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Nr. 133

Zamstag, äen 10. Juni 1939

113. Jahrgang

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Großadmiral Dr. h. c. Raeder bei der Festsitzung des DA3.

Stuttgart, 9. Juni. Auf der Jahreshauptversammlung des Deutschen Ausland-Instituts hielt der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Dr. h. h. Raeder, bei der Fest« sitzung die Festrede. Er dankte zunächst dem Oberbürgermeister der Stadt der Ausländsdeutschen, Dr. Strölin, für die herzliche Begrüßung und den Empfang, den ihm die Stadt Stuttgart be­reitet habe. Er fühle sich der Stadt Stuttgart, die in ihrer land­schaftlichen Schönheit und aufstrebenden Tüchtigkeit ein rechtes Sinnbild deutscher Art sei, eng verbunden. Großadmiral Raeder ging auf die Arbeit des Deutschen Ausland-Instituts ein, die ihm bei der Ausgestaltung des Auslandsdienstes der Kriegsmarine jederzeit eine Ergänzung in mancher Hinsicht sogar überhaupt eine Voraussetzung für eine wirklich fruchtbringende Tätigkeit von der Heimat aus gewesen sei. In einer Zeit, die die berech­tigten deutschen Kolonialforderungen immer noch unerfüllt sehe, fei es besonders befriedigend, daß eine Zentral­stelle im Reich vorhanden sei, die das gesamte Material deutscher Lebensäutzerungen im Auslande cknd deutscher Beziehungen mit dem Auslande sammle und auswerte. Auch nach Erfüllung un­serer kolonialen Ansprüche bedeute die Arbeit des Deutschen Aus­land-Instituts eine weitere Untermauerung für die Arbeit am Gesamtdeutschtum. Er dankte dem Institut für seine der Kriegs­marine geleisteten Dienste und wünschte ihm unter seiner bewähr­ten Führung auch in Zukunft für seine unentbehrliche Arbeit »iLN öesten Erfolg.

Der Großadmiral behandelte dann einige auf das Auf­gabengebiet der Kriegsmarine bezügliche Fragen. Darunter falle als eine naturgegebene Pflicht die Betreuung d e s D e u t s ch tu m s i m A u s l an d, der sich die Kriegsmarine seit Jahrzehnten unterzogen habe. Unter einem Vergleich mit den günstigen Verhältnissen, die England beim Aufbau seines Imperiums angetroffen habe, wies er auf die schwere Stellung des Deutschen hin, der sich sein Arbeitsfeld auf fremdem Boden habe hart erkämpfen müssen, ohne daß ihm der Schutz der deut­schen Flagge zur Verfügung gestanden habe. So sei es gekom­men, daß er sein Deutschtum nach und nach habe aufgeben und der deutschen Volks- und Wirtschaftskraft habe verloren gehen müssen. Erst um die Jahrhundertwende sei Deutschland durch seine inzwischen aufgebaute Flotte in der Lage gewesen, Volks­tumsarbeit zu leisten. Trotz der Schwierigkeit der Zeit, die einem Zusammenschluß des Deutschtums auf Grund der auseinander­strebenden Zeitströmungen entgegenstand, habe die Kriegsmarine bis zum Beginn des Krieges in der Hebung des deutschen An­sehens und hinsichtlich des Zusammenhalts unter den Deutschen große Erfolge erzielen können. Auch nach dem Kriege habe die Kriegsmarine schon vom Jahre 1922 ab wieder begonnen, ihre

Auslandstätigkeit aufzunehmen. Sie habe im Ausland auf diese Weise Zeugnis davon ablegen können, daß die aufbauwilligen Kräfte in der Heimat nicht gesonnen waren, sich mit dem Ver­sailler Diktat abzufinden. Die deutsche Flagge sei wieder auf dem Weltmeer erschienen, von dem britischer Neid sie habe ver­drängen wollen. Obwohl die Seemacht zunächst nur schwach ge­wesen sei, habe das Auftreten der hochdisziplinierten Besatzungen unserer Auslandsschiffe seinen Eindruck nicht verfehlt und habe dazu Leigetragen, daß das Vertrauen in breitesten Kreise» wie­dergekehrt sei.

Im folgenden stellte Großadmiral Raeder zwei Gesichts-

MW

Der Führer aus dem Kqsfhiiuser

Der Führer besichtigte den Kyffhäuser und legte an dem neuerrichteten Hindenburg-Denkmal einen Kranz nieder. An­schließend besichtigte er die Burg Kyffhausen, wo General Rein­hardt (in Zivil) die Ausgrabungsarbeiten erläuterte.

sPresie-Hosfmann, Zander-Multiplex-K.)

Washington empfing das britische Königspaar

Washington, 9. Juni. Bei sengender Tropenhitze erfolgte am Donnerstag der Einzug des britischen Königspaares in Washing­ton. Anstatt der in der Presse vorausgesagten Beteiligung von 600 000 Washingtonern säumten nur etwa 100 000 als Zuschauer die Straßen, durch die das Königspaar fuhr. Präsident Roose- velt und Außenminister Hüll begrüßten die britischen königlichen Gäste in der Empfangshalle des Bahnhofs. Sie geleiteten das Königspaar unter großer militärischer Eskorte, genau so wie kürzlich den Präsidenten von Nicaragua, zum Weißen Haus. Hier hatte sich das diplomatische Corps, darunter auch der alba­nische und der tschechischeGesandte", zur Begrüßung eingefunden.

Anschließend gaben der Präsident und Frau Roosevelt einen Empfang für das Königspaar, worauf die Stadtrundfahrt ge- macht und wobei die Denkmäler Washingtons und die angli­kanische Kathedrale besichtigt wurden. Eine neue Ausfahrt führte in langsamer Parade zur britischen Botschaft, wo der Botschafter ein Gartenfest gab. Dem Königspaar wurden einige bevorzugte Gäste vorgestellt. Der erste Tag des Besuches endete mit einem Staatsbankett, dem sich ein Konzert im Weißen Haus anschloß. Frau Roosevelt, die sich auf den Besuch des englischen Monarchen würdig" vorbereitet hatte, indem sie erst am Mittwoch noch in ^ Washington auf einer Kommunistenversammlung sprach, blieb ihrer Einstellung treu, indem sie bei der Feier im Weißen Haus 'M Ehren des Königspaares u. a. auch eine Regersängerin auf- ktreten ließ.

Der Einzug des britischen Königspaares in Washington fin­det in der gesamten Presse den stärksten Widerhall. Der Ton !der Kommentare schwankt zwischen Heller Begeisterung und !freundlicher Reserve. Im Kongreß verlas der demokratische Ab­geordnete Sweeney am Donnerstag unter vereinzelte« Zwischen­rufen hauptsächlich von republikanischer Seite den Inhalt eines an König Georg im Weißen Haus gerichteten Telegramms, in dem er anfragt, was England hinsichtlich der Kriegschuldenzah­lung an die Vereinigten Staaten zu tu» gedenke. Der demokra­tische Abgeordnete Barry gab eine Erklärung ab, die besagt, daß er dem am Freitag stattfindenden Kongreßempfang für das Kö­nigspaar fernbleibe» werde, da der Besuch offenbar eine Teil- Eon der britischen Propaganda sei, um Amerika i« Kriegs­fälle an England zu ketten.

Peinliche Begleiterscheinungen

Reuyork, g. Juni. Obwohl der Führer Irischen Republik«- > urschen Armee. Sean Russell, wieder freigelassen worden ist.

dauert die Wut der 76 Kongreßmitglieder irischer Abstammung über die Verhaftung unvermindert an. Die Kongreßgruppe er­klärte, Roosevelt habe versprochen, denFall Russell" zu unter­suchen. Sie werde den Bescheid Roosevelts abwarten, ehe sie sich entscheide, ob sie dem offiziellen Kongreßempsang für das Königs­paar beiwohnen werde.

Bei dem Staatsbankett im Weißen Haus wurden Trink­sprüche gewechselt, in denen die englisch-amerikanische Freund­schaft gerühmt wurde.Neuyork Times" erklärt, die Menschen­menge, die sich zur Begrüßung ansammelte, habe sich vornehmlich deshalb eingefunden, weil die meisten niemals einen König oder eine Königin gesehen hatten. 2n der Menge, die der Ankunft des britischen Königspaares beiwohnte, wurden viele von der Hitze übermannt. Etwa 500 Opfer der Hitze mußten ärzt­lich behandelt werden, einer ist an Hitzschlag gestorben.

Eine bedenkliche Invasion

Wieder 31 polnische Zollbeamte nach Danzig

Danzig, 9. Juni. Trotzdem von Danziger Seite schon fett längerer Zeit nachdrücklich betont worden ist, daß die Zahl der polnischen Zollbeamten, die auf dem Gebiete des Freistaate» Danzig herumlaufen, in gar keinem Verhältnis zu ihrem Aufi- gabenkreis steht, wurden jetzt alsAntwort" auf den polnische» Mord von Kalthof sogar noch weitere 31 Polen her­übergeschickt. Immer zwingender erhebt sich nnnmehr die Frage, was diese Vielzahl von Beamten, die bekanntlich de« Kriegsministerium unterstehen, auf Daniger Boden betreibt. Allzu auffällig erscheint hier die Tatsache, daß Pole« an seinen eigene« Grenzen nur etwa den zehnten Teil der Zollinspektoren beschäftigt, den es auf Danziger Boden unterhält.

Daß die Aufgaben dieser Leute auf ganz andere« Gebiet lie­gen müssen als auf dem der Zollabfertigung, echellt auch erneut. wieder ein Fall, von dem die Danziger Zeitungen berichte«. Die beiden polnischen Zollinspektoren Kalinowski und Jostowski waren in Zivilkheidung zur Rickelswalder Weichselfähre an der Straße nach Ostpreußen gefahren. Hier konnte beobachtet werden, wie sie eine augenscheinlich fehl genaue Untersuchung des modernen Mechanismus' der Anlege-Schwebebrücke der neuen Dampffähre ! Vornahmen, und sich anschließend in einiger ^Entfernung eifrig I Notizen und Aufzeichnungen machten.

punkte heraus, die bei der Betrachtung deutscher Seeinteressen richtunggebend sein müßte«. Da» eine sei der Schutz unseres überseeischen Lebensraumes, nämlich der Zutritt zu den Gütern dieser Erde, die allen Völkern zugänglich sei« müßte». Der Füh­rer habe deshalb de« Ausbau der Kriegsmarine in großem Amfange angeordnet. Es sei selbstverständlich, daß dieser Ausbau den modernste« Forderungen Rechnung trage und dabei auch die Verwendung unserer Flotte nicht nur in heimi­schen, sondern insbesondere auch in außerheimischen Gewässern vorsehe. Unter Entwicklung der daraus sich für das Personal und Material ergebende» Forderungen ging der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine auch auf die enge Zusammenarbeit mit der Han­delsmarine ein, die die Bestrebungen der Kriegsmarine stets be­reitwilligst unterstützt habe. Als Zweites berührte er die vol k s- politische Aufgabe der Kriegsmarine, wobei er eingehend schilderte, welch starker Faktor der Besuch des deutschen Kriegsschiffes in fremden Ländern ist. Das Kriegsschiff vermittle ganz besonders stark die heimatliche Atmosphäre, die den deutschen Volksgenossen draußen tief berühre, indem es das Heimatgefühl wecke und gleichzeitig das wahre Gesicht der Heimat zeige, so daß die internationale Pressehetze in eindeutigster Weise Lüge« ge­straft würde. Vielen Deutschen sei so der Weg zum national­sozialistischen Eroßdeutschland geebnet worden, um so mehr, als durch den persönlichen Augenschein und die nahe Fühlung von Mensch zu Mensch die richtige Einstellung zu dem weltanschaulich tief begründeten Umschwung des Denkens und Handelns im Reich, viel leichter zu finden sei. Die volkspolitische Aufgabe der Kriegs­marine sei heute^nach der Eingliederung der Ostmark und des Sudetenlandes noch erweitert. In der Kriegsmarine habe man nie darnach gefragt, woher eine stammte, sondern nur. was er leistete.

Der Führer habe mit seiner genialen Gestaltungskraft einen rein deutschen Staat auf völkischer Grundlage geschaffen und seine Kräfte auf ein neues, einheitliches Ziel gesammelt. Dieser Block von 80 Millionen Deutschen wolle heute leben und seine natürlichen Lebensbedürfnisse befriedigen. Jeder Angehörige die­ses großen Volkes sei auf Gedeih und Verderb mit diesen natio­nalen Gesetzen verbunden und trage in sich die Verpflichtung, in eine größere und schönere Zukunft, die der Führer gewiesen habe, mitzumarschieren. Das Volk selbst werde der Träger seiner Zu­kunft fein. Eingehend auf die Produktionskraft der Ostmark wies der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine auf die Notwendig­keit hin, die bisher schon von den ostmärkischen Landen aus nach llebersee geknüpften Beziehungen weiter zu vertiefen, wobei zahl­reiche Angehörige des heute reichsdeutschen Südostens an diesem Ziele Mitarbeiten müßten. Erfreulicherweise meldeten sich mehr »nd mehr junge Männer des deutschen Südostens zum Dienst b« der Kriegsmarine. So köne auch die Ostmark durch Knüpfun«. persönlicher Bande mit den im Auslande lebenden Volksgeirossen an der Aufgabe der Kriegsmarine Mitwirken

Zum Schluß seiner Ausführungen ging der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine auf die deutschen Kolouialfordernngeu ein. Er bezeichnet« es als selbstverständlich, daß ein rohstoffarmes In­dustrieland wie Deutschland Zugang zu billigen Rohstoffen habe« müsse. Die Kolonialforderung sei deshalb, weil lebenswichtig» eine immer wiederkehrende. Den Versuch, die Rückgabe des deut­schen Kolonialraums mit allen Mitteln zu hintertreiben, wie die» derzeit geschehe, bezeichnet« Großadmiral Raeder als ein« Mangel an Fairneß, denn Deutschland habe das Recht, eine un­eingeschränkte Rückgabe seiner Kolonien zu fordern. Auf der anderen Seite werde häufig mit dem Argument operiert, Deutsch­land wolle nach Rückgabe seiner Kolonien sofort Stützpunkte Befestigungen errichten. Dies sei einer der Gründe, mit denen man Deutschland sein gutes Recht vorzuenthalten versuche. Dens­gegenüber stellte der Großadmiral als Beispiel die britische Stütz­punktpolitik heraus und forderte für Deutschland die selbstver­ständliche Anerkennung gleichen Rechts. Durch polizeiliche Maß­nahmen, wie dies unlängst im Mandatsgebiet Deutsch-Sndroest- asrika geschehen sei, könne man den Zusammenschluß des Deutsch­tums nicht aufhalten. Dazu sei die Dynamik der großdeutsch«» Idee zu stark. Das gesamte Deutschtum sei heute von der Kraft des nationalensozialistischen, kämpferischen Einsatzes erfaßt und kenne seine Sendung, die in der Verwirklichung der großen Idee unseres Führers liege. Die Kriegsmarine wolle als Träger die­ser Idee die Klammer bilden, die alle Menschen deutsche» Blute» im Ausland verbinde. Sie wolle zugleich die Brücke sein, zwischen den deutschen Vorposten in der Welt und der Heimat, die jeder Deutsche aus dankbarstem Herzen und tn treuester Gefolgschaft für den Führer heute Eroßdeutschland nennen dürfe.

Reichsletter General Ritter von Epp

in Stuttgart

Stuttgart, 9. Juni. Reichsletter General Ritter von Epp em­pfing am Freitag im Hottt Graf Zeppelin die Sieger des Reicho- derufswettkampfes im kolonialen Settor acht Studierende der Universität Tübingen und unterhielt sich mit ihnen ringe» hekd. Anschließend begrüßte er eine Anzahl Landsleute an» ELdwestafrika, die sich zur Zeit in Stuttgart aufhalten. Dam» Gattete er dem Deutschen Ausland-Institut einen Besuch ad. An- fchli^end besichtigte der Reichsleiter das Ehrenmal der deutsche» Leistung im Ausland. Mittags war er Gast des Gauleiters Xeichsstatthalter Murr. Am späteren Nachmittag besuchte der Reichsleiter mit seiner Begleitung die Reichsgartenschau. Abend» jprach er auf einer großen Kolonialkundgebung, bei der er ein- gehend aus den Raub unserer Kolonien und die Rechtslage von heute einging und die koloniale Entrechtung des deutschen Vol­kes durch die Versailler Mächte «nd die Kolonialschuldlüge brandmarkte. Das Anrecht kann nur durch die Rückgabe der Ko­lonie« und durch die Zurücknahme der SchnÜckSge getilgt werde«.