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Nr. 139

Samstag, äen 17. Juni 1939

113. Jahrgang

Neue U-Boot-Kalastrophe

Französisches Unterseeboot in den indochinesischen Gewässern verunglückt

Paris, 16. Juni. Das französische Kriegsmiuisterium teilt amtlich mit:

Das UnterseebootPhönix", das in den indochinesischen Gewässern detachiert ist» ist seit Durchführung einer Tauch­übung vor mehreren Stunden noch nicht wieder aufgstaucht.

Havas verbreitete um 8.13 Uhr folgende amtliche Mit­teilung des Kriegsmarineministeriums:Ernste Besorgnisse herrschen über das Schicksal des U-BootesPhönix", das augenblicklich nach Jndochina detachiert ist. Nach einer Tauchübung, die im Laufe einer Uebung in den Morgen­stunden des 15. Juni auf der Höhe der Bucht von Camranh ausgeführt wurde» ist das U-Boot nicht wieder aufgetaucht. Die Flottenstreitkräfte des Fernen Ostens sowie die in Jndochina liegenden Einheiten der Marine haben sofort Nachforschungen unternommen» die noch fortgesetzt werden und an denen auch die Wasserflugzeuge der Kolonie teil- uehmen."

71>MamHmkjverunglückten U-BootPhenix"? Große Bestürzung in Frankreich

Paris. In einer Haoas-Berlautbarirng über das Schick­sal des untergegangenen französischen U-BootesPhenix" wird mitgeteilt, daß sich an Bord des verunglückten U-Bootes 71 Mann Besatzung, darunter 4 Osfiziere, befunden haben. Das fran­zösische Kriegsmarineministerium sei am Freitagvormittag von dem Verschwinden des U-BootesPhenix" in den indochinesischen Gewässern am der Höhe von Cam Ranh (nördlich von Saigons unterrichtet worden. Der Kriegsmarineminister habe sofort durch die Marinepräfektur die Familien der Besatzungsmitglieder benachrichtigen lassen.

In der französischen Öffentlichkeit hat das schwere U-Voot-lln- glück größte Bestürzung und tiefste Trauer hervorgerusen, dies umso mehr, als im Anschluß an die im Verlaufe der letzten Wochen erfolgten zwei U-Boot-Katastrophen der französische Kriegsmarineminister vor dem zuständigen Parlamentsausschuß beruhigende Versicherungen über die verstärkten Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen an Bord der französischen U-Boote ab­gegeben hatte.

Eine amtliche Bestätigung, daß das U-Boot noch nicht wieder ausgesunden ist, und daß sämtliche Besatzungsmitglieder den Tod gesunde« haben, steht zurzeit noch aus.

Das U-BootPhenix" sollte sich am Donnerstag, wie es in einer Harms-Mitteilung heißt, von einem Punkt etwa 300 Klm. nördlich von Saigon in der Bucht von Cam Ranh zu einem anderen Punkt der Indochinesischen Küste begeben. Der Kom­mandant der französischen Flottenstreitkräste im Fernen Osten gab, nachdem das U-Boot zur angesetzten Stunde nicht wieder austauchte, sofort Alarm an alle Schiffe und Wasserflugzeuge der französischen Flottenvasis in Jndochina. Bisher sind jedoch alle Nachforschungen vergeblich geblieben. Das U-Boot hat wahrscheinlich beim llntertauchen das Gleichgewicht verloren und ist auf Grund gegangen.

MdE" droht DarrKg

Warschau, 16. Juni. Die ZeitungABC" veröffentlicht einen Äenso einfältigen wie hosfärtigen Aufsatz, der weniger von poli­tischem als von psychologischem Standpunkt interessant ist. In dem Aufsatz behandelt das Blatt, dem die englische Garantie stark zu Kopf gestiegen ist, Danzig als eine Angelegenheit, die einzig und allein von der Gnade Polens abhängig ist. Es erklärt mit gemachter Ileberlegenheit, daß Polen gegen- Äer Danzig über verschiedene Repressalien verfüge, die es in Anwendung bringen könne, wenn Danzig nicht aufhöre, zupro­vozieren". Wenn Polen diese Mittel bisher nicht angewendei habe, so geschah dies aus dem Grunde, weil es Danzig als einen Teil des polnischen Lebensraumes betrachtet habe und der Stadt als polnischem Hafen keinerlei Schaden zufügen wollte... Im Notfall werde Polen jedochohne Zögern und mit ganzer Ener­gie" alle Druckmittel anwenden.

Wolhynien-Deutsche ihrer sämtlichen Organisationen beraubt

Nach Meldungen, die in Warschau aus Wolhynien eintrefsen, sind dort sämtliche politischen, wirtschaftlichen und anderen Or­ganisationen der dortigen 50 000 Deutschen bis auf eine Kredit­organisation behördlicherseits geschlossen bezw. den Organisatio­nen jede Betätigung untersagt worden.

21 Wohnhäuser von Polen enteignet

Auf Grund einer Verfügung des polnischen Wojwoden in Kattowitz wurde am Dienstag, wie erst jetzt bekannt wird, er» neuer Raub deutschen Besitztums verübt. Die bisherige deutsch» Verwaltung der Gemeinnützigen Bau- und Wohnungsgenosse» ichaft in O d e r b e r g ist aufgelöst worden. An ihre Stelle wurde eine polizeiliche Verwaltung, die ausschließlich aus National­polen besteht, gesetzt. Die enteignete deutsche Genossenschaft war Besitzerin von 21 Wohnhäusern mit rund 200 Wohnungen, die einen Gesamtwert von über 1,5 Millionen Zloty darstellen. Die Häuser wurden im Laufe vieler Jahre von Spargeldern des alt­eingesessenen Olsadentschtums gebaut und stellen daher ausschließ­

lich deutschen Besitz dar, der nunmehr ohne jede gesetzliche Grund­lage willkürlich den Polen überantwortet wurde.

Unter Ausschluß der Öffentlichkeit

Dziennik Bydgoski" vom 15. Juni uwkdet die Verhaftung und Verurteilung von mehreren Volksdeutsche« wegen angeblicher Beschimpfung" des polnischen Volkes oder Staates. Unter an­deren wurde der Volksdeutsche Emil Retmann aus Janowicz zu 20 Monaten Gefängnis verurteilt und der Landwirt Vehrend aus Ogorzelin zu sechs Monaten, der Volksdeutsche Mathmüller wurde wegen Beschimpfung der polnischen Armee verhaftet. Der Volksdeutsche Otto Drawert aus Mokre (Kreis Eraudenz) wurde- zu sechs Monaren Gefängnis verurteilt. Bezeichnenderweise fan­den die Verhandlungen teilweise unter Ausschluß der Oeffent- lichkeit statt

Doch 389 Millionen Zloty eingetrieben?

Warschau, 16. Juni. Die Ergebnisse der bekanntlich am 17. März ausgeschriebenen polnischen Luftabwehr-Anleihe, deren Zeich­nungstermin zuerst am 5. Mai ablief, dann aber mehrfach hin- ausgeschoben wurde, sind immer noch nicht bekanntgegeben wor­den. Die polnische Regierungspresse, die ursprünglich als Zeich- nungsziel eine Milliarde Zloty genannt hatte, hat sich später aber auf die Summe von 600 Millionen Zloty zurückgezogen. Heute meldet derKrakauer Kurier", daß das endgültige Ergeb­nis der Luftabwehr-Anleihe 389 Millionen Zloty beträgt. Wenn sich die Meldung dieses Krakauer Blattes bestätigen sollte, so ist darauf hinzuweisen, daß diese 389 Millionen Zloty keineswegs '"freiwillig aufgebracht, sondern zwangsmätzig unter ähn­lichen Methoden wie Steuern eingetrieben worden sind.

Die englische VsrdunkeluNgszentrale

London, 16. Juni. Nach der gestrigen Mitteilung Chamber- laius über die Schaffung einer Agitationsabteilung im Foreign Office geben sich die Blätter keine Mühe, das eigentliche Ziel dieser Einrichtung zu verheimlichen. DieTimes" fingt zunächst ein Loblied auf die Freiheit, sprich Abhängigkeit von aristokratischen und plutokratischen Gruppen, der Presse, des Rundfunks, des Parlaments und der Rednertribnüe in England, so erübrige es sich denn, nach ausländischem Muster Propaganda­behörden zu schaffen. Nach dieser krankhaften Zurückweisung etwaiger Vorwürfe, daß England nun die öffentliche Meinung staatlich lenkt, verkündet das Blatt: der neuen Abteilung im Foreign Office falle die Aufgabe zu, dasWissenüberEng- ^ a n d und das englische Volk im Ausland zu fördern und der Wettunabhängige" Nachrichten zusammen mitrichtigen" Be­richten über die britische Politik zu übermitteln. Unsäglich eiserne Loblieder auf dieFreiheit" in den von kapitalistischen Gruppen rücksichtslos beherrschten Demokratien beschließen nach alter Sitte den Kommentar. In Oppositionskreisen kritisiert man, daß nicht die erstklassigen Hetzfachleute, die besonders hier zu finden find, mit der Leitung der Abteilung betraut würden.

ArrDmr der

ang» Sb« dir Weiterbildung geisterst«: SA^- und NSKK-FLtzrer i« Heer

Berlin, 16. Juni. Das Oberkommando der Wehrmacht hat im Hinblick auf die. Bildung der SA.-Wehrmannschaften ausführ­liche Bestimmungen über die Weiterbildung gedien­ter Führer und Unterführer der SA. und des NSKK. im Heer erlassen, durch die die Wehrmachtsbestimmungen für kurzfristige Ausbildung und für dis Ergänzung des Offiziers­korps des Beurlaubtenstandes erweitert werden. Die Ableistung der 1., 2. und 3. Reserveübnng hintereinander wird nach Maß­gabe der Uebungsmöglichkeiten genehmigt. Führer und Unter­führer der SA. urckr des NSKK., die bereits Reserveoffizier-An­wärter find, leiste« die vorgefchriebenen Hebungen ab, soweit nicht Erleichterungen angeordnet werden. Ueber die Ergän- zungsbestimmuugen für Offiziere d. B. hinaus dürfen auf An­trag mit dem Ziele des Reserveoffiziers zur Verwendung rin Truppendienst zu einer Auswahlübung von vier Wochen Dauer einberufen werden Offiziere a. D. und Offiziere d. V. a. D., di» im alten Heer, rm Reichsheer oder im neuen Heer gedient und mindeste«« de» Dienstgrad eines Leutnants erreicht haben. Sr» dürfen nicht über 45 Jahre alt sei«. Mit dem Ziele des Land­wehroffiziers zur Verwendung im Sonderdienst könne» die glei­chen Perfovenkreffe ohne Altersbegrenzung einberufen werde«» außerdem Unteroffiziere, die nach mindestens ILjähriger Dienst­zeit vor dem 1. ApM 1935 entlassen worden sind und nicht über .A Jahre alt sind.

Z» einer Einstuftmgsübung von vier Woche« Dauer könnl» über de» Rahme» der geltende« Bestimmungen hinaus zur ak­tiven Truppe einbernfen werden: Gefreite, Unteroffiziere und Feldwebel der Reserve I und der Landwehr I, die bisher nicht zum Reserveoffizieranwärter ernannt worden find, ferner kurz­fristig Ausgebildete (Reservisten H und Angehörige der Land-- wehr I), die nicht zmn Reserveoffiziersinwarter ernannt, aber mindestens zmn Gefreiten d. R. befördert worden find. Die Be­werber dürfe« nicht über 40 Jahre alt sein. Unterführeranwär­ter, die nicht zum Gefreiten der Reserve befördert worden find, dürfe« den llnterführeranwärter-Ausbildungslehrgang in A«s- «ahmefällen wiederholen. Der Erlaß regelt weiter die Einberu­fung der Reservisten H, deren Grundausbildung erfolglos ab- schloß, mit dem Ziele der Ernennung zum Unterführeranwärter und bei Erfolg zur weiteren Ausbildung. Führer und Unterfüh­rer der SA. und des NSKK., die im Verwaltungsdienst ansge» bildet sind, kommen in erster Linie für die Lanfbah» der Wehr» machtsbeamten d. B. in Betracht, für die Ausbildu«g zum Ro­serve- oder Landwehroffizier jedoch dann, wenn sie nach zwölh jähriger Dienstzeit aus dem Heer ausgeschiede» find, wen» Pr bereits in der Ausbildung zum Offizier d. B. stehe« oder wem» sie nach erfolgreicher Ausbildung als besonders geeignet beurteilt werden. Der Erlaß bringt dann llebergangsbestnnnnmgeu für Führer und Unterführer der SA. und des RSKK., die de« Go» burtsjahrgängen 1901 bis 1913 an gehören mck> als Führer vq» SA.-Wehrmannschaften vorgesehen sind.

Die Verhandlungen in Moskau

Ein sehr unfreundliches Communiquö

Moskau» 16. Juni. Die Blätter veröffentlichen ein kurzes amt­liches Communiquö über die Unterredung zwischen Molotow und den englisch-französischen Unterhändlern. An der Unterredung hat auch Potemkiu teilgenommen. I« einem über zweistündige» Gespräch seien, so wird vermerkt, diehauptsächlichste» Frage» der Meinungsverschiedenheiten" zur Sprache gekommen. Die Texte der englisch-französischen Formuli«r«vgen z» de« Paktver- handlungeu (es handelt sich dabei offenbar schon »« ganze Ver­tragstexte) seien Molotow überreicht ward«. Das ComnmrrftprS schließt: Die Ergebnisse der erste» Unterredung «rck d« N» tersuchung der englisch-französischenFormuliermrge«werde« »«de» Kreisen des Außenkommissariats als «ichck ga«z güu stiH eingeschätzt.

Diese ungewöhnliche Verlautbarung verE ei»» recht dran«, tisch zugespitzten Gegensatz. Sicher geht es dabei «« die Krage der baltischenGarantien". Mit diesem unfreundliche« Lom- muniqus scheint Moskau wieder einmal M versuch», die .ögeub- liche Meinung" der Demokratien aufzustachet».

England will die baltischen Länder vergewaltige»

London, 16. Juni. Nach dem ungünstige« Ausgang der erste« Unterredung schreibt der diplomatische Mitarbeiter derTimes", gemeinsame Formeln konnten noch nicht für folgende Punkte ge­funden werden: n) Rußlands Forderung auf Garantie» an Estland, Finnland und Lettland; b) Sowjetrußlands Wunsch, daß keiner der Partner eineu getrennten Waffen­stillstand oder Frieden im Falle eines Krieges, in den alle drei verwickelt sind, abschließt: c) Sowjetrußlands Verlan­gen, daß das eigentliche Abkommen erst in Kraft tritt, wen« das zusätzliche Militärabkommen für gegenseitige Unterstützung aus­gearbeitet ist, zumindest in seinen Hauptlinien; 6) die exakte Form, in welcher Bezug genommen werden soll auf die Genfer Liga. Der Schreiber läßt durchblickcn, daß die Entente sich um die Neutralität der baltischen Staaten keineswegs kümmern werde.

Paris redet Moskau gut z»

Paris, 16. Juni. Der bisherige Verlauf der englisch-franzö­sischen Verhandlungen mit Moskau hat nicht dazu beitrage« können, die Stimmung der französische» Presse bezüglich des Ab- schlusses des Dreierpaktes zum Steigen zu bringen. Mit sicht­licher Verlegenheit tasten die Freitagmorgen-Zeitunge« an die­sem heiklen Thema, herum. Die Unsicherheit in der Beurteilung der Moskauer Verhandlungen macht sich um so fühlbarer, als von den zuständigen diplomatische» Kreise« i« Paris anscheinend noch kein Losungswort über die Behandlungsart dieses Themas ausgegebeu worden ist. Die wenigen Blätter, die überhaupt aus­führlicher auf die Moskauer Gespräche eingehen, bemühen sich, den roten Machthabern im Kreml klarzumachen, daß es in ihrem eigenen Interesse gelegen sei, die Verhandlungenz»be- schleunigen und zu eiaem raschen Abschluß des Dreiervattes zu gelangen.

Molotow bleibt rrrmachgiebig

Einstündige Unterredung mit Strang i» Kreml

Moskau, 16. Juni. Die Unterredung am Freitag zwifch» Molotow einerseits und William Strang andererseits, der wie­derum von den Botschaftern Englands und Frankreichs begleitet war, fand auch diesmal im Kreml statt und dmserte etwas über eftre Stunde.

Obwohl bis jetzt von keiner Sette eine VerkauKarunK üb«, die Verhandlungen erfolgt ist, nimmt man is Moskauer politi­schen Kreisen auf Grund des bekannte» sowjetamtlichen Com««» «iques vom Freitag morgen au, daß Molotow zu den eng. kisch-französischenKompromißformeln", die dem diplomatisch» Gepäck Strangs entstammte«, inablehnenderFormStel- kung genommen hat. Molotow dürfte die Botschafter z«- -nächst um weitere Erläuterungen gebeten haben, um ihnen dann eine entsprechende Note der Sowjetregierung überreichen z« lassen, die die Unterhändler zwingen soll, ihr Vorschläge den Be­dingungen der Sowjetunion anzugleiche«. Die schwierigste Aus­einandersetzung dürste sich noch immer um die Frage der balti­schenGarantien" drehen.