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Nagolder Taabl«tt .Der Gesellschafter*

Freitag, den g. Juni 1839

Neckars«!«, Kr. Heilbronn, 7. Juni. (Vom Zug- Trittbrettgestürzt.) Der Betriebsausflug eines hie« j stgen Großbetriebs nahm für den Dreher Ernst Jenette ei- ! neu verhängnisvollen Ausgang. Der 38 Jahre alte verhei­ratete Mann hatte sich bei der Heimfahrt mit dem Zug JagstfeldHeilbronn auf das Trittbrett gestellt, obwohl im Abteil genügend Platz war. Jenette stürzte dann, als der Zug mehrere Weichen überfuhr, infolge der Erschütte­rung vom Trittbrett und kam neben die Schienen zu liegen. Er wurde in das Krankenhaus Neckarsulm eingeliefert, wo man neben anderen Verletzungen auch einen Wirbelsäuleu- druck iestüellte.

Ennabeuren, Kr. Münsingen, 7. Juni. (Bran d.) Wäh­rend die meisten Bewohner auf dem Felde waren, brach am Montag früh gegen 8 Uhr in dem Wohn- und Oekono- miegebäude des Bauern Leonhard Stöckle Feuer aus. Da dieses glücklicherweise frühzeitig entdeckt wurde, hatten die Anstrengungen der Feuerwehren von Radelstetten, Scharen­stetten, Urspring und Nellingen, die sehr rasch am Brand­platz erschienen waren, den Erfolg, das; ein Uebergreifen des Brandes auf die Nachbargebäude verhindert wurde. Das Anwesen, insbesondere das Stall- und Oekonomiegebäude, brannte bis auf die Grundmauern nieder. Auch ein größerer Getreidevorrat wurde ein Raub der Flammen. Dagegen ge­lang die Rettung des Viehbestandes und eines großen Teils des Inventars. Die Entstehungsursache konnte noch nicht einwandfrei ermitt"^ ^ --

Bichishause«, Kr. Münsingen, 7. Juni. (Kindertrun­ken.) Das zweijährige Söhnchen der Landwirtseheleute Treß wird seit Tagen vermißt. Man befürchtet, daß es in die am Hause vorbeifließende hochgehende Lauter gefallen und ertrunken ist.

Ravensburg, 7. Juni. (HabtAchtaufKinder.) Am Montagabend lief das zweieinhalb Jahre alte Kind des Bauern Franz Heß aus Oberhofen in Weingartshof plötz­lich einem Lastkraftwagen so überraschend schnell vor die ; Räder, daß der Lenker des Wagens nicht mehr bremsen j konnte und das Kind von dem schweren Fahrzeug zu Tode ! gedrückt wurde. Ein ähnlicher Vorfall, der jedoch glücklicher- ! weise noch glimpflich ablief, ereignete sich am gleichen Abend i in der Eartenstratze in Ravensburg. Hier sprang das drei Jahre alte Kind des Werkstättenbesitzers Wald in die Fahr- ^ bahn eines kleineren Omnibusses. Das Kind wurde von dem > Kühler erfaßt und zu Boden geworfen. Da es zwischen die ^ Räder zu liegen kam, trug es nur einige Verletzungen im ' Gesicht davon.

Aus dem Gerichtsstml ^

Dicht am Straßenraub vorbei

Stuttgart, 7. Juni. Der 19jährige Karl S. aus der Gegend j v« Bühl in Baden hatte sich vor dem Schöffengericht Stuttgart wegen vier Vergehen des Diebstahls und außerdem wegen eines Verbrechens des schweren Raubs zu verantworten. Bei den ^ Diebstählen handelte es sich um die Entwendung von insgesamt 36 RM. aus dem vom Angeklagten mitbenützten Schrank eines Arbeitskameraden; ferner um einen Handtaschendiebstahl. Des schweren Raubs war der Angeklagte beschuldigt, weil er einer 19jährigen Hausgehilfin, die er kurz zuvor bei einer Tanzerei in Stuttgart kennengelernt hatte, auf dem Nachhauseweg in einer dunklen Straße die Handtasche entrissen und daraus einen Geld­beutel mit rund 5 RM. Inhalt entwendet hatte. Wegen der drei Kameradendiebstähle erkannte das Schöffengericht auf insgesamt einen Monat Gefängnis. Im Fall des Handtaschendiebstahls er­folgte mangelnden Beweises halber Freisprechung, und anstelle des schweren Raubs nahm das Gericht nur einfachen Diebstahl an, weil der Angeklagte den Widerstand des Mädchens nicht durch Gewaltanwendung gebrochen hatte, sondern mehr durch plötzliche Ueberrumpelung zu seinem Ziele gelangt war. Das Urteil in diesem Falle lautete auf sechs Monate Gefängnis. Eine Gesamt­strafe kann erst nach Ablauf der Berufungsfrist gebildet werden.

Gefängnis für rückfällige Diebin

Heilbronn, 7. Juni. Eine 21 Jahre alte, einschlägig vorbestrafte Person aus einer unterfränkischen Gemeinde hatte einer Frau in Heilbronn aus der Handtasche einen Zwanzigmarkschein ge­stohlen, bei einer Böckinger Familie ein auf dem Küchenbüfett liegendes Fünfmarkstück mitgehen heißen und schließlich auch noch einem bei dieser Familie wohnenden Untermieter aus der Nacht­tischschublade den Ehering gestohlen. Ueber sechs Monate Ge­fängnis kautet der Denkzettel, den das Heilbronner Gericht jetzt der Diebin auspellte. !

Roman von Klara Haidhausen.

llr-eberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, Regensburg. 66. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Aber sie wußte auch, daß noch viele geheimnisvolle Kräfte im Leben wirksam sind, die von dem beschränkten Kreis der heutigen Wissenschaft kaum von weitem erahnt werden. Warum sollte sie nicht versuchen, sich auch eine der­selben dienstbar zu machen, wenn es um einen solch hohen Einsatz ging um ein Menschenleben.

Das Krankheitsbild hatte sich wenig verändert doch wenn auch die Wendung zum Bessern noch nicht eingetreten war, gab nicht schon der Umstand, daß sich nichts verschlim­mert hatte, Grund zu hoffen? Langsam glitt Dithas Blick zu dem Ruhebett in der Ecke des Zimmers hinüber, auf dem Direktor Lindner vor einer Stunde auf ihre dringende Bitte hin sich ausgestreckt hatte. Eine schwere schlaflose Nacht zwei Tage voll Qual und Angst lagen hinter ihm nun hatte ihm das Bewußtsein, sein Kleinod in den treuesten Händen zu wissen, ein Schlummerlied gesungen. Auch Ilse schlief drüben in ihrem Schlafzimmer unter der Wirkung eines beruhigenden Schlaftrunkes. Oh, daß sie ihnen bei­den bei ihrem Erwachen die beglückende Gewißheit geben könnte, daß Erika leben würde!

Sechs Stunden sind eine lange Zeit. Man mag in ihnen seine Gedanken noch so sehr auf einen Punkt konzentrieren wollen, sie werden darüber hinaus doch auch manche Weile ihre eigenen Wege gehen. Auch Ditha konnte es nicht hin­dern, daß in ihr Denken sich immer wieder das Bild Franz Hormanns stahl und die bange Frage: Was nun?

Noch wußte sie nicht, wie er ihr Geständnis ausgenom­men hatte. Nichts Persönliches war in den spärlichen Wor­ten, die sie seither miteinander gewechselt hatten, berührt worden. Der Ernst des Krankenzimmers, die Schatten des Todes über dem geliebten kleinen Wesen duldeten keinen

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Die einsetzende Hitzeperiode hat leider schon wieder Heide- und Moorbrände von gewaltigen Ausmaßen im Gefolge gehabt, bei denen beträchtliche Werte ein Raub der Flammen geworden sind. Eine große Zahl dieser Vrandkatastrophen entsteht nachweislich immer wieder dadurch, daß Ausflügler beim Rauchen und Um­gang mit Feuer es an der erforderlichen Sorgfalt fehlen ließen.

Der Reichsführer )) und Chef der deutschen Polizei bringt des­halb in einem Runderlaß die zur Verhütung und Bekämpfung von Wald- und Heidebränden erlassenen gesetzlichen Bestim­mungen zusammenfassend in Erinnerung. Diese Bestimmungen gehen jeden Volksgenossen an, der bei seinen Wanderungen und Ausflügen Wald, Heide oder Moorflächen berührt Ihr Nicht- beachteu hat hohe Geldstrafen, sogar Gefängnisstrafen zur Folge.

Wer Wald, Heide oder Moorflächen durch verbotenes Rauchen' oder Anzünden von Feuer rck>er in sonstiger Weise in Brand­gefahr bringt, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft. Strafbar macht sich jeder, der in der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober im Wald oder auf Moor- und Heideflächen oder in gefährlicher Nähe ohne Erlaubnis des Grundeigentümers Feuer anzündet, bezw. das mit Erlaubnis angeziindete Feuer auszulöschen unterläßt. Jeder Volksgenosse ist berechtigt, ja sogar verpflichtet, zur Verhütung und Aufklärung von Wald- und Heidebränden ein­zugreifen und Hilfe zu leisten. Wird jemand auf frischer Tat betroffen, so ist, wenn seine Persönlichkeit nicht sofort fest­gestellt werden kann, jedermann befugt, ihn festzunehmen und der nächsten polizeilichen Dienststelle zu übergeben. Ferner ist jeder, der den Ausbruch eines Schadenfeuers bemerkt, zur Mel­dung an die nächste Polizei- oder Feuerwehrdienststelle verpflich­tet. Personen, die dieser Pflicht vorsätzlich nicht Nachkommen, werden mit Geldstrafe bis zu ISO RM. bestraft.

Der 75ZSHrige Schwarzwaldverein

Man schrieb 1861. Das Eastwirtsgewerbe sah nach dem Aus­bau der Eisenbahn bis Basel eine beängstigende Abwanderung der Fremden nach der Schweiz. Dem mußte entsprechend ent­gegengetreten werden. So trafen sich am 8. Juni in Freiburg 66 Personen, um über die Gründung eines Vereins zur Förde­rung ihrer Interessen zu beraten. Unter Leitung seines Präsi­denten E. Rehfuß ging dann der junge Verein an die Arbeit. Nur zu bald erkannte man, daß er nicht Sonderinteressen, son­dern der Allgemeinheit dienen muffe. Dadurch wurde auch die Grundlage gelegt, auf der Ersprießliches für den Fremdenver­kehr und für den Wanderer geschaffen werden konnte. Schon im ersten Jahr gab der Verein einen Schwarzwaldführer heraus. In der Präsidentenzeit Freiherr von Vöckhs, 1872 bis 1881, ent­standen in vielen Schwarzwaldorten Verschönerungsvereine zum Zweck, Fremde anzuziehen. Dadurch verlor der Schwarzwaldver­ein viele Mitglieder. Des neuen Präsidenten Dr. W. Behaghels erste Arbeit war daher die Bildung von Sektionen im ganzen Schwarzwaldgebiet. Diese gingen, unterstützt vom Hauptverein, energisch an die Arbeit, ihre Gebiete durch Weganlagen usw. zu erschließen. Sprunghaft stieg die Mitgliederzahl. Infolge dieser finanziellen Stärkung konnten viele Aufgaben ihre Erfüllung finden. Unter Präsident Neumann 1896 bis 1905 sehen wir wei­tere Fortschritte. U. a. die Einführung der Monatsblätter und den Bau der drei Höhenwege von Pforzheim nach Basel, Walds­hut und Schaffhansen. In Dr. E- Thomas' Amtsperiode fällt die Zeit, da auch in Mittelstands- und Arbeiterkreisen der Wander­gedanke zum Durchbruch kam. Wir erlebten den gewaltigen Auf­stieg im Wanderleben, der nach dem Weltkrieg ins Riesenhafte stieg. Durch Gründung der Bergwacht, Abteilung Schwarzwald, wurden zerstörende Elemente in Schranken gehalten. Einen gro­ßen Aufschwung in der Mitgliederzahl bis zu 26 060 und eine intensive Außenarbeit erlebte der Verein unter Eeheimrat Dr. K. Seiths Führung. So konnte der heutige Präsident, Pro­fessor Dr. H. Schneiderhöhn, 1931 in ein wohlgebautes und wohl- geordnetes Haus einziehen. Sorgen, Arbeit blieben aber trotz­dem nicht erspart. Im Jahre 1931 wurde die langersehnte Ver­schmelzung des Badischen und Wllrttembergischen Schwarzwald­vereins Wahrheit. Der Württ. Schwarzwaldverein bestand seit November 1881. Er hatte die gleichen Ziele wie sein badischer Bruderverein: Ausbau praktischer Wanderwege durch das ganze Gebirge, Erstellung von Schutzhütten, Aussichtstürmen, Bänken, Brücken, Brunnenanlagen, Restaurierung von Burgruinen, Schutz von Naturdenkmälern, Pflege aller auf die Hebung des Fremden­verkehrs hinzielender Bestrebungen usw., kurz ein Verein, der im wahrsten Sinne des Wortes Dienst an der Heimat getan hat.

Zn Tirol oder Wildbad verbringt

der Hitlerjunge und der Pimpf seinen Urlaub

Die in den letzten 75 Jahren von den beiden Vereinen er­stellten Wege haben heute eine Gesamtlänge von 15 500 Kilo­meter. Weiter ist der Eesamtverein im Besitz von 56 Türmen, 102 Schutzhütten, 60 Brunnenanlagen, 91 Brücken und Stegen mit mehr als 3 Meter Spannweite und 3767 Ruhebänken. Dank der uneigennützigen Mithilfe so vieler Gemeindebehörden konnte alles das geschaffen werden, was uns das Wandern in unserem Gebirge zu einem Vollgenub macht.

MZalWeil der BefchSftiWg auch Mer KZ-Nhnger

Während nach der Allgemeinen Tarifordnung für den öfffent- lichen Dienst die Weiterbeschäftigung von Gefolgschaftsmitglre- dern, die das 65. Eebensjahr vollendet haben, nur unter be­stimmten Voraussetzungen (K 18 Abs. 2) erlaubt ist, hatte der Reichsarbeitsminister bereits die Vorgesetzten Dienstbehörden er­mächtigt, über Anträge von Eefolgschaftsmitgliedern auf Weiter­beschäftigung zu entscheiden. Da bei der Lage des Arbeitsein­satzes, vor allem der Mangel an geeigneten Angestellten, auf die Mitarbeit von noch einsatzfähigen Angestellten über 65 Jahren nicht allgemein verzichtet werden kann, ist der Minister damit einverstanden, daß in Ausnahmefällen, soweit geeignete Kräfte unter 65 Jahren nicht vorhanden sind, auch Bewerber über 65 Jahren jedoch nicht über 67 Jahre neu eingestellt und bis zur Vollendung des 68. Lebensjahres beschäftigt werden, sofern sie körperlich und geistig ausreichend rüstig sind und nach ihrer früheren Tätigkeit für die in Aussicht genommene Beschäf­tigung durchaus geeignet erscheinen. Beamte, die das 65. Le­bensjahr überschritten haben, aber noch voll leistungsfähig sind, können gegebenenfalls als Angestellte oder Lohnempfänger bis zur Vollendung des 68. Lebensjahres weiter beschäftigt werde«, sofern hierzu ein dienstliches Bedürfnis besteht.

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Verhütet Unfälle, auch in der Landwirtschaft!

Die Sorgen der Bauern sind heute größer als je. Ein wirt­schaftlich erstarktes Reich hat jede erreichbare Arbeitskraft in de» Dienst der Wirtschaft gestellt, aber auf dem Lande fehlen, beson­ders während der Ernte, die dringend benötigten Arbeitskräfte. Die Führung des Volkes weiß das und wird nach Kräften dafür sorgen, daß hier Abhilfe geschaffen wird. Aber auch ihr könnt mithelfen, daß euch manche Arbeitskraft erhalten bleibt. Der Ausfall durch landwirtschaftliche Betriebsunfälle (in Württemberg im Jahre 1938 allein über 18 000) ist erschreckend groß; für kürzere oder längere Zeit fehlen auch diese arbeitenden Hände auf dem Hof und auf dem Feld. Und was ist die Haupt­ursache der meisten Unfälle? Leichtsinn! Grober Leichtsinn! Sturz vom Erntewagen, reißende Wiesbäume und Spannseile, Verletzungen durch ungeschützte Sensen und untaugliche Arbeits­geräte, alles das ist bei einiger Sorgfalt zu vermeiden. Etwas mehr Sorgfalt und etwas weniger Leichtsinn erhält manche Ar­beitskraft gesund.

Das Kampflied derLegion Condor-

Oberleutnant Schlecht, der die Kämpfe gegen das bolsche­wistische Spanien als Freiwilliger mitgemacht hat, ist der Ver­fasser des HörspielsHier spricht die Legion", in welchem er folgende Verse niederschrieb, die zum Kampfslieger-Lied der Le­gion geworden sind:

Wir flogen jenseits der Grenzen Mit Bomben gegen den Feind,

Hoch über der spanischen Erde Mit den Fliegern Italiens vereint.

Die Roten, sic wurden geschlagen 2:n Angriff bei Tag ur.o bei Nacht,

Die Fahne zum Siege getragen Und dem Volke der Friede gebracht.

Wir kämpften an allen Fronten Ais Deutsche in spanischen Reih'n,

Um Kampfer für Spaniens Freiheit Und Sieger für Deutschland zu sein.

Refrain:

Wir sind deutsche Legionäre, die Bombenflieger der Legion, Im Kampf um Freiheit und um Ehre, Soldaten der Nation. Vorwärts, Legionäre!

Vorwärts, im Kampf sind wir nicht allein,

Und die Freiheit muß Ziel unseres Kampfes sein Vorwärts, Legionäre!

Blick des Einverständnisses, kein noch so leises Grüßen hin­über und herüber im Gedanken an gemeinsames heim­liches Glück.

Daß Franz das vermieden hatte, war eine Selbstver­ständlichkeit, nichts, was sie als böses Omen hätte deuten müssen. Aber es lag etwas in den seltsam gespannten Zü­gen seines Gesichts, in dem kühlen Blick seiner Augen, in dem Müden Klang seiner Stimme, das ihr in heißer Angst das Herz zusammenpreßte. Würde er den Betrug vergeben, den sie doch nur aus Liebe begangen würde er sie je wieder an seinem Herzen halten wie er sie gestern hielt, als sie für ihn noch Lore Berger war?

Schwere Fragen, die um so heißer, fordernder immer wieder in Ditha aufsprangen, je mehr sie sich in ihrem übergroßen Pflichtgefühl zwingen wollte, jetzt nicht an sich, sondern nur an das bedrohte Glück der Freundin zu den­ken. Da hatte sie nicht eben wieder hinausgehorcht, ob nicht die Hupe seines Auto, ein bekannter, federnder Schritt sein Zurückkommen melde?

Vor einer Stunde hatte er seinen Platz am Lager Frau Ilses einer Krankenschwester überlassen und war heimge- sahren, um sich umzukleiden und die Mutter zu benachrich­tigen. Die Mutter! Nun würde er ihr wohl schon mit raschen Worten alles erzählt haben, ihr seliges Finden dro­ben auf dem Gipfel und das andere! Ob die Mutter die­ses andere auch als Schuld bezeichnen würde?

Ein scheues Hoffen glomm in Ditha auf. Sie die Mut­ter, die Frau, die immer Gütige, deren mildes Urteil für alles menschliche Fehlen sie so oft bewundert hatte, die würde auch für sic ihr immer bereites Verstehen haben. Die würde dem Sohne jetzt vielleicht die Hände auf das lockige Haar legen und ihm sagen:Franz, Du darfst bei allem doch nur das eine denken: Wie lieb sie Dich haben muß!"

Und wenn sie selbst ihm dann noch sagte, daß kein Dok­tortitel, kein Beruf und keine Kinderanstalt in Luzern von ihm verlangen würden, daß er die Frau mit ihnen teile daß Ditha Günther den gleichen Weg an seiner Hand gehen wolle, den Lore Berger gegangen wäre, als glückliche Dok­

torsfrau ins klematisumsponnene Doktorhaus, daß sie ihr ferneres Leben lang nichts mehr sein wollte als sein ge­liebtes Weib, seine treue Gehilfin und wenn es Gottes Wille war die Mutter seiner Kinder, dann würde, dann mußte ja alles gut werden!

Ditha zuckte zusammen. Ja, nun war die Haustüren ge­gangen, das mußte er sein. Mit angehaltenem Atem lauschte sie den lieben Schritten Franz Hormanns entgegen, hörte, wie er sich draußen im Vorraum des Mantels entledigte, sah klopfenden Herzens die Türe sich öffnen.

Ein stummes, ernstes Grüßen mit den Augen leise trat Franz an die gegenüberliegende Seite des Bettes und neigte sich über das kranke Mädchen. Die Finger am Puls der kleinen Hand blickte er fragend zu Ditha herunter: Eine ganz, ganz leichte Besserung, nicht wahr? Der Puls ist weicher und regelmäßiger als vorher."

Vielleicht, ja!" gab Ditha zurück.Ich habe ihn zu oft gefühlt, als daß ich es mit Sicherheit sagen könnte. Oh Gott, wenn . . ." In rührendem Zagen flehten ihre Augen zu dem Manne auf.Hoffst Du, Franz?"

Wie seltsam! Alle selbstsichere Überlegenheit, die sie mittags in der Stunde der Entscheidung bewiesen hatte, war wie ausgelöscht aus ihrem Wesen. Nun war sie wieder ganz liebendes Weib, das in der angeborenen Schmiegsam­keit seiner Natur zu dem starken Manne anfblickt.

Franz Hormann schüttelte den Kopf.Das fragst Du mich, Ditha?"

Zögernd, schwer nur löste sich ihr wahrer Name von sei­nen Lippen und so viel herbe Ablehnung lag in dem ernsten, fast bitteren Ton seiner Frage, daß Ditha zu tiefst getroffen den dunklen Kopf auf das weiße Kissen neigte. Ganz klar erkannte sie mit einemmal die schmerzlich tiefe Wunde der Enttäuschung, die in der Brust des teuren Mannes brannte. Sein Stolz hatte sich in dem Gedanken gesonnt, seinem Mädchen gegenüber in vieler Hinsicht der Gebende zu sein, wenn er es aus Einsamkeit und Armut in die sichere Ge­borgenheit seines Wohlstandes emporhob. Nun war ihm dieser Traum zerronnen.

(Fortsetzung folgt.).