s. Seite — Nr. 140
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'
Montag, den IS. Juni 1938
Sport und Spiel
Schalke 04 Deutscher Futzballmeister
Schatte — Admira 8:0
Zum viertenmal ist Schalke 04 gegen Admira Wien im Endspiel Deutscher Fußballmeister geworden und zwar mit einem Ergebnis, wie es die Fußballgeschichte in entscheidenden Spielen kaum zu verzeichnen hat. Schalke war den Wienern technisch und in der Kombination stark überlegen. Das Deckung?- und Stellungsspiel der Wiener versagte, sie konnten sich dem Kreiselspiel der Schalker nicht anpassen. Schalke spielte einen großen und schöne Kampf, so daß in der ersten Halbzeit das Ergebnis 4:0 ^ stand. In der 2. Halbzeit war trotz Umstellung bei den Wienern ^ nichts zu machen. Es kam zu einem betrüblichen Zwischenfall, wenige Minuten nach Spielbeginn. Nach einem Zusammenstoß ^ zwischen Hanreiter und Szepan, als der Wiener den Schalker unfair zu Fall gebracht hatte. Da geht Kacl, der gar nichts m der Situation verloren hatte, auf den Schalker zu, rempelt ihn , und schlägt ihn dann mit einem regulären Haken so schwer ge- : gen den Hals, daß der Schalker lautlos zusammenstürzt und unter - dem fürchterlichen Pfeifen und Toben der Menge auf der Bahre i das Feld verkästen muß. Kacl wird natürlich sofort herausge- stellt. Nun sind die Sympathien restlos auf seiten der Schalker. . Die Torserie der Schalker endet eine Minute vor ALpfisf, in : der Szepan das 9. Tor schießt. . . !
Von den neun Toren brachte Schalkes Mittelstürmer Kalwitzki ^ allein fünf auf sein Konto. Die übrigen Tresser schössen Ku- ^ zorra, Szepan, Urban, und Tibulski. Leider ließ sich Admira ei- : nige Disziplinlosigkeiten zuschulden kommen, die den Reichssport- : führer veranlaßten, die Mannschaft bis zum 30. Juni zu sper- : ren. Der Admira-Mittelläufer Klacl, der sich ein grobes Foul i an Szepan erlaubte, wurde für Lebenszeit aus dem NSRL. z ausgeschlossen. j
Endspiel Deutsch« Fußballmeisterschaft !
Berlin: FC. Schalke 04 — Admira Wien 9:0.
Um den dritten Platz .
Dresden: Dresdener ST. — Hamburger SV. 3:2.
Aufstieg zur Eauliga
Gruppe Nord: SpVgg. Heilbronn — VfL. Sindelfingen 0:1.
Gruppe Süd: VfR. Schwenningen — FC. Lustenau 4:4. i
Freundschaftsspiele: !
VfB. Stuttgart — Hertha-BST. Berlin S:1, FE. Hechingen -
— Union Bückingen 1:2, SV. Feuerbach — SpVgg. Vaihingen i 6:1, VfL. Heidenheim — Schwaben Augsburg 0:5, VfR. Aalen >
— Schwaben Augsburg 3:2, FV. Langenargen — Eintracht z Hannover 1:2, SpVgg. Ludwigsburg — SpVgg. Untertürkheim j 3:1, SV. Göppingen — VfL. Böblingen 2:1, VfB. Sontheim — Kreiself Neckar-Kocher 4:2, VfB. Obertürkheim — Kickers Reserven 2:1, SpVgg. Oberndorf — Knorr Heilbronn 7:2, VfR. Gaisburg — SpVgg. Renningen 4:2>, FV. Ravensburg — Weingarten 1:2, FC. Lindenberg — FC. Lindau 1:1.
Aufftiegstzlele zur wiirlt. HandSaL-Gaullga
In den Aufstiegskämpsen zur HandbaN-Gauliga fiel die erste Entscheidung. Wie vorauszusehen war, schlug der Hohenstaufenmeister TT. Frisch-Auf Göppingen den bisherigen Tabellenführer TV. Marbach mit 5:4 (3:2) und sicherte sich die Zugehörigkeit zur ersten Liga. Die Marbacher müssen nun abwarten, wie die mit Spielen zurückliegende Sportgemeinschaft ^ Stuttgart rn ihren letzten Spielen abschneidet. Wahrscheinlich werden die Marbacher auch noch vom zweiten Platz verdrängt.
Mir das Eaufest in Ludwigsburg wurden die letzten Ausscheidungen der Kreisgruppen durchgeführt. In Ravensburg siegte der VfB. Friedrichshafen gegen TV. Ravensburg mit 6:3 nud die TEde. Balingen gegen den TSV. Friedrichshafen mit 9:5. In Schramberg gab die Turnerschaft Schramberg dem VfL. Nagold mit 6:2 das Nachsehen und der VfR. Schwenningen besiegte den TV. Eölzdorf 4:1. In Frankenbach schließlich setzte sich der VfR. Heilbronn gegen die TGde. Offenau 5:4 durch und TGde. Heilbronn schlug ine TKde. Frankenbach 7:6 nach Verlängerung. Die letzten 16 Vereine bestreiten in vier Orten weiters Ausscheidungen.
Handball
Aufstieg zur Tauliga: Frisch-Auf Göppingen — TV. Marbach 5:4.
Auswahlspiel: Zuffenhausen — Stuttgart 0:11.
Hockey
Punktespiels der Männer: Allianz Stuttgart — Illmer FV.
9 t 0:6, SSV. Ulm — VfB. Stuttgart 1:0.
Punktespiele der Frauen: Stuttgarter Kickers — Eintracht Frankfurt 3:0, VfR. Gaisburg — WKG. Vreuninger 1:1.
Kegslmeifierschgftön
Eugen Maier mit der Ssnderleisiung von 1612 Holz Einzel Meister — Kegler-Verein Stuttgart gewinnt die Sechser-Meisterschaft i
lieber das Wochenende wurden im Stuttgarter Kegelsporthaus > unter starker Anteilnahme der Stuttgarter Kegelsportfrcunde die i Deutschen Meisterschaften und Reichswettbewerbe auf der Inter- ^ nationalen Bahn entschieden. Meistertitel wurden im Einzelkampf und im Wettbewerb für Sechser-Vereins-Mannschaften s vergeben, um Reichssiege kämpften die Senioren, Frauen und die s Dreier-Llub-Mannschaften. Stuttgart, das im I-Bahn-Kegeln in s Deutschland seit der Einführung dieser Kegelsportart eine füh- ' rcnde Stellung einnimmt, konnte seine Position auch bei dieser Meisterschaft wieder eindrucksvoll unterstreichen. Beide Meistertitel wurden von den Stuttgarter Keglern gewonnen. Mit einer einmaligen Sonderleistung von 1642 Holz sicherte sich Eugen ! Maier vom Kegler-Verein Stuttgart die Einzelmeisterschaft vor ^ dem Titelverteidiger Wunderlich-Buchholz, der mit 1468 Holz I klar abgeschlagen den zweiten Platz belegte. In der Sechser-Ver- ' eins-Meisterschaft sielen sogar die beiden ersten Plätze an SLutt- i gart: Der Kegler-Verein wurde mit 4592 Holz Erster vor den sich überraschend gut schlagenden Keglern des RPSV. Stuttgart, ^ die es auf 4401 Holz brachten. s
Um den I-Vahn-Sport auf eine breitere Basis zu stellen, wur- > den diesmal zum ersten Male auch Reichswettbewerbe für Se- s nioren und Frauen veranstaltet. Bei den Senioren (über 60 i Jahre) gewann der Berliner Emil Schulz mit 671 Holz den ! Reichssieg und bei den Frauen trug sich Gertrud Wicklern mit i 680 Holz in die Siegerliste ein. In der Dreier-Club-Msister- s schaft wurde Fortuna Hamburg Erster. Die Hamburger kamen ! auf 2125 Holz und verwiesen den Klub „Aan" Schwanheim, der ! ebenfalls 2125 Holz erreicht hatte, auf Grund der besseren Zahl ^ an „strikes" auf den zweiten Platz.
Kurze SporLrunbschmr
De» dritten Platz in der Deutschen Fußballmeisterschaft sicherte sich am Samstagabend der Dresdener Sportclub, der vor i 18 000 Zuschauern im Ostragehege den Hamburger Sportverein > mit 3:2 (1:2) besiegte. j
"Bei der Deutschlandrundfahrt feierte der Chemnitzer Hermann Schild am Samstag auf der Strecke Stuttgart—Saarbrücken (229,8 Kilometer) seinen dritten Etappensieg. Schild gewann nach einer Fahrzeit von 6:19:56 Stunden vor den Ausländern Tryjsolle-Velgien, Jansen-Belgien, Lachat-Frankreich und Spießens-Belgein sowie weiteren 17 Fahrern, die in einer Truppe am Ziel ankamen. In der Gesamtwertung hat sich unhts geändert, in der Länderwertung fiel die Schweiz auf den zwei- ! ten Platz zurück hinter Belgien.
18. Etappe Saarbrücken—Franksurt: 1. Fischer-Düsseldorf, 2. Weckerling-Magdeburg, 3. Nievergelt-Schweiz, 4. Hupfeld, 5. Eryjsolle, 6. Gerber, 7. Prior.
Das Straßenrennen Rund durch den Schwarzwald mit Start nnd Ziel in Schwenningen sah wieder zahlreiche süddeutsche und Schweizer Kräfte am Start. Das über 185 Kilometer führende Rennen der A- und V-Klasse gewann Seufert-Schweinfurt in 4:48:12 Stunden vor seinem Landsmann Barthowski, Huth- Schweinfurt und dem Stuttgarter Kemps. Das Rennen der C- Klasse über 105 Kilometer hotte sich in 2:47:10 Stunden Hasler- Basel.
Georg Meier Senior-TT.-Sieger. Europameister Georg Meier schloß seine kurze, aber einzigartige erfolgreiche Laufbahn als Motorrad-Rennfahrer auf der Insel Man mit seinem 12. Sieg ab. Er gewann auf BMW. das schwere Rennen der Senior- Tourist-Trophy für die Halblitermaschinen. Gleichfalls auf einer BMW. belegte der Engländer West den zweiten Platz. Zum erstenmal hat in der bis 1907 zurückreichenden Geschichte des weltberühmten Rennens ein Nichtengländer sich in die Siegerliste eingetragen, und zum zweitenmal erst wurde »s auf einer nichtenglischen Maschine gewonnen. Wir können mit Recht auf diesen Erfolg stolz sein, nicht nur den besten Fahrer, sondern auch die schnellste Maschine, die mit einem Durchschnitt von fast 144 Stundenkilometer einen neuen Streckenrekord erzielte, im Kampf gehabt zu haben.
Das Deutsche Traber-Derby in Verftn-Ruhleben war eine sichere Sache des großen Favoriten Dachs, der von Lkarlie Mills über
legen z«i.> ucrc wurde. Dau-s trabte eine Krlometer-
zeit von 1:26,5 Minuten ohne sich nusgeben zu müssen. Etwas überraschend besetzte Lautrec den zweiten Platz vor Jule.
Bei den Ssnnwendkämpsen der ^ in Berlin konnte am Samstag der Oberabschnitt Südwest einige schöne Erfolge verzeichnen. Südwest siegte in der 4 mal 400 Meter Hindernisstaffel vor dem Sicherheitsdienst und außerdem in der 4 mal 400 Meter Staffel iu 3:29,6 Minuten vor den Obsrabschuitten Elbe und Dunau. In den entsprechenden Wettbewerben für die bewaffneten Einheiten siegten die ^-Standarte Germania bzw. die ^-Leibstandarte.
Eine neue württ. Bestleistung über mal 100 Meter der Frauen stellte die Staffel des Turnerbundes Stuttgart mit 50,8 Sekunden aus. Ziegler, Salm, Engelhardt und Dictl waren die Läuferinnen. In der Klasse A der DVM. erreichten die Frauen des TB. Stuttgart 392,5 Punkte vor dein PSV. Stuttgart.
Deutsche Versorgungsanstalt Versicherungs-Aktiengesellschaft, Stuttgart. Der Bericht der Deutschen Versorgungsanstalt Versicherungs-Aktiengesellschaft, Stuttgart-N, für das Geschäftsjahr 1988 weist darauf hin, daß gegenüber dem Vorjahr der Versicherungsbestand sich bedeutend erhöht habe. Der Eesamtbestand an selbstabgeschlossenen Versicherungen belief sich Ende 1938 auf rund 108 Mill. RM. Der Eesamtüberschuß betrug 645 668 RM.. wovon vorweg 640 668 RM. gleich 99,2 Prozent der Ueberschuß- rücklage der Versicherten überwiesen wurden. Dadurch ist es möglich, bis zum Jahre 1940 die seitherigen Dividendensätze für die Versicherten beizubehalten. Der restliche Ueberschuß von 5000 RM. stellt die 4prozentige Aktionärdividende dar.
Fritz Wild, Wurst- und Fleischwarensabrik in Stuttgart. Die Fritz Wild, Wurst- und Fleischwarensabrik AG., Stuttgart, die u a. mehrere Filialen unterhält, hat im Geschäftsjahr 1937,38 (30. November) weiter eine günstige Entwicklung genommen. Cs sind verschiedene Umbauten erstellt, die zu einer beträchtlichen Eeschäftsausweitung geführt haben. Vor allem sind auch neue Kühlhäuser angelegt worden. Die Gesellschaft ist in der Lage, nachdem der Gewinn im Vorjahre in Höhe von 7813 RM. vorgetragen war, für das Berichtsjahr eine Dividende von 6 Prozent aus einem Reingewinn einschließlich Vortrag von 26 823 RM. auszuschütten.
E. Varesel AT., Stuttgart. Die Vausirma C. Baresel AE., Stuttgart, verteilt für das Geschäftsjahr 19338 wieder eine Dividende von 8 Prozent aus einem Reingewinn von 70152 (35 919) RM., der sich um den Vortrag auf 101689 (104 537) RM. erhöht.
Schmidt u. Bruckmann AG., Pforzheim. Die bekannte Ketten- und Vijouteriefabrik Schmidt u. Vruckmann AG., Pforzheim, weist nach 10 Verlustjahren erstmals wieder einen Reingewinn von 8013 NM. aus, nachdem'sich noch im Vorjahre ein Neuverlust von 13121 RM. ergeben hatte. Die Unterbilanz beträgt noch 106 208 RM. bei einem AK- von 352 800 RM.
Zahl der Nundfunkgenehmigungen am 1. Juni. Am 1. Juni 1939 betrug die Gesamtzahl der Nundsunkgenehmigun- gen in den Reichspostdirektionsbezirken des Großdeutschen Reichsgebietes 12 580 976 gegenüber 12 503108 am 1. Mai. Im Laufe des Monats Mai ist mithin eine Zunahme von 77 868 (0,6 Prozent) eingetreten. Unter der Gesamtzahl von 12 580 976 Genehmigungen befanden sich 814 599 gebührenfreie Empfangsanlagen.
Hansa-Metallwerke. Nach dem Beschluß der HV. der Hansa- Metallwerke AG., Möhringen-Stuttgart, wird für das Geschäftsjahr 1938 eine Dividende von 6 (5) Prozent verteilt. Bei einen, unver. AK. vom 309 000 RM. und einer lOprozentigen gesetzlichen Rücklage wird das Werkerneuerungskonio mit 100 000 RM. äusgewiesen nach einer Zuweisung von 60 000 RM. im Jahre 1938.
Die Brown Vsvrrie u. Cie. AG., Mannheim, berichtet über das Geschäftsjahr 1938 von einer abermaligen beträchtlichen Erhöhung des Bestellungseinganges, während der abgerechnete Umsatz wegen des immer fühlbarer werdenden Facharbeitermangels und langer Lieferfristen für Rohstoffe zwar ebenfalls beträchtlich aber nicht im gleichen Ausmaß gesteigert werden konnte. Der Export konnte auf der Vorjahreshöhe gehalten werden. Bei den Tochtergesellschaften wirkte sich der erhöhte Umsatz in einer Verbesserung der Ergebnisse aus. Es verbleibt ein Reingewinn von 0,98 (0,93) Mill. RM., woraus auf das alte AK. von 12 Mill. RM. wieder 6 Prozent Dividende ausgeschüttet wird.
Der Kampf gegen den Kartoffelkäfer geht jeden an
Roman von Klara Laidhausen.
Nrheberrecht-schutz durch Verlagsanstalt Manz, RegenSburg. 74. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Franz hatte große Mühe, seine Heiterkeit zu unterdrücken, als er die weitere Vorstellung übernahm: „Hier Mein Kollege Dr. Römer aus Luzern — Fräulein Berger kennst Du ja."
„Ah!" Wie elektrisiert wandte sich Friede! bei der Nennung dieses Namens Lore zu, die — bisher hinter Dr. Römer verborgen — ihm jetzt mit freundlichem Gruß gegenübertrat. Aber die schon zu lebhafter Begrüßung erhobene Hand sank herunter und die Verbeugung, welche Lore in seiner Enttäuschung bekam, war wohl die knappste und kühlste, die Herr von Friede! jemals in seinem Leben einer hübschen jungen Dame gemacht hatte. Er hatte selbst das unangenehme Gefühl, sich entschuldigen zu müssen. „Verzeihung, mein Fräulein, ich dachte ..."
Mein Gott, sie war ja ganz reizend, die Kleine in ihrem duftigen Spitzenkleidchen, mit dem sanften Madonnenge- fichtchen und den strahlenden blauen Augen! Aber wenn man eben an eine ganz andere gedacht hatte,- — an eine, deren stolze Schönheit einem immer noch ein bißchen die Sinne benebelte, dann . . .
Herrgott! In jäher Erkenntnis reißt es ihn herum, daß er plötzlich nochmals Auge in Auge Ditha gegenübersteht. Jetzt weiß er, wo er die Braut des Freundes schon gesehen hat. Scharf gleitet der Blick des geübten Frauenkenners über Ditha hin, so unerbittlich prüfend, daß sie es vorzieht dem Scherz ein rasches Ende zu bereiten. Lächelnd streckt sie ihm beide Hände hin: „Sie haben recht, Herr As- sessor, ich bin es schon! Wollen Sie mir verzeihen?"
Ein wenig zögernd nur nimmt Achim von Friede! die ' gebotenen Hände. Seine Stirn hat sich umwöift. Ich bin aljo das Opfer eines Scherzes geworden?"
Doch schon legt sich Franz Hormanns Hand auf seine Schulter. „Nein, Achim, es ging nicht um einen Scherz und nicht um Dich! Du bist lediglich durch Zufall in unser kleines Jntriguenspiel hereingezogen worden, das treueste Freundschaft ersonnen, selbstlose Liebe gespielt und eine unendlich gütige Vorsehung zum glücklichen Ende geführt hat. Das „Opfer" aber, das bin ich! Ein sehr, sehr glückliches Opfer, das darfst Du mir glauben. — Und nun laß Dir von unserer lieben Gastgeberin alles erzählen, bis wir anderen Klein-Erika unseren Antrittsbesuch gemacht haben. Ich bin überzeugt, daß Du dann nicht mehr böse sein wirst darüber, daß Du wider Willen auch ein bißchen mit unter die Räder kamst."
>-> Nein, Achim von Friede! war nicht mehr böse,
im Gegenteil, er war entzückt, begeistert, daß es so etwas von Romantik in diesem nüchternen Zeitalter noch gab. Und er freute sich wirklich von ganzem Herzen über das Glück des Freundes.
Freilich, manchmal, wenn er Ditha ansah, dachte er mit einer leisen Wehmut an den kurzen, schönen Traum, den er mit eigenen Wünschen um ihre stolze Schönheit gesponnen hatte. Aber der Traum war zu kurz gewesen, als daß das Erwachen allzusehr hätte schmerzen können. Zudem bedeutete dieses Erwachen ja auch manches Schöne. Es bedeutete, noch freien Herzens sich freuen dürfen an den vielen lockenden Frauenblüten im Garten der Schöpfung, es hieß, noch unbeschwert von ernstem Verantwortungsgefühl für Ehe und Familie seine Jugend und sein Leben genießen können! So war er von ganzem Herzen fröhlich unter den Fröhlichen.
Es war übrigens keine laute, ausgelassene Fröhlichkeit, die über dem kleinen Kreis lag, auch dann nicht, als schon der Sekt in den feingeschliffenen Gläsern schäumte. Aber was da aus leuchtenden Augen und schwingenden Stimmen, aus duftenden Blumen und flimmernden Lichtern, aus perlendem Lachen und klingenden Gläsern ineinander- schmolz, war viel, viel mehr. Das war eine jener wundervollen Stimmungen, wie fie das Schicksal nur manchmal
einem Kreis wahrhaft guter Menschen zubilligt, die durch den harmonischen Eleichklang ihrer Seelen und durch das Band wahrer, selbstloser Freundschaft einander tief innerlich verbunden sind. Solche Weihestunden sind selten und wem-sie beschieden sind, der soll sie auskosten als eins vom schönsten und wertvollsten, was das Leben zu geben hat.
Auch Achim von Friede! empfand das mit bezwingender Stärke und als er als letzter der Herren an sein Glas schlug, da galt sein Wort dem Hohen Liede der Freundschaft und dem Dank, daß man ihn auch in diesen Kreis ausgenommen hatte. Zuletzt aber erhob er lächelnd das Glas gegen die strahlende Hau., rau. „Und nun der schönen Worte eigentlichster Sinn: Es lebe vor allem die Freundschaft, die in dem klugen Köpfchen und in dem r rrmen Herzen unserer lieben Gastgeberin den herrlichen Plan reifen ließ, dessen restloses Gelingen wir heute so glücklich feiern dürfen. Meine Freunde — Frau Ilse Lindner, die Autorin des entzückendsten Romans, der je gelebt und geschrieben wurde-sie lebe
hoch, hoch und nochmals hoch!"
Nachwort der Verfasserin.
Frau Ilse Lindner, die Autorin des entzückendsten
Romans-jechs Jahre lang ist mir dieses Wort lockend
und verführend durch den krausen Sinn gegangen, bis ich mich schließlich entschlossen habe, diese Geschichte niederzuschreiben. Heinz, der Gute, nickt dazu wie zu so vielen von meinen Einfällen, ungefähr so: Na, schaden tut sie damit ja niemand, warum soll man ihr also die Freude nicht lassen? — Und Erika, die nun schon Zehnjährige, die die ruhig überlegene Art ihres Vaters geerbt hat, sagt: „Es ist ganz gut, daß Du einen Roman schreibst, Muttel, vielleicht verdienst Du damit ein Extra-Taschengeld. Dann bekomm' ich einmal einen ganzen Monat lang jeden Tag Vanilleeis mit Schlagsahne, gelt?" Hoffentlich reicht's dazu, sonst bin ich in den Augen meiner Tochter unsterblich blamiert.
(Schluß lolgt.z,