Bezugspreis«: In ber Stadt und durch Boten monatlich RM. 1.50, durch die Post monatlich RM. 1.40 einschließlich 18 Pfg. Beförderungs- Gebühr und zuzüglich 36 Pfg. Zustellgebühr. Preis der Einzelnummer 10 Pfg. Bei höherer Gewalt besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Zurückzahlung des Bezugspreises.

esellscliakler

SlmtsbSatt

SsS MrrMes Ealw füv Kagold und Ltmgebuns

Nagolöer üagblatt / Segrünäel 1827

Fernsprecher: Nagold 428 / Anschrift:Der Gesellschafter" Nagold, Marktstrah» 14, Postfach ll Drahtanschrift:Gesellschafter" Nagold / Postscheckkonto: Stuttgart 5113 / Bankkonto: Erwerbebank Nagold 856 / Girokonto: Kreissparkasse Talw Hauptzweigstelle Nagold 85 / Gerichtsstand Na-old

Anzeigenpreise: Die I spaltige mm-Zeil» oder deren Raum 6 Pfg., Familien«. Vereins- und amtliche Anzeigen sowie Stellengesuche 5 Pfg., Text 24 Pfg. Für da« Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und anvorgeschriebenrr Stelle kann keine Gewähr Übernommen werden. Anzeigen-Annahmeschluh ist vormittag, 7 Uhr.

Nr. 141

Dienstag, äen 20. Juni 1939

113. Jahrgang

Zum Sporttreffen der Aufbauschulen

SE

Ministerpräsident Mergenthaler

SA-Obergruppenführer Ludin

Nagold zeigt sich heute inr Flaggenschmuck. Ho­he Gäste weilen in un­serer alten Stadt: Mi­nisterpräsident Mer­genthaler und der Führer der SA.-Gruppe Südwest Ludin. Sie sind heute hier, um an dem großen Sporttref­fen der württ. Aufbau­schulen teilzunehmen.

Diese am Sonntag be­reits begonnene Sport­veranstaltung mit 600 daran teilnehmenden Jungmannen u. Jung­mädchen fand heute mor­gen ihren Höhepunkt mit einem feierlichen Appell, der die Ueber- tragung des Amtes des Inspekteurs der Auf­bauschulen an SA.- Obergruppenführer Lu­din durch Ministerprä­sident und Kultminister Mergenthaler zum Inhalt hatte.

Die große Ehre, die den Ausbauschulen unseres Gaues und vor allem der Aufbauschule Nagold heute zuteil wird, ist auch eine Ehrung unserer Stadt, die, seit Generationen mit der Entwicklung des Schulwesens des Landes durch die hiesige Lehrerbildungsanstalt eng verbunden, das schwäbische Geistesleben befruchtet und Württemberg eine Reihe hervorragender Männer der Wissenschaft, aber auch der Leibesertüchtigung ge­schenkt hat.

Die Aufbauschule Nagold führt die Tradition des früheren Lehrerseminars in anderer Form weiter. Wenn heute in Verwirklichung der Erziehungsgrundsätze des Dritten Reiches dem Willen des Führers entsprechend neben die wissenschaftliche Bildung die körperliche Ertüchtigung gleichberechtigt, ja vorberechtigt tritt, dann ist das nicht zuletzt im Hinblick auf die Wehrhaftmachung unseres Volkes besonders zu begrüßen. Es ist das große Verdienst unseres Ministerpräsidenten und Kultministers, daß er hier bahnbrechend vorgegangen ist. Wenn wir in diesen Tagen die Jungmannen und Jungmädel der Aufbauschulen unter dem Singen frischer Lieder in strammem Schritt durch die Straßen marschieren oder auf den Sportplätzen ihre Kräfte messen sahen, gleichzeitig aber auch wissen, daß die Aufbauschulen, die Schüler und Schülerinnen zu charakterfesten, kameradschaftlichen, deutschen Menschen mit einer gediegenen Allgemeinbildung erziehen, dann erkennen wir, daß die von unserem Ministerpräsidenten so kraftvoll geförderten Erziehungsgrundsätze bereits schöne Früchte tragen. ' ,

Wer würde sich als Inspekteur der Aufbauschulen und der ihnen in Obhut gegebenen deutschen Jugend besser eignen, als der bewährte Führer der SA.Gruppe Südwest, Obergruppenführer Ludin. dem auch die SA.-Wehrmannschaften unterstellt sind? Gerade ihm als Führer einer der erfolgreichsten.-Gruppen des Reiches fällt mit Recht diese hohe und verantwortungsvolle Aufgabe zu, nachdem er die Gruppe Südwest auch sportlich auf breitester Grundlage aufgebaut und durchgebildet hat. Die Erfolge bei den jeweiligen SA.-Reichswettkämpfen bestätigen das.

Wenn die Aufbauschüler heute mit hohem Besuch beehrt werden und Gelegenheit haben, von ihrem viel­seitigen sportlichen Können Proben abzulegen, dann wird das für sie ein Anlaß sein, auf dem beschrittenen Wege weiter zu marschieren. Die Stadt Nagold wird ihrerseits alles tun, den Aufbauschülern ihr Ziel erreichen zu helfen.

Den Gästen aber ein herzliches Willkommen und freudiges Heil-Hitler!

Verschärfte englisch-japanische Spannung

Drohungen und gutes Zureden

London, 19. Juni. Während sich das offizielle England krampf­haft bemüht, die Fiktion des Herrn im Fernen Osten aufrecht­zuerhalten, versucht man gleichzeitig, Japan einerseits durch Drohungen mit einem englisch-sowjetrussischen Bündnis und wirt­schaftlichen Erpressungen einzuschüchtern und andererseits durch gutes Zureden zu einer nachgebenden Haltung zu bewegen. Diese taktlose Haltung des stolzen Albions drückt auch der Londoner Presse eindeutig ihren Stempel auf, wobei man übereinstimmend der Ansicht ist, daß sich die Lage in den letzten Tagen noch ver­schärft hat. Die Zeitungen find voll von kleineren Zwischenfällen, die auf eine wachsende Spannung zwischen Japan und England schließen lassen. Fast alle Blätter berichten, man habe in den zuständigen Aemtern bereits die Möglichkeiten wirtschaft­licher Gegenmaßnahmen geprüft. Lediglich disTimes" will in einer japanischen halbamtlichen Erklärung, daß Japans Forderungen die Rechte und Interessen anderer Länder mit Ver­lagsrechten in China nicht berühren, einen Hoffnungsschimmer sür Verhandlungen mit Tokio sehen.News Chronicle" weist als einziges Blatt auf die Möglichkeit eines Zusammenhanges zwischen den fernöstlichen Vorgängen und den Moskauer Pakt­verhandlungen hin. Unter völliger Verdrehung der Tatsache, daß Japan in Tientsin nur allzu berechtigte Lebensinteressen vertritt, «n Standpunkt, den Deutschand nur allzu gut versteht, unterstellt

sollen Japan gefügig machen

Bernon Barlett den Japanern, sie hätten sich von anderen Staa­ten zum Handeln drängen lassen in der Hoffnung, so den Ab­schluß des englisch-sowjetrussischen Vertrages zu verhindern.

DerDaily Telegraph" fordert dazu auf, die Blockade non Tientsin durch britische Kriegsschiffe zu brechen. Als wirkliches Ziel Japans bezeichnet das Blatt den Wunsch, dieneutralen" Mächte aus ihren Konzessionen und Niederlassungen zu entfer­nen.News Chronicle" verlangt anläßlich der gespannten Lage im Fernen Osten einen beschleunigten Abschluß des Vertrages mit der Sowjetunion. DieDaily Mail" schließlich stellt fest, daß es in Tientsin nicht nur um das Schicksal von vier Chinesen gehe. Japan fordert, daß England seine Interessen in China aufgebe..Wenn man nicht zu einer vernünftigen Regelung komme, müsse England auch einmal praktisch handeln (!). ^

Paris rechnet mit englischen Repressalien

Paris, 19. Jnni. Auch am Montag ist das Hauptaugenmerk der Pariser Presse auf die fernöstlichen Ereignisse gerichtet. Ueberall wird die Frage diskutiert, ob die Engländer zu Repressalien gegen Japan bereit sind und wie in diesem Falle die Reaktion

aussehen würde. Der Londoner Berichterstatter desFigaro" will in der Lage sein, die ersten englischen Repressalien mitteilen M können. Neben einer Kündigung des englisch-japanischen Ver- rrages von 1911 sollen die Zölle auf die gesamte japanische Aus­fuhr nach dem Empire erhöht werden. Ferner soll das Recht japanischer Schiffe, englische Flottenstützpunke anzulaufen, ein­geschränkt und die chinesische Dollarwährung über die festgesetzte Grenze von 5 Millionen Pfund hinaus gesperrt werden.Petit Journal" tritt, nachdem es eine ständige Verschärfung der eng­lisch-japanischen Spannung festgestellt hat, für eine friedliche Re­gelung des Streitfalles ein.Excelsior" läßt sich aus London melden, daß man in gut unterrichteten Kreisen keine Hoffnung mehr für einen englisch-japanischen Kompromiß hege. England wolle zu den Repressalien selbständig greifen, ohne hierbei eine Eemeinschaftsaktion mit Amerika zu verlangen, da man in Lon­don der Ansicht sei, daß die ganze Angelegenheit gegenwärtig nur England und Japan angehe.

ChamLerlains Sorgen

Chamberlain bestätigt Moskauer Schwierigkeiten bezüglich Fernostgarantie!

London, 19. Juni, lieber die Verhandlungen mit Sowjetruß­land befragt, konnte Ministerpräsident Chamberlain im Unter­haus nur feststellen, daß die Verhandlungen andau­ern. Ferner mußte er zugeben, daß nicht so sehr die bal­tische Frage an den Schwierigkeiten in Moskau schuld ist. Obwohl Chamberlain sich außerordentlich vorsichtig ausdrückte, wurde sein verblümter Hinweis auf das Ferno st Problem sofort verstanden.

Am 15. Juni, so erklärte C.'amberlain, seien der französische und der britische Botschafter in Moskau, sowie Mister Strang von Molotow empfangen worden, dem sie die jüngsten englisch­französischen Vorschläge auseinandergelegt hätten. Am 16. Juni habe eine weitere Besprechung stattgefunden. Im Laufe dieser Besprechung habe Molotow den britischen und französischen Vertretern gewisse Einwände der Sowjetregiernng unterbreitet. Die Besprechungen dauerten immer noch an. Der Labour-Abgeordnete Dalton verlangte vor diesem öffentlichen Forum eine Mitteilung darüber, ob die dem britischen Botschaf­ter in Moskau erteilte Möglichkeit, Schritt für Schritt Zuge­ständnisse zu machen, weitgehend genug sei. Chamberlain erwi­derte in seiner Not mit einer nichtssagenden Phrase. Es sei, setzte er aber hinzu, möglich, daß weitere Punkte aufgeworfen würden, die Rückfragen notwendig machten. Auf die Frage des Konservativen Adams, ob etwa neben der baltischen Sache andere Schwierigkeiten bestünden, antwortete Lhamber- lain:Ja, es gibt noch verschiedene andere Punkte".

Mit dieser Erklärung vernehmen wir aus dem Munde des bri­tischen Premierministers selbst eine Bestätigung dafür, daß die Frage der baltischen Staaten längst aufgehört hat, die Haupt­schwierigkeit bei den Moskauer Besprechungen zu bilden. Es be­stätigen sich damit unsere Informationen, daß es die von Mos­kau geforderte Fernostgarantie ist, die den Briten schwere Kopfschmerzen bereitet. Chamberlain mußte diesen Tatbestand nunmehr vor dem Unterhaus zugeben, konnte aber mit keinem Wort auch nur andeuten, wie sich England aus diesem Dilemma befreien wird. Chamberlain hat im gleichen Atemzuge die ern­sten Zustände in Tientsin darstellen müssen. Die hier eingetretene Situation allein könnte genügen, um in London ernste Sorgen heraufzubeschwören. Viel schwerer noch ist aber, wie aus der Chamberlain-Erklärung jetzt klar ersichtlich, das Problem für die britischen Staatsmänner dadurch geworden, daß Moskau hartnäckig bei seiner Forderung auf die Fernostgarantie besteht und nach sicheren Informationen nicht gewillt ist, davon abzulassen.

Thamberka'm zur Lage in Tientsin

London, 19. Juni. Im Unterhaus gab Ministerpräsident Cham- bevlain die mit größter Spannung erwartete Erklärung über die Lage in Tientsin ab. Zunächst stellte er den täglichen Ab­lauf der Ereignisse, wie sie vom britischen Standpunkt aus er­scheinen, bzw. erscheinen sollen, dar. Der Ton seiner Darlegun­gen war entgegen zahlreichen Prophezeiungen in der Presse sehr zurückhaltend. Chamberlain erklärte, daß die Abrie­gelung andauere. Alle britischen Staatsangehörigen seien an den Schranken festgehalten und rigoros durchsucht, in einigen Fällen sogar unwürdig behandelt worden. Die Einfuhr von verderblichen Lebensmitteln und Eis in die britische Niederlas­sung sei durch die verschärfte Durchsuchung an den Schranken verzögert worden und erfolge nur von Zeit zu Zeit. Demgegen­über würden die Märkte der französischen Niederlassung in Tientsin normal beliefert. Im allgemeinen müsse man sagen, daß britische Schiffe, einschließlich Schlepper und Leichter, von den japanischen Militärbehörden angehalten und durchsucht worden seien. Der britische Generalkonsul in Tientsin habe bei seinem- japanischen Kollegen protestiert, und ebenso sei der britische Bot­schafter in Tokio angewiesen worden, die Frage bei der japani­schen Regierung aufzurollen. Die allgemeine Lage sei noch nicht klar. Der britische Ministerpräsident sagte dann, daß mannoch immer hoffe", daß sicheine örtliche Bereini­gung" als möglich erweisen werde. Er bestätigte aber in glei­chem Atemzuge, daß man den Eindruck habe, daß die ursprüng­liche Forderung nach Auslieferung der vier Chinesen dadurch verwickelt worden sei, daßgrößere Fragen von allgemeiner Be­deutung" aufgeworfen worden seien. Auf eine Anfrage bestä­tigte Chamberlain, daß auch die Blockade von Kulanaiu fort­dauere.