7. Seite — Nr. 143
Nagolder Taqblatt »Der Gesellschafter-
Donnerstag, den 22. Juni 1939
vielen, romantisch verklärten Jnselchen an der Küste Frankreichs wird vielmehr das neue Heim der Ltndbergh-Familie, bestehend aus dem Oberst, seiner Frau, zwei Kindern und einer Erzieherin. Der Ort seiner Wahl ist die Insel Jlliec, auf der es weder sine Wasserleitung, weder Gas noch elektrisches Licht gibt. Hier will der vielgeplagte Fliegeroberst sich häuslich niederlassen und endlich mit einem idyllischen Familienleben in der Abgeschiedenheit beginnen.
Es heißt, Frau Lindbergh wolle auf Jlliec ihr drittes Buch zu Ende schreiben. Vieles von den Gesprächen zwischen ihr und ihrem Mann wird vielleicht in diesem Buche mitverarbeitet sein. So kann es unter Umständen der Niederschlag eines modernen Abenteurerlebens werden, in dem beinahe nichts fehlt, was nach den Abenteuerromanen und -Filmen unseres Jahrzehnts dazu gehört: die sportlich-technische Rekordleistung der Ozeanüberquerung, das Karrieremacher! und die glückliche Heirat, der verzweifelte Kampf mit den Kindesentführern, den Räubern des 20. Jahrhunderts, die Mitarbeit in der hohen Politik (hat doch Lindbergh in USA. Alarm geschlagen und seiner Hochachtung für die deutsche Luftwaffe, seinen Bedenken gegenüber der sowjetrusstschen Luftwaffe lebhaften Ausdruck gegeben) und schließlich die Ehrung und den Empfang durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten.
Goldschatz in Sicht?
Seit einiger Zeit arbeitet ein französisches Privatunternehmer! an der Hebung der Tslemaque", jenes Schiffes, das während der französischen Revolution auf der Seine unterging. Die Nachrichten aus der Revolutionszeit besagen, daß sich auf diesem Schiff wertvolle Sihmuckgegenstände der später enthaupteten Königin Maria-Antoinette und ein Goldschatz befanden. Die ersten Tauchversuche wurden nach eingehenden Untersuchungen über die genaue Lage des Fahrzeuges in diesen Tagen unternommen. Es wurden zwar noch keine Wertgegenstände zutage gefördert, sondern nur erst verschiedene Holzstücke von den Schiffsplanken. Man glaubt aber mit Sicherheit, daß es sich bei den gefundenen Stücken um Teile des „Telemaque" handelt und hofft, in den nächsten Tagen auch das Gold bergen zu können.
Haarfarbe fünfmal täglich anders! ^
Eine neue Modemöglichkeit verdanken die amerikanischen ! Frauen einem Doktor Quisling aus Wisconsin. Er erfand eine ! geheimnisvolle Tinktur, bei der aufgelöstes Wachs mit verschie- ! denen Farbstoffen und Aether>die Hauptrolle spielen. Mit Hilfe I dieser Tinktur können die eleganten Frauen jeweils ihre Haar- ! färbe mit der Farbe des Kleides „harmonisieren". Sie können i also fünfmal am Tage mit ihrem Kleid auch die Haarfarbe wech- ! seln und etwa morgens rot, rnittags in strahlendem Goldblond, ! zum Cocktail platinblond und abends kastanienbraun erscheinen. ! Das menschliche Chamäleon dürfte damit Wirklichkeit gewor- > den sein. !
Sonnenbad-Schläfer stürzt 30 Meter tief! j
In dem sogenannten „Cuxhaven der Themse", der in der eng« ! Irschen Grafschaft Kent gelegenen Stadt Gravesend, ereignete sich ! kürzlich ein sonderbarer Unfall. Ein 20jähriger Filmtechniker : hatte sich auf dem Hochhaus der „Majcstic Cinema" zu einer Siesta in der Mittagssonne niedergelegt. Dabei schlief er ein. Plötzlich stürzte er in die Tiefe. Er fiel durch das Schieferdach >-ines Juweliergeschäftes und landete auf dem Ladentisch. Seine erste Frage lautete: „Was ist denn passiert?" Er hatte trotz des ^ ro Meter tiefen Absturzes keine lebensgefährlichen Verletzungen ^ Erlitten.
Eine tapfere Telephonistin!
In Schweden ist jetzt eine junge 18jährige Telephonistin zur Auszeichnung für zivile Tapferkeit vorgeschlagen worden. In einem großen Geschäftshaus im Zentrum Stockholms war eine Feuersbrunst ausgebrochen. Die Ausgänge waren bald versperrt, das Gebäude verqualmt und die Angestellten irrten ratlos und jammernd einher. Nur eine junge Telephonistin, obwohl ebenfalls halb vom Rauch erstickt, blieb in ihrer Zentrale und telephonierte tapfer alle Feuerlöschwachen und Kasernen der Stadt an. Feuerwehr und Soldaten rückten schleunigst an und der Brand konnte nach großer Mühe gebändigt werden. Das tapfere junge Mädchen wurde ohnmächtig neben ihrem Apparat am Boden gefunden. Sie wurde sofort ins Hospital gebracht und .konnte gerettet werden.
Lebensweisheit der Philippinen
Werden in einem Eespäch alte Lebensweisheiten aufgrtifcht, so kommt oft die Rede auf China. Jenes Land wird meistens für die Wiege schöner und tiefer Sinnsprüche gehalten. Allein die Philippinen geben den Chinesen bei der Erfindung von Spruchweisheiten nur wenig nach. Hier einige Beispiele: Wer Pfeffer ißt, verbrennt sich und wer einen Kessel anfaßt, macht sich die Finger schmutzig. — Niemand zündet gerne seine eigene Küche an. — Wer gerne Eier essen will, der muß die Hühner zum Gackern ermuntern. — lleberall gibt es Frauen, und der Teufel ist überall. — Wessen Pferd gestorben ist, der braucht kein grünes Gras mehr. — Es regnet niemals überall zur gleichen Zeit.
50 Grad Wärme und 70 Grad Kälte
Die Frage, wo die kältesten und heißesten Punkte der Erde liegen, hat die Wissenschaft schon seit Jahrzehnten beschäftigt. In diesen Tagen hat die Meteorologische Gesellschaft von Ncu- york die Ergebnisse ihrer Forschungsexpeditionen auf diesem Gebiete bekanntgegeben. Danach schwanken die Lufttemperaturen der Erde zwischen SO Grad Wärme und 70 Grad Kälte. Zu den wärmsten Gebieten unseres Erdballes gehören u. a. Arabien, Mesopotamien und das Innere Australiens. Den Gegenpol dazu bilden Sibirien und das arktische Amerika. Die höchste Temperatur mit S8 Wärmegraden wurde in der Wüste Lut in Ostpersien festgestellt, die von Bergen bis 4000 Meter Höoe umgeben ist. Als der kälteste Ort der Erde wird die Stadt Werchojanfk in Sibirien genannt, wo das Thermometer bis auf 70 Grad minus herabsinkt.
Ein Sommerhut brennt!
Als in den letzten Tagen die Sonne recht heiß und unbarmherzig auch in London vom Himmel herniederbrannte, hielt es Miß Phyllis Proctor für angebracht, einmal ihren schönen und neuen Strohhut im Hyde-Park spazieren zu führen. Sie konnte es mit dem Hut auf dem Kopf sogar in der Hitze recht aut aus- halten und bewegte sich stolz im Sonnenschein, während sich sonst alle Welt erschöpft in den Schatten flüchtete. Aber mit schönen neuen Strohhüten und modernen Dekorationen scheint es gefährlich bestellt zu sein. Jedenfalls brach sich oder konzentrierte sich das Sonnenlicht derart in der großen schönen Elastraube auf dem Hut, daß das Stroh es nicht mehr aushalten konnte und sich wie unter einem Vrennglas in Flammen setzte. Das Schlimme war, daß Phyllis von dieser Brandstiftung auf dem Kopf gar nichts merkte — wohl aber ein aufmerksamer Passant, dem die Hitze noch nicht den letzten Rest von scharfer Vsobachtungsgab?- gegenüber einer netten jungen Dame geraubt hatte. Er sprang also hinzu — und riß Phyllis den Hut vom Kopf, warf ihn zu Boden und trat mit den Füßen darauf. Phyllis war entsetzt
und begann um Hilfe zu rufen, den sie glaubte fest sie habe es mit einem Tollwütigen zu tun. Erst die genaue Erklärung, unterstützt durch die Aussagen eines Polizisten, konnte Phyllis beruhigen, die nun ihrem Retter oder doch dem Erhalter ihrer Haare tief in die Augen sah — und das alles bei 34 Grad im .Schatten!
Kurze Sportrundschau
Großdeutschland-Fahrt nach Köln. Die erste Eroßdeutschland- Radrundsahrt nähert sich ihrem Ende. Am Montag wurde mit der 16. Etappe von Frankfurt a. M. über 285 Kilometer nach Köln die Schlußwochs in Angriff genommen. Der Schweizer Amberg sicherte sich durch geschickten Vorstoß nach einer Steigung wenige Kilometer vor dem Ziel den L-purtsieg. Der Dortmunder Diederichs war zusammen mit dem Schweizer dem Feld etwa 100 Meter enteilt, hatte aber das Pech, kurz vor dem Eingang ins Müngersdorfer Stadion zu stürzen. So siegte der Schweizer ungefährdet in 7:50,40 Stunden vor Diederichs, Wierinckx (Belgien), Plappert (Stuttgart), Eryjsolle (Belgien) und Lachat (Frank- ! reich). In der Eesamtwertung bleiben Umbenhauer, Scheller, f Zimmermann, Oubrn und Thierbach vorne, f Zum Europameisterschastskampf Schmeling — Heuser am f 2. Juli. Das Hauptprogramm, das um 15 llhr beginn, bringt als > ersten Kampf die Begegnung zwischen 2ean Kreitz-Aachen und f Joseph Hampacher-Prag. Dann folgt der Hauptkampf, die Europameisterschaft Schmeling — Heuser über 15 Runden. Der Deutsche Mittelgewichtsmeister Jupp Vesselmann-Köln startet hierauf gegen Walter Müller-Gera, seinen gefährlichsten Rivalen, der bereits zweimal ein Unentschieden gegen ihn erreichte. Den Abschluß des Kampftages bildet die Begegnung der Mittelgewichtler Erwin Bruch-Berlin gegen Joseph Hrubes-Prag. Es ist zu erwarten, daß der Kampf zwischen Schmeling und Heuser schon vor 16 Uhr seinen Anfang nimmt. Um 1.30 Uhr beginnt das Vorprogramm mit drei Kämpfen.
Zielstrecken-Segelslug. In Freiburg i. Br. starteten am Sonntag 22 Segelflieger, darunter auch Angehörige der Luftwaffe, zum dritten Zielstrecken-Segelflug-Wettbewerb des NS.-Flieger- ! korps. Insgesamt müssen in 13 Etappen 840 Flugkilometer zurückgelegt werden. Der Flug führt von Freiburg über Offenburg, Karlsruhe, Mannheim, Wertheim. Bad Kissingen, Meiningen, Erfurt, Bad Frankenhausen, Magdeburg, Brandenburg, Berlin- Rangsdorf, Feinowfurt nach Stettin. Diese Zielflugplätze müssen in der genannten Reihenfolge angeflogen werden. Dabei muß das Segelflugzeug entweder landen oder den Platz in solcher Tiefe überfliegen, daß es vom Boden gesichtet und erkannt werden kann. Der Start geschieht jeweils mit Flugzeugschlepp, wobei das Flugzeug in einer Höhe von 500 Meter ausklinkt. Dem Sieger des Wettbewerbs winkt als Ehrenpreis die Goldene Plakette j des Korpssührers des NSFK., General der Flieger Christiansen. Am ersten Tag gelang es zwei Fliegern, bereits bis Karlsruhe zu kommen: Hanna Reitsch und NSFK.-Hauptsturmführer Bräutigam. Zehn weitere Flieger kamen bis Offenburg, während die anderen wieder nach Freiburg zurück mußten. Am Montag starteten dann Hanna Reitsch und Bräutigam in Karlsruhe. Hanna Reitsch traf in den Mittagsstunden in Mannheim ein und landete nachmittags auf dem vierten Zielflughafen Wertheim. Im ' weiteren Verlauf des Tages gingen auch Bräutigam und der Stuttgarter NSFK.-Sturmsührer Kraft, der fabelhaft aufgeholt hatte, in Wertheim nieder. Diese drei Teilnehmer lagen nach zwei Tagen in der Gesamtwertung in Führung.
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„Du sollst auch von diesen Dingen nichts wissen, mein Mädel, keine Silbe werde ich dir oder einem anderen verraten, ich darf es nicht, Gina."
Gina erschrickt.
„Jetzt machst du mich ängstlich, Heinold! Da liegt etwas zwischen euch, etwas Häßliches, Böses. Ja, das kann gar nicht anders sein, wenn du so sprichst. Wenn du mir nichts sagen willst, werde ich Adalbert fragen müssen. Ich bestehe darauf, daß er mir Antwort gibt..."
Um Heinolds Lippen zuckt ein fast verlegenes, fast bitteres Lächeln.
„Er wird sich hüten, davon zu dir zu sprechen!"
„Dann... dann ist seine Rolle in eurem Streit so, daß er... schweigen muß, daß er sich ihrer schämen muß, Heinold?"
„Ich kann und darf dir nichts sagen, meine Gina, ich bin an mein Wort gebunden. Und sei froh, daß du nichts weißt von diesen Dingen!"
„Ich will es aber wissen, alles will ich wissen!"
Trotzig wirft Gina die roten Lippen auf. Unmutig klatsch! die Gerte gegen den Lcderschaft des Reitstiefels.
„Sei klug, Gina, hör auf mich und wahre dir so selber deinen Frieden ... !"
„Wie könnte ich das jetzt noch? Du mußt offen sein! Oder Adalbert mutz mir alles eingestehen..."
„Du wirst ihn vergeblich bitten. Und das Ende ist nur, daß es für dich daheim nur noch unbehaglicher wird."
„Ist mir fetzt ganz gleich! Diese Ungewißheit ertrage ich nicht länger!"
Ihr Verlobter schweigt.
Gina setzt den Fuß in den Bügel.
„Ich reite nach Hause, Heinöld. Ich werde sofort Adalbert aufsuchen und von ihm verlangen, daß er mir berichtet, was zwischen euch eigentlich vorgefallen ist!"
„Ich kann dich daran nicht hindern, Gina, .ber bitten möchte ich dich doch, ehrlich und herzlich bitten: unterlaß alles Fragen!"
„Dann, Heinold, müßte ich dann nicht annehmen, daß du Grund hättest zu wünschen, daß ich nichts erfahre, daß die Sache dich angeht...?"
„Unsinn!" fährt der Mann im grünen Rock hoch. „Unsinn, Gina, so etwas auch nur annehmen zu wollen! Ich habe nichts zu verheimlichen, habe nicht nötig, mich meines Verhaltens zn schämen. Ich für meine Person brauche nicht zu fürchten, daß dein Bruder den Mund austun könnte. Er wird sich hüten..."
„Aber dann muß er irgendwie Schuld tragen, dann hast du ihn zur Rede gestellt und ihm Vorwürfe gemacht! So sprich doch, Heinold, du mußt doch sehen, wie sehr mich diese Ungewißheit martert!"
Doch er schüttelt sehr bestimmt den Kopf.
„Ich wiederhole cö: ich verrate dir kein Wort, dir nicht und einem anderen auch nicht!"
Gina ist jetzt ärgerlich.
„Diese blöde Geheimnisvolltuersi! Gnt, dann schweig dich aus, Adalbert werde ich schon zum Sprechen bringen, verlaß dich drauf!"
Mit einem Schwung ist sie im Sattel. Heinold tut es leid, daß Gina schon und in dieser Stimmung heimreiten will.
„So eilig plötzlich?" fragt er leise und herzlich.
Ein stummes Kopfnicken ist die einzige Antwort. Kein Wort hat Gina mehr für den Verlobten, so daß er ihr nur schweigsam die Hand küssen kann, die sie zum Abschied hinstreckt.
Versonnen blickt er der Reiterin nach, bis sie seinen Blicken entschwindet.
Nachdenklich reitet Gina. am Waldrand dahin.
Zwischen den beiden Männern besteht also ein Zerwürfnis, zweifellos ein solches sogar sehr ernster Art. Das schließt sie wohl mit Recht aus Heinolds Worten.
Adalberts Zurückhaltung gegenüber dem Gutsnachbar liegt also nicht in einer minder wichtigen und vielleicht vorübergehenden Stimmung begründet. Es muß sich um eine Sache von Bedeutung handeln. Und ist das der Fall, dann darf sie verlangen, aufgeklärt zu werden, dazu hat sie wohl ein gutes Recht als Schwester des einen und Braut des anderen.
Auf dem kürzesten Wege eilt sie dem Herrenhause zu.
„Wo ist mein Bruder, Friedrich?" erkundigt sie sich ungeduldig bei dem Stallburschen, der diensteifrig nach den Zügeln der Stute gegriffen hat.
„Der Herr Baron ist auf die Jagd gegangen."
„Und hat er nichts hinterlassen? Nichts gesägt, was er schießen oder wann er zurück sein will?"
„Zu mir nicht. Ich habe nur gesehen, daß er mit Gewehr und Hnnd fortgegangen ist."
... i»
„Gut, vielleicht erfahre ich drinnen im Haus mehr."
Aber auch da weiß das Personal nichts.
„Komisch", sagt Gina leise vor sich hin. Ihr Bruder hat sie sonst immer über alles unterrichtet, was er zu tun beabsichtigt hat. Warum gibt er ihr heute diesen Bescheid nicht? Eine seltsame Unruhe befällt sie. Kann Adalbert ihr nicht mehr anvertrauen, wohin ihn seine Wege führen?
„Ich werde auf ihn warten, und sollte es darüber Mitternacht werden", nimmt sie sich vor. „Und sobald er mir gcgenübersteht, wird er mir alles erklären müssen, ich habe nicht eher Ruhe!"
Dann geht sie in ihr Zimmer, um sich umzukleiden. Aber auch hier wird sie das Gefühl des Besorgtseins nicht los. Wie eine Last liegt es auf ihr, gegen die sie sich nicht wehren kann.
Unsagbar langsam vergehen die Stunden. Noch nie ist ihr ein Nachmittag so lang geworden. Noch nie kam es ihr so einsam, so unheimlich in den düsteren Räumen des Herrenhauses vor, wie heute.
Immer wieder sieht sie auf die Uhr, deren Zeiger still zu stehen scheinen. Stunde für Stunde verbringt sie so. Längst schon ist es dunkel. Sie wartet und wartet, bis sie endlich das Anschlägen der Glocke im Flur aufschreckt.
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Der Herbst dieses Jahres liebt Überraschungen. Säuen am Tage noch die Sonne in fast sommerlicher Wärme von einem blauen, wolkenlosen Himmel herab, so haben nunmehr Sturm und Regen sie abgelöst.
In den Wipfeln der alten Bäume heult und tobt der Wind. Es braust und kracht, als zöge Wodes wilde Jagd über das Land.
Graue Wolken treibt der Sturm vor sich her, Schauer auf Schauer geht hernieder. Den Menschen, die draußen sein müssen, peitscht der Regen ins Gesicht.
Heinold von Rögg hat den Hut tief in die Stirn gezogen und den Kragen des Wettermantels hochgeschlagen.
Die Finger der Rechten schließen sich, wiewohl er als Jäger weiß, daß er es nicht tun soll, über den Läufen der Büchse zum schützenden Dach wider die eindringende Feuchtigkeit.
Lauschend steht er da. Ihm ist, als menge sich da ein seltsamer, ungewohnter Ton in die tosenden Stimmen der aufgepeitschten Natur.
Ist es nicht, als heule und winsele ein Hund? Klingt es nicht wie aufgeregtes, angstvolles Gebell?
lTorlselzunq folgt.)
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