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Raaolder Tagblatt »Der Gesellschafter'
Donnerstag, den 8. Juni 1839
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„Mit dicken Sträußen selbstgepflückter Wiesenblumen zog am Muttertag die Kindergruppe mit ihrer Leiterin singend zu den alten Mütterchen des Dorfes. Die Lieder und Blumen der Kinder brachten Freude in alle Stuben. Als letzte besuchten sie eine Mutier, die ihre beiden Söhne tm Weltkrieg verlor. In ihr Erstaunen uver ven neinen, frohen Besuch sagte ein Mädelchen strahlend: .Wenn der Führer Zeit hätte und wüßte, daß du heule allein und traurig bist, dann käme er sicher selbst; weil er aber keine Zeit Hai, machen wir es eben für ihn.' Da schaute die alte Mutter die Kleine lieb an und meinte dann: ,Dann seid ihr also die Heinzelmännchen des Führers. "
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Ausnahme: Liselotte Purper — M.
Ich lese dies auf der Ortsfrauenschaftsleitung in den gesammelten Berichten der Kindergruppe und freue mich darüber, daß das Freudemachen auch zu den Aufgaben der Kindergruppe gehört. Ich will unsere kleine Tochter, die gerade das Erlebnis ihres ersten Schultages hinter sich hat, aus ihren flehentlichen Wunsch hin in der Kindergruppe anmelden und möchte nun zunächst Genaueres über
ihre Aufgaben und ihren Sinn erfahren. So blättere ich denn weiter in den Berichten und lese auch von der vielseitigen Arbeit der Kindergruppenleiierin. Dann kommt sie selbst nach kurzer Zeit und erzählt mir. was sich die Kindergruppe in diesem Jahr zum Muttertag ausgedacht hat und mit welchem Feuereifer die Kinder bei der Sache sind. In ihrer frischen und lebendigen Art berichtet sie mir von den Heimnachmittagen, zu denen sich die sechs- bis zehnjährigen Jungen und Mädel einmal wöchentlich zusammenfinden. Durch Spiel und kleine gemeinsame Pflichten werden sie hier unmerklich zur selbstverständlichen Kameradschaft hingeführt. Sie lernen, ihr eigenes Ich zurückzustellen: der kleine Querkopf mutz sich genau so unterordnen, wie das einzige Kind es lernen mutz, einmal hintenan zu stehen. Sie haben alle eine gleiche Spielkleidung, die sie stolz als „Dienstkleidung" bezeichnen, und -tragen als Abzeichen die Wolfsangel. Gemeinsam wird gebastelt, gesägt, geklebt und gemalt. Aus leeren Kistchen, Streichholz, und Zigarettenschachteln, aus Garnrollen. Pappe, Buntpapier und Flicken entstehen neue und nützliche kleine Gegenstände, hübsche Spielzeuge, die Ellern und Geschwistern und deutschen Kindern im Ausland Freude machen sollen. Mit großer Freude berichtet die Kindergruppenleiterin auch von den vielen Arbeiten, die von den Kindern mit unendlicher Begeisterung. Geduld und Phantasie für die svdetendeulschen Kinder gebastelt worden sind. In der warmen Jahreszeit treffen sich Jungen und Mädel mit der Kindergruppenleiterin draußen im Wald oder auf einer Wiese, und dorr sorgen Tummel- spiele für eine dem Alter angemessene körperliche Ertüch
tigung. Volkstänze und -lieder werden eingeübt, und ans Märchen und Sagen, die die Kindergruppenleiterin erzählt, läßt die kindliche Vorstellungskraft schnell die schönsten Stegreifspiele entstehen. Auf allen Spaziergängen wird den Kindern die Natur in ihrem vielfachen Geschehen nabe gebracht. Welch ein Erlebnis ist zum Beispiel für Kinder aus der Stadt ein Besuch auf einem richtigen Bauernhof mit Pferden, Kühen. Kälbern, Schweinen und dem vielen Federvieh! Eine wirklich gute Kindergruppenleiterin kann die Eindrücke eines solchen Tages für die Kinder zu einem bleibenden Erlebnis werden lassen. Die Kinder haben aber auch kleine Pflichten zu übernehmen, die sie voller Freude, aber auch voller Ernsthaftigkeit erfüllen. Durch Sammeln von Stanniol, Korken und Knochen, durch Aehren- und Kartoffelnachlesen helfen sie nach ihren Kräften an der Erfüllung des Vierjahresplanes und am Ernährungshilfswerk mit. Es kommt bei allen diesen Dingen nicht so sehr auf den Erfolg des Sammelns an als vielmehr auf den erzieherischen Wert für die Kinder, die durch ihre Mitarbeit begreifen lernen, daß keines zu klein ist, um am Werk des Führers mitzuhelfen. Und was sie hier als Kinder fast spielend lernen, wird ihnen als Erwachsenen zur Selbstverständlichkeit geworden sein: das Einfügen in die Gemeinschaft und der Dienst am Volk.
Die Kindergruppenleiterin erzählt auch von den Kindergruppen im Gau Sachsen, die das ganze Jahr über Maulbeerpflanzen pflegen. zur Zuchtzeit „ihre" Seidenraupen damit füttern und am Ende einen Ertrag von vielen Zehntausenden von Kokons als Ernte haben. Welcher Stolz für die Kinder, wenn sie dann hören, wieviel feinste deutsche Naturseide es daraus gegeben hat! Im Gau Halle-Merseburg werden die Jungen und Mädel der Kindergruppen in diesem Jahr mit der Seidenraupenzucht beginnen.
Und die Kindergruppenleiterin erzählt mir noch weitere kleine Beispiele aus der Tätigkeit der Kindergruppen. So haben die Kindergruppen im Gau Saarpfalz die Arbeiter vom Westwall zu einem lustigen Märchennachmittag eingeladen und ihnen die schönen alten Märchen selbst vorgespielt. Im Gau Niederdonau gratulieren die Kindergruppen jeder jungen Mutter, die einem Kind das Leben gegeben Hai.
Besondere Bedeutung erhält die Arbeit der Kindergruppen in den deutschen Grenzgebieten. Wo die tiefste Quelle des Volkstums, die Sprache, gefährdet ist, helfen die Kindergruppen den Eltern und der Schule, die Kräfte des Deutschtums zu stärken und bewußt zu machen. Die
Aufnahme: Liselotte Purper
kulturelle und in den Notstandsgebieten auch die wirtschaftliche Not, die die Kinder sehr früh die Härten des Lebens spüren läßt, sollen ein Gegengewicht finden in der Fröhlichkeit und Kameradschaft der Kindergruppen.
Ausnahme: Liselotte Purper — M.
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Wir sammeln Stanniol und helfen am Bierjahresplan.
Ausnahme: Liselotte Purper — M.
Aufnahme: Liselotte Purper — M.
Die Kindergruppenleiterinnen haben unter sich eine enge Verbindung, sie werden immer wieder geschult und erhalten neue Anregungen. Sie wissen um ihre große Verantwortung, Jungen und Mädel in der Gemeinschaft einer Kindergruppe der NS.-Frauenschaft und des Deutschen Frauenwerkes zu führen. Denn gerade das Kind hat das feinste und unbestechlichste Gefühl dafür, ob der Mensch, der ihm entgegentritt, von echter und ehrlicher Gesinnung ist, ob er auch wirklich mit innerstem Herzen für das Kind da ist.
Alljährlich werden die Kinder, die zehn Jahre alt geworden sind, von Jungvolk und Jungmädeln übernommen. Weit über 400 000 Jungen und Mädel im Alter von sechs bis zehn Jahren sind bereits in den Kindergruppen der NS.-Frauenschaft und des Deutschen Frauenwerks zusammengeschlossen, wo sie sich über alle wirtschaftlichen und konfessionellen Unterschiede hinweg zu allererst als deutsche Kinder fühlen sollen, die später einmal als Erwachsene jenes Wort leben werden:
„Ich bin geboren, deutsch zu fühlen.
Bin ganz auf deutsches
Denken eingestellt. Erst kommt mein Volk, dann die andern vielen,
Erst meine Heimat, dann die Welt."