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/v88. Mit dem Winter geht nun auch wie­der das Kriegswinterhilfswerk zu Ende. Der letzte Ovfersonntag (6. März) war mit seinem Ergebnis von 1228 898,77 Mark, das heißt 25565,28 Mark mehr als das des vor­ausgegangenen 6. Opfersonntags der beste in unserem Gau. Wie gut alle unsere wurttcm- bergischen Opfersonntage ausgefallen und, zeigt folgender Vergleich. Die neben Opfer- konntage des 3. Kriegs-WHW. 1940/41 erbrach­ten im Gau Württemberg - Hohenzollern 5907 412,64. Die sechs Opfersonntage des S. Kriegs-WHW. 1941/42 ohne den besten 7 . OPsersonntag erbrachten aber allein 7020 742,08 Mark, also um 1113329,44 Mark mehr als alle sieben im Vorjahr. Dazu kommt nun noch der 7. Opfersonntag 1941/42 als reines Mehr, so daß sämtliche Opfersonntage dieses Winters allein in unserem Gau 2 342 228,21 Mark für das Winterhilfswerk mehr erbrachten als alle Opfersonntage des vorausgegangenen Winters.

Auch die bis jetzt durchgeführten sechs Reich s-S traßensammlungen dieses Winters sind ohne diese mit 4 903 515,97 Mark um 570533,15 Mark besser ausgefallen als alle sieben Reichsstraßensammlungen im Min­der 1940/41. Mitte Februar waren aus dem Gau Württemberg-Lohenzollern für die Firmen- und WHW-Spende 9235187 Mark gezeichnet worden. Auch diese Summe ist um 2117 050 Mark größer als die im glei­chen Zeitraum des Vorjahres erreichte. Der Tag der Deutschen Polizei mit 1602 633,46 Mark kann sich gegenüber dem Dorjahrsergebnis von 848 807.80 Mark in die­ser Zusammenstellung ebenfalls wohl sehen lassen.

Nun kommt am 28. und 29. März der Tag der Wehrmacht. Er soll die Krönung aller WHW.-Sammlungen sein, wollen wir doch an ihm mit unseren Spenden für das Kriegswinterhilfswerk den Soldaten unseren Dank und unser Vertrauen aussprechen. Tie Löhe unserer Spenden zum Tag der Wehr­macht soll sich, soweit dies überhaupt möglich Ist, nach der Größe der Leistung unserer Sol- Katen richten.

Wer unnötig reist, wird bestraft!

Der Rcichsministcr für Volksaufklärung und Propaganda und der Rcichsverkehrsminister geben bekannt: Die Deutsche Reichsbahn hat im Kriege für den militärischen und zivilen Bedarf Transporte in bisher noch nicht da­gewesenen Ausmaßen durchzuführen. Im Hinblick auf die Vordringlichkeit dieser Auf­gabe muß der zivile Nciseverkehr auf ein Mindestmaß eingeschränkt wer­den. Das gilt vor allem für die nun anbre­chende Frühlingszeit und die bevorstehenden Ostertage.

An die Bevölkerung ergeht hiermit die kate­gorische Aufforderung, jede nicht not­wendige oder ausreichend begründete Reise unter allen Umständen zu unterlassen. Reisende, die entgegen dieser Aufforderung die mit kriegswichtigen Transporten über­lastete Reichsbahn zum Vergnügen benützen, haben hohe Strafe, bei schweren Verstößen Üeberführung in ein Konzentrations­lager zu gewärtigen.

Berufsreisende sowie Personen, welche nach der Anordnung des Staatssekre­tärs für Fremdenverkehr vom 26. November 1941 berechtigt sind, ein Heilbad oder an­erkannten Erholungsplatz aufzusuchen, werden aufgefordert, ihre Reisen nur anzu­treten, wenn sie mit einwandfreien Ausweis- papieren versehen sind.

Wegfall des Mehlbezugsrechts

auf die rosa Nährmittclkartc

Die Getreideversorgungslage zwingt über die Kürzung der Brotrationen hinaus zu wei­terer äußerster Sparsamkeit auf dem Gebiet des Brotgetreideverbrauchs, um mit den vor­handenen Getreidebeständen und den zu er­wartenden sehr geringen Einfuhren einen reibungslosen Anschluß an die Ernte 1942 zu erreichen. Es ließ sich daher nicht mehr recht­fertigen, einzelne Gebiete mit Rücksicht auf rhre besondere Verzehrsgewohnheiten in der Versorgung mit Brot und Mehl bevorzugt zu behandeln. AuS diesem Grunde fällt die für die Versorgungsberechtigten einiger süd­deutscher Gebiete, darunter Württemberg, eingeräumte Möglichkeit, auf den Ab­schnitt kl 38 der rosa Näbrmittel-

rarte zusätzlich 500 Gramm Mehl zu beziehen, mit Beginn der 35. Zu- tciluugspcriode weg.

Die Verzehrsgewohnheiten in den genann­ten Gebieten können vom 6. April ab nur noch insoweit berücksichtigt werden, als den Verbrauchern, worauf schon an anderer Stelle hingcwiesen wurde, lvie bisher die Möglich­keit gegeben wird, in erweitertem Umfange anStellevonRoggenbrotRoggen- mehl zu beziehen. Außerdem erhalten in diesen Gebieten die Normalverbraucher, die Kinder und Jugendlichen von 618 Jahren nud die Kinder bis zu sechs Jahren die Mög­lichkeit, auf die mit einem .M" gekennzeichne­ten Abschnitte der Reichsfleischkartcn je Zu­teilungsperiode an Stelle von einmal 50 Gr. Fleisch oder Fleischwaren 250 Gramm Wei­zenmehl zu beziehen. Im übrigen ist jetzt auch auf diesem Gebiet die an sich erwünschte reichscinhcitliche Regelung durchgcführt.

Unterreichrnbach. Gefr. Robert Rentschler wurde für Tapferkeit vor dem Feinde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.

Dienstplan der H3.

Hitler-Jugend Gef. 1/401. Dienstag: An­treten der Gerätemeisterschaften um 20 Uhr in der Turnhalle. Mittwoch: Antreten der Scharen Calw um 20 Uhr an der Alten Post Tadellose Winterdicnstuniform. Schreibzeug mitbringen! Wer eine Trommel oder Pfeife hat, bringt diese mit. Schar Alzenberg um 20 Uhr am Rathaus in Alzenberg. Don­nerstag: 20 Uhr Sportdienst in der Turn­halle.

Deutsches Jungvolk, Fähnlein 1 und 2/401. Montag: Äntreten des Führerzugs um 19 Uhr auf dem Marktplatz. Mittwoch: Antreten des Standorts um 15 Uhr auf dem Brühl. SZ. mit Instrumenten.

JM.-Gruppc 1/401. Dienstag: Sport- dienstgruppen um 18 Uhr in der Turnhalle. Mittwoch: Die ganze JM.-Gruppe tritt in tadelloser Dienstkleidung um 15.30 Uhr am Salzkasten an. 18 Uhr DM.-, F--Dienst im Satzkosten. Samstag: Die ganze JM.- Gruppe tritt um 14.30 Uhr zur Abnahme des Leistungswettkampfes am Salzkastcn an. Es werden keine Entschuldigungen angenommen!

De* (k*ettkrA cie*

Die steier äer Verpflichtung äer fugenä in Laliv

Es ist das größte Glück für den deutschen Menschen unseres Zeitalters, sich als dienendes Glied in den großen Kraftstrom einzufügen, der von der einmaligen Gestalt des Führers und seiner nationastozialistijchen Weltanschauung und Weltgestaltung ausgeht, um damit selbst zum aktiven Mitträger dieser großen und ein­maligen Zeit und damit zu einer Zelle der Neu­ordnung unserer Welt zu werden. Wie begreif­lich, daß der Führer und sein Werk bedingungs lose Gefolgschaft in der Jugend finden, daß ihr Einsatz nicht Sache der vernunftmäßigen Überlegung, des Abwägens von Vorteilen oder gar der Gewohnheit, sondern einzig und allein des Herzens ist. Mit Leib und Leben haben sich am Sonntag, dem Tag der Verpflichtung der Jugend, die vierzehnjährigen Jungen und Mädel dem Führer verschrieben. Je einsamer sie ihn in den letzten Monaten in seiner Sorge und Verantwortung wußten, desto enger und fester schloß sich der Ring ihrer Herzen um ihn, um nun am Tage der Verpflichtung unzerbrech­lich für das ganze Leben zu werden.

In der festlich geschmückten städt. Turnhalle in Calw hatten sich gestern vormittag die zu verpflichtenden Jungen und Mädel von Calw, dem Vorort Alzenberg und Hirsau mit ihren Familienangehörigen, den Kameraden von der- HI., den Erziehern und Politischen Leitern so­wie den Gliederungen und angeschlossenen Ver­bänden zu einer würdigen, von der Ortsgruppe Calw der NSDAP, nud vom Standort der Hitlerjugend getragenen Feierstunde eingefun- deu. Die Bedeutung der Feier, in deren Form die Einheit der Jugend und das allen deutschen Menschen Gemeinsame Ausdruck fanden, wurde durch die Anwesenheit des Kreisleiters, des Kommandeurs des Wehrbezirks, des Landrates und des Bürgermeisters der Kreisstadt unter­strichen. Der Fanfaren-Zng des Deutschen Jungvolkes gab den Auftakt zu einer Fcierfolge von schöner Geschlossenheit. Der sorgsam aus­gestaltete musikalische Teil wurde vom Schüler­chor und -Orchester der Oberschule unter Lei­tung von Reallchrcr Laitenberger be­stritten. In einer das Kernstück der Stunde bil­denden Chorifchcn Feier der Hitlerjugend fand des Führers Wort vom Glauben an das Volk, dem Höchsten, was Gott uns auf dieser Welt u"t> dem Willen zu Dienst, Tat und Opfer ur die Volksgemeinschaft lebendigen, begcistcrn- >en Ausdruck. Chöre umrahmten die empor­tragenden Worte der Sprecher. Anschließend ^rcwh der Hoheitsträger Ortsgruppenleiter

Hoheitsträger führte den Jungen und Madel Sinn und Bedeutung der Verpflichtung der Jugend vor Augen und hieß sie, stolz darauf zu sein, zu den Ersten gehören zu dürfen die den neuen Weg der deutschen Jugendgcmein schüft beschreiten. Er ermahnte sie, die Stunde ihrer Lebenswende, bestimmt durch den Ein­tritt ins Berufsleben, nicht vergehen zu lassen, ohne Dank gegenüber Eltern und Erziehern Seinen besten Ausdruck findet dieser Dank in dem Bemühen, ein brauchbarer, tüchtiger Mensch zu werden, auch im Kleinen zuverlässig

und treu seine Pflicht zu tun im Dienst des Volkes. Der Geist des Dienens, der Sinn für Einordnung und Unterordnung hat unser gan­zes Volk ergriffen. Das ist das Werk des Füh­rers, der dem deutschen Menschen wieder sol­datische Haltung und soldatisches Denken bei­brachte. Soldatische Haltung muß auch die Ju­gend haben, sie soll nach dem Wahlspruch leben: Gehorchen, arbeiten, schweigen! Und wenn es sie hart ankommt, an die Kämpfer an der Front und die Gefallenen denken, deren Erbe sie der­einst zu übernehmen hat.Ich bin nichts, mein Volk ist alles": von diesem Gedanken durch­drungen, muß sich die ins Leben tretende Jugend stark machen für diese ihre große Auf­gabe. Der Hoheitsträger schloß mit der Auf­forderung an die Vierzehnjährigen, Männer und Frauen der Tat zu werden eingedenk des Führerwortes:Vor uns liegt Deutschland, in uns marschiert Deutschland und hinter uns kommt Deutschland!"

Anschließend wandte sich Ortsgruppenleiter Nick ,n feiner Eigenschaft als Erzieher und Schulleiter an die Entlaßschüler. Er sprach zu ihnen von der an Leiden und Opfern reichen Geschichte des deutschen Volkes, das in tiefster Not immer wieder zu seiner Art zurückfand und sich durch Einigkeit zu höchster Kraft erhob, sowie seiner weltweiten Sendung. Das deutsche Volk ist von der Vorsehung bestimmt, Europa und der ganzen Erde ein neues Gesicht zu geben und in der Welt für Gerechtigkeit und Ordnung zu sorgen. Gewaltig ist unsere Zeit und glück­

lich, wer in ihr leben, kämpfen und sich ihrer würdig zeigen darf, denn große Zeiten und Männer stellen auch große Anforderungen an die Mitlebenden. Wir gehen einer herrlichen Zukunft entgegen sie fällt uns aber nicht als Geschenk in den Schoß, sondern muß erkämpft werden. Diese Erkenntnis sieht die Jugend ent­schlossen, im Glauben an den Führer und in der Gewißheit des Sieges furchtlos und opfer­bereit des Sturmbefehls zu warten.

Als Standortführer der Hitlerjugend über­nahm sodann Oberscharführer Hansgeorg Räüchledie Vierzehnjährigen in die HI. und verpflichtete sie auf Führer und Fahne. Mit den Worten des Sprechers:

Wo einer schreitet, geht sein Schritt verloren; wo Tausend schreiten, ist ihr Gang voll Wucht. Drum haben wir uns unlösbar verschworen und fügen uns in Ordnung, Sinn und Zucht" fand der weihevolle Akt der Verpflichtung sei­nen Abschluß. Das Kampflied der Hitlerjugend Vorwärts, vorwärts" erklang. Dann wurden die Namen der in HI. und BDM. überwiese­nen Jungen und Mädel verlesen. Der Hoheits­träger verpflichtete die Jungen und Mädel ein­zeln durch Handschlag auf den Dienst an Deutschland, während HJ.-Führer ihnen die Verpslichtungsurkunde mit dem Bild des Füh­rers anshändigten. Eine Führerehrung durch den Hoheitsträger und die Lieder der Nation beschlossen die denkwürdige Feier der Verpflich­tung, die später auch im Familienkreis festlich nachklang.

Die Ealwer «Auswahl" vor Billings» im 30 jährigen Krieg

(Schluß:

Tatsächlich mußte nach etwa zwei Wochen die leichtsinnig begonnene Belagerung aufgehoben werden.

Eifrig wurde im Land, und so auch in Calw der Frühjahrsfeldzng gegen Villingcn vorbe­reitet. Kein Wunder, daß m der Stadt wöchen­tlich monatelang ein reges militärisches Leben herrschte. Nicht immer erfreulich für die Stadt. 'Denn in Calw und Umgegend lag außer der Calwcr Auswahl, die man als Eigene ansehen konnte, noch eine Kompanie geworbener Söld­ner unter Oberstleutnant R ü ppu r. Aus einer Beschwerdcschrift der Stadt an die württ. Re­gierung vom 19. Mai 1933 erfahren wir, daß allgemein darüber Empörung herrschte, daß jetzt die bürgerliche Auswahl ins Feld rücken sollte, während die Landsknechte seit 15 Wochen faul und untätig in ihren Quartieren herum- liegcn und nicht mehr fortzubringen seien. Nicht ohne daß sie den Untertanen in Stadt und Amt Calw allen möglichenPossen" taten. So mag in jenem Frühjahr der Marktplatz, der Brühl mit seiner alten Linde und die Umgebung voll von Soldaten und Waffenlärm gewesen sein. Im Mai 1633 zogen die Calwer wieder Vil- lingen zu. Als das württcmbergische Heer ver sammelt war. werden etwa 7600 Württem

berger als Belagerer gegen 700 bewaffnete Bür­ger und 500 Söldner in Villingen unter Ascher gestanden haben.

Die Schwierigkeiten innerhalb des württem- bergischen Heeres waren große; obwohl Herzog Eberhard, der eben erst die Regierung über­nommen hatte, persönlich bei seinen Soldaten erschien, fehlte es an der Einheitlichkeit des Befehls, an Verpflegung und Sold, und das Ansreißcn der Belagerer nahm seinen Fort­gang. Es ist uns ein Bericht des Bürgermei­sters Heinrich Boltz von Calw überliefert, wo­rin er am 20. August 1633 an denLcutenant der Calwer ersten Auswahl Compagnia Mar­tin Flick" sich namens der Stadt rechtfertigt, Flicks Beschwerde richte sich nicht an die rich­tige Adresse, die Steckst habe die Gelder für Sold undcommiß" richtig an die Landschaft ab- gcliefcrt; man sei deshalb dort vorstellig gewor­den, daß das Geld auch an die Calwer Soldaten vor Villingen ausbczahlt werde. Übrigens sei von den Calwern niemand mehr ausgerissen; von den Auswärtigen wisse man nicht, wo sie sich aufhaltcn.

Dieses Schreiben hatte Flick noch in der Tasche, als er am 9. September 1633 fiel. Die Villinger nahmen es dem Toten ab, und ein Villinger Chronikschrcihcr hat es zum Beweis

Äp! UN oie Zkartoffelerzeuger

Da außergewöhnlich taug anhaltende Frost» Wetter hat dazu geführt, daß die in den Städ­ten eingelagerien Kartoffelmengeu sich stark verringert haben, weil in der Zwischenzeit eine befriedigende Auffüllung durch ueuc Zu­fuhren nicht möglich war. Ans denfelven Witleruugsgründcn ist aber auch die allge­meine Öffnung der Mieten auf dem Laude zurzeit »och nicht durchführbar. Es konnten bisher hauptsächlich nur diejenigen Kartof­feln in die Stadt gebracht werden, die in den landwirtschaftlichen Betrieben eingckellert wa­ren. Daraus erklärt sich die jetzige unbefrie­digende Kartoffelversorgungslaäe in einer Reihe von Großstädten. Es ergeht an alle Kartoffelerzeuger der ein­dringliche Appell, wo immer nur die örtlichen Umstände es erlauben, günstig gelegene Mieten zu öffnen, um die Kartoffel- transportc in die Städte zu verstärken und dann, wenn die Natur allgemein die Ocff- nuna der Kartoffelmieten erlaubt, die von den Bewirtschaftungsstellen ungeordneten Kar- toffelmeugen auf den Markt zu bringen. Sollte die Oeffnung der Mieten mit Feld­arbeiten zeitlich zusammenstoßcn, so wird die Wehrmacht Soldaten und Fahrzeuge für die Kartoffelversorgung der Städte zu Verfü­gung stellen. Auch die Partei mit ihren Glie­derungen ist zum freiwilligen Einsatz bereit.

dafür veröffentlicht, daß im Belagerungshcer die Stimmung eine ganz schlechte sei. An die­sem 9. September 1633, einem für Calw schwar­zen Tag, machte die Villinger Besatzung bei strömendem Regen mit etlichen hundert Maun einen Ausfall, bei dem sie das Belagerungshcer vollkommen überraschte. Bei dem schweren Wetter hatte niemand an eine Gefahr gedacht; die Überraschung war eine vollkommene. Dazu verlor auch noch der württ. Oberstleutnant von Helmstedt den Kopf und rief: Rette sich, wer kann! Die Verwirrung war eine all­gemeine, über hundert der Belagerer, darunter eine große Anzahl von Calwern mit ihrem Führer, wurden ni.cdcrgcmacht. Mer das Bild des Schlachtfeldes am andern Morgen erzählt der Chrouikschrcibcr von Villingen:

1633 9. September. Ist der Feind den gan­zen Tag gar still, thut nicht einen einzigen Schuß mit den großen Stuckhen. Vor dem Nied- thor sehen wir noch über die 30 Todte ligen, unter welchen 2 oder 3 sich noch geregt und ge­lebt haben (so!). Viele aber haben die ganze Nacht durch jämmerlich geseuffzet und sind erst gegen Morgen gestorben. Bor dem obern Thor ligen 16, welche hiesiger Fähndrich und der Oberthorwart in der Nacht ausgezogen, viel Geld und ein Schreiben bey ihnen gefunden. Derjenige, so das Schreiben bey sich hatte, ist ein Lieutenant von Calw, Martin Flik ge­nannt, gewesen.

Von diesen 16 hat sich heut Nachmittag un­gefähr um 2 Uhr einer aufgeregt, aufgestanden, ein klein wenig herumgetrimelt, aber bald wie­der niedergefallen. Dieser, wie man sagt, hat in das Crucifix vor dem obern Thor gegen dem neuen Stifft gehauen und muß darum anitzo solche Pein leiden. Nachmittag gehen etlich Sol­daten und Burger zum kleinen Thörle neben dem Blickenthor hinaus und bringen über die 30 Sturmleitern, so der Feind gestern ligen gelassen, herein in die Stadt...

Alsbald nach dieser Niederlage, in der mit der Calwer Fahne noch weitere 7 Fahnen ande­rer Auswahlen vom Feind erbeutet wurden, gab es ein Strafgericht im württ. Heer. An Stelle des Obersten Rau wurde der bewährte Martin von Degenfeld als Kommandeur eingesetzt. Da sich auch herausgcstcllt hatte, daß das Unglück in der Hauptsache daraus zurück­zuführen sei, daß die Soldaten beim ersten Lär­men davougclaufcn waren, befahl Herzog Eber- hard:Die leichtfertigen gesellen, die ihr fänd- lein so schendlich verlassen haben, sollen in allen Ämtern, Städten und Dörfern von der Kanzel verlesen und mit einem gelben Ring auf dem Kleid vornen an der brust bezeichnet werden, solange biß uns gefallen wird, ihren Mitbür­gern zum scheusal und ihrer eignen schandt." Wer ohne gültigen Ausweis außerhalb des Heeres ergriffen wurde, sollte verhaftet wer­den; von den Verhafteten wurde der Zehnte ge­köpft oder gehenkt, die andern kamen wieder zur Armee.

Aber auch Degenfeld hatte vor Villingen wenig Freude und Erfolg. Er klagt über die schlechte Zucht im Lager und über den geringen Gefechtswcrt der württ. Soldaten;es jam­mert ihn von Herzen, daß soviel Zeit und spesa mit disem Lumpeunest zugcbracht würden" und bittet um Enthebung von diesem schlimmen Posten. Tatsächlich mußte im Winter 1633/34 die Belagerung wiederum aufgebobcn werden, wurde aber trotz der Leere der Kassen und des Widerstands der Landschaft im April 1634 w: der erneuert. Kommandeur der Bclagerungs- truppen war jetzt der württ. Obrist Lieutenant vom Holtz, als Soldat gleich bewährt wie als rechtschaffener Mann. Aber auch seinen Be­mühungen gelang cs nicht, in der eigener« Armee Ordnung und damit die Voraussetzung für' die Bezwingung Villingens zu schaffen. Zwar hielt sich nun die württ. Infanterie und das schwedische Reiterregiment von Gassion