7. Seite Nr. 127

Rayokder TaMatt »Der Gesellschafter*

Samstag, den S. Juni 1SSS

Achtung vieler Absatzeinrichtung hat der Bauer und Landwirt jederzeit die Möglichkeit, seine Schlachttiere bei gleichbleibenden Preisen und entsprechender Bezahlung der Qualität abzusetzen. Nachdem nicht mehr das Angebot und die Nachfrage den Preis für Schlachtvieh bestimmen, kann der Bauer sich ausschließlich der Mehrerzeugung und der Leistungssteigerung widmen. Bo«, dem gesamten Bedarf an Schlachtvieh der gewerblich Schlacht­vieh schlachtenden Betriebe im Gebiet des Viehwirtschastsver- bandes Württemberg passieren die Märkte und Viehverteilungs­stellen: Rinder ca. 70 Prozent, Schweine ca. 66 Prozent, Kälber ca. 57 Prozent, das heißt, es werden ungefähr 55 Prozent der wüittemberaiscken Bevölkerung mit Fleisch- und Wurstware» von Schlachttieren versorgt, die über die Märkte und Viehver­teilungsstellen geschleust wurden. In diesen Zahlen ist jedoch die eigentliche Landbevölkerung, die ja zum größten Teil Selbst­versorger ist, nicht mit inbegriffen, so daß die enorme Bedeutung dieser neuen Marktregelung ohne weiteres ersichtlich ist.

Die Auftriebe werden wieder größer

Bei unserem Besuch in der Viehverteilungsstelle Kirchheim- Teck hatten wir auch Gelegenheit, praktischen Einblick in die Verteilung des Austriebs zu bekommen. Interessant war dabei die Feststellung, daß die Zahl der angelieserten Schlachttiere, insbesondere auch der Schweine, erheblich im Steigen begriffen ist. Die Viehverteilungsstellen haben wie schon ihr Name sagt aber nicht nur die Aufgabe, preisregulierend zu wirken, sie dienen vor allem auch bei jeder auftretenden Verknappung ausgleichend, so daß es beispielsweise nicht mehr Vorkommen kann, daß in einem Bezirk mehr Fleisch als nötig und in dem danebenliegenden viel zu wenig vorhanden ist.

Ulm, 1. Juni. (Mißglückte Betrugsversuch e.) Recht merkwürdige Wege schlug ein Einwohner aus Kirchen Kr. Ehingen ein, um zu Geld zu kommen. Bei einer Wirtin gab er an, sein Vater sei gestorben und für die Beerdigung brauche er 200 RM. In einem anderen Fall versuchte er durch einen Brief an eine Frau 250 RM. unter falschem Namen hsrauszuschwindeln. Als diese beiden Versuche miß­glückt waren, begab er sich auf das Gebiet der Urkunden­fälschung. Er erhielt eine Gefängnisstrafe von sechs Wochen.

Denkingen. Kr. Tuttlingen, 1. Juni. (F l u g b e t r i e b.) DasKlippeneck", das bekanntlich erst vor kurzem zum Se­gelfluglager der deutschen Hochschulen bestimmt worden ist, zeigte an den Pfingsttagen bereits Hochbetrieb. Der Lehr­gang bietet Studenten und Studentinnen hervorragende Möglichkeiten zur Ablegung der A-, B- und C-Prüfung, so­wie zur Leistungsschulung. Infolge der guten Windverhält­nisse war es möglich, auf dem ausgezeichneten Gelände mit einzigartigen West- und Nordwesthängen bereits in den er­sten Tagen des Lehrganges hervorragende Leistungen zu er­zielen.

Buntes Allerlei

Wie kommt eink.o.* zustande?

Erst in den letzten Jahren hat sich die Wissenschaft näher mit der Frage beschäftigt, wie eink.o." erzeugt wird, also der Zu­stand, ver im Boxsport den Gegner für wenigstens zehn Sekunden vollkommen kampfunfähig macht. Im wesentlichen, so haben die Nachprüfungen ergeben, kann man mit drei Formen rechnen. Entweder erhält der Boxer einen solchen Bauchschlag, daß durch eine Reizung der Nervus vagus eine vorübergehende Stockung des Herzschlages und somit eine erhebliche Atemnot hervorgeru­fen wird. Es versetzt gewissermaßen dem Geschlagenen den Atem. Zweitens vermag ein Schlag an die Halsseite reflektorisch gleich­falls durch Reiz einer dort laufenden Nervenbahn die Blut- gefätzversorgung des Gehirns zu stören und dadurch vorüber­gehend eine Blutleere im Gehirn erzeugen. Drittens und wohl mit am häufigsten wird das Niederschlagen des Gegners aus­gelöst durch direkte Schläge gegen den Kopf und zwar insbeson­dere gegen das Kinn, wobei eine mächtige Erschütterung bis zum Labyrinth, also dem Gleichgewichtsorgan, weitergeleitet wird. Eine vorübergehende Bewußtlosigkeit ist dann meist dis- Folge eines solchen gut getroffenen Schlages. Einen besonderen Zustand im Boxsport stellt übrigens noch der Begriff des Groggy" dar, wobei es zwar zu einer völligen Trübung der freien Willensbestimmung kommt, nicht aber zur Aufhebung der körperlichen Verrichtungen. Der so Getroffene kämpft dann in diesemGroggy" genannten Zustand mehr oder minder mecha­nisch weiter, ohne recht zu wissen, was er eigentlich tut!

Der Tod der Hundesammlerin

Wer nichts zu tun hat, schafft sich eine Arbeit. Eine betagte Engländerin hatte ihrem Leben dadurch einen Inhalt zu geben versucht, daß sie sich der herrenlosen Hunde annahm. Sie lebte in Namur in Frankreich. Dort ließ sie sich eine große Menagerie einrichten, in der dieverlorenen Tiere" Unterschlupf fanden. Bei ihrem Tode hatte sie in ihrer Sammlung bereits 58 Hunde. Kaum daß einer dem anderen glich: es gab Dackel, Schäferhunde, Bernhardiner, Foxterrier und Kreuzungen aller Art bis zum unedelsten Straßenköter hinab. Aber der Tod der Hundefreun­din bedeutete zugleich den Tod der verwaisten Kreaturen. Jn- ihrem Testament bestimmte die alte Dame, daß sämtliche Hunde getötet werden sollten. Sie hätte auch verfügen können, daß die Tiere wie bisher weitergepslegt und gehegt werden sollten. Aber ihr Mißtrauen gegen die Menschen war zu groß. So wurden iv- der Nähe von Namur jetzt insgesamt 58 Hunde durch tierärztliche Injektionen vom Leben in den Tod befördert.

Ein Denkmal für die Schwalbe

Eine seltene Ehrung, die sie jedoch kaum verstehen dürften, erfuhren die Schwalben der Stadt Crewston in Kalifornien. Der Bürgermeister ließ in Liesen Tagen ein Denkmal einweihen, das den gefiederten Mückenvertilgern gewidmet ist. Der Grund für diese Ehrung liegt darin, daß die Schwalben in Lrewston als die besten Aerzte gegen die Malaria-Krankheit erkannt wurden. Vor einem Jayrzehnt litt die Stadt noch unter regelrechte« Ma­laria-Epidemien. Später siedelte man 960 Schwalben an, die unter den gefährlichen Anopheles-Mücken in der sumpfigen Um-- gegend der Stadt derartig ausräumten, daß die Erkrankungen um die Hälfte zusammenschrumpften.

Drei Jahre ineiserner Lunge*

Der amerikanische Millionürssohn Fred Snite, der an der spinalen Kinderlähmung so schwer erkrankte, daß ihn die Aerzte vor drei Jahren nur noch durch die sogenannteeiserne Lunge" retten konnten, hat sich von Neuyork nach Frankreich eingeschifft. Mehrere Aerzte befinden sich in seiner Begleitung. Der Schwer­kranke reist in einem Spezialwagen, der an der Decke mit Spie­geln ausgestattet ist, durch die der Patient auf indirektem Wege die Landschaft betrachten kann. Fred Snite will in Frankreich den berühmten Wallfahrtsort Lourdes besuchen, wo er sich durch ein Wunder Heilung erhofft.

Ehen im Rekord

Ein Einwohner von Los Angeles namens Robert Thieme hat sich im Alter von 1V3 Jahren zum 16. Male -verheiratet. All seine früheren 15 Ehen waren glücklich, von keiner Frau hat er sich scheiden lasten, sondern die Ehen haben sämtlich durch den Tod der Frauen ihr Ende gefunden. Als ehescheu kann man auch eine in Kalkutta lebende Frau Harvey nicht bezeichnen, die 13mal verheiratet war, jedesmal mit einem Manne anderer Nationalität. Sie hat ihrerseits all diese Männer überlebt. Eine Pariserin, eine gewisse Frau Jacqueline Montgaste, hatte 14 Ehemänner und war Mutter von 17 Kindern.

Alle 40 Minuten ein Mord

Von den 12 Millionen Arbeitslosen in den Vereinigten Staa­ten treiben sich nach neueren Feststellungen rund eine Million Menschen im Alter von 16 bis 20 Jahren auf den Landstraßen umher. Die Kriminalität wird durch diese allgemeine Notlage ganz erheblich beeinflußt. Alle 40 Minuten ereignet sich ein Mord und alle 9 Minuten wird ein Raubüberfall oder ein Diebstahl verübt. In den amerikanischen Zuchthäusern befinden sich rund 4,5 Millionen Verbrecher.

Eva im Flugzeug

Am Strand von Los Angeles ging in einer Notlandung ein Privatflugzeug nieder, in dem man eine stark entkleidete junge Dame entdeckte. Diese, eine recht bekannte Amateurpilotin, teilte den Behörden mit, daß sie plötzlich einen Motorschaden an ihrer Maschine entdeckt habe, als sie eben dabei war, in ihrem Flug­zeug ein Sonnenbad zu nehmen. Sie war nun in der ohne Zwei­fel recht peinlichen Lage, sich mit der einen Hand das ausgezo­gene Kleid überzustreifen, während die andere Hand das Flug- zeugsteuer hielt. Und das bei einer Notlandung. Wie aus den Flugpapieren dieser jungen Dame hervorgeht, hatte sie vor ei­nem Jahr gleichfalls einen Unfall und zwar ebenfalls am- Strand von Los Angeles ud gleichfalls, als sie im Begriff war, ein Sonnenbad im Flugzeug zu nehmen. Das scheint der Ma­schine irgendwie nicht zu bekommen... i

Schönheitskönigin beim Bogenschießen getötet

Aus dem hocheleganten amerikanischen Badeort Palm Beach in Florida kommt die Nachricht von einem tragischen Unfall. Palm Beach war in den letzten Tagen wegen der dort in Amerika herrschenden großen Hitze überfüllt von Besuchern. Die jungen, eleganten Amazonen betrieben als neuesten Sport am SeestranL das Bogenschießen. Während sich eine Gruppe im Schießen mit der stählernen Armbrust übte, flog ein Pfeil der schönen 20jäh- rigen Evelyn Harney in den Rücken, die mit ihren Verehrern in etwa 30 Meter Entfernung vorüberging. Der sehr scharfe Pfeil bohrte sich mit furchtbarer Gewalt zwischen die Wirbel des Rückgrats und traf auch noch das Herz, so daß die Unglück­liche sofort verstarb. Zwei Tage vorher war sie zur Schönheits­königin von Palm Beach ernannt worden. Der furchtbare Un­fall denn um einen solchen handelt es sich hat natürlich größte Aufregung in dem Badeort hervorgerufen

Der Hörnlesgrund

Von Werner Saegert

Wo die Alb im badisch-alemannischen Lande ihre Wasser in den Rhein ergießt, liegt ein Stück Land, das im großen Treiben der Welt fast ganz vergessen worden ist. Nur einige Bauern kennen es, weil sie im Herbst, wenn das Stroh knapp ist, Schilf und Binsen dort zum Streuen schneiden. Sie kommen und gehen mit vollen Wagen und schauen nicht viel nach rechts und nach links. Was kümmert sie jene große, undurchdringliche Wildnis! Da auch kein Förster großes Interesse an dem Lande bewies, denn jedes Jahr im Früh­jahr bringt der Rhein seine Hochwasser und macht die ganze aufgewendete Arbeit wieder zuschanden, blieb es sich selbst überlassen und nur die Natur machte dort Gesetze. Weil aber das Stückchen Land von eigen schönen, schwermütigen Altwassern umflossen wird und es aussteht wie ein Post­horn, gab ihm der Vauernmund den Namen: Hörnlesgrund.

Der Hörnlesgrund hat wie alle die großen Grenzwäl- deramRhein seine eigene Geschichte. Besonders in der Zeit der spanischen Erbfolgekriege fanden die verjagten Bauern von der Hardt recht oft Zuflucht in den unweg­samen Wäldern. Aber ganz früher, damit sind viele tausend Jahre gemeint, jagte dort der Mammut und anderes Groß­wild. Die Funde, die in dem Sand des reizenden Hoch­gestadedörfchens Knielingen gemacht wurden, beweisen das eindeutig. Wenn dann auch durch die Rheinregulierung, die durch Oberst Tulla zu Beginn des 19. Jahrhunderts durchgeführt wurde, das Land um den Grund langsam ein ganz anderes Aussehen bekam und der Bauer mehr und mehr in die moorige Niederung vordrang, blieb der Grund, weil er ja eine Insel ist, von allem was fremde Welt heißt, verschont. Nur ein hinauf- oder hinabziehender Dampfer vermochte die Stille zu stören. Mit der Zeit gewöhnten sich aber alle heimlichen Bewohner des Grundes an die Laute jener anderen Welten.

Wenn wir jetzt dem Grunde zuwandern wollen, müssen wir zuerst durch weiß und rot blühende Alleen. Dazwischen lachen uns die weißen und sauberen Fachwerkhäuschen des so alten, bis auf die Römerzeit zurückreichenden Dörfchens Neureutan. Sind wir aber dort, dann haben wir nicht mehr weit zum Grunde. Drüben beginnt schon der große Wald. Ganz weit können wir eine Waldstraße hinabschauen und sehen dort, wo alles eines werden will, noch große, breite Silberpappeln.

Dort beginnt der Grund! Aber Festland und Grund sind durch den Hörnlesrhein getrennt. Es ist hier unmöglich, mit einem Kahn hinüber in den Grund zu kommen, denn zu weit schieben sich die Sand- und Schlammbänke vor. Sie sind so weich, daß nur vor Tau und Tag der Reiher und der Fischotter sich dort bewegen können. Diese beiden Kul­turflüchter sind dort nicht selten.

Der Grund hat sich allen neugierigen Blicken selbst voll­ständig verschlossen. Fast drei Meter hohes Schilf säumt die Ufer und hat langsam die ganzen großen Schlammflächen vollkommen überwuchert. Der Schilfgürtel, der den Grund in seiner Außengrenze abschließt, ist an manchen Stellen 100 Meter breit. Starkes Wild hat in seinen Tiefen Unter­schlupf gefunden. Der beste Jagdhund vermag das Wild­schwein und den Bock nie und nimmer aus diesen Rohr- i mooren herauszubringen. Zu sehr hat sich das viele Jahre

Roman von Klara Laidhausen.

Arheberrechtsschutz durch Verlagsanstatt Manz, Regensburg. 60. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Ditha freute sich wie ein Kind über die gelungene Über­raschung.Ich muß doch dafür sorgen, daß Sie auf der Tour Ihren geliebten Nachmittagskaffee nicht entbehren. Ganz umsonst sollen Sie mich nicht mitgenommen haben!"

Umsonst!" wiederholte er und seine Augen sprachen so beredt, was sein Mund verschwieg, daß Ditha verwirrt den Blick auf ihren Teller senkte.

Zum Glück überbrllckte eine willkommene Ablenkung fast augenblicklich das Schweigen, das sich nach diesem letzten Wort zwischen sie senken wollte. Mit rüstigen Schritten kam «ie betende Kreuzträgerin von vorhin von der Kapelle her­über gleichfalls dem Gasthaus zugeschritten und ließ sich be­scheiden an einem der langen, ungedeckten Holztische nieder. Ditha beobachtete eine Weile schweigend, wie sie aus einer schwarzen Henkeltasche mitgebrachten Vorrat zog und zu essen begann dann beugte sie sich näher zu Franz hin­über.Glauben Sie, daß man nach ihrem Kummer fragen dürfte? Vielleicht könnte man irgendwie helfen!"

Statt einer Antwort wandte Doktor Hormann sich um und rief in dem anheimelnden altbayerischen Dialekt, der ihm als Münchner wohl geläufig war, zu der Frau hinüber: Geh, Frauerl, setzens Eahna doch zu uns da her! So alloa schmeckt's ja net!"

Die Frau erhob sich sofort und nahm mit einem ein­jachenWenn's verlaubt is!" neben Ditha Platz. Sie hatte jetzt das Kopftuch abgenommen und sah mit dem noch vollen kastanienbraunen Haar, das straff an der Stirn gespannt und in einem Knoten am Hinterkopf festgesteckt war, wesent­lich jünger aus als vorher. Wahrscheinlich war sie erst knapp in den Vierzigern, doch verrieten der schon gebückte Körper und das gefurchte Gesicht deutlich die Spuren harter Arbeit.

Ihre Kleidung zeigte die Mischung bäuerlicher und städti­scher Mode, die leider so vielfach die schöne alte Tracht ver­drängt hat. Sie war, obschon offenbar sorgfältig gehüteter Sonntagsstaat, ziemlich mitgenommen wie ja auch der Umstand, daß die Frau keinen der üblichen flachen Hüte mit goldenen Quasten und langen schwarzen Seidenbändern trug, deutlich für ihre Armut sprach.

Amüsiert lauschte Ditha dem lebhaften Gespräch, das sich bald zwischen Franz Hormann und der neuen Tischgensstin entwickelte. Wenn es ihr auch nicht gelang, den Dialekt, namentlich den sehr breiten der Frau, völlig zu enträtseln, so verstand sie immerhin genug, um verfolgen zu können, mit welchem Geschick und wieviel Kenntnis der Volksseele Franz die Frau allmählich aus sich herauslockte und auf beträchtlichen Umwegen schließlich dahin brachte, wo er sie haben wollte: von dem zu sprechen, was sie hierhergeführt hatte.

Es war keine außergewöhnliche Geschichte, die sie da zu hören bekamen und die ruhige, leidenschaftslose Art, mit der die Frau sprach, ließ kaum das Gefühl aufkommen. daß sie sehr darum litt. Das bayerische Landvolk ist rauh wie seine Berge und trägt sein Herz nicht auf der Zunge. Aber Ditha war hellhörig genug, den Unterton namenlosen Mutter­schmerzes aus den schlichten Worten herauszuhören.

Sie hatte ein vierjähriges Kind ,,S' oanzige Dirnei nach fünf Buam" das seit Monaten gelähmt war.An Dokta?" Sie schüttelte auf Dithas erregte Frage ein wenig müde den Kopf.Na, an Dokta Ham mer net g'holt. Mir san drautzt in der Einöd und arme Häuslleut', mir Ham koa Geld für an Dokta. Da Burgamoasta hat uns amoi g'hoatzn, daß von da Emoa was gschiecht z' Minka drin gab's an Anstalt für solchene Kinda aba 's is nix ausananda- ganga. Da bin i halt heunt da uma und Hab' mer denkt, d' Muatta Gottes kannt Helsa a ohne Dokta."

Gläubig vertrauend hing ihr Blick an dem Kapellen­türmchen, indes einen kurzen Augenblick lang die rauhe Hülle wich und einen Strahl der heißen, leidensvollen Mut­terliebe. die nlit all iürer Macbt aucb in dieiein iki-nn-,,-

herzen brannte, über Franz und Ditha hinlodern ließ.So a liabs Dirnei is!" Mühsam verhaltene Tränen zitterten durch das Wort.

Tröstend legte Ditha ihre weichen gepflegten Finger über die arbeitsroten der Frau. Ihr Blick ging bittend zu Dr. Hormann hinüber. Er mußte helfen, da ihr selbst noch die Hände gebunden waren. Sie zweifelte nicht, daß er helfen würde, sonst ja sonst würde es ein Gebot heiliger Näch­stenliebe sein, alles andere beiseite zu setzen und ihr Geheim­nis preiszugeben. Sonst dürfte sie nicht mehr zögern zu sagen: Ich will dir helfen soweit Menschenkraft zu helfen imstande ist, denn steh, ich bin Arzt und habe selbst eine Anstalt, in der schon manche Kinder wie das deine gesund geworden sind.

Nein, es war nicht nötig. Behutsam um nichts von ihrem rührend kindlichen Glauben zu stören, sprach Dr. Hormann zu der Frau. Daß sie gewiß nicht umsonst um Hilfe gebetet habe, ja daß diese Hilfe schon da sei. Er sei Arzt und würde in zehn Tagen, wenn er seine Bergtour beendet habe, kom­men und die Kleine abholen, um sie nach München zu brin­gen, wo dann für alles gesorgt würde. Und wenn es auch vielleicht mit dem Lisei nicht ganz gut würde, so könnte es doch auf alle Fälle viel, viel bester werden.

In ungläubigem Staunen hingen die Augen der Frau an seinem Mund sie konnte so schnell nicht fasten, was ihr da geboten wurde. Mechanisch gab sie Antwort auf die Fragen nach ihrem Namen und der Lage der Einöde, in der sie wohnte und nickte willig zu den einfachen, sachlichen Rat­schlägen, die Franz für die Zwischenzeit gab.

Dann aber kam ihr das Verstehen. Sie machte auch jetzt nicht viel Worte, sah ihn nur an mit Augen, die durch Trä­nen schimmerten und streckte ihm zitternd die abgearbeiteten Hände über den Tisch:Unser Herrgott wird's Eana Ver» gelt'n, Herr Dokta! S' Liefet und i mir wern alle Tag für Eana bet'n. Und iazt iazt gehn' i nomoi in d' Kapelln umi!"

(Fortsetzung folgt.)