8. Sette Nr. 127

Nagolder TaMattDer SeseMchafter"

Samstag, de» L Juui 1S3S

einer verstärkten Abteilung im Lande war, wurden wichtige Auf­gaben zugedacht.

In den frühen Morgenstunden des 31. März 1937 setzte schlag­artig der Angriff ein. 22 Batterien vom leichten bis zum schwer­sten Kaliber brüllten los. Und im gleichen Augenblick starteten die Fliegerstaffeln der deutschen, italienischen und spanischen Flieger, vollbepackt mit Bomben und weitere dicke Bomben­stapel hinter sich in den gut getarnten Unterständen und kleinen Wäldchen der Abflugplätze. Nach kurzem Zermürbungsfeuer brach auch die Infanterie vor. Der Erfolg war nicht ganz so, wie man erwartet hatte. An einem Hügel, vor schweren Bergbe­festigungen, blieb der Angriff hängen. Hier hatte nur die Ar­tillerie und nicht die Flugwaffe eingegriffen. Ein schwerer Kampf von Stellung zu Stellung entspann sich.

In dieser Lage bewährte sich die deutsche Flak auf das großartigste. Ihre Batterien schossen nicht in die Luft, wo die nationalen Flieger trotz heftiger Gegenwirkung das Heft in der Hand behielten. Mit direktem Schuß und mit dem sogenannten Abprallerschießen jagten die Rohre ihre Granaten unmittelbar in die feindlichen Stellungen. Bei der hohen Feuergeschwindig­keit und der enormen Treffsicherheit der 2,8-Zentimeter-Vatte- rien war die Wirkung furchtbar. Aus schwerst befestigten Berg­stellungen flohen die Roten, ohne Widerstand zu leisten. Der Bann schien gebrochen.

Doch noch einmal gab es am zweiten Angrisfstage eine kriti­sche Pause. Die Verpflegung klappte nicht überall. Außerdem wa­ren die Truppen des Korps Navarra übermüdet. Mit verzwei­felter Hast konnten so die Roten starke Reserven heranholen, die in dichter Massierung für die schweren Kämpfe am nächsten Kampftage bereitgestellt wurden.

Die Eondor-Leute bissen die Zähne zusammen. Wenn die In­fanterie nicht mehr konnte, waren sie selbst noch da. Ein Schlapp­machen gab es nicht. Als die Abendsonne des 3. April im Westen versank, setzten alle verfügbaren Flugzeuge zu einem furchtbaren Luftangriff gegen die Reserven des Feindes ein. 80 Tonnen Bomben Hagelten in die roten Reihen. Wo die Infanterie vor­brach, wurde sie von deutschen Jägern begleitet, die zum Tief­angriff herabstießen und aus Handgranatenwurfweite ihre MG.- Garben in die roten Stellungen hineinsprühten. Die Wirkung war so furchtbar, daß sich die Roten im Norden nie mehr von diesem entsetzlichen Erlebnis erholten. L.eider wurden sie noch einmal gerettet. Nach einer notwendigen Umgruppierung der Streitkräfte setzte Schlechtwetter ein. Die Flieger waren ausge- schaltet. Vorübergehend machte sich die rote Artillerie, machten sich neueste modernste Kampfflieger, die frisch aus Frankreich und Sowjetrußland importiert waren, bemerkbar. Der Kampf wogte hin und her. Aber am 25. April bezahlte sich der zähe Einsatz der nationalen Truppen. Die rote Front brach zusam­men. Bis zur Höhe von Euernica drangen die Verfolger.

Der strategische Gewinn der unerhört blutigen Kampftage war groß. Die letzte Verteidigungsstellung von Bilbao, derEi- - ferne Gürtel", lag vor den Angreifern. Die nächsten Schlachten mußten die Entscheidung im Norden herbeiführen. Wieder gaben d i e Flieger den Ausschlag. Aber auch die Flak leistete Unerhörtes. Die deutschen Batterien griffen auch die schwersten ! Bunker an. Sie setzten ihr direktes Feuer mit Millimetergenau­igkeit unmittelbar in die Schießscharten. Dieser Wucht der Ver- ; nichtung hielt auch die verzweifelte Tapferkeit der Basken und j Asturier nicht stand. Der letzte rote Nachtangriff brach in einer Entfernung von 30 Meter im deutschen Flakfeuer zusammen. ! Dann war es aus. In wilder Flucht gaben die Roten Bilbao ! frei. Der Nordostteil der Nordfront war befreit. DieLegion ! Londor" wollte auch den letzten roten Rest noch zerschlagen. Aber ' in diesem Augenblick brach der Teufel aus Madrid aus.

Offensive aus der Luft gestoppt

Die Schlacht bei Vrunete, die fast den ganzen Juli 1937 ausfüllt, gehört zu den blutigsten und gefährlichsten Käm­pfen des spanischen Bürgerkrieges. Sie ist geradezu ein Schulbei­spiel für die Taktik der Roten, im gefährlichsten Augenblick na­tionale Offensiven durch Entlastungsvorstöße an anderer Stelle zu stören. Sie zeigt aber auch deutlich die ungewöhnliche Rasch­heit und Verwendungsfähigkeit derLegion Condor". die das Kempo aller sonstigen Truppenverschiebungen hinter der natio­nalen Front geradezu unheimlich steigerte. Eben noch oben im Norden beim Vorstoß auf Santander, war 48 Stunden später d«. ! Legion bereits an der gefährdetsten Stelle westlich Madrids. ! Diese Fixigkeit war für die Roten schon mehr als eine Hexerei, >

Der Hegau und seine Berge

Von Ludwig Finckh

Schwäbisch-alemannischer Raum! Wenn einer, so habe ich wohl das Recht zu glauben, daß ich ihn kenne, der ich seit 34 Jahren in seinem Grenzbereich lebe am Vodensee. Das Wasser ist blau oder schwarz oder grün, je nach dem Licht aus den Wolken, aber jenseits des Wassers liegt die Schweiz, ich sehe sie von meinem Fenster mit jedem Baum und Dach und höre jeden Hund drüben bellen: wir haben nur die Hälfte deutschen Raumes um uns, der anderen Deutschen beschieden ist. Am eigenen Leib haben wir dies Tag für Tag zu verspüren; denn, waren wir früher so fröh­lich East auf Schweizer Erde wie auf deutscher, so prallt uns heute eine Woge von Unfreundlichkeit entgegen, die be­wirkt, daß wir nie mehr hinübergehen.

Da stehen wir nun schon mitten im schwäbisch-alemanni­schen Raum Geistes und Landes, mit politischen und sprach­lichen Unterschieden, die nicht durch die Silben le und li charakterisiert sind Nägele und Nägeli, im deutschen Dorf am See wie im Hegau herrscht durchaus das le vor. Auf allen Wegen weht uns der Atem großschwäbischer Ge­schichte an. Herzogtum Schwaben, Herzogtum Alemannien, ein und dasselbe! Auf dem Hohentwiel saß der Herzog von Schwaben, Frau Hadwig, Herzog Ulrich von Württemberg, er istder Schwabenberg. Und es scheint not­wendig, die Schicksale dieser Landschaft von unserer deut­schen Warte aus zu überschauen.

SiebenVulkanberge trug der Hegau noch, als ich vor 34 Jahren an den Bodensee zog, sieben große Zeugen deutscher Vergangenheit, neben den kleineren: den Hohen­twiel, den Hohenkrähen, den Mägdeberg, den Hohenstoffeln, den Hohenhewen, den Neuhewen, den Hewenegg. Was mit ihnen geschah in dieser kurzen Spanne Zeit, ist wert vor Augen geführt zu werden, um die Nachwelt vor gleichen Ereignissen zu bewahren, denn ich habe sie erlebt; sie bildeten in ihrer Gesamtheit einen einzigartigen Kranz deutscher Heldenberge, dem die Anmut südlicher Lieblich­keit und die Wucht feuergeborensr Erdgewalt zugleich eignete. Entscheidend für ihr Schicksal waren die Buchstaben der Eigentumsverhältnisse. Der H o h e n t w i e l, der nächste am Bodensee, nicht der bedeutendste, aber durch Scheffels Ekkehard bekannteste, war seit Herzog Ulrich wllrttem - belgisches Staatseigentum; die Festung wurde 1800 durch die Franzosen wortbrüchig zerstört, die Bürg­

st« war ihr Verderb. Ohne den Condor-Einsatz bei Vrunete tobte der spanische Bürgerkrieg vielleicht heute noch, s Man kann nicht sagen, daß die rote Heeresleitung bei der Brunete-Offensive ungeschickt verfahren wäre. Ihre französischen und englischen Berater waren ausgezeichnete Strategen. Durch seinen nach Westen und Süden angesetzten Vorstoß sollten die rück­wärtigen Verbindungen der nationalen Truppen abgeschnitten und die ganze Madridfront ins Wanken gebracht werden. Un­geheures Material stand für diesen Zweck bereit. Die neuesten sowjetrussischen Bomber, die zweimotorigen Martin-Bomber, lauerten in Stärke von 30 Flugzeugen auf den Einsatz. Zu ihrer Deckung und zur Vernichtung der nationalen Flugstreitkräfts waren außerdem 60 der modernsten Jagdflugzeuge auf den Flugplätzen hinter Madrid zusammengezogen worden. Auch- nition, Artillerie und Menschenreserven waren in Hülle und Fülle vorhanden. Wenn je, so mußte in diesen Tagen die große, von den Bolschewisten und den westlichen Demokratien so heiß ersehnte Entscheidung fallen.

Sie siel, aber sie fiel in anderem Sinne! Der erste Vorstoß war zwar ein voller Erfolg. Achtzehn Kilometer tief bohrte sich der rote Keil durch die überraschten Stellungen der nationalen Truppen. Die Front war bereits in Bewegung. Nur dünne Schlltzenschleier mit ein paar MGs. hinderten die roten Angrei­fer noch am weiteren Vorwärtsdringen. Da erschien dieLegion Condor".

Obwohl die feindlichen Flieger vielfach überlegen waren, gin­gen die tapferen Deutschen sofort zum Gegenangriff über. In Be­reitschaftsstellungen standen die roten Bataillone. Auf den Stra­ßen hielten die Artillerie-Kolonnen. Auch die roten Tanks wa­ren massiert worden, um nach erfolgtem Durchbruch sofort sämt­liche rückwärtigen Verbindungen abzuschneiden. In diese dich­ten Massen von Menschen und Material hämmerten nun die deutschen MGs., schlugen die schweren Bomben. Trotz spürbarer Verluste ließ man in den ununterbrochenen Angriffen nicht locker. Geschützt von zwei italienischen Jagdgruppen und zwei deut­schen Staffeln warfen sich dieJu 52" immer wieder in den -Kampf. Der Angriff stockte. Die Sturmkolonnen gerieten durch­einander. Verwundete und Flüchtlinge fluteten zurück. Der dünne nationale Jnfanterieschleier hielt. Die Offensive kam nicht weiter. Eine tiefe Ausbuchtung blieb. Aber jede Stunde verstärkte den Zustrom der herbeieilenden Hilfstruppen. Die Londor-Flieger hatten aus der Luft das Wunder fertig ge­bracht, den gigantischen Vorstoß zu stoppen. Der Rückschlag muhte für die Roten bedenklich sein.

Nachdem die ersten schwierigen Tage überstanden waren, konnte die spanische Infanterie zum Gegenangriff schreiten. Aber noch war der Zeitpunkt eines Erfolges verfrüht. Schwere Fliegerschlachten spielten sich in der Luft ab. Ununterbrochen wurde der nationale Nachschub durch heftige Bombenangriffe ge­hört. Vorstöße verpufften und blieben im unübersichtlichen Ge­lände liegen. Das Dorf Vrunete, das verloren gegangen war, wurde zwar zurückgewonnen. Aber die Roten setzten weitere Re- s serven ein. Noch einmal schien sich die Krisis des Anfangs der Schlacht von Vrunete zu wiederholen. Doch auch diesmal siegte der fliegerische Geist über den verbissenen Fanatismus der Mar­xisten. Noch einmal Hagelten 250 Kilogramm-Bomben in die letz­ten roten Sturmreserven. In fünfmaligen Angriffen jagten die deutschenHe 51"-Staffeln über den Zurückflutenden dahin. Un­aufhörlich regneten die Splitterbomben in die dichten Haufen der Weichenden. Eine fürchterliche Panik brach aus. Das rote Hauptquartier gab selbst die Höhe der Verluste in diesem bisher schwersten Ringen auf spanischem Boden an. Durch die Luftan­griffe am 24. und 25. Juli, die hauptsächlich von derLegion Condor" durchgeführt wurden, waren nicht weniger als 30 000 ! Mann kampfunfähig geworden. Eine blasse Furcht packte die Ro- ! ten, wo immer in Zukunft die deutschen Flieger erschienen. Der ! Lorbeer von Vrunete schmückte versöhnend die Gräber der ge- ! fallenen deutschen Helden.-

Wieder dreht sich nach kurzer Ruhepause die Nase der deutschen Flugzeuge nach Norden. Mitte August kann der unterbrochene Vormarsch auf Santander zusammen mit dem kampferprobten Navarrakorps wieder ausgenommen werden. Unerhörte Ee- ländeschwierigkeiten werden überwunden. Zwischen den Fels- schroffen, die bis 2500 Meter Höhe aufragen, brausen im Tief­flug die deutschen Bomber und Jäger. Acht Wochen hindurch wurde täglich oft viermal geflogen. Und ähnliche ungeheure Leistungen erfüllte die deutsche Flak. Vier schwere Batterien hämmerten ihr Feuer von Kuppe zu Kuppe, von Tal zu Tal, von

^ Straße zu Straße. Täglich wurden rote Jagdflugzeuge vernich- , tet, obwohl sie sich zähe und heldenhaft schlugen. Am 21. Okto­ber 1937 marschierte als erste eine deutsche Flakbaflerie in dem eroberten Gijon ein. Der Sieg war gewonnen.

Was die deutschen Condorleute in den sechs Wochen ihres Ein­satzes hier oben geleistet hatten, verdeutlicht eine Zusammen­stellung ihres Führers, des Generalleutnants Sperrle, der nach diesem Erfolg in die Heimat zurllckkehrte. 2500 Tonnen Bomben waren abgeworfen worden. 1130 000 Schuß MG.-Munition, 22 500 Schuß 8,8-Zentimeter-Eranaten und 31480 Schuß 2-Zen- timeter-Eranaten wurden durch die Rohre gejagt. Das waren keineGuerillakämpfe", wie man im Ausland beschönigte, das war Krieg ebenso hart wie der Weltkrieg. Auch mit diesem Krieg war dieLegion Condor" fertig geworden.

(Schluß folgt.)

Besuch in einer Biehverteilungssteke

nsg. Es ist noch nicht lange her, daß der Begriff einer Vieh­verteilungsstelle etwas völlig Neues war. Und so war es weiter nicht verwunderlich, daß viele Bauern, Landwirte und Metzger dieser neuen Einrichtung zunächst abwartend gegenüberstanden. Wie wir bei einem Besuch in der Viehverteilungsstelle Kirch- Heim-Teck feststellen konnten, hat diese erste Zurückhaltung längst einer restlosen Zustimmung Platz gemacht. Das Gebiet des Viehwirtschaftsverbandes Württemberg, das dem Gaugebiet ein­schließlich Hohenzollern entspricht und dazu das badische Bezirks­amt Pforzheim umfaßt, hat heute einen Viehgroß markt, drei Mittelmärkte und 29 Verteilungs st eilen.

Wie geschieht die Preisregulierung?

Der Viehgroßmarkt, der zugleich als Richtmarkt bestimmt ist, befindet sich in Stuttgart, die Mittelmärkte in Heil­bronn, Ulm und Pforzheim. Auf Grund seiner Markt­preise werden in dem Verbandsgebiet, das wiederum in drei Preisgebiete eingeteilt ist, die Höchstpreise für Schlachtvieh ab Land und frei Empfangsstation festgesetzt, diese Preisfestsetzung geschieht nicht etwa willkürlich. Sie hat vielmehr den Zweck, die Einkaufs- und Verkaufsbedingungen so zu gestalten, daß der Erzeuger die ihm zustehenden Verkaufspreise erhält, der Vieh­verteiler eine genügende Verdienstspanne hat und der Metzger zu gerechten Einkaufspreisen kaufen und so die festgesetzten La­denverkaufspreise einhalten kann. Viehvertcilungsstellen gibt es in unserem Gau bis jetzt in Backnang, Biberach, Böblingen, Calmbach, Ebingen, Eßlingen, Freudenstadt, Friedrichshafen. Geislingen-Altenstädt, Schwab. Gmünd, Göppingen, Schwab. Hall, Hechingen, Heidenheim, Kirchheim-Teck, Leonberg, Lud­wigsburg, Mergentheim, Mühlacker, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Schorndorf, Schramberg, Schwenningen, Sulz a. N-, Tübingen, Tuttlingen und Waiblingen.

Die Arbeit in einer Viehverteilungsstelle

Die Viehverteilungsstellen dienen vor allem dazu, den Vieh­verkehr örtlich und zeitlich zu kontrollieren und so eine wirk­same Kontrolle des Schlachtviehs auf seinem Wege vom Erzeu­ger zum Verteiler oder Schlächter zu gewährleisten. Die An­lieferung geschieht nur zu bestimmten Zeiten. Dann werden die Schlachttiere durch einen besonderen Schlachtwertklassen-Ausschuß, dem je ein Vertreter der Erzeuger, Verteiler und Schlächter angehören, in bestimmte Eütegruppen eingeteilt. Diese Arbeit setzt ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein voraus, denn letzten Endes dient die Klassifizierung der Preiswabrheit. Sie ist damit eine der wichtigsten Eckpfeiler der viehwirtschaftlichen Marktordnung. Durch diese Regelung wird die Qualität und damit die Leistung bezahlt. Eine klare Vorstellung von der Wichtigkeit und dem Umfang der Märkte und Viehverteilungs­stellen für die gesamte Fleischversorgung vermitteln auch dem Laien nachstehende Zahlen: In der Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1939 wurden über den Viehgroßmarkt Stuttgart geschleust: 13 222 Rinder. 19 552 Schweine, 16197 Kälber. Ueber die Mittelmärkte Heilbronn, Pforzheim und Ulm wurden in derselben Zeit geschleust: 4862 Rinder, 11183 Schweine, 8886 Kälber. Ueber die 29 Viehverteilungs st eilen wurden in demselben Zeitraum geschleust: 15 831 Rinder, 19 222 Schweine und 24 486 Kälber. Der Wert der in der Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1939 über Märkte und Viehverteilungsstellen im Gebiet des Viehwirtschaftsverbandes Württemberg geschleusten Schlachttiere beträgt rund 25 Millionen RM. Durch die Er-

mauern verfielen, bis vor 20 Jahren der württembergistye Staat eingrisf und den Berg unter Naturschutz stellte. Da­mit war er der Gefahr weiteren Verfalls entzogen.

Die anderen Hegauberge aber standen auf badi­schem Boden im Eigentum adeliger Herren, der Nach­kommen und Erben der früheren Rittergeschlechter, und dies ! wurde ihnen zum Verhängnis. Der nächste Bruder, der , trutzige Hohenkrähen, trägt einen stattlichen Vurg- mauerkranz; er steht im Eigentum des Freiherrn von Rei­schach, ohne Pflege, aber viel erwandert, und es konnte nichts für seine Erhaltung geschehen. Wie alle Hegaubsrge ist er leicht zu ersteigen, jeder liegt nur einen Büchsen­schuß vom anderen entfernt, man kann sie alle in zwei Tagen mühelos durchwandern. Und die Schau von ihren Höhen erweitert sich vom Rand bis zu ihrem gekrönten Mittelpunkt, dem überragenden Hohenstoffeln.

Der Dritte, der Mägdeber g, auch Klingstein wie der Krähen und der Twiel, 666 Meter hoch, kam schon im 14. Jahrhundert an Württemberg und hieß da Neuwllrt- temberg, doch 1481 an Oesterreich; heute ist er im Besitz des Grafen Douglas von Langenstein. Seine mächtigen Burgmauern zerfallen unablässig ohne jeden Halt. Die Schau wäre groß, doch ist sie von Bäumen überwachsen. Darum erkennt man auch die Türme und Mauern von unten kaum.

Ich greife nun an den nördlichsten Rand des Hegaus hin­aus, um die Entwicklung der Burg- und Bergerhaltung im schwäbisch-alemannischen Raum der jüngsten Zeit dazutun.

Da stand noch zu Anfang unseres Jahrhunderts über Jm- mendingen der Basaltberg Hewenegg mit starken Rui­nen, Junghewen, der Fürsten von Fürftenberg, 814 Meter hoch. Er war der erste, dem sein Gestein zum Ver­hängnis wurde: sein Eigentümer gründete eine Gesellschaft zur Ausbeutung des Basalts, es wurde ein Schotterwerk er­richtet, und heute ist dieser Hegauberg so gut wie verschwun­den; er deckte vorübergehend Straßen des Landes. Gewal­tige Klüfte und Schienenstränge stehen an seiner Stelle.

Der nächste Hsgauberg ist zwar der höchste, 869 Meter hoch, und dennoch unscheinbarste, der Neuhewen, weil er sich nicht scharf von der Umgebung abhebt. Noch ragt ein starker Bergfrit auf das Stettener Schlößle, Scheffel hat ihm von seinem Wacholderbufch Juniperus ein Lied ge­sungen. Auch er ist basalten und fürstenbergischen Eigen­tums, zu weit vom Wege abgelegen, um gleich abgebro­chen zu werden. Von seiner Vorhöhe, der Absetze, öffnet sich ein Ueberblick über den Hegau, auch auf die Bruchwand des Hohenstoffeln, den Ferdinand Stäger in seinem großen Hegaubild im Haus der deutschen Kunst festgehalten hat.

Wie ein bewaldeter Kegel aus der Ebene aussteigend er­hebt sich über der Stadt Engen der fürftenbergische Hohe n- hewen. Ihm wurde die Nachbarschaft von Engen Schutz und Schirm: eine Arbeitsgemeinschaft zur Erhaltung der Ruinen vermochte die Sicherung der Burgreste zu erwirken > und sein Leben zu retten. Das Beispiel des Nachbars , schreckte. Denn unmittelbar vor ihm blutet aus furchtbarer Sprengwunde der beherrschendste Hegauberg, die Krone des Reiches, der Dreiburgenberg H o h e n st o f - feln. Er gehört zweien Freiherren von Hornstein, Nord-, Mittel- und Südgipfel bargen Basalt, und obwohl er, ein deutsches Bergkleinod, den ganzen Hegau bekrönt Gau­grafenburg dereinst.'wurde er von jener Vasaltgesell­schaft in Abbruch genommen. Die Schau vom Nordgipfel des Hohenstoffeln war über alle Maßen umfassend: sowohl nach dem Schwarzwald Belchen, Herzogenhorn, Feldberg und Hochfirst, Schluchsee und Titisee, als nach Süden in die Schneekette der Alpen, zum Randen und zum Bodensee war die weite deutsche Welt aufgeschlossen. Dieser Nord­gipfel, auf dem noch die Ruinen der Hauptburg gestanden hatten, die Hälfte des Berges wurde zerstört, auf 4 Kilo» Meter langer Strecke führte eine Drahtseilbahn sein Gestein in Loren nach Mühlhausen ins Schotterwerk. 25 Jahre lang riefen wir um Hilfe, 25 Jahre lang sah man dem Bruch­werk ohnmächtig zu. Menschen, die ihre eigenen Heimat­berge zerstörten, verdienten diese kostbare Landschaft nicht. Auch der Südaivfel sollte jetzt abgebrochen werden. Da griff zu Amsang oes Jahres 1959 oer Reichsforstmerster Hermann Eöring ein und nahm den Hohenstoffeln in des Reiches Schutz. Mit dem letzten Tag des Jahres soll der letzte Schuß verhallt sein.

Und dies war nun Wahrzeichen und Sinnbild: daß eine Steinbruchgesellschaft der adeligen Ritter-Nachkommen den herrlichsten Hegauberg vor unseren Augen verschottern durfte im schwäbisch-alemannischen Raum, dies war so un­geheuerlich, daß die deutschen Naturschützer im ganzen Reich sich dagegen wandten. Der Hohenstoffeln wurde Markstein. Sein Schicksal geriet zur Rettung der gesamten Hegauland­schaft. Denn das Reichsnaturschutzgesetz von 1935 gibt die Handhabe, nun jeden einzelnen Hegauberg in des Reiches Schutz zu nehmen. Der Hohenstoffeln hat für alle geblutet. Es erhellt aber daraus die Notwendigkeit einer einzigen umfassenden Hand, die mit falschverstandenen Eigentums­begriffen früherer Zeiten aufräumt: Besitz gibt nicht das Recht, heute zu vernichten, was Jahrmillionen stand, Besitz verpflichtet für das deutsche Volk! Das Dritte Reich allein konnte hier Ordnung schaffen, in letzter Stunde, nach unwiederbringlichen Verlusten. auch im schwäbisch-ale­mannischen Raum.