8. Sette - Nr. 130
Naqolder Tagblntt »Der SeseMchafter"
Bericht des Verbandsleiters Adolf Frosch. Eise Rundfahrt durch das Schwabenland mit Stationen in Tübingen, Reutlingen, Bernloch und Vlaubenrsn ist dazu angetan, den Gästen aus dem Oste» ihre Urheimat lebenswarm nahezubringeu.
Ehrmrg von Gauleiter Murr und Oberbürgermeister !
Dr. Ströli« i
Anläßlich der Anwesenheit zahlreicher Volksdeutscher zur Iah- i restagung des Deutschen Ausland-Instituts hat die Führung des ! Verbandes der Deutschen Volksgruppen in Europa durch eine ° Delegation, geführt von Landesobmann Fritz Fabritius (Rumänien), den Freuden und Förderern der Volksdeutschen Arbeit, Gauleiter Reichsstatthalter Murr und Oberbürgermeister Dr. Ströliu, Ehrenurkunden als Ausdruck ihres Dankes überreicht.
Kreisliederfest i« Biberach
Biberach, S. Juni. Am Sonntag fand ein oberschwübisches Lie- , derfest in Biberach statt. Kreischormeister Otto Fries- Biberach, von seinen Sängern nur Vater genannt, wurde dieses Jahr 70 Jahre alt und konnte gleichzeitig sein Süjähriges Sänger- und Thorleiterjubiläum begehe«. I« einem Kameradschaftsabend, der als Einleitung für das Fest am Samstag in der Turnhalle abgehalten wurde, kam die Wertschätzung dieses Sängers in beredter Weise zum Ausdruck. Der Liederkranz Schramberg, dessen Chorleiter Otto Fries viele Jahre lang war, kam mit 100 Sänger» und half den schönen Sängerkameradschaftsabend durch deutsches Liedgut bereichern.
I» der Turnhalle und im Schützenkeller wurde das Wertungs- stnge» abgehalten. Nicht weniger als 51 Vereine stellten sich in vier Leistungsstufen den Preisrichtern. Die Preisrichter haben einstimmig festgestellt, daß die Gesangskultur in Oberschwaben ein großes Stück aufwärts gegangen sei gegenüber früheren Sängerfesten. Nachmittags bewegte sich ein großer Umzug durch die Straßen der Stadt, der sich dann auf dem stimmungsvollen Marktplatz zu einer eindrucksvollen Sängerkundgebung aufstellte. Massenchöre, von etwa 3000 Sängern gesungen, gaben der Feierstunde einen besonderen Charakter. Eine stille Minute wurde den Toten gewidmet und das Lied vom guten Kameraden gesungen. Bundeschormeister Nagel-Eßlingen überbrachte die Grüße des verhinderten Bundesführers, Innenminister Dr. Schmid, und überreichte dem Kreischormeister Fries die Ehrung des Deutschen Sängerbundes durch Verleihung des Ehrenbriefes. Mit der Preisverteilung wurde das 17. Liederfest des Kreises Oberschwaben beschlossen.
Segelflugwettbewerb auf der Teck abgeschlossen
Kirchheim-Teck, 5. Juni. Seit den Psingsttagen ließen sich in ununterbrochener Folge die Segelflieger der NSFK.-Gruppe 15 (Schwaben) auf der Segelflugschule Teck in die Höhe schleppen.
22 Maschinen standen die ganzen Tage über im Start. Nun hat der achttägige Flugwettbewerb, den die NSFK.-Gruppe 15 für die Männer ihrer Stürme ausgeschrieben hatte, seinen Abschluß gefunden. Bei der Siegerverkündung am Sonntag konnte Gruppenführer Dr. Erbacher die Goldene, Silberne und Bronzene Plakette des Korpsführers an die besten Segelflieger zur Verteilung bringen. Plaketten erhielten NSFK.-Oberscharführer Bauer (9/102 Waiblingen) mit 1362 Punkten, NSFK.-Trupp- j führer Röhm (7/103 Kirchheim) mit 1274 Punkten und NSFK.- ! Scharführer Knöpfle (8/102 Göppingen) mit 913,5 Punkten. ! Der Gruppenführer wies in seinen Ausführungen im besonderen > auf die Leistungen der Segelflieger und Mannschaften hin, die ! Tag und Nacht unterwegs waren, um die Flugzeuge am Lande- ! ort zu montieren und zum Startort zurückzubringen. Sie haben j es auf diese Art ermöglicht, daß die Flugzeugführer ihre vorzüg- ! lichen Leistungen vollbringen konnten. Die Wettkämpfe, die mit ^ hervorragenden Leistungen i« allen zur Bewertung stehenden j Gruppen nun ihren Abschluß gesunden haben, waren gleichzeitig j Ausscheidungskämpfe für die großen Meisterschaften auf der ! Rhön. Es ist zu hoffen, daß die Gruppe 15 (Schwaben) auch dort ! mit guten Leistungen abschneidet.
Die Urlaubs-Fahrkarte i
Roch immer werden weitaus die meisten Urlaubsreisen mit der z Eisenbahn gemacht. Sache der Reisenden selbst ist es, sich die ! mehr oder weniger bekannten Verbilligungsmöglichkeiten dabei ! zunutze zu mache«. An erster Stelle sind die eigentlichen llr- ! laubskarten zu nennen, die an den Fahrkartenausgaben s und bei den MER-Stellen zu haben sind. Ihre steigende Be- ! liebheit geht daraus hervor, daß 1937 noch 9,7, 1938 aber bereits j 10F Millionen Personen auf Urlaubskarten gereist sind, lieber ! die Ermäßigung für Urlaubskarten bestehen jedoch §
in der Öffentlichkeit »och Mißverständnisse. Die Mindestentfer- uung, die zurückgelegt bezw. bezahlt werden muß, wenn man eine llrlaubskarte erhalten will, beträgt je 200 Kilometer für Hin- und Rückfahrt. Die Verbilligungssätze find nach der Entfernung der Hinreise gestaffelt. Sie betrage« bis 400 Kilometer Hinreise 20 Prozent, für die nächsten 200 Kilometer, also die Strecke von 401 bis 600 Kilometer, 30 Prozent, für die folgenden 200 Kilometer 40 Prozent, für den Reiseteil von 801 bis 1000 Kilometer 50 Prozent und für den Hinwegteil, der über 1000 Kilometer liegt, 60 Prozent. Mit der Urlaubskarte muß man hinwärts den fahrplanmäßigen Tarifweg benutzen, während man auf der Rückfahrt Umwege bis zu 50 Prozent machen kann. Die Hinfahrt muß am ersten Eeltungstag, die Rückfahrt kann frühestens am siebenten Geltungstag angetreten werden. Auf der Hinfahrt kann eine, auf der Rückfahrt können vier Fahrtunterbrechungen erfolgen. Die Geltungsdauer der Urlaubskarte beträgt zwei Monate. Neben ihr spielen für den Ferienverkehr die Fahrscheinhefte zu ermäßigten Preisen eine besondere, noch nicht ausreichend bekannte Rolle. Diese verbilligten Rückreisekarten werden nur bei den MER-Stellen ausgegeben, und zwar beträgt hier die Mindestentfernung 600 Kilometer für die ganze Reisestrecke, also hin und zurück. Die Ausgabe erfolgt nur mit Schnell- zugszuschlägeu. Die Ermäßigung beträgt durchweg 20 Prozent ohne weitere Staffelung. Dafür gewähren die Fahrscheinhefte zu ermäßigten Preisen eine größere Freizügigkeit. Umwege, auch auf dem Hinweg, find unbeschränkt zugelassen. Man kann also ganze Städtebefichtigungsfahrte« machen. Der Antritt der Fahrt und die Rückfahrt können während der zweimonatigen Geltungsdauer jederzeit erfolgen, und Fahrtunterbrechungen sind unbeschränkt zugelassen. Weiter sind die Ostpreußen-Rückfahrkarten hervorzuheben, mit denen 1937 rund 577 000, 1938 rund 630 000 Personen auf stark verbilligtem Wege die Schönheiten einer unserer wichtigsten Erenzprovinzen kennenlernen konnten.
Für die Ferienreisen ist sodann von Bedeutung, daß die besondere Fahrpreisermäßigung für Kinderreiche auch auf Urlaubskarten, Ostpreußen-Rückfahrkarten, Sonntagsrückfahrkarten und Feriensonderzugkarten gewährt wird. Anspruch auf Fahrpreisermäßigung für Kinderreiche haben Familien mit wenigstens vier unverheirateten leiblichen Kindern, die das 21. Lebensjahr noch nicht überschritten haben und dem elterlichen Hausstand angehören bezw. im Arbeits- oder Wehrdienst sind. Die erste, älteste Person zahlt den vollen, jede weitere bezw. zwei Kinder vom 4. bis 10. Lebensjahr zusammen den halben Fahrpreis, also auch nur den halben Preis der Urlaubskarte und der anderen verbilligten Möglichkeiten. Ein einzelnes Kind vom 4. bis zum vollendeten 10. Lebensjahr, das mit Personen über 10 Jahren reist, wird kostenlos befördert. Wenig bekannt ist, baß man auch private Urlaubsreisen als verbilligte Gesellschaftsreisen durchführen kann. Schon bei einer Teilnehmerzahl von acht Erwachsenen ermäßigt sich der Personenzugfahrpreis um 33 Prozent. Eine Ermäßigung ergibt sich vielfach schon, wenn sechs Personen teilnehmen, aber für acht Erwachsene bezahlen. Nicht zuletzt übt die Reichsbahn ihren Dienst am Ferienreisenden aber auch durch die besonderen Feriensonderzüge. Eine wie große Zahl von Volksgenossen hiermit ihre Urlaubsreife durchführen. wird deutlich, wenn man hört, daß die Reichsbahn allein für 1939 nicht weniger als 300 Feriensonderzüge vorgesehen hat, die bei der im allgemeinen angeordneten Besetzung von nur 75 Prozent fast 250 000 Urlauber befördern werden. 94 dieser Feriensonderzüge gehen allein nach der Ostmark und dem Sudetenland, und innerhalb der Ostmark werden außerdem 21 Fe- riensonderzüge gefahren.
-kamsvadfei« falstÄ vevsLanden
Onkel Theo fährt am Morqen fröhlich durch den Grunewald, unbeschwert und ohne Sorgen findet er Gesellschaft bald.
Und so radeln sie selbander durch den Wald nach Hause dann, selbstverständlich nebenander, weil man besser reden kann.
Abschied hat man schon genommen, als ein Schutzmann beide sieht und bereits im Näherkommen das bewußte Büchlein zieht.
Onkel ist schon weagefahren. doch der Freund steht höflich still, um mit Schrecken zu erfahren, was der Schutzmann von ihm will.
Onkel Theo winkt von ferne mit dem Hut noch einen Gruß, und der Freund hört nicht sehr gerne, daß er Strafe zahlen muß Denn die Vorschrift ist gegeben:
Fahren Radler je zu zwei'n, darf es keinesfalles neben-, sondern hintereinander sein!
Mittwoch, de« 7. Juni 1939
Di risch osl
Die Kennziffer der Großhandelspreise stellt sich für den 31. Mai 1939 aus 106,6 (1913 gleich 100); sie ist gegenüber der Vorwoche (106,5) kaum verändert. Die Kennziffern der Hauptgruppen lauten: Agrarstoffe 107,8 (plus 0,1 v. H.), Kolonialwaren 94,1 (unv.), industrielle Rohstoffe und Halbwaren 94,2 (unv.) und industrielle Fertigwaren 125,8 (unv/). ^
- Deutsche Linoleum-Werke AG. Der Aufstchtsrat der Gesellschaft hat den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluß gebilligt. Der am 28. Juni stattfindenden Hauptversammlung soll die Verteilung einer Dividende von 10 Prozent für das Geschäftsjahr 1938 auf das umlaufende Kapital vorgeschlagen werden. Die Dividende soll mit 8 Prozent zur Auszahlung an die Aktionäre gelangen, 2 Prozent stud dem Anleihestock zuzuführen. Die Verwaltungsräte der Gesellschaften Continentale Linoleum-Union, Zürich und Linoleum-Aktiengesellschaft Eiubiasco, Eiubiasco, haben beschlossen, den am 30. Juni stattfindenden Generalversammlungen die Verteilung einer Dividende von 14L Prozent für das Geschäftsjahr 1938 auf die umlaufenden Aktienkapitalien vorzuschlagen. Der Dividendenvorschlag bei de« übrigen Konzerngesellschaften lautet: R. V. Neoerlandsche Linoleum- fabriek, Krommenie 12,4 Prozent, Ltnoleum-Aktiebolaget For- shaga, Göteborg 18,7 Prozent. Die unterschiedliche Höhe der Dividende bei den einzelnen Gesellschaften entspricht dem Verhältnis der einzelnen Landeswährungen.
Die Großkraftwerk Württemberg AG., Heilbronn, führt in ihrem Bericht für 1938 aus, daß die Stromerzeugung des von der Neckar AG. gepachteten Wasserkraftwerks 27,03 Mill. kWh betrug gegen 24,90 Mill. kWh in 1937. In dem Dampfkraftwerk der Gesellschaft wurden 8,16 (4,72) Mill. kWh erzeugt. Es ergibt sich ein Jahresgewinn von 146 287 (117 322) RM., zu dem noch 4649 (3327) RM. Vortrag treten. Der HV. wird eine auf 5 (4) Prozent erhöhte Dividende in Vorschlag gebracht.
stllllbfunk
Donnerstag, 8. Juni: 5.45 Morgenlied, Zeitangabe, Wetterbericht, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaftliche Nachrichten, 6.00 Gymnastik. 6.30 Frühkonzert, Frühnachrichten, 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktberichte, 8.10 Gymnastik, 8.30 Ohne Sorgen jeder Morgen, 9.20 Für Dich daheim, 10.00 Volksliedsingen, 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetterbericht, 13.15 Mittagskonzert, 14.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 14.10 Aus Meisteropern des Auslandes, 16.00 Nachmittagskonzert. 18.00 Unterhaltungskonzert, 18.45 Aus Zeit und Leben, 19.00 Film und Kleinkunst, 19.45 Kurzberichte, 20.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 20.10 Echo von der Jahrestagung des Deutschen Auslands- Institutes. 20.15 „Unser singendes, klingendes Frankfurt". 21.00 „Warum küssen sich die Menschen", 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht, 22.30 Polks- und Un- ! terhaltungsmusik, 24.00 Nachtmusik.
Freitag, 9. Juni: 5.45 Morgenlied, Zeitangabe, Wetterbericht, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaftliche Nachrichten, 6.00 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert, Frühnachrichten, 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktberichte, 8.10 Gym- ! nastik, 8.30 Musik am Morgen, 9.20 Für Dich daheim, 10.00 ' Männer um den Führer: Dr. Todt, 10.30 Ein Volk hinter Mo- ! toren, 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetterbericht, 12.00 Mittagskonzert, 133.00 Nachrichten des Drahtlosen Dien- ^ stes, Wetterbericht, 13.15 Mittagskonzert, 14.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 14.10 Oft gehört — gern gehört, 16.00 „Und ! nun klingt Danzig auf", 17.00 Musik zum Tee. 18.00 „Zur Freud ' sind wir geladen...", 18.45 Aus Zeit und Leben, 18.45 Echo von der Jahrestagung des Deutschen Auslands-Institutes, 19.00 „Die : Walküre", in der Pause von 20.15—20.30 Nachrichten des Draht- i losen Dienstes und in der Pause von 22.00—22.30 Nachrichten - des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbericht, württember- gische und badische Sportvorschau, 23.30 Tanzmusik. 24.00 Nacht- , musik.
! Samstag, 1». Juni: 5.45 Morgenlied, Zeitangabe, Wetterbe- ! richt, Wiederholung der 2. Abendnachrichten, Landwirtschaftliche ! Nachrichten, 6.00 Gymnastik, 6.30 Frühkonzert. Frühnachrichten 8.00 Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktberichte, 8.10 , Gymnastik. 8.30 „Wohl bekomm's", 9.20 Für Dich daheim. 10.00 „German!", 11.30 Volksmusik und Bauernkalender mit Wetter- ? bericht, 12.00 Mittagskonzert, 13.00 Nachrichten des Drahtlosen : Dienstes, Wetterbericht, 13.15 Mittagskonzert, 14.00 Nachrichten ! des Drahtlosen Dienstes, 14.10 Bunte Volksmusik, 15.00 Gute ! Laune!, 16.00 „Fröhlich klingt's zum Wochenende", 18.00 „Tonbericht der Woche", 19.00 Das verliebte Tanzorchester. 20.00 ^ Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, 20.15 Walzer und Märsche,
^ 22.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes, Wetter- und Sportbc- i rickit 22.30 Tonvvnnk 24,00 Nackitmustk.
Opfere nicht dem Genuß weniger Minuten das Wachsen und Werden von Jahrzehnten! Fort mit der Zigarette, wenn Du in den Wald gehst!
Roman von Klara Laidhausen.
LrheberrechtSschutz durch Verlagsanstalt Mauz, RegenSburg. 83. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Langsam sank die Sonne, tauchte mit letzter Kraft den westlichen Himmel in ein Meer von Farben und Tinten und Üeß die weißen Schroffen des Großglockners und Großvenedigers in rosiger Glut erstrahlen.
Ein heißes Freuen war in der Seele Franz Hormanns, der das hehre Wunder dieses Sonnenuntergangs in den Bergen — so oft ers auch schon erschauen durfte — immer wieder aufs stärkste erlebte. Hingerissen faßte er nach der Hand der Gefährtin: „Wie gut wir's doch getroffen haben, nicht war? Ich freue mich so unendlich für Sie!"
Sie antwortete nicht, aber ihre Augen, die mit fast beängstigender Intensität des Empfindens an den langsam verglühenden Zinnen hingen, sprachen beredter als arme Worte.
So standen sie reglos zu Füßen des Gipfelkreuzes, Hand in Hand, zueinandergezwungen durch das gemeinsame Erleben dieses Tages und doch im tiefsten Herzen freier voneinander als lang zuvor — durch das Herrgottswunder der Schöpfung losgelöst von allem erdhaft Schweren.
Und gerade in dieser Stunde, wo kein irdisch heißes Wünschen den Hochflug ihrer Seelen hemmte und kein Sorgen um gestern oder morgen das glückhafte Heute beschwerte, sollte ihrer Liebe die Erfüllung werden. —
Die Sonne war gesunken. Nur ein schmaler gelber Streifen am Horizont bezeichnte noch den Weg, den sie gegangen war, und aus den Tälern ringsum hob sich langsam der feuchte Brodem der anbrechenden Nacht. Rasch hatte sich der Platz auf dem Gipfel geleert. Es wurde um diese Jahreszeit schnell kühl auf der Höhe, wenn die Sonne einmal weg war, und der Strom der Touristen strebte lachend und plaudernd dem tiefergelegenen Hotel zu, um dort in
dem großen gemütlichen Speisesaal noch einige Stunden fröhlicher Geselligkeit zu genießen.
Erst als das Geräusch der Stimmen sich in der Ferne unten verlor, wandten sich auch Franz und Ditha zum Gehen. Da — sei es, daß die verschwimmende Dämmerung sein sonst so sicheres Auge täuschte oder daß er in dem Bemühen, der Freundin den bequemsten Weg zu überlassen, zu weit hinausgetreten war — plötzlich löste sich unter Franz' Füßen das bröckelnde Randgestein und er trat ins Leere hinaus. Taumelte, stürzte! —
Es ist schon viel darüber geschrieben worden, was alles der menschliche Geist in einer solchen Sekunde, die vielleicht über Leben und Tod beschließt, zu überlegen und zu entscheiden vermag. Franz erfuhr es ft dieser Minute an sich selbst. Schon im Stürzen sah er mit völliger Klarheit zwei Möglichkeiten der Rettung vor sich. Die eine, leichtere, durch rasches Hintüberwerfen des Körpers sich oben zu halten und wieder festen Boden zu gewinnen. Aber dort stand die Gefährtin, er würde wahrscheinlich auf sie treffen und sie verletzen. So wählte er die zweite: in sicherem Sprung nach abwärts ein etwas tiefer gelegenes, schmales Felsband zu erreichen.
Er sprang. Da tönte droben ein Schrei auf, so qualvoll zerrissen, wie ihn nur namenlose Todesangst um das geliebteste Wesen erpreßen kann. „Franz!" Und nochmals stöhnend, wimmernd, schmerzgefoltert: „Franz!"
Einen Augenblick lang lauschte Franz Hormann drunten auf dem rettenden Felsrain dem Klang und der Bedeutung dieses Wortes nach. Lauschte und — begriff.
Eine Minute später stand er wieder droben, wo Ditha noch immer, unfähig sich zu regen, mit schlaff herabhängenden Armen ins Leere starrte. Wortlos breitet er die Arme aus. Da warf sie sich mit einem erstickten Jubelruf an seine Brust, weinend und jauchzend in einem Atem: „Du lebst, o Gott, Du lebst!"
Schweigend, im tiefsten Innern aufgewühlt von der doppelten Erregung der vergangenen Minuten, hielt Franz die geliebte Frau in seinem Arm und streickelte liebkoiend
und beruhigend ihren dunklen Scheitel. Erst als ihr Weine« allmählich verstummte, hob er Dithas Gesicht zu sich auf und suchte ihre Augen. „Du, Du, ist es denn wahr?" Und als er durch den doppelten Schleier von Dämmern und Tränen dis beseligende Antwort las, küßte er — erst in zarter Andacht, dann in jäh aufflammender, überglücklicher Besitzergreifung den blühenden, willigen Mädchenmund. „Du mein Lieb, mein alles, meine süße Braut!" —
Tiefer und tiefer senkte die stille Vergnacht ihre Fittiche über das Glück der beiden Menschen, die sich endlich nach langer Irrfahrt gefunden hatten. Eng aneinander geschmiegt saßen sie auf der kleinen Steinbank, die sich an den hohen Block lehnt, der den Wendelsteingipfel markiert. Franz hatte gebeten: „Nicht hinunter jetzt — nicht unter die vielen gleichgültigen Menschen!" und Ditha war seinem Wunsch nur zu gern willfahren, da er ihrem eigenen entgegenkam. Die große Stille unter den sich langsam entzündenden Lichtern des nächtlichen Himmels — das war der rechte Ort für die große Beichte ihres Lebens, die sie jetzt in die Hände des Geliebten ablegen mußte. Aber so schnell ließ Franz sie noch nicht zu Wort kommen.
Trotz ihres Protestes zog er seinen Rock aus und hüllte sie sorglich darein ein. Dann ließ er sich neben ihr nieder und zog sie im Übermaß des Glückes wieder in die Arme. „Du Süße, Liebe, Böse Du, also hier herauf mußte ich Dich erst entführen, um Dich zu gewinnen. Weißt Du denn, was ich um Dich gelitten habe?"
Still beseligt lauschte Ditha seinen Liebesworten und wartete auf die Frage, die kommen würde, um ihrem Geständnis den Weg zu bahnen. Und sie kam.
In jähem Erinnern nahm Franz ihr Gesicht zwischen seine Hände und sah ihr zwingend durch das Dunkel ins Gesicht. Eine stählerne Kampfbereitschaft klang in seiner Stimme, der Wille, um sein Glück zu kämpfen, mochte ihre Antwort lauten, wie nur immer: „Und wer ist der andre, der . . ."
(Fortsetzung folgt.),