benutzung für den erstrebten Heilerfolg unerläßlich ist, wie Trinkhallen und Vadehäuser, sind den zuqelassenen Juden zur Verfügung zu stellen. Mit Rücksicht arü die nichtjüdischen Kurgäste können den Juden angemessene örtliche und zeitliche Beschränkungen hinsichtlich der Benutzung anserlegt werden. Von den Gemeinschaftseinrichtungen, die nicht unmittelbar Heilzwecken dienen, z. V. von eingezäunten Kurgärten, Sportplätzen, Kurgaststätten, Kurkonzerten, Lesesälen, Strandbädern und ähnlichen Einrichtungen, sind die Juden auszuschlisßen. Wenn einem in Mischehe lebenden Deutschblütigsn durch ärztliches Zeugnis bescheinigt wird, daß er zur Durchführung emer Kur der ständigen Begleitung durch seine Ehefrau bedarf, so fallen für die jüdische Ehefrau die genannten Beschränkungen fort. In allen übrigen Bädern und Kurorten sind Juden von den Kureinrich- tunoen ausgeschlossen. In Heilbädern und Kurorten, die von diesen aufgesucht werden können, ist die Benutzung der Ku'Mn- richtungen durch jüdische Kurgäste von d-n Trägern der Kur- einrich'u.n-en zu regeln. Vorher soll dem Neichskremdenverkebrs- nerband Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden. Die Bestimmungen dürfen sich nicht auf die erte^ritorialen Angehörigen der diplomat''chen Dertretunoen usw. beüeben. Wer Jude ist, bestimmt das Reichsbürgergesetz, ein- Duterschcidung zwischen in- und ausländischen Juden findet abü nicht statt.
Ans dem GerichLssEl
Zuchthaus für einen Jngendverderber Ulm, 21. Juni. Der 38 Jahre alte Matthäus Wittlinger aus Nellingen (Kr. Ulm) hatte sich wegen Blutschande und unzüchtigen Verkehrs mit Personen unter 14 Jahren M verantworten. Seine Opfer waren seine 10 und 16 Jahre alter Töchter. Der Angeklagte leugnete hartnäckig, obwohl die Zeugenaussagen ihn sehr belasteten. Die Große Strafkammer verurteilte den Angeklagten dem Antrag des Staatsanwaltes entsprechend zu vier Jahren Zuchthaus und vier Jahren Ehrverlust.
Ein Unverbesserlicher
Mm, 21. Juni. Als Gewohnheitsverbrecher großen Formats kann der 43 Jahre alte Leonhard Wagner aus Ulm angesprochen werden. 1b Jahre seines Lebens hat er schon hinter Gefängnis- und Zuchthausmauern zugebracht. Im Herbst wurde er entlassen um gleich wieder straffällig zu werden. Er stahl Fahrräder am laufenden Band und verkaufte sie wieder. Einem Schlafkamcra- den nahm er Hemden und Stiefel weg, um drese Gegenstände ebenfalls in Geld zu verwandeln. Die Große Strafkammer verurteilte den Angeklagten zu vier Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust und ordnete außerdem die Sicherungsverwahrung an.
„Erenzzwischensall" endigte beim Visrgelage In ganz Holland lacht man über den letzten holländisch-belgischen Grenzzwischenfall, bei dem ein in Uniformfragen wenig bewanderter Korporal Polizisten seines eigenen Landes verhaften wollte. Der Vorgang spielte sich folgendermaßen ab: Sechs Amsterdamer Polizisten und ihr Inspektor, alle in voller Uniform, marschierten im Verlauf einer Dienstübung über das Marschland von Brabant, nahe der belgischen Grenze. Als sie zu einem Uebungslauf angesetzt hatten, trat plötzlich ein Korporal der holländischen Armee vor dke verdutzten Polizisten hin und erklärte sie für verhaftet. Vergeblich versuchte der Inspektor dem Korporal klarzumachen, daß sie ja nur Amsterdamer Polizisten seien. Aber der Korporal glaubte ihnen nicht. „Sie sind belgische Offiziere und wollen hier spionieren", erklärte er und ie
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mehr sich die Verhafteten bemühten, die Situation zu klären desto mehr verstärkte sich der Verdacht des Korporals. Vis er sich schließlich vor der „Einbuchtung" seiner Gefangenen dazu überreden ließ, seinen diensttuenden Offizier herbeizurufen. Der aber war ein alter Freund des Polizei-Inspektors. So war der Erenzzwischenfall schnell geklärt. Er fand seinen Abschluß bei einem Biergelage.
1900 Suppen in 17 Tagen
In Middleboro im Staate Kentucky, USA., wurde ein Wettkochen für Hausfrauen veranstaltet. Die Organisatoren dieses Wettkampfes waren schwergeprüfte Ehemänner, die bei ihren i Gattinnen wieder den Sinn für hausfrauliche Tugenden wecken i wollten. Als Siegerin ging eine Frau aus dem „Nennen" her- ^ vor, die in 17 Tagen rund 1000 verschiedene Suppen kochte, deren ^ Rezepte sie sämtlich auswendig wußte. Die Frau hat jetzt von ! Hotelbesitzern Massenangebote als Köchin bekommen, j 500-Jahr-Feier der Erfindung der Buchdruckerkunft
! In einer künstelrisch gestalteten Gabe „Mainz — die Guten- ^ berg-Stadt 1440 bis 1940", die den Gästen der diesjährigen ! Eutenberg-Festwoche vom Oberbürgermeister der Stadt überreicht , wird, werden auch die Pläne für die nächstjährige Reichsfeier i in Mainz bekanntgegeben. Es heißt darin: „Die bisherigen Fest- ! wochen bereiteten den Boden für die 500-Jahr-Feier der Ersin- § düng der Buchdruckerkunst im Jahre 1440. Im Mittelpunkt dieser ^ Säkularfeier steht die hochragende Gestalt Johannes Gutenbergs.
Die Stätte seines Kümpfens und Ringens, seine Heimatstadt ! Mainz, soll der Ort einer erhebenden Huldigung sein. Um dieser i Aufgabe gerecht zu werden, beabsichtigt die Stadt Mainz, das ! ganze Jahr 1940 zu einem Gutenberg-Festjahr zu gestalten. An- ! fang Mai soll das erweiterte Gutenberg-Museum eröffnet wer- i den; die Ausstellungen in den neuen Räumen werden ein um- ! fassenderes Bild der Druckkunst und ihrer Ausstrahlung in die ; Welt vermitteln. Um die Zeit des Johannistages wird das ! Fcstjahr mit der Eutenberg-Jubiläamswoche sowie der Reichs- j huldigungsfeier feine höchste Steigerung erreichen. In Fest- ! sitzungen der Gutenberg-Eesellschaft werden namhafte Gelehrte ^ des In- und Auslandes über den Erfinder, die Erfindung und : ihre Auswirkung auf das gesamte geistige Schaffen der Mensch- - heit sprechen. Auch die künstlerischen Veranstaltungen werden eine der Bedeutung des Jubiläums würdige Bereicherung erfahren. Altem Mainzer Brauch folgend, wird die Festwoche in einem großen Volksfest in der Altstadt ausklingen nnt dem grotesken Depositionsspiel und als Höhepunkt wie im Jahre 1900 emem inhaltsreichen und farbenfrohen Gutenberg-Festzug.
j 45,8 Millionen NM. Ausfuhrüberschuß
i Die Neuordnung der deutschen Handelsstatistik, über die wir i bereits anläßlich der April-Ergebnisse berichteten, bringt es mit ! sich, daß die Vergleichbarkeit der April- und Mai-Ergebnisse mit
> den bisher von der deutschen Handelsstatistik veröffentlichten z Zahlen für das alte Reichsgebiet stark beeinträchtigt ist. Bei ! der Auswertung der nachstehenden Zahlen sind diese Vorbehalte l zu beachten. Die Außenhandelsumsätze sind im Mai in Ein- und
Ausfuhr gestiegen; die Einfuhr belief sich auf 439,6 Milk. RM., die Ausfuhr auf 485,4 Mill. RM. Danach ergibt sich ein Ausfuhrüberschuß von 45,8 Mill. RM.
Die Steigerung der Einfuhr gegenüber April beträgt 37,1 Mill. RM.'oder 9,2 v. H.; sie ist nicht durch jahreszeitliche Einflüsse verursacht. Die AuLfuhrsteigerung — um 48,2 Mill. RM. oder 11 v. H. — dürfte nur in sehr geringem Maße auf jahreszeitliche Einflüsse zurückzuführen sein. Auch Preisveränderungen spielen kaum eine Nolle — im ganzen sind die Preise der Ausfuhrwaren nur noch um 0,2 v. H. zurückgegangen. Die Zunahme entfällt ausschließlich auf Waren der gewerblichen Wirtschaft, und zwar überwiegend auf Fertigwaren (plus 37,5 Mill. RM. oder 10,4 v. H.), in geringerem Maße auch auf Rohstoffe (plus 6,8 Mill. RM. oder 22,4 v. H.) und Halbwaren (plus 4,7 Mill. RM. oder 22,5 v. H.). Der Ausfuhrüberschuß der Handelsbilanz, hat sich gegenüber dem Vormona terheblich erhöht; er stieg von 34,7 Mill.'RM. im April auf 45,8 Mill, RM. im Mai. Die Ak--
> tivierung vollzog sich vor allem gegenüber Europa, in geringe- ! rem Maße gegenüber Amerika und auch gegenüber Afrika und
Australien.
Und den er auch ziemlich schätzt, denn nicht nur, daß er das ist, was man hier in der Gegend einen großen Bauern nennt, er ist auch ein erfahrener, Neuerungen zugänglicher Landwirt und ein über die Grenzen des Kreises hinaus als erfolgreich bekannter Züchter, und daraus wieder ergibt sich, daß er mehr Verbindung zu den Gutsbesitzern als zu seinen Standesgenossen unterhält.
Rögg tritt ein Paar Schritte vor.
„Hallo, Kibelke!" ruft er halblaut und verläßt dön Schatten des Waldes.
Der andere zuckt zusammen, aber sein Schreck legt sich schnell, als er den Jäger erkennt.
„Sie sind's, Herr von Rögg, auch noch unterwegs heute bei dem Sauwetter?"
„Ja, ich habe hier gewartet..."
„So haben Sie's wohl auch gehört?"
„Was denn, Kibelke?"
„Na, den Krach, den der Köter da drüben macht...."
„Freilich! Und am liebsten würde ich nachschauen, was da los sein könnte. Aber allein möchte ich nicht gern fremdes Revier betreten. Wenn Sie mich begleiten wollten?"
Der Bauer scheint nicht viel Lust dazu zu haben. Er murmelt einiges, daß er zu Hause erwartet wird, vom schlechten Wetter auch, aber weil Rögg ihm immer wieder zuredet, gibt er endlich nach.
„'s könnte nur der Herr Baron draußen sein, vielleicht auch sein Förster..."
„Ja, und wenn der Hund keine Ruhe gibt, müssen wir fast befürchten, daß ein Unglück passiert ist."
Kibelke nickt bedächtig.
„Wäre schon möglich. Aber ob wir die Stelle finden, Herr von Rögg?"
Sie stehen auf der Straße und lauschen, denn der Hundelaut ist nur vernehmbar, wenn das Tosen des Sturmes für Sekunden sich mindert.
„Ich glaube doch", gibt Rögg ihm endlich Antwort. „Wir müssen nur genau aufpassen, woher der Laut kommt, die Richtung finden wir dann schon, die wir einzuschlagen haben..."
Wieder horchen sie angestrengt in die Nacht.
„Hören Sie es?" flüstert nun der Bauer. „Jetzt war das Gebell ganz deutlich. Dorthin werden wir gehen müssen und suchen..."
Seine Hand weist in das Dunkel. Rögg stimmt ihm j zu, und sie schreiten langsam und vorsichtig, immer ! dem Hals des Hundes nachgehend, zwischen den Bäumen vorwärts.
Drinnen im Wald, wo das Wüten des Sturmes minder stark an ihre Ohren dringt, ist ihnen das Rufen
des Tieres bessere Hilfe.
Trotzdem ist der Weg durch den dunkle? Forst aicht angenehm. Bald hemmen Steine, bald vom Gkrrm heruntergeschlagene Äste oder dichte Brombeevrarcken den Schritt, bald stolpert der eine oder stößt einen Baumstamm als Hindernis. Aber das alles ver. drießt die Männer nicht.
Immer lauter wird der nun schon heiser klingende Hals des Hundes in ihren Ohren.
„Tatsächlich", murmelt Kibelke einmal halblaut, „da scheint was nicht zu stimmen."
Sie suchen weiter, bis sie fast den ganzen ausgedehnten Forst durchkreuzt haben. Und dann packt Rögg den Bauern plötzlich am Arm.
„Dorthin müssen wir", flüstert er und zieht den s anderen mit sich. „Ich sehe ganz deutlich den Hund."
! „Da liegt einer!" ruft Kibelke fast zugleich wie er- l schrocken aus.
Und wirtlich, dort drüben am Waldrand liegt ein Mensch. Und neben ihm hockt, den Kopf hochgereckt und triefend vor Nässe, der Hund, gibt klagend und winselnd Laut, noch erregter jetzt, da er das Herankommen der beiden Männer wahrgenommen hat.
Hält er die Totenklage für seinen Herrn?
„Facius", sagt Rögg leise, der die Gestalt am Boden erkannt hat.
! „Tot?" fragt Kibelke mit klangloser Stimme.
„Wir müssen sehen..."
Ganz nahe ist Heinold dem Mann im Gras, aber der Hund läßt ihn nicht ganz heran, weist knurrend das Gebiß und hört nicht auf die beruhigenden Worte der Männer.
„Es hilft nichts, wir müssen ihn wegscheuchen", meint Rögg, und wirft einen der vom Sturm gebrochenen Äste gegen das Tier, das wohl znrückweicht, sofort aber wieder vorspringen will. Endlich gelingt cs dem Bauer, unbemerkt nahe heranzukommen und die lederne Halsung zu packen.
„So, nun ziehen Sie ihn ein paar Schritte fort", weist Rögg ihn an und beugt sich zu Facius nieder, während der Hund seinen Widerstand gegen die ihn haltende Hand immer noch nicht aufgibt.
„Nichts mehr zu machen, Kibelke", sagt Heinold dann nach kurzer Prüfung leise. „Schuß in die Brust, scheint auf der Stelle tödlich gewesen zu sein..."
! Schweigend hör; sich der Bauer den Befund an. Nach j einer Weile erst antwortet er,
>. „Das müssen wir jetzt wohl im Herrenhaus melden, ! Herr von Rögg, und einer von uns muß auch zum ! Gendarm gehen..."
^ . (Fortsetzung folgt.»,